| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 241 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Den Vorträgen, welche am 19., 20 und 21. September 1882 bei den Versammlungen des Iron and Steel Institute in Wien gehalten wurden,
                              									entnehmen wir folgende Mittheilungen.
                           P. v. Tunner besprach die Lage
                                 										der Eisenindustrie in Steiermark und Kärnten und A.
                                 										v. Kerpely das Eisenhüttenwesen in Ungarn. Bezüglich beider Vorträge mag
                              									auf die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen 1882 S. 463 verwiesen werden.
                           Die Stahlschienenfabrikation bei Verwendung von Braunkohlen
                                 										in Teplitz behandelte A. Kurzwernhart,
                              									Betriebsdirektor des Teplitzer Walzwerkes.
                           Das nordwestböhmische Braunkohlenbecken theilt sich in mehrere
                              									kleinere, von welchen das wichtigste das sogen. Auſsig-Teplitz-Saazer Becken ist.
                              									Die Längsrichtung dieses letzteren ist von Südwest nach Nordost gerichtet und
                              									beträgt etwa 60km, während die Breite zwischen 25
                              									und 4km schwankt, im südlichen Theile überhaupt groſser ist als
                              									im nördlichen. Die Mächtigkeit des Hauptflötzes wechselt zwischen 10 und 30m; an manchen Stellen ist sogar eine Mächtigkeit
                              									von 38m bekannt. Die Tiefe des Flötzes ist
                              									nirgends gröſser als 200m, durchschnittlich nur
                              										100m und an einigen Stellen so gering, daſs
                              									mit Vortheil Tagebau betrieben wird. Der Aschengehalt der Braunkohle beträgt 2 bis 8
                              									Proc., der Wassergehalt etwa 15 bis 20 Proc.; etwa 200k dieser Braunkohle sind 1cbm weichen
                              									Holzes gleichwerthig. Die Gestehungskosten dieser Kohle sind äuſserst gering und
                              									betragen für 1t nur 2 bis 2,40 M. Trotz dieser
                              									günstigen Verhältnisse kann erst seit dem J. 1858 von einem wirklichen Bergbaue
                              									gesprochen werden, welcher sich jedoch so schnell entwickelte, daſs im J. 1881
                              									bereits 6000000t gefördert wurden.
                           Auf Grund dieser Kohle und der billigen Wasserstraſse, welche
                              									einen billigen Bezug von englischem Roheisen über Hamburg ermöglicht, entstand im J.
                              									1873 in der Nähe von Teplitz eine Bessemerhütte und ein Walzwerk, welches seit dem
                              									Beginne des J. 1881 seinen Betrieb nach dem basischen Verfahren eingerichtet hat
                              									(vgl. 1882 243 * 42). Die Einrichtungen dieser Hütte
                              									unterscheiden sich in so fern von denen anderer Hütten, als sie speciell auf
                              									böhmische Braunkohle berechnet sind, mit möglichstem Ausschluſs von Kokes, welcher
                              									gerade hier sehr theuer ist. Nur bei der Erwärmung der Bessemer-Tetorte und der
                              									Pfanne reicht die Braunkohle nicht aus und muſs dieselbe durch Kokes unterstützt
                              									werden.
                           Wie jeder langflammige Brennstoff so hat auch die Braunkohle die
                              									Eigenschaft die bei ihrer Verbrennung entwickelte Wärme zum geringsten Theile an dem
                              									Punkte der unmittelbaren Entzündung abzugeben, so daſs hier ein kleiner Procentsatz
                              									Kokes unterstützend eingreifen muſs. Es handelt sich bei der Retorte darum, die
                              									Oberfläche des Retortenbodens entsprechend heiſs zu bekommen, also jene Stelle, auf
                              									welcher der Brennstoff unmittelbar aufsitzt und die auſserdem durch die Zuführung
                              									des Gebläsewindes theilweise sogar einer Abkühlung ausgesetzt ist. Die Erfahrung hat
                              									gezeigt, daſs man mit der Braunkohle den Retortenboden nicht hinreichend anzuwärmen
                              									im Stande ist. In Teplitz legt man groſsen Werth darauf, die Retortenböden lange zu
                              									erhalten, und pflegt nach jeder Hitze durchschnittlich nahezu 2 der 6 im
                              									Retortenboden vorhandenen saueren Düsen auszustoſsen, was für die Erhaltung des
                              									Bodens vortheilhaft ist, da sich keine so tiefen Trichter bilden können.
                              									Selbstverständlich wird hierdurch die Oberfläche des Retortenbodens ziemlich stark
                              									abgekühlt, da die eingeschmierte Masse, gewöhnlichgewönlich sauere Quarzchamotte-Masse, beim Wiederanwärmen der Retorten die
                              									Wasserdämpfe entweichen läſst und hierdurch die Temperatur der unteren
                              									Brennstoffschichten sehr herabsetzt. Die aus der Braunkohle entwickelten Gase
                              									steigen naturgemäſs gleich aufwärts und gelangen erst in höheren Schichten zu einer
                              									entsprechend vollständigen Verbrennung, wo sie dann auch die umgebenden
                              									Retortenwände entsprechend erhitzen, während der untere Theil, namentlich die
                              									Oberfläche des Retortenbodens, kalt und beinahe schwarz bleiben würde. Es werden
                              									daher nach jenen Hitzen, nach welchen sich der Boden kalt zeigt, etwa 15k Kokes in die Retorte geworfen und hierauf 150k Braunkohle zugesetzt. Die kurzflammigen Kokes
                              									geben die Hitze unmittelbar auf die Oberfläche des Retortenbodens ab und es gelingt
                              									hierdurch, die um die Düse herumgeschmierte Masse gründlichst auszutrocknen und zu
                              									brennen, sowie den Retortenboden weiſs zu bekommen. Mit dieser Brennstoffgattung
                              									pflegt man binnen 5 Minuten Blasezeit die Retorte hinreichend heiſs zu haben, um den
                              									Roheisenabstich vornehmen zu können.
                           Die in Teplitz übliche Arbeit mit der Pfanne macht es jedoch
                              									angezeigt, auch zum Aushitzen derselben etwas Kokes zu verwenden. Es werden in
                              									Teplitz mit einer Guſspfanne hinter einander bis zu 120 und unter günstigen
                              									Umständen selbst die doppelte Anzahl Hitzen gegossen, ohne die Pfanne zu wechseln.
                              									Da hierbei die Ausguſsöffnung von inwendig eingesetzt wird, so wird die Pfanne nach
                              									jeder Hitze sehr stark mit Wasser gekühlt. Es geschieht dies in der Weise, daſs der
                              									Arbeiter einen Patzen Thon in die Guſsöffnung wirft, wonach die Hohlpfanne mit
                              									Wasser angefüllt wird. Erst nach einer derartigen Abkühlung der Pfanne wird der neue
                              									Ausguſs eingesetzt. Daſs hierbei die porösen Wände der Pfanne sehr viel Wasser
                              									aufnehmen, ist natürlich und macht es die kurze Zeit, welche zur Verfügung steht, um dieselbe wieder heiſs
                              									genug zu bekommen, wünschenswerth, manchmal hierzu Kokes zu nehmen und zwar werden
                              									dann etwa 15k Kokes und 2 Körbe Braunkohle
                              									verwendet. Zu allen übrigen Feuerungszwecken, auch für die sämmtlichen Dampfkessel,
                              									wird nur Braunkohle benutzt.
                           Das Erwärmen des Spiegeleisens und des Kalkes wird in Teplitz
                              									zusammen mit einer und derselben Feuerung durchgeführt, indem das Anwärmen des
                              									Kalkes nur durch jene Ueberhitze bewerkstelligt wird, welche von der Erwärmung des
                              									Spiegeleisens entweicht. Das Spiegeleisen wird somit nicht im flüssigen, sondern im
                              									stark vorgewärmten Zustande zugesetzt und zwar so heiſs, als es möglich ist, um das
                              									Spiegeleisen eben nicht zum Schmelzen zu bringen. Ist diese niedrige Temperatur
                              									einerseits ein Nachtheil, so bringt sie andererseits den Vortheil, daſs man bei
                              									diesem Vorgang sicher ist, daſs der ganze Mangangehalt des Spiegeleisens zur Wirkung
                              									kommt. Es ist der Zusatz eines stark vorgewärmten, anstatt flüssigen Spiegeleisens
                              									ein Mittel, um die Gleichmäſsigkeit des erzeugten Stahles betreffs der Härte zu
                              									befördern. Zu diesem bloſsen Vorwärmen reicht aber die Braunkohle vollständig aus,
                              									ohne daſs Gasfeuerung nothwendig wäre, und gibt sogar noch genügende Hitze, um durch
                              									die abziehende Ueberhitze Kalk auf Gelbglut zu bringen. Der zur Vorwärmung des
                              									Spiegeleisens und Kalkes dienende Ofen hat eine gewöhnliche direkte
                              									Treppenrostfeuerung, zu deren Heizung nur NuſskohleUnter
                                    											Nuſskohle versteht man jene Kohle, in welcher die kleinsten Stückchen einen
                                    											Cubikinhalt von 0cc,75, die gröſsten
                                    											Stückchen einen Cubikinhalt von 36cc
                                    											besitzen. Die nächst kleinere Sorte wird mit Lösche bezeichnet; sie enthält
                                    											Alles, was noch kleiner ist als Nuſskohle, also auch den ganzen bei der
                                    											Kohlensortirung abfallenden Staub. Die nach der Nuſskohle nächst gröſsere
                                    											Kohle ist Mittelkohle Nr. 2, welche Stückchen von über 36cc bis etwas unter Faustgröſse enthält.
                                    											Mittelkohle Nr. 1 enthält nur Stücke von Faustgröſse und darüber. Stückkohle
                                    											kommt im Teplitzer Walzwerk gar nicht zur Verwendung. verwendet
                              									wird, von welcher 100k etwa 16 Pf. am Ofen kosten.
                              									Das Spiegeleisen befindet sich auf einem flachen Herde, ähnlich wie in einem
                              									Schweiſsofen, welcher mit einem Fuchse endigt. Der Fuchs mündet in einen Thurm von
                              									quadratischem Querschnitte, in welchem sich über einander mehrere wechselseitig
                              									gegen einander geneigte Etagen befinden, auf denen der Kalk liegt; der Thurm setzt
                              									sich oben in einen feuerfest ausgemauerten Kamin von kreisförmigem Querschnitte
                              									fort. Unmittelbar am unteren Ende des Kammes findet durch eine Seitenöffnung des
                              									Thurmes die Aufgabe des Kalkes statt, welcher auf den Etagen nach abwärts gleitet
                              									und schlieſslich dieselben bedeckt, so daſs die Ueberhitze durch die Zwischenräume
                              									des Kalkes aufsteigen muſs. Da Teplitz seinen Kalk nicht selbst brennt, sondern
                              									denselben bereits gebrannt bezieht, so kommt es vor, daſs manchmal ziemlich viel
                              									feiner, zerfallener Kalk entsteht; um nun in solchen Fällen zu verhindern, daſs
                              									derselbe auf den Etagen sich zu fest schlieſst und dadurch den Zug des Ofens
                              									beeinträchtigt, so sind an den Seitenwänden des Thurmes senkrechte, Schlitze
                              									gemauert, durch welche die Ueberhitze in reichlicherem Maſse aufsteigt, wenn der
                              									Kalk nicht genügend Zwischenraum gewährt, so daſs in jedem Falle der Zug zur
                              									Vorwärmung des Spiegeleisens nicht leidet. Selbstverständlich wird in solchen Fällen
                              									der Kalk etwas weniger gut vorgewärmt. Diese Einrichtung der gleichzeitigen
                              									Vorwärmung des Spiegeleisens und Kalkes hat sich sehr gut bewährt. Man braucht für
                              									jede Hitze zur Vorwärmung des Kalkes und Spiegeleisens etwa 400k Nuſskohle. Eine Hitze von 6t,5 Roheiseneinsatz für Schienenstahl bekommt
                              									einen Zusatz von 370k Spiegeleisen und 850k Kalk.
                           Besonders wichtig ist die Verwendung der Braunkohle zum Schmelzen
                              									des Roheisens mittels Siemens'scher Gasöfen. Der
                              									Einsatz in einen solchen Ofen beträgt, wie erwähnt, 6t,5 Roheisen. Der Herd ist 3m,8 lang,
                              										2m breit; die Oberfläche des Eisenbades steht
                              									in der vollen Herdbreite, jedoch beträgt die Länge nur 3m, die gröſste Tiefe in der Mitte 0m,3.
                              									Die Gas- und Luftkammern bilden den Unterbau für den Herd, so daſs man also stehende
                              									Regeneratoren hat. Der Inhalt einer Luftkammer beträgt 15cbm,5, der einer Gaskammer 14cbm,5.
                           
                           Als Umsteuerungsventile dienen gewöhnlich guſseiserne
                              									Kreuzklappen. Ein solcher Ofen schmilzt in 2 Stunden eine Hitze von obengenanntem
                              									Einsatze, so daſs ein Ofen in 24 Stunden leicht 8 Hitzen macht. Es ist mit diesen
                              									Oefen in derselben Zeit auch bei dem saueren Prozesse geschmolzen worden, wobei mit
                              									an Silicium ziemlich reichem Eisen, selbst bei einem Zusätze von 50 Proc.
                              									Stahlabfallen, gleichfalls die Schmelzdauer nicht länger war und das Eisen
                              									auſserordentlich heiſs vom Ofen lief. Der Brennstoff zu dieser Feuerung ist
                              									gleichfalls ausschlieſslich nur Nuſskohle. Die Gasgeneratoren der älteren Oefen
                              									haben gewöhnliche Planroste, die neueren aber Treppenroste. In letzteren kann man
                              									auch Nuſskohle Nr. 2 verwenden, welche Sorte zwischen Lösch- und Nuſskohle Nr. 1
                              									steht und bei Planrosten durchfällt Man hat auf diesen Treppenrosten sogar versucht.
                              									Lösche zu verwenden, von welcher 100k nur etwa 3
                              									Pf. kosten, und gelangte auch mit diesem Brennstoffe zum Ziele; nur wurde die
                              									Production etwas verlangsamt, so daſs man aus diesem Grunde auf die Verwendung der
                              									Lösche verzichtete. Als Gesammtrostfläche entfällt auf jeden Ofen 5 bis 8qm. Die Brennstoffschicht hat bei den Generatoren
                              									mit Planrosten eine mittlere Höhe von 0m,8, bei
                              									den Treppenrostgeneratorcn eine gleichmäſsige Dicke von 0m,52. Das aus den Generatoren gesammelte Gas
                              									gelangt in einen Sammelkasten aus Blech, welcher nach unten offen in einem
                              									guſseisernen Wasserbehälter steht, in welchem sich ein groſser Theil des Theeres,
                              									des Wassers und Flugstaubes niederschlägt. Mit Rücksicht auf den hohen Wassergehalt
                              									der böhmischen Braunkohle scheint eine solche Condensationsvorrichtung angezeigt.
                              									Aus diesem Sammelbehälter gelangt das Gas direkt zur Gasklappe. Der Zug wird so
                              									geregelt, daſs das Gas im Ofen eine Spannung unter 1at besitzt, so daſs niemals Flammchen aus den Gucklöchern des Ofens
                              									herausschlagen, sondern vielmehr Luft, von auſsen eingesaugt wird. Man läſst also
                              									den Ofen mit sehr starkem Zuge gehen und erreicht auf diese Art das beste Resultat,
                              									während man, wenn man dem Gase im Herde eine Spannung gibt, wie man es bei
                              									Siemens-Oefen häufig sieht nicht nur langsamer schmilzt und Häute bekommt, sondern
                              									sich auch der Gefahr aussetzt, das Gewölbe anzugreifen.
                           Die Oefen erfordern für 100k
                              									geschmolzenen Eisens 45k Nuſskohle; der
                              									Schmelzherd ist in allen seinen Theilen mit Dinassteinen zugestellt. Die
                              									Feuerbrücken werden nach Bedarf während des Betriebes selbst reparirt, ohne daſs
                              									hierdurch Aufenthalt entsteht; ebenso werden die Seitenwände des Herdes
                              									ausgebessert. Ein Gewölbe hält etwa 600 Hitzen; nach Verlauf dieser Zeit ist auch
                              									der Boden so uneben geworden, daſs ein gutes, vollständiges Ausrinnen des Ofens
                              									nicht mehr sicher vor sich geht, so daſs man es vorzieht, nach etwa 600 Hitzen, also
                              									nach ungefähr 3 monatlicher Betriebszeit, den ganzen Herd neu zuzustellen. Um
                              									vortheilhaft zu schmelzen, ist es angezeigt, daſs für je 2 Oefen ein Kamin von 1m,5 Durchmesser und 45m Höhe zur Verfügung steht.
                           Der Natur des Flammofens entsprechend, unterliegt das Eisen beim
                              									Umschmelzen mit Braunkohle im Siemens-Ofen einer kleinen Aenderung in seiner
                              									chemischen Zusammensetzung. Früher, bei dem saueren Prozesse, pflegte ein Eisen,
                              									welches mit etwa 2,5 Proc. Silicium in den Ofen eingesetzt wurde, mit einem Gehalt
                              									von nur 2,25 Proc. Silicium aus dem Ofen zu laufen, so daſs also der Siliciumgehalt
                              									eine nicht unwesentliche Abnahme erfahren hat. In viel höherem Maſse ändert sich
                              									gegenwärtig bei dem basischen Prozesse der Mangangehalt des Roheisens, indem ein
                              									Eisen, welches vor dem Schmelzen etwa 2 Proc. Mangan enthält, meist mit einem
                              									Gehalte von etwa nur mehr 0,6 Proc. aus dem Ofen läuft.
                           Das Teplitzer Walzwerk gebraucht zur Durchführung des basischen
                              									Prozesses täglich bei etwa 20 Hitzen zu je 6 bis 6t,5 Ausbringen 132t Braunkohlen und etwa
                              										160k Kokes; somit beträgt die angewendete
                              									Kokesmenge nur etwa 0,1 Procent des ganzen verbrauchten Brennstoffes, so daſs die
                              									Braunkohle beinahe den ganzen Anforderungen zur Durchführung dieses Prozesses
                              									gewachsen ist.
                           Herstellung dichter Stahlgüsse. Nach A. Pourcel ist das in Terre-Noire gebräuchliche
                              									Verfahren der Anfertigung dichter Stahlgüsse erfolgreich in England, Schweden und
                              									Amerika eingeführt worden.
                           
                           Die in Terre-Noire noch jetzt betriebene Fabrikation ist
                              									augenblicklich gerichtet auf die Herstellung groſser Guſsstücke und die Methode des
                              									Anlassens und Temperas, denen das Metall unterworfen werden muſs, um ihm alle die
                              									Eigenschaften zu geben, welche seiner chemischen Beschaffenheit entsprechen. Das
                              									Endziel ist die Ersetzung des Guſseisens für alle Constructionszwecke im
                              									Maschinenbau durch Stahl; doch liegt die Lösung dieser Aufgabe noch in weiter Ferne.
                              									Die Herstellung von Stahlgüssen beliebiger Form und Gröſse und bestimmter chemischer
                              									Zusammensetzung, welche die Festigkeit und Dichte des Stahles mit der reinen
                              									Oberfläche und Gleichförmigkeit des Guſseisens vereinigen, ist eine schwierige
                              									Aufgabe.
                           Eine Pariser Maschinenfabrik verlangte einige Guſsstahlcylinder
                              									von 2m,04 Durchmesser und etwas mehr als 2m Höhe einer gleichförmigen Metallstärke von 50mm. Diese Cylinder sollten einen inneren
                              									hydraulischen Druck von 45at aushalten, ohne
                              									irgend welche Anzeichen einer Durchdringung des Wassers zu zeigen. Das getemperte
                              									Metall sollte eine absolute Festigkeit von wenigstens 50k auf 1qmm und eine Minimaldehnung von 8
                              									Proc. anzeigen. Die äuſseren Oberflächen der bis jetzt gegossenen 6 Cylinder sind
                              									ebenso glatt, als ob sie von Guſseisen gemacht wären, und dabei ist das Metall
                              									verhältniſsmäſsig weich. Es enthält durchschnittlich 0,65 Proc. Kohlenstoff, 1 bis
                              									1,2 Proc. Mangan und 0,25 bis 0,3 Proc. Silicium. Das Metall wird in Lehmformen
                              									gegossen, welche. um den Gasen den Abzug zu gestatten, mit zahlreichen Löchern
                              									versehen und mit gröſster Sorgfalt getrocknet sind. Das Gieſsen geschieht von oben
                              									und nicht von unten herauf und nimmt nicht mehr als 2 Minuten in Anspruch, was ganz
                              									besonders beachtet werden muſs.
                           Vor mehr als 2 Jahren lieferte das Werk von Terre-Noire für die
                              									französische Flotte eine beträchtliche Anzahl von Kanonenringen (frettes) für 10cm
                              									Geschütze. Dieselben haben einen äuſseren Durchmesser von 360mm, einen inneren Durchmesser von 246mm, eine Metalldicke von 57mm und eine Höhe von 265mm. Die Ringe werden aus einem runden Guſsblocke
                              									von 385mm Durchmesser geschnitten, welcher massiv
                              									in eine eiserne Form gegossen wird, und gibt jeder Block mehrere Stücke. Das bei
                              									dieser Fabrikation befolgte Verfahren besteht darin, daſs ein Block ziemlich von der
                              									geforderten äuſseren Gröſse des Gegenstandes gegossen wird und derselbe dann seine
                              									endgültige Form erhält, indem das überflüssige Metall mit Hilfe kräftiger
                              									mechanischer Werkzeuge ausgeschnitten wird. In den meisten Fällen besitzt das
                              									unbearbeitete Stück die Gröſse, welche ein entsprechend geschmiedetes Stück haben
                              									würde; meistentheils hat man wohl etwas mehr Metall auf der Drehbank zu entfernen.
                              									Der Guſskopf ist hierbei natürlich nicht eingeschlossen.
                           Ein Ring von jedem Guſsblocke, bald vom Kopfe, bald vom Boden,
                              									bald von der Mitte desselben, wird ausgearbeitet, von welchem Proben für die
                              									Zerreiſs- und Fallproben genommen werden. Der betreffende Ring wird etwas höher als
                              									die übrigen gemacht, nämlich 310 anstatt 265mm.
                              									Die Proberinge werden genau derselben Behandlung unterworfen wie alle zu demselben
                              									Gusse gehörigen, d.h. sie werden nach einer bestimmten Vorschrift erhitzt und in Gel
                              									abgekühlt. Dann wird ein Probecylinder (rondelle
                                 										d'essai) von etwa 40mm Höhe auf der
                              									Drehbank ausgearbeitet und zur Regierungswerkstätte geschickt, woselbst er fertig
                              									gestellt und den Fall- und Zerreiſsproben unterworfen wird. Der für die Fallprobe
                              									bestimmte Stab ist von quadratischem Querschnitte, von 30mm Seite und 180mm Länge; der Ambos wiegt 350k. Der Stab
                              									muſs, ohne zu brechen, wenigstens 15 Schläge eines 18k schweren Fallgewichtes aus einer Höhe von 2m,75 aushalten. Die für die Zerreiſsprobe bestimmten Stäbe haben 13mm Durchmesser und eine Länge von 10cm. Die mindestens zu erfüllenden Bedingungen
                              									sind: Elasticitätsgrenze von 30k für 1qmm, absolute Festigkeit von 56 k/qmm und nach dem
                              									Bruche gemessene Dehnung von 14 Proc. Zwischen 2 Stäben von demselben Ringe ist eine
                              									Abweichung von 6k für den Elasticitätsmodulus und
                              									von 7k für die absolute Festigkeit zugelassen. Die
                              									folgende Tabelle gibt eine Anzahl von Resultaten, welche zu Terre-Noire von während
                              									dieses Jahres gemachten Guſsstahlringen erhalten wurden.
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 Elasticitäts-modulus
                                 Bruchfestig-keit
                                 Dehnung
                                 Contractions :
                                    												SS ursprünglicher
                                             														Querschnitt, s Querschnitt nach dem
                                             														Brache.
                                 Schläge desFallgewichtesbis zum
                                    											Bruch
                                 mm Durch-biegung nach15. Schlage
                                 
                              
                                   1
                                 39,4
                                 66,0
                                 16,6
                                 0,74
                                 24
                                 31,0
                                 
                              
                                   2
                                 39,0
                                 65,5
                                 16,8
                                 0,72
                                 29
                                 31,8
                                 
                              
                                   3
                                 41,8
                                 67,5
                                 15,6
                                   0,715
                                 29
                                 31,4
                                 
                              
                                   4
                                 40,3
                                 66,7
                                 14,9
                                 0,66
                                 29
                                 31,6
                                 
                              
                                   5
                                 36,1
                                 61,7
                                 17,9
                                 0,55
                                 29
                                 32,8
                                 
                              
                                   6
                                 39,3
                                 66,3
                                 15,4
                                 0,70
                                 36
                                 31,0
                                 
                              
                                   7
                                 37,2
                                 63,6
                                 18,3
                                 0,56
                                 34
                                 32,0
                                 
                              
                                   8
                                 38,5
                                 65,2
                                 17,3
                                 0,64
                                 35
                                 32,0
                                 
                              
                                   9
                                 38,0
                                 64,8
                                 20,1
                                 0,52
                                 45
                                 31,8
                                 
                              
                                 10
                                 40,0
                                 66,7
                                 17,6
                                 0,55
                                 42
                                 31,0
                                 
                              
                                 11
                                 38,9
                                 65,1
                                 18,1
                                 0,54
                                 41
                                 31,7
                                 
                              
                                 12
                                 39,3
                                 65,9
                                 17,3
                                 0,54
                                 36
                                 31,6
                                 
                              
                                 13
                                 40,8
                                 68,0
                                 13,2
                                 0,68
                                 45
                                 31,0
                                 
                              
                                 14
                                 39,8
                                 65,6
                                 18,0
                                 0,55
                                 47
                                 31,5
                                 
                              
                                 15
                                 38,3
                                 64,5
                                 17,2
                                 0,53
                                 36
                                 33,0
                                 
                              
                                 16
                                 37,5
                                 63,1
                                 16,1
                                 0,68
                                 28
                                 32,5
                                 
                              
                                 17
                                 37,4
                                 62,6
                                 14,9
                                 0,64
                                 26
                                 33,0
                                 
                              
                                 18
                                 38,5
                                 64,2
                                 14,4
                                 0,72
                                 27
                                 36,0
                                 
                              
                                 19
                                 37,9
                                 63,0
                                 16,7
                                 0,52
                                 42
                                 ?
                                 
                              
                                 20
                                 36,0
                                 56,6
                                 24,2
                                 0,50
                                 25
                                 40,0
                                 
                              
                           Jede dieser Zahlen entspricht dem Durchschnitt von 2 Proben, in
                              									welchen die Unterschiede des Elasticitätsmodulus und der Brüchfestigkeit von 0,1 bis
                              										0k,6 für 1qmm schwankten. Die Proben Nr. 9 bis 12 beziehen sich auf Ringe, welche
                              									3mal in Oel getempert wurden. Nr. 13 hat eine ziemlich geringe Dehnung. aber eine
                              									hohe Bruchfestigkeit. Es kommen Hitzen vor, welche bei einer Bruchfestigkeit von
                              										70k und mehr weniger als 13 Proc. Dehnung
                              									ergeben. In einem solchen Falle werden die durch das Probestück repräsentirten Ringe
                              									nochmals erhitzt und in Oel gekühlt, aber bei niedrigerer als der vorher
                              									angewendeten Temperatur. Dadurch wird eine erheblich gröſsere Dehnung erreicht ohne
                              									wesentliche Herabsetzung der Bruchfestigkeit. Andererseits, falls die
                              									Bruchfestigkeit zu niedrig ist und die Dehnung zu hoch, wird das zweite Tempern bei
                              									einer höheren Temperatur als das erste vorgenommen. Im regelmäſsigen Betriebe werden
                              									alle Ringe bis zu einer gelben Oxydationsfarbe (couleur de
                                 										jaune oxydant) erhitzt und bei dieser Temperatur in der Richtung ihrer
                              									Achse in ein bestimmtes Gewicht Oel getaucht. Man läſst sie im Oele abkühlen und
                              									erhitzt sie dann nochmals auf eine von hell kirschroth bis dunkel kirschroth
                              									wechselnden Temperatur, je nach der chemischen Zusammensetzung des Metalles, und
                              									taucht sie dann wiederum in ein Oelbad, worin sie bis zum Erkalten gelassen
                              									werden.
                           Das erste Tempern verwandelt das krystallinische Korn des Stahles
                              									in ein feines, homogenes; das zweite bestimmt das der chemischen Beschaffenheit
                              									entsprechende moleculare Gleichgewicht des Metalles. Das Kühlen sollte mehr oder
                              									weniger intensiv sein, je nachdem das Metall mehr oder weniger als 0,3 Proc.
                              									Kohlenstoff und 0,5 Proc. Mangan enthält. Die chemische Zusammensetzung des für
                              									diese schwierige Fabrikation geeigneten Metalles liegt zwischen engen Grenzen. Der
                              									Kohlenstoffgehalt schwankt zwischen 0,28 und 0,32 Proc. der Mangangehalt zwischen
                              									0,6 und 0,45 Proc. Schwefel ist kaum zu entdecken und der, Siliciumgehalt beträgt
                              									zwischen 0,15 und 0,2 Proc. Die gebrauchte Bezeichnung Tempern (trempe) schlieſst aber nicht die Idee einer Härtung
                              									ein, so daſs sie richtiger durch „Eintauchen“ ersetzt würde.
                           
                           Für sehr groſse Guſsstahlringe wird ein 2maliges Eintauchen in Oel
                              									unter den beschriebenen Bedingungen nicht genügen, sondern man wird es
                              									wahrscheinlich für nöthig finden, dieselben 2 oder 3 mal bei einer gelb oxydirenden
                              									Temperatur einzutauchen und darauf 1 oder 2mal bei einer niederen Temperatur
                              									kirschroth oder dunkelkirschroth.
                           Bezüglich der Blasenräume des Stahles erinnert Pourcel daran, daſs dichte Güsse von weichem Stahl
                              									mittels der Legirungen von Silicium, Eisen und Mangan mit einem Minimum von
                              									Kohlenstoff erhalten werden. Diejenigen Legirungen, welche die wesentlichen
                              									Bedingungen eines niederen Kohlenstoffgehaltes erfüllen, sind solche, in welchen
                              									Silicium und Mangan im Verhältnisse ihrer Atomgewichte gefunden werden, und ist es
                              									ihm gelungen, diese Legirungen von der gewünschten Zusammensetzung mit 13,5 Proc.
                              									Silicium und 18 Proc. Mangan herzustellen. Dieselben werden rothglühend dem
                              									Metallbade nach dem Siemens-Martin-Prozeſs unmittelbar vor dem Gusse zugesetzt. Das
                              									Verfahren ist in der That ganz dasselbe, welches bei der Fabrikation weichen Stahles
                              									mittels Ferromangans zur Ausführung kommt. Aber das Eingeben von Ferromangan in ein
                              									Bad weichen Metalles ist von einer mehr oder weniger heftigen Reaction, verbunden
                              									mit Gasentwickelung, begleitet. Bei der Zufügung der Silicium-Mangan-Legirung
                              									hingegen ist die intermoleculare Wirkung ruhig. Alles Aufkochen hört sofort auf, die
                              									Oberfläche des Bades wird ruhig und keine Gasentwickelung durch die Schlacke findet
                              									statt. Es wird allgemein zugegeben, daſs das von einem Metallbade in der Mitte der
                              									Feinungs- (refining) Periode entwickelte Gas Kohlenoxyd
                              									ist. Nun ist die Zuführung von 0,003 bis 0,004 Silicium, in der Form von
                              									Siliciummangan und Siliciumeisen, genügend, sofort diese Entwickelung von Kohlenoxyd
                              									zu hemmen. Eine Probe des Metalles, genommen, ehe das Silicium zugeführt wird, ist
                              									voll von Blasen; nachher ist es vollkommen dicht und homogen. Ist dies eine rein
                              									physikalische Wirkung und ist es eine genügende Erklärung, zu sagen, daſs das
                              									Silicium die Lösung des Wasserstoffes im Metalle bewirkt hat? Jedenfalls wird
                              									Kohlenoxyd vor der Hinzufügung des Siliciums entwickelt und wenig oder gar kein
                              									Wasserstoff, je nachdem Mangan in geringer Menge im Bade vorhanden oder gänzlich
                              									abwesend ist. Das Gas, welches sich so reichlich entwickelt, wenn der Stahl im
                              									Begriffe steht, in der Form fest zu werden, ist Kohlenoxyd, wenigstens in groſsem
                              									Maſse. Die i. J. 1877 von Harmet zu Denain und kürzlich
                              									von Stead gemachten Versuche haben diese Thatsache
                              									bewiesen. Das Metall, welchem Siliciummangan zugefügt ist, entwickelt beim Erstarren
                              									nicht Kohlenoxyd, sondern Wasserstoffnammen treten auf, welche während des Gieſsens
                              									an der Oberfläche brennen. Wenn aber das Silicium in der Form von Siliciumeisen
                              									zugefügt wird und der Stahl nur Spuren von Mangan enthält, so entwickelt sich keine
                              									Spur von Gas, wie heiſs auch das Metall gegossen werden mag. In beiden Fällen
                              									indessen wird ein von Blasen freier, dichter und homogener Stahl erhalten.
                           Nach F. Müller wird Undichtigkeit
                              									dadurch vermieden, daſs man die vorherige Entwickelung des Wasserstoffes aus seiner
                              									Lösung im Metalle hervorruft. Nun hat aber in dem von Pourcel angeführten Beispiele weder das Metall, welches beim Erstarren
                              									Wasserstoff abgibt, noch dasjenige, welches dieses nicht thut, irgend welche
                              									Blasenräume. Diese Thatsache kann leicht von Jedem bestätigt werden und ist
                              									wahrscheinlich schon häufig in solchen Werken beobachtet worden, in denen die
                              									Eigenschaften des Siliciums in der Fabrikation von Güssen benutzt werden. Ist es
                              									nicht auch sehr wohl bekannt, daſs der Zusatz von Silicium zu Stahl die Löslichkeit
                              									des Wasserstoffes nicht nur vermindert, sondern fast gänzlich aufhebt, wenn nur
                              									Spuren von Mangan zugegen sind. So haben wir mehrere Stahlproben, welche dieselben
                              									Mengen Kohlenstoff und Silicium – von letzterem 0,4 bis 0,5 Proc. – enthalten, in
                              									denen aber der Mangangehalt von 0 bis 2 Proc. wechselt. Alle die Proben haben ein
                              									dichtes, aber krystallinisches Gefüge und ihre Bruchflächen zeigen durchaus keine
                              									Höhlungen. Trotzdem enthalten sie Wasserstoff und Stickstoff. Aber merkwürdigerweise
                              									enthält der Siliciumstahl mit nur Spuren von Mangan nur ein auſserst geringes
                              									Volumen von Gas mit niedrigem Wasserstoffgehalt, während der Stahl mit 0,5 Proc.
                              									Mangan eine sehr beträchtliche Menge enthält, die sich Schritt für Schritt mit dem Mangangehalte
                              									vermehrt, bis das Maximum bei 2 Proc. Mangan erreicht wird; in solchem Stahle ist
                              									die höchste Menge des an Wasserstoff reichsten Gases enthalten.
                           Als Pourcel zuerst die Aufmerksamkeit
                              									auf diese Widersprüche der Wasserstofftheorie richtete, machte man den Einwand, daſs
                              									die von ihm untersuchten Metallproben, wenn nicht blasig, so doch jedenfalls porös
                              									wären und daſs sorgfältig gehämmerter Stahl, welcher weder blasig, noch porös ist,
                              									nur unendlich kleine Mengen von Gas ergebe. Nun liefert aber ein Metall, mit nur
                              									Spuren von Mangan und mit Siliciumeisen hergestellt, nicht mehr Gas als ein
                              									gewöhnlicher gehämmerter Stahl; ferner gibt Guſsstahl von der angegebenen
                              									Zusammensetzung, ohne gehämmert zu sein, doch nicht mehr Gas als gehämmerter Stahl,
                              									der seine kristallinische Structur verloren hat und durch Wiedererhitzen und
                              									Eintauchen in Oel in einen Zustand vollkommenen molecularen Gleichgewichtes gebracht
                              									ist. Man könnte vielleicht sagen, daſs das Metall alle seine mechanischen
                              									Eigenschaften entwickelt, sobald der in Verbindung oder Lösung gehaltene Wasserstoff
                              									entfernt wird.
                           Metall, welches mit Siliciumeisen dargestellt ist, bleibt immer
                              									spröde unter den Fallproben und gibt bei der Zerreiſsprobe nur niedrige Dehnungen
                              									bei niedriger und veränderlicher Bruchfestigkeit. Diese üblen Eigenschaften kommen
                              									beim Schmieden zu Tage. Das Metall bricht unter den Hammerschlägen, während mit
                              									Siliciummangan gemachter Stahl sich in einer viel mehr befriedigenden Weise
                              									bearbeiten läſst.
                           Pourcel hat niemals die Ansicht
                              									ausgesprochen, daſs durch intermoleculare Reaction Silicium das Kohlenoxyd zersetze
                              									und Kohlenstoff frei mache, sondern daſs bei Gegenwart von Silicium keine Reaction
                              									zwischen Kohlenstoffeisen und Eisenoxyd möglich ist. Es ist das Silicium, welches
                              									oxydirt wird, so daſs Kohlenoxyd nicht gebildet werden kann, und ein Silicat ist das
                              									Product der intermolecularen Reaction. F. Müller fand
                              									in einigen Guſsblöcken Wasserstoff und behauptete darauf hin, Wasserstoff verursache
                              									die Höhlungen. Es ist jedoch nicht bewiesen, daſs das Verhältniſs des Wasserstoffes
                              									mit dem der Höhlungen steigt; im Gegentheil enthält dichter Stahl bisweilen ebenso
                              									viel Wasserstoff, als wäre er durchlöchert wie ein Sieb. Stickstoff ist unschuldig.
                              									Kohlenoxyd existirt gewiſs im flüssigen Stahle und tritt wiederum auf, wenn der
                              									Stahl erstarrt, und sehr reichlich beim Aufwallen des Stahles in den Guſsformen;
                              									dann verschwindet es. Es kann nicht wieder im Blocke nachgewiesen werden; darum soll
                              									es an den im Stahle gefundenen Blasen unschuldig sein? Dieses Urtheil ist einer
                              									erneuten Prüfung bedürftig.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)