| Titel: | Repetirgewehr von Franz v. Dreyse in Sömmerda. | 
| Autor: | W. S. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 183 | 
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                        Repetirgewehr von Franz v. Dreyse in
                           								Sömmerda.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 12.
                        F. v. Dreyse's Repetirgewehr.
                        
                     
                        
                           Dieses Repetirgewehr (* D. R. P. Kl. 72 Nr. 18161 vom 17. September 1881) weicht in
                              									seiner Construction wesentlich von sämmtlichen bekannten Ausführungen ab. Es
                              									erinnert an das früher von Dreyse erfundene
                              									Repetirgewehr (vgl. 1881 240 * 103), beseitigt jedoch
                              									einen Hauptmangel desselben durch Verlegung des neben
                              									dem Lauf angeordneten Magazins unter denselben.
                              									Letzteres besitzt die bekannte Einrichtung. Das Schloſs des Gewehres ist das des
                              									deutschen Infanterie-Gewehres M/71. Die Hülse des letzteren ist auf die Länge der
                              									Patroneneinlage rund abgedreht (Fig. 1, 3
                              									und 5 Taf. 12), so daſs sich nach hinten ein Absatz a (Fig. 1)
                              									bildet, gegen welchen eine um die Hülse drehbare Büchse b stöſst. Die Verschiebung der letzteren nach vorn wird durch den Ring c (Fig. 1 und
                              										4) verhütet, welcher mit dem vorderen Hülsentheil durch die Schraube d verbunden ist und dessen untere Bohrung c1 die Begrenzung des
                              									Magazins nach hinten bildet. Auf der unteren Seite ist an diesem Doppelring c c1 das Abzugsblech
                              									mittels einer Schraube befestigt. Die Büchse b besteht
                              									aus einem Cylinder, welcher der Länge nach auf eine Bogenlänge von etwa 120°
                              									aufgeschlitzt ist. An diesen Schlitz setzt sich ein halbkreisförmiger Löffel e an, welcher hinten mit einer Rückwand versehen, und
                              									nach oben durch einen mittels Feder niedergehaltenen Klappdeckel f geschlossen ist. Der Schlitz der Büchse b hat im Bunde g (Fig.
                                 										1) nur die Breite der Kammerleitschiene, so daſs erstere beim Oeffnen und
                              									Schlieſsen des Verschlusses sich mit der Kammer um die Hülse drehen muſs und bei
                              									geöffnetem Verschluſs horizontal neben (vgl. Fig.
                                 										3), bei geschlossener Kammer vertikal unter
                              									(vgl. Fig. 1 und 5) der
                              									Patroneneinlage und hinter dem Magazin steht. Auſserdem besitzt die Büchse b an ihrem vorderen Ende eine Knagge h, welche sich hinter das Magazin legt, also ein
                              									Zurücktreten der Patronen aus dem Magazin verhindert, wenn der Löffel neben der Patroneneinlage steht.
                           Behufs Ladung des Magazins öffnet man bei gesperrtem Verschluſs die Klappe f und schiebt die Patronen in das Magazin. Nach
                              									erfolgter Einführung einer jeden Patrone dreht man die Kammer um etwa ⅕ nach links,
                              									wodurch die Knagge h die eben eingeschobene Patrone
                              									zurückhält. Auf diese Weise kann man in das Magazin 7 Patronen laden. Auſserdem kann
                              									1 Patrone in dem Löffel e Aufnahme finden und die 9.
                              									Patrone in den Lauf eingeschoben werden.
                           Angenommen, das Gewehr sei abgeschossen, so wird beim Aufdrehen der Kammer der eine
                              									Patrone enthaltende Löffel neben die Patroneneinlage zu stehen kommen. Gleichzeitig
                              									wird das Magazin durch die Knagge h geschlossen.
                              									Verdreht man nun, nachdem die leere Patronenhülse durch den Auszieher aus der
                              									Patroneneinlage entfernt worden ist, das Gewehr etwas nach links, so fällt die Patrone aus dem
                              									Löffel in die Patroneneinlage und wird beim Schlieſsen der Kammer in den Lauf
                              									eingeschoben. Ist die Kammer geschlossen, so schiebt die Magazinsfeder sofort eine
                              									neue Patrone in den Löffel und so fort, bis das Magazin verschossen ist. Um hierbei
                              									eine vorzeitige Entzündung der Patrone zu vermeiden, besitzt der Löffel e an seiner Hinterwand einen Gummipuffer i.
                           Soll das Gewehr als Einzellader benutzt werden, so unterläſst man das Verdrehen
                              									desselben, wenn der Löffel neben der Patroneneinlage steht und gibt wie gewöhnlich
                              									eine Patrone in die Patroneneinlage. Die im Löffel befindliche Patrone gelangt dann
                              									beim Schlieſsen der Kammer wieder hinter das Magazin zurück.
                           Das Gewehr besitzt noch eine weitere Eigenthümlichkeit in der Auszieherconstruction.
                              									Der nicht federnde Auszieher k (Fig. 2) ist
                              									um einen Stift drehbar mit dem Verschluſskopf verbunden. Bei senkrecht stehendem
                              									Griff drückt auf diesen Auszieher eine Feder l, welche
                              									mit der Kammerhalteschraube aus einem Stück besteht und mittels einer nach unten
                              									gerichteten Verlängerung durch die Kammerleitschiene hindurch den Auszieher auf den
                              									Wulst der Patrone drückt. Schlieſst man dagegen die Kammer, so gleitet die Feder l vom Auszieher ab und letzterer ruht lose auf der
                              									Patrone auf. Die Feder tritt also nur beim wirklichen Ausziehen der Hülsen in
                              									Thätigkeit, nicht aber, wie bei den meisten anderen Cylinderverschlüssen, während
                              									der ganzen Dauer des Verschlusses. Die Repetirvorrichtung ist ebenso geistreich
                              									erdacht wie einfach. Sie besitzt mit Ausnahme der Löffeldeckelfeder keine leicht
                              									zerbrechlichen Theile, umschlieſst das Schloſs in vortheilhafter Weise, so daſs
                              									Ladehemmungen nicht leicht vorkommen können, und gestattet eine leichte Anpassung an
                              									Einzellader älterer Construction.
                           
                              
                                 W. S.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
