| Titel: | Verfahren zum Reinigen von Wasser. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 35 | 
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                        Verfahren zum Reinigen von Wasser.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 4.
                        Verfahren zum Reinigen von Wasser.
                        
                     
                        
                           Der ursprüngliche Clark'sche Wasserreinigungsprozeſs mit
                              									Kalkmilch (1842 83 193) hat nur eine beschränkte Anwendung gefunden, weil das Fällen
                              									und Absetzen der Carbonate zu viel Raum und Zeit erfordert. Um dies zu vermeiden, werden nach J. H. Porter(Journal of the Society of Chemical
                                       										Industry, 1884 S. 51) mittels des sogen. Porter-Clark'schen Prozesses Filterpressen
                              									angewendet.
                           
                           In Fig. 10 Taf. 4 ist die Einrichtung der London und North-Western Eisenbahn
                              									skizzirt, wie dieselbe in dem Locomotivschuppen der Station Camden getroffen ist.
                              									Daselbst werden stündlich rund 32cbm Wasser
                              									gereinigt, wobei die Härte von 17 bis 18° auf 4° herabgebracht wird. Das Wasser
                              									kommt durch natürliches Gefalle mit einem Drucke von 4at bei der Station an. Es geht zuerst durch die Maschine a, welche die Rührwerke treibt, dann nach einander
                              									durch die Gefäſse A und B
                              									und zuletzt durch die Filterpressen e in den
                              									hochgelegenen Behälter W. In dem kleinen Gefäſse C wird Kalkmilch dargestellt und durch D in den groſsen Cylinder A (2m,1 × 5m,1) geleitet. Das mit Kalk gesättigte, fast
                              									klare Wasser verläſst oben das Gefäſs A und geht in den
                              									Dom des Cylinders B (2m,1 × 3m,9) über. Hier wird zu gleicher
                              									Zeit aus dem Behälter w hartes Wasser eingeführt, so
                              									daſs eine Mischung und vollständige Fällung des kohlensauren Kalkes eintritt, welcher dann
                              									in den Filterpressen e zurückgehalten wird. Bei Wasser
                              									mit groſsem Gehalte an organischen Substanzen oder Thonerde muſs zu der Darstellung
                              									des Kalkwassers im Gefäſse A reines Wasser angewendet
                              									werden.
                           Der Porter-Clark'sche Prozeſs wird besonders zur
                              									Darstellung von reinem Wasser für Dampfkessel empfohlen
                              									(vgl. F. Fischer 1876 220
                              									372). Folgendes sind die Resultate der Städte, in denen der Prozeſs bis jetzt
                              									angewendet wird:
                           
                              
                                 Canterbury
                                 von
                                 26,3°
                                 Härte
                                 auf
                                 4,9°
                                 
                              
                                 Caterham
                                 „
                                 21,2
                                 „
                                 „
                                 4,4
                                 
                              
                                 Tring
                                 „
                                 26,3
                                 „
                                 „
                                 3,2
                                 
                              
                           Die in groſsen Städten oft auftretenden epidemischen Krankheiten, wie Cholera und
                              									Typhus, finden wie S. H. Johnson a. a. O. S. 126
                              									ausführt, ihre Ursache gewöhnlich in einer mangelhaften Trinkwasserversorgung. In
                              									England lassen sich jährlich mindestens 120000 Todesfälle auf den Genuſs von
                              									schlechtem, mit organischen Substanzen u. dgl. verunreinigtem Wasser zurückführen.
                              									Die Reinigung von schmutzigem und trübem Trinkwasser durch die
                              									Wasserversorgungsgesellschaften hat seit der Einführung der Sandfiltration durch Talford und Brand (1828)
                              									keine Verbesserungen erfahren. Die oft behauptete theilweise Oxydation der
                              									organischen Substanzen zu Salpetersäure oder salpetriger Säure findet, wie die
                              									Analysen der 7 Londoner Wassergesellschaften aus dem 6. Report of the Rivers Pollution Commissioners (vgl. 1880 236 144) zeigten, bei der Sandfiltration nicht statt. Die
                              									Entfernung der organischen Substanzen ist bei der Sandfiltration wie auch beim
                              									gewöhnlichen Absetzen eine rein mechanische, indem die
                              									suspendirten Theile im Filter zurückgehalten werden.
                           Alle bis jetzt zur Wasserreinigung verwendeten Filter wirken entweder mechanisch oder chemisch;
                              									erstere entfernen nur feste suspendirte Stoffe aus dem
                              									Wasser; letztere haben die Eigenschaft, auch gewisse gelöste Stoffe, wie Albumine und einige Salze, zurückzuhalten. Das
                              									Filtermaterial für chemische Filter ist Thierkohle oder schwammiges Eisen.
                              									Diese Filter sind aber schlechte mechanische Filter und das Wasser muſs durch die im
                              									Filtermateriale sich anhäufenden Unreinigkeiten durchgehen.
                           Die Hauptanforderungen, welche man an ein gutes Haushaltungsfilter machen kann, sind
                              									folgende: 1) Es muſs ein vollkommenes mechanisches, 2)
                              									ein gutes chemisches Filter sein, 3) sich leicht
                              									reinigen lassen und 4) genügende Oberfläche haben, um die nöthige Wassermenge ohne
                              									Schwierigkeit zu liefern; 5) das Filtermaterial muſs sich leicht ersetzen lassen und
                              									6) die Einrichtung so getroffen werden, daſs nur filtrirtes Wasser zum Trinken und Kochen verwendet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 253, S. 37
                              
                           Um diesen Bedingungen Genüge zu leisten, hat Verfasser die in der Textfigur
                              									dargestellte Filterpresse construirt. Das Filtrirmaterial bei diesen Apparaten
                              									besteht aus dicken Bogen von Filtrirpapier, welches mit etwa 10 bis 20 Proc.
                              									Thierkohle gemischt ist. Die Presse arbeitet durch den Wasserdruck in der Leitung
                              									selbst.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
