| Titel: | Ueber künstliche Steinmassen (Patentklasse 80). | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 40 | 
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                        Ueber künstliche Steinmassen (Patentklasse
                           								80).
                        Ueber künstliche Steinmassen.
                        
                     
                        
                           Ch. C. Gilman in Paris (D. R. P. Nr. 25010 vom 7.
                                 									September 1882) will porösen gebrannten Thon als
                                 										Wärmeschutzmasse verwenden. Zu diesem Zwecke wird aus Sand freiem,
                              									Feldspath haltigem Thone oder Kaolin und Harz reichen Sägespänen durch Brennen eine
                              									hochporöse Steinmasse hergestellt, welche sich in gleicher Weise wie Holz
                              									bearbeiten, zusammenfügen und an einander oder an andere Gegenstände anheften läſst
                              									und so als Wärmeschutzmasse gegen Einwirkung auſserer Warme oder zur Verhinderung
                              									von Wärmestrahlung, besonders zur Umhüllung von
                              									eisernen Bauconstructionstheilen, Röhren, Kesseln und Behältern benutzt werden soll.
                              									(Vgl. sogen. Holzstein 1883 248 179.)
                           Nach J. Lynch in Washington (D. R. P. Nr. 25109 vom 4.
                                 									Februar 1883) wird dagegen in die Form zuerst eine Schicht von gewöhnlichem
                              									plastischem Thone eingedrückt, dann auf diese Schicht eine Mischung des gleichen
                              									Thones mit Sägespänen gepreſst und hierauf der so gebildete Körper herausgenommen,
                              									getrocknet und gebrannt. Die dichte Seite kann dann noch glasirt werden. Derartige
                              									Ziegel sollen als Entwässerungsziegel zur Herstellung leichter Decken, als Wärmeschutzmasse und ferner da verwendet werden, wo sie schnellen
                              									Temperaturwechsel oder hohe Temperaturen auszuhalten haben.
                           Zur Herstellung von Schleifpulver aus Porzellan oder
                                 										Steingut werden diese Materialien nach F.
                                    										Pannertz in Hannöverisch-Münden (D. R. P. Nr. 26456 vom 8. September 1883)
                              									zerkleinert und durch Siebe verschiedener Maschengröſse sortirt. Die so erhaltenen
                              									Körnungen werden mit einem Klebemittel auf einer Unterlage (Leinen, Baumwollgewebe,
                              									Papier, Holz u.s.w.) befestigt und so verwendet. Auch finden die Körnungen und der
                              									Staub des Porzellanes oder Steingutes für sich oder in Verbindung mit anderen
                              									Substanzen zum Schleifen, Poliren und Putzen Verwendung.
                           Zur Herstellung von Fliesen mit farbiger Deckschicht
                              									will J. Hemmerling in Düsseldorf (D. R. P. Nr. 25 243
                                 									vom 22. Mai 1883) die zur Färbung benutzten Mineralfarben mit Wasserglaslösung
                              									mischen, trocknen und pulvern. Dieses Pulver wird mit Hochofenschlackenmehl gemengt,
                              									mit Wasserglaslösung versetzt und mittels Walzen innig durchgeknetet. Der so
                              									erhaltene Teig wird nun zur Herstellung der Deckschicht
                              									benutzt, indem man ihn zunächst in dünner Schicht in die Form füllt. Der übrige
                              									Theil der Form wird dann mit einer Mischung aus Cement und Schlackensand oder
                              									Kieselsand gefüllt, worauf der Formeninhalt durch Pressen oder Stampfen verdichtet
                              									wird. Nach dem Abbinden werden die aus der Form genommenen Fliesen in
                              									Wasserglaslösung getaucht, hierauf längere Zeit in Wasser eingelegt und schlieſslich
                              									nach dem Trocknen nochmals mit Wasserglaslösung überzogen.
                           Zur Herstellung feuerfester glasirter Ueberzüge und Platten
                                 										für Oefen wird nach G. Duryee in New-York und
                              										A. C. Clark in Montreal, Nordamerika (D. R. P. Nr.
                                 									26169 vom 27. Juni 1883) die aus Thon, Graphit und Melasse bestehende Masse zwischen
                              									die Ofenwände und den davor befestigten Formenplatten eingefüllt und nach Wegnehmen
                              									der Formenplatten eine Glasur, bestehend aus Boraxwasser mit Thon oder aus
                              									kieselsaurem Natron mit Thon, aufgetragen, dieselbe mit einer Salzschicht überzogen,
                              									die Formenplatten wieder vor dem glasirten Ueberzüge befestigt und die Wände nun so
                              									lange erhitzt, bis der Ueberzug hart gebrannt ist. Man kann auch die Wände von Glas-
                              									und anderen Oefen stückweise mit dem feuerfesten, plastischen Materiale überziehen,
                              									wobei jedes Stück für sich auf die vorher angegebene Weise geformt und gebrannt
                              									wird.
                           Zur Ausfütterung der Düsenlöcher von Kupolöfen mit
                              									feuerfestem Materiale wird die eingefüllte plastische Masse zweimal glasirt, wobei
                              									der erste Schmelz aus Borax und Lehm und der zweite aus kieselsaurem Natron
                              									besteht.
                           W. Walker in New-York (Englisches Patent, 1882 Nr. 1836)
                              									will eine Masse aus 24 Th. Sand, 12 Th. Portlandcement, 1 Th. Schwefel und 1 Th.
                              									Potasche zu Steinen formen und auf diese Dampf einwirken lassen, welcher vorher
                              									durch Schwefelpulver gestrichen ist.
                           Feuerfeste Platten sollen nach J. Nagel in Galgocz (D. R. P. Nr. 26704 vom 23. September 1883) in der
                              									Weise hergestellt werden, daſs man zerfaserten Asbest mit Zinkoxyd, Gyps u. dgl. mengt und durch
                              									Krempelvorrichtungen auf beiden Seiten des Gewebes aufträgt. Das so belegte Gewebe
                              									wird zwischen endlose Gurte geführt, welche mit der Lösung von Chlorzink,
                              									Clormagnesium u. dgl. angefeuchtet sind. Die Platten werden dann entweder
                              									ausgewässert, oder, um sie wasserdicht zu machen, mit
                              									Seifenlösung, Fetten bezieh. noch mit einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde
                              									behandelt. Die so hergestellten Platten dienen entweder zum Bekleiden von Holz u. dgl., oder auch selbstständig zum Schütze gegen Feuer, Wasser, heiſse Dämpfe, Gase, zur
                              									Verhinderung von Wärmeausstrahlung, zu Dachdeckung u. dgl.
                           Zur Herstellung von Schreibtafeln wird nach E. Thieben in Pilsen (D. R. P. Zusatz Nr. 26696 vom 10.
                              									August 1883, vgl. 1882 245 355) das aus Magnesit und
                              									gemahlenem Quarz bezieh. Marmor bestehende Pulver mit Chlormagnesiumlösung oder
                              									Salzsäure zu einem Breie angerührt und in zwei gleiche Formen mit beweglicher
                              									Bodenplatte gegossen; auf die Bodenplatten sind vorher Hartgummiplatten aufgelegt.
                              									Diese Platten werden mit der darauf befindlichen Masse aus den Formen
                              									herausgenommen, dann wird ein Pappdeckel auf den einen Theil aufgelegt und der
                              									andere Theil darüber gedeckt, worauf beide durch mäſsigen Druck vereinigt
                              									werden.
                           Als Ueberzugsmasse für Fußböden, Wände u. dgl. verwendet
                              										L. Ribbach in Labes (D. R. P. Nr. 26 692 vom 4.
                                 									Juli 1883) ein Gemisch von Sägespänen oder geschliffenem Holz, Glaspulver oder
                              									Chamottemehl, Zinkweiſs, Farbe und Leinölfirniſs. Die Masse wird unter Druck auf die
                              									gereinigte und mit Firniſs eingeriebene Fläche aufgetragen und geglättet. Die Fläche
                              									kann vorher durch aufgeleimte Stäbchen in Felder getheilt und diese dann mit
                              									verschieden gefärbter Masse ausgefüllt werden. Der so hergestellte Fuſsboden kann,
                              									nachdem er gut mit Seife abgebürstet ist, in gewöhnlicher Weise gebohnt werden.
                           Zum Härten von Kalkstein, Putz u. dgl. empfehlen Faure und Keßler in Clermont-Ferrant (D. R. P. Nr.
                                 									27083 vom 5. Juni 1883) die Fluorsilicate der Erdmetalle und Schwermetalle, welche
                              									den Alkalifluorsilicaten gegenüber den Vorzug haben, keine löslichen Stoffe in dem
                              									Steine zurückzulassen. Das gesättigte kieselfluſssaure Aluminium kommt im Handel in
                              									einer Stärke von 420 B. vor. Dasselbe ist farblos wie Wasser und läſst sich in
                              									Glasballons verwahren. Es gefriert nur bei auſserordentlich hohen Kältegraden.
                              									Gewebe, Haarpinsel, Holz und gebrannter Thon werden von demselben nicht angegriffen,
                              									auch die unverletzte Haut nicht; da aber seine Berührung mit dem rohen Fleische
                              									gefährlich ist, so darf dasselbe mit offenen Wunden nicht in Berührung kommen,
                              									weshalb es sich immerhin für die Arbeiter empfiehlt, bei Anwendung desselben
                              									Kautschukhandschuhe anzuziehen. Das gesättigte kieselfluſssaure. Aluminium dringt
                              									leicht in den Stein ein, manchmal unter Wärmeerscheinungen und nach seinem Eintritte
                              									beginnt sofort eine Zersetzung, welche in einigen Tagen beendigt ist. Bei dem
                              									zweiten Anstriche dringt es weit weniger tief ein, da die Poren des Steines bereits
                              									durch die Zersetzungsproducte des ersten Anstriches zum Theile ausgefüllt sind. Drei
                              									Anstriche genügen in der Regel, um den Stein zu härten. Das saure kieselfluſssaure
                              									Aluminium verstopft rascher die Poren der zu behandelnden Fläche und dringt weniger
                              									tief ein. Man verwendet dasselbe mit Vortheil bei sehr groſsporigen Flächen.
                           Zinkfluorsilicat läſst sich ebenso wie das Aluminiumsalz verwenden; es bleicht aber
                              									durch Bildung von kohlensaurem Zink die behandelte Fläche etwas.
                              									Magnesiumfluorsilicat löst sich schwerer und ist auch theurer als die
                              									Aluminiumverbindung. Die Bleiverbindung ist sehr leicht löslich; sie bleicht die
                              									getränkte Fläche noch mehr als das Zinksalz, wird aber durch Schwefelwasserstoff
                              									schwarz.
                           Um gefärbte Flächen zu härten, oder um die zu härtenden Flächen gleichzeitig zu
                              									färben, tränkt man in der beschriebenen Weise mit kieselfluſssaurem Eisen, Chrom,
                              									Kobalt, Nickel u.s.w.
                           Wenn man Thon oder Kaolin mit den gelösten Fluorsilicaten anrührt, so erhält man
                              									einen Kitt, welcher namentlich säurefest ist und hart wie Stein wird. Man kann das
                              									Gemenge auch zu Bildsäulen, Vasen u. dgl. formen und erhält alsdann diese
                              									Gegenstände hart wie Stein, ohne daſs man sie zu brennen braucht. Auch können die
                              									genannten Präparate angewendet werden, um Flächen, welche mit bisher bekannten Mitteln gehärtet
                              									wurden, in Wasser unlöslich zu machen. Wenn man z.B. mit einem Silicate der Alkalien
                              									gehärtet hat und die Fläche später mit kieselfluſssaurem Aluminium tränkt, so wird
                              									das Natron oder Kali in Form von Kryolith unlöslich und es bleibt nichts Lösliches
                              									mehr zurück.
                           Um Edelsteinen eine helle Farbe zu geben, werden
                              									dieselben nach G. H. Durkes in Paris (D. R. P. Nr.
                                 									25105 vom 24. November 1882) mit einem Glasflusse überzogen, welcher der Farbe des
                              									Steines complementär gefärbt ist. Das Ueberziehen geschieht besonders an dem flach
                              									geschliffenen Rande, z.B. bei Brillanten, wo sie durch die Fassung verdeckt werden.
                              									Das Auftragen auf den Rand genügt für den vorliegenden Zweck, weil die Farbe durch
                              									innere Reflection doch nach auſsen geworfen wird. – Dieses Mittel ist bereits mit
                              									Erfolg zur Täuschung beim Verkaufe von Brillanten
                              									verwendet worden.
                           Das aus Marmor hergestellte Liebig-Denkmal in München war in rohester Weise verunreinigt,
                              									wahrscheinlich durch Aufspritzen von Silbernitrat- und Kaliumpermanganat. Nach
                              									Versuchen von Pettenkofer u.a. gelang es, durch
                              									Behandeln mit Schwefelammonium das Silber und Mangan in den Flecken in
                              									Schwefelmetalle überzuführen, welche nun durch Auflegen von mit Cyankaliumlösung
                              									getränktem Porzellanthon vollständig entfernt werden konnten. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884
                              									S. 230.)
                           Zur Herstellung von künstlichen Steinen, Drainröhren,
                                 										Schuhsohlen u. dgl. aus Torf will S. Heimann
                              									in Hamburg (Englisches Patent, 1882 Nr. 4281) den getrockneten Torf mit 15 bis 25
                              									Proc. Eisen haltiger Rückstände der Anilinfabriken mischen und die erwärmte Masse in
                              									Formen pressen.