| Titel: | Cohnfeld's Patent-Kesselspeiseapparat als Wassermesser. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 453 | 
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                        Cohnfeld's Patent-Kesselspeiseapparat als
                           								Wassermesser.
                        Mittheilung aus dem Ingenieurbureau von Dr. Proell und Scharowsky in Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 40.
                        Cohnfeld's Patent-Kesselspeiseapparat als Wassermesser.
                        
                     
                        
                           Die Einrichtung und Wirkungsweise des Cohnfeld'schen
                              									Kesselspeiseapparates haben wir in D. P. J. 1879 232 * 310 (vgl. auch 1879 233 171) eingehend erörtert.
                              									Neuerdings hat Cohnfeld seinen Apparat mit einem
                              									Zählwerk versehen, welches die Spielzahl des Apparates für jeden beliebigen Zeitraum
                              									angibt.
                           Durch die eingehendsten Versuche und Messungen am
                              									Speisewasserbehälter ist nämlich festgestellt worden, daſs der Apparat bei jedem
                              									Spiel eine genau gleich groſse Wassermenge in den Kessel drückt; dieselbe ist also
                              									für den Apparat eine Constante. Multiplicirt man die Menge mit der Anzahl Spiele,
                              									welche der Apparat in einem gewissen Zeitraum gemacht hat und welche dem Zählwerk
                              									durch Subtraction der Anfangszahl von der Endzahl entnommen werden kann, so hat man
                              									die ganze Speisewassermenge, welche in einem gewissen Zeiträume in den Kessel
                              									gedrückt ist. Dividirt man diese Zahl in das Gewicht der in demselben Zeitraum
                              									verbrauchten und genau gemessenen Kohlenmenge, so erhält man die
                              									Verdampfungsfähigkeit des Kessels.
                           Die experimentelle Feststellung derselben über einen längeren
                              									Zeitraum ist von groſsem Werthe. Denn man kann dadurch nicht allein den Heizwerth
                              									der verwendeten Kohle bestimmen, sondern auch die Thätigkeit des Heizers
                              									controliren, auf die es bekanntlich in hohem Grade ankommt, ob mehr oder weniger
                              									Kohle verbraucht wird. Die directe Zumessung der Kohle gibt noch keinen Anhalt, da
                              									ja zeitweise in Folge gröſserer Belastung der Maschine thatsächlich mehr Dampf
                              									erzeugt werden muſste. Das Zählwerk am Cohnfeld'schen
                              									Apparat setzt uns aber auch in den Stand, durch Vergleich mit erfahrungsmäſsig
                              									gewonnenen Zahlen einen Schluſs auf die Güte der Kesselanlage und der Dampfmaschine
                              									zuziehen, festzustellen, woran es liegt, falls zu viel Dampf verbraucht wird, ob die
                              									Kesselanlage oder die Maschine zu verbessern sei u. dgl. m. Eine derartige
                              									Erkenntniſs und Auffindung des Fehlers kann Ott zu Verbesserungen führen und diese
                              									wieder zu so erheblichen Ersparnissen, daſs in kürzester Zeit die Anschaffungskosten
                              									des Cohnfeld'schen Speiseapparates mit Zählwerk erspart
                              									werden.
                           Wir geben in Folgendem eine kurze Erläuterung zu der Art und Weise, wie das Zählwerk
                              									am Cohnfeld'schen Apparat angebracht ist und arbeitet.
                              									Auf Taf. 40 stellt Fig. 11 den
                              									Speiseapparat in Ansicht dar; das in Fig. 12 im
                              									Längsschnitt dargestellte Zählwerk ist direct auf das Saugrohr des Apparates (etwa
                              									bei i in Fig. 11)
                              									gesetzt, oder mit diesem durch ein dünnes Kupferrohr verbunden. Bei offener
                              									Hahnstellung unter dem Zählwerk tritt das Wasser in ein calottenförmiges Gehäuse
                              									unter eine Gummiplatte, die zwischen Flanschen eingespannt ist und den
                              									linsenförmigen Raum in zwei Theile theilt. Auf der Gummiplatte ist in deren Mitte
                              									ein Metallplättchen aufgekittet und dieses trägt einen kleinen Stift, welcher in das
                              									eigentliche Zählwerk reicht. Im Saugrohr wechselt bei jedem Spiel des Apparates der
                              									Druck. Sobald der Apparat saugt, ist der Druck im Saugrohr geringer als 1at, entsprechend der Saughöhe unterhalb des
                              									Zählwerkes. Wegen dieses theilweisen Vacuums biegt sich die Gummiplatte nach unten
                              									durch, wobei der Stift sich senkt. Sobald sich das Saugventil schlieſst und Dampf in
                              									das obere Gefäſs des Speiseapparates tritt, theilt sich der ganze Kesseldruck auch
                              									dem Saugrohr mit. In Folge dessen biegt sich die Gummiplatte nach oben durch und
                              									legt sich an die innere Wölbung der oberen Gehäusewand. Der Stift wird gehoben und
                              									rückt mittels eines Ankers das Einerrädchen um eine Einheit weiter. Dies bewegt,
                              									sobald das Rädchen von 9 auf 0 gedreht wird, das nächste Zahnrädchen um eine Einheit
                              									weiter u.s.w. wie bei einem Hubzähler. Wenn der Speisewasserbehälter hoch steht, was
                              									oft der Fall ist und sein muſs, wenn der Speiseapparat mit heiſsem Wasser (80° und
                              									darüber) den Kessel speisen soll, biegt sich die Gummiplatte nicht nach unten durch.
                              									In diesem Falle drückt eine kleine Feder die Gummiplatte während der Saugperiode
                              									nach abwärts. Der hierbei ins Saugrohr gelangende Dampfdruck ist allemal so stark,
                              									die Spannung der Feder zu überwinden und den Stift zu heben.
                           
                        
                     
                  
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