| Titel: | Eine gasanalytische Methode für Gasfabriken bez. Gasfabrikation bei Anwendung von Cooper's Kalkprozess. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 39 | 
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                        Eine gasanalytische Methode für Gasfabriken bez.
                           								Gasfabrikation bei Anwendung von Cooper's Kalkprozeſs.
                        J. Wanklyn, über eine gasanalytische Methode.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des Schwefelwasserstoffes im Leuchtgase
                              									verwendet J. A. Wanklyn nach dem Journal of the Society of Chemical Industry, 1884 * S.
                              									12 eine Glasflasche von 2l,83 (0,1 Cubikfuſs
                              									engl.) Inhalt, welche mit einem hohlen Glasstöpsel versehen ist. Dieselbe wird in
                              									umgekehrter Lage durch Luftverdrängung mit Leuchtgas gefüllt. In den hohlen Stöpsel
                              									wird aus einer Bürette Bleiacetatlösung von bekanntem Gehalte gebracht und mit dem
                              									Leuchtgase in der Flasche geschüttelt; dann wird die Flasche wieder in umgekehrter
                              									Lage geöffnet und das Gas mit Bleipapier geprüft. Wird
                              									letzteres schwarz, so wird etwas mehr Bleilösung zugefügt, geschüttelt und die
                              									Arbeit wiederholt, bis keine Färbung des Papieres mehr eintritt. Aus der
                              									verbrauchten Bleilösung wird der Gehalt an H2S
                              									berechnet. Die Methode ist sehr einfach und gibt angeblich gute Resultate.
                           Bei Cooper's Kalk-Prozeſs wird die Gaskohle vor der
                              									Destillation mit gelöschtem Kalke gemischt (2,5 Proc.
                              									Kalk auf das Kohlengewicht). So behandelte Kohle gibt eine bedeutend bessere
                              									Ausbeute an Ammoniak, auch etwas mehr Theer und Gas. Es entstehen weniger flüchtige
                              									Schwefelverbindungen und auch die Koke soll besser sein. Gewöhnlich erhält man in
                              									Gasfabriken 2k,7 Ammoniak von 1t Kohle. Bei Anwendung dieses Prozesses wurden im
                              									Kleinen 5,4 bis 7,1 NH3 von 1t erhalten. Das beste Resultat im Groſsen war bis
                              									jetzt 4k. Von 7 Ingenieuren verschiedener
                              									Gasfabriken wurde bis jetzt ein bedeutender Gewinn an Ammoniak erzielt.
                           Der Schwefel kommt im Leuchtgase groſsentheils als H2S (0,8 bis 1,5 Vol.-Proc.) vor. Der andere Theil findet sich als
                              									Schwefelkohlenstoff und andere wenig bekannte Verbindungen, zusammen etwa 0,3
                              									Vol.-Proc. Schon beim unvollständigen Mischen der Kohle mit dem Kalke wird ein
                              									groſser Theil des Schwefels entfernt. Im Durchschnitte zeigte Gas von mit Kalk
                              									gemischter Kohle 0,43 Vol.-Proc. gegen 0,60 ohne Kalk. In der Vauxhall-Gasfabrik, wo
                              									zu gleicher Zeit mit und ohne Kalkzusatz gearbeitet wurde, enthielt das Gas ohne
                              									Kalkzusatz fast doppelt soviel Schwefelwasserstoff als mit Kalkzusatz. Durch
                              									Anwendung einer Maschine zum Mischen der Kohle mit Kalk kann der Schwefelgehalt noch
                              									niedriger gebracht werden.
                           Die Ansichten der Gasfachmänner, welche an der Besprechung dieses Vortrages
                              									theilnahmen, waren sehr getheilt. Es wurde erwähnt, daſs der Verlust des Schwefels
                              									ein Nachtheil des Prozesses ist. Die Einnahmen der Gasfabrik in Manchester für die
                              									Gasreinigungsmasse betrugen im letzten Jahre allein etwa 80000 M.