| Titel: | Zwei Kunsthölzer: „Ziricota“ und sogen. „geperltes Holz“; von J. Moeller. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 217 | 
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                        Zwei Kunsthölzer: „Ziricota“ und sogen.
                           									„geperltes Holz“; von J. Moeller.
                        Mit Abbildungen.
                        J. Moeller, über zwei Kunsthölzer.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 252, S. 217
                              
                           Ein im englischen Kunsthandel schon längere Zeit unter dem Namen Ziricota vorkommendes Holz zeichnet sich, wie Dr. J. Moeller in den Mittheilungen
                                       										des technologischen Gewerbemuseums, Wien 1883 S. 102 berichtetVgl. auch Dr. Jos. Moeller: Die Rohstoffe des
                                       												Tischler- und Drechslergewerbes. 1. Theil: Das Holz, * S. 204. (3. Band der Allgemeinen Waarenkunde und Rohstofflehre. Kassel 1883. Theodor Fischer.) und wie aus dem
                              									Schnitte in Fig. 1 zu ersehen ist, durch eine je nach
                              									der Schnittrichtung verschiedene Aderung von schwarzen, richtiger dunkelbraunen
                              									Linien aus, wie sie in ähnlicher Weise an keinem bisher bekannten Holze angetroffen
                              									wird. Die Adern bilden am Querschnitte wellig concentrische Linien in ungleichen,
                              									mitunter sehr genäherten, dann wieder in 2cm und
                              									darüber breiten Abständen. Die Dicke der Linien wechselt von einer mit freiem Auge
                              									eben erkennbaren Feinheit bis über Millimeterdicke. Daſs es sich hier nicht um
                              									Jahresringe, sondern um Ablagerungen von Farbstoff handelt, wie sie in allerdings
                              									weniger auffallender Weise an vielen tropischen Hölzern angetroffen werden, ist ohne
                              									weitere Untersuchung klar. An Längsschnitten bilden die Linien mannigfaltige
                              									Figuren, die sich aber sämmtlich auf den Typus des Ringfladers (wie bei
                              									Nadelhölzern, Eiche, Nuſs u. dgl.) zurückführen lassen und sich von diesem
                              									wesentlich nur darin unterscheiden, daſs benachbarte Linien unter einander in
                              									Verbindung treten, stellenweise baumartig verzweigte Zeichnungen Dungen bilden, was bei dem durch
                              									Jahresringe hervorgerufenen Flader niemals vorkommen kann.
                           Auſser der Aderung zeigt das Holz auf Längsschnitten eine eigenthümliche, durch
                              									anscheinend unregelmäſsige Flecken und Streifen hervorgerufene Zeichnung. Bei
                              									genauerer Ansicht findet man alle Uebergänge zwischen den hellen Flecken und den
                              									Querstreifen und von dem Ueberwiegen der einen oder der anderen Form hängt es ab, ob
                              									das Holz an einer Stelle eine mehr schuppige oder mehr streifige Zeichnung aufweist.
                              									Flecken und Streifen sind der Ausdruck der in der Flächenansicht sich darbietenden
                              									Markstrahlen. Je mehr der Schnitt sich dem Speichen- oder Radialschnitte nähert,
                              									desto breiter werden die Markstrahlen bloſsgelegt. Alle Hölzer mit grobem Spiegel
                              									(z.B. Eiche, Buche) zeigen dieselbe Erscheinung; die Absonderlichkeit der
                              									Ziricota-Zeichnung beruht darauf, daſs die in der Breite wenig verschiedenen
                              									Markstrahlen ungewöhnlich dicht gereiht und verhältniſsmäſsig wenig hoch sind,
                              									wodurch die Aehnlichkeit mit einem Geflechte stärker hervortritt.
                           Wo die Markstrahlen nicht allzu dicht stehen, sieht man auf Längsschnitten noch ein
                              									drittes System von Streifen: helle, zarte, mit den dunklen Adern gleichsinnig
                              									verlaufende, oft unterbrochene Linien oder Furchen; es sind die der Länge nach
                              									eröffneten Poren, wie sie bei allen grobporigen Hölzern (Eiche, Ulme, Nuſs) bekannt
                              									sind.
                           Bei der mikroskopischen Untersuchung zeigen sich die Markstrahlen nicht selten
                              									breiter als die Holzstränge; ja die letzteren sind mitunter nur aus einer einfachen
                              									oder doppelten Faserreihe zusammengesetzt. Dazu kommt noch, daſs die Markstrahlen
                              									ungewöhnlich groſszellig sind, so daſs schon 6reihige Markstrahlen ebenso breit sind
                              									wie 15 bis 20reihige Faserstränge. Die Gefäſse stehen vereinzelt oder in kleinen
                              									Gruppen und sind häufig so groſs (0mm,2), daſs sie
                              									über den Holzstrang hinaus in die benachbarten Markstrahlen übergreifen. Sie sind
                              									sehr derbwandig, dicht mit kleinen, elliptisch behöften Tüpfeln besetzt.
                              									Parenchymzellen begleiten stets die Gefäſse, meist jedoch in geringer Menge.
                              									Auſserdem kommen Parenchymzellen auch gruppenweise, häufiger in einfachen oder
                              									mehrfachen Querreihen im Libriform vor, wo sie indeſs leicht zu übersehen sind, weil
                              									sie von den ungemein stark verdickten, dünnen, spulenrunden Fasern zusammengedrückt
                              									werden. Alle Elemente, besonders reichlich die parenchymatischen, enthalten eine
                              									dunkelbraune harzige Masse, viele Markstrahlzellen überdies groſse
                              									Oxalatkrystalle.
                           Das Holz würde zufolge der Verdickung und Verharzung seiner Elemente zu den
                              									dichtesten und härtesten zu zählen sein, wenn nicht die groſszelligen, meist 4 bis
                              									6reihigen Markstrahlen diese Eigenschaften wesentlich mildern würden. Das Holz kommt
                              									in mächtigen, 40 bis 50cm, selbst darüber im
                              									Durchmesser haltenden Stämmen in den Handel. In Mexiko kennt man unter dem Namen
                              										„Ziricota“ pflaumenartige Früchte, welche in Zucker eingesotten werden.
                              									Wahrscheinlich stammen sie von demselben Baume, welcher das in Rede stehende Holz
                              									liefert; welcher Baum dies ist, konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 252, S. 219
                              
                           Ebenso unbekannt ist die Abstammung des in Fig. 2
                              									dargestellten Holzes. Es wird seit einigen Jahren aus London bezogen und im Wiener
                              									Handel als „geperltes Holz“ bezeichnet. Die spitz-elliptischen, dunkelbraunen
                              									Figuren, welche sich scharf von dem hellen, längsstreifigen Grunde abheben, sind die
                              									Durchschnitte der Markstrahlen. In Folge der Unregelmäſsigkeit des Wuchses, wie sie
                              									jedem Stamme zukommt, erscheinen die Markstrahlen auf demselben Furnürblatte in
                              									verschieden schiefen Durchschnitten, die Figuren daher in breiteren Ellipsen bis
                              									rautenförmig. Dadurch wird die Mannigfaltigkeit der Zeichnung vortheilhaft
                              									gesteigert. Die zarte Längsstreifung ist der Ausdruck tangentialer
                              									Parenchymschichten, in welchen die Gefäſsporen gebettet sind; sie ist nicht sehr
                              									auffallend, trägt aber zur Abtönung der Farben wesentlich bei.
                           Der Bau des Holzes ist ganz eigenartig. Zwischen den breiten Markstrahlen sind die
                              									Holzstränge durch einreihige Markstrahlen mehrfach abgetheilt. In radialer Richtung
                              									ist das Holz auſserordentlich regelmäſsig geschichtet, indem Holzfasern mit
                              									Parenehym und Gefäſsen durch die ganze Breite des Stranges wechseln. Die Gefäſse
                              									sind dünnwandig, oft gegenseitig abgeplattet, vollkommen perforirt, mit kleinen
                              									rundlich behöften Tüpfeln dicht besetzt, Die Parenchymzellen sind, wie die
                              									Markstrahlen, erfüllt von dunkelbraunen Körnchen oder formlosen Massen, die
                              									hauptsächlich aus Gerbstoff bestehen. Die Holzfasern sind ungewöhnlich breit (0mm,035), polygonal abgeplattet, mäſsig verdickt,
                              									reichporig. Dieses Holz, welches in Stämmen von über 2m Länge und 30 bis 40cm Dicke in den
                              									Handel kommt, dürfte namentlich Galanterietischlern
                              									willkommen sein.