| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 141 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								243 S. 398.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 9.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Zusammensetzung und Temperatur der
                                 										Hochofengase bringen die Annales des Mines,
                              									1881 Bd. 20 * S. 323 einen sehr beachtenswerten Aufsatz von A. Jaumain, Hochofen-Ingenieur der Société de la
                                 										Providence in Marchiennes. Verfasser hat gefunden, daſs die Gase, welche
                              									durch das Centralrohr und durch das peripherische Rohr eines im Uebrigen offenen
                              									Gasfanges abgeführt werden, einen sehr groſsen Unterschied in ihrer Zusammensetzung
                              									und ihrer Temperatur aufweisen. So zeigten z.B. die Gase des Hochofens Nr. 2 in
                              									Marchiennes im Centralrohr 120°, während die am Umfange aufsteigenden Gase eine
                              									Temperatur von 248° hatten. Erstere bestanden dem Volumen nach aus 13,34 Proc.
                              									Kohlensäure, 21,60 Proc. Kohlenoxyd und 65,05 Proc. Stickstoff, dem Gewichte nach
                              									aus 19,47 Proc. Kohlensäure, 19,7 Proc. Kohlenoxyd und 60,83 Proc. Stickstoff,
                              									während die am Umfange des Schachtes aufgefangenen Gase dem Volumen nach aus 9,40
                              									Proc. Kohlensäure, 25,20 Proc. Kohlenoxyd und 65,40 Proc. Stickstoff, dem Gewichte nach aus 14,03
                              									Proc. Kohlensäure, 23,50 Proc. Kohlenoxyd und 62,47 Proc. Stickstoff bestanden. (Der
                              									Gehalt der Gase an Wasserstoff und Wasserdampf wurde vernachlässigt.) Ganz ähnliche
                              									Erscheinungen wiederholten sich bei verschiedenen anderen Hochöfen.
                           Jaumain erklärt den höheren Kohlenoxydgehalt der
                              									seitlich abgefangenen Gase dadurch, daſs beim Niedergehen der Beschickung sich die
                              									Kokes am Umfange des Schachtes ansammeln und in Folge dessen die Gase den hier
                              									erleichterten Weg nehmen. Die Kohlensäure, welche festen Kohlenstoff von genügend
                              									hoher Temperatur antrifft, verwandelt sich dabei theilweise wieder in Kohlenoxyd;
                              									dieser Vorgang erfordert jedoch Wärme, kühlt also ab. In der Mitte des Ofens liegt
                              									die Beschickung dichter, die Geschwindigkeit der Gase und demzufolge deren
                              									Temperatur ist eine geringere und sie können entweichen, ohne zersetzt zu werden.
                              									Durch die an den Schachtwänden eintretende Reaction wird demnach ein gröſserer
                              									Kohlenstoffverbrauch bedingt, weshalb Hochöfen von sehr groſsem Inhalt (über 350cbm), die eine für ihr Ausbringen
                              									verhältniſsmäſsig groſse Schachtwandoberfläche haben, in viel gröſserem Maſse
                              									Veranlassung zur Reduction der Kohlensäure durch festen Kohlenstoff geben und
                              									deshalb unökonomischer arbeiten als kleinere Oefen. Als Beispiel hierfür wird der
                              									Ofen Nr. 1 von Marchiennes angeführt, welcher nach der Zustellung nur 961k Kokes auf 1l
                              									weiſsen Roheisens verbrauchte, während im 3. Jahre bei schon stark angegriffenem
                              									Schacht, jedoch unter sonst gleichen Verhältnissen, der Kokesverbrauch auf 1080k stieg. Nach einer umfangreichen Ausbesserung,
                              									nach welcher der Schacht keine regelmäſsige Form mehr hatte, blieb der
                              									Kokesverbrauch sogar bis auf 1130k.
                           Gruner (Daselbst S. 336) weist auf den Werth der Jaumain'schen Untersuchungen hin, welche festgestellt
                              									haben, daſs man aus der Einzelbetrachtung der central und am Umfang abgefangenen
                              									Hochofengase nicht auf den Gang des Hochofens schlieſsen könne; dies ist nur dann
                              									möglich, wenn der Hochofen eine ganz geschlossene Gicht besitzt. Es werden sodann
                              									die Gestalt und die Betriebs Verhältnisse der 12 von Jaumain untersuchten Hochöfen angegeben und diese mit den Gasanalysen in
                              									Beziehung gebracht. Daraus ergibt sich, daſs beinah cylindrische Ofenschächte
                              									vortheilhafter sind als sogen. „gedrungene“ Schächte, bei welchen das
                              									Verhältniſs H : D, der
                              									Gesammthöhe zum Durchmesser des Kohlensackes, sich innerhalb der Grenzen 2,83 und
                              									3,87 bewegt, daſs aber diese Vortheile zum Theil durch Anordnung einer
                              									peripherischen Gasabführung wieder aufgehoben werden. Nach Gruner soll ein Hochofen niemals den Inhalt von 200 bis 250cbm überschreiten und der Gebläsewind eine so hohe
                              									Pressung besitzen, daſs die Verbrennung in der Achse des Hochofens vor sich geht;
                              									diese Pressung wird jedoch allein bedingt durch die Durchlässigkeit der
                              									Beschickungssäule, nicht aber durch die Dichtigkeit des Brennmaterials. Es muſs also der Winddruck
                              									um so stärker sein, oder der Hochofen um so weniger hoch, je zerreiblicher die Kokes
                              									oder die Holzkohlen, oder je mehr z.B. der Anthracit in der Wärme zerspringt und je
                              									kleiner und zerdrückbarer die Eisenstein- und Kalkstücke sind. Der Kokesverbrauch
                              									wird um so geringer, je gröſser innerhalb gewisser Grenzen der Durchmesser des
                              									Centralrohres ist. Für alle Fälle ist es zweckmäſsig, letzteres am unteren Ende zu
                              									erweitern und dem äuſseren Cylinder eine solche Form zu geben, daſs er in der
                              									Verlängerung des Schachtes liegt. – Nach Untersuchungen von Lürmann in der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure. 1882 S. 266 ergeben sich jedoch noch bessere Resultate, wenn
                              									die seitliche Gasabführung ganz vermieden und nur ein genügend weites Centralgasrohr
                              									verwendet wird.
                           Bei dem Flammofen mit Erdölheizung von J. W. Houchin und J. R. Houchin in
                              										Brooklyn (* D. R. P. Nr. 16 786 vom
                                 										21. Juni 1881) wird das in den Feuerraum des Ofens mündende
                              									Zuführungsrohr behufs Zerstäubung des Erdöles von einer ringförmigen Winddüse
                              									umschlossen. Oberhalb dieser Düse liegt eine einfache Winddüse, deren Mittellinie
                              									die oberste Kante der Feuerbrücke nahezu berührt und welche die zur Verbrennung des
                              									Erdöles nothwendige Luft zuführt. Das Windleitungsrohr wird zur Erhitzung des Windes
                              									in verschiedenen ∩-förmig gebogenen Rohrsträngen durch den Fuchs geführt.
                           Um bei dem Apparat zum Einblasen von Luft unter das Metallbad
                                 										im Flammofen (vgl. 1881 240 * 306) von F. Würtenberger in Ruhrort eine schnelle Auswechselung
                              									der Düse ermöglichen zu können, ohne das Windrohr entfernen zu müssen, wird in das
                              									Ende des letzteren ein kleineres Rohrmundstück eingeschraubt oder mehrere Mundstücke
                              									werden bei Anordnung mehrerer Windlöcher mittels eines Reductionsmuffes daran
                              									befestigt und um diesen die aus feuerfestem Material hergestellte Düse gelegt (* D.
                              									R. P. Zusatz Nr. 17220 vom 5. Januar 1881). Letztere kann durch einfaches Verkitten
                              									oder mittels eines Bajonnetverschlusses an das Windrohr angeschlossen werden.
                           Behufs einer gleichmäſsigen Vertheilung des Kohlenstoffes im
                                 										Cementstahl verschmilzt man letzteren gewöhnlich in Tiegeln zu Guſsstahl.
                              										Aube's
                                    											Steel- und Gas-Company in Paris
                              										(D. R. P. Nr. 17658 vom 20. August 1881) glüht den
                              									Cementstahl zu demselben Zweck bei 600 bis 700° in einer glasirten Retorte, in
                              									welcher eine Wasserstoffatmosphäre unterhalten wird. Es findet dabei ein Austausch
                              									des Kohlenstoffes der einzelnen Eisenschichten (ohne Oxydation) durch
                              									Molecularwanderung statt, so daſs der Gehalt desselben nach einigen Stunden überall
                              									ein gleicher ist.
                           Der Tiegelschmelzofen von Georg
                                    										Fischer in Hainfeld, Niederösterreich (*
                              										D. R. P. Nr. 8045 vom 10. Juni 1879) besteht aus
                              									einem oben und unten offenen, in horizontalen Zapfen hängenden kleinen Schachte, auf
                              									welchem oben eine mit Einsatzöffnung versehene Haube ruht und gegen den von unten
                              									der Windkasten angedrückt wird. Auf der zum Durchtritt des Windes durchlöcherten Deckplatte des
                              									letzteren ruhen Tiegel und Brennmaterial. Auſserdem besitzt der Schacht an seinen
                              									inneren Wandungen senkrechte Kanäle, durch welche ebenfalls Verbrennungsluft dem
                              									Schachte zugeführt wird.
                           Nach dem Zusatzpatent * Nr. 16593 vom 25. Juni 1881 wird die Einsatzöffnung der Haube
                              									durch ein Ventil geschlossen, welches mit Oeffnungen versehen ist, die einen Theil
                              									der Verbrennungsprodukte durchlassen, so daſs das über dem Ventil in einem
                              									Fülltrichter befindliche Brennmaterial vorgewärmt werden kann. Ein anderer Theil der
                              									Gase soll durch besondere Kanäle zum Boden des Schachtes zurückkehren und sollen
                              									hier die noch nicht verbrannten Kohlenstofftheile unter Zutritt von Luft verbrannt
                              									werden. Der Rest der Gase entweicht direkt in die Atmosphäre.
                           Das Verfahren zur direkten Darstellung von Eisen und
                                 										Stahl durch Erhitzen von Eisenerzen mit Reductions- und Fluſsmitteln in
                              									röhrenförmigen Eisenblechgefäſsen von Ph. S. Justice in
                              										London (* D. R. P. Nr. 2717 vom 23.
                                 										November 1877 und Nr. 17221 vom 22. Januar 1881) schlieſst sich in den
                              									Hauptpunkten dem von Du Puy angewendeten Verfahren
                              									(vgl. 1881 242 290) an.
                           Um Eisenröhren ohne Schweiſsnaht herzustellen, bringt
                              										A. L.
                                    											Norphy in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 18034 vom 30. Juli 1881) eine Puddelluppe
                              									durch Hämmern in eine cylindrische Gestalt und durchlocht oder durchbohrt sie dann
                              									der Länge nach. Aus diesem Rohblock werden die Röhren durch Ziehen über einen Dorn
                              									hergestellt. Man umgeht durch dieses Verfahren die Umformung der Luppe in Bleche und
                              									dieser in Röhren. Weshalb man aber gerade Puddeleisen und nicht Guſs- oder
                              									Fluſsstahl für den Rohblock wählt, ist nicht recht erklärlich, da ja die
                              									Schweiſsbarkeit, welche man gegen die Wahl des
                              									Guſsstahles vorbringen könnte, bei dem Herstellungsverfahren gar nicht in Betracht
                              									kommt.
                           Die Ausladung eines Gieſskrahnes für Bessemerwerke
                              									gröſser als 4 bis 5m zu machen, geht nicht an,
                              									weil die Drehung desselben und die genaue Einstellung der Gieſspfanne über die
                              									Formen dadurch erschwert wird. Da ferner die Handhabung der Gieſsvorrichtung bei in
                              									2 Reihen hinter einander in der Gieſsgrube aufgestellten Formen unbequem und ein
                              									Auswechseln der voll gegossenen Formen während eines Gusses unthunlich ist, so sann
                              									man auf Mittel, den Raum zur Aufstellung einer gröſseren Anzahl von Formen zu
                              									gewinnen, um Birnen mit 10, ja 15t Inhalt
                              									verwenden zu können. R. M. Daelen beschreibt in Stahl und Eisen, 1882 S. 152 zwei
                              									Gieſsgruben-Anordnungen, welche diesen Zweck verfolgen und sich in der Praxis schon
                              									bewährt haben. Die erste (Fig. 4 bis
                              										7 Taf. 9) ist schön seit 7 Jahren im Bochumer
                                 										Verein für Bergbau und Guſsstahlfabrikation in Betrieb und gestattete im J.
                              									1880 das Vergieſsen von 52 Hitzen in 24 Stunden. In die Gieſsgrube, welche 3 Birnen
                              									besitzt, mündet in radialer Richtung ein schwach gekrümmter Graben, von derselben Tiefe wie
                              									erstere. In demselben werden die Formen in gewöhnlicher Weise aufgestellt, die
                              									Gieſspfanne (Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 9) auf einem Wagen über dieselbe gefahren und durch das
                              									Bodenventil in die Formen entleert. Zu diesem Zwecke wird der Wagen unter die im
                              									Gieſskrahn hängende Gieſspfanne gefahren und letztere auf den Wagen abgesetzt. Die
                              									Bühne für die Gieſspfanne kann durch Handrad und Schnecke um eine senkrechte Achse
                              									gedreht werden. Der Wagen wird durch eine Kette ohne Ende bewegt, welche in einer
                              									Rinne an der einen Grabenkante entlang geführt ist und von einer
                              									Zwillingsdampfmaschine auf eine Trommel auf- und abgewickelt wird. Zur genauen
                              									Einstellung dient ein durch Hand zu betreibendes Vorgelege am Wagen selbst. Der
                              									unter der Gieſspfanne aufgehängte Trichter besitzt zwei Bodenöffnungen, so daſs
                              									gleichzeitig zwei neben einander stehende Formen voll gegossen werden können. Am
                              									Gieſsgraben entlang sind in der Entfernung von 10 zu 10m Blockkrahnen aufgestellt.
                           In der Gutchoffnungshütte in Oberhausen II mündet der
                              									stark gekrümmte Gieſsgraben tangential in die Gieſsgrube (vgl. Fig. 8 Taf.
                              									9) und wird durch einen centralen Laufkrahn bedient. Wie die Fig. 8
                              									zeigt, dreht sich letzterer um den Mittelpunkt des Kreises, welchen der Gieſsgraben
                              									beschreibt, auf der Säule B und wird in der Nähe des
                              									Grabens von 2 Laufrädern E, welche auf Schienen F rollen und mittels eines Rädervorgeleges von Hand
                              									gedreht werden können, unterstützt. Der Gieſspfannen-Wagen H rollt auf den unteren Trägerflanschen und läſst sich durch den
                              									hydraulischen Cylinder J in radialer Richtung
                              									verstellen. Das Absetzen der Pfanne auf den Wagen erfolgt durch Senken des
                              									Hauptgieſskrahnes. Zweckmäſsig ist es, die Gieſspfanne in dem Wagen in Schildzapfen
                              									aufzuhängen, um dieselbe beim Versagen der Gieſsvorrichtung mittels einer der
                              									bekannten Kippvorrichtungen kippen zu können.
                           Derartige Einrichtungen sind von besonderem Werthe für Bessemerwerke, welche nach dem
                              									basischen Verfahren arbeiten. Sie lassen die ganze Gieſsgrube nach dem Entleeren der
                              									Birne frei, so daſs die Entfernung der Schlacke aus ersterer ungehindert vorgenommen
                              									werden kann.
                           In Horde ist seit ½ Jahr ein fahrbarer Gieſskrahn in
                              									Betrieb, welcher auf 3 Stahlachsen mit je 2 Stahlrädern ruht und auf einem Geleise
                              									läuft, das parallel der Mittellinie der in einer Geraden angeordneten Birnen liegt.
                              									Die Oberfläche des starken und sehr schweren Krahngestelles scheidet sich in zwei
                              									Hälften; die eine wird von dem eigentlichen Krahn eingenommen. Er besteht aus zwei
                              									schmiedeisernen Trägern, welche mit dem in der Mitte zwischen ihnen angeordneten
                              									hydraulischen Cylinder fest verbunden sind. Auf der einen Seite dieses Cylinders
                              									ruht auf den Trägern die radial verschiebbare Gieſspfanne, auf der anderen das
                              									Gegengewicht. Die Vorrichtungen zum Verschieben und Kippen der Gieſspfanne sind die
                              									bekannten. Der hydraulische Cylinder stülpt sich über einen mit dem fahrbaren Gestell
                              									fest verbundenen Plunger, so daſs die Träger sammt Gieſspfanne mittels Kettenrollen
                              									und Kette um diesen Plunger herumgeschwenkt, gleichzeitig aber auch durch Einleitung
                              									von Druckwasser in den hydraulischen Cylinder gehoben werden können. Der Krahn hat
                              									eine Ausladung von 2m,25, eine Hubhöhe von 1m, während die Verschiebbarkeit der 10t fassenden Pfanne 1m beträgt, so daſs 2 Reihen Formen bedient werden können.
                           Auf der zweiten Hälfte des Krahngestelles liegen eine kräftige Zwillingsdampfmaschine
                              									mit Reversirsteuerung, welche mittels 2 Stirnräder und 2 Kegelräder die mittlere
                              									Laufachse in Umdrehung versetzt, eine starke Dampfpumpe und ein vertikaler
                              									Röhrenkessel von 10e für 6at Ueberdruck. Die Dampfpumpe dient sowohl zur
                              									Speisung des Kessels, als des hydraulischen Cylinders, besonders zum Ersatz des beim
                              									Gieſsen durch die Stopfbüchsen verloren gehenden Wassers.
                           Auſserdem ist mit einer Kolbenstange der Zwillingsmaschine noch ein Pumpwerk für
                              										20at verbunden, dessen Saugrohr in einen im
                              									Gestell gelagerten Wasserbehälter taucht. Diese Pumpe dient demselben Zweck wie die
                              									Dampfpumpe; nur war letztere neben jener noch nothwendig, um bei still liegendem
                              									Krahn nicht die Bewegungsvorrichtung der Laufachse auskuppeln zu müssen, wenn man
                              									Druck- oder Speisewasser bedurfte. Die Zwillingsmaschine liegt unter einem Belag von
                              									Riffelblech und ist dadurch gegen Stöſse und Funkensprühen geschützt. Desgleichen
                              									sind für den Maschinisten Schutzwände angebracht.
                           Die Handhabung des Krahnes in Horde geschieht in der Weise, daſs die Gieſspfanne,
                              									nachdem sie unter den Birnen mit Stahl gefüllt ist, um 180° herumgeschwenkt wird und
                              									in dieser Lage ihren Inhalt in den auf der den 4 Birnen gegenüber liegenden Seite
                              									des Geleises angeordneten geraden Gieſsgraben entleert.
                           In dem Stahlwerk zu Peine, welches für 6 Birnen angelegt wurde, ist das
                              									Herumschwenken des Krahnes nach dem Füllen dadurch vermieden, daſs die auf beiden
                              									Seiten der Birnen angeordneten Gieſsgraben auf derselben Seite des Geleises liegen,
                              									wie folgende schematische Skizze
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 246, S. 146
                              
                           erkennen läſst, in welcher die Punkte die Birnen, die kurzen
                              									Linien die Gieſsgraben und die lange Linie das Geleise bedeuten. Die Gieſsgraben
                              									liegen unter leichten Schuppen, so daſs die Arbeiter weder an den Birnen durch die
                              									heiſsen Guſsblöcke, noch an den Formen durch glühende Schlacken u.s.w. belästigt
                              									werden. Die Einrichtungen, welche von der Märkischen
                                 										Maschinenbau-Anstalt, vormals Kamp und Comp. in Wetter an der Ruhr
                              									ausgeführt wurden, erleichtern den Betrieb der Bessemerwerke bei Ausführung des Thomas'schen Entphosphorungsverfahrens ungemein. (Nach
                              										Stahl und Eisen, 1882 * S. 405.)
                           
                           Zur Herstellung basischer Ofenfutter benutzen O. Junghann und H.
                                 										Uelsmann in Königshütte (D. R. P. Nr. 16510 vom 29. September 1880, Zusatz
                              									zu Nr. 10411, vgl. 1880 238 423) phosphorsauren Kalk oder thierische Knochenasche
                              									und als Bindemittel hierfür reine Alkalien. Letztere
                              									sollen einen Gehalt von 3 Proc. in der Grundmasse ausmachen. Die Masse wird entweder
                              									in die Oefen eingestampft, oder zu Ziegeln, Düsen, Muffeln u.s.w. geformt und dann
                              									bei stärkster Glühhitze gebrannt.
                           Gichtverschluſs für Hochöfen. Der sogen. Parry'sche Trichter ist, wie J.
                                 										Schlink im Stahl und Eisen, 1882 S. 136
                              									ausführt, einer der besten und bequemsten Gichtverschlüsse für Hochöfen, leider aber
                              									nicht überall anwendbar, weil starke Wechsel in der äuſseren Beschaffenheit des
                              									Möllers die Lage verändern, welche die niedergehenden Gichten im Hochofen einnehmen
                              									und dadurch den Betrieb stören können. Nasse, mulmige Erze fallen an ganz andere
                              									Stellen des Hochofenschachtes als trockene, stückreiche Eisensteine. Daſs man im
                              									Middlesborough-Bezirk, wo die Erze eine ziemlich grobe Gleichmäſsigkeit zeigen,
                              									allmählich auf richtige Abmessungen des Trichters gekommen, ist leicht erklärlich,
                              									während bei unseren wechselnden Beschickungen die allgemeine Einführung auf
                              									Schwierigkeiten stöſst. Manche Abänderungen wurden vorgeschlagen, um den Uebelstand
                              									zu beseitigen oder wenigstens zu mildern. In Fig. 9 und
                              										10 Taf. 9 ist ein solcher Versuch dargestellt, welcher aber vielleicht in
                              									ähnlicher Weise von anderer Seite bereits gemacht wurde, weshalb Schlink keineswegs das unbedingte Erstlingsrecht
                              									beanspruchen möchte.
                           Der Grundgedanke besteht darin, daſs das Aufgeben, anstatt in einem einzigen Kreise
                              									zu erfolgen, auf mehrere concentrische ausgedehnt ist und hierdurch eine bessere
                              									Vertheilung der Materialien erzielt wird. Der Haupttrichter ist durch einen
                              									festliegenden, von 6 Armen getragenen Ring in zwei Theile getheilt, wovon jeder
                              									seinen eigenen beweglichen Kegel hat. Der äuſsere bildet einen hochrückigen Ring,
                              									während der innere ein vollständiger Conus ist. Jeder bewegliche Kegel hat seine
                              									besondere Senkvorrichtung; der innere leichtere einen einfachen Hebel, der äuſsere
                              									ein Doppelhebelwerk, beide mit besonderen Kabelwinden versehen.
                           Wird der äuſsere Ring allein gesenkt, so fällt die Beschickung theils an den Rand des
                              									Hochofenschachtes, theils in die Mitte. Senkt man den inneren Kegel zuerst, so fallt
                              									ein groſser Theil des Materials zwischen Rand und Mitte; senkt man beide
                              									Verschluſsdeckel gleichzeitig, so fällt der gröſsere Theil an den Rand und kann man
                              									den Rest nach Belieben vertheilen, indem der äuſsere Ring oder der innere Kegel
                              									weiter herabgelassen wird. Diese verschiedenen Möglichkeiten müssen für jede
                              									Beschickung ausprobirt werden und gestatten ein gutes, regelmäſsiges Aufgeben. Es
                              									lassen sich noch eine Menge Combinationen in der Anordnung und Zahl der
                              									Verschluſsdeckel treffen; doch liegt der Fehler einer zu complicirten Einrichtung
                              									nahe.
                           Der Abzug der Gicht erfolgt an zwei gegenüber liegenden Stellen; an die beiden
                              									Stutzen schlieſsen sich die Grasleitungen an. Die ganze innere Ausrüstung des
                              									Haupttrichters kann mittels der Hebel- und Windwerke leicht hochgezogen werden, was
                              									bei nöthigen Reparaturen von Werth ist.
                           Schlieſslich sei noch ausdrücklich bemerkt, daſs die Zeichnung nur den Grundgedanken,
                              									aber nicht die constructive Ausbildung der vorgeschlagenen Einrichtung wiedergeben
                              									soll.
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
