| Titel: | Diehl's Dämpfapparat zur Neutralisirung und Fixirung von Druckfarben auf baumwollenen Stoffen oder Garnen mit Ammoniakgas. | 
| Autor: | H. S. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 256 | 
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                        Diehl's Dämpfapparat zur Neutralisirung und
                           								Fixirung von Druckfarben auf baumwollenen Stoffen oder Garnen mit
                           								Ammoniakgas.
                        Mit Abbildung.
                        Diehl's Dämpfapparat.
                        
                     
                        
                           Der Gedanke der Anwendung des gasförmigen Ammoniaks zur Neutralisation und
                              									Befestigung von Farben auf den Textilfasern, namentlich auf den Geweben, ist alt und
                              									schon J. Persoz weist auf dieselbe in seinem Werke: Traité de l'impression des tissus, Bd. 4 S. 23 mit
                              									Nachdruck hin. Seit einer Reihe von Jahren haben sich entsprechende Apparate, welche
                              									die Einwirkung des flüchtigen Alkalis als Säure sättigendes Mittel in rationeller
                              									Weise auszuführen gestatten, in der Praxis eingebürgert. Eine der Hauptanwendungen
                              									derselben bezieht sich auf die Befestigung der Beizen.
                              									Anstatt die beizenden Metallhydrate und basischen Metallsalze auf der Faser durch
                              									bloſses Hängen und Verflüchtigung der ihnen als Lösungsmittel dienenden Essigsäure
                              									niederzuschlagen, was stets längere Zeit in Anspruch nimmt, ist in der That die Idee
                              									der Zuhilfenahme eines direkt chemisch neutralisirend wirkenden Mittels für den
                              									wissenschaftlich gebildeten Praktiker eine mehr als naheliegende und einfache. Wenn,
                              									worüber man sich wundern muſs, nicht schon seit langem
                              									in den Werkstätten des Druckers und Färbers zu einer derartigen Verwendung des
                              									Ammoniaks geschritten wurde, so trug hieran eben die gröſste Schuld das zähe
                              									Festhalten am herkömmlichen Arbeiten und in Folge dessen das Zurückscheuen von der
                              									mehr oder weniger groſsen geistigen Anstrengung, welche die Errichtung eines für die
                              									Anwendung eines flüchtigen Mittels wie das Ammoniak zweckdienlichen Apparates
                              									gekostet hätte. Und doch lagen verschiedene weitere wichtige Dienstleistungen einer
                              									derartigen Vorrichtung auf der Hand. Bekanntlich werden z.B. die Weiſsbodenartikel,
                              									welche neben Anilinoxydationsschwarz eine Dampffarbe enthalten, vor dem Dämpfen und
                              									nach der vollständigen Entwickelung des Anilinschwarz mit Ammoniakgas behufs
                              									vollständiger Entsäuerung des letzteren behandelt. Anstatt diese Operation in
                              									barbarischer Weise derart auszuführen, daſs man auf den Boden der Hänge einige Liter
                              									wässeriges Ammoniak ausgieſst und die Stücke in der gebildeten, etwas erwärmten
                              									alkalischen Atmosphäre einige Zeit hängen läſst, gelangt man mit Hilfe einer
                              									continuirlichen Roll-Ammoniakkufe in schnellerer, billigerer und angenehmerer Weise
                              									zum Ziele. – Die Verwerthung des Ammoniakapparates zur vollständigeren und rascheren
                              									Entwickelung und Fixirung der Dampffarben im Allgemeinen (in Verbindung mit den
                              									Dämpfapparaten) ist von bedeutender Tragweite.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 257
                              
                           Einen Ammoniakapparat hat nun O. Diehl in Warnsdorf, Böhmen (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 21077 vom 14. März
                                 										1882) angegeben. Die Waare (Baumwollzeug oder Garne), auf welcher die
                              									Druckfarben neutralisirt oder fixirt werden sollen, wird auf die durch einen Antrieb
                              									von auſsen in langsame Drehung zu setzenden Rollen R
                              									aufgewickelt und der Apparat alsdann dicht verschlossen. Mittels des von auſsen
                              									erreichbaren Rohres a wird durch Hebung des
                              									Sicherheitsventiles v Ammoniakflüssigkeit in die
                              									kleine, mit doppeltem Boden versehene eiserne Abdampfpfanne b eingefüllt und durch Zuleitung von Dampf durch das Rohr c zur Verdampfung gebracht. Gleichzeitig wird der
                              									Apparat mittels des Schlangenrohres d erwärmt, wodurch
                              									die Condensation von
                              									Wasserdampf während der Arbeit verhindert wird. Um ein Abtropfen des sich etwa beim
                              									Beginne der Operation an dem noch nicht erwärmten Deckel niederschlagenden Wassers
                              									unschädlich zu machen, ist an demselben das Schutzblech e angebracht, welches das vom Deckel abtropfende Wasser auffängt (selbst
                              									aber auch Wasser abtropfen lassen kann). Nach Beendigung der Reaction läſst man zur
                              									Entfernung des geringen Ueberschusses von Ammoniakgas durch das Rohr g Dampf einströmen und durch den Hahn f wieder austreten.
                           Lange vor dieser Patentnahme bestanden in zahlreichen Fabriken ähnliche Apparate,
                              									welche jedenfalls in Bezug auf Einfachheit der Construction über dem Diehl'schen Modelle stehen. Statt der Abdampfpfanne und
                              									Schlangenröhre ist zweckmäſsiger Weise eine mit Dampf erhitzte Platte angewendet,
                              									auf die der Salmiakgeist langsam auftropft und verdampft und welche zur gleichen
                              									Zeit eine genügende Temperaturerhöhung des Apparates hervorbringt. Der letztere
                              									besteht in einem 4eckigen, mit Rollen versehenen, hölzernen Kasten (Ammonia-Box der Engländer) und hat durchaus nicht den
                              									Zweck, eine Dämpfoperation auszuführen; die darin herrschende Temperatur übersteigt
                              									25 bis 30° nicht und genügt also zu deren Hervorbringung eine unbedeutende, auf
                              									einen kleinen Platz beschränkte Wärmeentwickelung. Derartige Apparate müssen wie die
                              										„Ammonia-Box“ zum ununterbrochenen Betriebe eingerichtet sein; die
                              									Stücke laufen in kurzer Zeit der Breite nach durch die Ammoniakatmosphäre. Handelt
                              									es sich nur um die Befestigung von Beizen, so wird dieselbe nach dem
                              										„Salmiaken“ durch ganz kurzes Dämpfen bei einer bedeutend unter 100°
                              									liegenden Temperatur vervollständigt und durch Kuhkothen in gewöhnlicher Weise
                              									beendigt. Die Dampffarben werden nach der ammoniakalischen Behandlung in
                              									gewöhnlicher Weise durch Dämpfen vollständig befestigt. Der Diehl'sche Apparat mag für Strang seine
                              									Berechtigung haben; doch auch hierfür möchte er zweckmäſsig für ununterbrochene
                              									Arbeit abgeändert werden. Bei der Anwendung von Rollapparaten verliert die
                              									herauskommende Waare an der Luft sofort den Ueberschuſs von Ammoniak;
                              									Einströmenlassen von Dampf ist nicht nothwendig, um so weniger, da es das Dämpfen
                              									doch nicht ersetzt und nachher doch noch gedämpft werden muſs, wenn auch in kürzerer
                              									Dauer. Der Wechsel von Ammoniak und Dampf beim Diehl'schen Apparate möchte einen ebenso groſsen Verlust des ersteren bedingen
                              									wie derjenige, welcher beim Abgange von Ammoniakgas bei den oben offenen, mit Abzug
                              									versehenen Rollapparaten stattfindet.
                           
                              
                                 H. S.