| Titel: | Ueber neuere Sprengstoffe. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 184 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber neuere Sprengstoffe.
                        Patentklasse 78. Mit Abbildungen.
                        Ueber neuere Sprengstoffe.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung von Sprengstoffen durch direkte Nitrirung von
                                 										Kohlen, Torf u. dgl. will Hellhoff in
                              										Berlin (D. R. P. Nr. 17822 vom 17.
                                 										Mai 1881) Torf, Pech oder Paraffin mit starker Salpetersäure oder einem
                              									Gemisch von Nitraten und Schwefelsäure behandeln. Die erhaltenen Nitroprodukte
                              									sollen für sich allein, oder mit Sauerstoffträgern gemischt, als Explosivstoffe
                              									Verwendung linden. Kohlen werden als staubfeines Pulver zunächst mit Salpetersäure
                              									von 1,4 bis 1,48 sp. G. behandelt, das erhaltene Nitroprodukt wird mit Wasser
                              									gewaschen und dann mit concentrirtester Salpetersäure behandelt. Das so gewonnene
                              									Nitroprodukt ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol und concentrirter
                              									Salpetersäure und
                              									verbrennt unter Entwickelung von aromatischem Geruch (vgl. 1881 241 30).
                           Zur Herstellung von gallertartigem Nitroglycerin wird
                              									nach J. M.
                                    											Lewin in Paris (D. R. P. Nr. 15073 vom 18. Januar 1881) Baumwolle mit 5 Th. Dextrin und
                              									etwas essigsaurem Ammonium in einem Kessel unter einem Druck von 6at gekocht. Die erhaltene Gallerte, in
                              									Nitroglycerin gelöst, bildet mit demselben eine Masse, welche kein Nitroglycerin
                              									entweichen läſst. – Zur Herstellung des Sprengstoffes Forcit werden 76 Th. dieses gallertartigen Nitroglycerins mit 15 Th.
                              									Salpeter und 9 Th. Sägemehl gemischt.
                           Zur Darstellung von Nitroglycerin empfiehlt O.
                                    											Schilling in Kattowitz (* D. R. P. Nr. 17568 vom 20. September 1881) einen Trichter,
                              									welcher den Zufluſs des Glycerins zum Säuregemisch regeln soll. Derselbe besteht aus
                              									dem Sammelkasten A (Fig.
                                 										1) und dem mit mehreren Abfallrohren C
                              									versehenen Vertheilungskasten B, dessen Zugang durch
                              									das an der mit Handhabe versehenen Spindel E befestigte
                              									Ventil D geregelt wird.
                           Fig. 1., Bd. 246, S. 185S. H. Hinde in London (Englisches Patent Nr. 2302 vom
                              									25. Mai 1881) empfiehlt als Explosivstoff ein Gemisch
                              									von 64 Th. Nitroglycerin, 12 Th. salpetersaurem Ammonium, 0,25 Th. Walrath, 0,25 Th.
                              									Kreide, 23 Th. Kohle und 0,5 Th. Natriumbicarbonat.
                           Als Sprengpatrone verwenden Cramer und
                                 											Buchholz in Rönsahl (* D. R. P. Nr. 15806 vom 5. April 1881) zwei cylindrische
                              									Sprengpulverstücke A (Fig.
                                 										2) mit mittlerem Loch a, welche von einer aus
                              									Walzblei gedrückten Kapsel B und 2 Pappscheiben C umschlossen sind. Durch eine Oeffnung der oberen
                              									Pappscheibe geht ein Guttaperchazünder D, dessen Ende
                              									in dem Raum a umgebogen ist, worauf die Oeffnung in der
                              									Pappscheibe um die Zündschnur herum mit Asphalt oder Pech verschlosssen wird.
                           Fig. 2., Bd. 246, S. 185 Zur Herstellung von Explosivstoffen werden
                              									nach W. F.
                                    											Reid in Stowmarket (D. R. P. Nr. 18950 vom 12. Februar 1882) 100 Raumtheile der
                              									in gewöhnlicher Weise gekörnten, festen, explosiven Nitroverbindungen, namentlich
                              									Nitrocellulose, mit 50 bis 80 Raumtheilen Aethyl- oder Methylalkohol befeuchtet,
                              									getrocknet und dann durch Siebe getrieben. Dadurch soll das Pulver hartkörnig werden
                              									und seine hygroskopischen Eigenschaften verlieren.
                           B. G. Benedict in Rom (Oesterreichisches Patent vom 6.
                              									November 1881) will zur Herstellung von Sprengstoffen
                              									namentlich amorphen Phosphor verwenden. Zu diesem Zweck werden 2 Th. amorpher
                              									Phosphor mit Wasser verrieben, dann 8 Th. Mennige und 2 Th. chlorsaures Kalium hinzugemischt. Das
                              									Gemenge soll statt Knallquecksilber zur Anfertigung von Zündhütchen, Zündpillen u.
                              									dgl. verwendet werden.
                           Als Sicherheitssprengstoff empfiehlt M. Köppel in Jicin (Oesterreichisches Patent vom 9.
                              									Februar 1881) folgende Gemenge für Sprengungen von hartem Gestein (I) und für
                              									weichere Gesteine, Kohle u. dgl. (II):
                           
                              
                                 Kalisalpeter
                                 35,00
                                 42,00
                                 
                              
                                 Natronsalpeter
                                 19,00
                                 22,00
                                 
                              
                                 Raffinirter Schwefel
                                 11,00
                                 12,50
                                 
                              
                                 Sägemehl
                                 9,50
                                 10,00
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kalium
                                 9,50
                                 –
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                 6,00
                                 7,00
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natrium
                                 4,25
                                 5,00
                                 
                              
                                 Blutlaugensalz
                                 2,25
                                 –
                                 
                              
                                 Raffinirter Zucker
                                 2,25
                                 –
                                 
                              
                                 Pikrinsäure
                                 1,25
                                 1,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Stoffe werden fein gepulvert, innig gemischt, dann mit 10
                              									bis 15 Proc. Wasser gemengt, bis sich entsprechend grobe Stücke bilden, welche
                              									langsam getrocknet werden.
                           Nach Mittheilungen von E. Makuc in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1882 S. 227 und 238 über die Verwendung von Sprengmitteln in Bleiberg wurden dort verbraucht:
                           
                              
                                 Im Jahre
                                 Sprengpulver
                                 Dynamit Nr. 1
                                 
                              
                                 1872
                                  28936k
                                        50k
                                 
                              
                                 1873
                                 27588
                                     326
                                 
                              
                                 1874
                                 30150
                                     350
                                 
                              
                                 1875
                                 25529
                                   2150
                                 
                              
                                 1876
                                 24152
                                   5550
                                 
                              
                                 1877
                                 20451
                                 13900
                                 
                              
                                 1878
                                   4786
                                 24500
                                 
                              
                                 1879
                                 –
                                 25665
                                 
                              
                                 1880
                                 –
                                 30900
                                 
                              
                                 1881
                                 –
                                 36025
                                 
                              
                           Am stärksten war der Kampf zwischen Schieſspulver und Dynamit
                              									in den J. 1875 und 1876. Im J. 1877 entschied er sich zu Gunsten des Dynamits. Bei
                              									der Ausführung einer groſsen Anzahl von Hoffnungsschlägen kostete je 1m Streckenvortrieb bei Dynamitarbeit 31 Proc.
                              									weniger als beim Sprengpulverbetrieb. In den Abbauen wird im Gewichtsgedinge mit
                              										1k Dynamit 4500k Hauwerk erzeugt, mit 1k Sprengpulver
                              									nur 3200k. Der Hauer erzielte damit in der Schicht
                              										850k Hauwerk, mit Dynamit aber 1200k, so daſs sich 1t Hauwerk früher auf etwa 2,60 M. stellte, jetzt auf etwa 2 bis 2,40 M.
                              									Bis zum J. 1879 wurde ausschlieſslich Kieselguhrdynamit Nr. 1 bezogen; seitdem
                              									verwendet man Gelatinedynamit Nr. 1. Andere Sprengmittel wurden vielfach
                              									angepriesen, bewährten sich aber nicht. Je billiger und – was gleichbedeutend ist –
                              									je schwächer ein Sprengstoff, um so gröſser werden die Kosten der Arbeit, der
                              									Beleuchtung und des Gezähes.
                           Das Bestreben zur Vervollkommnung der Nitroglycerinsprengstoffe führte in Europa zur
                              										Sprenggelatine (1880 238
                              									331), in Amerika zum krystallisirten Nitroglycerin, welches namentlich nach
                              									dem Verfahren von Mowbray (1869 192 172) hergestellt wird, indem man dort gegen das flüssige Nitroglycerin
                              									denselben Argwohn hat, als hier gegen das gefrorene herrschte. Man sieht dort auf
                              									groſse Reinheit des Nitroglycerins, indem man es für höchst wahrscheinlich hält,
                              									daſs die Anwesenheit von Salpetrigsäure die freiwillige Zersetzung und Explosion des
                              									Nitroglyzerins veranlassen kann. Indem man nun bei der Fabrikation Luft in das
                              									Säuregemisch einleitet, befreit man die Flüssigkeit von der gefährlichen
                              									Salpetrigsäure, erzielt eine innige Mischung des Glycerins und kühlt zugleich das
                              									Gemenge ab. Hierdurch erhält man ein farbloses reines Fabrikat, welches an sich
                              									schon ungefährlich ist, aber im gefrorenen Zustande geradezu unexplodirbar wird.
                           Ueber die Ungefährlichkeit des Mowbray'schen Sprengöles
                              									im gefrorenen Zustande wurden die umfassendsten Versuche angestellt: Zündhütchen
                              									gruben sich eher in das Sprengmaterial ein, als daſs sie es zur Explosion brachten.
                              									Legte man flüssiges und festes Nitroglycerin auf einen Ambos, so bedurfte es einer
                              									Fallhöhe von 0m,78, um das flüssige, und einer
                              									Fallhöhe von 2m,13, um das gefrorene Nitroglycerin
                              									bei dem gleichen schmiedeisernen Fallklotze zur Explosion zu bringen. Bis in die
                              									neueste Zeit war die irrige Ansicht verbreitet, daſs das gefrorene Nitroglycerin
                              									gegen Schlag und Stoſs empfindlicher sei als das flüssige. Die Sache verhält sich
                              									aber, wie Beckerhinn in Wagner's Jahresbericht, 1876 S. 481 gezeigt hat, gerade umgekehrt. Ein dem
                              									Nitroglycerin mitgetheilter Stoſs oder Druck setzt sich in Wärme um. Der Stoſs oder
                              									Druck, welcher dem Nitroglycerin mitgetheilt wird, muſs also stark genug sein, daſs
                              									er die Erwärmung des getroffenen Nitroglycerins auf seine Explosionstemperatur von
                              									180° bewirkt. Um jedoch gefrorenes Sprengöl auf 180° zu erwärmen, ist offenbar mehr
                              									Wärme nöthig, als um ein gleiches Gewicht flüssiges Nitroglycerin auf dieselbe
                              									Temperatur zu bringen, da dem gefrorenen Nitroglycerin zuerst die latente
                              									Schmelzwärme geliefert werden muſs. Es ist also richtig, wenn man das Sprengöl nur
                              									in gefrorenem Zustande zur Versendung bringt; doch soll man gefrorenes Sprengöl
                              									niemals mit scharfen und spitzen Werkzeugen bearbeiten und stets nur in eigenen
                              									Dynamitwärmeapparaten mit Hilfe von heiſsem, nicht kochendem Wasser aufthauen.
                           Auch bei uns war es seiner Zeit richtig, gegen das auftretende unreine Nitroglycerin
                              									zu Felde zu ziehen. Das heutige Nitroglycerin ist dagegen dem Mowbray'schen völlig ebenbürtig. Gefrorenes Dynamit hat
                              									an sich keine Schuld an den Unglücksfällen, wohl aber der sträfliche Leichtsinn,
                              									welcher beim Aufthauen desselben vorkommt. Makuc hat
                              									Arbeiter getroffen, welche mit der Flamme des Grubenlichtes das Aufthauen gefrorener
                              									Patronen vornahmen. Eben die verhältniſsmäſsige Sicherheit des Dynamits macht die
                              									Arbeiter sorglos, ja leider oft gedankenlos. So erlebte Verfasser einen Fall, daſs
                              									ein Arbeiter eine schon mit Zündschnur und Kapsel versehene Zündpatrone und das Grubenlicht in einer Hand
                              									trug und, als der Zünder zu brennen anfing, die Patrone fallen lieſs, mit seinem
                              									Holzschuh darauf trat und so die Explosion, welche er verhindern wollte, erst recht
                              									hervorrief. Dieser Arbeiter kam indeſs mit dem bloſsen Schrecken und dem
                              									zersplitterten Holzschuhe davon.
                           Selbstverständlich sollen zur Verhütung von Unglücksfallen stets die weitgehendsten
                              									Vorsichtsmaſsregeln platzgreifen und äuſserste Strenge den Dawiderhandelnden
                              									treffen. Auch Dynamit, welches gegen Vermuthen auch heute noch mit blauem
                              									Lackmuspapier oder noch sicherer mit Jodkalium-Stärkepapier sauer reagiren sollte,
                              									ist auszuscheiden und dem Fabrikanten zur Verfügung zu stellen.
                           Mahler und Eschenbacher geben ausführliche und
                              									sachgemäſse Anleitung zur Ausführung von Sprengungen mittels
                              									Nitroglycerinsprengstoffen. Auf diese empfehlenswerthe Schrift mag hier verwiesen
                              										werden.Die Sprengtechnik. Herausgegeben von dem
                                    											Concessionirten Bureau für Sprengtechnik von Mahler
                                       												und Eschenbacher in Wien. 134 S. in gr. 8. Mit 134 Figuren. (Wien
                                    											1881. Selbstverlag.)
                           H. Münch beschreibt in der Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereins, 1882 * S. 203
                              									die Nobel'sche Dynamitfabrik zu Preſsburg, welche jährlich bis 500t Dynamit erzeugt. Die aus einem Gemenge von
                              									Salpetersäure und Schwefelsäure bestehende Abfallsäure, welche nach dem
                              									Nitrirungsprozeſs von dem Sprengöl abgeschieden wurde, wird zur Wiedergewinnung der
                              									Salpetersäure, der Rest zur Superphosphatfabrikation verwerthet. Es soll dadurch
                              									möglich geworden sein, die Preise für Dynamite erheblich herabzusetzen.
                           Von der Fabrikation selbst ist bemerkenswerth, daſs das frische Gemisch von
                              									Salpetersäure und Schwefelsäure mittels Druckgefäſse zum Nitrirapparat geführt wird,
                              									in welchem das reine Glycerin durch Einleiten in das Säuregemisch in Nitroglycerin
                              									verwandelt wird. Dieser Apparat sowie jener, in welchem das Nitroglycerin von dem
                              									Säuregemisch getrennt wird, ist mit Glasdeckeln und Beobachtungslinsen versehen,
                              									lange Thermometer reichen in das Innere, verschiedene Röhren mit Hähnen leiten
                              									kaltes Wasser zur Kühlung, Luft zur Rührung, ferner das Säuregemisch und das
                              									Glycerin in den Apparat.
                           Der in der Hütte zur Beobachtung des Nitrirprozesses aufgestellte Arbeiter hat
                              									vorzugsweise darauf zu achten, daſs die Temperatur im Gemisch nicht über 30° steigt;
                              									ist dies der Fall, so vermindert er den Zufluſs von Glycerin, schlieſst
                              									erforderlichen Falles denselben gänzlich, steigert die Kühlung durch Wasser oder die
                              									Luftrührung. Helfen alle diese Maſsregeln nichts, oder zeigen sich durch das
                              									Erscheinen von rothen Dämpfen Anzeichen einer beginnenden Zersetzung, so schlieſst
                              									er die Zufluſsrohre für Glycerin und Säure, öffnet den Ablaſshahn am Boden des
                              									Nitrirapparates und läſst das ganze Gemisch in darunter stehende, mit kaltem Wasser
                              									gefüllte Behälter stürzen.
                           
                           Fig. 3., Bd. 246, S. 189 Bemerkenswerth waren die gelegentlich eines Besuches des genannten Vereins
                              									am 23. April 1882 ausgeführten Brisanzproben nach dem Verfahren des Direktors Trauzl. Derselbe verwendet 200mm hohe Bleicylinder A (Fig. 3) von 200mm Durchmesser mit einer 23mm weiten und 120mm tiefen Bohrung c. Diese werden mit 20g Sprengstoff geladen, welcher in einer dünnen
                              									Weiſsblechhülle von 23mm äuſseren Durchmesser und
                              										35mm Höhe bis zum Boden der Ausbohrung
                              									hinabgeschoben wird. Obenauf kommt eine dünne Scheibe aus Pappendeckel; dann wird
                              									die mit einer 3fach starken Sprengkapsel versehene Zündschnur in das
                              									Ladungsbüchschen eingedrückt und der übrige Theil der Ausbohrung mit ziemlich
                              									trockenem, gerade noch plastischem feinem Letten ausgefüllt. Beim Versuch kommt dann
                              									der Bleicylinder zwischen zwei Stahlplatten und wird in einen Eisenrahmen mittels 4
                              									Keilen festgeklemmt. Die nicht stark hörbare Explosion erweitert je nach der
                              									Sprengmittelsorte den Hohlraum im Bleicylinder und baucht dessen Mantelfläche
                              									tonnenartig auf. Der mit Wasser ausgemessene Hohlraum faſste vor der Explosion 49cc,86; die Resultate der Sprengproben sind in
                              									nachfolgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Sprengmittel-sorte
                                    											undBezeichnung
                                 Zusammen-setzung
                                 Hohlraumnach derExplosion
                                 Mittel aus3 Spren-gungen
                                 100kkosten
                                 Anmerkung
                                 
                              
                                 cc
                                 cc
                                 fl. ö. W.
                                 
                              
                                 DynamitNr. I alt
                                 75 Nitroglycerin25 Kieselguhr
                                   980  920  960
                                   953,3
                                 153
                                 Ist gegen Nässeempfindlich
                                 
                              
                                 Neu-DynamitNr. I
                                 60 Sprenggelatine      (syrupös)40 Zumischpulver
                                 120012001250
                                 1216,7
                                 148
                                 Ist gegen Nässenicht empfind-lich
                                 
                              
                                 Neu-DynamitNr. II
                                 45 Sprenggelatine      (syrupös)55 Zumischpulver
                                   930  950  970
                                   950,0
                                 125
                                 Nur wenig mehr
                                 
                              
                                 Neu-DynamitNr.
                                    											IIIZündpatrone
                                 25 Nitroglycerin75 Zumischpulver
                                   700  740  720
                                   720,0
                                   72
                                 Wie Nr. I alt
                                 
                              
                                 Neu-DynamitNr.
                                    											IIILadepatrone
                                 15 Nitroglycerin85 Zumischpulver
                                   590  550  590
                                   576,7
                                   62
                                 Desgl.
                                 
                              
                                 Sprenggelatine
                                 
                                      93 Nitroglycerin    7
                                       												Collodiumwolle–––100 Sprenggelatine
                                    
                                 150015501500
                                 1516,7
                                 220
                                 Ist gegen
                                    											Wassergänzlichunempfindlich
                                 
                              
                                 
                                      80 Sprenggelatine  20 Dynamit I
                                       											neu
                                    
                                 
                              
                                 Nitroglycerin
                                 
                                 179017501790
                                 1776,7
                                 Nicht imHandel
                                 
                                 
                              
                           
                           Fig. 4., Bd. 246, S. 190Fig. 5., Bd. 246, S. 190E. LerchPrüfung
                                       												von Sprengpulver und Sprengpatronen für Bergbauzwecke; von der
                                       												Pulverfabrik Rottweil-Hamburg gef. eingesendet.
                              									berichtet über die von ihm ausgeführte Prüfung von
                                 										Sprengpulver in der Fabrik Rottweil. Der verwendete, 230mm hohe, gegossene Bleicylinder A (Fig. 4 und 5) hat einen äuſseren Durchmesser von 140mm; die 33mm
                              									weite und 144mm tiefe Höhlung e ist an der Stirnseite mit einem erweiterten Ansatz
                              										a von 64mm
                              									Durchmesser bei 19mm Tiefe versehen. Für die
                              									eigentliche, 33mm weite Höhlung bleiben daher
                              									unter dem Ansatz noch 125mm im Inneren des
                              									Cylinders. In diese Höhlung wird ein entsprechend gedrehter schmiedeiserner Zapfen
                              										z eingesetzt, welcher am Ansatz aufliegt und zu
                              									diesem Behuf einen Kopf von 63mm Durchmesser bei
                              										20mm Höhe – entsprechend dem obigen Ansatz –
                              									erhält, während der übrige Theil mit 32mm
                              									Durchmesser vom Ansatz aus auf 64mm Länge in die
                              									Höhlung hineinragt. Dieser Zapfen ist nach seiner ganzen Länge in der Mittellinie
                              									mit einer 7mm weiten Oeffnung für die Zündschnur
                              									durchbohrt. Die Ladung, welche in den noch bleibenden Hohlraum von 33mm Lichtweite und 61mm Tiefe eingebracht wird, beträgt für die verschiedenen Pulversorten
                              										50g.
                           Fig. 6., Bd. 246, S. 190Fig. 7., Bd. 246, S. 190 Der mit Wasser ausgemessene Hohlraum faſste vor der Explosion 60cc. Nachdem er wieder getrocknet ist, wird das zu
                              									prüfende Sprengpulver eingeschüttet und der Zapfen mit Zündschnur s (Fig. 6 und 7), welche etwa zur Hälfte der Pulverhöhe in das
                              									Pulver hineinragt und im Ganzen etwa 500mm lang
                              									ist, aufgesetzt. Der Cylinder wird nun an der oberen Stirnseite mit einer
                              									schmiedeisernen Deckplatte b versehen und auf eine
                              									gleiche Bodenplatte o gestellt, hierauf sammt den
                              									beiden Platten in einen in sich abgeschlossenen, geschweiſsten, schmiedeisernen
                              									Rahmen r von 35mm
                              									starkem Vierkanteisen eingesetzt und zwischen der Deckplatte und dem Rahmen durch 2
                              									Paar Gegenkeile c festgeklemmt. Dieser Rahmen hat
                              										300mm lichte Höhe und 155mm lichte Weite, steht aufrecht und ist an einer
                              									Schmalseite frei ohne besondere Befestigung in eine auf dem Boden befindliche
                              									Holzdiele eingelassen. Die ganze Vorrichtung ist daher in sich abgeschlossen und
                              									kann die Wirkung des Pulvers sich nur auf den Bleicylinder erstrecken, dessen
                              									Hohlraum durch den Schuſs ausgebaucht wird. Während die Mantellinie des Cylinders
                              									vor dem Schuſs eine gerade Linie bildet, ist dieselbe nach dem Schuſs in der Gegend,
                              									wo das Pulver lag, nach auſsen gekrümmt, so daſs der Cylinder im Hohlraum und an der äuſseren
                              									Begrenzungslinie eine Ausbauchung zeigt (vgl. Fig.
                                 									5). Der durch den Schuſs erweiterte Hohlraum wird, wie vor dem Schuſs, mit
                              									aufgelegtem Zapfen ausgemessen und so die Erweiterung durch den Schuſs festgestellt.
                              									Werden die Cylinder nach Längsrichtung in der Mitte durchsägt und von dem
                              									Querschnitt Abschnitte genommen, so erhält man die graphische Darstellung der
                              									Sprengwirkung. Die so gewonnenen Resultate mit Sprengpulver der Rottweiler und
                              									anderer Württembergischen Fabriken sind nachstehend zusammengestellt, wobei zu
                              									bemerken ist, daſs das Gewicht der Pulverladung 50g betrug:
                           
                              
                                 
                                 WürttembergerSprengpulver
                                 Rottweiler Sprengpulver
                                 
                              
                                 Bezeichnung (nach Salpetergehalt)
                                 –
                                 65 %
                                 70 %
                                 75 %
                                 65 %
                                 70 %
                                 75 %
                                 
                                    NeueSorte
                                    
                                 
                              
                                 Inhalt des Sprengraumes    nach dem Schusse in cc 
                                 III
                                 212238
                                 194206
                                 206222
                                 303257
                                 250250
                                 264287
                                 500514
                                   624  584
                                 
                              
                                 Erweiterung des Spreng-    raumes durch den
                                    											Schuſs
                                 IIIMittel
                                 152178165
                                 134146140
                                 146162154
                                 243197220
                                 190190190
                                 204227216
                                 440454447
                                   564  524  544
                                 
                              
                                 Erweiterung für 100g Ladung in cc
                                 330
                                 280
                                 308
                                 440
                                 380
                                 432
                                 894
                                 1087
                                 
                              
                           In gleicher Weise untersuchte englische und Rottweiler Sprengpatronen ergaben im
                              									Mittel von je 4 Versuchen:
                           
                              
                                 
                                 Rottweil-Hamburg
                                 Curtis andHarvey
                                 Dicksonand Co.
                                 John Halland Son
                                 NewSedgwickGunpowderCo.
                                 
                              
                                 Gewicht der Patrone in g
                                       47,125
                                     52,65
                                   50,8
                                   48,7
                                     57,95
                                 
                              
                                 Erweiterung des Spreng-    raumes durch den
                                    											Schuſs    in cc
                                   454,75
                                 255,6
                                 210,5
                                 215,0
                                 184,2
                                 
                              
                                 Erweiterung für 100g
                                    											La-    dung in cc
                                 965,0
                                 485,5
                                 414,3
                                 441,5
                                 317,0
                                 
                              
                           Die Sprengleistung der höher procentigen Fabrikate der
                              									Rottweiler Fabrik ist somit bemerkenswerth. Um übrigens Vergleichsresultate zu
                              									bekommen, wäre es in hohem Grade wünschenswerth, wenn diese Verbuche an
                              									verschiedenen Orten völlig gleichartig ausgeführt würden.
                           
                              
                                 F.