| Titel: | A. Hottenroth's Magnet-Inductionsmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 459 | 
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                        A. Hottenroth's
                           								Magnet-Inductionsmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        A. Hottenroth's Magnet-Inductionsmaschine.
                        
                     
                        
                           Abweichend von B. H. Enuma (vgl. 1884 251 * 22) und von Gaulard
                              									und Gibbs (vgl. 1883 248
                              									258. 1884 251 431) strebt A.
                                    										Hottenroth in Dresden (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 25591 vom 31. März 1883), mit Hilfe der
                              									Magnetinduction für technische Zwecke verwendbare elektrische Ströme zu erzeugen.
                              									Ausgehend von der Bemerkung, daſs die Wirkung der bis jetzt erfundenen Maschinen zur
                              									Erzeugung starker elektrischer Ströme sehr bald begrenzt wird durch die Gröſse und
                              									die Schwere der zu bewegenden Theile oder durch die Geschwindigkeit, mit welcher sie
                              									bewegt werden müssen, geht Hottenroth darauf aus, die
                              									Erzeugung starker elektrischer Ströme von diesen Schranken zu befreien.
                           Während man sonst den Inductor den Polen eines Magnetes nähert und von demselben
                              									entfernt, wird der Inductor hier unter die Einwirkung eines plötzlich auftretenden
                              									und verschwindenden Magnetismus gestellt. Dabei werden sowohl die Elektromagnete,
                              									wie die Inductionsspulen festgestellt und bloſs eine verhältniſsmäſsig leichte
                              									Vertheilungswalze in Umdrehung versetzt.
                           Zwei aus weichem Eisen hergestellte Cylinder C (Fig.
                                 										11 Taf. 35) sind mit gut isolirtem Kupferdraht umwunden und durch ein
                              									brillenartig geformtes Stück Eisen (vgl. Fig. 10) zu
                              									einem Elektromagnete verbunden, dessen Pole aber nach der inneren Höhlung der
                              									Cylinder hin durch Ansätze gerichtet sind. In die Hohlräume der Cylinder C des Elektromagnetes wird ein hufeisenförmiger
                              									Inductor J eingeschoben, dessen Kern aus Lagen dünnen,
                              									weichen, wohl von einander isolirten Stab- oder Bandeisens besteht. Die Pole des
                              									Inductors und Elektromagnetes stehen sich möglichst nahe gegenüber; auch ist der
                              									übrige innere, obere Hohlraum der Schenkel des letzteren durch die Inductionsspulen
                              										c angefüllt.
                           Eine ganz ähnliche Einrichtung ist in Fig. 12
                              									gezeichnet, in welcher die Einwirkung des Magnetismus auf den Inductor in sehr
                              									vollkommener Weise erreicht wird, a und b sind hier zwei hufeisenförmige Elektromagnete, welche
                              									in einander geschoben und neben oder hinter einander geschaltet sein können, doch so
                              									verbunden sind, daſs die ungleichnamigen Pole N und S1, N1 und S sich gegenüber stehen. Zwischen den zu Scheiben
                              									erweiterten Polen befinden sich die Inductionsspulen c,
                              									welche keinen Eisenkern zu haben brauchen. Wird nun der Elektromagnet plötzlich
                              									kräftig magnetisirt und entmagnetisirt, so müssen in dem von allen Seiten
                              									beeinfluſsten Inductor äuſserst heftige Magnet-Inductionsströme entstehen. Die
                              									Magnetisirung geschieht durch irgend eine Stromquelle, am besten durch eine
                              									dynamo-elektrische Maschine. Der magnetisirende Strom geht nun von dieser Maschine
                              									zunächst an eine Vertheilungswalze, welche der besseren Erläuterung wegen als viergetheilte Scheibe
                              									gezeichnet erscheint, von da zu vier (oder mehr) der oben beschriebenen
                              									Elektromagnete und zurück zur Maschine und zwar so, daſs 1) die Elektromagnete nach
                              									einander magnetisirt werden, 2) bei gleichgerichteten Strömen ein Polwechsel in
                              									denselben nicht eintritt und 3) der Inductionsstrom des verschwindenden Magnetismus
                              									des einen Elektromagnetes den Inductionsstrom des entstehenden Magnetismus des
                              									nächsten Elektromagnetes verstärkt.
                           Kann der Widerstand in den Inductoren vernachläſsigt werden, so gruppirt man sie in
                              									vier oder mehr Reihen, sonst in zwei Reihen. Das Gruppiren in mehr als zwei Reihen
                              									hat überhaupt nur den Zwecke mehr Zeit zum Magnetisiren und Entmagnetisiren zu
                              									gewinnen.
                           Die Stromvertheilungswalze besteht bei 4 Elektromagnetreihen aus einer Ebonit- oder
                              									Gypswalze mit Stahlachse, in welcher 4 × n
                              									Metallschienen, in gleichen Abständen von einander gut isolirt, an der Mantelfläche
                              									angebracht sind. Auf den Schienen sitzen vier metallene, von einander getrennte
                              									Ringe, die mit speichenartigen Ansätzen abwechselnd auf je der vierten Schiene durch
                              									Schrauben befestigt und somit leitend verbunden sind, z.B. der 1. Ring mit den
                              									Schienen 1, 5, 9, 13 u.s.w. Auf den äuſseren Kreisflächen dieser Ringe schleifen 4
                              									Federn, von welchen Drähte zu den Elektromagneten geführt werden können. In der
                              									Mitte zwischen den Ringen auf den Metallschienen schleift eine Bürste, welche durch
                              									eine Klemme mit dem Stromsammler einer dynamoelektrischen Maschine oder einer
                              									anderen Stromquelle verbunden werden kann. Um starke Funkenbildung zu vermeiden,
                              									wird die Bürste so gestellt, daſs sie die nächste Schiene bereits berührt, bevor sie
                              									die vorhergehende verläſst.
                           Die Stromvertheilungswalze kann mit Riemenscheibe versehen, in besonderen Achslagern
                              									auf einer Platte befestigt oder aber mit einer hohlen Achse auf die verlängerte
                              									Achse einer dynamo-elektrischen Maschine aufgeschoben und mit dieser gleichzeitig
                              									bewegt werden.
                           Da diese Einrichtung in den Inductionsspulen WechselströmeHat die Vertheilungswalze 100 Schienen und macht die Dynamomaschine 700
                                    											Umdrehungen in der Minute, so werden in der Minute 2 × 100 × 700 = 140000
                                    											Inductionsströme erzeugt. erzeugt, so würde, wenn
                              									gleichgerichtete Ströme verlangt werden, ein Stromwender erforderlich sein. Dieser
                              									könnte ähnlich der vorbeschriebenen Stromvertheilungswalze construirt werden, nur
                              									daſs 2 × n Schienen und 2 Ringe vorhanden, welche jetzt
                              									abwechselnd mit jeder zweiten Schiene zu verbinden sind. Auf den Ringen schleifen
                              									dann zwei Federn, welche mit den Enden der Inductionsspulen verbunden sein müssen,
                              									und auf den Schienen schleifen zwei Bürsten, welche sich gegenüber stehen und den
                              									Strom stets nach der gleichen Richtung leiten.
                           Bei diesem Systeme braucht die betreffende Strom erzeugende Maschine, welche die
                              									Elektromagnete magnetisiren soll, zu allerlei technischen Zwecken nur nach einer
                              									Weise gebaut zu werden und hat nur einen gleichmäſsigen, kräftigen Strom zu liefern.
                              									Denn durch Nebeneinanderschaltung, Hintereinanderschaltung oder Gruppenschaltung
                              									kann der Widerstand der Elektromagnete dem inneren Widerstände der Maschine
                              									angepaſst werden. Sollen stark gespannte Ströme erzeugt werden, so schaltet man die
                              									Inductoren sämmtlich hinter einander, für Massenstrom neben einander, für den
                              									Zwischenfall in Gruppenschaltung. Auch kann man von einer und derselben Maschine
                              									gleichzeitig in verschiedenen Stromkreisen gleichgerichtete und Wechselströme, aber
                              									auch Spannungs- und Massenströme erzeugen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
