| Titel: | Die Wasserhaltungs-Anlage der Grube Bindweide bei Steinebach. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 265 | 
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                        Die Wasserhaltungs-Anlage der Grube Bindweide bei
                           								Steinebach.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Die Wasserhaltungs-Anlage der Grube Bindweide bei
                           								Steinebach.
                        
                     
                        
                           Th. Peters berichtet in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1883 S. 587 eingehend über
                              									die Tiefbauanlage der Grube Bindweide bei Steinebach, aus welcher Abhandlung die
                              									nachstehenden Einzelheiten über die zur Anwendung gekommenen Pumpen und Gestänge
                              									entnommen sind.
                           Die Grube Bindweide war, bis vor Kurzem nur durch
                              									Stollen gelöst und man entschloſs sich im J. 1881, nachdem die Gangmittel abgebaut
                              									waren, zu einer Tiefbauanlage. In Folge der Oberflächenbeschaffenheit des Bodens
                              									sind die Wasserzuflüsse in der Grube sehr stark und oft sehr rasch schwankend. Aus
                              									diesem Grunde hat man für die Wasserhaltungsanlage das Kley'sche Maschinensystem (vgl. 1881 242 1.
                              									1882 243 * 349) gewählt, welches eine möglichst groſse
                              									Veränderlichkeit der Leistung gestattet. Die maschinellen Einrichtungen wurden auf
                              									Grund sorgfältiger Ermittelungen der den einzelnen Gangmitteln der Grube zusitzenden
                              									und durch die vorhandenen Stollen abflieſsenden Wassermengen entworfen. Der Schacht
                              									hat von der Hängebank bis zur Sohle des Herkulesstollens eine Teufe von 50m und bis zur Sohle des tiefen Bindweider-Stollens
                              									eine Teufe von 86m; unter dieser Sohle ist der
                              									Schacht einstweilen auf 57m abgeteuft worden. Die
                              									Tiefbausohlen sollen von 50 zu 50m unter einander
                              									abgesetzt werden. Die Wasserhaltungsmaschine wurde zunächst für 4 Tiefbausohlen,
                              									d.h. für eine Gesammtteufe von 200m unter der
                              									tiefen Stollensohle berechnet. Die von den Pumpen gehobenen Wasser sollen auf der
                              									Sohle des tiefen Stollens ausgegossen werden. Für die einzelnen Tiefbausohlen wurden
                              									die minutlichen Wassermengen nach Beobachtung der Zuflüsse folgendermaſsen
                              									angenommen: Für die 1. Tiefbausohle 2cbm,82,
                              									gleich der bei Fluthzeiten beobachteten, dem tiefen Bindweider Stollen zuflieſsenden
                              									gröſsten Wassermenge; für die 2. Sohle 2cbm,50,
                              									für die 3. und 4. Sohle 2cbm,25.
                           Die mittlere Kolbengeschwindigkeit der Pumpen wurde mit 0m,75 in der Secunde angenommen, so daſs sich die Kolbendurchmesser der
                              									Pumpen bei einem Füllungsgrade von 0,95 zu 0,42 bezieh. 0,40 und 0m,37 ergeben. Die Wasserhaltungsmaschine wurde für
                              									die obigen Wassermengen und für eine Geschwindigkeit des Dampfkolbens von ebenfalls
                              										0m,75 in der Secunde als eine
                              									Eincylinder-Auspuffmaschine berechnet. Unter Annahme einer Eintrittsspannung von
                              										7at absolut, einer 4 fachen Expansion, starker
                              									Compression und eines Wirkungsgrades von 70 Proc. (Maschine und Pumpen zusammen)
                              									wurde der Kolbendurchmesser mit 0m,90 bestimmt.
                              									Der Hub der Maschine und der Pumpen wurde doppelt so groſs, nämlich zu 1m,8, gewählt. Bei der angenommenen Geschwindigkeit von 0m,75 ergeben sich hiernach ohne Hubpausen 12,5
                              									Umdrehungen in der Minute.
                           Mit Rücksicht auf die in der nächsten Betriebsperiode zu erwartenden Vortheile hat
                              									man sich für lauter Hubsätze entschlossen; das Pumpengestänge wird allenthalben auf
                              									Zug beansprucht. Als ein wesentlicher Nachtheil der Mönchskolben-Hubpumpen älterer
                              									Einrichtung muſs insbesondere die hängende Stopfbüchse bezeichnet werden, welche
                              									meist schwer zugänglich ist und bei nur etwas sandigem Wasser immer Veranlassung zu
                              									Betriebsstörungen gibt. Dieser Uebelstand ist bei der Bindweider Anlage durch
                              									Anwendung der ebenfalls von Kley herrührenden Anordnung
                              									der Hubpumpen (Fig. 4 Taf.
                              									21) vermieden, indem hier der Mönchskolben durch einen Stopfbüchsen-Rohrkolben
                              									ersetzt ist. Die Pumpe hat ein nach abwärts hängendes Rohr, über welches sich ein
                              									unten geschlossenes, mit dem durchgehenden Gestänge verbundenes Stopfbüchsenrohr
                              									auf- und abbewegt. Der Schlamm, welcher sich mit der Zeit im Kolbenrohre absetzt,
                              									kann durch Abschrauben des Bodens leicht entfernt werden. Die Wände der Pumpen sind
                              									durchwegs so geformt, daſs der Wasserstrom nirgends schroffe Ablenkungen oder
                              									Querschnittsänderungen erleidet, wodurch nicht unwesentlich zum dauernd ruhigen
                              									Betriebe der Pumpen beigetragen wird. Durch Anwendung der Thometzek'schen Etagenventile mit groſsem Durchgangsquerschnitte und
                              									kleinem Hube (vgl. 1878 230 * 16) ist ebenfalls für einen
                              									ruhigen Gang der Pumpe selbst bei der ziemlich bedeutenden Kolbengeschwindigkeit von
                              										0m,75 in der Secunde gesorgt. Die
                              									Dichtungsflächen der Ventile sind mit Lederringen besetzt.
                           Eine besondere Sorgfalt wurde dem Pumpengestänge und dessen Führung zugewendet. Um
                              									bei möglichst geringem Eigengewichte eine möglichst groſse Sicherheit zu erreichen,
                              									wurde das ganze Gestänge aus Tiegelguſsstahl hergestellt und der Querschnitt so
                              									bemessen, daſs die höchste Beanspruchung nur 6,6k/qmm betragen wird, obzwar dasselbe mit
                              									voller Sicherheit mit 8,5k/qmm belastet werden kann, so daſs das eingebaute
                              									obere Gestänge selbst bei Erreichung einer Teufe von 280m unter der tiefen Stollensohle noch ausreichend erscheint. Zur Erzielung
                              									einer möglichst genauen Führung und gleichzeitig auch um Fehler im Materiale
                              									leichter zu entdecken, wurde das ganze Gestänge abgedreht, wodurch es möglich wurde,
                              									an beliebiger Stelle Gleitbüchsen anzubringen. Diese letzteren zeigen die aus Fig.
                                 										6 Taf. 21 ersichtliche Form und gewähren dem Gestänge 1mm Spiel. Für den Gestängekopf ist eine sehr
                              									sorgfältige Schlittenführung (Fig. 5)
                              									vorgesehen. Die Verbindungsschlösser (Fig. 7) des
                              									Gestänges bestehen aus Muffen, welche die verstärkten Gestängeenden umfassen und
                              									durch umgelegte Ringe zusammengehalten werden. Der sichere Schluſs wird durch einen
                              									zwischen die Gestängeenden gelegten Keil mit Differentialschrauben-Sicherung
                              									bewirkt. Scharfe Einschneidungen sind bei dem Schlosse sorgfältig vermieden.
                           
                           Das Gestänge war von F. Krupp in Essen geliefert,
                              									während die Wasserhaltungsmaschine und die Pumpen von A. und
                                 										H. Oechelhäuser in Siegen gebaut wurden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
