| Titel: | Ueber Glas, Glasuren, Porzellane, Steinzeuge und feuerfeste Thone; von Dr. G. Wagener in Tokio. | 
| Autor: | G. Wagener | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 84 | 
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                        Ueber Glas, Glasuren, Porzellane, Steinzeuge und
                           								feuerfeste Thone; von Dr. G. Wagener in Tokio.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 30 d. Bd.)
                        Wagener, über Glas, Glasuren, Porzellan u.s.w.
                        
                     
                        
                           Zusammensetzung des Steinzeugs. Das Steinzeug steht dem
                              									Porzellan sehr nahe, da es ebenfalls bei hoher Temperatur – wenn auch etwas-weniger
                              									hoch als bei Porzellan – gebrannt wird und einen dichten Scherben geben soll. Da in
                              									den Lehrbüchern nur selten Analysen von Steinzeug oder fertigen Steinzeugmassen
                              									gegeben werden, so wurden zwei sogenannte Banko-Steinzeuge, ein graues und ein
                              									braunes, untersucht, dieselben, welche vorher schon bei den Glasuren erwähnt sind.
                              									Diese werden gleichzeitig mit Porzellan in demselben Ofen gebrannt, nur an den
                              									weniger heiſsen Stellen. Die Oefen sind etwa 2 bis 2m,5 lang im Inneren, werden an der ganzen Längsseite geheizt und haben in
                              									der Richtung, in welcher die Flamme durchzieht, eine Tiefe von höchstens 1m. Das Steinzeug ist unglasirt und wird in diesem
                              									Zustande hauptsächlich zu kleinen Theetöpfen benutzt, die trotz ihrer sehr dünnen
                              									Wände und hohlen Henkel eine groſse Festigkeit haben. Die folgende Tabelle enthält
                              									die vollständigen Analysen aller drei Massen, welche gleichzeitig gebrannt
                              									werden:
                           
                              
                                 
                                 Porzellan-masse
                                 GrauesSteinzeug
                                 BraunesSteinzeug
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                   5,48
                                   9,26
                                   8,31
                                 
                              
                                 SiO2
                                 73,56
                                 64,47
                                 67,42
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 16,12
                                 19,05
                                 17,57
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,80
                                   1,14
                                   4,00
                                 
                              
                                 CaO
                                   0,96
                                   2,65
                                   0,64
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,38
                                   1,79
                                   0,29
                                 
                              
                                 K2O
                                   1,79
                                   0,93
                                   1,29
                                 
                              
                                 Na2O
                                   0,32
                                   0,40
                                   0,30
                                 
                              
                           Berechnet man nun diese Massen in derselben Weise, wie früher die Porzellanmassen
                              									berechnet worden sind, so ergibt sich folgende Zusammensetzung der gebrannten
                              									Scherben:
                           
                              
                                 
                                 Thonerde freiesGlas
                                 Al2O3,3SiO2
                                 UeberschüssigeSiO2
                                 
                              
                                 Porzellan
                                 17
                                 47,3
                                 35,7
                                 
                              
                                 Graues Steinzeug
                                    24,1
                                 58,2
                                 17,4
                                 
                              
                                 Braunes    „
                                    19,6
                                 53,0
                                 27,4
                                 
                              
                           
                           Man sieht, daſs sie alle zu derselben Gruppe gehören. Daſs die beiden Steinzeuge
                              									nicht miſsfarbig werden, liegt daran, daſs die gebrannten Massen nur wenig
                              									Alkalisilicat – beide nur etwa 8 Proc. – enthalten und daſs aus diesem Grunde sowie
                              									auch wegen ungenügend hoher Temperatur das Eisenoxyd, nicht mit Kieselsäure
                              									verbunden, sich in dem Glase auflöst, in welchem Falle es, zu Oxydul reducirt, der
                              									Masse eine schmutzig grünliche Farbe ertheilen würde. Im Gebläseofen ist dies der
                              									Fall. Wohl aber ist die Zusammensetzung der Masse derart, daſs eine hinreichende
                              									Sinterung stattfindet, um der Masse ihre Porosität zu nehmen.
                           Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei dem feinen gelblichen Wedgewood-Geschirr (vgl.
                              										Muspratt, Bd. 6 S. 1944). Dasselbe besteht aus:
                           
                              
                                 SiO2
                                 66,49
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 26,00
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   6,12
                                 
                              
                                 CaO
                                   1,04
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,15
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   0,20.
                                 
                              
                           Wie man sieht, enthält dasselbe reichlich Kieselsäure, um das Al2O3,3SiO2 zu bilden, und noch 18 Proc. überschüssige SiO2. Das Glas, welches sich bilden würde, enthält aber
                              									sehr wenig Alkalien und, da auch die Brenntemperatur die des Porzellans nicht
                              									erreicht, so behält das Eisenoxyd, vermuthlich in Verbindung mit Thonerde, seine
                              									reine gelbe Farbe.
                           Ein weiſses europäisches Steinzeug aus der Fabrik von Apsley,
                                 										Pellat und Comp. (vgl. Muspratt, Bd. 6 S.
                              									1943) soll folgendermaſsen zusammengesetzt sein:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 72,54
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,80
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 26,65
                                 
                              
                                 Kali
                                   3,39.Die
                                          													Summe der Bestandtheile beträgt 103,38; ist hier vielleicht ein
                                          													Druckfehler?
                                 
                              
                           Berechnet man dies wie die Porzellane, so besteht die
                              									gebrannte Masse aus:
                           
                              
                                 18,9
                                 Thonerde freiem Glase,
                                 
                              
                                 73,5
                                 dreifaches Thonerdesilicat,
                                 
                              
                                 11,0
                                 überschüssige Kieselsäure.
                                 
                              
                           Sie ist also ganz ähnlich den früheren Kiesel-Porzellanen.
                           Es läſst sich wohl mit Bestimmtheit behaupten, daſs alle gebrannten Steinzeugmassen,
                              									nach der obigen Rechnung in ihre Bestandtheile zerlegt – wobei gar nicht gesagt ist,
                              									daſs dies auch in Wirklichkeit vollständig der Fall ist
                              									–, aus Glas, dem 3fachen Thonerdesilicat und überschüssiger Kieselsäure bestehen
                              									müssen und daſs sie, wenn es sich um weiſses Steinzeug handelt, den früheren
                              									Kiesel-Porzellanen ganz ähnlich sind. Wenn es aber darauf ankommt, die durch
                              									Eisenoxyd hervorgebrachte Färbung möglichst zu erhalten, so dürfen nur geringe Mengen von Alkalien
                              									gegenwärtig sein, weil sonst durch zu weit gehende Verglasung leicht Miſsfarbigkeit
                              									eintritt.
                           Zusammensetzung und Verhalten der feuerfesten Thone. Die
                              									auf Porzellanmassen u.s.w. angewendete Berechnungsmethode hat mit der Praxis so gut
                              									übereinstimmende Resultate ergeben, daſs es wohl nicht allzu gewagt scheint,
                              									dieselbe auch auf die feuerfesten Thone auszudehnen. Zugleich wird dies einen
                              									Prüfstein für die Richtigkeit der Methode abgeben.
                           Zuerst sei hier die Reihe der von Richters untersuchten
                              									polnischen und schlesischen Thone (vgl. Muspratt, Bd. 6
                              									S. 1822) ebenso zerlegt, durch Rechnung – wie die Porzellanmassen –, im gebrannten
                              									Zustande gedacht, mit Ausnahme der beiden Proben a und
                              										o, welche später unter den Bischof'schen Normalthonen erwähnt werden. In der folgenden Tabelle sind
                              									die Richters'schen Buchstaben beibehalten:
                           
                              
                                 
                                 100 Th. des gebrannten Thones bestehen
                                    											aus:
                                 
                                 
                              
                                 Thon
                                 Thonerde freiesGlas
                                 Al2O3,2SiO2
                                 Al2O3,3SiO2
                                 SiO2
                                 Darin Alkali-silicat
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 16,62
                                 68,25
                                 14,90
                                 –
                                       8,55 %
                                 
                              
                                 c
                                   2,80
                                 –
                                 50,54
                                 46,46
                                   2,36
                                 
                              
                                 
                                    d
                                    
                                 18,91
                                 –
                                 81,09
                                 –
                                 11,58
                                 
                              
                                 
                                    e
                                    
                                 19,03
                                 –
                                 70,17
                                   3,17
                                 12,00
                                 
                              
                                 
                                    f
                                    
                                 18,61
                                 –
                                 61,89
                                 19,39
                                 11,08
                                 
                              
                                 
                                    g
                                    
                                 18,76
                                 –
                                 60,00
                                 21,20
                                 10,45
                                 
                              
                                 
                                    h
                                    
                                 25,30
                                 –
                                 63,34
                                 11,36
                                 11,56
                                 
                              
                                 
                                    i
                                    
                                 11,22
                                 –
                                 47,00
                                 41,78
                                   6,60
                                 
                              
                                 
                                    k
                                    
                                 26,75
                                 –
                                 50,16
                                 23,08
                                 14,47
                                 
                              
                                 
                                    l
                                    
                                 26,47
                                 –
                                 49,25
                                 24,25
                                 13,17
                                 
                              
                                 
                                    m
                                    
                                 19,91
                                 –
                                 47,78
                                 32,42
                                 10,14
                                 
                              
                                 
                                    n
                                    
                                   9,12
                                 –
                                 20,74
                                 70,14
                                   5,66
                                 
                              
                                 
                                    p
                                    
                                 14,19
                                 14,73
                                 71,08
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle nun lassen sich ganz ähnliche Resultate ablesen wie die, welche
                              										Richters durch Versuche gefunden hat. Zuerst ergibt
                              									sich ohne weiteres, daſs das Glas b und p sehr feuerfest sein müssen und daſs b durch Zusatz von Kieselsäure an Feuerfestigkeit
                              									verlieren muſs. Der Thon c ist ebenfalls sehr feuerfest
                              									und wird auf Zusatz von Fluſsmitteln erweichen. d ist
                              									beträchtlich feuerfester als die Berliner Porzellanmasse (vgl. die frühere Tabelle);
                              										e ist etwas weniger feuerfest. f und g sind beinahe
                              									identisch und müssen e etwas nachstehen wegen der
                              									freien Kieselsäure; sie kommen dem böhmischen Porzellane sehr nahe. Der Thon h enthält zwar mehr Glas, aber auch weniger freie
                              									Kieselsäure, während das Alkalisilicat wenig mehr beträgt; er ist der Porzellanmasse
                              									von Schlaggenwald ähnlich. Die Massen k und l sind wieder ganz gleich und weniger feuerfest als h, weil sie nicht so viel 3faches Silicat enthalten.
                              										m ist ein wenig besser; n dagegen wird durch Fluſsmittel, auch Thonerde, leicht zum Erweichen
                              									gebracht wegen der groſsen Menge überschüssiger Kieselsäure. (Vgl. C. Bischof 1878 228 242.)
                              										Es wird später
                              									erörtert werden, ob sich die Feuerfestigkeit nicht auch in Zahlen ausdrücken läſst.
                              									Vorläufig mag hier die Tabelle der Bischof'schen
                              									Normalthone (vgl. Muspratt, Bd. 6 S. 1358) folgen.
                              									Dabei ist zu bemerken, daſs der Kieselsäuregehalt bei einigen Thonen nicht
                              									ausreicht, um alle Thonerde zu Al2O3,2SiO2 zu verbinden
                              									und zugleich die übrigen Basen in die glasigen Silicate zu verwandeln. In diesen
                              									Fällen sind die Thonerde und die Kieselsäure auch zu dem einfachen Silicate Al2O3,SiO2 gruppirt, nachdem zuerst die Glas bildenden Basen
                              									gesättigt sind.
                           Tabelle der Bischof'schen
                              									Normalthone.
                           
                              
                                 
                                 100 Th. des gebrannten Thones bestehen
                                    											aus:
                                 
                                 
                              
                                 Thon
                                 Thonerde freiesGlas
                                 Al2O3,SiO2
                                 Al2O3,2SiO2
                                 Al2O3,3SiO2
                                 Gehalt anAlkalisilicat
                                 
                              
                                 I
                                   4,79
                                   4,42
                                 90,72
                                 –
                                   2,48
                                 
                              
                                 II
                                   6,90
                                 10,70
                                 82,38
                                 –
                                   3,70
                                 
                              
                                 III
                                   9,45
                                 –
                                 69,54
                                 20,89
                                   2,28
                                 
                              
                                 IV
                                 13,23
                                   5,40
                                 81,36
                                 –
                                   5,77
                                 
                              
                                 V
                                 25,41
                                 29,27
                                 45,30
                                 –
                                 17,22
                                 
                              
                                 VI
                                 11,61
                                 –
                                 –
                                 85,70
                                   2,83
                                 
                              
                                 VII
                                 15,53
                                 –
                                   1,63
                                 82,83
                                   7,37
                                 
                              
                           Da wir bis jetzt noch kein Maſs für den Grad der Feuerbeständigkeit aufgestellt
                              									haben, so kann die Tabelle – und dies ist, wie hier ausgesprochen sein möge, der Hauptzweck der ganzen Berechnung – nur erst dazu
                              									benutzt werden, zwei Thone, namentlich zwei gleichartig zusammengesetzte, mit
                              									einander zu vergleichen. Es zeigt sich dann sogleich, daſs die Thone I und II beide
                              									sehr feuerfest sein müssen, daſs aber II wegen des gröſseren Gehaltes an Glas und
                              									Alkalisilicat wahrscheinlich der weniger feuerfeste ist. Nr. III enthält zwar etwas
                              										Al2O3,3SiO2, dafür aber sehr wenig Glas, weit weniger als Porzellanmassen, ist daher auch noch gut
                              									feuerfest. Nr. IV steht ihm nach wegen gröſseren Glasgehaltes, V ist sehr anomal
                              									zusammengesetzt und seine den Thonerdesilicaten zu verdankende Feuerfestigkeit wird
                              									sehr vermindert durch den groſsen Glasgehalt. Die Thone VI und VII sind wieder ganz
                              									gleichartig und ohne weiteres wird VII als der wenigst feuerfeste erkannt.
                           Will man nun den Grad der Feuerfestigkeit, wie es Bischof gethan, durch eine Zahl ausdrücken, so scheint der folgende
                              									Gedankengang dahin zu führen: Die Feuerbeständigkeit ist offenbar der Menge der
                              									unschmelzbaren oder schwer schmelzbaren Verbindungen direkt und den schmelzbaren,
                              									d.h. der Glasmenge, umgekehrt proportional. Aber diese schwer schmelzbaren
                              									Substanzen sind keineswegs gleichwerthig; das Silicat Al2O3,3SiO2
                              									glasirt sich in der Weiſsglühhitze; Al2O3,2SiO2 widersteht
                              									einer weit stärkeren Hitze und endlich Al2O3,SiO2 ist ganz
                              									unschmelzbar. Man kann dieselben also nicht direkt summiren, sondern muſs ihre
                              									Mengen mit je einem Werthigkeitscoefficienten multipliciren. Diese Coefficienten
                              									können natürlich nicht theoretisch, sondern müssen gewissermaſsen tastend gefunden
                              									werden und mit den Thatsachen übereinstimmende Resultate geben. In den nachfolgenden
                              									Berechnungen wird folgendes angenommen:
                           
                              
                                 für
                                 Al2O3,SiO2
                                 der
                                 Coefficient
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Al2O3,2SiO2
                                 „
                                 „
                                   4
                                 
                              
                                 
                                 Al2O3,3SiO2
                                 „
                                 „
                                   2.
                                 
                              
                           Aehnliches gilt aber auch für das Glas; es ist nicht einerlei, wie es zusammengesetzt
                              									ist, und das Alkalisilicat wird eine gröſsere erweichende Wirkung ausüben als die
                              									anderen Silicate. Es soll daher dem Alkalisilicate der
                                 										Coefficient 2 gegeben werden.
                           Hiernach wird nun z.B. der Grad der Feuerbeständigkeit des Thones Nr. I ausgedrückt
                              									durch die Zahl:
                           [(15 × 4,42) + (4 × 90,72)] : (4,79 + 2,48) = 59.
                           Der des Thones Nr. VII ist:
                           [(4 × 1,63) + (2 × 82,83)] : (15,53 + 7,37) = 7,5 u.s.w.
                           Um die erhaltenen Zahlen noch besser mit den Bischof'schen (vgl. 1878 228 247) vergleichen zu
                              									können, werden dieselben auch mit 100/59 multiplicirt angegeben, damit der Thon I den Grad
                              									100 bekomme.
                           
                              
                                 
                                 Grad der Feuerfestigkeit
                                 
                              
                                 
                                 Berechnet
                                 Mit 100/59 mult.
                                 Nach Bischof.
                                 
                              
                                 I
                                 59,0
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 II
                                 46,2
                                   78
                                 70 bis 60
                                 
                              
                                 III
                                 27,3
                                   46
                                   50
                                 
                              
                                 IV
                                 21,4
                                   36
                                   45
                                 
                              
                                 V
                                 14,5
                                   25
                                   30
                                 
                              
                                 VI
                                 11,8
                                   20
                                   20
                                 
                              
                                 VII
                                   7,5
                                   13
                                   10
                                 
                              
                           Es versteht sich von selbst, daſs die oben erwähnten Coefficienten mit Beachtung der
                              										Bischof'schen Zahlen aufgestellt sind. Aber Niemand
                              									wird die Nothwendigkeit solcher Coefficienten bestreiten und es ist doch gewiſs sehr
                              									bemerkenswerth, daſs alle nur durch Rechnung gefundenen Zahlen so vortrefflich mit
                              									den Versuchsresultaten übereinstimmen.
                           Was die Thone der Richters'schen Tabellen betrifft, so
                              									sind die meisten wohl keine eigentlichen feuerfesten Thone mehr, sondern nähern sich
                              									mit ihrer überschüssigen Kieselsäure der Zusammensetzung vieler Porzellanmassen und
                              									läſst sich auf ihr Verhalten im Feuer schlieſseil durch Vergleichung mit diesen.
                              									Diejenigen Thone, welche keine oder eine zu vernachlässigende Menge überschüssiger
                              										SiO2 enthalten, würden nach der obigen Rechnung
                              									folgende Zahlen als Grad ihrer Feuerfestigkeit ergeben:
                           
                              
                                 
                                 Grad der Feuerfestigkeit
                                 
                              
                                 
                                 Berechnet
                                 Mit 100/59 mult.
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 12
                                 20
                                 
                              
                                 
                                    d
                                    
                                      5,3
                                   9
                                 
                              
                                 
                                    e
                                    
                                      4,5
                                   8
                                 
                              
                                 
                                    p
                                    
                                    14,2
                                 24
                                 
                              
                           Die Thone mit überschüssiger Kieselsäure verlangen vermuthlich eine besondere
                              									Berechnung, da allem Anscheine nach die Kieselsäure bei hoher Temperatur noch
                              									erweichend wirken kann, von einer gewissen Grenze an aber wieder zur
                              									Feuerbeständigkeit beiträgt, wie eine solche den Dinasteinen eigenthümlich ist. Eine
                              									rationelle Berechnung des Grades der Feuerbeständigkeit sollte die eigentlichen
                              									Thone ebenso wohl umfassen, wie die allmählichen Uebergänge zu sehr hohem
                              									Kieselsäuregehalt. Es mag dies einer späteren Erörterung vorbehalten bleiben.
                           Einige ergänzende Versuche. Es sei hier noch kurz
                              									einiger Versuche Erwähnung gethan, welche hauptsächlich den Zweck hatten, zu
                              									untersuchen, ob das Silicat Al2O3,3SiO2 wirklich
                              									dasjenige sei, welches in transparenten Gläsern enthalten ist. Zu dem Zwecke wurden
                              									aus dem Kaolinit von Indiana (Al2O3,2SiO2,2H2O) folgende Gemische gemacht:
                           Al2O3,2SiO2 + 7SiO2 + NaKO = NaKO,6SiO2 + Al2O3,3SiO2,
                           ferner
                           Al2O3,2SiO2
                              									+ 5SiO2 + NaKO.
                           Beide wurden neben einander in den Porzellanofen eingesetzt
                              									und es zeigte sich nach dem Brande, daſs die erste Mischung zu einem wirklichen
                              									Glase geschmolzen war, das nur wegen starker Blasigkeit nicht ganz durchsichtig
                              									ausfiel. Die zweite Mischung war viel weniger geflossen und ganz undurchsichtig.
                              									Aehnliche Resultate erhält man im Porzellanofen, wenn man zu einem Feldspathe so
                              									viel Kieselsäure mischt, als es die Glasberechnung erfordert. Solche Mischung zeigt
                              									sich beträchtlich mehr geflossen und viel durchsichtiger als etwa der reine
                              									Feldspath. Uebrigens ist bei Versuchen mit solchen Thonerde und Alkali haltigen
                              									Gemengen zu beobachten, daſs bei Gegenwart von viel Alkali und wenig Kieselsäure
                              									auch Aluminate entstehen können, welche leicht schmelzbar sind.
                           Schluſsbemerkung. Der Verfasser dieser Notiz ist sich
                              									wohl bewuſst, daſs die hier und auch früher entwickelten Ansichten über Glas,
                              									Thonwaaren u.s.w. noch weiterer Bestätigung durch Versuche bedürfen. Aber einerseits
                              									da wegen anderweitiger Beschäftigungen die Anstellung von Versuchen sich zu lange
                              									hinziehen würde, andererseits der Werth der ganzen Theorie nicht durch
                              									Laboratoriumsversuche, sondern erst in der groſsen Praxis sich erproben läſst, so
                              									hält er es für angemessen, die Veröffentlichung auch in dieser unvollkommeneren Form
                              									nicht länger hinauszuschieben. Die Uebereinstimmungen zwischen der Theorie und der
                              									Praxis sind so zahlreich und so auffallend, daſs die hier entwickelten Anschauungen
                              									bei den Fachmännern einige Beachtung finden dürften. Sollten sich dieselben immer
                              									mehr bestätigen und in der Praxis erproben, so wären damit die Glas- und
                              									Thonwaaren-Industrie – so weit es sich um Operationen bei höherer Temperatur handelt
                              									– unter einen einheitlichen Gesichtspunkt gebracht und anstatt vielen Herumtastens
                              									und Probirens gäbe es für jeden Fall einen leicht zu findenden und sicheren Weg. Bis
                              									jetzt hat die Empirie mit groſser Mühe das Richtige herausfinden müssen und die
                              									verschiedensten Mischungen erdacht, von welchen hier versucht ist, alle unter einen
                              									einzigen Gesichtspunkt zusammenzufassen. Daſs dies überhaupt möglich ist, rührt einfach daher, daſs die
                              									bei hohen Temperaturen gewünschten Resultate nur bei gewissen Verhältnissen möglich
                              									sind und sonst nicht. Die Grundlage der Theorie bildet die Anschauung, daſs bei
                              									einer gegebenen Temperatur sich ganz bestimmte Silicate bilden können und auch
                              									bilden müssen, daſs man somit das zu erwartende Resultat, sei es ein transparentes
                              									Glas, ein Email, eine Glasur, ein Porzellan oder eine feuerfeste Masse, mit voller
                              									Sicherheit vorausbestimmen kann. Die bei hohen Temperaturen anzunehmenden Silicate
                              									sind am Anfange dieses Artikels angegeben und sei hier noch einmal erwähnt, daſs die Formeln der ersten Notiz (1882 243 66) nicht mehr gelten.
                              									Es sollen im hiesigen Universitätslaboratorium, so weit es die Zeit erlaubt, noch
                              									weitere Versuche über den vorliegenden Gegenstand und verwandte Fragen gemacht und
                              									die Resultate, wenn beachtungswerth, in diesem Journal mitgetheilt werden.
                           Tokio, Ende Juli 1882.