| Titel: | Ueber Neuerungen an Sicherheitsventilen. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 1 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Sicherheitsventilen.
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
                        Ueber Neuerungen an Sicherheitsventilen.
                        
                     
                        
                           Die nachstehend verzeichneten neueren, meistens französischen Constructionen von
                              									Sicherheitsventilen bezwecken wieder hauptsächlich (vgl. Bericht 1882 244 * 417), die Erhebung des Ventiles beim Abblasen zu
                              									vergröſsern, damit durch das Ventil auch wirklich das Wachsen der Dampfspannung über
                              									eine gewisse Grenze hinaus sicher verhindert werde und dasselbe nicht, wie es bei
                              									den gewöhnlichen Anordnungen der Fall ist, nur als Alarmvorrichtung diene. Durch
                              									einige Constructionen soll eine direkte Belastung des Ventiles (ohne Hebel)
                              									ermöglicht werden.
                           E. Codron in Lille benutzt neuerdings die in Fig.
                                 										6 bis 8 Taf. 1
                              									nach dem Portefeuille économique des Machines, 1883 S.
                              									164 dargestellten Einrichtungen. In Fig. 6 hat
                              									das Ventil zwei concentrische, in einer Ebene liegende Sitzflächen. Unterhalb des
                              									mittleren Theiles des Ventiltellers ist ein Raum H
                              									abgeschlossen, welcher durch eine feine Bohrung o stets
                              									mit der freien Luft verbunden ist. Sobald das Ventil durch zu hohen Dampfdruck nur
                              									ein wenig gehoben wird, tritt der Dampf in den Raum H
                              									ein und, da durch die Bohrung o nur sehr wenig Dampf
                              									entweichen kann, so wird sofort auch der mittlere Theil des Ventiles als Druckfläche
                              									zu der ringförmigen hinzutreten und dadurch eine reichliche Erhebung des Ventiles
                              									bewirkt werden. Diese Anordnung dürfte wohl brauchbar sein.
                           Bei Fig. 7 ist der Raum H ringförmig auſserhalb
                              									des Sitzes A angeordnet und ein zweiter Ventilsitz
                              									durch den kolbenförmigen Aufsatz vermieden. Dieser Kolben kann sehr willig
                              									eingepaſst sein (es wird dann auch die Bohrung o
                              									überflüssig); indessen ist die Verbindung des Ventiles mit einem Kolben immer
                              									bedenklich, da derselbe sich doch leicht festklemmen kann. Noch weniger gut
                              									erscheint die Einrichtung Fig. 8, bei
                              									welcher zwei in verschiedenen Ebenen liegende Sitzflächen vorhanden und diese schwer
                              									dicht zu halten sind.
                           Derartige Ventile mit beim Anheben sich vergröſsernder Druckfläche schlieſsen
                              									natürlich, wenn sie einmal gehoben sind, erst wieder, wenn die Dampfspannung unter
                              									die das Oeffnen bewirkende Spannung gefallen ist, und zwar wird der Unterschied zwischen Oeffnungs- und
                              									Schluſsspannung um so gröſser sein, je gröſser die hinzukommende zu der dem Dampfe
                              									stets ausgesetzten Druckfläche ist. Da im Allgemeinen ein erhebliches Sinken unter
                              									die festgesetzte Grenzspannung nicht gewünscht wird, so ist es auch nicht
                              									zweckmäſsig, die hinzukommende Druckfläche, also im vorliegenden Falle den
                              									Durchmesser bezieh. die Breite des Raumes H sehr groſs
                              									zu nehmen.Ingenieur Olry in Lille hat mit zwei Codron'schen Ventilen von der Form Fig. 6 Versuche angestellt, bei welchen sich Folgendes ergab: Das
                                    											eine Ventil hatte im Sitze A 96mm und im Sitze B 68mm Durchmesser. Die
                                    											ringförmige Druckfläche betrug hiernach 3606qmm und die centrale 3632qmm.
                                    											Beim Anheben des Ventiles wurde also die wirksame Fläche verdoppelt. Benutzt
                                    											wurde zu den Versuchen ein Bouilleurkessel von 36qm,8 Heizfläche und 1qm,15 Rostfläche. Der Ventilteller flog
                                    											bei einer Spannung von 4,6k/qc plötzlich auf, nahm sofort die durch die
                                    											Anschläge gestattete höchste Stellung bei 6mm Hub ein und schloſs sich erst wieder, als die Spannung auf 2k,8, also fast auf die Hälfte der
                                    											Oeffnungsspannung gefallen war. Bei dem zweiten Ventile betrug der
                                    											Durchmesser bei A 70mm, bei B
                                    											aber nur 27mm, die ringförmige Fläche also
                                    												3276qmm und die centrale 572qmm, letztere demnach nur 0,175 der
                                    											ersteren. Dem Ventile war nur 4mm Hub
                                    											gestattet. Bei 4k,5 Dampfspannung fing das
                                    											Ventil an, zu tanzen, wobei der Hebel immer gegen die obere Begrenzung
                                    											schlug. Nach 3 Minuten war trotz eines sehr lebhaft unterhaltenen Feuers die
                                    											Spannung auf 4k,2 gesunken. Von da an
                                    											blieb das Ventil etwa 2mm über seinem
                                    											Sitze nahezu unbeweglich stehen; die Spannung sank allmählich weiter bis auf
                                    												4k, blieb dann aber constant. Nachdem
                                    											man schlieſslich das Feuer etwas gemäſsigt hatte, schloſs sich das
                                    											Ventil.
                           In der Wirkungsweise den vorgenannten ähnlich sind die Ventile mit überhängendem und
                              									über den Ventilsitz auſsen etwas übergreifendem Rande. Hierher gehört z.B. das in
                              									Frankreich jetzt vielfach benutzte Ventil von Th. Adams
                              									(vgl. 1881 241 * 248), welches im Wesentlichen mit dem
                              									von Ashcroft (vgl. 1873 208
                              									* 81) übereinstimmt. Adams verwendet immer direkte
                              									Federbelastung, weshalb seine Ventile besonders für Locomotiven und Schiffsmaschinen
                              									geeignet sind.Wie wirksam dieselben sind, geht aus einem Berichte von A. Brustlein. Ingenieur auf den Stahlwerken von
                                    											Unieux hervor (vgl. Genie civil, 1882/3 Bd. 2
                                    											S. 411). Auf den genannten Werken waren gewöhnlich 22 Kessel von zusammen
                                    												1000qm Heizfläche in Betrieb, welche
                                    											sämmtlich durch das Dampfrohrnetz mit einander in Verbindung standen, und
                                    											von denen jeder mit zwei der französischen Verordnung entsprechenden
                                    											Sicherheitsventilen versehen war. Diese sorgfältig in Stand gehaltenen
                                    											Ventile waren für 4k Dampfspannung
                                    											belastet, konnten aber nicht verhindern, daſs in den Ruhestunden die
                                    											Spannung auf 5 und selbst auf 5k,5 stieg.
                                    											Es wurde dann versuchsweise auf einem in der Mitte der Anlage befindlichen
                                    											Vertikalkessel ein Adams'sches
                                    											Sicherheitsventil von 70mm Durchmesser
                                    											angebracht und dasselbe genügte, um in sämmtlich en Kesseln unter allen
                                    											Umständen die Spannung zwischen 3,8 und 4k
                                    											zu halten. Damit die ganze Anlage nicht von dem einen Kessel abhängig sei,
                                    											wurden dann später noch 3 gleiche Ventile auf verschiedenen Kesseln
                                    											angebracht.Ferner hat Ingenieur Vicaire auf einer
                                    											Locomotive Versuche mit 2 Adams'schen
                                    											Sicherheitsventilen von je 63mm
                                    											Durchmesser angestellt (vgl. Portefeuille
                                       												économique, 1883 S. 166), welche ebenso günstig ausfielen. Es wurde
                                    											auf der stillstehenden Locomotive das Feuer mittels des Blasrohres zunächst
                                    											möglichst angefacht und das letztere dann abgesperrt, so daſs dem Dampfe nur
                                    											der Ausweg durch die Sicherheitsventile blieb. Dieselben flogen auf bei
                                    											einer Spannung
                                    											von 8k,75 und bewirkten in 60 bis 65
                                    											Secunden ein Sinken der Spannung bis auf 8k,37, worauf sie sich schlössen. Dieser Versuch wurde mehrere Male
                                    											hinter einander stets mit dem gleichen Erfolge wiederholt.
                           
                           Bei der in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 1 nach der gleichen Quelle, 1883 S. 166 dargestellten, allerdings
                              									weniger einfachen Construction von Maurel, Truel und
                                 										Comp., welche in der Wirkungsweise der von Helwig (1882 244 * 420) ähnlich ist, wird auch
                              									ein schnelles und reichliches Heben des Ventiles erreicht, das Sinken der
                              									Dampfspannung aber vermieden. Das Ventil ist mit einem Kolben P verbunden und wird durch den Dampfdruck selbst
                              									geschlossen gehalten, indem der bei K Zutritt habende
                              									Dampf durch die Bohrung R in den Raum C gelangt, also von oben auf die volle Kolbenfläche,
                              									von unten aber nur auf die Ringfläche D wirkt.
                              									Gleichsam zur Steuerung des Kolbens P dient ein
                              									Kolbenschieber AB, welcher oben und unten
                              									cylindrischen, in der Mitte aber dreieckigen Querschnitt hat und welcher die seiner
                              									Kolbenfläche entsprechende Belastung aufnimmt. Ein schmaler Absatz oberhalb A bildet hier einen dichten Ventilabschluſs. Steigt die
                              									Spannung über das festgesetzte Maſs, so wird dieser Schieber gehoben und zunächst
                              									durch den Kolben B der Raum C von dem Dampfe abgesperrt. Bei weiterer Erhebung steigt der Kolben A über seine Führung hinaus und gestattet dem in C eingeschlossenen Dampfe, zu entweichen. Der Druck auf
                              									die obere Fläche von P sinkt daher schnell, der Druck
                              									auf die Ringfläche D erhält das Uebergewicht und das
                              									Ventil wird geöffnet. Wenn die Spannung unter die Oeffnungsspannung sinkt, so fällt
                              									der Schieber nieder, der Dampf strömt wieder in den Raum C ein und das Ventil wird geschlossen. Die Spannung beim Oeffnen ist hier
                              									nur so viel gröſser als beim Schlieſsen, als der Reibung des Schiebers AB entspricht, die natürlich verschwindend klein sein
                              									muſs.
                           Während bei der Anordnung Fig. 1
                              									Gewichtsbelastung benutzt ist, ist bei der für Locomotiven o. dgl. bestimmten
                              									Anordnung Fig. 2 eine
                              									Feder verwendet. Damit in diesem Falle die Höhe des Ganzen nicht zu bedeutend und
                              									die Feder auf Zug beansprucht werde, ist dieselbe neben
                              									dem Gehäuse angeordnet und ihre Spannung durch einen Hebel (mit nur unbedeutender
                              									Uebersetzung) auf den Schieber AB übertragen. Der linke
                              									kurze Hebelarm dient zur Aufnahme eines Gegengewichtes für den rechten Arm, das
                              									Gewicht der Federhülse u.s.w., um den Einfluſs der Schwere vollständig aufzuheben.
                              									Ferner hat bei Fig. 2 der
                              									Kolben eine bessere Führung erhalten.
                           Auch bei dieser Maurel-Truel'schen Anordnung kann der
                              									Kolben (bezieh. sein Führungsstift in Fig. 3) sehr
                              									willig ausgeführt werden; ein Dampfverlust kann durch seine Undichtigkeit nicht
                              									eintreten. Es genügt, daſs, wenn Schieber und Ventil gehoben sind, der neben P und der neben B
                              									vorbeiströmende, nach C gelangende Dampf oben bei A genügenden Abfluſs findet. Jedoch ist, wie schon oben
                              									bemerkt, immer ein Klemmen
                              									der Kolben zu befürchten, namentlich hier, wo die Mantelfläche stets im Dampfe
                              									liegt, sich also leicht Kesselstein daran ansetzen kann und ein Nachsehen des
                              									Kolbens während des Betriebes nicht möglich ist. Ein Vorzug dieser Construction ist
                              									die geringe erforderliche Belastung. – Von der Compagnie des
                                 										Messageries maritimes wurden Versuche mit diesen Ventilen gemacht, welche
                              									namentlich hinsichtlich der Empfindlichkeit sehr günstig ausfielen.
                           C.
                                    											Carlo in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 19097 vom 2. November 1881) will durch die in
                              										Fig. 3 bis 5 Taf. 1
                              									gezeigte Ventilanordnung sowohl die Ausströmöffnung vergröſsern, als auch die
                              									wirksame Druckfläche so vermindern, daſs eine direkte Belastung benutzt werden kann
                              									und alle Uebelstände der Hebelbelastung vermieden werden. Das hohlringförmige, mit
                              									dem Stutzen B an dem Kessel zu befestigende Gehäuse A (Fig. 3)
                              									mündet oben in einen schmalen Spalt, welcher von dem ringförmigen Ventile C bedeckt wird. Dasselbe ist mit einem Stege a versehen, auf dessen Mitte sich mit einer Spitze der
                              									Bügel bc aufsetzt. An diesen kann entweder wie bei Fig.
                                 										3 ein Gewicht, oder wie bei Fig. 4 die
                              									Zugstange einer Feder angehängt werden. Der Stützpunkt des Bügels liegt dabei etwas
                              									unterhalb der Sitzebene. Nach Ansicht des Erfinders soll dieses Ventil eine doppelt
                              									so groſse Durchströmöffnung geben, als ein gewöhnliches Ventil von demselben
                              									Durchmesser, wobei er voraussetzt, daſs das Ventil sich ebenso hoch hebt wie
                              									gewöhnliche Ventile. Dies wird jedoch voraussichtlich nicht der Fall sein, da hier
                              									an jeder der beiden Sitzflächen eine Druckverminderung eintritt. Trotzdem ist
                              									anzunehmen, daſs die Gesammtdurchströmöffnung wenigstens etwas gröſser sein wird als
                              									sonst; andererseits wird jedoch auch der Ausfluſscoefficient hier geringer ausfallen
                              									als gewöhnlich. Erst nähere Versuche werden daher über die Wirksamkeit entscheiden
                              									können. Daſs zwei Dichtungsflächen statt einer vorhanden sind, wird keine besonderen
                              									Schwierigkeiten bieten, da beide in einer Ebene dicht bei einander liegen.
                              									Zweckmäſsig dürfte es sein, den Ring C wie auch seinen
                              									Steg a recht kräftig auszuführen, da sonst durch die
                              									Belastung leicht eine Formänderung des Ringes bewirkt werden könnte, die, an sich
                              									unbedeutend, doch genügt, um das Dichthalten zu erschweren. Etwas bedenklich ist
                              									auch die Beanspruchung des Stutzens B und seiner
                              									Befestigungsschrauben. Im Uebrigen erscheint die Construction recht empfehlenswerth.
                              									Die einzige Führung für den Ring bildet die untere Spitze des Steges a, welche in eine Vertiefung des am Gehäuse
                              									befindlichen Steges d eingreift. Ein Klemmen ist also
                              									überall ausgeschlossen. Die Sitzflächen sind auſsen sichtbar; mittels eines bei i (Fig. 4)
                              									eingesteckten Domes kann der Ring zeitweise etwas gedreht werden. Das
                              									Belastungsgewicht ist oben kegelförmig, um das Auflegen von weiteren Gewichten zu
                              									verhüten, oder kann wie die Feder in Fig. 4 in
                              									ein besonderes Gehäuse eingeschlossen sein. Um das Auflegen von Belastungen auf den
                              									Ring C
                              									selbst zu verhüten, wird
                              									eine Schutzkappe angebracht, welche den Ring auch zugleich gegen seitliche Stöſse
                              									sichert. Dieselbe stützt sich bei e auf das Gehäuse und
                              									wird mittels der Mutter f befestigt. Die Stiftschraube
                              										g, welche mit amtlichem Stempel versehen werden
                              									kann, verhindert das Losdrehen der Mutter. Der zum Anheben des Ventiles dienende
                              									Handgriff D ist durch einen Splint k mit dem Querstücke b des
                              									Belastungsbügels verbunden, so aber, daſs bei geschlossenem Ventile der Splint unten
                              									nicht aufliegt, der Handgriff sich vielmehr auf die Schutzkappe stützt. Es kann also
                              									auch durch Belasten dieses Handgriffes die Ventilbelastung nicht vergröſsert werden.
                              									Daſs bei diesem Ventile, auch wenn es schnell und hoch gehoben wird, doch kein
                              									gefährlich groſser Querschnitt frei wird, kann ebenfalls als Vorzug angeführt
                              									werden.
                           Als Muster einer Ausführungsform der gewöhnlichen Ventile mit Hebelbelastung führt
                              										C. Carlo in der Zeitschrift
                                 										des Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, 1883 S. 31 bei einer
                              									Besprechung der Construction und Behandlung von Sicherheitsventilen die in Fig.
                                 										5 Taf. 1 abgebildete an. Dieselbe zeigt folgende Vorzüge: Die
                              									Dichtungsfläche ist schmal und eben, kann daher leicht genau aufgepaſst werden. Eine
                              									Undichtigkeit durch schiefe Lage, wie sie bei Kegelsitzen möglich ist, kann hier
                              									nicht vorkommen. Der Druckstift steht genau in der Mitte in der Ebene der Sitzfläche
                              									auf- selbst bei schiefgerichtetem Drucke werden daher alle Theile des Umfanges
                              									gleichmäſsig gedrückt. Der Ventilteller ist ausgehöhlt, so daſs die Innenfläche
                              									dicht am Sitze nahezu vertikal ist; die an dieser Stelle beim Abblasen eintretende
                              									Druck Verminderung wird daher den das Ventil hebenden, vertikalen Druck nicht oder
                              									nur wenig beeinflussen (vgl. A. Turnbull's Ventil 1882
                              										244 * 417). Das Ventil wird sich daher höher als
                              									gewöhnliche Ventile heben. Die Gelenke am Hebel sind durch Schneiden ersetzt,
                              									wodurch die Reibung vermindert und ein Klemmen des Hebels in der Gabel vermieden
                              									wird. Die Gabel ist oben durch einen dreikantigen Steg geschlossen, welcher
                              									gegenüber den vierkantigen Stegen das Abspreizen des Hebels erschweren soll. Das
                              									Gewicht wird durch Querstifte p am Herabfallen
                              									gehindert. Die drei Schneiden liegen in einer Horizontalen; für die Schneiden am
                              									Stützbocke und am Stifte s ist dies wichtig; die
                              									Schneide des Gewichtsbügels könnte jedoch auch (es wäre dies vielleicht sogar
                              									vortheilhaft) etwas höher liegen. Es dürfte hiernach die in Fig. 5
                              									angegebene Form und Anordnung wohl empfehlenswerth sein. Viele der genannten Punkte
                              									scheinen, so oft auch schon auf dieselben hingewiesen ist, noch nicht genügend
                              									gewürdigt zu werden.
                           Fig.
                                 										9 bis 12 Taf. 1
                              									zeigen eine Construction von A. Crépin in
                              										Dunkerque (* D. R. P. Nr. 22446 vom
                                 										19. September 1882), bei welcher wie bei Fig. 3 und
                              										4 der Ventilkörper gleichfalls durch einen Ring B mit zwei Sitzflächen gebildet wird. Letztere liegen jedoch hier nicht in
                              									einer Ebene, sondern die eine unten bei k, die andere
                              									oben bei k1
                              									(vgl. Fig. 9),
                              									beide dicht an der cylindrischen Innenfläche, mit welcher der Ventilkörper auf dem
                              									am Gehäuse festen Kolben A gleitet. Es wird daher hier
                              									schwieriger sein, das Ventil dicht zu halten. Das Dichtungsstück k2 für den oberen
                              									Ventilsitz soll durch Keile nachgestellt werden. An dem Ringe B sind mittels Querstifte zwei kleine Kolben G befestigt, welche zur Hälfte in einer Höhlung des
                              									Ringes liegen und zur Hälfte über seine Innenfläche vorstehen. Durch die Röhre F und die Querbohrung V in
                              										A hat der Dampf unter diese Kolben Zutritt. Die vor
                              									die Innenwand vortretende Querschnittsfläche derselben bildet also die wirksame
                              									Druckfläche und der Ring B selbst dient als Belastung.
                              									Treibt der Dampf, wenn seine Spannung die festgesetzte Grenze überschreitet, die
                              									Kolben G in die Höhe, so nehmen diese den Ring B mit und es entsteht bei k sofort eine groſse Ausströmöffnung, bis der Hub durch den Anschlag des
                              									Stiftes L begrenzt wird (vgl. Fig. 11).
                              									Die Kolben G werden oben durch aufgeschraubte Muttern
                              									abgedichtet. Das Rohr F wird oben durch eine
                              									Kapselmutter M verschlossen, nach deren Abschrauben das
                              									Rohr untersucht werden kann. Man wird dasselbe aber auch sehr wohl fortlassen
                              									können. Anscheinend soll durch dasselbe eine Beeinflussung des auf die Kolben G wirkenden Druckes durch die an der Ausströmöffnung
                              									auftretende Druckverminderung vermieden werden; doch ist eine solche, auch wenn das
                              									Rohr fehlt, nicht wohl möglich. Das Ventil wird immer so hoch, als es der
                              									Anschlagstift L zuläſst, gehoben werden und wird wie
                              									das Ventil Fig. 1 und
                              										2 sich schlieſsen, sobald die Spannung unter die festgesetzte Grenze
                              									sinkt. Wenn es also möglich ist, das Ventil dicht und doch leicht beweglich
                              									herzustellen und zu erhalten, so wird es in seiner Wirkung kaum etwas zu wünschen
                              									lassen. An die Flansche a kann eine Ummantelung mit
                              									Dampfabführungsrohr angeschraubt werden.
                           Bei der in Fig. 13
                              									Taf. 1 dargestellten Anordnung sind die beiden Kolben G
                              									durch einen ringsum laufenden Vorsprung mm1 ersetzt; dieselbe dürfte wegen ihrer gröſseren
                              									Einfachheit der vorigen Einrichtung vielleicht vorzuziehen sein.
                           E.
                                    											Delsart in Anzin, Frankreich (* D. R. P. Nr. 24862 vom 1. Mai 1883) hat sich eine
                              									Construction patentiren lassen, bei welcher eine zweimalige Hebelübersetzung
                              									vorhanden ist, was wegen der vergröſserten Reibung nicht zu empfehlen sein dürfte.
                              									Das Ventil liegt versteckt und die ganze Anordnung erscheint unzweckmäſsig.
                              									Bemerkenswerth ist jedoch, daſs Delsart statt des
                              									Dampfes Wasser aus dem Kessel ausströmen lassen will
                              									und zu diesem Zwecke von dem Ventilgehäuse ein Rohr bis nahe auf den Boden des
                              									Kessels führt. Es soll damit einer zu hohen Spannung schneller abgeholfen werden als
                              									beim Abblasen von Dampf. Diese Anschauung beruht indessen auf einem Irrthume.
                              									Allerdings würde durch ein und dasselbe Ventil bei gleicher Hubhöhe in einer
                              									bestimmten Zeit eine bedeutend gröſsere Gewichtsmenge
                              									Wasser ausströmen, als Dampf entweichen könnte; ja es würde das Wasser sogar einen viel
                              									gröſseren Theil von der dem Kessel mitgetheilten Wärme mit wegführen als der Dampf.
                              									Es kommt aber, wenn das Sicherheitsventil seine Aufgabe erfüllen soll, nur darauf
                              									an, genügende Raummengen aus dem Kessel hinaus zu
                              									lassen. Die dem Dampfkessel zugeführte Wärme wird nämlich, mag nun Dampf oder Wasser
                              									ausströmen, immer zum weitaus gröſsten Theile dazu dienen, Wasser von der Temperatur
                              									des Dampfes in Dampf überzuführen und für diesen Dampf muſs Raum geschaffen werden. Nun hat aber z.B. bei 6at Ueberdruck unter sonst gleichen Verhältnissen
                              									der ausströmende Dampf eine 20 bis 25 mal gröſsere Geschwindigkeit als das
                              									ausströmende Wasser; es wird also auch in gleicher Zeit dem Raume nach 20 bis 25 mal so viel Dampf zur Ausströmung gelangen als
                              									Wasser. Uebrigens könnte das Abblasen von Wasser auch leicht gefährlich werden, da
                              									(wenn nicht zufällig gleichzeitig gespeist wird) der Wasserstand viel schneller
                              									sinken würde als beim Ausströmen von Dampf.
                           Schlieſslich möge noch eine originelle, wenn auch praktisch kaum verwerthbare
                              									Construction von B. Hänelt in
                              										Antwerpen (* D. R. P. Nr. 25314 vom
                                 										12. Juli 1883) erwähnt werden. Wie schon oben bemerkt, blasen manche
                              									Sicherheitsventile auch dann noch ab, wenn die Dampfspannung schon erheblich unter
                              									die festgesetzte Grenze, bei welcher das Ventil sich öffnete, gesunken ist.
                              									Hauptsächlich um dies zu vermeiden, will Hänelt an
                              									Stelle des Ventiles einen Hahn benutzen und hat hierzu
                              									die in Fig. 14 bis
                              										16 Taf. 1 veranschaulichte Einrichtung getroffen. Der Hahnkegel a wird an dem Dome des Kessels, an der Blindflansche
                              									eines Dampfstutzens o. dgl. so befestigt, daſs seine Achse horizontal liegt und sein
                              									Hohlraum stets dem Dampfe zugänglich ist. An dem um a
                              									drehbaren Hahnmantel b befindet sich oben ein luftdicht
                              									verschlossenes Gefäſs d. Ferner ist an demselben
                              									einerseits ein Messingrohr, welches eine hohle Kugel c
                              									aus Kupfer trägt, und andererseits ein Arm mit dem Gegengewichte e befestigt. Gegenüber der Rohrmündung hat der
                              									Hahnkegel a eine solche Oeffnung, daſs der Hohlraum von
                              										c bei allen in Betracht kommenden Lagen stets mit
                              									dem Hohlräume von a, also mit dem Kessel in Verbindung
                              									steht. Die Kugel c ist, ehe der Kessel angeheizt wird,
                              									zur Hälfte mit Quecksilber gefüllt. Sobald nun die Spannung im Kessel, folglich auch
                              									in der Kugel c steigt, wird ein Theil des Quecksilbers
                              									durch ein dünnes Kupferröhrchen, welches die Kugel mit dem Gefäſse d verbindet, in letzteres hinaufgepreſst und dadurch
                              									die Luft in d zusammengedrückt. In Folge dessen wird
                              									die Kugel leichter und durch das Gegengewicht eine Drehung des Hahnmantels b bewirkt. Die Spannung der Luft in d wird immer um einen der Quecksilbersäule
                              									entsprechenden Betrag geringer sein als die Dampfspannung in c. Je höher die Spannung steigt, um so mehr Quecksilber wird nach d übergehen, um so mehr also auch die Kugel c gehoben werden. Jeder Dampfspannung wird daher auch
                              									eine bestimmte Lage des Hahnmantels entsprechen. Bei der Lage, welche der gröſsten zulässigen Spannung
                              									zukommt, treffen nun zwei im Hahnkegel und Hahnmantel angebrachte Schlitze zusammen
                              									und der Dampf gelangt zur Ausströmung. Die Schlitze (oder wenigstens einer
                              									derselben) müssen so breit sein, daſs sie, auch wenn die Spannung noch wächst, eine
                              									genügende Ausströmöffnung bieten; fällt die Spannung aber wieder unter die Grenze,
                              									so wird auch sogleich der Dampf abgesperrt. Eine Regulirung des Apparates kann
                              									zunächst durch Verstellung des Gegengewichtes e
                              									erreicht werden. Auſserdem kann man durch den Hahn m
                              									Quecksilber und durch den Hahn n Luft auslassen. Diese
                              									Vorrichtung ist indessen schon aus dem Grunde nicht brauchbar, weil Hähne, wenn sie
                              									dampfdicht schlieſsen sollen, ziemlich fest angezogen sein müssen. Die Reibung würde
                              									daher viel zu bedeutend sein, um eine nur einigermaſsen sichere Wirkungsweise zu
                              									ermöglichen.
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
