| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 211 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Zur Untersuchung von käuflichem Kupferraffinat hat O. Pufahl (Berg- und
                                 										Hüttenmännische Zeitung, 1884 S. 37) die galvanische Ausfällung von etwa
                              										30g Kupfer aus 600cc Lösung, welche dasselbe als Sulfat und auſserdem 40cc freie Salpetersäure von 1,2 sp. G. enthielt,
                              									durch 2 kleine Grove'sche Elemente in einer
                              									Platinschale innerhalb 12 Stunden bis auf etwa 0g,5 ausgeführt. Der gröſste Theil des noch gelösten Kupfers lieſs sich dann
                              									durch 3 stündiges Elektrolysiren mit 4 groſsen Meidinger'schen Elementen beseitigen, ohne daſs Arsen oder Antimon
                              									mitfielen. Zur Bestimmung des Sauerstoffes im Kupfer wurden 10 bis 20g nicht über 1mm
                              									starker, blanker Drehspäne nach sorgfältiger Entfettung mit wasserfreiem Aether in
                              									ein Porzellanschiffchen gewogen und 1 Stunde lang bei ungefähr 500° im Glas- oder
                              									Porzellanrohre in einem Strome von reinem Wasserstoff erhitzt. Der Gewichtsverlust
                              									wurde als Sauerstoff angenommen; das mehrfach zur Controle gewogene Wasser entsprach
                              									dem so ermittelten Sauerstoffgehalte des Kupfers genau. Enthält aber das untersuchte
                              									Raffinatkupfer Arsen in erheblicher Menge (wie die englischen Marken „GRANGE“
                              									und „BEDE“), so geht ein sehr beträchtlicher Theil desselben beim Reduciren
                              									in Wasserstoff schon bei beginnender Rothglut fort, kann jedoch durch einen 10cm langen Pfropfen von Glaswolle oder Asbest im
                              									Rohre zurückgehalten werden. In einem solchen Falle muſs der Sauerstoffgehalt aus
                              									dem Gewichte des im Chlorcalciumrohre aufgefangenen Wassers ermittelt werden. Wismuth und
                              									Phosphor waren in keiner der analysirten Kupferproben nachzuweisen. Die schon
                              									erwähnten Marken „GRANGE“ und „BEDE“ hatten sich als gänzlich
                              									unbrauchbar für Messingguſs erwiesen, was der Analyse nach dem hohen Arsengehalte
                              									zuzuschreiben ist:
                           
                              
                                 
                                 Wallaroo
                                 CHM Co.
                                 Mansfelder R.
                                 BEDE
                                 GRANGE
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 99,795
                                   99,864
                                 99,491
                                   99,148
                                 98,961
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,127
                                     0,120
                                   0,145
                                     0,090
                                   0,160
                                 
                              
                                 Blei
                                   0,004
                                 –
                                   0,038
                                     0,023
                                   0,005
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,001
                                 Spur
                                   0,001
                                     0,001
                                   0,004
                                 
                              
                                 Nickel
                                   0,039
                                     0,002
                                   0,201
                                     0,081
                                   0,066
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,015
                                     0,028
                                   0,031
                                    0,058
                                   0,010
                                 
                              
                                 Gold
                                 –
                                 Spur
                                 –
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 –
                                 –
                                 –
                                     0,005
                                 Spur
                                 
                              
                                 Arsen
                                 –
                                 Spur
                                   0,072
                                     0,600
                                   0,766
                                 
                              
                                 Antimon
                                 –
                                 –
                                 Spur
                                     0,002
                                   0,011
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,981
                                 100,014
                                 99,979
                                 100,008
                                 99,983.
                                 
                              
                           Th. Egleston bespricht in der gleichen Quelle 1884 S. 38
                              									und 70 eingehend die Extraktion von Gold- und Silbererzen
                                 										mit Natriumhyposulfit. Dieselbe hat neuerdings eine gröſsere Wichtigkeit
                              									erlangt durch ihre Anwendung auf den Old Telegraph and
                                 										Lexington Mills, dem Werke zu Triumfo in Nieder-Californien und seit der
                              									kürzlich erfolgten Anlage eines Werkes auf der Geddes and
                                 										Bertrand Mine in Secret Canon bei Eureka in Nevada, wo ein unreines armes
                              									Erz zu verarbeiten ist. Das Erz der Bertrand-Grube hat meist folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 50,25
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eisen
                                   8,06
                                 
                                 
                              
                                 Zink
                                   7,62
                                 
                                 
                              
                                 Blei
                                   4,64
                                 
                                 
                              
                                 Arsen
                                   0,73
                                 
                                 
                              
                                 Antimon
                                   1,35
                                 
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,17
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                   4,92
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   2,40
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,96
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   8,30
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer, Wismuth
                                 Spuren
                                 
                                 
                              
                           Das Erz wird durch Walzen zerkleinert, dann in 6m langen, schmied-eisernen, sich drehenden
                              									Cylindern getrocknet, durch welche von einem Roste aus eine Flamme hindurchstreicht,
                              									worauf es durch ein mit Magneten besetztes Rohr hindurch muſs, um es von etwa
                              									hineingerathenen Eisenstücken zu befreien. Nun wird es nochmals durch Walzen
                              									zerkleinert, mit 3 Proc. Salz gemischt, bei Gegenwart von viel unedlen Metallen auch
                              									noch mit etwas Schwefelkies versetzt. Das Rösten dieses Gemisches geschieht auf der
                              									Bertrand-Hütte durch 4 Brückner'sche 2m,1 weite und 5m,8 lange Cylinder (vgl. 1876 219 * 57), welche je
                              									eine Ladung von 5t fassen. Die Feuerung befindet
                              									sich in der Verlängerung der Ofenachse, während sie früher zur groſsen Belästigung
                              									der Arbeiter rechtwinkelig zu derselben angebracht war. Die Bewegung der Cylinder
                              									fand früher mittels eines rund um den Cylinder gehenden Zahnkranzes, jetzt durch Reibungsrollen
                              									statt. Der Schwefelgehalt der Bertrand-Erze ist sehr gering, so daſs die geringe
                              									Menge nöthigen Salzes, wenn sie nicht schon im Trockenapparate zugeschlagen ist, auf
                              									einmal eingeführt werden kann. Enthalten Erze viel Schwefel, so muſs der Chlorirung
                              									eine Röstung bei niederer Temperatur unter Einführung von Dampf von geringer
                              									Pressung vorangehen, nicht allein, um Schwefel, Arsen und Antimon vollständig zu
                              									entfernen, sondern auch, um die Chloride der flüchtigen unedlen Metalle zu
                              									zersetzen, indem das frei werdende Chlor dann sehr energisch auf das Silber wirkt.
                              									Enthält das Erz unedle Metalle, deren Gewinnung wünschenswerth ist, so muſs das
                              									Rösten mit groſser Sorgfalt geschehen, damit der Werth dieser Metalle die
                              									Mehrausgabe an Brennstoff für das Rösten mit Dampf ersetze. Ist Blei vorhanden, so
                              									muſs das Rösten bei niedriger Temperatur geschehen, da die Leichtschmelzbarkeit der
                              									Blei Verbindungen die Gefahr des Zusammensinterns hervorruft oder bei gleichzeitiger
                              									Anwesenheit von Kieselsäure ein Bleisilicat entstehen kann, welches die Auflösung
                              									des Silbers verhindern würde. Es muſs in diesem Falle dahin gewirkt werden, daſs
                              									alles Blei in Chlorid übergeführt werde, da dies in heiſsem Wasser löslich ist, das
                              									Sulfat dagegen nicht. Das Rösten dauert 8 bis 11 Stunden; ist es vollendet, so wird,
                              									ohne die Drehung des Cylinders zu unterbrechen, das Mannloch geöffnet, so daſs das
                              									Erz während der Drehung heraus in Gruben fallt, welche in dem Untergrunde
                              									hergestellt sind. Dort bleibt es meist etwa 9 Stunden und gelangt erst dann auf den
                              									Abkühlungsraum. Diese Gruben haben sich als sehr zweckmäſsig erwiesen, da
                              									erfahrungsmäſsig in ihnen eine Nachchlorirung stattfindet.
                           Der Laugeraum enthält 24 Bottiche von je 1m,82
                              									Durchmesser und 0m,91 Tiefe. Auf dem Boden
                              									derselben liegen 4 bis 5 hölzerne Latten, etwa 76mm aus einander, welche die Wände nicht berühren; über diesen befinden
                              									sich rechtwinkelig dazu andere, 25 bis 40mm aus
                              									einander. Darüber wird als Filter ein Jutegewebe ausgebreitet und angefeuchtet, wenn
                              									es nicht vom vorhergehenden Gebrauche feucht ist; dasselbe wird mittels eines
                              									Reifens dicht an die Wände des Bottiches angedrückt, so daſs kein Erz seitwärts
                              									hindurch kann. Auf dieses Filter fällt das Erz aus dem Trichter und steigt bis auf 5
                              									bis 8cm unter den Rand des Bottiches. Ist die
                              									Füllung beendet, so wird das Erz möglichst unberührt gelassen. Im Boden des Fasses
                              									münden zwei Kautschukröhren von etwa 4cm
                              									Durchmesser; die eine ist Einfluſs-, die andere Ausfluſsrohr. Laugt man die unedlen
                              									Metalle mit heiſsem Wasser aus, so findet die Bewässerung stets von unten statt,
                              									indem das Wasser durch das genannte Einfluſsrohr zuflieſst und durch das Erz
                              									allmählich aufsteigt. Sobald das Erz mit Wasser vollständig bedeckt ist, schlieſst
                              									man den Zufluſs ab. Nach kurzer Zeit senkt man die Abfluſsröhre, deren Ende bis
                              									dahin höher gehängt hat als der Rand des Bottiches, läſst die Flüssigkeit ablaufen
                              									und fügt sofort wieder Laugewasser zu. Je nach der Menge des verfügbaren Wassers läſst man
                              									das Laugewasser ganz fortflieſsen oder sammelt solches. Ist viel in Chlorid
                              									verwandeltes Blei vorhanden, so ist es am besten, mit kaltem Wasser das meiste Blei
                              									und den Salzüberschuſs zu lösen und das Laugen dann mit heiſsem Wasser zu vollenden.
                              									Vor dem Zufügen des Hyposulfites muſs jedoch dann das Erz abgekühlt werden, um eine
                              									zu starke Lösung unedler Metalle mit dem Silber zu verhindern. Filtrirt das Erz
                              									schlecht, so ist es am besten, das Wasser zu erhitzen; das Filtriren wie das Lösen
                              									wird dann leichter gehen. Kommt das Erz warm vom Kühlboden in den Bottich, so
                              									erwärmt sich hierdurch auch das Wasser. In solchen Fällen muſs, auſser bei sehr
                              									reinen Erzen und wenn unreine Erze mit heiſsem Wasser gelaugt sind, vor der
                              									Einführung des Hyposulfites der Einsatz mit kaltem Wasser abgekühlt werden;
                              									anderenfalls wird das Metall unrein.
                           Führt man das Wasser vom Boden aus zu, so bildet sich eine sehr dünne Kruste oben auf
                              									der Erzschicht, welche sorgfältig entfernt und für sich gesammelt wird, bis genug
                              									zur Verarbeitung da ist. Dieses Material enthält alles Silber, das durch den
                              									Salzüberschuſs oder durch andere Chloride im Erze gelöst war und welches verloren
                              									gegangen wäre, wenn man das heiſse Wasser von oben zugeführt hätte. Dieser Betrag
                              									ist bei heiſsen Lösungen gröſser als bei kalten, ebenso gröſser bei starkem
                              									Salzüberschuſs. Die Verdünnung der Flüssigkeit mit Wasser schlägt einen Theil des
                              									Silbers oben nieder und vertheilt das übrige durch die Erzmasse, so daſs durch das
                              									Auslaugen nur wenig verloren geht. Nach Entfernung jener Kruste läſst man kaltes
                              									Wasser von oben aufflieſsen in dem Maſse, daſs das zuströmende Wasser dem
                              									abgeflossenen an Menge gleich ist.
                           Das gewaschene Erz wird nun mit einer kalten Lösung von 13 bis 75g
                              									Natriumhyposulfit in 1l Wasser ausgelaugt. Enthält das Erz Gold, so ist es vortheilhafter,
                              									Calciumhyposulfit anzuwenden. Zur Herstellung desselben kocht man Kalk mit Schwefel:
                              									3CaO + 12S = 2CaS5 +CaS2O3, läſst absetzen und leitet
                              									Schwefligsäure so lange in die klare Lauge, bis das Sulfid in Hyposulfit übergeführt
                              									ist, eine verdünnte Silberchloridlösung daher nicht mehr gefällt wird. Auf einigen
                              									Werken verwendet man als Fällungsmittel Natriumpolysulfid, welches aber weniger vortheilhaft ist als
                              									Calciumsulfid. Auch Schwefelwasserstoff, durch
                              									Zusammenschmelzen von Paraffin und Schwefel erzeugt, wird wohl zum Niederschlagen
                              									verwendet; jedoch ist das Verfahren unangenehmer und seltener in Ausführung. Wo
                              									Natriumhyposulfit in Anwendung ist, da verwandelt der beständige Zusatz von Kalk die
                              									Lösung allmählich in Calciumhyposulfit. Bevor man die Lösung in die
                              									Niederschlagsbottiche laufen läſst, muſs man Sorge tragen, daſs das zum Auslaugen
                              									der unedlen Metalle benutzte Wasser vollständig verdrängt ist. Dies kann leicht
                              									durch den Geschmack untersucht werden, da das Doppelsalz von unter-schwefligsaurem
                              									Natron und Silber deutlich süſs schmeckt, oder auch dadurch, daſs man die abgehende
                              									Flüssigkeit mit Calciumsulfid untersucht. Sobald sich die geringste Trübung
                              									bemerkbar macht, ist es Zeit, die Flüssigkeit zu sammeln, da die Wirkung des
                              									unterschwefligsauren Natrons beginnt: 2AgCl + 2Na2S2O3 =
                              									2NaCl + 2NaAgS2O3.
                              									Das unter-schwefligsaure Doppel salz von Natron und Silber ist auſserordent lieh
                              									löslich. Die Menge des Lösungsmittels und auch die nothwendige Zeit sind abhängig
                              									vom Reichthume der Erze, indem reiche mehr erfordern als arme; Erze, welche mehr als
                              									20 bis 30 Stunden beanspruchen, werden selten verarbeitet.
                           Sobald das unterschwefligsaure Natron nicht mehr süſs schmeckt, prüft man mit
                              									Schwefelcalcium, ob das Silber vollständig entfernt ist. Es geschieht dies, indem
                              									man 1 bis 2 Tropfen Sulfidlösung aus einer Flasche mittels eines Glasstäbchens
                              									entnimmt und in ein Becherglas voll der abflieſsenden Laugeflüssigkeit fallen läſst.
                              									Entsteht ein Niederschlag von Schwefelsilber, so setzt man das Laugen fort. Entsteht
                              									kein Niederschlag, sondern nur eine leichte Färbung, so fügt man etwas von der
                              									Silber haltigen Lösung hinzu, um zu prüfen, ob ein Ueberschuſs von Schwefelcalcium
                              									da ist. Ist dies der Fall, so hört man mit Laugen auf und wäscht das
                              									unterschwefligsaure Natron mit kaltem Wasser aus. Sobald das Wasser zu flieſsen
                              									aufhört, wird aus drei Stellen jedes Bottiches eine Probe genommen und untersucht.
                              									Wenn das Erz 30 bis 50 Ounces (0,093 bis 0,155 Proc.) enthielt, so dürfen die
                              									Rückstände nicht mehr als 4 Ounces (0,0124 Proc.) enthalten. Diese Proben werden
                              									ununterbrochen ausgeführt, oft 20 bis 30 an einem Tage. Ist der Silbergehalt auf 4
                              									bis 6 Ounces (0,0124 bis 0,018 Proc.) herabgegangen, so wird der Bottich entleert;
                              									anderenfalls wird das Erz nochmals geröstet und gelaugt. Das ausgelaugte Erz wird
                              									auf die Halde gestürzt.
                           Die Silber haltige Natriumhyposulfitlösung läſst man in 2m,4 weite und 3m,6 tiefe
                              									Niederschlagsgefäſse laufen und versetzt mit Calciumsulfidlösung: 2NaAgS2O3 + 2NaCl + CaS =
                              										Ag2S + 2Na2S2O3 + CaCl2. Die von dem gefällten Schwefelsilber abgezogene
                              									Lauge wird wieder verwendet. Es ist darauf zu achten, daſs kein überschüssiges
                              									Schwefelcalcium vorhanden ist, da dieses später ein Niederschlagen des bereits
                              									gelösten Silbers als Schwefelsilber in den Laugebottichen veranlassen würde; dieses
                              									Schwefelsilber würde durch das Hyposulfit nicht wieder gelöst werden und somit
                              									verloren gehen. Man muſs daher einen etwa entstandenen Ueberschuſs von Sulfid
                              									mittels Silberlösung neutralisiren. Auf der Bertrand-Hütte erhält der
                              									Calciumsulfidzusatz beim Niederschlagen des Silbers, ferner ein wöchentlicher Zusatz
                              									von etwa 25k Hyposulfit die Lösung stark
                              									genug. Ist die klare Lösung abgezogen, so wird sofort neue eingelassen und ebenso
                              									behandelt und so fährt man 2 Wochen lang fort. Nach Ablauf dieser Zeit muſs man die
                              									Niederschlagsgefäſse entleeren. Zu diesem Zwecke wird der Schlamm lebhaft umgerührt,
                              									so in Gestalt eines dünnen Breies ausgehoben und auf Zeugfilter gebracht. Man benutzt dazu eine Reihe von
                              									Rahmen von etwa 75cm im Quadrat, über welche
                              									Leinwand gespannt ist, und zwar hat man deren 30, die zu je 3 in einer Reihe auf
                              									einem Tische stehen, der mit einem 7cm hohen Rande
                              									umgeben ist. Unterhalb des Tisches befindet sich eine geneigte Rinne, welche alle
                              									Flüssigkeit nach einem Sammelbehälter führt. Die den Niederschlag enthaltende
                              									Flüssigkeit aus den Niederschlagsbottichen wird nun hierher geschafft und flieſst
                              									von einem Filter auf das andere, worauf die Lösung hindurchgeht und das
                              									Schwefelsilber auf dem Filter zurückbleibt. Hat sich dort eine gröſsere Menge davon
                              									angesammelt, so wäscht man es mit Wasser aus bis zur vollständigen Entfernung des
                              									Calciumsulfides und trocknet es sodann direkt, oder nachdem es ausgepreſst ist.
                           Das Schwefelsilber wird nun in einem Flammofen zunächst bei sehr niedriger Temperatur
                              									getrocknet und sodann langsam geröstet, wobei man die Temperatur eben so hoch hält,
                              									daſs keine Schmelzung eintritt. Ist Schwefelgewinnung ökonomisch wünschenswerth, so
                              									erhitzt man das Sulfid auch wohl in einer Retorte und verdichtet den Schwefeldampf.
                              										O. H. Aaron hat auch vorgeschlagen, das frisch
                              									gefällte Sulfid unter allmählichem Zusatz von frisch gefälltem Kalke unter
                              									beständigem Umrühren zu kochen. Es bildet sich dann, schneller als durch direkte
                              									Wirkung von Schwefel, Calciumpolysulfid und man gewinnt den gröſsten Theil des
                              									Schwefels so wieder. Die Lösung wird dann abgegossen und der Rückstand getrocknet
                              									und geröstet, wodurch eine graue, fast nur aus metallischem Silber bestehende Masse
                              									entsteht.
                           Früher wurde das erhaltene Silber in Graphittiegeln eingeschmolzen, was sich jedoch
                              									als zu kostspielig herausgestellt hat. Jetzt wird es unter Zusatz von etwas Blei in
                              									einem englischen Treibofen verarbeitet, wobei man die entstehende reiche Glätte zu
                              									Blei reducirt, welches man dann wieder in derselben Weise verwendet. Das Product hat
                              									800 bis 900 Feingehalt,
                           Nach A. v. Groddeck und K.
                                 										Brookmann (Stahl und Eisen, 1884 S. 141)
                              									finden sich in den Blasenräumen der basischen Schlacke
                              									von Peine häufig braune, rechteckige, sehr dünne Tafeln. Diese Krystalle haben eine
                              									Härte von 3,5, besitzen Glasglanz, sind durchsichtig und zeigen zwischen gekreuzten
                              									Nicols sehr lebhafte, bunte Polarisationsfarben. In der Richtung der rechtwinkelig
                              									zu einander stehenden, die Täfelchen begrenzenden Krystallkanten tritt Auslöschung
                              									ein, woraus es sehr wahrscheinlich wird, daſs die Krystalle dem rhombischen Systeme
                              									angehören. Auſserdem finden sich hin und wieder in den Blasenräumen der Schlacke
                              									schön blau gefärbte winzige Kryställchen, ferner schwärzlich gefärbte büschel- oder
                              									federartig gestaltete Krystallaggregate, welche dem rhombischen Systeme angehören.
                              									Die Analyse ergab folgende Zahlen:
                           
                           
                              
                                 
                                 Braune Tafeln
                                 Blaue Säulen
                                 
                              
                                 Kalk
                                 58,01
                                 56
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,88
                                 –
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 –
                                   3
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   2,93
                                   6
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 38,75
                                 35
                                 
                              
                           Danach bestehen diese Krystalle aus vierbasisch phosphorsaurem
                              									Calcium (vgl. Hilgenstock 1883 250 330).