| Titel: | Neuere Fortschritte in der Soda-Industrie; von G. Lunge. | 
| Autor: | Georg Lunge [GND] | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 520 | 
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                        Neuere Fortschritte in der Soda-Industrie; von G. Lunge.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									32.
                        (Schluſs der Abhandlung von S. 416 d.
                           								Bd.)
                        Lunge, über neuere Fortschritte in der Soda-Industrie.
                        
                     
                        
                           Ich beschlieſse diese Notizen mit einer Besprechung der neuerdings wieder sehr in den
                              									Vordergrund tretenden Regeneration des
                                    											Schwefels aus den Leblanc-Sodarückständen. Zu Salindres besteht
                              									eine äuſserst einfache und dabei wirksame Methode der Behandlung der gelben Laugen von Sodarückstand.
                              									Man bläst einfach mittels eines Körting'schen Injectors
                              									Luft bis zu dem Punkte ein, wo bei Behandlung mit Säure weder H2S, noch SO2
                              									abgegeben wird und läſst dann eben die Zersetzung mit Salzsäure folgen. An dieser
                              									wird aber stets sehr viel erspart, weil während der Oxydationsoperation ungefähr 1/4
                              									des Kalkes durch Oxydation von CaS zu CaO in sehr dichtem Zustande niedergeschlagen
                              									wird und leicht abfiltrirt werden kann., während an Schwefel reichere Sulfide
                              									entstehen. Chance erwähnt im Journal of the Society of Chemical Industry, 1882 S. 48, daſs sein
                              									Chemiker Dryden genau zur gleichen Zeit wie Pechiney dasselbe Verfahren aufgefunden habe und daſs
                              									man in seiner Fabrik aus den gelben Laugen mittels 3t Salzsäure (vermuthlich von etwa 17 bis 18° B.) 1t Schwefel machen könne.Das oben
                                    											beschriebene Verfahren ist schon von Grüneberg
                                    											kurz erwähnt worden (vgl. Chemische Industrie,
                                    											1880 S. 8), aber ohne Anführung des eigentlich entscheidenden Vortheiles,
                                    											nämlich des Ersparnissen an Säure durch das Niederfallen von
                                    										Kalk.
                           Kingzett (Daselbst 1882 S. 81) schlägt vor, den
                              									Sodarückstand an der Luft zu trocknen, zu mahlen und mit Steinkohlentheerasphalt in
                              									geschmolzenem Zustande zu vermengen, um Asphaltpflaster
                              									u. dgl. darzustellen.
                           Chance gibt im Journal of the
                                 										Society of Arts, 1882 S. 726 folgende von den Fabrikanten selbst
                              									mitgetheilte Resultate der 5 englischen Fabriken, welche Mond's Schwefelregenerations-Verfahren
                              									anwenden:
                           
                              
                                 Firmen
                                 WiedergewonnenerSchwefel
                                 Procentverhältniſszu dem
                                    											Gesammt-schwefel des Soda-rückstandes
                                 Für je 1t Schwefelverbrauchte Salzsäure
                                 
                              
                                 t
                                 t
                                 von sp. G.
                                 
                              
                                 1
                                   6690
                                 30
                                 3,5
                                 1,14   = 18° B.
                                 
                              
                                 2
                                   1500
                                 27 bis 30
                                 4
                                 1,125 = 16°
                                 
                              
                                 3
                                   3200
                                 25 bis 30
                                 4 bis 4,5
                                 1,14   = 18°
                                 
                              
                                 4
                                   3000
                                 ?
                                 4
                                 1,15   = 19°
                                 
                              
                                 5
                                   3223
                                 17
                                 ?
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 17613
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Chance hebt hervor, daſs mithin
                              									im besten Falle nur 30 Procent des Schwefels und zwar mit groſsem Aufwände von
                              									Salzsäure gewonnen werdenIn der
                                    											Discussion erwähnte Mond, daſs Schaffner nach dem „alten Verfahren“ 60
                                    											Procent des Schwefels wiedergewinne. Da man nach dem Zusammenhange der
                                    											ganzen Rede unter dem „alten Verfahren“ kaum etwas anderes als
                                    											dasjenige von Mond verstehen kann, so möchte
                                    											ich zur Klarstellung der Sache aus einer brieflichen Mittheilung von Hrn. Schaffner anführen, daſs derselbe, als er 60
                                    											Proc. (und noch mehr) Schwefel bekam, ganz nach seinem, Verfahren arbeitete, nämlich mit alleiniger mehrmaliger
                                    											Oxydation in Haufen, wobei der Rückstand lockerer bleibt und sich
                                    											gründlicher oxydirt, und mit darauf folgender Zersetzung im Doppelkessel, wo
                                    											der Ueberschuſs von SO2 (aus dem Thiosulfat)
                                    											ja nichts schadet. Weil dies zu viel Arbeitslohn kostete, ging Schaffner zu dem in meiner Soda-Industrie, Bd. 2 S. 578 beschriebenen
                                    											Verfahren über: erste Oxydation in Haufen, fernere in Kästen, Zersetzung mit
                                    											Salzsäure nach Mond, und bekommt jetzt nur 58
                                    											Proc. weil die Oxydation nicht so vollständig ist. Es ist dies also ein
                                    											combinirtes Mond-Schaffner'sches Verfahren,
                                    											welchen Namen übrigens selbst das in England gebräuchliche verdiene, weil
                                    											auch dort, wie überall, ausschlieſslich die von Schaffner erfundene Art der Schmelzung des Schwefels ausgeführt
                                    											werde., wobei der Rückstand immer noch sehr voluminös und
                              									unbequem 
                              									
                              									
                              									
                              									bleibt, während bei dem
                              										Verfahren von Schaffner und Helbig 90 Procent des Schwefels gewonnen werden, ohne
                              									Anwendung von Salzsäure und mit Verringerung des Rückstandes auf ⅕ des
                              									ursprünglichen Volumens.
                           Chance war, wie er a. a. O. anführt, mit dem letzteren,
                              									schon im März 1878 in England patentirten Verfahren erst durch die Beschreibung
                              									desselben in meinem genannten Werke bekannt geworden und fühlte sich dadurch
                              									angeregt, Versuche mit demselben im groſsen Maſsstabe zu machen, wie sie die
                              									Erfinder selbst aus lokalen Gründen nicht hatten anstellen können. Von diesen
                              									Versuchen handeln Mittheilungen von Weldon im Journal of the Society of Chemical Industry, 1882 S. 45
                              									und zwei Vorträge von Chance selbst im Journal of the Society of Arts, 1882 S. 727 und im Journal of the Society of Chemical Industry, 1882 S.
                              									264, an welche sich eine ausführlich mitgetheilte Discussion anschloſs; auch habe
                              									ich darüber weiteres, nicht veröffentlichtes Material erhalten und werde im
                              									Folgenden ein Bild von dem jetzigen (Oktober 1882) Stande der Sache zu geben
                              									suchen.
                           Die erste Reaction des Schaffner-Helbig'schen Verfahrens
                              									ist bekanntlich die Behandlung des frischen Sodarückstandes, in welchem sich fast
                              									aller Schwefel noch als CaS vorfindet, mit einer Lösung von Chlormagnesium, wodurch
                              									Chlorcalcium, Magnesia und Schwefelwasserstoff entstehen. Diese Operation führt Chance, wie schon in der ursprünglichen Anlage von Schaffner und Helbig (vgl.
                              									die Abbildungen und Beschreibung in meiner Soda-Industrie, Bd. 2 S. 614), in stehenden Cylindern aus, in welche der
                              									ganz frische Sodarückstand, der durch einen Aufzug in Hunden gehoben und auf einer
                              									Schienenbahn oberhalb weiter transportirt wird, durch Fülltrichter direkt
                              									eingeschüttet wird, nachdem die Cylinder schon theilweise mit Chlormagnesiumlösung
                              									gefüllt sind. Ein Rührwerk hält den Boden der Cylinder frei; eine Dampfschlange
                              									besorgt die Erhitzung. Die Gröſse der Gefäſse beträgt in der neueren Anlage von Chance 3m,6 Weite und
                              										2m,1 Höhe = 21cbm; sie ist so gewählt, daſs 4t
                              									Sodarückstand auf einmal zersetzt werden können. Er hebt freilich hervor, daſs über
                              									die passende Gröſse, Form, Erhitzungsweise u. dgl. dieser „Entwickler“
                              									(Decomposers) noch Erfahrungen gesammelt werden müssen. Nach Weldons Berechnungen (Privatmittheilung) sollten die
                              									Entwickler einen Rauminhalt von 4cbm,53 (160
                              									Cubikfuſs engl.) für je 1t des zu behandelnden
                              									Sodarückstandes besitzen (was obigen Dimensionen von Chance's Apparaten erheblich nachsteht); da es darauf ankommt, einen
                              									möglichst gleichmäſsigen Strom von Schwefelwasserstoff hervorzubringen, so wird man
                              									besser eine gröſsere Anzahl kleinerer Entwickler zur abwechselnden Beschickung, als
                              									wenige gröſsere Entwickler anwenden, in denen natürlich anfangs weit mehr H2S als gegen das Ende der Zersetzung abgegeben wird.
                              									Diese Einrichtung wird vermuthlich besser wirken als etwa allmähliches Eingeben der
                              										MaterialienChance wird übrigens auch dieses Verfahren, die
                                    											continuirliche Einführung von frischem Sodarückstand mittels einer Schnecke
                                    											u. dgl. in die Chlormagnesiumlauge, einer Prüfung im Groſsen
                                    											unterziehen. oder Regulirung der Erwärmung. Letztere kann nicht
                              									gut durch offenen gewöhnlichen Dampf geschehen, weil dadurch die
                              									Chlormagnesiumlösung zu sehr verdünnt wird, und wurde deshalb von Chance die etwas unbequeme Erhitzung durch
                              									Dampfschlangen angewendet. Seitdem hat er statt derselben einen äuſseren Dampfmantel
                              									und schlieſslich (auf Schaffner's Rath) Injection von
                              									überhitztem Dampf in die Masse selbst angewendet; was das Vortheilhafteste ist,
                              									scheint noch nicht ausgemacht zu sein. Die zur Vollendung der Zersetzung von 4t Sodarückstand nöthige Zeit fand Chance bei Anwendung einer Chlormagnesiumlauge von 1,15
                              									sp. G. zu 8 Stunden bei Heizung mittels Dampfschlange. Neuerdings zieht er eine
                              									Lauge von mindestens 1,20 sp. G. vor, welche 25 Proc. MgCl2 enthält und womit die Zersetzung weit rascher vor sich geht; wenn diese
                              									Lauge noch heiſs von der Concentrationspfanne eingefüllt und die Heizung durch
                              									überhitzten Dampf bewirkt wird, glaubt man auf 4 Stunden herunterzukommen.
                           Der Rückstand von rotirenden Sodaöfen zersetzt sich, nach Hewitt's Aeuſserungen in der Discussion, leichter als der von Handöfen,
                              									weil weniger grobe Stücke darin sind.
                           Aus den „Entwicklern“ entweicht Schwefelwasserstoffgas, und zwar erhält man
                              									darin einen continuirlichen Strom von fast gleichbleibender Stärke dadurch, daſs man
                              									eine gröſsere Anzahl von Entwicklern in regelmäſsig abgemessenen Zeiträumen
                              									beschickt; es muſs deshalb die Gröſse der Entwickler dem Umfange der Production
                              									einigermaſsen angepaſst werden. Bekanntlich haben Schaffner und Helbig in erster Linie
                              									vorgeschlagen, ⅓ dieses Gases zu verbrennen und mittels der Reaction: 2H2S + SO2 = 3S +
                              										2H2O sämmtlichen Schwefel als solchen zu
                              									gewinnen. Sie haben ferner gefunden (was einen wichtigen Theil ihrer Erfindung
                              									bildet), daſs diese bis dahin als praktisch unbrauchbar betrachtete Reaction sofort
                              									leicht durchführbar wird, wenn man die beiden Gase nicht mit reinem Wasser, sondern
                              									mit einer Lösung von Chlorcalcium oder ähnlichen Salzen zusammenbringt. Wenn ihr
                              									Verfahren wirklich
                              									allgemeinere Verbreitung erlangen sollte, so würde freilich auf dem eben
                              									beschriebenen Wege eine viel zu groſse Menge Schwefel erzeugt werden, als daſs man
                              									denselben in der bisher bekannten Weise verwenden könnte, und man würde einen
                              									groſsen Theil desselben doch zur Darstellung von Schwefelsäure verwenden müssen.
                              									Anstatt dessen wird man selbstredend den Schwefelwasserstoff direkt verbrennen
                              									müssen.
                           Dies war natürlich den Erfindern ebenfalls klär; Versuche in dieser Richtung haben
                              									sie nicht (wenigstens im Groſsen) angestellt und es ist das Verdienst von Chance, solche in groſsem Maſsstabe durchgeführt zu
                              									haben. Bekanntlich ist die Verbrennung von Schwefelwasserstoff und Verwerthung des
                              									Gases in Bleikammern schon oft versucht worden, stets aber mit ungenügendem
                              									Resultate, weil das zur Verbrennung kommende Wasserstoffgas mit Kohlensäure,
                              									Stickstoff u. dgl. zu stark verdünnt war. Im vorliegenden Falle hat man es aber zum
                              									ersten Male in der Technik der Sodafabrikation mit reinem Schwefelwasserstoffgas zu thun und, daſs sich dieses in jener
                              									Beziehung ganz anders als das unreine verhalten muſs, ist ohne weiteres
                              									verständlich, wie ich es auch in meinem Handbuche, Bd.
                              									2 S. 568 deutlich aus einander gesetzt habe.
                           Es hat sich seither herausgestellt, durch eine Beschreibung, welche Cookson bei der Discussion über Chance's ersten Vortrag gab (Journal of the
                                 										Society of Arts, 1882 S. 735), daſs in dessen Bleihütte bei
                              									Newcastle-upon-Tyne schon seit mehr als 30 Jahren ganz reiner Schwefelwasserstoff
                              									verbrannt wird, welcher durch Behandlung von in der Hütte als Nebenproduct fallendem
                              									Schwefeleisen (Stein) mit Schwefelsäure erhalten wird; das Gas wird direkt von den
                              									Gasentwicklern, ohne Wasserverschluſs o. dgl., in einer 10cm weiten Röhre abgeleitet und zur Darstellung von
                              									Schwefelsäure verbrannt; Rückschlagen der Flamme kommt nie vor und die Verbrennung
                              									ist überhaupt eine höchst einfache Operation, wobei die entwickelte Hitze zugleich
                              									zur Erzeugung des gesammten Kammerdampfes benutzt wird.
                           Das Verfahren von Cookson bezieht sich auf
                              									Schwefelwasserstoffgas von solcher Reinheit, wie es eben früher in der
                              									Sodafabrikation nie auch nur entfernt vorkam; auch kam bei der Discussion heraus,
                              									daſs man dort nicht etwa ein Kammersystem auf diesem Wege allein betreibt, sondern
                              									zugleich Pyritöfen anwendet, in denen das Gas brennt, also ähnlich wie früher bei
                              										Kunheim und Comp. in Berlin (vgl. Soda-Industrie, Bd. 2 S. 569).
                           Chance's Versuche wurden überdies ohne Kenntniſs von Cookson's Resultaten angestellt und zwar in folgendem
                              									Apparate, welcher zur Speisung eines eigenen Kammersystemes diente. Der aus dem
                              										„Entwickler“ entweichende, mit viel Wasserdampf beladene
                              									Schwefelwasserstoff wird durch Einspritzen von kaltem Wasser genügend von Dampf
                              									befreit und jetzt „trocken“ in einem 10cm-Eisenrohre mit Wasserverschluſs zur Verhütung etwaigen Rückschiagens der FlammeAuch ich
                                    											halte, wie Cookson, ein solches
                                    											Rückschlagsventil für unnöthig. ebenso wie für eine gewöhnliche
                                    											Leuchtgasleitung, da die Gasentwicklung ununterbrochen, mithin stets
                                    											Ueberdruck im Hauptrohr ist. Man wird das Ganze ebenso wie jede andere
                                    											Gasfeuerung behandeln müssen. in einen guſseisernen, mit Wasser
                              									abgesperrten Kasten geleitet, aus welchem eine Anzahl von 25mm weiten Gasröhren in einen Ziegelofen gehen und
                              									zwar durch eine mit Lufteinlaſslöchern versehene Eisenplatte. Das Gas brennt ebenso
                              									leicht wie gewöhnliches Leuchtgas, mit Entwickelung von viel Hitze; der dabei
                              									entstehende und in die Kammern gehende Wasserdampf stellt an sich eine Ersparniſs
                              									vor. Man kann auch einen Gloverthurm damit verbinden. Die gebildete Schwefelsäure
                              									ist sehr rein, völlig frei von Arsen und gibt bei der Concentration für jeden Zweck
                              									brauchbares Vitriolöl.
                           In der Besprechung (ich fasse die Discussionen über beide Vorträge von Chance, in London und in Manchester, hier, wie
                              									überhaupt, zusammen) wurde von Glover behauptet, daſs
                              									selbst bei Verbrennung von reinem Schwefelwasserstoff nach seiner Erfahrung (bei
                              									Zersetzung von Bleiglanz mit Salzsäure) nichts Günstiges herauskäme, vielleicht weil
                              									zu viel Pentathionsäure dabei gebildet würde (?); nach seiner Ansicht sollte man
                              									lieber durch die Reaction zwischen 2 H2S und SO2 den Schwefel als solchen darstellen und dann in
                              									Schwefelöfen verbrennen. Hierauf entgegnet Chance, daſs
                              									er bei mehrere Wochen lang fortgesetzten Versuchen in einem ausschlieſslich damit
                              									gespeisten Kammersysteme 90 bis 95 Procent von dem Schwefel des
                              									Schwefelwasserstoffes als Schwefelsäure bekommen habe, mit einem (allerdings nur aus
                              									einem Wochenresultate berechneten) Salpeterverbrauche von 5,46 Th. auf 100 Th.
                              									Schwefel, was doch gewiſs sehr günstig sei. Weldon
                              									erwähnt, daſs man nicht, wie Schaffner und Helbig früher nach kleinen Versuchen annahmen, bei der
                              									Reaction von SO2 auf H2S auch im Groſsen 90 Procent des Schwefels erhalte, sondern nur 75 bis 80
                              									Proc. in Folge der Bildung einer groſsen Menge von Schwefelsäure, die sich aber wohl
                              									durch die bei der Verbrennung des H2S entstehende
                              									Hitze hinreichend concentriren und für viele Verwendungen brauchen lasse (auch in
                              									Gegenwart des Chlorcalciums?).
                           In dem eben vollendeten groſsen Apparate von Chance wird
                              									ein vollständiges Kammersystem mit Gloverthurm durch Verbrennung von H2S betrieben, während zu gleicher Zeit ein anderer
                              									Apparat für die Wiedergewinnung des Schwefels als solchen gebaut werden soll, um den
                              									relativen Werth beider Methoden festzustellen, worüber man anfangs d. J. 1883
                              									Bestimmtes mittheilen zu können glaubt. Ebenso soll je ein Zersetzer mit
                              									Dampfschlange und ein anderer mit Mantel und je ein Carbonisirer (siehe unten) mit
                              									einer hohen Flüssigkeitssäule neben einem horizontalen, mit Rührwerk unter Druck
                              									arbeitenden in Thätigkeit gesetzt werden, um ihre Leistungen vergleichen zu können. Da
                              									endlich auch eine eigene Sodafabrik angeschlossen ist, so werden alle Elemente einer
                              									Berechnung gegeben sein. Nach Privatnachrichten aus allerletzter Zeit habe Chance gefunden, daſs man doch, um eine regelmäſsige
                              									Verbrennung zu erzielen, das Schwefelwasserstoffgas in einem Gasometer aufspeichern
                              									und aus diesem entnehmen müsse, wodurch sich natürlich die Anlagekosten erheblich
                              									erhöhen:. Bestimmtes hierüber werden erst die jetzt im Gange befindlichen Versuche
                              									zeigen.
                           Wir kommen nun zu der dritten Operation des Schaffner-Helbig'schen Verfahrens, der Wiedergewinnung des in den
                              										„Entwicklern“ zersetzten Chlormagnesiums, zugleich mit derjenigen des aus
                              									dem Schwefelcalcium entstehenden kohlensauren Kalkes. Bekanntlich findet dies statt
                              									durch Einleiten von Kohlensäure in das breiförmige Gemisch von Chlorcalciumläuge und
                              									Magnesia (nebst zufälligen Vereinigungen), wie es den Entwickler verläſst, nach der
                              									Reaction: CO2 + MgO + CaCl2 = MgCl2 + CaCO3. Die einzige wesentliche Schwierigkeit der Ausführung dieses Verfahrens
                              									liegt notorisch in diesem Punkte; denn es handelt sich erstens um hinreichend
                              									billige Beschaffung der groſsen Mengen von Kohlensäure, zweitens um Verhütung eines
                              									irgend erheblichen Verlustes von Chlormagnesium.
                           Was den ersten Punkt betrifft, so möchte ich gleich von vorn herein die
                              									Aufmerksamkeit darauf lenken, daſs uns im Grunde hier dieselbe Aufgabe entgegentritt
                              									wie bei so vielen früheren, fruchtlosen Versuchen zur Verwerthung der
                              									Sodarückstände, namentlich auch bei den lebenslänglichen Bemühungen von Gossage. Immer und immer wieder scheiterten diese
                              									Versuche, weil die Kohlensäure zur Zersetzung des Schwefelcalciums viel zu theuer
                              									kam und zugleich weil sie im besten Falle mit sehr viel fremden Gasen gemengt war,
                              									so daſs der entweichende Schwefelwasserstoff viel zu verdünnt ausfiel, um mit
                              									Vortheil verbrannt zu werden. Durch eine höchst geistreiche Combination, nämlich
                              									durch das Einschieben der Magnesia als Zwischenkörper, haben Schaffner und Helbig beide eben erwähnte
                              									Schwierigkeiten auf einmal aus dem Wege geschafft. Daſs dies mit dem
                              									Schwefelwasserstoff der Fall ist, haben wir eben gesehen. Zur Zersetzung des aus
                              									ihren Entwicklern ablaufenden Gemenges brauchen sie nun zwar schon der Theorie nach
                              									ebenso viel Kohlensäure, als man sonst zur direkten Zersetzung des Schwefelcalciums
                              									gebrauchte; aber es kommt hier nicht darauf an, wie verunreinigt und verdünnt die
                              									Kohlensäure ist, da man es ja nur auf die Flüssigkeit (MgCl2) in erster Linie, auf den kohlensauren Kalk in
                              									zweiter Linie, auf die entweichenden Gase aber gar nicht abgesehen hat. Es kann also
                              									die billigste aller Kohlensäurequellen benutzt werden, nämlich entweder gewöhnliches
                              									Bauchgas, oder aber Kalkofengas und die Kosten des Prozesses werden im Wesentlichen,
                              									ganz wie bei der Weldon'schen Braunsteinregenerirung,
                              									nur diejenigen des Pumpens der Gasmassen durch die breiförmige Mischung sein. Wenn
                              									die Aufgabe der Zersetzung von CaS durch CO2 unter
                              										so günstigen
                              									Umständen scheitert, so dürfte sie überhaupt nicht lösbar sein.
                           Selbstredend werden die Kosten, also die zum Pumpen nöthige Arbeit um so geringer
                              									sein, je reicher das zu verwendende Gas an Kohlensäure ist und je vollkommener das
                              									Gas innerhalb des Apparates ausgenutzt werden kann. Es ist dies also genau dieselbe
                              									Aufgabe wie in der Ammoniaksodafabrikation und die Erfolge der letzteren kommen dem
                              									neuen Verfahren als Vorarbeiten zu Gute. Daſs aber doch noch erhebliche
                              									Schwierigkeiten hier zu besiegen waren, oder vielleicht noch sind, wird am besten bewiesen dadurch, daſs der gröſste Theil der uns als
                              									Quelle dienenden Vorträge, der Discussionen und auch der mir vorliegenden, zum Theil
                              									ungemein ausführlichen Privatmittheilungen sich um diesen Punkt dreht. Wir wollen
                              									aber versuchen, die bisher erreichten Resultate in kürzester Form
                              									zusammenzufassen.
                           Was zunächst den mechanischen Theil der Aufgabe betrifft, so ist die ganze eben in
                              									Betrieb gesetzte Analyse von Chance, wie aus Fig. 5 und 6 Taf. 32 zu
                              									ersehen, so angeordnet, daſs, nachdem Sodarückstand und Chlormagnesiumlauge einmal
                              									auf die Höhe der Entwickler (Decomposers) D gehoben
                              									sind, alle weiteren Transporte durch natürlichen Fall stattfinden. Zunächst unter
                              									den Entwicklern befinden sich also die Carbonisirer (Carbonators, Converters) C, stehende Eisenblechcylinder, welche
                              									mindestens den vollen Inhalt eines Entwicklers fassen müssen, da sonst das richtige
                              									Verhältniſs in der mechanischen Mischung von CaCl2
                              									und MgO kaum aufrecht zu erhalten wäre. Bei Chance
                              									haben diese Cylinder einen Durchmesser von 2m,7
                              									und eine Höhe von 4m, fassen also etwa 21cbm, so wie die Entwickler. In Fabriken, welche
                              									kleinere Entwickler haben, wird man ohne Schaden den Inhalt von zwei oder mehreren
                              									derselben in einem einzigen Cylinder carbonisiren können. Wenn man für die
                              									Kohlensäure irgend eine Ausgabe auſser dem Pumpen hätte, so wäre es sicher
                              									angezeigt, sie dadurch besser auszunutzen, daſs man recht hohe Carbonisirer
                              									anwendete, oder zwei derselben kuppelte; aber da man ohnehin als Kohlensäurequelle
                              									ein sonst verloren gehendes Gas anwenden muſs, so wird, ähnlich wie bei der
                              									Braunsteinregeneration, eine Grenze eintreten, bei welcher die bessere Ausnutzung
                              									des Gases durch die vermehrten Kosten des Pumpens bei erhöhtem Drucke mehr als
                              									aufgewogen wird. Hierüber wären noch mehr Erfahrungen zu sammeln.
                           Da Versuche mit horizontalen Cylindern, die ein Rührwerk besitzen und in welche die
                              									Kohlensäure unter Druck eingepreſst wird, gute Resultate gegeben haben, so wird Chance auch diese Resultate im Groſsen prüfen
                              									(Privatmittheilung).
                           Um den mechanischen Theil des Apparates zunächst abzumachen, erwähne ich, daſs
                              									unterhalb der Carbonisirer sich flache Separatoren S
                              									mit Waschvorrichtung befinden, um die groben Verunreinigungen, Schlacken u. dgl.
                              									abzusondern; wieder tiefer befinden sich Absitzgefäſse W,
                              									woraus die klare Chlormagnesiumlauge direkt abläuft, während der Kalkschlamm auf
                              									wieder tiefer liegende Filter F oder weit besser in
                              									Filterpressen gelangt. Nach Hutchinson's Versuchen im
                              									Groſsen kann eine Filterpresse mit 24 Platten von 0m,9 Durchmesser in 24 Stunden 100t
                              									Schlamm pressen und mit dem gleichen Gewichte im Wasser vollständig auswaschen.
                           Wir wenden uns nun zu dem chemischen Theile des Verfahrens und zur Verwerthung von dessen Producten. Zunächst steht es
                              									fest, wie oben bemerkt, daſs man gut thun wird, mit einem an Kohlensäure möglichst
                              									reichen Gase zu carbonisiren. Gerade hierüber war die Discussion ungemein
                              									weitschweifig; wir können dies ganz übergehen, da wir wissen, daſs man bei rationell
                              									geführter Kesselfeuerung schon auf Rauchgase von mindestens 11 bis 15 Proc.
                              									Kohlensäure rechnen, bei Gasfeuerung auf 15 Proc. und noch mehr, bei Kalköfen mit
                              									Kokesfeuerung aber auf 25 bis selbst 30 Vol.-Proc. CO2 kommen kann. Auch bei rotirenden Sodaöfen kommt man, weil hier die
                              									Schmelze selbst Kohlensäure abgibt, auf 20 Proc. CO2
                              									und noch höher; bei Handöfen hat F. Fischer (1880 234 306) 17,8 bis 28,6 Proc. Kohlensäure gefunden. Weldon (private Mittheilung) hat ausführliche
                              									Berechnungen gemacht, aus denen hervorgeht, daſs man da, wo man den Kalk für
                              									Chlorkalkfabrikation und Manganregeneration selbst brennt, dabei das Mehrfache an
                              									Kohlensäure von dem erhält, was man zur Chlormagnesiumregeneration der
                              									entsprechenden Sodafabrikation braucht und selbst dann noch weit mehr, als nöthig
                              									ist, wenn nur 50 Procent der Kohlensäure in den Carbonisirern nutzbar gemacht
                              									werden. Wo man nicht so viel Chlorkalk macht, oder wo man den Kalk nicht selbst
                              									brennt, wird man freilich Rauchgase nehmen müssen und dann, weil man statt eines
                              									30procentigen nur ein sage 11procentiges Gas hat, beinahe 3 mal so viel davon pumpen
                              									müssen, bei Sodaofen-Rauchgas natürlich viel weniger. Die Reaction scheint besser
                              									vor sich zu gehen, wenn man unter ziemlichem Drucke und in der Kälte arbeitet. Die
                              									Abkühlung würde nach Weldon, wenn sie überhaupt nöthig
                              									ist, am besten durch Einpumpen von Luft vor dem Carbonisiren vorgenommen werden, was
                              									bei der unten folgenden Kostenberechnung schon mit veranschlagt ist. Das Volumen der
                              									zu pumpenden Gase bei 30 Proc. Kohlensäuregehalt und bei Nutzbarmachung von der
                              									Hälfte der letzterenBei den
                                    											wirklichen Versuchen mit nur 11 procentigem Gase und etwa 1at,5 Druck war die Absorption allerdings
                                    											nur etwa 34 Procent der durchgepreſsten Kohlensäure. Für reicheres Gas und
                                    											höheren Druck glaubt man 50 Procent annehmen zu können. kommt für
                              									eine groſse Fabrik (mit einem Schwefelkiesverbrauch von 50t in 24 Stunden) auf stündlich 513cbm (18125 Cubikfuſs); ein Compressor von dieser
                              									Leistung kostet 24000 bis 26000 M.
                           Nach den neuesten Angaben bewirkt man bei Chance jetzt
                              									die Carbonisirung des Productes von 2t
                              									Sodarückstand durch sechsstündige Behandlung mittels eines Stromes von 15 bis 20 proc.
                              									Kalkofengasen, welcher durch eine Luftpumpe von 0m,4 Cylinderdurchmesser, 0m,9 Hub und 60
                              									Umdrehungen in der Minute geliefert wird. Für die Beendigung der Operation hat man
                              									ein sehr wichtiges Kennzeichen darin aufgefunden, daſs nach Fällung alles Kalkes in
                              									Form von CaCO3 Eisen in Lösung geht und darin
                              									nachgewiesen werden kann.
                           Der regenerirte kohlensaure Kalk wird natürlich schon von vorn herein verunreinigt
                              									sein; wenn man ihn wieder zum Sodaschmelzen benutzt, so werden sich allmählich trotz
                              									mechanischer Absonderung gröberer Stücke in den Separatoren die Verunreinigungen
                              									allmählich darin so anhäufen, daſs man von Zeit zu Zeit einen Theil aus der
                              									Fabrikation entfernen muſs, vermuthlich schon nach einmaliger Wiederbenutzung. Dies
                              									geschieht am besten, indem man die ausgepreſsten Kuchen zu Ziegeln formt, trocknet,
                              									brennt, natürlich mit Benutzung der Kohlensäure, und den erhaltenen unreinen Kalk
                              									zur Mörtelbereitung verkauft.Derselbe
                                    											würde vermuthlich hydraulisch sein, da ziemlich viel Thonerde und
                                    											Kieselsäure sich darin anhäuft; auch kann man ja leicht Thon zusetzen und
                                    											wirklichen Portlandcement machen. Die Analyse eines in Chance's ersten Versuchen erhaltenen (nicht etwa schon
                              									zum nochmaligen Sodaschmelzen benutzten) Regenerationsproductes zeigte nach Cresswell (Journal of the Society of Chemical Industry,
                              									1882 S. 49):
                           
                              
                                 CaCO3
                                 81,27
                                 
                              
                                 CaO in anderen in Wasser unlöslichen Verbindungen
                                   0,77
                                 
                              
                                 CaCl2
                                   0,62
                                 
                              
                                 MgCl2
                                   1,62
                                 
                              
                                 MgO (nicht carbonisirt)
                                   2,80
                                 
                              
                                 CaSO4
                                   3,54
                                 
                              
                                 Fe2O3 und Al2O3
                                   3,95
                                 
                              
                                 Silicate
                                   1,64
                                 
                              
                                 Organische Substanz (Kohle)
                                   2,77
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 98,98.
                                 
                              
                           (Dieses Product ist augenscheinlich zu unrein für
                              									Sodaschmelzung. Durch vollkommenere Auswaschung, Filterpressen u. dgl. wird und muſs
                              									man in laufender Fabrikation die löslichen Salze gewiſs entfernen; dann dürfte wohl
                              									die Menge der Verunreinigungen nicht zu groſs sein, um nicht das Product wenigstens
                              									noch einmal durch den Schmelzprozess durchgehen zu lassen. Nach Brock's Aeuſserung in der Discussion hätte die mit
                              									solchem Kalk ausgeführte Schmelze vollkommen normale Beschaffenheit gehabt. Mehr als
                              									einmal wird man den Kalk nicht verschmelzen können, sondern wird ihn zum Brennen, am
                              									besten für Cement, benutzen müssen, natürlich mit Verwendung der Kohlensäure. G. L.)
                           Ein sehr wichtiger Punkt ist noch der Verlust an Chlormagnesium, welcher in England
                              									noch mehr ins Gewicht fällt, als dies bei uns (namentlich in der Nähe von
                              									Staſsfurt!) der Fall sein würde. Gerade hier kann freilich nur die Ausführung im
                              									groſsen Maſsstabe ein entscheidendes Resultat bringen; aber schon die Resultate mit Chance's erstem, unvollkommenem Versuchsapparat zeigten
                              									nur einen Verlust von 4,1 Proc. MgCl2 von der
                              									angewendeten Menge (er nahm damals 2,5 mal der theoretischen Menge zur Zersetzung
                              									des CaS, während jetzt bei Anwendung von stärkerer Lauge nur 1,5 Aequivalent
                              									gebraucht werden sollen). Es zeigte sich, daſs fast alles dies in dem damals nur
                              									durch Vacuumfilter abgetrennten Kalkschlamm steckte und bei Anwendung von
                              									Filterpressen also gröſstentheils wieder erhalten worden wäre. Ich muſs sagen, daſs
                              									ich in diesem Punkte keine Schwierigkeit sehen kann; wenn man beim Weldon'schen
                              									Braunsteinprozesse von 10 Proc. Verlust an Manganchlorür jetzt auf 2 Proc., ja in
                              									manchen Fabriken auf weniger als 1 Proc. Verlust herabgekommen ist, so wird man
                              									dasselbe oder etwas Aehnliches auch hier erreichen können, besonders durch Zusatz
                              									von Dolomit bei der Carbonisirung nach Schaffner's
                              									Vorschlag.
                           Eine andere Schwierigkeit, welche anfangs Besorgniſs erregte, hat sich als
                              									unwesentlich gezeigt, d. i. die allmähliche Anhäufung von Kochsalz in den
                              									Chlormagnesiumlaugen. Bei der Concentration derselben, namentlich bis zu dem hohen
                              									Grade, welcher jetzt vorgezogen wird, fällt nämlich fast alles Kochsalz in der Hitze
                              									aus und kann ausgesorgt werden.
                           Die Chlormagnesiumlauge nebst den Waschwässern muſs nun eingedampft werden und hier
                              									kommt es namentlich sehr darauf an, durch rationelle Pressen bei vollständigem
                              									Auswaschen des Chlormagnesiums mit möglichst wenig Wasser auszukommen. Weldon (private Mittheilung) gibt ausführliche, auf
                              									Preſsversuche im Groſsen beruhende Berechnungen, wonach für den 1t Schwefelkies (48 Proc.) entsprechenden Schwefel
                              									eine Wassermenge von 2t,84 abzudampfen ist. Weldon empfiehlt hierzu den auf dem Continent
                              									wohlbekannten Porion'schen Ofen und schätzt die darin
                              									zur Verdampfung von 2t,84 Wasser nöthige Menge
                              									Kohlen auf 0t,3.
                           Ich will hier die übrigen Elemente der Berechnung anschlieſsen,
                              									welche von Weldon selbst als eine bis jetzt nur
                              									hypothetische und mit aller Reserve aufzunehmende gegeben wird, aber doch wohl
                              									Interesse genug besitzt, um im kurzen Auszuge hier zu erscheinen. Er berechnet alles
                              									auf die Grundlage von 1t gewöhnlichen (48
                              									procentigen) Schwefelkies, welcher jetzt in England 24 Shilling an Bord des Schiffes
                              									kostet. Hierzu muſs man aber zufügen: 1) den Transport zur Fabrik, Ausladen,
                              									Brechen, Arbeit an den Oefen, Transport des Abbrandes und andere unvermeidliche
                              									Kosten und 2) die für Wegschaffung des entsprechenden Sodarückstandes (2t,73) aufzuwendenden Kosten. Für beides zusammen
                              									gibt Weldon als Minimalbetrag 6 ¾ Shilling für 1t Pyrit an, was man gern glauben kann, und wodurch
                              									der Preis des wirklich verbrannten Schwefels auf 8 Pence für die „unit“ kommt.
                           Er macht nun zum Theil schon nach Erfahrungssätzen folgende
                              									ausführlich begründete Einzelanschläge, alles reducirt auf das Product von 1t Pyrit:
                           
                              
                                 
                                 Shilling
                                 Pence
                                 
                              
                                 Transport von 2t,73 Sodarückstand von der Laugerei
                                    											und      Beschickung in die Entwickler
                                 –
                                 10
                                 
                              
                                 Kohlen für Heizung der Entwickler und
                                    											Betrieb von deren      Rührwerken, 4 Centner zu 6 Shilling für 1t
                                 1
                                   3
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                 –
                                      4,8
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2
                                      5,8,
                                 
                              
                           
                           rund also 2 Shilling 6 Pence für die Operation in den
                              									Entwicklern. In den Carbonisirern (Converters) soll man
                              									bei einem Tagesverbrauch von 50t Pyrit finden
                              									entsprechenden Sodarückstand alle 24 Stunden 6 Operationen machen und dazu für den
                              										1t Pyrit entsprechenden Rückstand 6 Centner
                              									Kohlen = 1 Shilling 10 Pence brauchen, wenn man Kalkofengas zur Verfügung hat. Der
                              									Arbeitslohn für die Bedienung des Converters und des Compressors für Kohlensäuregas
                              									sind auf 7 ½ Pence angesetzt, also Gesammtkosten = 2 Shilling 5 ½ Pence. Die Kosten
                              									des Filtrirens einschlieſslich Dampf werden auf 9 ½ Pence berechnet; diejenigen der
                              									Verdampfung der Chlormagnesiumlauge (siehe oben) mit Arbeitslohn auf 2 Shilling 8
                              									1/4 Pence. Die übrigen unten aufgeführten Beträge erklären sich selbst, bis auf den
                              									(vorläufig ziemlich willkürlich angenommenen) Betrag von 1 Shilling für Verlust an
                              									Magnesia. Hiernach stellen sich die Gesammtkosten der Operation, reducirt auf den
                              										1t Pyrit entsprechenden Schwefel:
                           
                              
                                 
                                 Shilling
                                 Pence
                                 
                              
                                 Entwickler
                                   2
                                 6
                                 
                              
                                 Converters
                                   2
                                      5 ½
                                 
                              
                                 Filterpressen
                                 –
                                      9 ½
                                 
                              
                                 Pumpen und Verdampfung
                                   2
                                      8 1/4
                                 
                              
                                 Feuermann
                                 –
                                 6
                                 
                              
                                 Aufseher
                                 –
                                      5 ½
                                 
                              
                                 Verlust an Magnesia
                                   1
                                 –
                                 
                              
                                 Insgemein
                                   1
                                 –
                                 
                              
                                 Patentgebühr
                                   2
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 13
                                      4 ¾
                                 
                              
                           Hiervon gehen ab die oben erwähnten 6 Shilling 9 Pence
                              									für Transport von Pyrit und Sodarückstand, Arbeit an den Oefen u. dgl., so daſs die
                              									Wiedergewinnung des 1t Pyrit entsprechenden
                              									Schwefels bis zur Verbrennung des Schwefelwasserstoffes nach dieser Berechnung Weldon's nur 6 Shilling 8 Pence oder 6,70 M. kostet,
                              									selbst wenn man den kohlensauren Kalk für gar nichts rechnet; dagegen koste die
                              									Wiedergewinnung überhaupt nichts, wenn man den Werth des wiedergewonnenen 2t (unreinen!) kohlensauren Kalkes gleich obiger
                              									Summe von 6,70 M. annimmt, was meist zutreffen werde.
                           Freilich bezieht sich diese Berechnung nur auf eine groſse Fabrik
                              									und zwar eine solche, welche mit Kalkofengasen arbeiten kann. Für kleinere Fabriken
                              									und da, wo man mit Rauchgasen carbonisiren muſs, schätzt Weldon die Maximalkosten der Wiedergewinnung auf das Aequivalent von 1
                              									Penny für die „unit“ oder 4 M. für 1t 48 procentigen Schwefelkies, abgesehen von
                              									Reparaturen, Amortisation und anderen Generalkosten. Dies ist aber doch wohl
                              									erheblich zu niedrig geschätzt. Andere Sprecher in der Discussion reden von 2 ½ bis
                              									3 Pence. Chance selbst gibt eine vorläufige
                              									Kostenrechnung auf folgender Grundlage: Verbrauch von wöchentlich 300t Sulfat, d. i. 150t guten Pyrites, von denen Schwefel sich 85 Proc. im Sodarückstand
                              									wiederfinden; Wiedergewinnung von 90 Procent des Rückstand-Schwefels (als
                              									Schwefelsäure) und ⅔ des kohlensauren Kalkes, welcher zu billigstem (Lancashire)
                              									Preise angesetzt ist; Ersparniſs der Kosten für Wegschaffung des Sodarückstandes;
                              									Verlust von 6 Procent des Chlormagnesiums (um ein Maximum anzunehmen); 10 Proc. für
                              									Reparaturen und 10 Proc. für Amortisation und Zinsen auf das reichlich bemessene
                              									Anlagekapital von 8500 Pfund Sterling; Patentgebühr von 1 Shilling für 1t Sulfat. Seine aus den vorläufigen und noch
                              									unvollkommenen Versuchen entnommenen, also wohl zu ungünstigen Zahlen wurden durch
                              									einen Abgesandten der Tennant'schen Fabrik in Glasgow
                              									eine Woche lang geprüft und schlieſslich noch von Mactear selbst controlirt, dessen, Abänderungsvorschläge sämmtlich
                              									ausgeführt wurden. So kam man, ohne alle Annahmen für zukünftige Verbesserungen
                              									durch vollkommenere Einrichtungen, auf die wirklichen Kosten von 3 ⅓ Pence für die
                              											„unit“ Schwefel, d. i. gegenüber dem
                              									jetzigen Pyritpreise von 6 Pence eine Ersparniſs von 4000 Pfund Sterling jährlich
                              									für eine Kapitalsanlage von 8500 Pfund Sterling.
                           Wir haben schon oben gesehen, daſs in der von Chance
                              									soeben fertig gestellten Anlage einer ganzen Sodafabrik mit Einfügung des neuen Verfahrens Vorsorge
                              									getroffen ist, um alle einschlägigen Kosten mit völliger Zuverlässigkeit zu
                              									ermitteln. Weitere Anlagen sind geplant von den British
                                 										Alkali Works zu Widnes, deren Director Brock
                              									(einer der tüchtigsten Sodafachmänner Englands) sich bei der Discussion äuſserst
                              									günstig über das Verfahren aussprach, und zwar für eine Behandlung des Rückstandes
                              									von wöchentlich 600t Sulfat; ferner von R. Bealy and Co. zu Radcliffe und von C. Tennant, Sons and Comp. zu St. Rollox. Vermuthlich
                              									werden aber alle diese Firmen, sowie auch die anderen Fabrikanten, welche der Sache
                              									näher getreten sind, erst abwarten, welches die Resultate der von Chance erbauten groſsen Anlage sind, obwohl die Meinung
                              									aller derer, welche die bisherigen Einrichtungen von Chance an Ort und Stelle und die damit erzielten Ergebnisse gesehen haben,
                              									dem Verfahren sehr günstig gestimmt sind.
                           In der Discussion von Schaffner und Helbig von 1878 fiel auch ein Urtheil von Seiten L. Mond's über das neueste Verfahren der Genannten:
                              									Benutzung des Rückstandes aus den „Entwicklern“ des vorigen Processes zum
                              									Freimachen von Ammoniak aus den Mutterlaugen des
                                 										Ammoniaksodaverfahrens (vgl. S. 282 d. Bd.), wo also die Magnesia statt
                              									Kalk den Salmiak zersetzt und sich dabei zu Chlormagnesium regenerirt. Es wäre dies
                              									also eine Combination des Leblanc- und Ammoniak-Verfahrens. Nach Mond ginge dies nicht an, weil das Magnesiumhydrat
                              									nicht entfernt so leicht wie Kalk auf die Salmiaklauge wirke, somit ein längeres
                              									Kochen erforderlich sei, wobei ein erheblich gröſserer Verlust von Ammoniak als
                              									bisher unvermeidlich wäre. Erst wenn Ammoniak viel billiger als jetzt wäre, würde
                              									dieser Einwurf seine Kraft verlieren. Hr. Schaffner
                              									(briefliche Mittheilung) gibt die schwierigere Zersetzung und daher gröſseren
                              									Brennstoffverbrauch bei Anwendung vom Magnesia zu- dafür gehe die
                              									Ammoniakentwickelung viel gleichmäſsiger und ohne Schäumen vor sich. Selbstredend
                              									kann nur der Versuch in groſsem Maſsstabe über den von Mond aufgeworfenen Einwand endgültig entscheiden.
                           Bei Gelegenheit seiner Arbeit über Schaffner-Helbige's Verfahren gibt Chance
                              									im Journal of the Society of Chemical Industry, 1882 S.
                              									266 mehrere Analysen von Sodarückstand aus
                              									verschiedenen englischen Sodafabriken, welche besonderer Beachtung würdig scheinen,
                              									weil sie neueren Datums als die in meiner Soda-Industrie, Bd. 2 S. 558 mitgetheilten sind und namentlich auch das
                              									Product von rotirenden Oefen umfassen, ferner weil sie augenscheinlich groſsentheils
                              									in frischem Zustande angestellt wurden und in dieser Beziehung so wie in anderen
                              									(z.B. der Anführung des Natrons) die von mir a. a. O. gerügten Fehler vermeiden und
                              									endlich weil fast überall die entsprechenden Sodaschmelzmischungen mit angeführt
                              									sind, wodurch erst eine fruchtbare Vergleichung der einzelnen Resultate unter
                              									einander möglich wird. Die Wiedergabe dieser Analysen dürfte daher für die deutschen
                              									Techniker hinreichendes Interesse besitzen, welches 
                           
                              
                                 Namen der Firmen und Art
                                    											des Ofens
                                 Gaskell, Deaconand
                                    											Co.Revolver
                                 British
                                    											AlkaliWorksRevolver
                                 NethamChemical
                                    											WorksRevolver
                                 RadcliffeChemical
                                    											WorksRevolver
                                 Muspratt(Widnes)Hand
                                 JarrowChemical
                                    											Co.Revolver
                                 Tennants(Glasgow)Revolver
                                 GambleSt. HelenasHand
                                 ChanceBrothers
                                 
                              
                                 Hand
                                 
                              
                                 a
                                 b
                                 
                              
                                 SulfatKalksteinKohle
                                 zur Sodamischung
                                 100,0  86,040–42
                                 100,0  86,0  40,0
                                 100,0  95,5  53,4
                                 100,0105,0  33,33
                                 –––
                                 100,0100,0  57,0
                                 –––
                                 100,0105,0  57,5
                                 100,0105,0  65,0
                                 100,0105,0  65,0
                                 
                              
                                 Schwefel:          Gesammtgehalt des
                                    											Rückstandes          Wieder gewinnbar          Proc. wieder
                                    											gewinnbarer
                                     26,33    25,28    96,02
                                     24,29    23,87    98,27
                                     23,52    23,10    98,21
                                     22,66    21,30    94,00
                                 20,7319,8795,85
                                     17,94    17,83    99,39
                                 18,8417,5993,36
                                     19,47    17,17    88,19
                                     17,22    15,59    90,53
                                     18,01    16,83    93,29
                                 
                              
                                 Na2CO3Na2ONaOHCaCO3Ca(OH)2CaSCaS2O3CaSO3CaSO4CaSiO3KohleMgCO3MgOAl2O3FeSFe2O3SiO2 (chemisch gebunden)Sand
                                       3,16––    21,19Spur    56,89      1,07SpurSpur      3,53      7,20––      1,02      1,65––      2,82
                                       2,57––    28,10–    53,77–––      1,47      9,62––      0,74      1,16––      0,89
                                 –      1,47–    20,07      5,92    52,03––Spur–    13,69–      0,60      1,98      1,16–      1,50      2,09
                                       0,45––    38,14      7,62    47,97––––      0,30–––      3,74––      2,51
                                 –––  35,26–  44,75––    3,76–    5,72–    0,42    2,45–    1,64–    6,00
                                 ––      1,88    27,92      8,60    40,16–––      2,96    12,33–      2,13      2,13      0,29––      0,66
                                 –    1,17–  28,41    4,90  39,62    1,19–    2,13–    8,03    1,35–    8,62    0,70––    3,98
                                       3,69––    23,64      8,89    38,67      2,85–      0,91      4,19      5,86      0,98–      1,01      2,46––      7,41
                                       1,63––    38,81      9,53    35,12      1,49–––      6,27––      0,13      2,76–      1,21      2,61
                                       1,97––    36,92      8,85    37,90      0,68–      0,20–      7,04–Spur      0,34      2,44–      1,34      1,79
                                 
                              
                                                                               
                                    											SummeWassergehalt des frischen Rückstandes
                                     98,53    29,20
                                     98,32    29,41
                                   100,51    27,50
                                   100,73–
                                 100,00–
                                     99,06–
                                 100,10–
                                   100,56–
                                     99,56    30,40
                                     99,47    29,96
                                 
                              
                           durch die Anführung der Mischungen gewiſs erhöht wird. Man
                              									sieht deutlich wie bei Revolvern an Kalk und Kohle gesparrt wird (Jarrow arbeitet mit Kreide); nur bei Radcliffe trifft ein Maximum von Kalk auf ein Minimum
                              									von Kohle, was sich auch in der Analyse des Rückstandes ausspricht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
