| Titel: | Ueber die Herstellung von Eis. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 367 | 
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                        Ueber die Herstellung von Eis.
                        Patentklasse 17. Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 29.
                        (Schluſs des Berichtes S. 328 d. Bd.)
                        Ueber die Herstellung von Eis.
                        
                     
                        
                           F.
                                    											Windhausen in Berlin (* D. R. P. Nr. 23112 vom 15. November 1882) will wieder Schwefelkohlenstoff als Kälte erzeugendes Mittel
                              									verwenden (vgl. Fig.
                                 										4 bis 6 Taf. 29).
                              									Die durch Verdunstung des im Kessel A befindlichen
                              									Schwefelkohlenstoffes erzeugte Kälte, welche bei 0at,1 Spannung –15° betragen soll, wird auf die den Kessel umgebende und
                              									seine Siederohre durchflieſsende Chlorcalciumlauge übertragen. Um die
                              									Kälteübertragung auf die im Behälter D eingesetzten
                              									Gefrierzellen E zu vermitteln, ist zwischen die
                              									Rohransätze D1 eine
                              									Centrifugalpumpe angebracht. Der Dampftrockenapparat G
                              									ist, wie der Schnitt Fig. 4
                              									zeigt, ein aus dünnem Bleche hergestellter Behälter, welcher durch spiralförmige
                              									Mantelwand, Boden und Deckel gebildet ist. In der Mitte des Deckels mündet in diesen
                              									Behälter das Saugrohr H, während am Umfange des Bodens
                              									ein oder mehrere dünne Röhren a bis in den flüssigen
                              									Schwefelkohlenstoff hinabreichen. Durch den rechteckigen Schlitz, welcher durch den
                              									Abstand der Enden der spiralförmig gewundenen Mantelwand gebildet ist, strömt der
                              									Schwefelkohlenstoffdampf ein und wird durch die angewiesene centrifugale Strömung
                              									der etwa mitgerissene flüssige Antheil an die Mantelwand geschleudert und durch die
                              									Röhren a in den Refrigerator zurückgeführt.
                           Die Compressionspumpe besteht aus einer doppeltwirkenden Saug- und Druckpumpe B, mittels welcher durch das Rohr H und die Saugventile b
                              									die Schwefelkohlenstoffdämpfe angesaugt, darauf durch den Kolben K bis nahe auf 0,7 bis 1at absoluten Druck zusammengepreſst und durch die sich öffnenden
                              									Druckventile c und die Rohrleitung J in den Condensator C zur
                              									Verflüssigung der Dämpfe verdrängt werden. Zur theilweisen Ableitung der Wärme,
                              									welche sich beim Verdichten der Dämpfe entwickelt, ist der Cylinder innerhalb einer
                              									Ummantelung mit Kühlwasser umgeben, welches durch das Rohr p eintritt und bei q wieder austritt. Um
                              									ferner das Eindringen atmosphärischer Luft an der Mantelfläche der Kolbenstange zu
                              									verhindern, flieſst um dieselbe bei z innerhalb zweier
                              									Kolbenstangenpackungen Wasser, welches durch das Rohr d
                              									zu- und abströmt.
                           Der Condensator C ist ein aufrecht stehender, mit
                              									Kühlröhren durchzogener Kessel, welche von durch Röhren g zu- und ausflieſsendem Wasser umgeben sind. Oben und unten münden die
                              									Kühlröhren in durch Deckel und Boden verschlossene Räume f und F. In den Raum F mündet das Druckrohr J, durch welches die
                              									verdichteten Schwefelkohlenstoffdämpfe eintreten und, nach unten strömend, in den
                              									Kühlröhren verflüssigt werden. Ein mit dem Schwimmer s
                              									verbundenes Ventil öffnet sich dann, wenn durch eine gröſsere Ansammlung von
                              									Schwefelkohlenstoff im Räume f der Schwimmer s gehoben wird. Zu dem Zwecke ist der Schwimmer mit
                              									daransitzendem Ventil specifisch leichter als Schwefelkohlenstoff, aber schwerer als
                              									Wasser; dadurch wird bewirkt, daſs zwar der über eine bestimmte Höhe sich
                              									ansammelnde Schwefelkohlenstoff durch das Rohr R in den
                              									Refrigerator A überströmen kann, nicht aber das etwa
                              									durch Undichtheiten in den Condensator gekommene Wasser; dieses wird vielmehr
                              									nach mehr oder minder langem Betriebe der Maschine durch einen bei h angebrachten Ablaſshahn und ein Fallrohr
                              									entfernt.
                           Zum Schütze gegen zu hohe Spannung der Dämpfe im Condensator und zum zeitweisen
                              									Ablassen der etwa in den letzteren eingedrungenen atmosphärischen Luft ist mit dem
                              									oberen Räume F des Condensators C ein T-Rohr L verbunden. Die obere Mündung
                              									des senkrechten Schenkels dieses Rohres ist durch ein Sicherheitsventil M geschlossen. Dasselbe wird so belastet, daſs das
                              									Ventil durch den Dampfdruck schon geöffnet wird, bevor die Dampfspannung im
                              									Condensator den Druck der äuſseren Atmosphäre erreicht hat; die beim Oeffnen
                              									überströmenden Dämpfe gelangen durch das Rohr w in das
                              									Saugrohr H. Ein Absperrventil N an der unteren Mündung des Rohres L hat den
                              									Zweck, bei Inbetriebsetzung der Maschine die etwa in der letzteren befindliche Luft
                              									abzulassen. Dieselbe strömt zunächst in einen mit Kühlwasser gefüllten Behälter O, in welchem die beigemischten
                              									Schwefelkohlenstoffdämpfe condensiren und sich in dem unteren Theile des Behälters
                              										O unter dem Kühlwasser ansammeln, während die Luft
                              									durch das Rohr P, welches bis über das Dach des
                              									Maschinengebäudes hinaus geführt ist, in die Atmosphäre entweicht. Der in dem
                              									Behälter O verflüssigte Schwefelkohlenstoff wird
                              									zeitweilig durch das Schwimmerventil r und das Rohr V in den Refrigerator zurückgeführt.
                           Behufs möglichst vollständiger Entfernung der atmosphärischen Luft aus der Maschine,
                              									bevor noch der flüssige Schwefelkohlenstoff durch das Rohr und Hahn W eingelassen bezieh. angesaugt wird, ist am Druckrohre
                              										J das Absperrventil S
                              									angebracht; dasselbe befindet sich in einem Gehäuse, in welchem es in der Stellung
                              										I die Verbindung mit dem Condensator C offen hält, während das Rohr N, welches nach auſsen führt, abgeschlossen ist. Umgekehrt wird in der
                              									Stellung II die Verbindung mit dem Condensator
                              									abgeschlossen und mit dem Rohre N offen gehalten. In
                              									dieser zweiten Stellung des Absperrventiles kann nun bei Inbetriebsetzung der
                              									Compressionspumpe die Luft aus dem Refrigerator und bei entlastetem
                              									Sicherheitsventile auch aus dem Condensator angesaugt und durch das Rohr N in die Atmosphäre verdrängt werden. Zur Sicherung,
                              									daſs bei Umstellung des Absperrventiles nicht Luft zurückströmen kann, ist in der
                              									Rohrleitung N das Rückschlagventil U angebracht.
                           Wie bereits in D. p. J. 1877 224 168 erwähnt wurde, erscheint Schwefelkohlenstoff wenig geeignet zur
                              									Kälteerzeugung, so daſs die Leistung dieser Maschine zunächst abzuwarten ist.
                           Praktisch bewährt hat sich dagegen bereits die ebenfalls von Windhausen construirte Vacuum-Eismaschine
                              									(vgl. F. Fischer: Chemische Technologie des Wassers *
                              									S. 36). Bei derselben wird mittels der Pumpe A (Fig.
                                 										9 Taf. 29) in den Gefriercylindern C ein
                              									Vacuum von etwa 4mm Quecksilber erzeugt und unterhalten. In
                              									Folge dessen wird etwa ⅙ des von den Behältern D in die
                              									Gefrierzellen C einflieſsenden Wassers verdampft und ⅚
                              									als Eis niedergeschlagen. Die im Wasser befindliche Luft und der Wasserdampf gehen
                              									durch die Röhren e und d
                              									durch den mit concentrirter Schwefelsäure gefüllten Absorptionsbehälter B und treten am hinteren Ende desselben mittels eines
                              									Domes in das Saugrohr c der Luftpumpe. Die
                              									Schwefelsäure absorbirt den gröſsten Theil des verdampften Wassers und verdünnt
                              									sich, während 3 bis 4 verschiedener Füllungen von 60° B. bis nahe auf 50°. Damit
                              									während der Verdünnung die Säure nicht zu warm werde, liegt der Absorptionsapparat
                              									in Kühlwasser, welches nicht verunreinigt, also nach dem Abstehen wieder benutzt
                              									werden kann. Die bis auf nahe 50° B. verdünnte Säure wird in den mit Blei
                              									gefütterten Bottich K abgelassen und nach Herstellung
                              									des Vacuums aus dem Behälter H durch das Rohr p concentrirte Säure nach B übergezogen. In dem Concentrator F wird
                              									ebenfalls unter Luftverdünnung durch die Pumpe L die
                              									Säure mittels direkten Dampfes concentrirt; durch den sogen. Austauschapparat G geht die concentrirte heiſse Säure nieder, während
                              									die verdünnte Säure aus dem Bottiche K im Gegenstrome
                              									durch das Rohr v nach dem oberen Theile von Fflieſst.
                              									Die Concentration ist sonach ununterbrochen, während die Darstellung von Eis zum
                              									Zwecke der Entleerung abgesetzt erfolgt. E bedeutet
                              									einen Eisblock, wie er nach selbstthätigem Abhängen des Bodens h der Gefrierschränke C in
                              									Transportgefäſse fällt.
                           Eine derartige in Wien (Untere Weiſsgerberstraſse Nr. 11) in Betrieb befindliche
                              									Maschine liefert, wie E. Planer in der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei, 1883 S. 4 und
                              									197 berichtet, mit 6 Gefriergefäſsen C stündlich 500k Eis. Diese Maschine erfordert zum mechanischen
                              									Betriebe der gesammten Anlage – nämlich sowohl zur Beschaffung des 6cbm betragenden Gefrier-, Condensations- und
                              									Kühlwassers aus einem 6m tiefen Brunnen und zum
                              									Concentriren der Säure, wie zum mechanischen Antriebe der beiden Luftpumpen und der
                              									Rührwelle – eine 7e-Dampfmaschine bezieh.
                              									stündlich 37k,5 Ostrauer Würfelkohle.
                           Nach L. Chenut (Annales
                                 										industrielles, 1884 Bd. 1 * S. 75) ist eine derartige Maschine von der Société industrielle „La Pneumatique“ der Paul'schen Bierbrauerei in Savigny-sur-Orge
                              									(Departement Seine-et-Oise) geliefert worden. (Windhausen's Name wird in dem Berichte a. a. O. nicht genannt.) Dieselbe
                              									erzeugt in 24 Stunden 12000 bis 15 000k Eis,
                              									erfordert eine Dampfmaschine von 7 bis 8e und soll
                              									sich bewähren.
                           Der Klareis-Gefrierapparat von W. Richter
                              									in Berlin (* D. R. P. Nr. 26423 vom 20.
                                 										Juni 1883) soll dazu dienen, unter Anwendung von kalter Salzlösung Wasser in klares Eis zu verwandeln. Das
                              									Gefäſs c (Fig. 7 und
                              										8 Taf. 29), in welches das sternförmige Gefäſs a mittels der Deckel d wasser- und luftdicht
                              									eingesetzt ist, dient zur Aufnahme der gekühlten Salzlösung. Dasselbe ruht mit den
                              									Hohlachsen e in den Lagerstühlen 
                              									f und kann durch die auf einer der Achsen e befindlichen Schneckenräder g und der Schraube h in drehende Bewegung
                              									gesetzt werden. Die Knierohre i, welche, an den
                              									Hohlachsen e beliebig gedreht, die Fortsetzung
                              									derselben bilden, sind mit Hähnen k und
                              									Büchsendichtungen l behufs Einführung von Thermometern
                              										m versehen. In den Knierohren i befinden sich zur Regulirung der durchströmenden
                              									Salzlösung Drosselklappen n, für welche indeſs auch
                              									Ventile oder Hähne angewendet werden können. Die Dichtung zwischen den Achsen e und den Knierohren i
                              									wird durch die eingelegten Pockholzringe o bewirkt.
                           Beim Betriebe wird in das Gefäſs a so viel Wasser
                              									eingelassen, daſs an der Füllung das Volumen des inneren cylindrischen Raumes, in
                              									welchen die Zellen münden, sowie das Volumen der mehr oder minder gewölbten Deckel
                              									fehlt. Durch die Knierohre und die Hohlachsen wird in das Gefäſs c kalte Salzlösung eingeführt und hierauf der Apparat
                              									mittels der Sehraube h in Bewegung gesetzt. In dem
                              									Gefäſse a wird sich nun bei jeder Umdrehung des
                              									Apparates ein Theil der Zellen entleeren, die inneren Wandungen derselben werden von
                              									dem zu gefrierenden Wasser überrieselt. Durch dieses Ueberrieseln wird klares oder
                              									blankes Eis erzeugt; die die äuſseren Wandungen der Zellen bespülende kalte
                              									Salzlösung bewirkt nämlich, daſs die die Zellen durchrieselnde Flüssigkeit nach und
                              									nach an den Wandungen der Zellen gefriert, so zwar, daſs in einem gewissen Zeiträume
                              									die Zellen voll gefroren und der cylindrische Raum, in welchen die Zellen münden,
                              									leer sein wird. Nach Oeffnen der Deckel d und Erwärmen
                              									der Zellenwandungen, zu welchem Behufe die Salzlösung vorher abzulassen ist, wird
                              									das Eis aus den Zellen fallen und die Füllung kann erneuert werden.
                           Berücksichtigt man, daſs das eingesammelte Eis zuweilen in der bedenklichsten Weise
                              									verunreinigt (vgl. 1880 236 85), das künstliche Eis aber
                              									völlig rein ist, so wird man zugeben, daſs die Eismaschinen mehr Beachtung
                              									verdienen, als ihnen bisher geschenkt ist.
                           
                              
                                 F.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
