| Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. | 
| Autor: | C. S. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 472 | 
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                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        (Schluſs des Berichtes S. 415 dieses
                           								Bandes.)
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        
                     
                        
                           Generalversammlung des Deutschen Vereines für Fabrikation von
                                 									Ziegeln. Sitzung der Section für Cement und Kalk. (Schluſs.)
                           Ueber vortheilhafte Verwendung von Portlandcement zu Mörtel
                                 										und Beton hat Rud. Dyckerhoff Versuche
                              									angestellt, welche sich erstreckten: A) auf die Stärke der hydraulischen
                              									Eigenschaften der verschiedenen Mörtel und B) auf die Festigkeit derselben, wenn sie
                              									1) nur an feuchter Luft erhärteten und 2) sofort nach dem Anmachen unter Wasser
                              									gebracht wurden. Sämmtliche Festigkeitsermittlungen beziehen sich auf die Druck-Festigkeit, da diese allein für den Vergleich von
                              									Mörteln aus verschiedenen Materialien maſsgebend ist. Eine dritte Versuchsreihe
                              									erstreckte sich darauf, die Festigkeit zu ermitteln, welche erhalten wird, wenn die
                              									Mörtel 24 Stunden an der Luft und dann bis zur Prüfung unter Wasser verblieben;
                              									dieselbe gab nahezu die gleiche Festigkeit, als wenn die Mörtel nur an feuchter Luft
                              									erhärtet waren. Es wurden zur Festigkeitsbestimmung bei den beiden genannten Arten der Erhärtung
                              									Würfel von 10cm Seitenlänge benutzt und (der
                              									Praxis entsprechend) gewöhnlicher Rheinsand angewendet, der durch ein Sieb von 4mm Maschenweite abgesiebt war. Der Wasserzusatz
                              									wurde so bemessen, daſs ein Mörtel von dem Feuchtigkeitsgrade erzielt wurde, wie man
                              									ihn zu Betonirungen anwendet; der Mörtel war also nässer als bei der Normenprobe.
                              									Bei den Proben, welche an der Luft erhärteten, wurde der Mörtel eingestampft; beim
                              									Verbringen des Mörtels direct unter Wasser wurde derselbe mittels eines Trichters
                              									eingefüllt, die Form gewölbt voll gemacht und die die Form überragende Mörtelmasse
                              									nach dem Abbinden abgestrichen. Für Portlandcement wurden die Versuche mit rasch
                              									bindendem Cement (unter 30 Minuten) und mit langsam bindendem Cement (von mehreren
                              									Stunden) durchgeführt. Um zu ermitteln, nach welcher Zeit die verschiedenen Cemente
                              									dem Angriff des Wassers widerstehen, wurden die zur Ermittelung der Bindezeit
                              									angefertigten Kuchen nach verschiedenen Zeiträumen ins Wasser gelegt. Nachfolgende
                              									Tabelle zeigt die Resultate, welche mit zwei Cementen erhalten wurden:
                           
                              
                                 Cementsorte
                                 Bindezeit
                                 Procent Rück-stand auf dem900
                                    											Maschensieb
                                 NormenprobeK auf 1qc
                                 Widersteht demWasser nach
                                 1 Th. Cement, 3 Th. Sand.
                                    											Druckfestigkeit vonWürfeln, k auf 1qc
                                 
                              
                                 An der Luft erhärtet
                                 Direct unter Wasserbetonirt
                                 
                              
                                 Min.
                                 24 Stdn.
                                 1 Woche
                                 4 Woch.
                                 24 Stdn.
                                 1 Woche
                                 4 Woch.
                                 
                              
                                 A
                                   20
                                 10,5
                                 12,6
                                 20 Min.
                                 11,0
                                 38,2
                                   79,5
                                 0,75
                                 12,8
                                 30,1
                                 
                              
                                 B
                                 600
                                   5,0
                                 17,8
                                 12 Stein.
                                   8,4
                                 60,7
                                 114,4
                                 0,23
                                 17,8
                                 32,1
                                 
                              
                           Es ergibt sich aus diesen Zahlen, um wie viel die Festigkeit geringer ausfällt, wenn
                              									mit einem Mörtel direct unter Wasser betonirt wird, gegenüber der Festigkeit, welche
                              									man erhält, wenn der Mörtel an der Luft verarbeitet wird. Ob sich diese groſsen
                              									Abweichungen nach längerer Erhärtungsdauer vermindern, müssen weitere Versuche
                              									ergeben.
                           Wir sehen ferner aus dieser Tabelle, daſs der rasch bindende Cement bereits 20
                              									Minuten nach dem Anmachen seinen Zusammenhang im Wasser behält, während der langsam
                              									bindende hierzu 12 Stunden gebraucht. Damit hängt zusammen, daſs beim Verbringen des
                              									Mörtels direct unter Wasser der rasch bindende Cement nach 24 Stunden eine
                              									wesentlich höhere Festigkeit ergibt als der langsam bindende. Nach 'Tagen hat
                              									letzterer allerdings die Oberhand; es gleichen sich jedoch diese Differenzen nach 4
                              									Wochen fast vollständig aus. Beim Erhärten an der Luft ergibt der rasch bindende
                              									Cement nach 24 Stunden ebenfalls eine höhere Festigkeit als der langsam bindende
                              									Cement; dagegen wird ersterer nach 1 und 4 Wochen von letzterem übertroffen.
                              									Andererseits zeigen die Zahlen auch, daſs bei dem rasch bindenden Cement die Festigkeit von 1 auf 4
                              									Wochen in stärkerer Proportion zunimmt als bei dem langsam bindenden. Wenn nun ein
                              									Cement in der Zeit zwischen 20 Minuten und 10 Stunden abbindet, so nähern sich seine
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und seine sonstigen Eigenschaften entweder mehr
                              									denjenigen des rasch oder des langsam bindenden Cementes, je nachdem die Bindezeit
                              									mehr dem einen oder dem anderen Grenzwerthe näher liegt.
                           Ziehen wir die Nutzanwendung für die Praxis, so liegt in den obigen Zahlen zunächst
                              									die Begründung der Forderung, daſs man überall da, wo es
                                 										angeht, vermeiden muſs, direct ins Wasser zu betoniren, da hierbei die
                              									Festigkeit eines jeden Mörtels wesentlich beeinträchtigt wird, daſs also das Wasser
                              										vor dem Abbinden des Mörtels oder Betons fern zu
                              									halten ist. Wo man aber eine Arbeit unter Wasser oder bei Wasserandrang ausführen
                              									muſs, wird man sich eines rasch bindenden Cementes oder
                              									wenigstens eines Cementes von mittlerer – etwa 1 Stunde – Bindezeit mit mehr
                              									Vortheil bedienen als eines langsam bindenden. Da der rasch und mittelrasch bindende
                              									Cement innerhalb der ersten 24 Stunden dem langsam bindenden an Festigkeit weit
                              									voraus ist, so werden diese Cemente auch in vielen anderen Fällen der Verwendung
                              									vortheilhafter sein als der langsam bindende Cement, welcher mehrere Stunden zum
                              									Abbinden erfordert. Wo hingegen frühes Widerstehen gegen Wasser oder relativ hohe
                              									Festigkeit in den ersten 24 Stunden nicht erforderlich sind, wird man wegen der
                              									höheren Festigkeit in den ersten Wochen den langsam bindenden Cement vorziehen.
                           Bekanntlich zeigen gute, minder langsam bindende Cemente- und zwar nur in Folge ihres
                              									rascheren Abbindens – bei der 28-Tagesprobe eine geringere Festigkeit als gute, sehr
                              									langsam bindende Cemente (vgl. 1879 234 390); solche rascher bindende Cemente nehmen
                              									jedoch an Festigkeit in stärkerem Maſse zu als die langsamer bindenden und holen
                              									daher diese letzteren nach einiger Zeit an Festigkeit ein und übertreffen sie sogar
                              									zuweilen. Nachdem im vorigen Jahre der Beschluſs gefaſst worden ist, „daſs die
                                 										Festigkeitszahl der Normenprobe nur unter Berücksichtigung der die Festigkeit
                                 										mit bedingenden Bindezeit zur Werthbestimmung eines Cementes dienen kann“,
                              									wird die Bindezeit bei der Werthschätzung des Cementes
                              									in der Praxis jetzt schon vielfach berücksichtigt. Nach den Vorschriften des
                              									preuſsischen Kriegsministeriums hat indeſs die Werthbestimmung durch einen
                              									Quotienten zu geschehen, welcher erhalten wird durch Division mit dem Preis in die
                              									bei der Prüfung gefundene 28-Tagesfestigkeit, gleichviel ob der Cement in 1 oder in
                              									10 Stunden abbindet. Gegenüber dem an sich richtigen Gedanken, welcher der
                              									Aufstellung der Werthziffer zu Grunde liegt, zeigen jedoch obige Betrachtungen
                              									allein schon, zu welch völlig unrichtigen Schlüssen für die Praxis man durch eine
                              									solche Werthziffer gelangen kann.
                           
                           Aehnliche Versuche, wie die vorher besprochenen, hat Dyckerhoff auch mit mageren Cementmörteln
                              									(also bei hohem Sandzusatz) mit und ohne Zusatz von Fettkalk und zum Theil auch mit
                              									Mörteln aus Traſs und hydraulischem Kalk ausgeführt. Zur Ermittelung der Widerstandsfähigkeit
                              									gegen Wasser wurden bei diesen Versuchen Probekörper von den betreffenden Mörteln in
                              									verschiedenen Zeitabschnitten ins Wasser gelegt. Nachfolgend die Resultate, welche
                              									bei diesen Versuchen beispielsweise mit einem Mörtel von 1 : 6 mit und ohne
                              									Kalkzusatz, ferner mit einem Traſsmörtel und mit hydraulischem Kalk erzielt wurden;
                              									der Sand und die Anfertigung der Würfel waren dieselben wie bei den fetten
                              									Cementmörteln:
                           
                              
                                 Mischungsverhältnis
                                 Wider-stehtdemWassernach
                                 Druckfestigkeit in k auf 1qc
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 An der Lufterhärtet
                                 Direct unterWasser betonirt
                                 
                              
                                 24 Stdn.
                                  1 Woche
                                  4 Woch.
                                  Stdn.
                                 1 Woche
                                 4 Woch.
                                 
                              
                                 1 Cement, 6 Sand1 Cem., 6 Sand + 1 Kalkteig.1 Traſs, 1 hydr.
                                    											Kalk + 2 SandHydraulischer Kalk
                                 12 Std.  2 Std.  2
                                    											TagmehrerenTagen
                                 6,06,6––
                                 16,531,2  8,3–
                                 32,751,522,9–
                                 –0,40––
                                 5,54,80,32–
                                   9,413,9  6,2–
                                 Der Cement hattebei der Normen-probe: 15k,4 bei1 stde. Bindezeit.
                                 
                              
                           Aus den Zahlen dieser Tabelle folgt, daſs durch einen
                              									geeigneten Zusatz von Fettkalk die Festigkeit des
                              									mageren Cementmörtels bei beiden Erhärtungsarten wesentlich erhöht wird.
                           Die früheren Mittheilungen über Cementkalkmörtel (1879 240
                              									392) sind von verschiedenen Seiten derart ausgelegt worden, als ob Dyckerhoff, um billigen Mörtel herzustellen, unter allen Umständen einen Zusatz von Kalk zu
                              									Cementmörtel befürwortet hätte. Dies ist durchaus nicht der Fall. Wo man hohe
                              									Festigkeit braucht, wird man nach wie vor reinen Cementmörtel, also von 1 Cement auf
                              									1 bis 3 oder 4 Th. Sand, anwenden müssen und nur, wenn man sich mit geringerer
                              									Festigkeit begnügen kann, also bei 5 Th. Sand anfangend, wird man einen Zusatz von
                              									Fettkalk geben; dann ist derselbe auch ganz entschieden von Vortheil. Die
                              									vorjährigen Mittheilungen hierüber sind inzwischen durch Versuche von Wolff in Frankfurt a. M. bestätigt worden. Auch haben
                              										Dyckerhoff's fortgesetzte Versuche gezeigt, daſs
                              									die Cementkalkmörtel am Festigkeit ebenso zunehmen wie die reinen Cementmörtel.
                           Aus obiger Tabelle erkennt man zwei weitere werthvolle Eigenschaften des
                              									Cementkalkmörtels: 1) Die starken hydraulischen
                                 										Eigenschaften. Der reine Cementmörtel mit 6 Th. Sand widerstand selbst bei
                              									einem Cement von nur 1 Stunde Bindezeit erst nach 12 Stunden dem Wasser, mit
                              
                              									Kalkzusatz schon nach 2 Stunden, die Traſsmörtel erst nach 2 Tagen, die
                              									hydraulischen Kalke erst nach 4 bis 7 Tagen, ferner 2) die rasche Erhärtungsfähigkeit sowohl beim Erhärten an der Luft, als auch beim
                              									Betoniren direct unter Wasser.
                           
                           Mit hydraulischem Kalk wurden entsprechende Ermittelungen der Festigkeit nicht
                              									ausgeführt, da die Festigkeit der Kalkmörtel noch weit geringer ausfällt als die der
                              									Traſsmörtel. Einen Vergleich zwischen der Festigkeit von Cementkalkmörtel und den
                              									Mörteln aus Traſs und hydraulischem Kalk geben die 28-Tageszahlen der folgenden
                              									beiden Tabellen. Versuche auf längere Zeit sind im Gange und es läſst sich bis
                              									jetzt, d. i. bis zu 6monatlicher Erhärtung, aus denselben ersehen, daſs die
                              									Traſsmörtel von 1 Monat bis 6 Monate nicht in stärkerem Maſse an Festigkeit zunehmen
                              									als die Cementkalkmörtel:
                           
                              
                                 1 Cement6 Sand½ Kalkteig
                                 1 Cement7 Sand1 Kalkteig
                                 1 Cement8 Sand1 ½ Kalkteig
                                 1 Cement10 Sand2 Kalkteig
                                 1 Cement12 Sand3 Kalkteig
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit von Platten nach 28 Tagen, k
                                    											auf 1qc
                                 Bindekraft des Cementesnach der
                                    												Normenprobe:15k,8 bei 4
                                    											StundenBindezeit
                                 
                              
                                 175
                                 140
                                 130
                                 110
                                 85
                                 
                              
                           
                              
                                 Mischungsverhältnis
                                 Druckfestigkeit von Platten, k auf 1qcnach 28 Tagen
                                 
                              
                                 Kalk
                                 Traſs
                                 Sand
                                 Hydraul.Kalk A
                                 Hydraul.Kalk B
                                 Hydraul.Kalk C
                                 
                              
                                 1
                                 –
                                 1
                                   36
                                   33
                                 –
                                 
                              
                                 1
                                 –
                                 2
                                   27
                                   21
                                   52
                                 
                              
                                 1
                                 1
                                 2
                                 112
                                 112
                                 107
                                 
                              
                           Bei diesen sowie bei allen hier mitgetheilten Prüfungen entsprechen die
                              									Mischungsverhältnisse Maſstheilen. Bei den Proben im
                              									Kleinen wurde jedoch der Genauigkeit wegen nicht abgemessen, sondern es wurden den Hektolitergewichten entsprechende
                              									Gewichtsmengen abgewogen. Die Festigkeitszahlen sind, der sicheren Ermittelung
                              									wegen, an kreisrunden Platten von 40qc Fläche und 22mm,5 Dicke nach dem Einschlageverfahren der Normen bestimmt worden. Diese
                              									Zahlen sind also nur Verhältniſszahlen, deren Werth
                              									aber darin liegt, daſs sie einen richtigen Vergleich der verschiedenen Mörtel
                              									gestatten.
                           Vergleicht man nun die Festigkeit der Cementkalkmörtel mit derjenigen der Mörtel aus
                              									Traſs oder Wasserkalk und zieht man ferner die stärkeren hydraulischen Eigenschaften
                              									und die rasche Erhärtungsfähigkeit der Cementkalkmörtel, wie sie sich in der relativ
                              									hohen Festigkeit nach 7 Tagen ausspricht, in Betracht, so kommt man zu dem Schluſs,
                              										daſs die billigen Cementkalkmörtel vor Mörtel aus Traſs
                                 										oder hydraulischem Kalk den Vorzug verdienen.
                           Im letzten Jahre wurden Cementkalkmörtel anstatt anderer hydraulischer Mörtel
                              									angewendet, z.B. bei den Bauten der Fortification Mainz: Mörtel aus 1 Cement, 2
                              									Kalkteig, 8 Sand; bei der Friedberg-Hanauer Bahn: 1 Cement, ¾ hydraulischer Kalk, 6
                              									Sand. – Für das Fundament des Universitätsgebäudes in Straſsburg wurden etwa 5000cbm
                              									Beton aus 1 Cement, 1
                              									Kalkteig, 5 Sand und 9 Kies hergestellt. Das Grundwasser stand dort etwa 1m über der Fundamentsohle und es wurde dasselbe
                              									während des Betonirens durch Pumpen entfernt. Nach einigen Tagen schon wurde auf dem
                              									Beton gemauert. Dyckerhoff selbst verwendet in seiner
                              									Fabrik bei Bauten, welche bald benutzt werden sollen, statt des gewöhnlichen
                              									Kalkmörtels einen Mörtel aus 1 Cement, 2 Kalkteig und 10 Sand.
                           Was bei der Bereitung von Beton die Auswahl des Cementes betrifft, so gilt von dieser
                              									dasselbe, was beim Mörtel erörtert wurde. Man wird z.B. auch bei Anwendung eines
                              									Betons aus Cement, Sand und Kies, beim Betoniren unter Wasser, oder Wasserandrang,
                              									mit rasch oder mittelrasch bindendem Cement bessere Resultate erhalten als mit
                              									langsam bindendem. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daſs ein Beton nichts weiter ist,
                              									als ein Conglomerat von Kies und Steinstücken, in welchem der Cementmörtel den Kitt
                              									bildet, so liegt es auf der Hand, daſs die Festigkeit des Betons durch die Stärke
                              									des angewendeten Mörtels bedingt wird, vorausgesetzt natürlich, daſs die Steine
                              									nicht etwa eine geringere Festigkeit besitzen als der Mörtel, sowie ferner dadurch,
                              									daſs alle Hohlräume zwischen den Kies- bezieh. Steinstücken so mit Mörtel ausgefüllt
                              									sind, daſs die Kiesstücke unter einander sich eben nicht mehr berühren. Mehr Mörtel
                              									zu nehmen, wird meistens Verschwendung sein; zu wenig Mörtel muſs den Beton
                              									verschlechtern.
                           Um nun in jedem gegebenen Falle einen guten, aber möglichst ökonomisch hergestellten
                              									Beton zu erzeugen, fragt es sich in erster Linie: Welche Stärke soll der Mörtel
                              									haben, ferner wie viel Hohlräume sind bei dem gegebenen Kies- oder Steinmaterial
                              									auszufüllen und wie noch darf man folglich bei dem gewählten Mörtel den Kieszusatz
                              									steigern, ohne die Festigkeit zu verschlechtern? Zunächst ermittelt man demnach die
                              									Hohlräume des Zuschlagmaterials (Kies oder Steine) durch Eingieſsen von Wasser in
                              									ein mit dem Material angefülltes Maſsgefäſs. Das richtige Verhältniſs zwischen
                              									Mörtel und Kieszusatz ergibt sich dann durch folgende Betrachtung: Wenn man in
                              									ähnlicher Weise, wie dies auf der vorjährigen Versammlung von C. Schumann für mauergerechte Mörtel dargethan wurde,
                              									das Volumen des Mörtels berechnet, (indem man die angewendeten absoluten Gewichte
                              									der einzelnen Mörtelbestandtheile durch ihre specifischen Gewichte dividirt und
                              									alsdann die Quotienten addirt), so erhält man für den Mörtel das denkbar kleinste
                              									Volumen, welches er einnehmen kann. Wendet man nun für jeden Beton immer so viel
                              									Mörtel an, daſs dieses berechnete Mörtelvolumen die Hohlräume des Kieses noch um
                              									etwa 15 Proc. übersteigt, so wird der Mörtel stets hinreichen, die Hohlräume der
                              									Steine u.s.w. nicht nur auszufüllen, sondern auch die einzelnen Stücke zu umhüllen;
                              									denn praktisch kann ja das Mörtelvolumen dadurch, daſs im Mörtel selbst geringe
                              									Hohlräume verbleiben, nur noch gröſser ausfallen, als die Berechnung ergibt. Man kann
                              									natürlich auch durch den Versuch ermitteln, wie groſs das Volumen einer jeden
                              									Mörtelmischung nach dem Einstampfen ist und dieses der Berechnung zu Grunde legen. –
                              									Führt man die angedeutete Rechnung für einige Mörtelmischungen durch, so ergibt
                              									sich, daſs folgende Mischungsverhältnisse vollständig satt ausgefüllte Betonmassen
                              									liefern müssen:
                           
                              
                                 Mischungsverhältniſs in Hektoliter
                                 
                              
                                 1
                                 Cement
                                 2
                                 Sand
                                   5
                                 Kies
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 3
                                 „
                                   6 ½
                                 
                                    „
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 4
                                 „
                                   8 ½
                                 
                                    „
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 6
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                           Der bei diesen Berechnungen und den gleich zu besprechenden Festigkeitsversuchen
                              									benutzte Kies war Rheinkies (zwischen 5mm und
                              										30mm Korngröſse). 1001 dieses Kieses hatten 351 Hohlräume und wogen 164k. Der Sand war durch ein Sieb von 4mm Maschenweite abgesiebter Rheinsand und wog in
                              									feuchtem Zustande für 1001 140k. Für Cement wurde 1hl zu 140k angenommen. Um sich von der
                              									Richtigkeit der obigen Ausführungen zu überzeugen, wurden nun verschiedene Mörtel
                              									von der Consistenz, wie man sie zu Beton verarbeitet, einerseits für sich und
                              									andererseits mit verschiedenen Kieszusätzen in Würfelformen von 10cm Seite eingestampft und die Festigkeit
                              									ermittelt. Der Kies wurde dem Mörtel stets in frisch genetztem Zustande zugesetzt
                              									und der Beton eingestampft, bis sich Wasser zeigte. Die Ergebnisse der Versuche sind
                              									in folgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Mischungsverhältniſs in Volumtheilen
                                 Druckfestigkeitk auf 1qc
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 Cement
                                 Kalkteig
                                 Sand
                                 Kies
                                 
                              
                                 111111111111
                                 ––––––––––11
                                 222–33344466
                                 –355–56½–58½–12
                                 151,8196,2170,5  69,9  98,8111,6108,2  75,2  90,9  86,0  53,5  52,1
                                 Bindekraft des Cementesnach der
                                    												Normenprobe,16k,3 bei 1
                                    											StundeBindezeit.Die Würfel erhärteten 1 Tagan der Luft und 27
                                    											Tageunter Wasser.
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen lassen sich folgende Schlüsse ziehen:
                           1) Die Festigkeit eines Betons wird wesentlich beeinträchtigt, wenn man, wie dies
                              									hier und da geschieht, reinen Cement mit starkem Kieszusatz verarbeitet, anstatt
                              									demselben den entsprechenden Sandzusatz beizufügen.
                           2) Ein Beton, welcher Cementmörtel und Kies im ökonomisch richtigsten Verhältniſs
                              									enthält, hat die gleiche Festigkeit wie der Cementmörtel für sich, wenn beide
                              									eingestampft werden.
                           
                           3) Eine Verminderung des Kieszusatzes unter die oben angegebene Menge ist
                              									unökonomisch, da die Festigkeit dadurch wenig gesteigert wird, während die Kosten
                              									des Betons sich beträchtlich höher stellen. Schlagend zeigt sich dies bei dem Mörtel
                              									mit der Mischung 1 : 4, welcher mit 8 ½ Th. Kies nahezu die gleiche Festigkeit
                              									ergibt wie mit 5 Th. Kies.
                           4) Da man bei Kies mit 35 Proc. Hohlräumen dem Cement mindestens doppelt so viel Kies
                              									als Sand zusetzen kann, so läſst sich für die Praxis, wenn man Kies verwendet, der
                              									annähernd gleiche Hohlräume enthält, wie es meist der Fall sein wird, die Regel
                              									aufstellen, daſs man auf 1 Th. Cement doppelt so viel Kies als Sand zuzusetzen hat,
                              									wenn man mit einem gegebenen Mörtel vortheihaft betoniren will. Die Festigkeit des
                              									Betons wird dann dieselbe sein wie die des angewendeten Mörtels allein,
                              									vorausgesetzt daſs beide eingestampft worden waren.
                           Auf Grund der oben angegebenen Regel wurden Betonblöcke von 1m Länge und 0m,4
                              									Höhe und Breite mit Zuschlagmaterialien, wie sie in der Praxis zur Verwendung
                              									kommen, angefertigt. Bei einer Anzahl von Blöcken wurden geschlagene Steine (in
                              									Gröſse von Straſsenschotter) verwendet. Die Hohlräume der letzteren betrugen etwa 50
                              									Proc. und es berechnet sich dem entsprechend der Zusatz an geschlagenen Steinen
                              									geringer als bei Kies, wie dies auch in der nachfolgenden Tabelle angegeben ist.
                              									Nach 7 monatlicher Erhärtung im Freien wurden aus den Blöcken Würfel von 20cm Seitenlänge gesägt und diese in nassem Zustande
                              									in der Versuchsstation der Reichseisenbahnen zu Straſsburg Druckproben unterworfen.
                              									Die hierbei gefundenen Festigkeitszahlen haben wohl Werth für die Praxis, da sie der
                              									Festigkeit entsprechen, welche man im Groſsen mit eingestampftem Beton erhält,
                              									vorausgesetzt natürlich, daſs man gute Materialien verwendet; die Festigkeit der
                              									Betonproben wäre noch höher ausgefallen, wenn die Würfel bei der Prüfung trocken
                              									gewesen wären.
                           
                              
                                 Mischungsverhältniſsin hl
                                 Aus-beutehl
                                 Zu 1cbm
                                    											ein-gestampftemBeton erforder-lich Cement
                                 Druck-festigkeitk auf 1qc
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 Cement
                                 Sand
                                 Kies
                                 
                              
                                 1111
                                 3456
                                   6  81012
                                   6,65  8,8511,2513,45
                                   210k158125104
                                 140,0121,2  94,1  96,8
                                 Der Sand war Rhein-sand. durch ein Siebvon
                                    												5mm Maschenweiteabgesiebt. Der
                                    											Kies warRheinkies von 5mm
                                    												bis45mm Korngröſse.
                                 
                              
                                 + 1 Kalkteig
                                 
                                 
                                 
                                 + 75l Kalktg.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kies-sand:
                                 GeschlageneSteine:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1111
                                 5678
                                 8 Basalt10 Kalksteine11 Kalksteine13
                                    											Kalksteine
                                   9,8011,4512 5514 80
                                 142,5122,0112,0  94,0
                                 147,9121,0  83,0  91,2
                                 Der Kiessand bestandaus gleichen TheilenSand
                                    											und Kies bis zu18mm
                                    											Korngröſse.
                                 
                              
                                 +1 Kalkteig
                                 
                                 
                                 
                                 + 66l Kalktg.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Schlieſslich ist zu erwähnen, daſs für die richtige und vortheilhafte Bereitung von Beton, auſser den
                              									besprochenen, ja noch manche andere Verhältnisse zu berücksichtigen sind je nach dem
                              									Zweck, welchen der Beton erfüllen soll. So wird man z.B. für wasserdichten Beton
                              									auch einen wasserdichten – also fetten – Mörtel anwenden müssen. Man wird ferner,
                              									wie Versuche dies gezeigt haben, beim Betoniren unter
                                 										Wasser, um die gleiche Festigkeit zu erzielen wie an der Luft, nickt nur einen
                                 										weit stärkeren Mörtel, sondern auch eine gröſsere Menge desselben nehmen
                                 										müssen, indessen man beim Fernhalten des Wassers während des Abbindens die
                              									gleiche Mischung wird verwenden können wie bei Betonirung an der Luft u.s.w.
                           
                              
                                 C.
                                    										S.