| Titel: | Verwendung der Elektricität im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 32 | 
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                        Verwendung der Elektricität im
                           								Hüttenwesen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        Verwendung der Elektricität im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Bei dem elektromagnetischen Trennungsapparate für Zinkblende
                                 										und Spatheisenstein von der Gesellschaft des
                                 										Silber- und Bleibergwerkes Friedrichssegen bei Oberlahnstein (* D. R. P.
                              									Kl. 1 Nr. 24976 vom 3. Mai 1883) befinden sich, wie Fig. 1 und
                              										2 Taf. 4 zeigen, auf einer festen Achse a
                              									ebenfalls fest die Elektromagnete b. Die gehörig
                              									zerkleinerten und calcinirten Erze gelangen durch den Trichter e auf die Vertheilungstafel f und über das Schüttelwerk d zur
                              									Messingtrommel c. Sobald diese Erze nun in die Nähe der
                              									Trommel c gelangen, werden die Eisenoxyduloxydtheilchen
                              									angezogen und auf dem Umfange der Trommel festgehalten, während die Blende
                              									herabfällt. Durch die Drehung der Trommel in der Richtung des Pfeiles gelangen die
                              									Eisentheilchen schlieſslich aus dem Bereiche des Elektromagnetes und fallen auf der
                              									anderen Seite der Trommel herab.
                           Der Apparat ist auch für verschiedene Erzsorten bezüglich der Korngröſse und des
                              									Eisengehaltes anwendbar, indem durch eine Schraube g
                              									das Schüttelwerk d der Trommel c genähert oder entfernt werden kann und dadurch die Anziehungskraft auf
                              									die einzelnen Eisentheilchen verstärkt oder geschwächt wird. Mittels einer 1e zum Betriebe erforderlichen Gramme'schen Maschine werden 4 solcher Apparate mit
                              									Elektricität versorgt. 1 Apparat verarbeitet stündlich 2t, also in 12 Stunden 24t Roherze von 9
                              									bis 11 Proc. Zinkgehalt und werden daraus von der Gesellschaft etwa 8t Zinkblende mit 38 bis 40 Proc. Zinkgehalt und
                              										16t Eisenerze erzielt. Der Apparat hat
                              									gegenüber den sonst gebräuchlichen den Vorzug, daſs die Magnete mit den zu
                              									trennenden Erzen nicht direkt in Berührung kommen, und daſs keine Stromunterbrechung
                              									stattfindet. (Vgl. Buchanan 1883 248 344. Wassermann 1881 242 * 270.
                              										Siemens 1880 238 *
                              									462.)
                           Wie O. Heberle in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884 * S. 463 hervorhebt,
                              									bewährt sich der Apparat, welcher in Friedrichssegen seit einiger Zeit im Betriebe
                              									ist, durchaus.
                           Nach den in den Sitzungsberichten der physikalisch
                                 										medicinischen Gesellschaft zu Würzburg, 1884 mitgetheilten umfassenden
                              									Versuchen von F. und W.
                                 										Kohlrausch über das elektrochemische Aequivalent
                                 										des Silbers schlägt der Strom von 1 Ampère secundlich 1mg,1183 Silber oder 0mg,3281 Kupfer nieder und zersetzt 0mg,09328 Wasser (vgl. 1884 251 28).
                           R. P. Herrmann in Berlin (D. R. P. Kl. 40 Zusatz Nr.
                              									26091 vom 26. Juni 1883, vgl. 1884 251 418) empfiehlt die Darstellung von Zink aus mit Säuren behandelten Erzen auf elektrolytischem
                              									Wege nach vorheriger
                              									Umwandlung des gelösten Zinkes in alkalische und erdalkalische Doppelsalze.
                           M. Kiliani in München (Patentanmeldung vom 10. März
                              									1884) will Galmei, Zinkasche u. dgl. mit Carbonat haltiger Ammoniakflüssigkeit
                              									ausziehen und das Zink unter Verwendung eiserner Anoden
                              									elektrolytisch fällen.
                           M. Body in Lüttich (* D. R. P. Kl. 40 Nr. 24876 vom 18.
                                 									Mai 1883 und Zusatz Nr. 26136 vom 19. Juni 1883) empfiehlt zur Scheidung von Metallen aus Mineralien mit Hilfe der
                                 										Elektrolyse und Amalgamation (vgl. auch Barker
                              									1884 251 * 32), die gepulverten Erze mit Ferrisalzen
                              									allein oder unter Zusatz von Kochsalz zu mischen. Hierbei soll die Eigenschaft der
                              									sauren Ferrisalze verwerthet werden, in Gegenwart der Oxyde oder der
                              									Schwefelverbindungen der Metalle und unter Einwirkung des elektrischen Stromes sich
                              									in Ferrosalze zu verwandeln. Diese Umwandlung führt die Auflösung und Fällung der
                              									Metalle herbei und können später die Ferrosalze leicht in Ferrisalze
                              									zurückverwandelt werden, so daſs sie auſs Neue zu demselben Gebrauche verwendbar
                              									sind. Mit Kochsalz vermischt, werden die Ferrisalze zu dem genannten Zwecke
                              									hauptsächlich bei den Chlorverbindungen des Eisens zum Auslaugen der Chlor- und
                              									Arsenmetalle angewendet. Das fein gepulverte Mineral wird in einen Haufen gebracht
                              									und zuerst begossen, sodann der Einwirkung der atmosphärischen Luft überlassen und
                              									zu wiederholten Malen umgewendet. Das Begieſsen kann mit den Säuren erschöpfter
                              									Bäder geschehen.
                           Nach dieser Vorbereitung kann die Auslaugung im Haufen oder im Kasten vorgenommen
                              									werden. In beiden Fällen muſs die Fläche, auf welcher das Mineral ruht, aus
                              									gepreſster Kohle oder aus einer Metallplatte bestehen, in welche der negative Pol
                              									einer elektrischen Maschine mündet, während der andere Pol mit einem oder mehreren
                              									beliebigen Stellen des Erzes verbunden wird. Soll z.B. die Auslaugung in Kästen
                              									geschehen, so dient der Kasten A (Fig. 6 und
                              										7 Taf. 4) zum Laugen, B zur Klärung der
                              									erhaltenen Lösung und in C hängen die mit der Maschine
                              									verbundenen Fällungsplatten. Nach dem Fällen flieſst die des Metallgehaltes beraubte
                              									Flüssigkeit, welche aber noch die Ferrisalze enthält, in den Behälter D, aus welchem sie durch eine Pumpe p zu erneutem Gebrauche emporgeschafft wird. Das
                              									erschöpfte Mineral wird zuerst zum Abtropfen in den Kasten E und sodann auf die Halde gebracht. In die Kästen A bis C kann ein Dampfstrahl eingeführt
                              									werden.
                           Der Apparat zur Verarbeitung gewisser Gold und Silber haltiger Erze besteht aus einer
                              									guſseisernen Trommel A (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 4), welche mit dem negativen Pole einer dynamo-elektrischen
                              									Maschine verbunden ist und eine langsame Umdrehung erhält. In dieser Trommel
                              									befindet sich eine Anzahl guſseiserner Kugeln a. An
                              									einer festen, durch die Trommel führenden, aber von derselben isolirten Achse C, welche mit dem positiven Pole der Maschine verbunden
                              									ist, hängt eine Reihe von
                              									Platten aus Kokes oder Graphit, die mit ihrer möglichst groſsen Oberfläche in eine
                              									Lösung von Ferrisalzen tauchen, in welche das Mineral eingebracht wird. Die Achse
                              										C ist hohl und dient zur Einführung der Flüssigkeit
                              									in die Trommel, in welch letztere auſserdem ein Dampfrohr mündet. Ist das Silber
                              									reducirt, während die Ferrosalze in Fernverbindungen übergehen, so bringt man
                              									Quecksilber in die Trommel. Das erhaltene Amalgam wird in bekannter Weise gesammelt
                              									und verarbeitet. Das Verfahren soll selbst für solche Erze noch vortheilhaft sein,
                              									welche nur 0,05 Proc. Silber enthalten.
                           Die Herstellung von Magnesium und sonstiger Metalle
                              									durch Elektrolyse geschmolzener Salze wurde erst durch das Verfahren von F. Fischer (vgl. 1882 246 *
                              									28) technisch brauchbar, welcher das Verbrennen des bereits ausgeschiedenen Metalles
                              									dadurch verhinderte, daſs er über die geschmolzene Masse reducirende oder
                              									indifferente Gase leitete. Nach seiner Anleitung begann bereits vor 2 Jahren A. Grätzel in Hannover zunächst die Herstellung von
                              									Magnesium aus geschmolzenem Carnallit. Jetzt hat dessen Sohn R. Grätzel (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 26962 vom 9. Oktober 1883) folgendes
                              									Verfahren patentirt erhalten.
                           In dem Ofen Q (Fig. 3 und
                              										4 Taf. 4) sind, je nach der Stärke der Dynamomaschine, 2 bis 5
                              									Schmelzgefäſse A, welche gleichzeitig auch als
                              									Zersetzungskästen dienen, hinter oder neben einander angeordnet und zwar jedes in
                              									einem besonderen Herde. Die Gefäſse A, welche
                              									beliebiger Form sein können, am zweckmäſsigsten jedoch tiegelförmig gestaltet sind,
                              									bestehen aus Metall (für Aluminium aus Kupfer, Eisen oder Stahl, für Magnesium
                              									insbesondere aus schmiedbarem Guſsstahle) und bilden die negative Elektrode.
                              									Dieselben stehen auf einer in der Mitte eines Rostes angebrachten Chamotteplatte und
                              									wird der Herd oben nach dem Einsetzen des Gefäſses mittels einer aus zwei Hälften
                              									bestehenden Chamotteplatte geschlossen. Jedes Schmelzgefäſs ist mit einem Deckel e aus gleichem Metalle verschlossen. Das reducirende
                              									Gas gelangt von der gemeinsamen Hauptleitung O durch
                              									das Rohr o in das Schmelzgefäſs und durch das Rohr z zurück in die Ableitung Z.
                           Um beide Elektroden zu isoliren und das an der positiven Elektrode k entwickelte Chlor sowie das isolirende Gas getrennt
                              									von einander zu erhalten, ist die Kohlenelektrode in einem besonderen Gefäſse oder
                              									Einsatze G eingeschlossen und mit demselben durch eine
                              									Oeffnung im Deckel e in das Schmelzgefäſs A eingehängt. Das Gefäſs G
                              									besteht aus Chamotte, Porzellan oder anderem feuerfesten, die Elektricität
                              									nichtleitenden Materiale und besitzt vortheilhaft cylindrische Form. Es ist oben
                              									mittels eines die Kohlenelektrode durchlassenden Deckels geschlossen und hat unten
                              									an der Seite oder am Boden Oeffnungen c zum
                              									ungehinderten Zutritte der Schmelze zur Kohlenelektrode. Das entwickelte Chlor tritt
                              									durch die seitlich oben angebrachte Leitung in die allen Tiegeln gemeinsame
                              									Chlorableitung P.
                           
                           Bei der Herstellung von Aluminium soll es vortheilhaft
                              									sein, als negative Elektrode nur Einsätze aus Metall und besonders aus Aluminium zu
                              									benutzen. Man stellt daher das eigentliche Schmelzgefäſs s (Fig. 5 Taf.
                              									4) aus Porzellan, Steingut o. dgl. her und schützt es durch einen äuſseren
                              									Metallmantel vor der direkten Flammenberührung; r ist
                              									der mit dem negativen Pole der Dynamomaschine verbundene Metalleinsatz. Man kann
                              									auch den Einsatz in ein Schmelzgefäſs aus Graphit setzen unter Weglassung des
                              									Metallmantels, oder man setzt den Einsatz in ein Gefäſs aus anderem Metalle, welches
                              									der angewendeten Hitze zu widerstehen vermag.
                           Behufs Verminderung der elektrischen Spannung innerhalb des Apparates sowie zur
                              									Wiederanreicherung des sich erschöpfenden Schmelzbades werden im Einsatze G neben der Kohlenelektrode und völlig unabhängig von
                              									derselben Platten oder Stangen a eingesetzt, welche aus
                              									einer Mischung äquivalenter Mengen von Thonerde und Kohle für Aluminium bezieh. von
                              									Magnesia und Kohle für Magnesium bestehen.
                           Nach der Zusatzpatent-Anmeldung G. 2619 vom 14. März 1884 wird die Anordnung als neu
                              									beansprucht, daſs die eine der beiden Elektroden, sei dies die positive oder die
                              									negative, oder auch jede derselben, durch einen die Elektricität nicht leitenden
                              									feuerbeständigen Einsatz G hindurch in die Schmelzmasse
                              									eingeführt wird, um die Elektroden innerhalb des von Luft oder anderen Gasen
                              									erfüllten Raumes des Schmelzgefäſses von einander zu isoliren.
                           Eine solche isolirte Einführung der Elektroden wurde bereits von Hiller (vgl. Graham Otto:
                                 										Chemie, 1883 Bd. 2 * S. 383), Bunsen (Poggendorff's
                                 										Annalen, 1875 Bd. 155 S. 633) und Anderen (vgl. 1884 251 422) ausgeführt, ist daher keineswegs neu. Die Verwendung des Metall-
                              									oder Kohlentiegels als Elektrode wurde bereits von Davy
                                 										(Gilbert's Annalen, 1808 Bd. 30 S. 369) und Bunsen
                                 										(Poggendorff's Annalen, 1854 Bd. 91 S. 621)
                              									angegeben, ist übrigens für vorliegenden Zweck nicht einmal empfehlenswerth, ebenso
                              									die schon von Jablochkoff (1884 251 * 422) vorgeschlagene gesonderte Abführung des Chlores. Die Platten
                              										a (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 4) haben die beabsichtigte Wirkung nicht (vgl. F. Fischer 1884 251
                              									423).
                           
                              F.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
