| Titel: | Jenkin's elektrische Eisenbahn (Telpherage). | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 114 | 
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                        Jenkin's elektrische Eisenbahn
                           								(Telpherage).
                        Mit Abbildungen.
                        Jenkin's elektrische Eisenbahn (Telpherage).
                        
                     
                        
                           Prof. Fleeming Jenkin hat sich zur weiteren Ausarbeitung
                              									seiner Gedanken über die Ausführung elektrischer Eisenbahnen mit hängenden Wagen
                              									(vgl. 1883 248 419) mit den Proff. Ayrton und Perry verbunden
                              									und mit ihnen eine Gesellschaft (Telpherage Company,
                                 										limited) gegründet, welche in Weston bei Hitchin in England eine
                              									Versuchsbahn ausgeführt hat. Bei derselben stehen, wie das Telegraphic Journal, 1883 Bd. 13 S. 442 berichtet, die Tragsäulen in
                              									Entfernungen von je 18m und tragen auf Querbalken
                              									zwei Bahnen, welche versuchsweise aus quadratischen und runden Stahlstäben und aus
                              									Stahldrahtseilen hergestellt sind; doch bevorzugt Jenkin zur Zeit Rundstäbe aus Stahl. Diese Bahn ist in elektrische
                              									Abschnitte von je 36m,6 (2 Spannweiten zu 60 Fuſs
                              									engl.) eingetheilt; sie wird entweder in der durch Fig.
                                 										1 veranschaulichten, schon früher geschilderten reihenweisen Anordnung der
                              									Bahn (series system) unter Hintereinanderschaltung der
                              									etwa die Bahn gleichzeitig befahrenden Züge betrieben, bei welcher jeder Zug Z1 bezieh. Z2 an den Stöſsen
                              									zweier Abschnitte die leitende Verbindung g1 bezieh. g2 derselben löst und unter Einschaltung der auf dem
                              									Zuge befindlichen getriebenen Dynamomaschine überbrückt, während an allen anderen, vom Zuge zur Zeit
                              									nicht überspannten Stoſsen, z.B. g3, die leitende Verbindung hergestellt ist; oder sie
                              									erhält die Kreuzungsanordnung (cross-over parallel
                                 										System) unter Parallelschaltung aller auf der Bahn gleichzeitig in beiden
                              									Richtungen laufender Züge, wobei an jedem Zusammenstoſse f1, f2... (Fig. 2) zweier
                              									Abschnitte die beiden Bahnen (B isolirt, B1 nicht isolirt) ihre
                              									Lage auf den Querbalken wechseln, indem die an jedem Querbalken befestigten 4 Enden
                              									der beiden Bahnabschnitte kreuzweise leitend verbunden sind, so daſs jeder einen
                              									Stoſs überschreitende Zug Z1 bezieh. Z2
                              									eine Querverbindung beider Bahnen herstellt, in welcher ebenfalls die getriebene
                              									Dynamomaschine sich eingeschaltet befindet. Bei der letzteren Anordnung wird die
                              									eine Bahn mit dem einen Pole, die andere mit dem zweiten Pole der treibenden
                              									Dynamomaschine verbunden. Der Zug ist ebenfalls 18m,3 lang und die getriebene Dynamomaschine ist zwischen seiner ersten und
                              										letzten Achse mittels Drähten eingeschaltet; die
                              									anderen Achsen sind gegen einander isolirt. Zur Uebertragung der Bewegung von der
                              									Achse des Motors (d.h. der getriebenen Dynamomaschine auf der Locomotive) auf die
                              									beiden Räder, welche die Bahn zwischen sich fassen und zu Folge der Reibung die
                              									Fortbewegung der 152k schweren Locomotive (und der
                              									7 Karren oder Tonnen) veranlassen, ist eine eigenthümliche Reibungsübertragung
                              									angewendet. Die Locomotive und die Karren laufen auf Rädern mit V-förmigen Rillen
                              									und hängen unter den Rädern und der Bahn, worauf diese laufen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 252, S. 115
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 252, S. 115
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 252, S. 115
                              
                           Ayrton und Perry haben für
                              									diesen Bahnbetrieb einen Elektromotor construirt, welcher bei nur 44k Gewicht etwa 1e,5 an der umlaufenden Achse gibt.
                           Auf denselben Gegenstand beziehen sich auch die beiden deutschen Reichspatente Jenkins (Kl. 81 * Nr. 25 989 vom 1. November 1882 und *
                              									Nr. 25667 vom 10. April 1883). Das Patent Nr. 25989 bezieht sich bloſs auf die
                              									Hintereinanderschaltung der Züge auf einfacher oder eingeleisiger Bahn. Es sollen
                              									aber dabei auſser den in Fig. 1 angegebenen Brückenstücken g1, g2.. noch besondere
                              									Stromschlieſser an eben diesen Stellen angebracht werden, welche durch
                              									Elektromagnete in Wirksamkeit gelangen. Geht dann ein Zug über irgend eine
                              									Brückenstelle, z.B. g1,
                              									so schaltet er durch Umlegung des Brückenstückes, eines nahezu vertikal stehenden,
                              									einarmigen metallenen Hebels, nicht nur sich selbst in der bereits angegebenen Weise
                              									in den Stromkreis ein, sondern der Zug schlieſst durch das umgelegte Brückenstück
                              									zugleich eine isolirte Drahtleitung entlang der Bahn über einen (oder auch mehr als
                              									einen) Abschnitt hinaus und führt so einen schwachen Zweigstrom des Hauptstromes
                              									durch den dort (bei g3)
                              									befindlichen Elektromagnet, so daſs dieser seinen Anker anzieht und dadurch mittels
                              									des Ankerhebels und des Elektromagnetkernes eine zweite (kurze) Schlieſsung des
                              									Hauptstromes herstellt; kommt daher, bevor die Brücke bei g1 von dem Zuge wieder zurückgelegt ist,
                              									ein zweiter Zug nach g3
                              									und legt hier die Brücke um, so bleibt der Hauptstrom dennoch (kurz) geschlossen,
                              									die Dynamomaschine auf dem Zuge wird also stromlos, der Zug kommt zum Stillstande
                              									und entgeht der Gefahr, auf den vorausgegangenen Zug aufzufahren. Um eine zu groſse
                              									Geschwindigkeit des Zuges zu verhüten, ist an der Locomotive ein
                              									Centrifugalregulator angebracht, welcher bei Erreichung einer gewissen
                              									Geschwindigkeit des Zuges mittels zweier Federn einen Zweig des Hauptstromes durch
                              									einen Elektromagnet schlieſst, der nun seinerseits durch seinen Ankerhebel den
                              									Hauptstrom zunächst unterbricht und darauf auf einem neuen Wege schlieſst und zwar
                              									unter Ausschaltung des Elektromotors und Einschaltung eines dem Widerstände des
                              									Elektromagnetes angemessenen Widerstandes. Vergröſsert sich trotz der Ausschaltung
                              									der Elektromotoren, etwa weil der Zug eben bergab fährt, die Zuggeschwindigkeit noch
                              									mehr, so stellt der Centrifugalregulator durch eine andere Contactfeder eine
                              									Kurzschlieſsung des Elektromotors her, so daſs dieser, vom Zuge in Umdrehung
                              									versetzt, bremsend wirkt.
                           Für den Fall, daſs Züge verwendet werden sollen, deren Länge hinter der Länge der
                              									Bahnabschnitte zurückbleibt, gibt Jenkin (D. R. P. Nr.
                              									25989) noch die in Fig. 3 abgebildete Anordnung mit.
                              									zwei neben einander liegenden Leitern B und B1 an, welche so in
                              									Abschnitte a, a1.. und
                              										b, b1.. getheilt
                              									sind, daſs jeder Unterbrechung in dem einen Leiter stets die Mitte eines Abschnittes
                              									des anderen Leiters gegenüber liegt. Fährt ein Zug in der Pfeilrichtung, so stellt
                              									er durch seinen Elektromotor hindurch den Stromschluſs von einem Leiter B zum anderen B1 her; geht der Zug über eine Unterbrechungsstelle,
                              									so schiebt er zunächst den an dieser Stelle befindlichen Umschalter c, c1.. bei Seite und
                              									unterbricht dadurch den bisherigen Stromweg ba1
                              									b1
                              									a2..., stellt aber
                              									gleich darauf als einen Ersatz für die Unterbrechung einen neuen Stromweg durch den
                              									Elektromotor des Zuges her. Indem ferner irgend ein Umschalter, z.B. c1, bei Seite geschoben
                              									und dadurch mit dem Ende n1
                              									des isolirten Drahtes
                              										d1 in Berührung
                              									gebracht wird, schlieſst er den Stromweg b1
                              									c1
                              									n1
                              									d1
                              									b durch den Elektromagnet e1 des vorhergehenden Umschalters c, so daſs der Elektromagnet e1 mittels des Umschalters c die bisherige Unterbrechung zwischen b und a1 wieder beseitigt. Die Elektromagnete e, e1, e2.. bilden zugleich
                              									ein gegen das Aufeinanderfahren der Züge schützendes Blocksystem. Denn wenn ein
                              									nachfolgender Zug z.B. den Umschalter c bei Seite
                              									schiebt, während e1
                              									noch durchströmt, der vorhergehende Zug also noch nicht über c2 hinaus ist, legt doch e1 den Umschalter c wieder in die frühere Lage an b zurück und macht dadurch den Elektromotor des zweiten Zuges fast
                              									stromlos, bringt somit den zweiten Zug zum Stillstehen. Der zweite Zug würde
                              									indessen dann dauernd gehemmt bleiben; es ist daher besser, auch hier das
                              									Aufeinanderfahren der Züge in einer der oben geschilderten verwandten Weise mittels
                              									eines Hilfsdrahtes und besonderer Elektromagnete zu verhüten, wie dies die
                              									Patentschrift Nr. 25989 ausführlicher angibt.
                           Eine andere derartige Blockeinrichtung mit besonderem Hilfsdrahte ist in der
                              									Patentschrift Nr. 25 667 beschrieben. In derselben hat jeder einzelne Hilfsdraht die
                              									nämliche Länge wie ein Bahnabschnitt und liegt auch dessen Enden mit seinen
                              									isolirten Enden gegenüber. Jeder Zug steht an seinem vorderen und an seinem hinteren
                              									Ende durch eine Querverbindung mit dem Hilfsdrahte in Berührung. Läuft nun ein Zug
                              									mit seiner vorderen Querverbindung auf einen Hilfsdraht auf, welcher zur Zeit noch
                              									von der hinteren Querverbindung eines vorausfahrenden Zuges berührt wird, so
                              									schlieſsen diese beiden Querverbindungen einen Nebenzweig des Hauptstromes durch
                              									einen Elektromagnet auf dem zweiten Zuge, der Elektromagnet zieht seinen Anker an,
                              									unterbricht dadurch den Weg des Hauptstromes durch den Elektromotor und stellt dafür
                              									einen den Elektromotor auch in sich enthaltenden neuen Weg für den Hauptstrom her.
                              									Noch gröſsere Sicherheit bietet eine andere Anlage mit zwei Hilfsdrähten, deren
                              									Anordnung sich aus Fig. 2 ergeben würde, wenn die
                              									Leitung B bei f1, f2.., die Leitung B1 aber bei f2
                              									,f4.. unterbrochen
                              									würde.
                           Auch für Parallelschaltung der Züge unter Anwendung zweier paralleler
                              									ununterbrochener Leiter für den Hauptstrom wird in der Patentschrift Nr. 25667 eine
                              									der zuletzt erwähnten Anordnung entsprechende Blockeinrichtung mit 2 Hilfsdrähten
                              									angegeben und gezeigt, wie durch Beigabe eines dritten Hilfsdrahtes gröſsere
                              									Sicherheit zu erreichen sein würde, wobei allerdings die ganze Anlage in noch
                              									bedenklicherer Weise verwickelt wird. – An gleicher Stelle folgt dann noch die in
                              										Fig. 2 dargestellte Anordnung für
                              									Parallelschaltung der Züge unter Anwendung zweier sich wiederholt kreuzender
                              									Leitungsbahnen und die Verwendung der bisher besprochenen Blockeinrichtungen auch
                              									auf diese Anordnung der Bahn, und zwar bei Verwendung zweier (oder mehrerer)
                              									Hilfsdrahte. Die in Fig. 2 bei f1, f2
                              									..  zwischen B und B1 verbleibende Lücke
                              									wird durch einen
                              									isolirenden Träger ausgefüllt, welcher zwar den Rädern des Zuges als Stütze dienen
                              									kann, aber verhütet, daſs ein Rad eine kurze Verbindung zwischen B und B1 herstelle und so die Unterbrechungsstelle
                              									überbrücke.