| Titel: | Ueber die Herstellung der Sand-Gussformen mittels sogen. Formmaschinen; von Hermann Fischer, Professor an der technischen Hochschule in Hannover. | 
| Autor: | Hermann Fischer | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 6 | 
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                        Ueber die Herstellung der Sand-Guſsformen mittels
                           								sogen. Formmaschinen; von Hermann Fischer, Professor an der technischen Hochschule in
                              								Hannover.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 2.
                        Herm. Fischer, über Herstellung der Sandguſsformen.
                        
                     
                        
                           Der vorliegende Gegenstand ist bisher in ausgezeichneter Weise bearbeitet von Karl Karsmarch (vgl. Prechtl's technologische Encyclopädie, 1859
                              									2. Supplementband, * S. 624), Stentz (Zeitschrift für das
                                 										Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate, 1864 * S. 324), und
                              										Blum (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleiſses, 1880 * S. 179). In dem Folgenden gedenke ich unter
                              									Benutzung der genannten Arbeiten und anderer Quellen, sowohl eine gedrängte
                              									Uebersicht des heutigen Standes des Sandformens mit Hilfe sogen. Maschinen, als auch
                              									Beiträge zur Geschichte desselben zu liefern.
                           Die z. Z. bekannten hierher gehörenden Vorrichtungen bezieh. Verfahren lassen sich
                              									eintheilen in solche, welche Ersparniſs an Formerlöhnen bezwecken, und solche,
                              									welche Modellkosten möglichst herabdrücken sollen. Erstere scheinen älter zu sein,
                              									sie haben sich auch ein gröſseres Feld erobert als letztere; sie mögen deshalb den
                              									Reigen eröffnen.
                           
                        
                           I) Maschinen, bezieh. Vorrichtungen,
                                 										durch welche an Former- bezieh. Arbeitslöhnen gespart werden soll.
                           Die hierher gehörigen Erörterungen dürften leichter verständlich werden, nachdem die
                              									einzelnen Arbeiten des Sandformens kurz in das Gedächtniſs zurückgerufen sind.
                           Behufs Hervorhebung derselben sei die Aufgabe gestellt, einen Gegenstand einfach
                              									kreuzförmigen Querschnittes mit Hilfe des gewöhnlichen Handverfahrens zu formen. Man
                              									wird das betreffende Modell in der Ebene A-B (Fig.
                                 										1 Taf. 2), welche auch die Theilungsebene der beiden Kasten ist, theilen,
                              									zunächst den ⊤-förmigen Theil desselben glatt auf das Formbrett legen, den
                              									Formkasten aufstellen, feinen Sand aufsieben und hierauf den gewöhnlichen Sand
                              									schichtenweise einstampfen. Hierauf ist der Formkasten umzukehren, die Einzelrippe
                              									und der obere Kasten aufzusetzen, etwas trockener Sand aufzusieben und wie vorhin zu
                              									verfahren, wobei geeignete Holzstücke eingelegt werden, welche den „Einguſs“
                              									und die etwaigen „Windpfeifen“ frei zu halten haben. Der obere Formkasten
                              									wird nunmehr einschlieſslich des in ihm befindlichen Modelltheiles abgehoben und
                              									umgekehrt niedergelegt. Behufs Aushebens des Modelles werden in das Modell geeignet
                              									gestaltete Stifte geschraubt die Sandränder bei x
                              									mittels eines mit Wasser gefüllten Pinsels genetzt und gegen die genannten Stifte
                              									geschlagen, um die Form ein wenig auszuweiten, also das Ausheben des Modelles ohne
                              									Schädigung der Form zu
                              									ermöglichen. Das Ausheben des Modelles muſs trotzdem mit groſser Sorgfalt geschehen;
                              									da ein geringes Schwanken der Hände unvermeidlich ist, hat man zur Erleichterung des
                              									Aushebens das Profil des Modelles verjüngt gestaltet. Das Ausheben des im
                              									Unterkasten liegenden Modelltheiles ist schwieriger. Man kann bei Anwendung des
                              									soeben genannten Verfahrens wohl die Sandkanten y
                              									mittels Netzung widerstandsfähiger machen, nicht aber die Sandkanten z, da diese von der Mittelrippe des Modelles bedeckt
                              									sind; dieselben werden daher meistens durch das Ausheben des Modelles geschädigt,
                              									wenn man sich nicht zu einer weitergehenden Theilung des Modelles entschlieſst, d.h.
                              									auch die senkrecht stehende Rippe des Unterkastens von dem wagrechten Theil trennt.
                              									Alsdann wird zunächst der letztgenannte Theil ausgehoben und erst hiernach mit der
                              									senkrechten Rippe so verfahren wie mit den beiden bereits entfernten Theilen.
                           Nicht selten gewähren die Kasten neben dem eigentlich einzuformenden Modell noch Raum
                              									für andere Modelle, welche, wenn sie gleichzeitig mit jenem eingeformt werden, zwar
                              									die Formerarbeit etwas vermehren, jedoch nicht in dem Maſse, als wenn sie in
                              									besonderen Kasten für sich eingeformt würden. Der Sandverbrauch wird durch das
                              									Einlegen mehrerer Modelle in einen Kasten wesentlich vermindert. Es wird daher von
                              									dem Verfahren, in einem Kasten gleichzeitig mehrere Modelle abzuformen, häufig
                              									Gebrauch gemacht; man verbindet alsdann nicht selten die einzelnen Hohlräume mittels
                              									in den Sand eingeschnittener Kanäle, um sie von einer Einguſsstelle aus
                              									gemeinschaftlich zu füllen.
                           Gegenstände geringeren Querschnittes bedürfen, damit das flüssige Metall bei dem
                              									Durchströmen der Kanäle nicht erstarrt, mehrerer Zufluſsstellen für das Metall und
                              									Abfluſsstellen für die Gase, welche ebenfalls durch in den Sand geschnittene Kanäle
                              									gebildet werden. Sonach ist auſser den vorhin genannten Arbeiten noch des
                              									Einschneidens der Zufluſs- und Abfluſskanäle zu gedenken, welches mit einiger
                              									Sorgfalt, sonach mit gröſserem Aufwand an Zeit geschehen muſs, da die Mündungen der
                              									Kanäle behufs gefahrlosen Entfernens der Eingüsse möglichst eng, jedenfalls enger
                              									sein müssen, als die Dicke der Guſsstücke an den betreffenden Stellen beträgt.
                           Beachten wir nun, welche dieser Arbeiten die meiste Zeit, also den gröſsten Theil der
                              									Arbeitslöhne, beanspruchen. Zunächst kommt das zweckmäſsige Anordnen der einzelnen
                              									Modelle – sofern gleichzeitig mehrere derselben abgeformt werden sollen – auf dem
                              									Formbrett in Frage. Es erfordert, soll der Raum recht vortheilhaft ausgenützt
                              									werden, einige Ueberlegung und manchen Versuch. Auch das Füllen der Kasten und
                              									Einstampfen des Sandes, sowie das Umwenden der Kasten beansprucht Zeit, jedoch im
                              									Durchschnitt lange nicht so viel als das Ausheben der Modelle, Ausbessern der
                              									Formen, Einschneiden der Kanäle u. dgl.
                           
                           Bei genauer Verfolgung der einzelnen Arbeiten während des Formens
                              									verschiedenartigster Gegenstände wird man finden, daſs die für letztgenannte
                              									Arbeiten nöthige Zeit diejenige Zeit bei weitem überwiegt, welche für alle übrigen
                              									der hier genannten Arbeiten zusammengenommen gebraucht wird. Es liegt daher nahe, so
                              									weit man bei dem Formen an die Unterstützung der Hand denkt, das Ausheben der
                              									Modelle u.s.w. zuerst ins Auge zu fassen. Man findet bald, daſs durch vollkommen
                              									richtiges Ausheben ein Ausbessern der Form überhaupt überflüssig gemacht wird.
                           Die erste mir bekannte dahin gerichtete Vervollkommnung der Formgeräthe befindet sich
                              									an einem viertheiligen Formkasten für ein bauchförmiges Gefäſs, welcher 1831/32 für
                              									die technologische Sammlung der hannoverschen Hochschule beschafft worden ist. Fig.
                                 										2 Taf. 2 ist ein Grundriſs des zweitheiligen Mitteltheiles dieses Kastens.
                              										A bezeichnet das Topfmodell, B die beiden Kastenhälften, welche in der Richtung CC zerlegt sind und mittels Einfallhaken
                              									zusammengehalten werden. Links und rechts von der Ebene CC sind nun an die Kastenwandungen dünne Bleche
                              										D geschraubt, welche sich dicht an das Modell
                              									schmiegen. Zieht man nun – nach Lösen der Einfallhaken – die beiden Kastentheile B nach links bezieh. rechts fort, so wird der Sand
                              									derselben von dem Modell abgelöst, ohne jedes Abbröckeln der Sandränder, wenn auch
                              									diese nicht vorher durch Netzen fester gemacht worden sind und keine besondere
                              									Sorgfalt beim Abziehen der Kastentheile angewendet wurde. Der Umstand, daſs die
                              									Bleche D auch während des Gieſsens an ihrem Orte
                              									vorhanden sind, so daſs die betreffende Guſsnath ziemlich kräftig ausgefallen sein
                              									wird, dürfte namentlich Veranlassung gegeben haben zu der thatsächlich seltenen
                              									Anwendung dieser sonst recht zweckmäſsigen Einrichtung. – Ich erwähne dieselbe, da
                              									der ihr zu Grunde liegende Gedanke später in vervollkommneter Gestalt fruchtbar
                              									gemacht worden ist, ja charakteristisch ist für eine Formmaschinenklasse.
                           Schon im Anfange der 40er Jahre, bezieh. im J. 1841, wurde in der Gieſserei der
                              										„Rothe-Hütte“ a. Harz (nach privaten Mittheilungen)
                              									Modellplatten-Formerei und zwar anscheinend durch den jetzigen Leiter dieses
                              									fiscalischen Werkes, Hrn. Bergrath Jahn, eingeführt.
                              									Ich bin nach vergeblichen Versuchen, eine ältere Anwendung der sogen. Modellplatten
                              									aufzufinden, zu der Ueberzeugung gekommen, daſs hier die Geburtsstätte des genannten
                              									Form Verfahrens ist. In Deutschland war dasselbe vorher nicht bekannt; James Warren verwendet bei dem am 1. August 1846 in
                              									England patentirten Formverfahren für Schrauben (vgl. 1847 105 * 249) zwar eine Formplatte, kannte jedoch am 4. August 1841 als
                              									derselbe das erste Patent für die Schraubenformerei nahm, die Formplatte noch nicht
                              									und Guettier gedenkt der Formplatte in seinem i. J.
                              									1844 erschienenen Werke „De la fonderie“ mit
                              									keiner Silbe.
                           Hr. Bergrath Jahn hatte die Güte, mir einige
                              									Modellplatten aus jener Zeit zuzusenden; eine derselben ist in Fig. 3 und
                              										4 Taf. 2 durch zwei Ansichten dargestellt. Man sieht, daſs das Modell mit der
                              									(hölzernen) Modellplatte fest verbunden ist, daſs ein Modell (a) für den Einguſskanal angebracht und daſs vermöge der Bohrungen b die beabsichtigte Lage des Formkastens gegenüber dem
                              									Modell leicht und genau gewonnen wird, da die Schlieſsstifte des Kastens genau in
                              									die Bohrungen b passen. Die zweite Modellplatte, welche
                              									zum Einformen des zweiten Kastens diente und demnach die andere Seite der Ofenthür
                              									enthält, konnte ihre richtige Lage nicht mit Hilfe der Schlieſsstifte erhalten, da
                              									der andere Kasten selbstverständlich ohne Schlieſsstifte war. Man hatte deshalb eine
                              									dicke Leiste auf der Modellplatte befestigt, deren Ausschnitte sich genau an den
                              									Formkasten anschmiegten. Man benutzt diese Modellplatten – welche noch heute, theils
                              									in verbesserter Gestalt vielfach angewendet werden – bekanntlich in folgender Weise:
                              									Die Modellplatte wird wie das gewöhnliche Formbrett auf den Formtisch gelegt, der
                              									zugehörige Formkasten aufgesetzt – was ganz genau ausfüllt, da die Stifte des
                              									männlichen Kastens in Löcher der zugehörigen Formplatte, die Oesen des weiblichen
                              									Kastens dagegen auf Stifte der Formplatte greifen –, Sand eingefüllt, eingestampft
                              									und der überflüssige Sand mittels eines Richtscheites abgestrichen. Hierauf legt man
                              									den Formkasten nebst der Modellplatte auf den Rücken, klopft auf die Rückseite der
                              									Formplatte, um die Verbindung zwischen Modell und Sand zu lockern, und hebt hierauf
                              									die Formplatte ab.
                           Es sei noch bemerkt, daſs die in Fig. 3
                              									punktirt gezeichneten hervorragenden Gelenktheile c
                              									durch Stifte an dem Modell befestigt sind, welche sie während des Aushebens des
                              									Modelles im Sande zurücklassen, so daſs die Gelenktheilmodelle nachträglich in
                              									gewöhnlicher Weise auszuheben sind.
                           Folgende wesentliche Vortheile sind durch Einführung der Jahn'schen Modellplatte gegenüber dem gewöhnlichen Verfahren gewonnen: 1)
                              									Das Modell ist dauerhafter, indem es mit der kräftigen Modellplatte verbunden ist,
                              									das Einschrauben der Aushebeösen hinweg fällt und die Hammerschläge, welche die
                              									Lockerung des Modelles vom Sande vermitteln sollen, gegen die Modellplatten
                              									gerichtet sind. 2) Der Former hat nicht nöthig, das Modell dem Kasten gegenüber in
                              									eine geeignete Lage zu bringen. 3) Das Netzen der Sandränder – welches ein
                              										„Abschrecken“ des an dieselben stoſsenden flüssigen Eisens und reichliche
                              									Dampfentwickelung zur Folge hat – fällt hinweg, da eine gute Führung des Modelles
                              									bezieh. der Modellplatte jede Seitenschwankung während des Modellaushebens hindert.
                              									4) Das Anschneiden des Eingusses entfällt. 5) Das Einstampfen des zweiten Kastens
                              									findet in gleicher Weise wie dasjenige des ersten Kastens statt; bei beiden legt
                              									sich der Sand auf das harte Brett, während das sonst gebräuchliche Verfahren für das
                              									Einstampfen des zweiten Kastens, welches auf dem Sande des ersten erfolgt, eine
                              									gröſsere Vorsicht bedingt.
                           
                           Als Fehler dieses Form Verfahrens kann man gewissermaſsen die Nothwendigkeit
                              									bezeichnen, die Stifte und Oesen der Formkasten sehr genau herzustellen, da die
                              									letzteren unabhängig von einander eingeformt und willkürlich paarweise
                              									zusammengelegt werden.
                           Diese Jahn'schen Modellplatten sind bald – wann zuerst,
                              									ist mir unbekannt – auch in der Weise benutzt worden, daſs mehrere Modelle neben
                              									einander, auch die Modelle für die Zufluſskanäle des Metalles u.s.w., auf denselben
                              									befestigt wurden. Sie bilden die Grundlage für die meisten Formmaschinen des
                              									vorliegenden Gebietes und verdienen daher gewiſs die ihnen hier zu Theil gewordene
                              									ausführliche Behandlung. Hartmann nennt, in dem 1863
                              									erschienenen Bd. 259 des Neuen Schauplatzes, S. 213
                              									einen von dem Franzosen de Bergue erfundenen
                              									Mechanismus die erste Maschine zum genauen Ausheben der Modelle und beschreibt sie,
                              									wie folgt:
                           
                              „Die de Bergue'sche Maschine besteht aus einem aus
                                 										Guſseisen zusammengesetzten Kasten, dessen obere Fläche die gewöhnliche Formbank
                                 										bildet und die je nach der Gröſse der Vorrichtungen entweder wie die
                                 										gewöhnlichen Formbänke erhöht, oder bei gröſseren Gegenständen in der Ebene der
                                 										Hüttensohle situirt werden kann. Ueber diese Formbank und diese umfassend kann
                                 										ein Rahmen an vier Zahnstangen mittels einer Kurbel und Getrieben, die in den
                                 										Kasten eingeschlossen sind, mit vollkommener Gleichförmigkeit und immer parallel
                                 										mit sich selbst und mit der Formbank erhoben werden. Denkt man sich nun einen
                                 										Formkasten auf der horizontal gestellten Formbank befestigt und ein Modell in
                                 										diesem eingestampft, das nun senkrecht zur Ebene der Formbank ausgehoben werden
                                 										soll, so schraubt man ein, auch zwei starke Bretter horizontal auf das Modell,
                                 										so daſs die Enden desselben über den Rahmen hinausragen. Hebt man nun den Rahmen
                                 										mittels der Kurbel, so faſst derselbe die Bretter und hebt diese und mit ihnen
                                 										das Modell aus dem Sande. Da hier kein Zittern und Schwanken des Modelles,
                                 										sondern ein festes und präcises Erheben statthat, so wird die Sandform so wenig
                                 										als möglich beschädigt; der Formkasten muſs natürlich auf der Formbank befestigt
                                 										sein, damit derselbe nicht mit dem Modell in die Höhe gehoben wird. Das Modell
                                 										muſs auch hier beklopft werden, damit sich der Sand etwas von demselben löst;
                                 										aber jedenfalls ist hier nur eine geringe Erschütterung und nicht wie bei der
                                 										gewöhnlichen Formerei eine wirkliche Erweiterung der Form erforderlich.“
                              
                           Leider gibt Hartmann nicht an, aus welchem Jahre diese
                              										de Bergue'sche Vorrichtung stammt, so daſs man
                              									nicht im Stande ist, zu beurtheilen, ob und in welchem Umfange dieses Verfahren von
                              									Anderen zum Entwurf besserer Einrichtungen benutzt werden konnte. Ich führe die de Bergue'sche Maschine hier nur deshalb an, weil ich
                              									sonst keine ältere französische Maschine bezieh. Einrichtung zum sichereren Ausheben
                              									der Modelle aufzufinden vermochte.
                           
                           Beachtenswerth ist, daſs die beschriebene, nicht sehr bequem zu benutzende
                              									Vorrichtung nur auf das sichere Ausheben des Modelles
                              									sich bezieht. während alle übrigen Vortheile der Jahn'schen Modellplatte ihr abgehen.
                           Sachlich reiht sich an die besprochene Einrichtung zunächst eine Maschine, die (nach
                              									privaten Nachrichten) seit d. J. 1867 von dem Eisengieſsereibesitzer Lohse in Hamburg benutzt wurde. Sie ist durch Fig.
                                 										5 und 6 Taf. 2 im
                              									senkrechten Schnitt bezieh. Ansicht und wagrechten Schnitt bezieh. Oberansicht
                              									abgebildet. A bezeichnet die Modellplatte bezieh. die
                              									Platte, auf welcher die eigentlichen Modelle sowie diejenigen für die Eingüsse
                              									befestigt sind; mit A ist die Führungsstange B fest verbunden. Die Modellplatte A paſst genau zwischen die oberen Ränder des Kastens
                              										D, welcher die Fortsetzung des Gestelles C bildet; die Lappen L der
                              									Modellplatte führen sich in senkrechten Schlitzen des Kastens D und sind entweder mit den Schlieſsstiften E, wie hier gezeichnet, oder mit Höhlungen versehen, in
                              									welche, die Schlieſsstifte des männlichen Formkastens greifen. Die Stange B wird in leicht übersichtlicher Weise innerhalb des
                              									Gestelles C geführt; sie ist seitwärts mit kurzer,
                              									vertieft liegender Zahnstange versehen, in welche das unter der Kapsel H befindliche Zahnrad greift. Auf der Welle dieses
                              									Zahnrades ist die Kurbel G befestigt, welche an dem
                              									Bogen g mittels Klinke festzustellen ist. In Fig.
                                 										5 hat G diejenige Stellung, bei welcher der
                              									Sand in den Formkasten eingestampft wird; alsdann schneidet die Oberfläche der
                              									Modellplatte mit dem oberen Rande des Kastens D genau
                              									ab. Sollte, vielleicht durch Abnutzung, A in tieferer
                              									Lage sich befinden, nachdem die Kurbelklinke in die betreffende Kerbe eingefallen
                              									ist, so wird durch Einlagen zwischen A und B dem Mangel abgeholfen.
                           Die Maschine wird nun in folgender Weise benutzt: Nachdem die Modellplatte in die so
                              									eben näher angegebene Lage gebracht, auch ein Formkasten K aufgesetzt ist, siebt man zunächst etwas feineren Sand über die Modelle
                              									und füllt alsdann, unter Festdrücken des Sandes mit der Hand bezieh. dem Stampfer,
                              									den Kasten K bis zum oberen Rand, streicht den
                              									überflüssigen Sand mit Hilfe eines Richtscheites ab, erschüttert die Modellplatte
                              									mittels einiger Schläge, hebt die Kurbelklinke aus ihrer Kerbe und senkt mit
                              									derselben Hand die Modellplatte, bis die Kurbelklinke in eine zweite, dem unteren
                              									Stande der Modellplatte entsprechende Kerbe einfallt. Es sind nun sowohl die
                              									Modelle, als auch die Schlieſsstifte (bezieh. in an den Lappen L vorhandenen Löcher) so weit nach unten bewegt, daſs
                              									dem Abheben des Kastens nichts mehr im Wege steht. Nach Entfernung des fertigen
                              									Formkastens hebt man die Modellplatte in ihre obere Lage, säubert die Maschine von
                              									auf ihr liegendem Sand und verfährt wie vorhin.
                           Diese Maschine wird, soweit die Construction in Frage kommt, verschieden ausgeführt,
                              									indem das Heben und Senken der Modellplatte häufig mittels Hebel oder Schraube stattfindet, auch die
                              									Führung in anderer Weise, als hier beschrieben, erfolgt Seit längerer Zeit sind
                              									derartige Maschinen in einer hiesigen Gieſserei eingeführt und arbeiten mit solchem
                              									Erfolg, daſs die Zahl derselben allmählich auf 24 gestiegen ist. Sie zeichnen sich
                              									vor der de Bergue'schen Maschine aus durch Benutzung
                              									der Jahn'schen Formplatte und ferner dadurch, daſs der
                              									Formkasten behufs Modellaushebens in derselben Lage bleibt, in welcher er mit Sand
                              									vollgestampft wurde, auch während des Ausziehens der Modelle nicht festgehalten zu
                              									werden braucht.
                           Ob die Einrichtung des Eisenhüttenwerkes Marienhütte
                              									(*D. R. P. Nr. 15489 vom 5. December 1880) Vortheile gegenüber der soeben
                              									beschriebenen Lohse'schen besitzt, glaube ich nicht;
                              									doch möge der Leser selbst entscheiden: Auf dem Formtisch ist die Modellplatte mit
                              									nach oben gekehrten Modellen befestigt. Sie wird von einem Rahmen umgeben, dessen
                              									oberer Rand mit der Ebene der Modellplatte abschlieſst und mittels unter der
                              									Tischplatte angebrachten Triebwerkes genau senkrecht gehoben werden kann. Der
                              									Formkasten wird auf diesen Rahmen gesetzt, in gewöhnlicher Weise aufgestampft und
                              									dann mittels des genannten Rahmens von der Modellplatte abgehoben; dies ist der
                              									wesentliche Inhalt des Patentes. Uebrigens findet sich dieses Verfahren des
                              									Modellabhebens ebenso bei den weiter unten zu besprechenden Maschinen J. Wertheim's (*D. R. P. Nr. 2733 vom 9. April 1878,
                              									vgl. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleiſses, 1880 * S. 184) und der Gebrüder
                                 										Burgdorf (*D. R. P. Nr. 3454 vom 1. Juni 1878, vgl. 1879 232 * 30). Auch Reuling (*D.
                              									R. P. Nr. 9521 vom 14. September 1879 vgl. Verhandlungen 1880 * S. 488) hebt den eingeformten Kasten in ganz
                              									ähnlicher Weise von der Modellplatte. Er hat auſserdem – in nicht sehr geschickter
                              									Weise – seine Maschine so eingerichtet, daſs sie für sehr verschieden groſse
                              									Formkasten verwendet werden kann Ebenso ist die weiter unten genannte Ugé'sche Maschine (vgl. 1882 243 * 285) hier zu erwähnen.
                           Bei Benutzung der bisher besprochenen Maschinen müssen die fertigen Formkasten mit
                              									der Hand abgehoben und umgekehrt werden; dies ist lästig, sobald die Kasten einige
                              									Gröſse haben.
                           Als bequemer – wenn gröſsere Kasten in Frage kommen – muſs die Einrichtung von M. A. Muir und J. M'Ilwham
                              									(Englisches Patent vom 15. Januar 1857. Practical Mechanics'
                                 										Journal, September 1857 * S. 149. Zusatzpatent vom 2. Februar 1857,
                              									daselbst Oktober 1857 8. 177) bezeichnet werden. Dieselben versehen die sonst wie
                              									bei Jahn eingerichtete Modellplatte mit 2 Zapfen,
                              									welche in senkrecht genau verschiebbaren Lagern (letztere befinden sich an den
                              									oberen Enden zweier Stangen) sich zu drehen vermögen. Man formt, während die Modelle
                              									nach oben gekehrt sind, in gewöhnlicher Weise, dreht dann die Modellplatte nebst an
                              									ihr befestigtem Formkasten um 180°, senkt die beiden Lager so weit, daſs der
                              									Formkastenrücken auf einem untergeschobenen Wagen ruht, und löst alsdann die
                              									Verbindung zwischen Modellplatte und Kasten, worauf erstere wieder gehoben und
                              									behufs Herstellung einer zweiten Form in die ursprüngliche Lage zurückgekippt
                              									wird.
                           Max Eyth beschreibt in seinen „Skizzen aus der
                                 										allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung des J. 1862“ (vgl. 1862 167 * 1 ff.) eine Formmaschine unter dem Namen Jobson, welche grundsätzlich mit der soeben
                              									beschriebenen Maschine übereinstimmt; auch Stentz
                                 										(Zeitschrift für das Berg-, Hütten und Salinenwesen, 1864 Bd. 12 * S. 324
                              									und auszüglich Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1865 Bd. 9 * S. 682) nennt diese Maschine „Jobson'sche“. Ich glaube, daſs hier ein Irrthum
                              									vorliegt, indem die Jobson'sche
                              									Schienenstuhl-Formmaschine (vgl. S. 17 d. Bd.), welche aus den J. 1856/57 stammt,
                              									nach anderen Grundsätzen construirt ist, und erlaube mir daher, die vorliegende
                              									Maschine der Einfachheit halber mit dem Namen Muir's zu
                              									belegen. Bemerkenswerth ist noch, daſs die sowohl von Eyth, als auch von Stentz
                              									„Jobson'sche Maschine“ bezeichnete Einrichtung
                              									in so fern gegen die Muir'sche zurücksteht, als
                              									letztere die genaue Lage des Formkastens gegenüber den Modellen durch die Stifte
                              									bezieh. Oesen desselben sichert, was bei ersterer nicht der Fall ist.
                           Sämmtliche bisher beschriebene Maschinen müssen paarweise vorhanden sein, so daſs die
                              									eine zum Formen des Unterkastens, die andere zum Einformen des Oberkastens dient.
                              									Andernfalls ist man gezwungen, die Modellplatte u.a. auszuwechseln, nachdem eine
                              									gewisse Anzahl der Kasten einer Art geformt ist. Da nun die Modellplatte äuſserst
                              									genau gegenüber dem Kasten bezieh. den Marken, welche dessen Stelle bezeichnen,
                              									liegen muſs, so entschlieſst man sich zu dem zuletzt angedeuteten Verfahren wohl
                              									nie.
                           Für kleinere Gieſsereien, welchen die Anschaffung mehrerer verschieden groſser
                              									Maschinenpaare nicht lohnend erscheint, ist diesem Mangel abzuhelfen durch eine
                              									Erfindung von Fairbairn und Hetherington, (Engl. Patent Nr. 13499 vom 10. Februar 1851, vgl. Mechanics' Magazine, August 1851 Bd. 55 S. 139 und Polytechnisches Centralblatt, 1851 S. 1302). Dieselben
                              									benutzen eine Modellplatte, welche auf einer Seite die einen, auf der anderen Seite
                              									die zweiten Hälften der Modelle enthält und zwar in genau gegenseitig
                              									übereinstimmender Lage. Die Stifte des männlichen Kastens sind so lang, daſs sie
                              									nicht allein durch die entsprechenden Löcher der Modellplatte ragen, sondern auch
                              									noch sicher in die Oesen des weiblichen Kastens greifen, welcher gleichzeitig mit
                              									dem ersteren an der Modellplatte befestigt ist. Man stampft nun zunächst den einen,
                              									dann den anderen Kasten auf, hebt den weiblichen Kasten, welcher sich an den Stiften
                              									des männlichen führt, ab und entfernt hierauf die Modellplatte, welche ebenfalls an
                              									den Stiften Führung erfährt. Beide Kasten werden alsdann nach Bedarf bestäubt und
                              									zum Guſs zusammengelegt.
                           
                           An sich hat das beschriebene Fairbairn und Hetherington'sche Verfahren keine Vorzüge vor dem
                              									Formen mit der Jahn'schen einfachen Modellplatte, es
                              									sind sogar Nachtheile zu nennen. Indem jedoch durch Woolnough und Dehne (die betreffende Maschine
                              									wurde i. J. 1876 in Preuſsen patentirt, ferner im Deutschen Reich unter Nr. 1391,
                              									vgl. Verhandlungen, 1880 * S. 181. Engineering, 1880 Bd. 29 * S. 355) die zweiseitige
                              									Modellplatte für die Muir'sche Formmaschine angewendet
                              									wurde gewann sie Bedeutung. Da die Woolnough und Dehne'sche Maschine in diesem Journal noch nicht
                              									beschrieben worden, sie jedoch für viele Zwecke sehr verwendbar ist, so mag hier
                              									eine Erläuterung derselben unter Benutzung der Fig. 7 und
                              										8 Taf. 2 Platz finden. Fig. 8 ist
                              									zur Hälfte eine Vorderansicht, zur Hälfte ein senkrechter Schnitt und Fig.
                                 										7 eine Seitenansicht der Maschine.
                           Auf einer festen Platte B sind zwei guſseiserne hohle
                              									Säulen A befestigt; sie umschlieſsen und führen zwei
                              									unten mit flachem Gewinde versehene Stangen b, auf
                              									deren oberen Ende Lagerstühlchen g befestigt sind, in
                              									welchen die Zapfen der Modellplatte h sich zu drehen
                              									vermögen. Mittels der Klemmschrauben p wird die
                              									Modellplatte h in ihrer Lage festgehalten. In die
                              									flachgängigen Gewinde der Stangen b greifen Rädchen c, welche auf der gemeinschaftlichen Welle d befestigt sind und mittels des Handhebels e gedreht werden können, in Folge dessen die Stangen
                              										b und mit ihnen die Modellplatte h auf und nieder bewegt werden.
                           Man setzt nun einen der Kasten auf die obere Fläche der Modellplatte, befestigt ihn
                              									dort, z.B. mittels der Splinte t, stampft ihn in
                              									gewöhnlicher Weise auf, hebt Modellplatte nebst Kasten und kippt beide nach Lösen
                              									der Klemmschrauben p um, so daſs der Kasten nach unten
                              									hängt. Nunmehr wird Modellplatte h nebst Formkasten so
                              									weit herabgelassen, daſs sich letzterer auf den fahrbaren Tisch s letzt die Verbindung zwischen Modellplatte und
                              									Formkasten gelöst und erstere gehoben. Die Modelle werden hierbei genau senkrecht zu
                              									der Modellplatte aus dem Sande gezogen.
                           Während nun der fahrbare Tisch zur Seite bewegt wird, um den Formkasten abheben zu
                              									können, wird der zweite Kasten auf die jetzt nach oben gerichtete Fläche der
                              									Modellplatte gesetzt und geradeso verfahren, wie soeben beschrieben. Der Eingriff
                              									der Rädchen c mit den Gewindegängen der Stangen b ist angewendet, um eine genau wagrechte Lage der
                              									beiden Lagermitten zu erreichen und zu erhalten. Sollte die Mitte des einen
                              									Zapfenlagers niedriger oder höher liegen als die Mitte des anderen, so bedarf es nur
                              									des Lösens der Klemmschraube m und Drehens der
                              									zugehörigen Stange b, um den Unterschied der Höhenlage
                              									auszugleichen. Um Zahnräder und Stangen vor Staub zu schützen sind erstere mit
                              									Kapseln umgeben, letztere mit Hüllen o und n versehen und durch die Stopfbüchsen i gesteckt. Um die Maschine für Platten verschiedener Gröſsen benutzen
                              									zu können, sind die Säulen A auf der Grundplatte B verschiebbar.
                           Woolnough und Dehne legen
                              									nach der Patentschrift der Herstellung ihrer doppelten Modellplatte den Hauptwerth
                              									bei, obgleich dieselbe vielleicht nicht von ihnen herrührt (vgl. Kick 1880 235 * 21). Sie
                              									findet folgendermaſsen statt. In einem Paar gröſserer Formkasten werden die Modelle
                              									in gewöhnlicher Weise eingeformt, darauf die beiden Kasten um die gewünschte
                              									Plattendicke durch Einlegen entsprechend dicker Leisten – nachdem vorher die Zapfen
                              									der Platte eingedämmt sind – von einander entfernt und der gebildete Hohlraum
                              									vollgegossen. Lagen die beiden Kasten genau richtig einander gegenüber, so befinden
                              									sich auch die zu einander gehörigen Modellhälften in genauer gegenseitiger Lage. Es
                              									darf jedoch nicht verschwiegen werden, daſs dies nur bei Anwendung höchster Sorgfalt
                              									erreicht wird; es ist die Frage, ob man mittels Aufschrauben der beiden Modelltheile
                              									auf die beiden Seiten der Modellplatte bei demselben Aufwände an Sorgfalt und Zeit
                              									nicht mindestens ebenso genaue Platten erhält als mittels des soeben beschriebenen
                              									Verfahrens.
                           E. Paul (*D. R. P. Nr. 4814 vom 10. September 1878, vgl.
                              										Verhandlungen, 1880 * S. 192) schraubt auf einen
                              									mit Zapfen versehenen Rahmen die Modellplatten fest, so daſs er nicht jedesmal auch
                              									die Zapfen herzustellen hat. Freilich erfordert dieses Verfahren ein genaues
                              									gegenseitiges Einstellen der beiden Modellplatten. Woolnough und Dehne haben sich zu einem
                              									ähnlichen Verfahren verstanden (*D. R. P. Nr. 8669 vom 1. Februar 1879, vgl. Verhandlungen, 1880 * S. 491); durch dasselbe dürfte
                              									gleichzeitig einem Uebelstande dieser Maschine abgeholfen werden können, welchen ich
                              									häufig hervorheben hörte, nämlich dem Durchbiegen der Modellplatte. Indem diese nach
                              									dem neuen Patent kastenartig gestaltet ist (ähnlich wie oben bei Muir, Jobson), vermag man ihr ohne Schwierigkeit eine
                              									gröſsere Steifigkeit zu geben. Endlich muſs ich noch erwähnen, daſs die gesammte
                              									Construction der Maschine, so weit sie mir bekannt ist, manche Detailfehler enthält
                              									und manches in den älteren Einrichtungen zweckmäſsiger ist.
                           Als eigentlicher Vorzug der Woolnough und Dehne'schen Maschine gegenüber der Lohse'schen kann ich nur die Möglichkeit anerkennen,
                              									mit ein und derselben Maschine sowohl Ober-, als Unterkasten zu formen und sie für
                              									verschieden groſse Modellplatten zu verwenden, welcher Vortheil indeſs aus schon
                              									erwähnten Gründen nur kleineren Gieſsereien zu gute kommt.
                           Es sei hier noch erwähnt, daſs auſser anderen auch Gibbon's Formmaschine (Iron, 1881 Bd. 18 * S.
                              									535) der vorhin beschriebenen ähnlich ist. Eine Abänderung der Woolnough und Dehne'schen
                              									Einrichtung, welche unter dem Namen Little's
                              									Formapparat (vgl. Engineering, 1871 Bd. 11 * S. 278)
                              									bekannt geworden ist, verdient kaum der Erwähnung.
                           
                           Von den bis hierher genannten Formerei Vorrichtungen, welche möglichste Ausnutzung
                              									des Platzes durch gleichzeitige Abformung mehrerer Modelle in einem Kasten, genaues
                              									Ausheben der Modelle und – zum Theil – bequemes Umwenden der Formkasten zum Zweck
                              									haben sind heute in lebhafterem Gebrauch: Die Jahn'sche
                              									Modellplatte, die Lohse'sche, Muir und M'Ilwham'sche sowie die Woolnough und Dehne'sche
                              									Maschine und ähnliche. Man benutzt für dieselben in der Regel metallene (namentlich
                              									eiserne) Modellplatten und Metallmodelle, jedoch finden sich auch hölzerne Platten,
                              									Modelle aus Gyps, Schwefel, Spencemetall u. dgl. Die Formvorrichtungen wirken
                              									befriedigend, so lange die Modelle, wenn hoch, nicht zu steile Seitenflächen haben.
                              									Senkrechte hohe Flächen haften in dem Maſse an dem Sande, daſs ein leichtes
                              									Erschüttern der Modellplatte nicht genügt, die Modelle von dem Sande zu trennen. Es
                              									tritt alsdann leicht ein Ausbröckeln der Sandkanten ein, welches ein nachträgliches
                              									Ausbessern der Formen erfordert und dadurch den Zeitaufwand für das Formen erheblich
                              									vermehrt, bezieh. den Vortheil der Formmaschine vernichtet.
                           Behufs Vermeidung dieses Uebelstandes wollen Gebrüder
                                 										Burgdorf (*D. R. P. Nr. 3454 vom 1. Juni 1878, vgl. 1879 232 * 30) die Form mehr erweitern, als durch Klopfen ohne
                              									Schaden für die Modellplatte möglich ist. Sie lassen die Stifte des Formkastens in
                              									Löcher greifen welche excentrisch in kleine Cylinder gebohrt sind, die in der festen
                              									Modellplatte bezieh. dem Maschinengestell mittels gekuppelter Hebel um einen Winkel
                              									von etwa 40° gedreht werden können. Der voll gestampfte Formkasten erfährt durch
                              									diese Drehung eine entsprechende Verschiebung gegenüber den Modellen, so daſs durch
                              									diese der Sand zurückgedrückt, also die Form erweitert wird. Leider ist die gesammte
                              									Construction in mehr als einer Hinsicht zu tadeln, so daſs meiner Auffassung nach
                              									die Vortheile des genannten Verfahrens durch die Mängel der Maschine, mittels
                              									welcher es zur Anwendung gelangt, wesentlich verdunkelt wird.
                           Im J. 1854/55 nahm Brown in Nordamerika ein Patent auf
                              									eine Röhrenformmaschine, welche durch Behn (den
                              									späteren Gieſsereidirektor der Actiengesellschaft Weser
                              									in Bremen) in Vollmacht des Erfinders 1855 in England eingeführt, von diesem in
                              									Verein mit Waltjen in Bezug auf Anordnung der
                              									Maschinentheile verbessert und unter dem Namen Waltjen'sche Röhrenformmaschine weiter bekannt geworden ist. Während ich auf
                              									die Gesammtheit des Brown-Behn-Waltjen'schen Form
                              									Verfahrens später noch weiter eingehen werde, hebe ich schon hier eine
                              									Eigenthümlichkeit hervor, welche zur Entstehung einer Reihe Formmaschinen Anlaſs
                              									gegeben hat.
                           Brown benutzte auch eine Modellplatte A (Fig. 9 Taf.
                              									2), über dessen Oberfläche das halbe Rohrmodell B
                              									hervorragt. Nach dem Feststampfen des Sandes wird jedoch nicht Modellplatte und
                              									Modell gleichzeitig von dem Sande entfernt, sondern zunächst das Modell B
                              									durch die Platte A zurückgezogen. Die Sandkanten C werden somit während des Modellausziehens seitens der
                              									Platte A gestützt, so daſs ein Ausbröckeln derselben
                              									unmöglich ist, selbst wenn keinerlei vorherige Lockerung des Modelles stattgefunden
                              									hat. Hierin liegt ein ganz wesentlicher Fortschritt der Sandformerei, soweit hohe,
                              									oder sehr steile bezieh. senkrechte Modellflächen in Frage kommen.
                           Möglicherweise ist der hier genannte Brown derselbe,
                              									welcher in Glasgow gewissermaſsen dasselbe Verfahren für Handformerei verwendete
                              									(vgl. 1858 149 * 102). Letzterer macht nämlich die
                              									abzuformende Modellhälfte um die Dicke einer Platte höher, welche genau nach dem
                              									Grundriſs der Modellhälfte durchbrochen ist und über dieselbe gesteckt mit ihr
                              									zusammen auf den Formtisch gelegt wird. Nach stattgefundenem Aufstampfen des auf die
                              									fragliche Platte gesetzten Kastens wird dieser nebst der Platte von dem Modell
                              									abgezogen, so daſs die Sandkanten ebenso gestützt werden wie bei dem Brown'schen Verfahren vom J. 1854/55.
                           In Armengaud's Génie industriell Oktober 1856 S. 169
                              									(vgl. 1857 143 * 92) wird von J.
                                 										Jobson ein Verfahren zum Formen von Schienenstühlchen beschrieben. Jobson befestigt die Modelle A (Fig. 10
                              									Taf. 2) der Schienenstühlchen auf der Maschine und umgibt sie mit dem in senkrechter
                              									Richtung beweglichen, aus Eisen gefertigten, durchbrochenen Formbrett B. Die untere Fläche der Stühlchen ist eben, also auch
                              									die Sandfläche des zweiten Kastens, so daſs der Formkasten gewissermaſsen
                              									willkürlich auf das Formbrett gesetzt werden kann; er ward in gewöhnlicher Weise mit
                              									Formsand ausgestampft. Die der Schiene zugekehrten Flächen der Stühlchen hängen
                              									behufs Festhaltens der Schiene bezieh. des Befestigungskeiles nach innen über; die
                              									betreffenden Modelltheile a sind daher von dem übrigen
                              									Modell getrennt, so daſs sie zunächst nach unten herausgezogen werden können.
                              									Hiernach steht dem Ausziehen des Modelles A aus dem
                              									Sande nichts mehr im Wege; es geschieht, indem das Formbrett B senkrecht emporgehoben wird, während das Modell in seiner Lage bleibt.
                              										Jobson benutzt also das Brown'sche Verfahren, um das Ausbröckeln der Sandkanten mit aller
                              									Sicherheit zu verhüten.
                           Stentz beschreibt in seiner oben erwähnten Abhandlung
                              									unter Beigabe guter Zeichnungen mehrere Maschinen, welche in gleicher Weise das
                              									Modell auszuziehen gestatten, auch eine solche, bei welcher, wie der Muir'schen Maschine eigen ist, die Formplatte nebst auf
                              									derselben befestigten Formkasten behufs bequemen Abhebens des letzteren umgekippt
                              									werden kann, nennt aber das Zurückziehen des Modelles durch die Formplatte
                              									irrthümlicherweise Howard'sches Princip. Ich werde
                              									weiter unten Auskunft darüber geben, wodurch dieser Irrthum entstanden sein
                              									kann.
                           
                           Andere Maschinen derselben Art, fast immer für verhältniſsmäſsig hohe Gegenstände,
                              									z.B. Geschosse, Zahnräder u.s.w., findet man in folgenden Quellen: Max Eyth's oben erwähnte Skizzen aus der Londoner
                              									Industrieausstellung des J. 1862 (vgl. 1862 167 * 1 ff.),
                              										Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865
                              									* S. 684, Dürre: Eisengieſserei, Bd. 2 * S. 527 und
                              									529, Praktischer Maschinen-Constructeur, 1878 * S. 10
                              									u. 1881 * S. 183.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
