| Titel: | Brown's Strassenbahn-Locomotive. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 205 | 
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                        Brown's Straſsenbahn-Locomotive.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        Brown's Straſsenbahn-Locomotive.
                        
                     
                        
                           In Fig.
                                 										1 bis 5 Taf. 13
                              									ist nach Engineering, 1882 Bd. 33 S. 109 bezieh. Revue industrielle, 1882 S. 214 die neueste Anordnung
                              									der von der Schweizerischen Locomotiv- und
                                 										Maschinenfabrik in Winterthur gebauten Straſsenbahn-Locomotive dargestellt.
                              									Kessel und Maschine haben die gleiche Einrichtung, wie sie schon seit einer Reihe
                              									von Jahren in der genannten Fabrik für Straſsenbahnmaschinen angewendet ist und
                              									welche sich, so viel bekannt, sehr gut bewährt hat. Der Kessel ist aus einem
                              									stehenden und einem kurzen liegenden Kessel zusammengesetzt. Die Feuerbüchsplatten
                              									sind mit auſsenliegenden Flanschen verbunden, so daſs sich keine Nietköpfe im
                              									Feuerraum befinden. Die Cylinder liefen über den Rädern: die Kolbenstangen sind mit
                              									Lenkstangen verbunden, von welchen die Bewegung durch Hebel auf die Kurbelstangen
                              									übertragen wird. Die Steuerungsbewegung ist von einem mittleren Punkte der
                              									Kurbelstangen abgeleitet, die Steuerung selbst ist die bekannte Brown'sche Lenkersteuerung (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 295
                              									vom 28. Juli 1877; vgl. 1878 229 * 500). Der Regulator,
                              									wie auch Steuerung und Bremse können von beiden Enden der Locomotive aus bedient
                              									werden.
                           Neu und sehr beachtenswerth ist die Anordnung des Gestelles (D. R. P. Kl. 20 Nr.
                              									14104 vom 12. März 1880). Die beiden Achsen sind in einem besonderen Rahmen
                              									gelagert, welcher aus zwei seitlichen schmiedeisernen Balken A und den Querstücken B und C besteht. Letztere sind jedoch mit den Balken A nicht fest, sondern durch Zapfen verbunden, und zwar
                              									sind die von C senkrecht zu denen von B, so daſs eine etwas windschiefe Stellung des Rahmens,
                              									d.h. eine geringe Neigung der beiden Achsen gegen einander möglich ist. Das
                              									Querstück C trägt in seiner Mitte zwei neben einander
                              									liegende Querfedern, während zwei Längsfedern sich auf die Enden von B stützen. Das Gestell ist also in drei Punkten
                              									unterstützt. Die Verbindung zwischen dem Achsenrahmen und dem Gestell ist durch die
                              									an den Enden mit Ringzapfen versehenen Lenkstangen D
                              									und E hergestellt. Erstere verhindern eine
                              									Querverschiebung, letztere eine Längsverschiebung des auf den Federn schaukelnden
                              									Gestelles. Auf diese Weise sind zunächst die Gleitflächen der Achsbüchsen, welche
                              									wegen des eindringenden Staubes besonders starker Abnutzung ausgesetzt sind, in
                              									Fortfall gebracht. Um ferner den Staub und Schmutz von den Zapfenreibungsflachen
                              									fern zu halten, bilden die beiden Achsbüchsen jeder Achse ein die letztere
                              									vollständig umschlieſsendes Rohr, welches aus zwei Theilen zusammengeschraubt ist.
                              									Die Enden desselben sind auſsen mit Kugelflächen in die Lagerkörper eingepaſst und
                              									innen mit Weiſsmetall ausgegossen. Die Reibungsflächen sind auſserordentlich lang. Jede
                              									Achse ist an einem Ende mit zwei Bundringen versehen, um sie gegen seitliche
                              									Verschiebungen fest zu legen.
                           Die Anordnung des besonderen Achsrahmens ermöglichte auch eine sehr vortheilhafte
                              									Anordnung der Bremse. Die Achsen tragen innen neben den Rädern besondere Bremsringe,
                              									welche zugleich das Eindringen des Staubes in die Lager von auſsen verhindern. Die
                              									von zwei Seiten gegen dieselben wirkenden Bremsklötze sind an dem Achsrahmen
                              									aufgehängt, so daſs die schaukelnde Bewegung des Gestelles keinen Einfluſs auf die
                              									gegenseitige Lage von Scheibe und Bremsklötze hat. Es braucht also, wenn die Bremse
                              									gelöst ist, nur ein sehr geringer Zwischenraum zwischen beiden zu sein. Andererseits
                              									behindert die angezogene Bremse nicht die federnde Bewegung; es werden mithin alle
                              									Theile mehr geschont.
                           An dem Triebwerk ist noch beachtenswerth, daſs die Kreuzkopfführung ganz fortgelassen
                              									ist. Dies ist hier möglich, weil die mit der Kolbenstange verbundene Lenkstange an
                              									einem schwingenden Hebel angreift und auſserdem verhältniſsmäſsig lang ausgeführt
                              									ist, so daſs sie nur sehr geringe Pendelschwingungen macht. Besondere Sorgfalt ist
                              									den Zapfen des Triebwerkes gewidmet, um dieselben vor Staub und Abnutzung zu
                              									bewahren. Dieselben werden auch an den Stirnflächen von den Stangenköpfen
                              									umschlossen oder sind mit besonderen Staubdeckeln versehen. Alle Oelbehälter
                              									enthalten Filter, da sich herausgestellt hat, daſs die Deckel der Schmierbüchsen den
                              									Staub nicht genügend zurückhalten.
                           Durch alle diese Neuerungen wird die Abnutzung der Theile ganz wesentlich vermindert,
                              									so daſs eine Reparaturbedürftigkeit viel seltener als sonst sich einstellen
                              									wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
