| Titel: | G. F. Deacon's neuer selbstregistrirender Wassermesser. | 
| Autor: | O. L. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 350 | 
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                        G. F. Deacon's neuer selbstregistrirender
                           								Wassermesser.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28.
                        G. F. Deacon's neuer selbstregistrirender Wassermesser.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daſs insbesondere in gröſseren Städten die Rohrnetze
                              									der Wasserleitungen mehr und mehr undicht werden; veranlaſst ist dieser
                              									beklagenswerthe Umstand einestheils durch den Gebrauch der
                              									Wasservertheilungseinrichtungen, hauptsächlich der Privatleitungen, anderentheils
                              									durch die Unsicherheit der Unterlage für die Röhren, welche durch Aufgrabungen aller
                              									Art fort und fort gelockert wird. Durch solche Undichtigkeiten entstehen
                              									Wasserverluste von zweierlei Art: sichtbare und unsichtbare. Die sichtbaren befinden sich meistens an den Hausleitungen,
                              									herbeigeführt durch undichte Hähne u. dgl.; die unsichtbaren sind unter dem Boden und entweder durch undichte Muffen und
                              									Flanschen, oder durch Fehler an den Röhren veranlaſst. Bedenkt man, daſs die
                              									Rohrnetze in der Regel einer andauernden Pressung von etwa 3at ausgesetzt sind und daſs unter dieser Pressung
                              									durch eine Oeffnung von der Gröſse eines Nadelöhres etwa 1cbm Wasser im Tage entweicht, so wird man
                              									begreifen, zu welcher beträchtlichen Höhe sich in schlecht erhaltenen Rohrnetzen die
                              									Wasserverluste durch Undichtigkeiten erheben können.
                           Um diese Wasserverluste durch Undichtigkeiten zu vermindern, sind bis jetzt
                              									hauptsächlich 3 Methoden angewendet: Man hat in erster Linie die Wasserversorgung
                              									intermittirend gemacht, d.h. statt zu jeder Zeit Wasser abzugeben, die Abgabe auf
                              									eine bestimmte und meist sehr kurze Zeitdauer beschränkt. Die Abnehmer haben in
                              									diesem Falle Hausbehälter, welche zu Zeiten der Wasserabgabe gefüllt werden, um für
                              									die Zeit der Unterbrechung der öffentlichen Versorgung vorzuhalten. Es ist klar,
                              									daſs, wenn ein Rohrnetz statt 24 Stunden nur 2 oder 3 Stunden unter hohem Drucke
                              									steht, die Entweichungen an Wasser durch Undichtigkeiten 12 bis 8 mal geringer
                              									werden. Diese Art der Wasservertheilung hat jedoch so viele hygienische und andere
                              									Nachtheile, daſs sie sich nur in wenigen Städten des Festlandes (bei uns z.B. in
                              									Hamburg) zu erhalten vermag. Der zweite Weg, diesen Verlusten zu entgehen, besteht
                              									darin, alle vorhandenen Leitungen u. dgl. herauszunehmen und durch ganz neue bester
                              									Construction zu ersetzen. Hat man dadurch den gewünschten Vortheil auch für den
                              									Augenblick erreicht, so ist damit noch lange nicht gesagt, daſs für alle Zukunft den
                              									Uebelständen abgeholfen sei. Es werden vielmehr mit der Zeit die alten Mängel
                              									wiederkehren, da auch die besten Constructionen dem Verschleiſse unterliegen. Die
                              									dritte Methode, welche am häufigsten zur Anwendung kommt und auch als das
                              									zweckmäſsigste Verfahren bezeichnet werden muſs, ist die der Aufsuchung der
                              									vorhandenen Undichtigkeiten und die Abstellung derselben; sie verursacht jedoch bei
                              									einem sehr ausgedehnten Rohrnetze groſse Schwierigkeiten und Kosten, da man die
                              									sichtbaren Fehler von Haus zu Haus ermitteln und die Wasserabnehmer zu deren
                              									Behebung zwingen muſs und hinsichtlich der Auffindung von unsichtbaren
                              									Undichtigkeiten (Leckagen) seither auf sehr primitive Mittel beschränkt war. (Vgl.
                              										Muchall * S. 191 d. Bd.)
                           Es ist das Verdienst des Direktors der Liverpooler Wasserwerke G. F. Deacon, nach dieser Richtung hin durch den von
                              									ihm construirten Wassermesser dem Wasserwerksbetriebe eine groſse Erleichterung
                              									verschafft zu haben, wie aus folgendem Berichte nach dem Génie civil, 1883/4 Bd. 4 S. 309 näher hervorgehen wird.
                           Im J. 1865 war das in Liverpool angenommene Versorgungssystem ein gemischtes; ein
                              									Theil der Abnehmer wurde zeitweise, der andere Theil ohne Unterbrechung mit Wasser
                              									versehen. Für die Beaufsichtigung der Hausleitungen kam im J. 1865 ein Inspector auf
                              									110000 Einwohner; 1871 konnte ein derartiger Angestellter nur noch einen Bezirk von
                              									43000, im J. 1872 nur noch einen solchen von 36000 Einwohnern bewältigen. Dabei kam
                              									das Prinzip der zeitweisen Versorgung mit wachsender Strenge zur Anwendung und man
                              									beschränkte die Wasserabgabe auf 9 Stunden im Tage. Trotz aller dieser Vorkehrungen
                              									wuchs der Wasserbedarf in einer Weise an, daſs man nach Lage der Dinge mit
                              									Bestimmtheit das Eintreten von Wassermangel in trockenen Zeiten vorhersehen konnte.
                              									In dieser Bedrängniſs stellte die Wasserwerksgesellschaft von Liverpool beim
                              									Parlamente den Antrag auf Ermächtigung zur zwangsweisen Umlegung des Rohrnetzes und
                              									Ersatz durch ein vollständig neues. Die nachgesuchte Ermächtigung wurde jedoch nicht
                              									ertheilt. Dadurch ist die Gesellschaft gezwungen worden, die Ursachen der
                              									Wasserverluste genau zu studiren und ein Verfahren aufzusuchen, mittels dessen man
                              									die Hauptveranlassungen dieser Verluste rasch beseitigen konnte.
                           Zunächst wurde mit groſsem Aufwände in einem Bezirke von etwa 31000 Einwohnern eine
                              									genaue Ermittelung des Wasserverbrauches vorgenommen. Man erhielt folgende Resultate
                              									für Kopf und Tag:
                           
                              
                                 1)
                                 Nach vorgenommener Prüfung von Haus zu Haus, jedoch vor Be-seitigung
                                    											aller sichtbaren Wasserverluste, betrug der Verbrauch
                                 152l
                                 
                              
                                 2)
                                 Bei Einführung der zeitweisen Versorgung, 9,5 Stunden im Tage
                                   89
                                 
                              
                                 3)
                                 Nach genauer Aufsuchung und Ausbesserung aller
                                    											Undichtigkeiten(sämmtliche Inspectoren von Liverpool kamen hierbei in
                                    											Ver-wendung), ebenso nach Auswechslung aller Ventile u. dgl. m.
                                    											beiununterbrochener Versorgung
                                   61
                                 
                              
                           
                           Durch diese sehr kostspielige, mit Hilfe von 14 Wassermessern angestellte Beobachtung
                              									überzeugte man sich, daſs die geplante Erneuerung sämmtlicher Leitungen eine
                              									ungerechtfertigte Verschwendung wäre, indem im Allgemeinen die Rohrleitungen noch
                              									nicht schlecht waren und die vorhandenen Undichtigkeiten mit unbedeutendem Aufwände
                              									verstopft werden konnten. Man ging also an eine durchgreifende Untersuchung der
                              									Leitungen.
                           Das seit langer Zeit bekannte Verfahren, einen Leck an dem Geräusche, welches von der
                              									Leckstelle durch das Rohr weiter getragen wird und dem Ohre wahrnehmbar ist, zu
                              									erkennen, diente auch im vorliegenden Falle zur Auffindung der Undichtigkeiten.
                              									Dieses Verfahren führt jedoch nur dann zum Ziele, wenn vollständige Stille herrscht,
                              									was in groſsen Städten nur während der Nachtstunden der Fall ist. Die Inspectoren
                              									wurden deshalb mit einem Hörrohre und einem Apparate, um zu den metallischen
                              									Oberflächen der Leitungen zu gelangen, ausgerüstet und, statt daſs man dieselben wie
                              									seither am Tage von Haus zu Haus nachsehen lieſs, zur Auffindung der Undichtigkeiten
                              									während der Nacht verwendet. Auf der anderen Seite war ein Apparat zur Eintragung
                              									der Ergebnisse nöthig, welcher unabhängig von den Inspectoren arbeitete, etwa wie
                              									eine Wächtercontroluhr. Einen solchen Apparat hat nun G. F.
                                 										Deacon erfunden.
                           Der in Fig. 1 Taf. 28 im Längenschnitte gezeichnete Deacon'sche WassermesserDer Grundgedanke der Deacon'schen Construction,
                                    											die durchflieſsende Wassermenge nach der Oeffnung eines veränderlichen
                                    											Durchgangsquerschnittes zu bemessen, wurde schon von E. A. Chameroy in Paris (vgl. 1869 193
                                    											* 185) bei einem Wasser-Registrirapparate benutzt, welcher auch die
                                    											kegelförmige Durchfluſsbüchse und eine in derselben spielende Ventilscheibe,
                                    											nur in umgekehrter Ausführung zeigt. Der Wassermesser von G. F. Deacon erschien in zunächst noch
                                    											unvollkommener Gestalt 4 Jahre später (Englisches Patent Nr. 907 vom 13.
                                    											März 1873) mit Hebel und Feder zur Aufnahme des Druckes auf den Ventilteller
                                    											und wurde dann nach und nach durch Ersatz der Feder durch ein Gewicht
                                    											(Englisches Patent Nr. 4064 vom 29. December 1873) und durch verschiedene
                                    											andere, eine Erhöhung der Betriebssicherheit bezweckende Verbesserungen
                                    											(Englisches Patent Nr. 50 vom 5. Januar 1875) vervollkommnet. Eine
                                    											Beschreibung des letzteren Apparates, welcher jedoch von der neuesten, oben
                                    											besprochenen Einrichtung weit übertroffen ist, findet sich in den Annales des Ponts et Chaussées, 1876 Bd. 2 S.
                                    											191. ist so construirt, daſs die gesammte, einem Bezirke von 1000
                              									bis 4000 Einwohnern zuströmende Wassermenge denselben durchflieſsen kann, ohne einen
                              									fühlbaren Druckverlust zu verursachen. Der Apparat wird an einer Stelle in die
                              									Zuleitung eingeschaltet, an welcher der Straſsenverkehr den Zugang zu demselben
                              									nicht stört, oder man verlegt zu diesem Zwecke die Hauptleitung nach dem
                              									Fuſssteige.
                           Das Wasser durchflieſst im Apparate eine Büchse von Bronze mit senkrechter Achse,
                              									welche oben von gleicher Licht weite wie die Rohrleitung ist, nach unten hin aber
                              									sich kegelförmig erweitert. In dieser Büchse bewegt sich ein wagerechter
                              									Bronzeteller, verbunden mit einer zu demselben concentrischen hohlen Führungsstange, welche
                              									in einem Messingrohre senkrecht gehalten ist und sich leicht in demselben auf- und
                              									abbewegen kann. An dem oberen Ende dieser den Teller tragenden Führungsstange ist
                              									ein feiner Metallfaden befestigt, welcher zwischen zwei Reinigungspfropfen von
                              									Phosphorbronze durchgeht und sodann aus der Wasserkammer in den wasserfreien,
                              									oberhalb derselben befindlichen Kaum eintritt. Von dem Zwischenräume zwischen den
                              									beiden Reinigungspfropfen geht ein Röhrchen E für den
                              									Wasserabfluſs in die Erde, um die Zusickerung, welche längs des Metallfadens an dem
                              									unteren Pfropfen erfolgen könnte, abzuführen bezieh. von dem Eintritte in die
                              									Luftkammer abzuhalten. In der Luftkammer ist der Faden an einem kleinen Wagen
                              									befestigt, welcher senkrecht geführt ist und einen Schreibstift aus Metall trägt.
                              									Dieser Wagen wird sodann durch einen zweiten Metallfaden, welcher über eine Rolle
                              									läuft und ein Gegengewicht trägt, schwebend erhalten. Das Gegengewicht ist schwerer
                              									als die dem ersten Metallfaden anhängende Last, so daſs, wenn kein Wasserdurchfluſs
                              									stattfindet, der Teller sich an dem oberen Theile der conischen Büchse in der Lage
                              										CD festsetzt. Sobald sich nun ein Durchfluſs
                              									entwickelt, empfängt der Teller eine Pressung von oben nach unten und das Wasser
                              									tritt zwischen demselben und der Innenfläche des Hohlkegels durch. Teller, Wagen und
                              									Schreibstift kommen in eine Gleichgewichtslage, sobald die von oben nach unten
                              									gerichtete Pressung, welche der lebendigen Kraft des durchströmenden Wassers
                              									entspricht, gleich wird der von unten nach oben wirksamen Gegenkraft, bestehend in
                              									dem Gewichtsüberschusse des Gegengewichtes über den Kolben nebst Zubehör. Es gibt
                              									mithin für jede gegebene Durchfluſsgeschwindigkeit eine gegebene Stellung des
                              									Schreibstiftes über der Null-Linie, für welch letztere sich der Teller in der Lage
                              										CD befindet.
                           Vor dem Stifte dreht sich eine durch ein Uhrwerk getriebene Trommel, auf welcher ein
                              									bedrucktes Papier befestigt ist, dessen Null-Linie genau eingestellt wird. Die
                              									Trommel macht in 24 Stunden eine ganze Umdrehung, so daſs also die Zeiteintheilung
                              									proportional dem Umfange des Papierstreifens bezieh. der Länge des abgewickelten
                              									Blattes erfolgen kann. Die Lage des Stiftes zu einer bestimmten Zeit ergibt deshalb
                              									einen Maſsstab für die zu dieser Zeit durch den Apparat flieſsende Wassermenge und
                              									die letztere kann durch Versuche auf dem Wege direkter Messung festgestellt und für
                              									gewisse bestimmte Durchfluſsmengen durch Horizontallinien auf dem über die Trommel
                              									gespannten Papiere gekennzeichnet werden. Man erhält hieraus ein Diagramm, auf
                              									welchem die Zeit als Abscisse, die entsprechende Wassermenge als Ordinate gemessen
                              									ist.
                           Das beigegebene Diagramm verdeutlicht den ganzen Vorgang, indem es die verschiedenen
                              									praktisch vorkommenden Fälle graphisch darstellt und den Wasserverbrauch eines
                              									Bezirkes von 1933 Einwohnern zeigt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 353
                              
                           In diesem Bezirke entweichen durch verborgene Undichtigkeiten in der Stunde 800 Gallonen (3635l) oder 9,9 Gallonen (44l,9) für Kopf und Tag. Die sichtbaren Wasserverluste (hauptsächlich Undichtigkeiten an Auslaufhähnen
                              									u. dgl.) ergaben eine Wassermenge von 400 Gallonen (1817l) oder von 5 Gallonen (22l,7) für Kopf
                              									und Tag. Auf dem Diagramme sind die ersteren durch das untere (heller schraffirte)
                              									Rechteck mit der 800 Gallonen entsprechenden Ordinate dargestellt, die letzteren
                              									durch das zwischen der 800 und 1200 Gallonen-Ordinate liegende kreuzweise
                              									schraffirte Rechteck, da man, die Pressung im Rohrnetze als annähernd constant
                              									voraussetzend, die durch die Lecke entweichende Wassermenge ebenfalls als nahezu
                              									constant annehmen darf. Beide Flächen weisen einen Verlust von 1200 Gallonen
                              										(5452l) in der Stunde oder von 14,9 Gallonen
                              										(67l,7) für Kopf und Tag nach. Der nützliche Verbrauch in den 360 Häusern, welche diesen
                              									Bezirk zusammensetzen, gibt sich als unregelmäſsiger und wechselnder Durchfluſs in
                              									dem Diagramme kund. So oft sich ein Auslaufhahn öffnet, zeigt das Diagramm eine
                              									gröſsere, so oft er geschlossen wird, eine kleinere Ordinate. Man bemerkt dabei
                              									einen wesentlichen Unterschied in dem Falle, in welchem zwischen der Hauptleitung und den
                              									Auslaufstellen ein Sammelbehälter eingeschaltet ist oder nicht. Wenn der Auslaufhahn
                              									unmittelbar gespeist wird, stellt das Diagramm ein Rechteck vor, dessen senkrechte
                              									Seiten zwei Abscissen entsprechen, aus deren Differenz die Dauer des Auslaufes sowie
                              									der Augenblick der Oeffnung und des Schlusses hervorgehen; die Höhe ergibt den
                              									stündlichen Verbrauch (in Gallonen), welche dem Oeffnen des Hahnes gleichkommt. Ein
                              									solches Rechteck ist z.B. zwischen den Abscissen 3 Uhr 32 Min. und 3 Uhr 37 Min.
                              									Morgens ersichtlich. Ist dagegen ein Zwischenbehälter vorhanden, so wird bei der
                              									Oeffnung eines Hahnes durch das Diagramm die plötzliche Oeffnung und der allmähliche
                              									Schluſs des Schwimmerventiles im Behälter dargestellt; das Diagramm nimmt in diesem
                              									Falle die Gestalt eines krummseitigen Dreieckes an, wobei die Curve den allmählichen
                              									Verlauf der Behälterfüllung darstellt. Ein solches Beispiel bietet das vorliegende
                              									Diagramm zwischen 4 Uhr 17 Min. und 4 Uhr 35 Min. Morgens.
                           Die durch das Diagramm gegebenen Flächen sind deshalb dreierlei Art: stetiger
                              									Auslauf, verursacht durch die Undichtigkeiten; gleichmäſsiger Auslauf von kurzer
                              									Dauer, hervorgerufen durch die Oeffnung eines Hahnes, welcher direkt aus dem
                              									Zuleitungsrohre entnimmt; Auslauf mittels eines Zwischenbehälters, welcher in der
                              									Zuleitung sofort mit der Oeffnung des Schwimmerventiles einen Durchfluſs bedingt,
                              									der im Anfange am gröſsten ist und sich nach und nach verringert.Ständig laufende Brunnen, wie dieselben bei uns vielfach vorkommen, scheint
                                    											man in Liverpool nicht zu kennen.L. Durch diese
                              									verschiedenartigen Entnahmen erhält das Diagramm in seiner oberen Begrenzung einen
                              									sehr unregelmäſsigen Verlauf. Von Mittags bis 10 Uhr 50 Min. Abends ergibt sich
                              									neben dem andauernden Verluste durch Undichtigkeiten ein von Minute zu Minute
                              									wechselnder Verbrauch, doch immerhin für kleinere Zwischenräume von nahezu gleichem
                              									Durchschnitt; zwischen 10 Uhr 50 Min. Abends und Mitternacht dagegen nimmt die
                              									nützliche Wasserentnahme sehr rasch ab. Von Mitternacht bis 3 Uhr Morgens ist
                              									ersichtlich, wie sich allmählich die Schwimmkugelhähne der Hauswasserbehälter
                              									schlieſsen; von 3 Uhr bis 4 Uhr 45 Min. zeigt eine wagrechte Linie den einzig von
                              									den Wasserverlusten herrührenden Auslauf, nur durch 5 direkte Entnahmen und 4
                              									Entleerungen in Zwischenbehälter unterbrochen. In Ausnahmefallen, z.B. bei Ausbruch
                              									eines Brandes, wobei die Leitung eine die normale Bedarfsziffer bedeutend
                              									übersteigende Wassermenge durchflieſsen läſst, senkt sich der Teller in die Lage AB (vgl. Fig. 1 Taf.
                              									28) herab; der Durchfluſsquerschnitt ist sodann gleich groſs wie bei jedem anderen
                              									Theile der Leitung und der Druckverlust wird unbedeutend.
                           Nachdem hiermit der Deacon'sche Wassermeſsapparat und
                              									seine Wirkungsweise erklärt ist, erübrigt noch, zu erläutern, welche Vortheile derselbe bei der
                              									Aufsuchung und Verstopfung von Undichtigkeiten eines Rohrnetzes bietet. Um dies
                              									kürzer fassen zu können, sei als Beispiel das fehlerhafte Rohrnetz einer Stadt von
                              									100000 Einwohnern vorausgesetzt und auf dieses die Deacon'sche Untersuchungsmethode angewendet.
                           Man wird vor Allem das Versorgungsgebiet in eine bestimmte Anzahl
                              									Bezirke, von welchen jeder seinen eigenen Wassermesser hat, eintheilen. Die Zahl
                              									dieser Bezirke, welche von der allgemeinen Anlage des Rohrnetzes abhängen wird,
                              									dürfte sich auf etwa 50 bis 60 belaufen; für die Beaufsichtigung bedarf man
                              									mindestens 3 Inspectoren. Man bringt sodann die Wassermesser an und setzt, wenn dies
                              									nicht schon geschehen sein sollte, vor jede einzelne Hauszuleitung ein Absperrventil
                              									oder einen Schieber. Einer der Inspectoren legt um die Trommeln der
                              									Wassermeſsapparate die Diagrammpapierblätter (er vermag etwa 30 im Tage umzulegen)
                              									und bringt gleichviel beschriebene Diagramme, welche er abgelöst hat, auf das
                              									Bureau. Einige Tage nach der Ingangsetzung der Untersuchung besitzt sodann der
                              									Betriebsleiter 60 Diagramme, auf welche ein Gehilfe das hervorgehende Ergebniſs für
                              									den Durchfluſs in der Stande bezieh. in Gallonen oder Liter für Kopf und Tag an
                              									hervorragender Stelle einschreibt.
                           Aus diesen Diagrammen ergibt sich nun z.B. die auffallende
                              									Thatsache, daſs 10 der 60 Bezirke etwa 5mal mehr Wasser bedürfen als die anderen und
                              									zwar ohne auffallenden Grund, da die Vertheilungseinrichtungen sowohl, als die
                              									Verbrauchsbedingungen in dem einen wie in dem anderen die gleichen sind. Der
                              									Betriebsleiter wird nun seine Hauptaufmerksamkeit auf die 10 Bezirke richten, welche
                              									das meiste Wasser verbrauchen; beim ungünstigsten wird eiserne die Sachlage
                              									aufklärenden Maſsnahmen beginnen. Zwei Inspectoren werden zu den Nachtbeobachtungen
                              									verwendet; man gibt ihnen zu diesem Zwecke (in Liverpool wenigstens ist dies der
                              									Fall) einen kleinen Plan des Bezirkes mit, damit sie kein Haus auslassen und ihre
                              									Untersuchungen auf die diesen Theil zusammensetzende Häusergruppe beschränken. Gegen
                              									Mitternacht beginnt ihre Thätigkeit; sie behören der Reihe nach jedes Absperrventil
                              									(oder Schieber), indem sie sich der Schlüsselstange als Schallleiter bedienen. Jedes
                              									Ventil, durch welches man Wasser flieſsen hört, wird sodann geschlossen und die
                              									Nummer des Ventiles (Hauses) und genau der Augenblick des Abschlusses vorgemerkt;
                              									diesen Abschluſs und den bestimmten Augenblick, in welchem derselbe geschah, hat der
                              									auf der Hauptzuleitung zum Bezirke sitzende Wassermesser aufgezeichnet, unabhängig
                              									von der Notiz des Nacht-Inspectors.
                           Auf dem Fuſswege, in welchem diese Absperrventile sitzen, wird
                              									sodann mit Kreide ein Zeichen gemacht. Dauert das Geräusch nach dem Abschlüsse fort,
                              									so ist offenbar noch ein Leck zwischen der Hauptleitung und dem Absperrventile
                              									vorhanden; in solchem Falle wird jedoch das Rauschen an mehreren Ventilen
                              									wahrgenommen und man schlieſst in der Regel nach der Stärke desselben auf die
                              									Leckstelle. Man behört nachher verschiedene Stellen von Fuſsweg und Fahrstraſse, bis
                              									man den Punkt findet, an welchem das Geräusch am stärksten ist; ein neues
                              									Kreidezeichen wird sodann selten verfehlen, die Stelle eines undichten Muffes oder
                              									eines schadhaften Rohres dem Tag-Inspector anzugeben, welcher in der Frühe,
                              									begleitet von einem Arbeiter, den Bezirk abgeht.
                           In der Zeit von 2 bis 4 Uhr Morgens ist der Umgang beendigt und
                              									die Nacht-Inspectoren sind in die Nähe des Wassermessers zurückgekehrt; sie
                              									schlieſsen alsdann den Schieber der Hauptleitung und belassen ihn einige Minuten im
                              									geschlossenen Zustande; nachher öffnen sie denselben wieder und des Weiteren der
                              									Reihe nach alle Absperrventile, welche sie nach den Kreidemarken leicht wieder
                              									finden können. Endlich kehren sie zum Nacht-Bureau zurück, um mit Abklatschtinte in
                              									ein besonderes Formular alle Einzelheiten ihrer Beobachtungen auf dem Nachtgange
                              									aufzuschreiben. Eine andere, weniger häufig angenommene Untersuchungsart, die nur in
                              									jenen Fällen, in welchen der Wasserverlust schon bedeutend herabgemindert ist, zur
                              									Anwendung kommt, besteht darin, alle Schieber zu schlieſsen, ohne sie zu behören.
                              									Auf dem Rückwege öffnet
                              									und behört man sodann einen nach dem anderen; hierdurch werden die kleinen, von den
                              									Schwimmkugel-Behältern herrührenden Wasserverluste aufgeklärt.
                           Am gleichen Morgen um 9 Uhr erhält der Tag-Inspector einen
                              									Abklatsch des Berichtes vom Nacht-Inspector. Er untersucht sodann die bezeichneten
                              									Stellen auf die sichtbaren und unsichtbaren Wasserverluste und kann, weil er nur
                              									dort besichtigt, wo wirkliche Fehler vorliegen, in einem Tage mehr erreichen, als er
                              									mit der Besichtigung von Haus zu Haus in Wochen erreicht hätte. In der Regel
                              									schreibt er sodann Nachmittags mit rother Tinte die Ergebnisse seiner Untersuchungen
                              									in den Bericht des Nacht-Inspectors. Am gleichen Tage empfängt der Betriebsleiter
                              									oder dessen Gehilfe das Diagramm, welches von dem Wassermesser des bei dem
                              									Nachtrundgange untersuchten Bezirkes abgenommen wurde, und prüft dasselbe. Er sieht
                              									daraus, welche Zeit die Untersuchung des Nacht-Inspectors in Anspruch genommen hat;
                              									er erkennt ferner alle entdeckten Wasserverluste auch im Diagramme und einen Monat
                              									später zeigt ihm ein neueres Diagramm die Erfolge der auf die Behebung der
                              									entdeckten Lecke gerichteten Thätigkeit des Tag-Inspectors.
                           Verglichen mit dem heute noch bei uns üblichen Verfahren der Untersuchung von Haus zu
                              									Haus, ersieht man, daſs die groſsen Erfolge der Methode Deacon's in 3 Dingen zu erkennen sind: 1) Die Inspectoren werden nur in
                              									jenen Bezirken beschäftigt, in welchen die gröſsten Wasserverluste beobachtet
                              									werden. 2) Die Zeit, welche für die Entdeckung dieser Verluste aufzuwenden ist, ist
                              									sehr beträchtlich vermindert. 3) Die verborgenen Wasserverluste sind ebenso leicht
                              									zu finden wie die sichtbaren und die Thätigkeit der mit der Aufsuchung beauftragten
                              									Beamten ist durch den Wassermesser bestens controlirt.
                           Das beschriebene Verfahren ist in England thatsächlich auf Bezirke angewendet, deren
                              									Gesammtbevölkerung sich auf mehr als 1½ Millionen beziffert; überall fand man, daſs
                              									der Aufwand im Vergleiche mit den erzielten ökonomischen Vortheilen unbedeutend war
                              									und sich in 6 bis 12 Monaten durch das für den nützlichen Verbrauch zurückgewonnene
                              									Wasser reichlich bezahlte.
                           Schlieſslich sei noch der Maſsnahmen gedacht, welche in Liverpool getroffen werden,
                              									um die Beseitigung der Fehler so vollkommen und nachhaltig als möglich zu machen.
                              									Wenn man sich entschieden hat, ein Rohr oder einen Maschinentheil (Hahn, Schieber,
                              									Schwimmkugelventil o. dgl.) auszuwechseln, so wählt man als Ersatz stets das Beste,
                              									was es gibt, und das Verlegen wie die Zusammenstellung geschieht mit der gröſsten
                              									Sorgfalt. Trotzdem wird jede Ausbesserung oder Neueinrichtung nach Fertigstellung
                              									nochmals genau untersucht und einer Probepressung unterworfen, wobei sich manchmal
                              									an den Apparaten der angesehensten Fabriken Mängel nachweisen lassen. Es dürfen nur
                              									solche Rohrleger, welche sich unterschriftlich zur Einhaltung der von der
                              									Wasserwerksgesellschaft aufgestellten Vorschriften und Constructionstypen
                              									verpflichtet haben, Arbeiten ausführen; ferner darf kein Stück verlegt werden,
                              									welches nicht von der Gesellschaft geprüft und mit dem Zulassungsstempel versehen
                              									ist. Mit der Prüfung und Abstempelung der Einrichtungsgegenstände ist ein besonderer
                              									Beamter betraut.
                           
                           Aehnliche Vorschriften bestehen zwar auch bei uns- allein man wendet noch lange nicht
                              									jene Sorgfalt bei den Hausanlagen an, wie sie angesichts des beträchtlichen
                              									Schadens, welcher durch die Wasserverluste erwächst, angezeigt wäre. Auch sind
                              									unsere Einrichtungen erst ein Jahrzehnt, wenige darüber, im Gebrauche. Mit
                              									zunehmendem Alter werden sich bei uns ähnliche Miſsstände wie in England zeigen und
                              									dann dürfte der Deacon'sche Wassermesser und die damit
                              									verbundene Untersuchungsmethode geradezu unentbehrlich sein.
                           
                              
                                 O. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
