| Titel: | Bywater's „Theil“-Schlicht- und Schermaschine mit Sewell, Hulton und Bethel's Aufwinderegulator. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 401 | 
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                        Bywater's „Theil“-Schlicht- und
                           								Schermaschine mit Sewell, Hulton und Bethel's Aufwinderegulator.
                        Mit Abbildung auf Tafel 30.
                        Theilschlichtmaschine mit Aufwinderegulator.
                        
                     
                        
                           Der gebräuchliche Vorgang zur Bildung einer Webkette für Baumwoll- oder
                              									Kammgarnstoffe, mehrere Bäume in weiterer Stellung der Kettenfäden erst zu scheren
                              									und dieselben dann gemeinschaftlich auf der Schlichtmaschine abzuwickeln, zu
                              									schlichten und auf den Kettenbaum zu winden, wird neuerdings, namentlich bei in der
                              									Farbe gemusterten Ketten, durch ein neues Verfahren verdrängt, wobei die Kette
                              									gleich in ihrer erforderlichen Fadenstellung in Theilen
                              									ihrer Breite geschert wird und diese Theile dann auf
                              									einem Baume vereinigt werden. Es hat dieses Theilscheren wesentliche Vortheile vor dem älteren Verfahren, welche im
                              									Allgemeinen in leichterer Beaufsichtigung, also Verwendung billiger Arbeitskräfte
                              									und besserem Erzeugnisse liegen. Es ist nicht gut möglich, auf den gewöhnlichen
                              									Schermaschinen mehrere Bäume von genau gleichem
                              									Durchmesser und gleicher Länge der aufgewundenen Fäden zu erzielen, so daſs beim
                              									gleichzeitigen Abwickeln Spannungsverschiedenheiten der Fäden einzelner Bäume gegen
                              									die übrigen Fäden auftreten, welche dann in dem fertigen Gewebe Fehler
                              									hervorbringen. Zur
                              									Beaufsichtigung des Scherens und zur Bedienung des Spulengestelles sind bei der
                              									groſsen Breite und den vielen Fäden männliche Personen erforderlich. Wenn ein
                              									schmales Stück der Kette geschert wird, so ist die gleiche Länge und der gleiche
                              									Durchmesser leichter zu erreichen und die Verminderung der zu beaufsichtigenden
                              									Fäden läſst weibliche Bedienung zu. Besondere Vortheile hat dieses Theilscheren aber
                              									bei gemusterten Ketten. Da sich das Muster in der Breite mehrere Male wiederholt, so
                              									braucht das Spulengestell nur einmal dafür eingerichtet zu werden, während bei dem
                              									bisherigen Vorgange eine Anzahl Spulengestelle nöthig sind. Ein auftretender Fehler
                              									ist, da das Muster gleich ganz geschert wird, sofort sichtbar, während er sich sonst
                              									erst auf der Schlichtmaschine zeigen konnte. Ein besonderer Nachtheil des bisherigen
                              									Verfahrens besteht in dem Auftreten der verschlungenen Fäden (engl. half bears), welche bei
                              									dem Zusammennehmen der Fäden von den einzelnen Bäumen leicht entstehen können und
                              									für deren Auftreten deshalb bei dem Theilscheren die Hauptursache entzogen ist.
                           Bei Streichgarnketten ist dieses Theilscheren schon längere Zeit im Gebrauche (vgl.
                              										Sucker 1880 235 * 190);
                              									doch wird dabei auf den Kettenbaum auf einander folgend neben einander in Theilen
                              									geschert, anders als bei dem besprochenen Verfahren, wo zwischen Flanschen Stücke
                              									oder Scheiben geschert und dann neben einander auf den Kettenbaum gesteckt werden.
                              									Auch ist bei Streichgarnketten keine solche Genauigkeit erforderlich wie bei Ketten
                              									aus Baumwolle oder Kammgarn, da sich Spannungsunterschiede der Fäden beim Scheren
                              									durch die gröſsere Elasticität des Streichgarnes leichter ausgleichen und die
                              									gewebten Stoffe gewalkt werden, wobei etwaige ungleiche Webestellen verschwinden.
                              									Das gleichzeitige Schlichten der Fäden eines solchen Kettenstückes beim Scheren wird
                              									erreicht mit der Theil-Schlicht- und Schermaschine von W.
                                 										Bywater in Leeds (Englisches Patent, vgl. Textile
                                 										Manufacturer, 1883 S. 537), welche in Fig. 8 Taf.
                              									30 im Grundrisse veranschaulicht ist. Die von dem Spulengestelle kommenden, durch
                              									Porzellanaugen in der Schiene R geführten Fäden werden
                              									durch das Riet A zusammengenommen und unter Walzen in
                              									den Schlichtekasten B geleitet. Ein Rührer und ein
                              									Temperaturregulator erhält die Schlichte in dem Kasten stets in richtiger
                              									Beschaffenheit. Die geschlichteten Fäden werden durch eine schräg liegende Walze
                              									nochmals auf die dem günstigen Trocknen entsprechende Breite genähert, gelangen dann
                              									über eine Meſswalze zu der groſsen geheizten Trommel D
                              									und um dieselbe und die etwas entfernt darüber schräg liegende kleine Trommel C ungefähr 20 mal. Auf dem Wege von der einen Trommel
                              									zur anderen sind die Fäden ganz frei der Luft ausgesetzt, so daſs durch die Luft
                              									mehr getrocknet wird als durch Anlage an der heiſsen Trommel, was bekanntlich
                              									vortheilhafter ist (vgl. Baerlein 1877 224 * 67. Lancaster 1875 217 * 26). Bullough und Whitehead 1875 215 * 500.
                              									Die von dem Trockencylinder kommenden Fäden werden durch ein Riet E
                              									seitlich und durch eine Kreuzruthe in eine obere und untere Hälfte getrennt, hierauf
                              									durch ein zweites Riet wieder auf die gewünschte Dichtstellung der Kettenfäden
                              									zusammengenommen und zwischen Randscheiben L
                              									aufgewunden.
                           Von gröſster Wichtigkeit beim Aufwinden ist nun, nach einander folgend Stücke von
                              									gleichem Durchmesser und gleicher Länge der Fäden zu erzielen. Die letztere Aufgabe
                              									ist in leichterer Weise durch eine Meſswalze mit Zählwerk (Q in der Fig. 8) zu
                              									erreichen; doch der gleiche Durchmesser ist von vielen Einflüssen abhängig und darum
                              									für mehrere Stücke schwieriger zu erlangen. Hat z.B. eines der neben einander auf
                              									den Kettenbaum gescherten Stücke einen etwas gröſseren Durchmesser, so wird dasselbe
                              									beim Abwickeln etwas mehr Faden hergeben als die übrigen und an dieser Stelle eine
                              									Blase im Gewebe entstehen, welche bei ungewalkten Stoffen nicht mehr zu entfernen
                              									ist. Der Durchmesser beim Aufwinden ist vor Allem von der Spannung der Fäden
                              									abhängig; ist die Spannung gering, so geht das Aufwinden leichter und der
                              									Durchmesser wird gröſser; umgekehrt wird bei straffer Spannung der Durchmesser
                              									kleiner. Wenn also die Spannung beim Aufwinden regulirt wird, so ist die Aufgabe des
                              									gleichen Durchmessers für auf einander folgende Stücke gelöst. Es erfolgt dies in
                              									der vorliegenden Maschine durch einen von Sewell,
                                 										Hulton und Bethel in Pendleton angegebenen
                              									Aufwinderegulator (vgl. Textile Manufacturer, 1881 * S.
                              									346). Der stets gleiche Zug der Fäden beim Aufwinden ist gesichert durch eine
                              									Druckrolle F, welche sich an das Kettenstück beim
                              									Aufwinden legt. Damit wäre allerdings noch keine Regulirung erlangt, da bei einer
                              									Vergröſserung oder beim Zurückbleiben diese in drehbaren Armen gelagerte Rolle F mehr oder weniger nach auswärts gedrückt wird; für
                              									die Regulirung des sich vergröſsernden Durchmessers beim Aufwinden wird vielmehr die
                              									beim Aufwinden eines Stückes abgenommene Auswärtsbewegung der Druckrolle F für alle übrigen Stücke fest bestimmt.
                           Die Achse der Lagerarme für die Druckrolle F trägt
                              									auſserhalb des Gestelles zwei Bogenstücke G; das eine
                              									derselben ist fest auf der Achse, das andere lose und auſsen mit einer Verzahnung
                              									versehen, in welche eine durch die Räder H angetriebene
                              									Schnecke greift. Die beiden Bogenstücke G können durch
                              									Schrauben fest mit einander verbunden werden. Wenn eine Kette geschert werden soll,
                              									so werden beim ersten Schergang die beiden Bogenstücke von einander gelöst und auch
                              									das Getriebe H ausgerückt. Die Druckrolle F wird durch ein Gegengewicht an das sich aufwickelnde
                              									Kettenstück gepreſst und dabei nach auswärts bewegt. Die Gröſse der Auswärtsbewegung
                              									bis zum fertigen Stücke gibt der feste Bogen G auf
                              									einer Skala an. Nun wird das Stück abgenommen, die beiden Bogen G verbunden und aus dem Ausschlage der auswärts
                              									bewegten Druckrolle F und der von der Aufwindewelle
                              									gemachten Umdrehungen die Gröſse des Rades E so
                              									bestimmt, daſs, wenn die beiden Bogen G nun durch die
                              									angetriebene Schnecke bewegt werden, sie denselben Weg machen als vorher der feste
                              									Bogen G allein. Will dann der Durchmesser des Stückes
                              									gröſser werden, so preſst die Rolle F mehr dagegen, das
                              									Aufwinden geht schwerer und der Durchmesser wird bald kleiner; umgekehrt, wenn der
                              									Durchmesser zu klein bleibt, wird die Druckrolle F
                              									abgehalten und das Aufwinden nicht mehr durch die Reibung derselben gehindert; die
                              									Spannung vermindert sich, in Folge dessen der Durchmesser bald sein bestimmtes Maſs
                              									erreicht.
                           Der Antrieb der Aufwindewelle muſs entsprechend der Zunahme des Stückes mit
                              									abnehmender Geschwindigkeit erfolgen. Bei der vorliegenden Maschine geschieht dies
                              									durch zwei Reibungsrollen, welche zu beiden Seiten einer auf der Aufwindewelle
                              									sitzenden Scheibe P gedrückt und vom Mittelpunkte
                              									derselben nach auswärts geführt werden. Durch einen Fuſstritt können diese beiden
                              									Reibungsrollen aus einander gehalten werden, so daſs die Scheibe P frei wird und die Aufwindewelle beliebig gedreht
                              									werden kann. An der Stelle, wo die Fäden von der Trockentrommel kommen, ist ein
                              									Markirapparat M angebracht, durch welchen nach jeder
                              									bestimmten Länge auf den Kettenfäden ein Zeichen gemacht wird. Die Maschine hat auch
                              									noch für eine gröſsere Regelmäſsigkeit des Ganges ein Schwungrad K am Antriebe, durch welches auch die Maschine leicht
                              									von Hand gedreht werden kann.
                           Ein Aufwinderegulator von Robert Hall in Bury ist auch
                              									a. a. O. 1881 S. 427 mitgetheilt. Es werden Kettengänge von gleichem Durchmesser
                              									erzeugt, wenn sich in jedem eine gleiche Anzahl der aufgewundenen Schichten
                              									vorfindet und die aufgewundene Länge immer dieselbe ist. Hall verbindet deshalb die Meſswalze durch einen Regulator mit der
                              									Aufwindewalze; sobald nun ein Unterschied in der Abhängigkeit der Umdrehungen dieser
                              									beiden Walzen sich bemerkbar macht, zeigt der Regulator denselben durch einen
                              									entstehenden Glanzfleck an und die Spannung der Fäden wird geändert. Zu diesem
                              									Zwecke laufen die Fäden über einige Spannwalzen, welche in verschiedenen Winkeln
                              									eingestellt werden können. Nachdem immer eine bestimmte Fädenlänge aufgewunden ist,
                              									gibt eine Glocke ein Zeichen und gleichzeitig zeigt der Regulator an, ob das
                              									Abhängigkeitsverhältniſs von Meſs- und Aufwindewalze noch richtig besteht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
