| Titel: | Die Ferroux'sche Bohrmaschine neuer Construction; von Joh. Kavcic, Adjunkt in Przibram. | 
| Autor: | Joh. Kavcic | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 194 | 
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                        Die Ferroux'sche Bohrmaschine neuer Construction;
                           								von Joh. Kavcic, Adjunkt in Przibram.Ueber Gesteinsbohrer vgl. Uebersicht 1875 215 * 203.*
                                 										298.* 495. Darlington 1875 217 * 177. Barlow 1875 218 * 400 (Handbetrieb). Reynolds 1876 219 * 33. A. Brandt 1877 225 608.
                                 										1878 227 * 56. J. Jordan
                                 										1878 227 * 453 (Handbetrieb). Dubais und François 1878 227 * 455 (für Keilsprengungen). Baroper Maschinenfabrik 1879 233 * 364. Pelzer 1879 233 * 450 (Spritzvorrichtung). Siemens und Halske 1880 238 91 (elektrischer Hammer). Neill 1881
                                 											239 * 182. Duisburger Maschinenfabrik 1881 239 * 348
                                 										(Bohrspreitze). Neuerburg und Trautz 1881 240 * 101
                                 										(Gestell). T. Fröhlich 1881 242 * 24 (Umsetzmechanismus). Döhring
                                 										1883 249 * 77 (Tunnelfräsmaschine).
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Ferroux's neue Gesteinsbohrmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Ferroux'sche Bohrmaschine, welche beim Betriebe des
                              									Sohlen- und Firstenstollens an der Ostseite des Arlbergtunnels angewendet wurde,
                              									unterscheidet sich wesentlich von der Maschine desselben Constructeurs, wie sie im nördlichen
                              									Richtstollen des Gotthardtunnels im Gebrauche war (vgl. 1875 215 * 495). Die Arlberger Maschine besteht, wie die Gottharder aus einem
                              									Gestellrahmen, dem Propulseur und der eigentlichen Arbeitsmaschine; doch sind die
                              									Einzelheiten dieser drei Hauptbestandtheile bei den beiden Maschinen so verschieden
                              									von einander ausgeführt, daſs ein Blick auf die Zeichnungen (Fig. 14 bis
                              										18 Taf. 14) genügt, um sich sofort gestehen zu müssen, daſs die Arlberger
                              									Construction nicht nur eine Verbesserung, eine Vereinfachung der alten Maschine,
                              									sondern ein neues System darstellt.
                           Bei jeder stoſsend wirkenden Gesteinsbohrmaschine unterscheidet man vier verschiedene
                              									Bewegungsarten: 1) Die hin- und hergehende Bewegung des Arbeitskolbens, welcher die
                              									Kolben- und Bohrerstange trägt; diese Bewegung erzielt den Stoſs und ist durch den
                              									Umsteuerungsapparat bedingt. 2) Das Umsetzen des Bohrers nach jedem Stoſse beim
                              									Rückgange des Kolbens. 3) Das Nachrücken der Maschine bei zunehmender Lochtiefe. 4)
                              									Das Zurückziehen der Maschine beim Bohrerwechsel oder bei vollendeter Lochtiefe.
                           Die Umsteuerung des Kolbens wird hier vom Kolben selbst aus bewerkstelligt. Mit dem
                              									Arbeitscylinder A sind nämlich zwei kleine
                              									Steuerungscylinder verbunden, in denen mit Steuerungskanälen versehene Kölbchen
                              									spielen, wie dies aus dem Längenschnitte Fig. 17
                              									ersichtlich ist. Die eine seitliche Bohrung o dient zur
                              									Zuführung der Preſsluft aus dem Kasten R vor bezieh.
                              									hinter den Arbeitskolben K, indem o in den achsialen Kanal des Kölbchens mündet, wodurch
                              									die Verbindung zwischen dem Kasten R und dem
                              									Arbeitscylinder A hergestellt ist. Die zweite seitliche
                              									Bohrung mündet, wie die erste, an der Mantelfläche des Kölbchens und, da auch sie
                              									mit der achsialen Bohrung communicirt, so bedingt eine gewisse Stellung des
                              									Kölbchens wieder die Verbindung des Arbeitscylinders mit der freien Luft durch die
                              									Kanäle i. Das Spiel des Arbeitskolbens und der
                              									Steuerungskölbchen ist also folgendes: Bei der Bewegung des Kolbens in der Richtung
                              									des Pfeiles stöſst sein vorderes Ende an das Kölbchen k
                              									und hebt es in die Höhe, wodurch die achsiale Bohrung o
                              									in Verbindung mit dem Kasten R gelangt und die
                              									Preſsluft vor den Kolben K tritt; sie könnte ihn aber,
                              									weil hinter dem Kolben sich auch gepreſste Luft befindet, nicht zurückbewegen, wenn
                              									nicht gleichzeitig durch die Hebung des Kölbchens k das
                              									Kölbchen k1 unter
                              									Vermittlung des Doppelhebels h niedergedrückt worden
                              									wäre, so daſs die Preſsluft hinter dem Kolben durch das Steuerungskölbchen und die
                              									Oeffnung i ins Freie treten kann. Der Arbeitskolben
                              									bewegt sich also entgegengesetzt wie der Pfeil: die Umsteuerung ist erzielt. Nach
                              									vollendetem Rückgange stöſst der Arbeitskolben alsdann an das Kölbchen k1 und hebt es, während
                              									der Hebel h gleichzeitig das Kölbchen k herabdrückt. Nun tritt die Preſsluft durch k1 ein, durch k aus, der Arbeitskolben geht nach vom und führt einen
                              									Meiſselschlag aus. Kurz die Umsteuerung wird dadurch bewirkt, daſs abwechselnd die Preſsluft durch
                              									ein Kölbchen eintritt, durch das andere austritt. Der Umsteuerungsmechanismus ist
                              									jedenfalls sehr einfach und die Grundidee dieselbe wie bei der Schramm'schen Bohrmaschine.
                           Das Umsetzen des Bohrers beim Rückgange des Kolbens erfolgt auf die bekannte und
                              									vielfach schon angewendete Art mittels Schlitz und Nase. Im schrägen Schlitze s der Kolbenstange spielt die Nase n (Fig. 16)
                              									eines Sperrrades, das sich nur in der Richtung des Pfeiles links herum drehen kann,
                              									während die Bewegung im entgegengesetzten Sinne durch die Sperrklinke ausgeschlossen
                              									ist. Beim Rückgange des Kolbens wird daher das Sperrrad feststehen und die
                              									Kolbenstange, mithin auch der Bohrer sich drehen. Die Gröſse der Drehung ist
                              									abhängig von der Steilheit des Schlitzes.
                           Das Nachrücken der Maschine auf dem Rahmen, welcher an einem entsprechenden
                              									Bohrgestelle befestigt ist, geschieht auf folgende Art. In der rückwärtigen Wand des
                              									Arbeitscylinders ist die hohle Schubstange des Propulseurs befestigt. Diese Stange
                              									ist hohl, weil durch dieselbe die Zuführung der Preſsluft zu dem Räume R und den Steuerungskölbchen erfolgt. An ihrem hinteren
                              									Ende trägt die Schubstange einen Kolben, welcher zum Unterschiede vom Arbeitskolben
                              									Propulseurkolben heiſsen mag. Die Schubstange mit ihrem Kolben spielt in einem
                              									langen Cylinder, welcher mit dem Rahmen fest verbunden ist. Während der Arbeit
                              									gelangt nun die Preſsluft aus der Leitung nach c, durch
                              									die Propulseurstange in den Kasten B und aus diesem
                              									durch die Steuerungskölbchen in den Arbeitscylinder. Zugleich drückt sie auch auf
                              									die hintere ringförmige Fläche des Propulseurkolbens und schiebt ihn sammt seiner
                              									Kolbenstange und dem fest mit letzterer verbundenen Arbeitscylinder vorwärts, wenn
                              									das Bohrloch tiefer wird. Das Vorrücken wird durch einen einfachen Mechanismus
                              									regulirt und kann nur beim Hingange des Kolbens unmittelbar vor dem Stoſse erfolgen.
                              									Ist nämlich das Bohrloch beim Vorschreiten der Arbeit schlieſslich so tief geworden,
                              									daſs das vordere Ende der Kolbenstange an die Knagge h1 stöſst, so wird dadurch der Bügel b, dessen Arme mit Sperrklinken versehen sind, aus der
                              									Verzahnung des Gestelles gelöst, die Maschine kann sich um einen Zahn bezieh. um die
                              									Zunahme der Bohrlochtiefe vorwärts bewegen. Beim Rückgange des Kolbens kann kein
                              									Verrücken der Maschine mehr stattfinden, weil die Klinken des Bügels b sofort in die Zahnlücken zurückfallen und durch den
                              									die Knagge h1 und den
                              									Bügel b tragenden Hebelarm h2 niedergehalten werden, indem ein
                              									Kölbchen h2 den anderen
                              									Arm h3 des Hebels
                              									beständig nach oben preſst. Der Raum unter dem Kölbchen ist zu dem Ende fortwährend
                              									mit Preſsluft gefüllt. Damit aber ein Zurückgehen der einmal vorgerückten Maschine
                              									während der Arbeit oder vielmehr ein Federn derselben in Folge des immer gröſser
                              									werdenden Luftpolsters hinter dem Propulseurkolben nicht stattfinden kann, wird folgende Sperrung
                              									angewendet. Im mittleren Theile des Rahmens befinden sich unterhalb desselben
                              									ebenfalls zwei Zahnreihen. Die Propulseurstange trägt gleich hinter ihrer
                              									Verschraubung mit dem Arbeitscylinder einen kleinen Cylinder, in welchem ein
                              									Kölbchen k3 spielt.
                              									Dieses Kölbchen trägt einen Bügel, welcher die hier viereckig geformte
                              									Propulseurstange umfaſst. Die Bügelarme sind unten mit einer Querschiene verbunden,
                              									deren zahnförmige Kante in die Zahnlücken des Rahmens eingreift. Der Bügel wird
                              									fortwährend in der Höhe gehalten, da auch hier Preſsluft unter dem Kölbchen wirkt.
                              									Das Vorrücken der Maschine ist in keiner Weise behindert, da die Zähne nach
                              									vorwärts, also entgegengesetzt den oberen Zähnen gerichtet sind.
                           Das Zurückziehen der Maschine, was überhaupt und namentlich bei häufigem
                              									Bohrerwechsel von gröſster Wichtigkeit ist, erfolgt sehr rasch und zwar ebenfalls
                              									durch gepreſste Luft. Man sperrt bei H die Preſsluft ab
                              									und öffnet den Hahn H1;
                              									das Kölbchen k3 sinkt
                              									und deshalb fällt auch die Querschiene aus den Zahnlücken und hindert nicht mehr das
                              									Zurückgehen der hohlen Propulseurstange, welches durch den Druck der Luft auf die
                              									vordere Ringfläche des Propulseurkolbens sofort erfolgt.
                           Die Arlberger Percussionsbohrmaschine unterscheidet sich von der alten Gottharder
                              									Maschine, wie dieselbe in D. p. J. 1875 215 * 495 beschrieben ist, im Kurzen durch folgende
                              									Einzelheiten: Die alte Bohrmaschine besaſs hinter dem Propulseur einen stehenden
                              									Motor, durch welchen eine über der Bohrmaschine gelagerte Welle betrieben wurde, um
                              									das Umsteuern des Arbeitscylinders und das Umsetzen des Bohrers zu bewerkstelligen.
                              									Dieser Motor und die Transmissionswelle fehlen bei der neuen Construction ganz. Zum
                              									Umsteuern war sodann ein Muschelschieber vorhanden, während dies jetzt durch den
                              									Arbeitskolben selbst auf eine sehr einfache Art bewirkt wird. Das Vorrücken der
                              									Maschine bei zunehmender Lochtiefe, das Zurückziehen derselben beim Bohrerwechsel
                              									oder bei vollendeter Lochtiefe ist bei beiden Ausführungen gleich.
                           Diese beschriebene neue Stoſsbohrmaschine, mit welcher man an der Ostseite des
                              									Arlbergtunnels gleich glänzende Resultate erzielt hat, wie mit der Brandt'schen Drehbohrmaschine (vgl. 1878 225 608. 1878 227 * 56) an der
                              									Westseite, würde ohne Zweifel auch beim Bergbaue
                              									vorzügliche Dienste leisten, namentlich dort, wo man oft lange Querschläge treiben
                              									muſs.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
