| Titel: | H. Ressel's Schiffszug-System. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 401 | 
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                        H. Ressel's Schiffszug-System.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 30.
                        H. Ressel's Schiffszug-System.
                        
                     
                        
                           Nach dem von H. Ressel in Wien (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 19317 vom 18. Oktober 1881) nach
                              									amerikanischen Vorbildern ausgearbeiteten Schiffszugsystem werden die Schiffe eines
                              									Schleppzuges mit dem Schleppdampfer in eine solche Verbindung gebracht, daſs der
                              									Schleppzug als ein Ganzes angesehen werden kann, ohne seine Beweglichkeit beim
                              									Durchfahren von Flüſskrümmungen zu verlieren. Die Bewegungswiderstände während der
                              									Fahrt vermindern sich nach Maſsgabe der Ausfüllung des Zwischenraumes zwischen je
                              									zwei benachbarten Schiffen.
                           Die einzelnen Schiffe werden hier durch eine schmiedeiserne Zugstange c (Fig. 1 und
                              										2 Taf. 30), welche an ihren Enden an im Verdeck und Boden des
                              									betreffenden Schiffes verankerten Stangen d, d1 befestigt ist, gekuppelt, wobei die sich
                              									zugekehrten Schiffsenden die aus den Abbildungen ersichtlichen Formen erhalten.
                              									Jedes Schleppschiff ist also am einen Ende nach einem vollen, am anderen nach einem
                              									hohlen Cylinder geformt. Diese Verbindung gestattet eine Verdrehung der einzelnen
                              									Schiffe gegen einander bis zu einem Winkel von 60°. Der an der Verbindungsstelle
                              									zwischen je zwei Schiffen bleibende halbringförmige Raum a1 wird durch die breiten beiderseits
                              									angeordneten Steuerruder a so weit abgeschlossen, daſs
                              									das in demselben befindliche Wasser als todtes Wasser anzusehen ist.
                           
                           Um einen möglichst geringen Tiefgang zu erreichen, ist ein rechteckiger Querschnitt
                              									für die Schiffskörper gewählt. Ferner ist noch eine eigenthümliche Vorkehrung
                              									getroffen, durch welche Ressel eine Erleichterung der
                              									Fortbewegung des Schiffszuges zu erreichen glaubt. Es hat nämlich der flache Boden
                              									jedes Schiffes einen etwa 10cm hohen Rand erhalten
                              									(vgl. Fig. 3), so daſs ein nach unten offener Hohlraum entsteht; in diesem Raum
                              									wird beständig eine Luftmenge gehalten, deren Dichtigkeit durch eine Luftpumpe
                              									geregelt wird. Da nun durch diese „Luftschale“ der Schiffsboden mit dem
                              									Fahrwasser nicht in Berührung kommt, so soll die Reibung vermindert, also der
                              									Fahrtwiderstand herabgesetzt sein.
                           Während die Steuerruder der geschleppten Schiffe durch die aus der Abbildung
                              									erkennbare Vorrichtung gesteuert werden, ist für den Schleppdampfer eine Dampfsteuerung vorgesehen (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 30); dieselbe besteht aus dem mit dem Schlepper fest verbundenen
                              									Dampfcylinder g, dessen um den Cylindermittelpunkt
                              									schwingender Kolben h1
                              									durch die Stange d mit dem Schleppschiffe verbunden
                              									ist. Um nun dem Schleppschiff eine schwingende, wie eine auf- und niedergehende
                              									Bewegung gegen den Dampfer zu gestatten, ist die Welle d an ihrem oberen Ende mit einer Nuth versehen, in welche ein Stück
                              									greift, dessen anderes Ende die in dem Kolben h1 befestigten Zapfen h
                              									bilden. Die Nabe des Kolbens h ist im Inneren
                              									entsprechend conisch gestaltet, um die schwingende Bewegung der Stange d zu gestatten. Der Dampf tritt durch das Rohr m in die mit dem Cylinder verbundenen Sectoren g1 ein und gelangt von
                              									hier durch den Kanal n über den Drehschieber i. Jede Drehung desselben mittels des Hebels l bringt stets zwei Kanäle k mit dem Dampfzuleitungsrohr m und die
                              									anderen zwei mit dem Abdampfungsrohr n1 in Verbindung, so daſs der Kolben h1 entweder nach
                              									rechts, oder links bis gegen die festen Sectoren g1 getrieben und das Schiff entsprechend
                              									gelenkt wird.
                           
                              
                                 Mg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
