| Titel: | Ueber neuere Theerfarbstoffe und deren Darstellung. | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 520 | 
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                        Ueber neuere Theerfarbstoffe und deren
                           								Darstellung.
                        (Patentklasse 22. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								249 S. 383.)
                        Ueber neuere Theerfarbstoffe und deren Darstellung.
                        
                     
                        
                           Nach Angabe der Farbenfabriken vormals Fr. Bayer und
                                    										Comp. in Elberfeld (D. R. P. Zusatz Nr. 26231 und 26673 vom 10. Mai bezieh. 22. Juni 1883)
                              									kommt neben den Salzen der beiden Monosulfosäuren des
                                 										β-Naphtols (vgl. 1882 246 348) eine dieselben
                              									verunreinigende dritte Verbindung vor, welche wahrscheinlich ebenfalls eine
                              									Sulfosäure des β-Naphtols ist und, wie die bereits
                              									bekannte Schäffer'sche Monosulfosäure, mit sehr vielen
                              									Diazoverbindungen leichter sich vereinigt als die früher beschriebene α-Monosulfosäure. Man bedient sich daher solcher
                              									Diazoverbindungen zu der gewünschten Trennung, namentlich des Diazobenzols,
                              									Diazotoluols, Diazoxylols, Diazonaphtalins o. dgl. Man stellt für eine gegebene
                              									wässerige Lösung der beiden gemischten Salze, wie solche nach dem früher
                              									beschriebenen Verfahren dargestellt ist, durch einen Vorversuch fest, wie viel von
                              									der gedachten Diazoverbindung erforderlich ist, um den verunreinigenden fremden
                              									Körper, der zuerst angegriffen wird, und die Schäffer'sche Monosulfosäure auszufällen. Der Vorversuch ist z.B. beendet,
                              									wenn das Filtrat des ausgesalzenen Farbstoffes mit Diazoazobenzolmonosulfosäure das
                              									reine Croceïnscharlach ergibt.
                           Man kann naturgemäſs auch zuerst lediglich die verunreinigenden
                              									Stoffe ausfällen, welche noch vor der Schäffer'schen
                              									Säure gebunden werden; dieselben lallen in Form eines schwer löslichen
                              									Niederschlages aus und werden durch Filtriren getrennt. Dieser in heiſsem Wasser
                              									leicht lösliche Niederschlag kann als blauer Farbstoff
                              									nutzbar gemacht werden. Es erübrigt dann der Zusatz der für die Schäffer'sche Monosulfosäure erforderlichen Menge der
                              									Diazoverbindung. fällt man nunmehr den durch die Diazoverbindung und die Schäffer'sche Säure gebildeten Farbstoff in bekannter
                              									Weise, z.B. durch Salzwasser aus, und trennt ihn mechanisch, so bleibt in der Lauge
                              									das Salz und die früher beschriebene α-Monosulfosäure
                              									zurück.
                           Um die Trennung der beiden isomeren Naphtolmonosulfosäuren durch
                              									Wasser zu bewirken, wird das durch die rasche und bei mäſsiger Temperatur erfolgende
                              									Sulfonirung aus Naphtol und Schwefelsäure erzeugte Gemisch in 10 Th. kaltes Wasser
                              									eingerührt, mit ätzenden oder kohlensauren Erdalkalien, z.B. Kalk, Baryt o. dgl.,
                              									neutralisirt, gekocht und heiſs filtrirt. Das Filtrat wird hierauf so lange eingedampft,
                              									als sich Salz der Schäffer'schen Sulfosäure in Form
                              									eines Niederschlages abscheidet, welcher alsdann durch Filtration von dem in Lösung
                              									bleibenden, noch nicht ganz reinen Salze der neuen α-Monosulfosäure des β-Naphtols getrennt wird. In
                              									dieser Weise können bis ⅘ der vorhandenen Schäffer'schen Monosulfosäure abgeschieden werden.
                           Nach einem zweiten Verfahren wird die genannte
                              									Naphtolsulfosäureschmelze mit 2 Th. Wasser verdünnt und mit kohlensauren Alkalien,
                              									namentlich Soda oder Potasche, beide am besten in fester Form, in der Kälte
                              									neutralisirt. Wenn Neutralisation eingetreten ist, haben sich ⅘ bis ⅚ der Schäffer'schen Sulfosäure als Alkalisalz in Form eines
                              									weiſsen, krystallinischen Niederschlages abgeschieden und werden ohne weiteres von
                              									dem in Lösung bleibenden neuen Sulfosalze mechanisch getrennt.
                           Man kann ferner die Naphtolsulfosäureschmelze mit 3 Th. Wasser und
                              									etwa ⅔ derjenigen Menge von kaustischem Alkali versetzen, welche nöthig wäre, um das
                              									Ganze neutral zu machen. Beim Erkalten scheiden sich etwa ⅘ der Schäffer'schen Sulfosäure als saures Alkalisalz aus.
                              									Das Filtrat enthält die neue α-Säure neben wenig Schäffer'scher Monosulfosäure und geringen
                              									Verunreinigungen. Die so von der Schäffer'schen
                              									Monosulfosäure zum gröſsten Theile befreiten Filtrate sind unmittelbar zur
                              									Darstellung von Azofarbstoffen geeignet. Es können jedoch auch diese Farben, bevor
                              									sie in den Handel gebracht werden, von den geringen Mengen der sie ein wenig
                              									verschlechternden, aus der Schäffer'schen
                              									Monosulfosäure gebildeten Farbstoffe befreit werden.
                           Die Leeds
                                    											Manufacturing Company in Brooklyn
                              										(D. R. P. Nr. 26186 vom 4. April 1883) will dadurch
                              									einen neuen Farbstoff, Echurin genannt, herstellen,
                              									daſs sie 5 Th. Pikrinsäure mit 3 Th. Flavin innig mischt, 12 Th. Salpetersäure von
                              									36° B. zusetzt, das Ganze bei einer Temperatur nicht über 100°, also am besten in
                              									einem Wasserbade, erhitzt und bis zur Trockne eindampft. Beim Eingieſsen der
                              									Salpetersäure in das Gemenge von Flavin und Pikrinsäure entwickeln sich unter
                              									beträchtlicher Temperaturerhöhung dichte Salpetersäuredämpfe und das Flavin wird
                              									dabei nitrirt, während die Pikrinsäure sich später bei dem Nitroflavin ganz
                              									unverändert vorfindet; der neue gelbe Farbstoff besteht
                              									daher aus einem innigen Gemenge der Pikrinsäure mit den durch Einwirkung der
                              									Salpetersäure auf das Flavin entstandenen Producten, dem Nitroflavin.
                           Nach W.
                                    											Majert in Heidelberg (D. R. P. Nr. 26197 vom 24. Juli 1883) lassen sich aus den
                              									Nitro- und Amidoabkömmlingen des Anthrachinons auf dieselbe Weise wie aus dem
                              									Nitrobenzol oder Anilin Chinolinabkömmlinge erhalten. Diese sämmtlichen, den
                              									Pyridin- oder Picolinrest enthaltenden Verbindungen sind ausgezeichnete gelbe Farbstoffe, welche in alkoholischer Lösung Wolle
                              									und Seide echt gelb färben. Um die Farbstoffe wasserlöslich zu machen, werden
                              									dieselben in Sulfosäuren verwandelt; letztere lassen sich auch erhalten, wenn man
                              									statt der Nitro- oder Amidoderivate des Anthrachinons deren Sulfosäuren in Reaction
                              									treten läſst.
                           Zur Herstellung von Anthrachinonchinolin, C6H4(CO)2C9H5N, werden 5 Th.
                              									Orthonitroanthrachinon, 3 Th. Glycerin und 15 Th. Salzsäure in einem emaillirten
                              									Autoclaven 6 Stunden lang auf 140 bis 150° erhitzt. Das Reactionsproduct wird mit
                              									vielem Wasser ausgezogen und der Rückstand, welcher aus Anthrachinonchinolin und
                              									fremden Beimengungen besteht, mit Alkohol aufgenommen. Die Lösung wird filtrirt und
                              									durch Krystallisation der Farbstoff gereinigt. Durch Behandeln mit rauchender
                              									Schwefelsäure, Schwefelsäurechlorhydrin oder einem Gemische von concentrirter Schwefelsäure und
                              									Metaphosphorsäure wird das Anthrachinonchinolin in eine Sulfosäure verwandelt.
                              									Dieselbe färbt Wolle und Seide direkt rein gelb.
                           Nach einem zweiten Verfahren werden 15 Th. Metamidoanthrachinon, 4
                              									Th. Nitrobenzol und 25 Th. concentrirte Schwefelsäure allmählich mit 15 Th.
                              									Paraldehyd versetzt. Alsdann erhält man 6 Stunden lang in schwachem Sieden und
                              									verfährt mit dem durch Wasser ausgeschiedenen Anthrachinonchinaldin wie oben weiter.
                              									Der Farbstoff färbt Wolle und Seide aus alkoholischer, seine Sulfosäure aus
                              									wässeriger Lösung rein gelb.
                           Nach einem dritten Verfahren werden 5 Th. β-Amidoanthrachinonsulfosäure, 5 Th. Paraldehyd, 1 Th. Nitrobenzol und 7
                              									Th. concentrirte Schwefelsäure unter Abkühlung gemischt und dann während 6 Stunden
                              									in gelindem Sieden erhalten. Das Reactionsproduct wird mit Wasser verdünnt und mit
                              									Natronlauge neutralisirt. Aus der filtrirten Lösung wird das Natronsalz des
                              									Farbstoffes gefällt. Auch dieser Farbstoff färbt rein gelb mit einem Stiche ins
                              									Grün.
                           Die sämmtlichen Derivate des Anthrachinons können durch die
                              									entsprechenden Abkömmlinge des Methylanthrachinons ersetzt werden. Die aus dem
                              									Methylanthrachinon sich bildenden Farbstoffe unterscheiden sich in ihrem Verhalten
                              									von den Anthrachinonfarbstoffen in keiner Weise. Während die von den Mononitro- und
                              									Monoamidoderivaten gebildeten Körper einen Chinolin- oder Chinaldinrest enthalten,
                              									sind in den aus den Binitro- oder Biamidoderivaten gebildeten Farbstoffen zwei
                              									Chinolin- oder Chinaldinreste durch zwei CO-Gruppen verbunden:
                           
                              
                                 Anthrachinonchinaldin
                                 = C6H4(CO)2C10H7N.
                                 
                              
                                 Anthrachinondichinolin
                                 = C9H5N(CO)2C9H5N.
                                 
                              
                                 Anthrachinondichinaldin
                                 = C10H7N(CO)2C10H7N.
                                 
                              
                           Das Verfahren zur Darstellung von tetraalkylirten
                                 										Diamidobenzhydrolen und zur Umwandlung derselben in Leukobasen der
                                 										Rosanilingruppe von der Badischen Anilin- und Sodafabrik in
                              										Ludwigshafen (D. R. P. Nr. 27032 vom
                                 										23. Oktober 1883) gründet sich auf die Synthese des Triphenylmethans aus
                              									Benzhydrol und Benzol. Das Hydroxyl des secundären Alkoholes tritt dabei mit einem
                              									Wasserstoffatome des Kohlenwasserstoffes als Wasser aus und wird durch den
                              									gebildeten Rest ersetzt. Zur Einführung der für die Farbstoffbildung erforderlichen
                              									Amidogruppen wird das Benzhydrol durch seine Paraamidoabkömmlinge und solche mit den
                              									primären, secundären und tertiären aromatischen Aminen durch Wasserentziehung
                              									vereinigt. Diese Condensation erfordert weder hohe Temperaturen, noch die Gegenwart
                              									von Phosphorsäureanhydrid oder Chlorzink. Die Salze der Hydrolbasen wirken auf eine
                              									Reihe von aromatischen Aminen bereits in der Kälte und schneller und vollständiger
                              									bei Wasserbadtemperatur ein. Die Condensation erfolgt in wässeriger, alkoholischer
                              									oder eisessigsaurer Lösung, je nach den Löslichkeitsverhältnissen der angewendeten
                              									Verbindungen.
                           Die Condensationsproducte sind Leukobasen der Rosanilingruppe, welche sich nach
                              									bekannten Methoden zu Farbstoffen oxydiren lassen. In einzelnen Fällen kann man
                              									letztere durch Behandeln mit Schwefelsäure, durch Methyliren, Aethyliren,
                              									Benzyliren, Phenyliren u.s.w. in anderweitige Farbstoffderivate umwandeln.
                              									Unterwirft man die Leukobasen einer gleichen Behandlung mit substituirenden Mitteln,
                              									so können die erhaltenen Producte durch nachfolgende Oxydation in Farbstoffe
                              									übergeführt werden.
                           
                           Zur Herstellung der Hydrolbasen werden z.B. 100k Tetramethyldiamidobenzophenon in einem mit
                              									Rührwerk und Rückfluſskühler versehenen Eisenkessel in 1000k Amylalkohol eingetragen, in welchem zuvor 60k festes Natronhydrat heiſs gelöst sind. Die
                              									Mischung wird dann auf 120 bis 130° erhitzt und unter anhaltendem Rühren nach und
                              									nach mit 80k Zink staub versetzt. Nach etwa 48
                              									stündigem Erhitzen auf die angegebene Temperatur ist die Reduction der Ketonbase
                              									gröſstentheils vollendet. Man erkennt das Ende der Operation daran, daſs eine Probe
                              									der Mischung beim Erkalten kein Keton mehr ausscheidet und die durch Uebersättigen
                              									mit Eisessig auftretende Blaufärbung nicht mehr an Intensität zunimmt. Man läſst
                              									dann absitzen, trennt die Lösung von dem Niederschlage und treibt den Amylalkohol im
                              									Wasserdampfstrome ab. Zur ferneren Reinigung wird das nach dem Erkalten feste und
                              									harzartige Product zunächst mit Wasser gewaschen und dann in einem Gemische von
                              										100k Salzsäure von 1,18 sp. G. mit 250l Wasser kalt gelöst. Die saure und filtrirte
                              									Lösung wird mit 1500l Wasser verdünnt und durch
                              									allmählichen Zusatz von Natronlauge fractionirt gefällt. Die Fractionen, welche sich
                              									ausscheiden, bis die anfänglich grüne Lösung die rein blaue Farbe der neutralen
                              									Hydrolsalze angenommen hat, bestehen gröſstentheils aus unveränderter Ketonbase. Die
                              									bleibende Lösung wird dann durch überschüssige Natronlauge vollends gefällt und die
                              									abgeschiedene Hydrolbase filtrirt, gewaschen, gepreſst und entweder in feuchtem
                              									Zustande weiter verarbeitet oder bei einer 40° nicht übersteigenden Temperatur
                              									getrocknet.
                           In derselben Weise verläuft die Darstellung des
                              									Tetraäthyldiamidobenzhydrols aus dem Tetraäthyldiamidobenzophenon.
                           Zur Condensation der Hydrolbasen mit aromatischen Aminen werden
                              									z.B. 2k Tetramethyldiamidobenzhydrol in 1k,2 Salzsäure von 1,18 sp. G. und 10l Wasser gelöst, dann mit 1k salzsaurem Anilin versetzt. Die Condensation ist
                              									bei Wasserbadtemperatur in 4 bis 5 Stunden beendet. Man macht darauf die Lösung
                              									alkalisch, destillirt mit Wasserdämpfen das unangegriffene Anilin ab und trennt die
                              									ausgeschiedene Leukobase von der alkalischen Flüssigkeit. Der aus dieser Leukobase
                              									durch Oxydation darstellbare Farbstoff ist ein röthliches Violett. In derselben
                              									Weise und mit ähnlichem Resultate verläuft die Condensation des Orthotoluidins.
                           Oder es werden 2k
                              									α-Naphtylamin in 501 Alkohol heiſs gelöst, 1k,6 Salzsäure von 1,18 sp. G. zugesetzt und darauf
                              									eine heiſse Mischung von 4k
                              									Tetramethyldiamidobenzhydrol und 20l Alkohol
                              									eingetragen. Die Condensation beendigt sich in der Siedhitze nach einigen Stunden
                              									oder nach 24 stündigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur. Zur Abscheidung der
                              									entstandenen Leukobase versetzt man mit Alkali im Ueberschusse, destillirt den
                              									Alkohol gröſstentheils ab und fällt den Destillationsrückstand vollends mit Wasser.
                              									Die abgeschiedene Base läſst sich durch Umlösen aus Benzol reinigen. Durch
                              									Oxydationsmittel, z.B. Chloranilin, wird sie in einen blauen Farbstoff übergeführt.
                              									Derselbe ist schwer löslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol.
                           Bei der Verwendung secundärer Amine werden z.B. 5k Tetramethyldiamidobenzhydrol in 3k,5 Salzsäure von 1,18 sp. G. und 10l Wasser gelöst, mit einer Lösung von 2k
                              									Monomethylanilin in 2k,5 Salzsäure von 1,18 sp. G.
                              									und 10l Wasser gemischt und 4 bis 5 Stunden auf
                              									dem Wasserbade erwärmt. Dann wird mit Natronlauge übersättigt, das unverbrauchte
                              									Methylanilin im Wasserdampfstrome abdestillirt und die Leukobase filtrirt und
                              									gewaschen. Dieselbe läſst sich zu einem Violett von der Tönung des Methylviolett 3 B
                              									oxydiren. Aehnlich verfährt man bei der Anwendung von Methyl- und Amylanilin.
                           Ferner werden 2k
                              									Tetramethyldiamidobenzhydrol in 2k,2 Salzsäure von
                              									1,18 sp. G. und 101 Alkohol gelöst und mit einer Lösung von 1k,3 Benzylanilin in 0k,8 Salzsäure von 1,18 sp. G. und 51 Alkohol 10 bis 12 Stunden auf dem
                              									Wasserbade erhitzt. Die Abscheidung der Leukobase erfolgt in vorstehend
                              									beschriebener Weise. Der entsprechende Farbstoff ist ein bläuliches Violett.
                           Zur Darstellung der Leukobase des krystallisirten Methylviolett
                              									wird in 100l verdünnte Schwefelsäure, welche 20k Monohydrat enthalten, unter Umrühren so viel
                              									Tetramethyldiamidobenzhydrol in feuchtem Zustande kalt eingetragen, bis die anfangs
                              									grüne Lösung durch Neutralisation eine bläuliche- Färbung annimmt. Dann setzt man
                              										20k Dimethylanilin hinzu. Die durch diesen
                              									Zusatz stark blau gewordene Flüssigkeit wird nach 12stündigem Stehen bei
                              									gewöhnlicher Temperatur wieder grün, unter reichlicher Abscheidung der Leukobase.
                              									Zur vollständigen Beendigung der Condensation erwärmt man die Mischung noch 3
                              									Stunden im Wasserbade, setzt dann Natronlauge im Ueberschusse hinzu, treibt das
                              									unverbrauchte Dimethylanilin mit Wasserdampf ab und trennt die ausgeschiedene
                              									Leukobase von der alkalischen Flüssigkeit. Durch Oxydation mit Bleisuperoxyd in
                              									verdünnter salzsaurer Lösung nach dem für die Darstellung des Bittermandelölgrüns
                              									aus Tetramethyldiamidotriphenylmethan üblichen Verfahren liefert diese Leukobase ein
                              									Methylviolett, welches durch seine groſse Krystallisationsfähigkeit ausgezeichnet
                              									ist. Dieses krystallisirte Methylviolett färbt ein bläuliches Violett von der Tönung
                              									des benzylirten Methylviolett 5 B. In derselben Weise läſst sich die methylirte oder
                              									äthylirte Hydrolbase mit Diäthylanilin und Methyläthylanilin vereinigen.
                           Nach einem ferneren Vorschlage werden 5k Tetramethyldiamidobenzhydrol in 3k,5 Salzsäure von 1,18 sp. G. und 20l Alkohol gelöst. Dann wird die Lösung unter
                              									Zusatz von 5k Dibenzylanilin einige Stunden auf
                              									dem Wasserbade bis zum Verschwinden der Hydrolbase erhitzt, mit Wasser verdünnt,
                              									filtrirt und aus dem Filtrate die Leukobase durch Natronlauge abgeschieden. Der
                              									durch Oxydation darstellbare Farbstoff ist ein bläuliches Violett.
                           Oder es werden 2k
                              									Tetramethyldiamidobenzhydrol und 1k,5
                              									Methyldiphenylamin mit 10l Alkohol gemischt und
                              									vorsichtig mit so viel Schwefelsäure von 66° B. versetzt, bis die anfänglich
                              									auftretende Blaufärbung verschwindet. Dann wird die Condensation durch 6stündiges
                              									Erhitzen auf dem Wasserbade beendigt, überschüssiges Alkali zugesetzt und nach dem
                              									Erkalten die abgeschiedene Leukobase von der alkoholischen Mutterlauge getrennt.
                              									Durch Behandeln mit kaltem Alkohol läſst sich die Base reinigen und durch Oxydation
                              									in ein Violett von sehr blauem Farbtone überführen.
                           10k Tetramethyldiamidobenzhydrol, 6k Salzsäure von 1,18 sp. G. und 50l
                              									Wasser werden unter Zusatz von 10k
                              									Dimethylalphanaphtylamin 5 bis 6 Stunden auf dem Wasserbade erhitzt. Dann wird die
                              									Lösung alkalisch gemacht und überschüssiges Dimethylnaphtylamin mit Wasserdämpfen
                              									abgetrieben. Die so erhaltene Leukobase liefert bei der Oxydation einen röthlich
                              									blauen Farbstoff.
                           Nach E. Nölting und A.
                                 										Collin (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1884 S. 258) gibt die durch Oxydation des Chinolins mit
                              									Permanganat entstehende Pyridindicarbonsäure mit
                              									Resorcin bei 200° eine dem Fluoresceïn ähnliche Verbindung, welche bromirt einen
                              									eosinartigen rothen Farbstoff liefert.
                           1 Th. Rosanilin, mit 5 Th.
                              									Metatoluidin und 0,5 Th. Benzoesäure erhitzt, liefert einen krystallinischen, in
                              									Wasser unlöslichen, in Alkohol löslichen blauen
                              									Farbstoff. α-Naphtylamin und Rosanilin bilden Violett;
                              									mit β-Naphtylamin dagegen erhält man unter gleichen
                              									Umständen ein Blau. Ueberhaupt verhalten sich bei noch manch anderen Reactionen die
                              									beiden Naphtylamine ganz verschieden.
                           Beim Blauprozesse im Groſsen wendet man bekanntlich als
                              									Lösungsmittel einen bedeutenden Ueberschuſs Anilin an, welches zum groſsen Theile
                              									regenerirt wird. Bei Versuchen, das Anilin durch ein billigeres Mittel zu ersetzen,
                              									gab Phenol kein Resultat; 1 Mol. Rosanilin mit 3 Mol. Anilin und Benzoesäure, in
                              									Phenollösung erhitzt, ergab nur ein Violett; jedoch erhält man leicht ein Blau, wenn
                              									man statt des Phenoles Naphtalin anwendet. Ist die Reaction beendet, so gieſst man
                              									in verdünnte Salzsäure, treibt das Naphtalin mit Wasserdampf ab und erhält einen
                              									Rückstand von noch unreinem salzsaurem Triphenylrosanilin.
                           In einer Farbenfabrik ausgeführte Versuche ergaben jedoch, daſs
                              									das Verfahren im Groſsen keine Vortheile bietet.