| Titel: | C. Matter's Farbensiebmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 112 | 
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                        C. Matter's Farbensiebmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 9.
                        C. Matter's Farbensiebmaschine.
                        
                     
                        
                           Diese von C. Matter in Mülhausen (Elsaſs) construirte
                              									Farbensiebmaschine hat den Zweck, die bekannte Handarbeit beim Sieben der verdickten
                              									Druckfarben auf mechanischem Wege auszuführen.
                           Das Sieben der Farben, wie es gewöhnlich durch die Kraft des Armes von den Arbeitern
                              									ausgeführt wird, ist eine lange, kostspielige, mühsame und oft ungesunde Arbeit
                              									(z.B. wegen Blausäure-Entwickelung der Dampfblaufarben) und man hat daher seit
                              									langem versucht, sie durch die stets kräftigere Wirkung eines mechanischen Organes
                              									zu ersetzen. Haben die bis zur Stunde zu diesem Zwecke angewendeten Apparate, z.B.
                              									der auf Benutzung des luftverdünnten Raumes beruhende Rosenstiehl'sche Siebapparat (vgl. 1873 210 *
                              									446) oder die Kolbenpresse in Bezug auf Ersparniſs einen Fortschritt verwirklicht,
                              									so sind sie auf der anderen Seite weit davon entfernt, hinsichtlich der Güte des
                              									gesiebten Productes Vortheile zu bieten. In der That läſst der Vacuum-Siebapparat
                              									wie die Kolbenpresse die Farbe ungefähr in demselben Zustande durchgehen, in welchem
                              									sie sich von Anfang an befand, d.h. die krümmeligen, körnigen, knolligen Antheile
                              									werden nicht in dem Grade zerdrückt und zerrieben, wie dies durch den von Hand in
                              									Bewegung gesetzten Pinsel geschieht; sie bleiben vielmehr auf dem Siebe und die
                              									Arbeit läſst zu wünschen übrig.
                           Auf der anderen Seite wird die schon an und für sich kostspielige Handarbeit es noch
                              									mehr durch die Notwendigkeit eines häufigen Ersatzes der Siebe, welche unter der
                              									sehr ungleichmäſsigen Wirkung der Pinselstöſse schnell auſser Dienst gesetzt werden. Die Matter'sche Maschine vereinigt mit den Vortheilen der
                              									Handarbeit, welche von ihr nachgeahmt wird, diejenigen der mechanischen Operation
                              									unter Vermeidung der Unannehmlichkeiten der bisher befolgten mechanischen Systeme.
                              									Die Abnutzung der Siebe ist bedeutend geringer in Folge der Gleichheit und
                              									Elasticität des durch den mechanisch bewegten Pinsel auf das Metallgewebe ausgeübten
                              									Druckes.
                           E. Lauber hat eine Reihe vergleichender Versuche
                              									zwischen Maschinen- und Handarbeit anstellen lassen und bei 5 Stärkefarben unter
                              									Anwendung derselben feinen Siebe nachfolgende Resultate erzielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    In 2 Minuten
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Maschine
                                 Handarbeit
                                 
                              
                                 Nr.
                                 1
                                      2,65k
                                    1,81k
                                 
                              
                                 
                                 2
                                     3,06
                                   2,37
                                 
                              
                                 
                                 3
                                     3,71
                                   2,97
                                 
                              
                                 
                                 4
                                     3,03
                                   2,69
                                 
                              
                                 
                                 5
                                     4,50
                                   3,50
                                 
                              
                                 Bei einer
                                 Albuminfarbe
                                 10,7
                                 5,9
                                 
                              
                           Wenn man nun bedenkt, daſs bei derartigen Versuchen die Ermüdung des betreffenden
                              									Arbeiters, also eine von Stunde zu Stunde abnehmende Leistungsfähigkeit als ein sehr
                              									wichtiger Faktor zu betrachten ist, so erscheint der weitere Umstand von besonderer
                              									Bedeutung, daſs ein einziger Arbeiter im Stande ist, zwei solche Maschinen, also 4
                              									Siebe gleichzeitig zu bedienen.
                           Zur näheren Beschreibung der Einrichtung der Matter'schen Farbensiebmaschine übergehend, so ist aus Fig. 9 und
                              										10 Taf. 9 zu entnehmen, daſs das symmetrische Gestelle S den ganzen, doppelt vorhandenen, also zur
                              									gleichzeitigen Durchsiebung zweier Farben geeigneten Mechanismus mit
                              									gemeinschaftlicher Antriebs Vorrichtung trägt. Von der Riemenscheibe F wird die Hauptwelle w
                              									und von dieser mittels der Kegelräderpaare k und k1 die senkrechten
                              									Wellen W im gleichen Sinne zur Umdrehung gebracht. Die
                              									Wellen W tragen an ihren oberen Enden je eine Kurbel
                              										K, welche den auf die Kurbelwarzen gesteckten
                              									Doppelhebel B bei ihrer Drehung zu einer solchen
                              									Bewegung veranlassen, daſs derselbe einestheils eine seiner Längsrichtung stets
                              									parallel bleibende Lage beibehält und daſs anderentheils die Zangen z, welche die Pinsel P
                              									umfassen, einen dem Kurbelkreise gleichen Bogen um ihre Mittellage beschreiben. Die
                              									Schenkel der Zangen z drehen sich um den Stift a, können durch Lösung des Stiftes b geöffnet und durch Einschieben desselben geschlossen
                              									werden. Die in Zargen eingespannten Siebe erhalten ebenfalls von der Welle W aus durch Zahnräder I
                              									u.s.w. Drehbewegung und zwar entgegen der Drehung der Pinsel. Diese Pinsel (mit
                              									Thierborsten oder Piasavafasern besetzt) stecken mit ihren Stielen bezieh. den
                              									Hülsen g an den Stangen s,
                              									welche um die Zapfen c am Ständer sich drehen können.
                              									Durch Gewichte G wird der Druck der Pinsel gegen das Messingsieb
                              									bezieh. die eingetragene Farbmasse nach Erforderniſs geregelt. Nach eingetretener
                              									Abnutzung der Pinsel können die Drehzapfen c in den
                              									Schlitzen tiefer gerückt und so die Pinsel in ihrer gleichmäſsigen Wirkung auf
                              									längere Zeit hinaus erhalten werden.
                           Ist die Maschine im Gange, so drehen sich Pinsel und Siebe nach entgegengesetzten
                              									Richtungen, wobei erstere alle Stellen des Siebes berühren, so daſs die eingetragene
                              									Farbe energisch gemischt und gesiebt, dabei auch das Sieb überall gleichmäſsig
                              									abgenutzt wird. Der Arbeiter hat nur für die Füllung der Siebzargen besorgt zu sein
                              									und kann diese Maschine neben anderen Arbeiten bedienen. Der Raumbedarf der
                              									Farbensiebmaschine ist 1m,50 Länge, 0m,75 Breite und 1m,40 Höhe; zu derselben liefert Matter noch
                              									eine Schraubenpresse zum Einsetzen der Siebblätter u.a.m. Alle mit der Farbe in
                              									Berührung kommenden Theile sind von Rothguſs oder Messingblech; zweckmäſsig
                              									angebrachte Tropfschalen halten das Schmieröl von den Farben ab. Der Preis der
                              									Maschine mit verschiedenen Ersatzstücken stellt sich auf 1200 M.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
