| Titel: | Ueber die Zersetzung von Ammoniak durch Hitze. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 380 | 
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                        Ueber die Zersetzung von Ammoniak durch
                           								Hitze.
                        Ramsey und Young's Zersetzung des Ammoniaks durch
                           								Hitze.
                        
                     
                        
                           Wenn nach W. Ramsey und S.
                                    										Young (Journal of the Society of Chemical
                                       										Industry, 1884 Bd. 3 S. 157) Ammoniakgas durch eine erhitzte Röhre geleitet
                              									oder dem elektrischen Funken ausgesetzt wird, zersetzt es sich theilweise in
                              									Stickstoff und Wasserstoff. Da diese Reaction für die Darstellung des Ammoniaks von
                              									groſser Wichtigkeit ist, so wurden Versuche unternommen, um den Einfluſs der
                              									Temperatur und des Materials der Erhitzungsgefäſse genauer zu studiren.
                           Das durch Kochen von Ammoniakflüssigkeit entwickelte Gas wurde durch Aetzkalk
                              									getrocknet und durch eine erhitzte Röhre geleitet. Das unzersetzte Ammoniakgas
                              									bestimmte man durch Absorption mit Normalsäure, den durch die Zersetzung
                              									entstandenen Stickstoff und Wasserstoff durch Messung im Eudiometer. Die Temperatur
                              									wurde durch das Schmelzen von Salzen mit bekanntem Schmelzpunkte annähernd
                              									bestimmt.
                           Die Hauptresultate sind folgende: Unter den für die Zersetzung günstigsten
                              									Bedingungen – d.h. bei Anwendung einer Eisen- oder Porzellanröhre oder einer
                              									Glasröhre, welche mit Asbest gefüllt ist – beginnt dieselbe schon bei 500°. Bei 780°
                              									ist dieselbe fast ganz vollständig. Bei Anwendung von Glasgefäſsen zur Erhitzung
                              									beginnt die Zersetzung erst bei viel höherer Temperatur (ungefähr bei 780°). Die
                              									Geschwindigkeit, mit welcher das Gas die Röhre durchzieht, also die Dauer der Erhitzung ist von sehr groſsem Einfluſs auf
                              									die Zersetzung. Die Natur der Oberfläche des
                              									Erhitzungsgefäſses ist von groſser Wichtigkeit für die Zersetzung. Die Zersetzung
                              									nimmt bedeutend zu, wenn die Erhitzungsfläche vergröſsert wird. Dies wurde dadurch
                              									erreicht, daſs die Röhre mit Asbest, Eisen- oder Kupferspänen u. dgl. gefüllt
                              									wurde.
                           Eine absolut vollständige Zersetzung konnte nie hervorgebracht werden. Das aus der
                              									Röhre austretende Gas enthielt immer noch Spuren von Ammoniak. Da diese Erscheinung
                              									auch bei der Zersetzung durch den elektrischen Funken immer eintritt, glauben die
                              									Verfasser, daſs eine geringe Rückbildung von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff
                              									stattfinde, und studiren sie jetzt den Einfluſs von Gaskohle, welche ja die
                              									Erhitzungsfläche in den Gasretorten bildet, auf die Zersetzung des Ammoniaks.