| Titel: | Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 229 | 
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                        Ueber die Absorption und Nutzbarmachung der in
                           								Feuerungs- und Röstgasen enthaltenen Schwefligsäure.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 16.
                        Ueber Absorption und Nutzbarmachung der Schwefligsäure.
                        
                     
                        
                           R.
                                    											Hasenclever in Aachen (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17371 vom 20. April 1881) findet, daſs
                              									Schwefelsäure aus Grasgemischen Schwefelsäuredämpfe und besonders in der Kälte auch
                              									Schwefligsäure aufnimmt.
                           H.
                                    											Precht in Neu-Staſsfurt (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17000 vom 6. Juli 1881) verwendet
                              									Magnesiahydrat und Thonerdehydrat, welche beide aus Gasgemischen leicht
                              									Schwefligsäure unter Bildung von schwefligsauren Salzen aufnehmen, die dann durch
                              									Glühen in reine Schwefligsäure und in Magnesia bezieh. Thonerde übergeführt
                              									werden.
                           Die technische Ausführung dieses Verfahrens bedingt zunächst eine Abkühlung der
                              									Rauchgase auf etwa 100°; auch ist es erwünscht, dieselben vorher möglichst von
                              									Schwefelsäure zu befreien und die Gase feucht der Einwirkung von Magnesiahydrat
                              									auszusetzen. Magnesiahydrat wird entweder, mit wenig Wasser angefeuchtet, in dicht
                              									schlieſsenden Kammern auf Horden ausgebreitet, oder als Magnesiamilch in einem mit
                              									Rührwerk versehenen Apparat mit den Röstgasen zusammengebracht. Der Gasstrom wird so
                              									geregelt, daſs derselbe zunächst mit dem am meisten ausgenutzten Absorptionsmittel
                              									in Berührung kommt und die nahezu von Schwefligsäure befreiten Gase zuletzt über
                              									reines Magnesiahydrat geleitet werden. Das erhaltene krystallinische schwefligsaure
                              									Magnesium, MgSO3.6H2O ist mit geringen Mengen Magnesiahydrat verunreinigt und enthält etwa 30 bis
                              									33 Proc. Schwefligsäure.
                           Bei Anwendung von Magnesiamilch erhält man das schwefligsaure Magnesium als einen
                              									nahezu unlöslichen krystallinischen Niederschlag, während das gleichzeitig gebildete
                              									schwefelsaure Magnesium in Lösung geht.
                           Durch Erhitzen des von anhängender Lauge möglichst befreiten schwefligsauren
                              									Magnesiums wird Magnesia regenerirt, die Schwefligsäure entweicht theils mit dem
                              									Krystallwasser bei 200°, theils erst bei höherer Temperatur und etwa 3 Proc. bleibt als
                              									Magnesiumsulfat im Rückstande. Das bei der Absorption der Schwefligsäure und beim
                              									Erhitzen des schwefligsauren Magnesiums gebildete Magnesiumsulfat kann durch Glühen
                              									mit Kohlenpulver in Magnesia, Schwefligsäure und Kohlensäure übergeführt werden; das
                              									hierbei entweichende Gas, welches auf 1 Vol. Kohlensäure 2 Vol. oder 66 Proc.
                              									Schwefligsäure enthält, wird wie die reine Schwefligsäure zur
                              									Schwefelsäurefabrikation nutzbar gemacht. Die Kohle wird am besten mit der Magnesia
                              									vor der Absorption der Schwefligsäure gemischt und genügen 1 bis 2 Proc.; doch ist
                              									ein Ueberschuſs an Kohle unschädlich und kommt das nächste Mal zur Wirkung. Die
                              									Magnesia wird bei diesem Verfahren fast vollständig wieder gewonnen und nur ein
                              									kleiner Verlust muſs durch neues Material ersetzt werden.
                           In gleicher Weise wie Magnesiahydrat, wenn auch langsamer, wirkt Thonerdehydrat,
                              									welches aus Röstgasen die Schwefligsäure bis zur Bildung von basisch schwefligsaurer
                              									Thonerde, Al2O3.SO2.4H2O, absorbirt. Da diese nur 24 bis 27 Proc. Schwefligsäure enthält, so ist die
                              									Regeneration der Thonerde weniger vortheilhaft ausführbar als das Glühen des
                              									schwefligsauren Magnesiums.
                           In entsprechender Weise verwendet Schnabel in
                              										Lautenthal (D. R. P. Kl. 40 Nr. 16860
                                 										vom 8. April 1881) Zinkoxyd. Wie derselbe in der Zeitschrift für Berg-, Bütten- und Salinenwesen, 1881 S. 395 berichtet,
                              									kann die Verdünnung der fraglichen Gasgemische mit Luft die Schädlichkeit der
                              									Schwefligsäure zwar vermindern, aber nicht beseitigen. Die Absorption durch Wasser
                              									(vgl. 1878 227 74) ist schwierig und praktisch kaum
                              									ausführbar, besser die durch Wasser und Kalkstein (vgl. Winkler 1880 235 * 220). Die Verarbeitung des
                              									Hüttenrauches auf Schwefelsäure ist nur bei Gasen mit mindestens 4 Proc.
                              									Schwefligsäure vortheilhaft. Noch weniger Aussicht haben die sonstigen Vorschläge
                              									zur Ueberführung der Schwefligsäure in Schwefelsäure.
                           Mit der Verwandlung der Säuren des Hüttenrauches in Schwefel hat Schnabel auf der Lautenthaler Hütte einen Versuch
                              									gemacht, indem er ein Gemenge von Schwefligsäure mit Wasserdampf über glühende
                              									Kohlen leitete. Die Schwefligsäure wurde vollständig reducirt. Man erhielt ein
                              									Gemenge von Schwefeldampf und Schwefelwasserstoff. Dasselbe wurde in einen mit
                              									Quarzstücken angefüllten Bleithurm geführt, in welchem der Schwefelwasserstoff mit
                              									neuen Mengen von Schwefligsäure in Berührung gebracht und dadurch in Schwefel
                              									verwandelt wurde. Durch den Thurm lieſs man eine Lösung von Chlornatrium
                              									herabrieseln, wodurch der Schwefel in flockiger Form abgeschieden wurde. Der
                              									Schwefelwasserstoff wurde ebenfalls vollständig unschädlich gemacht. Die Reduction
                              									der Schwefligsäure durch Schwefelwasserstoff stellte sich nach dortigen Versuchen
                              									als unvortheilhaft heraus, ebenso die Verwendung von Schwefelcalcium.
                           
                           Von den in Lautenthal angestellten Versuchen, die Säuren des Schwefels durch Bildung
                              									von Salzen zu absorbiren, schlug der mit Abbränden von Kupfer haltigem Schwefelkies,
                              									welche durch den Chlorürungsprozeſs entkupfert waren, fehl, da man nur sehr dünne
                              									Laugen von Ferrosulfat und Ferrisulfat erzielen konnte. Auch die Herstellung von
                              									Aluminiumsulfat durch Einwirkenlassen der Röstgase auf böhmischen Thon scheiterte an
                              									der langsamen Einwirkung. Nun wurde ein Thonschiefer von nachfolgender
                              									Zusammensetzung versucht:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 59,47
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 6,71
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 22,41
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 0,37
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,68
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,40
                                 
                              
                                 Kali
                                 2,01
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,44
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 0,30
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 0,05
                                 
                              
                                 Antimon
                                 0,06
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 5,99
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 98,89.
                                 
                              
                           Der Thonschiefer wurde in groſsen Kästen auf Rosten so
                              									ausgebreitet, daſs die gröberen Stücke zu unterst und auf diesen die feinen Stücke
                              									lagen. Nachdem die ganze Masse mit Wasser angefeuchtet war, lieſs man die in
                              									Kiesbrennern und Stadeln entbundenen Röstgase des Bleisteins durch dieselben
                              									hindurchstreichen. Es trat eine ziemlich gute Absorption der Säuren des Schwefels
                              									ein. Durch zeit weises Auslaugen des Schiefers wurden die gebildeten Salze in Lösung
                              									gebracht. Dieselben bestanden aus Ferro- und Ferrisulfaten mit verhältniſsmäſsig
                              									geringen Mengen von Aluminiumsulfat, weil von dem im Thonschiefer enthaltenen
                              									Aluminium nur ein kleiner Theil in Sulfat überging. Auſserdem war nahezu die Hälfte
                              									der in der Lauge enthaltenen Schwefelsäure im freien Zustande vorhanden. Mit Hilfe
                              									von Kaliumsulfatlösung sowohl, als auch von Staſsfurter Kainit lieſs sich, wie
                              									Versuche ergaben, zwar Alaun herstellen; indeſs muſste vor dem Zusätze dieser Salze
                              									zur Lauge Ferrosulfat auskrystallisirt werden. Auſserdem erhielt man an freier
                              									Schwefelsäure reiche Mutterlaugen, welche wieder für sich unschädlich gemacht werden
                              									muſsten. Das Verfahren wurde daher wieder verlassen.
                           Es wurden nun auf Grund weiterer Versuche Holzkästen mit einer Reihe über einander
                              									liegender Holzroste versehen, auf welchen basisches Zinkcarbonat in faustgroſsen
                              									Stücken 0m,5 hoch ausgebreitet wurde. Die Röstgase
                              									lieſs man unter den untersten Rost treten und durch sämmtliche Schichten des
                              									Zinkcarbonates aufsteigen. Bei Anwendung einer hinreichenden Anzahl Schichten trat
                              									eine vollständige Absorption der Säuren des Schwefels aus einem Gasgemenge ein,
                              									welches bis 2,5 Vol.-Proc. Schwefligsäure enthielt. Dabei wurden die Stücke des
                              									basischen Zinkcarbonates in. wenigen Tagen in Zinksulfit mit einer gewissen Menge von Zinksulfat
                              									umgewandelt. Letzteres rührte theils von der in den Röstgasen enthaltenen
                              									Schwefelsäure, theils von einer Oxydation des Sulfites her. Das Zinksulfit bestand
                              									im Durchschnitt aus 25 bis 30 Proc. Wasser, 40 Proc. Zinkoxyd und 31 Proc.
                              									Schwefligsäure. Auſserdem waren demselben stets gewisse Mengen von Zinkoxyd
                              									beigemengt. Wenn man das Salzgemenge zur Rothglut erhitzte, so erhielt man ein
                              									Gemenge von Zinkoxyd und basischem Zinksulfat mit 15 bis 30 Proc. Schwefelsäure.
                              									Dieses Gemenge, eine weiſse poröse Masse vom Aussehen des Bimssteins, das
                              									regenerirte Absorptionsmittel, wurde stets beim Glühen eines Gemenges von Zinksulfit
                              									und Zinksulfat erhalten, mochte man basisches Zinkcarbonat, Zinkoxyd oder das
                              									gedachte Gemenge selbst zur Absorption bezieh. Herstellung von Zinksulfit und
                              									Zinksulfat verwendet haben.
                           Das Absorptionsvermögen dieses Gemenges hängt namentlich von dem richtigen
                              									Wassergehalt ab. Ist die zur Salzbildung erforderliche Wassermenge nicht vorhanden,
                              									so hört die Zersetzung der Masse nach einiger Zeit auf, nimmt aber ihren Fortgang,
                              									wenn genügend Wasser zugeführt wird. Da bei der Lagerung dieser Massen auf Rosten
                              									die Absorption wegen des leichten Versetzens der Rostöffnung schwierig ist, so
                              									wurden die Stücke auf Hürden ausgebreitet, über welche man die erforderliche Menge
                              									Wasser tröpfeln lieſs. Eine so vollständige Zersetzung wie bei dem basischen
                              									Zinkcarbonat konnte aber erst dann erreicht werden, als man das Gemenge in ein
                              									gleichmäſsiges Pulver verwandelte, mit Wasser anfeuchtete und auf Hürden in dünner
                              									Schicht ausbreitete, welche von Zeit zu Zeit umgestochen wurde.
                           Versuche, das Umstechen bezieh. Umrühren der den Röstgasen ausgesetzten Masse durch
                              									Rührwerke der verschiedensten Art zu bewirken, ergaben hinsichtlich der
                              									Vollständigkeit der Zersetzung ebenso ungünstige Resultate wie Versuche, die in
                              									Zersetzung begriffene Masse durch Thürme mit gezahnten Bleidächern herabfallen zu
                              									lassen. Der Grund ist darin zu suchen, daſs die unvollständig zersetzte Masse sich
                              									fest an die Rührer, die Bleidächer und die Wände der Gefäſse ansetzte und dadurch
                              									der Zettheilung und weiteren Zersetzung entging. Reines Zinkoxyd bedeckt sich, wenn
                              									es mit Wasser angefeuchtet und auf Hürden ausgebreitet wird, sofort mit einer
                              									dichten Kruste von Zinksulfit, welche die weitere Einwirkung der Säuren des
                              									Schwefels verlangsamt, in manchen Fällen sogar aufhebt. Es wurde deshalb aus Wasser
                              									und Zinkoxyd eine Art Milch hergestellt, welche man durch mit Reisig gefüllte Thürme
                              									herabflieſsen lieſs, während die Röstgase der Milch entgegentraten. Die Absorption
                              									der Säuren des Schwefels war eine ausgezeichnete, indem an den Austrittsrohren der
                              									Thürme keine Spur von Schwefligsäure wahrzunehmen war. Dagegen wollte es nicht
                              									gelingen, eine vollständige Umwandlung des Zinkoxydes in Zinksulfit zu bewirken,
                              									indem das letztere sich mit unzersetztem Zinkoxyd mengte und zu einer dichten Kruste
                              									erstarrte, welche sich am Reisig festsetzte und die Thürme verstopfte. Auſserdem
                              									bildeten sich groſse Mengen von Zinksulfat. Dieselben Uebelstände traten bei
                              									Anwendung von Thürmen mit gezahnten Bleidächern ein. Rührwerke begegneten den
                              									nämlichen Schwierigkeiten, indem sich das unvollständig zersetzte Gemenge an die
                              									Rührer und die Wandungen der Apparate ansetzte. Dagegen wurde auch hier eine völlige
                              									Zersetzung erreicht, wenn das auf Hürden ausgebreitete, mit Wasser angefeuchtete
                              									Zinkoxyd in kurzen Zwischenräumen umgestochen und mit Wasser benetzt wurde.
                           Das Glühen des bei der Absorption erhaltenen Gemenges von Zinksulfit und Zinksulfat
                              									geschieht am vortheilhaftesten in Muffelöfen mit mehreren liegenden Muffeln. Ein
                              									Versuch, die Zersetzung durch überhitzten Wasserdampf zu bewirken, miſsglückte
                              									völlig. Glühte man ohne Zusatz von Kohle, so war nach 4 Stunden die Austreibung der
                              									Säuren bis auf 20 Proc. Schwefelsäuregehalt bewirkt. Bei Zusatz einer dem
                              									Sulfatgehalt entsprechenden Menge Kohle war die Austreibung der Säuren in weniger
                              									als 4 Stunden bis auf Bruchtheile von Procent beendigt; zur Herstellung von 3t Zinkoxyd wurde 1t Steinkohlen verbraucht. Die entweichenden Gase lieſsen sich am
                              									vortheilhaftesten zur Schwefelsäurefabrikation verwenden.
                           Die erste gröſsere Anlage zur Unschädlichmachung der Säuren des Schwefels auf die
                              									gedachte Weise ist Anfangs 1880 zu Lautenthal in Betrieb gesetzt worden. Die in 3
                              									Röststadeln, welche überwölbt sind und je 150t
                              									Bleistein fassen, entwickelten Röstgase gehen zuerst zur Abkühlung und Zurückhaltung
                              									von Flugstaub durch einen mit feuchten Kokes gefüllten Holzkasten, gelangen dann in
                              									ein System von Absorptionskästen, in welchem sie von ihrem Gehalte an Säuren des
                              									Schwefels befreit werden, und treten schlieſslich in eine heiſse Esse. Die
                              									Absorptionskästen sind so mit einander verbunden, daſs sie aus dem Systeme
                              									ausgeschaltet bezieh. in dasselbe eingeschaltet werden können, ohne daſs eine
                              									Hemmung des Gasstromes eintritt. Die Kästen haben theils über einander liegende
                              									Roste, theils Hürden. Auf den Rosten wird das basische Zinkcarbonat und auf den
                              									Hürden das Zinkoxyd ausgebreitet. Eine Wasserleitung führt dem letzteren so viel
                              									Wasser zu, daſs es stets feucht bleibt. Das zersetzte Absorptionsmittel wird durch
                              									Glühen im Muffelofen regenerirt; die ausgetriebenen Säuren des Schwefels gelangen in
                              									die Bleikammer. Nach den bisherigen Erfahrungen werden durch den Werth der
                              									gewonnenen Schwefelsäure die Kosten der Unschädlichmachung gedeckt. – Es wurde dann
                              									eine gröſsere Anlage gebaut, welches aus einem System von Röststadeln, einem
                              									Kühlapparat, einem System von Absorptionskästen, einigen Absorptionsthürmen und
                              									mehreren Glühöfen besteht in Verbindung mit einer Schwefelsäurefabrik. Die
                              									Absorptionskästen sind durch Bleirohre so mit einander verbunden, daſs die frischen
                              									Röstgase mit dem beinahe zersetzten Absorptionsmittel, die erschöpften Gase mit dem
                              									frischen Zinkoxydgemenge zusammengebracht werden können.
                           Da zu der Entfernung des Gesammtschwefels aus dem zersetzten Absorptionsmittel immer
                              									eine sehr geringe Menge Kohle beigemengt werden muſs, so wird sich allmählich Asche
                              									in dem Zinkoxyd ansammeln und nach längerem Gebrauche desselben so überhand nehmen,
                              									daſs das Zinkoxyd aus derselben entfernt werden muſs. Zu diesem Zwecke wird das
                              									Gemenge von Zinkoxyd und Asche zuerst angefeuchtet dem Hüttenrauche ausgesetzt,
                              									wobei es sich in Folge der Bildung von Zinksulfit in eine feste Masse verwandelt.
                              									Diese Masse wird in Thürme gefüllt, in welchen die letzten Antheile der Säuren des
                              									Schwefels mit dem Zinkoxyd in Berührung kommen, während von oben Wasser herabrieselt
                              									und das sich allmählich bildende Zinksulfat auflöst. Die am Fuſse der Thürme
                              									abflieſsende Zinksulfatlösung dient zum Anfeuchten des in den Absorptionskästen
                              									vorhandenen Zinkoxydes. Auf solche Weise gewinnt man einerseits das in der Asche
                              									enthaltene Zinkoxyd zurück, während man andererseits die letzten Spuren von Säuren
                              									des Schwefels aus dem Hüttenrauche entfernt.
                           Nach Th.
                                    											Fleitmann in Iserlohn (D. R. P. Kl. 40 Nr. 17397 vom 21. August 1881) wird das
                              									Schwefligsäure haltige Gasgemisch durch einen Schachtofen geleitet, welcher mit
                              									Eisenoxyd und Kohle gefüllt ist. Gleichzeitig wird etwas atmosphärische Luft mit
                              									eingetrieben, um die Verbrennung der Kohle zu unterhalten, so daſs die Säuren des
                              									Schwefels und das Metalloxyd reducirt werden und sich als Schwefeleisen am Boden des
                              									Schachtofens ansammeln.
                           Kosmann bespricht in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1882 S. 387
                              									die Verwerthung der Schwefligsäure mittels Schwefelcalcium.
                           Auf der Kunigundenhütte führt der aus dem Freiberger Doppelröstofen abgehende
                              									Abzugskanal A (Fig. 10 bis
                              										12 Taf. 16) in die Flugstaubkammern B des
                              									neben dem Röstofen errichteten Absorptionsthurmes, welcher aus 4 neben einander
                              									liegenden 7m,7 hohen, 0m,8 breiten und 1m tiefen Kammern C bestehen. Ueber dem
                              									Wasserabschluſs und unter der Decke des Thurmes sind in den Scheidewänden
                              									abwechselnd Durchgangsöffnungen a für die auf- und
                              									niedersteigende Bewegung der Rauch- und Röstgase gelassen. Die Kammern sind über dem
                              									Boden mit kleinen Reinigungsöffnungen versehen, welche während des Betriebes bis auf
                              									die letzte verblendet sind, aus der die sich über dem Wasserabschluſs sammelnde
                              									Flüssigkeit abflieſst. Aus der letzten Kammer gehen die Gase durch die Oeffnung K in einen unterirdischen Kanal, welcher zu einer 40m hohen Esse führt. Die aus den Kammern
                              									austretende Flüssigkeit sammelt sich in den vor dem Thürme unterhalb der
                              									Reinigungsöffnungen angelegten 3 Sümpfen D, aus welchen
                              									sie in die Grube E tritt.
                           
                           Dieser Absorptionsthurm nimmt die abgehenden Gase von 2 Doppelröstofen auf, in
                              									welchen täglich je 2500k Beschickung, zusammen
                              									also 5t verarbeitet werden. Der Schwefelgehalt der
                              									meist Galmei haltigen Blenden wechselt von 8 bis 12 Proc. so daſs täglich 800 bis
                              										1200k Schwefligsäure entwickelt werden. Zur
                              									Seite des Absorptionsthurmes ist der Behälter für die Lauge aufgestellt, aus welchem
                              									diese mittels zweier Rohre z zu den Gerinnen n am Thurme geleitet wird.
                           Zur Einführung der Absorptionsflüssigkeit in die Kammern des Thurmes ist auf den
                              									beiden Längsseiten ein Dampfleitungsrohr d angebracht,
                              									von welchen die Zerstäubungsrohre e durch die
                              									Seitenwände des Thurmes in die Kammern hineinführen. Aus zwei mit Bleiblech
                              									ausgekleideten hölzernen Gerinnen n führen an den über
                              									den Dampfröhren gelegenen Stellen kurze Röhren c in
                              									erstere hinein, so daſs hierdurch ein Dampfstrahlapparat gebildet wird.
                           Die durch Kochen von Schwefel mit Kalkmilch hergestellte Lauge enthält
                              									Calciumpolysulfuret, welches indessen bei groſser Verdünnung der Lauge und bei
                              									steter Gegenwart von Calciumhydrat in Calciumsulfhydrat übergeht oder doch diesem
                              									gleichkommend wirkt. Neben dem Polysulfuret geht Calciumhyposulfit in Lösung,
                              									welches gleichfalls zur Neutralisirung der Schwefligsäure beiträgt. Der
                              									Zersetzungsvorgang läſst sich in folgender Formel zusammenfassen: 5SO2 + 2H2CaS2 + 2H2O = 7S +
                              										2CaSO4.2H2O. Für
                              									die Neutralisirung der Schwefligsäure kommt es daher nur auf die in dem löslichen
                              									Calciumsulfuret gebundene Menge von Schwefel an, welche durch Titrirung mit einer
                              									zehntelnormalen ammoniakalischen Kupfervitriollösung bestimmt werden kann, von
                              									welcher 1cc 0g,32 Schwefel entspricht. Der beim Titriren entstehende röthlich braune
                              									Niederschlag setzt sich rasch ab.
                           Die von der Absorption aus dem Thurm tretenden flüssigen Producte führten bald
                              									darauf, zunächst die absorbirende Wirkung von Dampf und Wasser allein zu
                              									untersuchen; es zeigte sich, daſs unter Ausflieſsen von 2100l Wasser in 1½ Stunden die Absorption der
                              									Schwefligsäure 50 bis 58 Procent des Gehaltes der eintretenden Gase beträgt; es
                              									zeigten nämlich:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 die
                                 Gase
                                 vor dem Eintritt
                                 2,19
                                 1,70
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 nach der Absorption
                                 1,09
                                 0,71
                                 „
                                 
                              
                           Die Ursache dieser groſsen Absorption liegt in der durch den
                              									Wasserdampf und Flugstaub vermittelten Oxydation der Schwefligsäure zu
                              									Schwefelsäure.
                           Die Schwefelcalciumlauge wird bis auf einen Gehalt von 25 bis 26g H2CaS2 in 1l verdünnt
                              									und werden hiervon beim Verbrauch 150l mit 2100l Wasser gemischt. Von dieser Flüssigkeit werden
                              									in 24 Stunden 33cbm,6 verbraucht, entsprechend
                              										61k,2 H2CaS2. Unter solcher Verwendung der Lauge erwirkte man
                              									folgende Verminderungen der Gase an Schwefligsäure:
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 vor dem Eintritt in den Thurm
                                 1,314
                                 1,80
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 nach dem Austritt aus dem Thurm
                                 0,1101
                                 0,288
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Absorbirt
                                 1,2039
                                 1,512
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                           und zwar bei Abröstung einer Blende von 12 Proc.
                              									Schwefelgehalt. Die ablaufende Flüssigkeit war 36° warm und enthielt in 1l 0g,104
                              									Schwefligsäure (SO2) und 2g,24 Schwefelsäure. Der niederfallende Schlamm
                              									enthielt statt 39,4 Proc. Schwefel und 60,6 Proc. Gyps neben viel Flugstaub nur 4,6
                              									Proc. Schwefel, wie folgende Analyse zeigt:
                           
                              
                                 Rückstand
                                 64,75
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 4,60
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 13,18
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 6,02
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 0,37
                                 
                              
                                 Kalk
                                 3,69
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,53
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 5,25
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,50
                                 
                              
                                 Kohle
                                 0,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,69.
                                 
                              
                           Scheidet man die durch passende Vorrichtungen zu beseitigenden Flugstaubbestandtheile
                              									aus, so würde sich ergeben:
                           
                              
                                 Schwefel
                                 29,3
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 40,4
                                 
                              
                                 Kalk
                                 23,6
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 3,4
                                 
                              
                                 Wasser
                                 3,2
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 99,9.
                                 
                              
                           Ein solches Product würde für die fernere Verwerthung des Schwefels zur
                              									Schwefelsäurefabrikation wohl geeignet sein. Die Kosten dieses Verfahrens
                              									betragen:
                           
                              
                                     100k Schwefel
                                 16,00 M
                                 
                              
                                     36k gebrannter Kalk zu
                                    											2 M. für 100k
                                   0,72
                                 
                              
                                     Bereitung der Lauge einschlieſslich Wasser
                                   0,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 17,22 M.
                                 
                              
                                 Daraus ergeben sich 425l
                                    											Calciumsulfhydrat, zu deren Ver-    dünnung und weiteren Verwendung
                                    											rund 89cbm Wasser    verbraucht
                                    											werden, d. i. zu je 4 Pf.
                                   3,56 M.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 20,78 M.
                                 
                              
                                 Diese Menge wird verbraucht zur Abröstung von 13375k Blende    in 2,675 Tagen und werden
                                    											für Dampf und Bedienung der    Pumpe aufgewendet täglich 1 M., daher
                                    											auf 2,67 Tage.
                                   2,67 M.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 23,45 M.
                                 
                              
                           Für je 100k Blende würden danach die Röstkosten um
                              									etwa 17,6 Pf. zu erhöhen sein, welcher Betrag sich um etwa 7 Pf. ermäſsigen würde,
                              									wenn der Schwefel nach Abhaltung des Flugstaubes verwerthbar würde. Dazu ist zu
                              									bemerken, daſs die Entsäuerung der Röstgase mit Kalkmilch etwa 13,9 Pf. kostet (vgl.
                              									1880 235 * 219). In wiefern es gelingt, obige Kosten zu
                              									ermäſsigen durch Verwendung von Gaskalk, Sodarückständen u. dgl. müssen weitere
                              									Versuche lehren. Besonders nothwendig erscheint aber die ausreichende Anlage von
                              									Flugstaubkammern.
                           
                           Die Untersuchung zweier Flugstaubproben von den Röstöfen der Silesia-Hütte bei Lipine
                              									(I) und der Godulla-Hütte bei Morgenroth (II) ergab:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 Zinkoxyd, basisch     Desgl.,  löslich
                                 8,4017,80
                                 26,20
                                 8,2012,00
                                 20,20
                                 
                              
                                 Eisenoxydul, löslich
                                 2,16
                                 
                                 2,52
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd, löslich
                                 2,40
                                 
                                 4,20
                                 
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 3,38
                                 
                                 4,26
                                 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure, unlöslich an ZnO und
                                    											PbO          Desgl.,     löslich
                                 6,4620,43
                                 26,89
                                 8,0418,84
                                 26,88
                                 
                              
                                 Wasser
                                 6,59
                                 
                                 9,00
                                 
                                 
                              
                                 Rückstand (meist Eisenoxyd)
                                 31,80
                                 
                                 32,42
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,42.
                                 
                                 99,58.
                                 
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
