| Titel: | Neuerungen an rotirenden Maschinen. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 49 | 
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                        Neuerungen an rotirenden Maschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 5.
                        (Fortsetzung des Berichtes von S. 1 d. Bd.)
                        Neuerungen an rotirenden Maschinen.
                        
                     
                        
                           Man kann sich nun Kolben, Walze und Gehäuse auch noch in anderer Weise wie bisher mit
                              									einander verbunden denken. Nimmt man z.B. an, die Walze Fig. 1 Taf.
                              									1 sei hohl und werde mit ihren Rändern in excentrischen Ausdrehungen der
                              									Gehäusedeckel geführt, so kann man die centrisch im Gehäuse unabhängig von der Walze
                              									gelagerte Welle mit dem Kolben fest verbinden; nur muſs man dann die Kanten der
                              									Walzenspalte, durch welche der Kolben geht, so groſs machen, als es die
                              									verschiedenen Lagen des letzteren zum Walzenmittelpunkte verlangen (vgl. auch die
                              									schon erwähnten Maschinen von Hick 1845 95 * 81 und Durot * D. R. P.
                              									Nr. 22910). Dieses Prinzip findet in Fig. 10
                              									Taf. 1 seinen Ausdruck, ist übrigens auch schon früher mannigfach angewendet worden
                              									(vgl. die rotirende Dampfmaschine von Th. Cochrane 1836
                              										62 * 441, welche mit Condensation arbeitet, bezieh.
                              									von Th. Dundonald 1837 64 *
                              									164, die Rotationspumpe von Mc Farland 1875 218 * 288, das Gebläse von Mackenzie 1875 215 * 100, ferner die rotirende
                              									Schiffsdampfmaschine von Brossard in der Revue industrielle, 1882 * S. 225). Es wird also in
                              									diesem Falle die auf die Kolben wirkende Kraft von diesen direkt auf die Welle
                              									übertragen. Andererseits geht aus Fig. 10
                              									hervor, daſs auch hier die Enden der Kolben keiner Schuhe bedürfen; sie können
                              									vielmehr genau nach dem Radius des Gehäuseinneren abgedreht werden. Dagegen wird
                              									eine besondere Führung zwischen Kolben und Walze nothwendig. Bei einigermaſsen
                              									zweckmäſsig eingerichteten Maschinen wird dies nicht durch einfache Abschrägung der
                              									Kanten der Walzenspalten erzielt, sondern durch Anordnung eines Walzengelenkes. Bei
                              									der Anordnung mehrerer Kolben müssen auſserdem die einzelnen Kolben unabhängig von
                              									einander sein, da dieselben in den verschiedenen Lagen veränderliche Winkel
                              									einschlieſsen.
                           Neuere Ausführungen dieser Maschinen sind die von Otto
                                    										Küster in Neuenhaus, Reg.-Bez. Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 4018 vom
                                 									10. Juli 1878 und Kl. 59 * Nr. 19603 vom 29. September 1881); dieselben sind der Lechat'schen Maschine (vgl. 1866 182 * 1) nachgebildet und unterscheiden sich wesentlich von diesen nur
                              									durch die Anordnung von Laufrollen um die aus den Gehäusedeckeln heraustretenden
                              									Walzenenden, um die Stopfbüchsen, in welchen jene schleifen, zu entlasten. Hierher
                              									gehört auch die rotirende Pumpe von H. Edw. Skinner in
                              									Nag's Head Inn, England (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 3860 vom 14. Mai 1878), deren
                              									Einrichtung aus Fig. 10
                              									Taf. 1 hervorgeht, nur daſs die Anordnung der Kolben auf der Welle eine etwas andere
                              									ist. Die Pumpe ist einer näheren Besprechung nicht werth, wohl aber ein Vorschlag, welchen Skinner noch macht. Er will nämlich, vorausgesetzt,
                              									daſs zwischen Walze und Gehäuse bei c (Fig. 10)
                              									sowie zwischen Walze und Kolbennabe n bei d eine dampfdichte Berührung stattfindet und die
                              									nöthigen Ausström- und Einströmöffnungen vorhanden sind, auſserhalb der Walze Dampf
                              									in die Maschine leiten, dieselbe also als Dampfmotor, das Innere der Walze dagegen
                              									als Pumpe benutzen. Man könnte also die zu fördernde Flüssigkeit höher heben, als
                              									eigentlich dem Dampfdrucke entspricht, da ja der Hebelarm, an welchen der Dampf
                              									angreift, gröſser ist als der der Last. Ohne weiter auf die Zweckmäſsigkeit einer
                              									solchen Ineinanderschachtelung von Dampfmotor und Pumpe einzugehen, muſs hier darauf
                              									hingewiesen werden, daſs dies der erste derartige Vorschlag ist, welcher seiner
                              									Eigenartigkeit wegen beachtenswerth ist. Wir finden denselben Gedanken S. 9 d. Bd.
                              									bei dem schon erwähnten Kissam'schen Motor
                              									ausgesprochen, welcher, da derselbe nur dadurch von der vorbesprochenen Maschine
                              									abweicht, daſs die Achsen der Betriebswelle und Kolbenwelle nicht in eine Linie fallen, im Uebrigen aber wie vorhin sowohl der von der
                              									Walze, als der von der Walze und dem Gehäuse eingeschlossene Raum ausgenutzt wird,
                              									hier näher besprochen werden soll. Kissam läſst den
                              									Dampf, nachdem er im Inneren a der Walze (Fig.
                                 										10 Taf. 1) auf eine Drehung derselben eingewirkt hat, in den zwischen
                              									Gehäuse und Walze liegenden Arbeitsraum b strömen und
                              									sich hier ausdehnen. Es ist also das Compoundprinzip in einer einzigen Maschine zum
                              									Ausdruck gebracht. Eine derartige Zusammenstellung zweier Dampfmaschinen erscheint
                              									zweckmäſsiger als die von Dampfmotor und Pumpe, besonders wegen der Abkühlung. Die
                              									Dampfvertheilung wird durch einen Kreisschieber bewirkt, durch dessen Umstellung
                              									eine Bewegungsumkehr der Maschine erzielt wird.
                           Hierher gehört auch die Maschine von Osw. Güldner in
                              									Nossen bei Dresden (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 22336 vom 27. Oktober 1882); diese besitzt
                              									einen ringförmigen Arbeitsraum t (Fig. 11 und
                              										12 Taf. 1), welcher durch eine auf der centrisch gelagerten Welle a aufgekeilte Scheibe s in
                              									zwei Abtheilungen geschieden wird. An jeder Seite der Scheibe s schleift je ein excentrisch in Nuthen der
                              									Gehäusedeckel geführter Ring r. Die Ringe r berühren die Innenwände des Arbeitsraumes in zwei
                              									Linien i und e dampfdicht.
                              									Die Scheibe s ist nun von einem radialen Kolben k durchsetzt, welcher sich in Walzengelenken der Ringe
                              										r verschieben kann. Führt man den Dampf durch b in den Raum l, so tritt
                              									derselbe durch Aussparungen c in der Scheibe s links vom Kolben k ein
                              									und dreht diesen bezieh. die Welle a nach rechts herum.
                              									Der vor dem Kolben k befindliche Dampf entweicht durch
                              									die Aussparungen e in den Raum m und von hier ins Freie. Der Kolben steht also auf seiner ganzen
                              									Oberfläche während einer ganzen Umdrehung unter dem vollen Dampfdrucke. Ordnet man
                              									zwei concentrische Arbeitsräume mit je einem Ringpaare r
                              									und je einem Kolben k an, so kann das Compoundprinzip zur Anwendung
                              									gelangen, d.h. der Dampf aus dem kleineren Arbeitsraume gelangt in den gröſseren und
                              									wirkt hier durch seine Ausdehnung.
                           Bei der abgeänderten Güldner'schen Maschine (vgl. * D.
                              									R. P. Kl. 59 Nr. 23956 vom 21. Februar 1883) ist in einem feststehenden Gehäuse G (Fig. 13 und
                              										14 Taf. 1) centrisch eine Welle a gelagert,
                              									auf welcher eine Platte S mit zwei centrischen
                              									Kreiswänden s aufgekeilt ist. Die Wände s schleifen mit ihren Kanten dampfdicht in dem Gehäuse
                              										G, so daſs ein Arbeitsraum b von ringförmigem Querschnitte gebildet wird. Innerhalb desselben ist ein
                              									loser Ring r angeordnet, welcher auf der einen
                              									Kopffläche dampfdicht gegen die Scheibe S anliegt und
                              									auf der anderen Seite in einer ex centrischen Nuth des Gehäusedeckels so geführt
                              									wird, daſs derselbe die äuſsere und innere Ringwand s
                              									in zwei Linien berührt. Die Ringwände s sind nun. durch
                              									einen Kolben u, welcher den Ring r mit Spielraum durchdringt, fest verbunden. Denkt man
                              									sich nun in den Raum l Dampf geleitet, so tritt
                              									derselbe durch die Oeffnung c der inneren Ringwand s und den Spielraum des Ringes r im Kolbenschlitze in den Arbeitsraum b und
                              									schiebt den Kolben u nach rechts bezieh. dreht die
                              									Welle a. Der vor u
                              									befindliche Dampf entweicht durch eine Aussparung des Kolbens und die Oeffnung e in der äuſseren Ringwand s in den Raum m des Gehäuses und von hier ins
                              									Freie. In der gezeichneten Anordnung soll die Maschine als Pumpe dienen; sie kann
                              									aber auch in genauerer Ausführung, besonders unter Anwendung der schon genannten
                              									Verbindung zwischen Kolben u und Ring r mittels eines Walzengelenkes als Dampfmotor laufen.
                              									Will man das Walzengelenk nicht anwenden, so empfiehlt Güldner die Anwendung eines Ringes r, welcher
                              									aus zwei concentrischen, gegen einander verdrehbaren Ringen besteht. Kolben und Ring
                              									berühren sich dann immer in zwei Linien statt in einer Linie. Eine derartige
                              									Zweitheilung ist zu demselben Zwecke auch schon bei Kolben, wie sie die Maschine
                              										Fig. 1 benutzt, vorgeschlagen worden.
                           Auch in dieser Form ist die Maschine von Güldner als
                              									Compoundmaschine ausgebildet worden. Man bedarf hierzu nur 3 concentrische Ringwände
                              									mit 2 Kolben u und 2 excentrischen Ringen r mit entsprechender Dampfführung. Hierher gehört auch
                              									die Pumpe von L. D. Green 1875 216 * 471 und die Dampfmaschine von J. Lamb
                              									1843 88 * 86.
                           Die Schwierigkeit einer Dichtung zwischen Kolben, Walze und Gehäuse hat man auch noch
                              									auf andere Weise zu umgehen gesucht. Bei dem Systeme Fig. 1 Taf.
                              									1 liegt der wunde Punkt an der äuſsersten Kante des Kolbens, bei Fig. 10 in
                              									der Durchführung der Kolben durch die Walze. Um besondere Vorrichtungen zur
                              									Verschiebung der Kolben in radialer Richtung (Fig. 1) und
                              									zur Verbindung der Kolben mit der Walze (Fig. 10)
                              									unnöthig zu machen, fertigte man zwei sich gegenüber liegende Kolben aus einem
                              									Stücke, erhielt also einen Kolben von unveränderlicher
                              									Länge (vgl. Fig. 15
                              									Taf. 1). Da aber dieser Kolben bei der dargestellten Anordnung der Walze immer durch einen
                              									Punkt geht, welcher nicht mit dem Mittelpunkte des Gehäuses zusammenfällt, so muſste
                              									man letzterem die Gestalt einer Kardioïde geben, damit der Kolben immer mit der
                              									Gehäuseinnenwand in Berührung bleibt. Derartig eingerichtete Dampfmaschinen sollen
                              									nach Ewbank (vgl. Hydraulic and
                                 										other machines for raising water. New-York 1876 S. 290) schon im J. 1790
                              									von Bramah und Dickenson
                              									gebaut worden sein. Bei der Maschine Fig. 15
                              									liegt der Eintritt der Betriebsflüssigkeit auf der einen Seite der Linie a, der Austritt auf der anderen. Um einen schädlichen
                              									Gegendruck der oben links zwischen Walze, Kolben und Gehäuse eingeschlossenen
                              									Flüssigkeit zu vermeiden, muſs der Austritt in der dargestellten Weise vergröſsert
                              									werden. Die Länge der Walze muſs natürlich gröſser als die des Kolbens sein und
                              									werden deshalb die Kopfenden der Walzen in excentrischen Aussparungen der
                              									Gehäusedeckel geführt. Die Walzenwelle wird auf den Kopfenden der Walze
                              									befestigt.
                           Die nach dem gleichen Prinzipe gestaltete Dampfmaschine von Fr. Pernot in Gray (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 8344 vom 22. Juni 1879) besitzt
                              									einen mit Schuhen versehenen Kolben und einen auf der Walzenwelle befestigten
                              									Expansionsschieber. Der Eintritt der Betriebsflüssigkeit liegt in einem
                              									Gehäusedeckel, der Austritt im Gehäusemantel.
                           Aehnlich ist die Maschine von Ludw. Pfaff in
                              									Neu-Isenburg (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 8404 vom 30. Mai 1879) eingerichtet; nur sind
                              									hier zur besseren Dichtung des Kolbens im Gehäuse an ersterem durch Blattfedern
                              									gegen letzteres vorgedrückte Schuhe angeordnet. Der durch die Walze hindurch
                              									erfolgende Dampfeintritt kann mittels eines Regulators in verschiedenen Füllungen
                              									abgeschlossen werden. Das Zusatzpatent * Nr. 9633 vom 25. November 1879 betrifft in
                              									den Kolben gelegte und nach 4 Seiten hin wirkende Dichtungsleisten und eine
                              									Expansionssteuerung, welche aus einem von einem Excenter bewegten Kreisschieber
                              									besteht.
                           Einer allgemeineren Verbreitung dieser Maschinen steht die Schwierigkeit der
                              									Herstellung des Gehäuses entgegen. Dasselbe muſs genau nach einer Kardioïde
                              									ausgedreht werden. Man hat auch schon versucht, nur den Deckeln die Gestalt von
                              									Kardioïden zu geben und dann um diese ein biegsames Blech als Gehäusemantel
                              									herumzulegen und passend zu befestigen. Diese Herstellung kann aber nur bei
                              									Gebläsen, überhaupt nur dort Anwendung finden, wo mit geringen Druckwirkungen
                              									gerechnet wird. Sind letztere, wie z.B. bei Motoren gröſser, so wird durch die
                              									Bearbeitung bezieh. Biegung des Mantels die innere Oberfläche so rauh, daſs trotzdem
                              									eine Bearbeitung derselben nothwendig wird. Es ist deshalb folgendes Auskunftsmittel
                              									gewählt: Man stellt das Gehäuse Fig. 16
                              									Taf. 1 aus zwei concentrischen Kreisabschnitten her und verbindet beide durch
                              									Kardioïdencurven. Dem kleineren Kreisabschnitte gibt man dabei den Radius der Walze
                              									und ordnet den Eintritt und Austritt der Betriebsflüssigkeit über den Theilen des Gehäuses
                              									an, welche die Form einer Kardioïde haben; dann müssen aber 2 Kolben vorhanden sein,
                              									da sonst bei bestimmten Kolbenstellungen eine Verbindung des Eintrittes und
                              									Austrittes stattfände. Die sich in der Mittellinie der Walze schneidenden Kolben
                              									greifen in diesem Falle kammartig durch einander. Die innere Bearbeitung derartig
                              									gestalteter Guſsgehäuse bietet keine Schwierigkeit, da die Kardioïdenflächen roh
                              									bleiben können. Diese Art von Maschinen findet vornehmlich als Pumpe und
                              									Wassermesser Verwendung.Vgl. z.B. die Pumpe von Allweiler 1877 223 * 147, den Wassermesser von Schäffer und Budenberg 1866 180 * 425, die Pumpe von P. Samain 1879 233 * 20 bezieh. von Edw. Waldron in London (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
                                       											7478 vom 16. November 1878). Die betreffende Patentschrift ist zu ungenau
                                    											gefaſst, um hier näher darauf eingehen zu können. (Das System ist jedoch
                                    											auch als Dampfmaschine ausgebildet worden; vgl. die rotirende Dampfmaschine
                                    											von J. Bainbridge 1823 12 * 307 bezieh. J. Upton 1839 71 * 81.) Natürlich müssen in diesem
                              									Falle die Ein- und Auslässe entsprechend eingerichtet werden. Für derartige
                              									Maschinen hat Jos. Kronenberg Sohn in Luzern (* D. R.
                                 									P. Kl. 59 Nr. 20 293 vom 9. April 1883) eine Steuerungsvorrichtung mit
                              									veränderlicher Expansion angegeben.
                           Wie Fig. 15 Taf. 1 erkennen läſst, trennt der Kolben den Arbeitsraum in 2
                              									Theile verschiedener Gröſse. Gibt man demnach der Walze bei unveränderter Lage des
                              									Kolbens nur einen solchen Durchmesser, wie er eben zur Führung des Kolbens
                              									nothwendig ist, so kann man durch Drehen der Walze in der Pfeilrichtung den über dem
                              									Kolben befindlichen Raum vergröſsern, den unter demselben befindlichen Raum
                              									verkleinern. Bringt man nun, statt oben bei a, bei d und d1 im Gehäusemantel Oeffnungen an, so findet bei d eine Saug-, bei d1 eine Druckwirkung statt. Umgekehrt kann man dieses
                              									System aber auch als Motor benutzen. Die Todtpunktstellung tritt in der in Fig.
                                 										15 gezeichneten Lage des Kolbens ein, weil dann die bei d eintretende Betriebsflüssigkeit auf gleiche
                              									Hebellängen des Kolbens drückt. Sowie aber die Walze etwas nach rechts gedreht wird,
                              									verschiebt sich der Kolben in derselben ebenfalls nach rechts. In Folge dessen wird
                              									das Gleichgewicht gestört und die Drehung der Walze beginnt. Auch dieses Prinzip ist
                              									schon von verschiedenen Seiten benutzt worden (vgl. die Dampfmaschine von E. Galloway 1836 60 * 409
                              									und Mathon 1853 127 * 241).
                              									Neuerdings hat es August Winkler in Breslau (* D. R. P.
                                 									Kl. 14 Nr. 7636 vom 16. März 1879) als Motor, Pumpe und Gebläse ausgebildet. Der
                              									Kolben K hat zur Vermeidung schädlicher Räume die in
                              										Fig. 17 Taf. 1 dargestellte Gestalt. Die Mittelrippe desselben wird von
                              									zwei Backen F umfaſst, welche auf der Walze A (Fig. 18)
                              									angebracht sind; letztere rotirt in einer excentrischen Ausdrehung des einen
                              									Gehäusedeckels. Da diese Backen zur sicheren Führung des Kolbens nicht genügen
                              									würden, so ist noch ein anderes Mittel vorgesehen. Die Mittellinie des Kolbens
                              									beschreibt nämlich bei der Bewegung des letzteren eine in sich geschlossene Curve
                              										l (Fig. 15),
                              									welche ohne groſsen Fehler als Kreis angenommen werden kann. Die Mittellinie des Kolbens dreht sich also
                              									unter gleichzeitiger Verschiebung zwischen den Backen F
                              									um den Mittelpunkt jenes Kreises l. Dem entsprechend
                              									ordnet Winkler in dem anderen Gehäusedeckel (Fig.
                                 										18) eine zweite Walze B an, deren Mittellinie
                              									mit dem Mittelpunkte des Kreises l (Fig. 15)
                              									zusammenfällt und auf welcher ein die Mittelrippe des Kolbens durchdringender Zapfen
                              										E angeordnet ist, dessen Mittellinie bei der
                              									Drehung den Kreis l beschreibt. Entsprechend der
                              									doppelten Winkelgeschwindigkeit der Mittellinie des Kolbens im Verhältnisse zur
                              									Kolbenebene erhält daher auch die Welle B die doppelte
                              									Winkelgeschwindigkeit der Welle A. Die beiden Enden des
                              									Kolbens K tragen Dichtungsleisten, welche aus Leder-
                              									oder Kautschukscheiben i bestehen, die auf Eisenstäbe
                              									aufgereiht und fest zusammengepreſst sind. Diese Leisten werden in Nuthen des
                              									Kolbens eingelegt und durch Federn angedrückt. Winkler
                              									hält es für zweckmäſsig, bei Motoren den Durchmesser des Kreises l (Fig. 15)
                              									gleich ⅕ der Breite des Kolbens K zu machen; für Pumpen
                              									und Gebläse soll sich dagegen ein Verhältniſs wie 1 : 0,3 empfehlen. In letzterem
                              									Falle baucht sich die Kardioïde bei a (Fig. 17)
                              									ein. Demgemäſs soll man den mit convexen Flächen versehenen Kolben durch einen
                              									einfachen Plattenkolben ersetzen, welcher an den Enden mit einer Bürstendichtung
                              									versehen ist. In der Patentschrift ist auſserdem noch eine Steuerung für derartige
                              									Dampfmaschinen beschrieben.
                           Hierher gehören auch die Ventilatoren von Paul Kirchhoff
                              									in Mittweida (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 8689 vom 23. August 1879 und Zusatz Nr. 10796
                                 									vom 19. Februar 1880). Bei dem in Fig. 19
                              									Taf. 1 veranschaulichten Gebläse arbeiten 2 Kolben in einem gemeinschaftlichen
                              									Gehäuse. In dem einen Gehäusedeckel sind excentrisch die Walzen g gelagert, deren Zapfen z
                              									drehbar, aber nicht verschiebbar mit den Kolben verbunden sind. Zur Führung dienen
                              									die Rollen a, die in dem gegenüber liegenden
                              									Gehäusedeckel befestigt sind und über welche die Kolben mittels je eines Schlitzes
                              										s gleiten. Im rechten Gehäusetheile Fig. 19
                              									fällt der Zapfen z mit der Rolle a über einander. Der Querschnitt der Kolben ist von
                              									einer Curve begrenzt, welche in jeder Lage den oberen Theil der Kardioïde berührt.
                              									Die Kolben bestehen aus einem leichten, mit Schwarzblech bekleideten Holzgerippe.
                              									Der Schlitz s ist mit Blech ausgefüttert, während die
                              									Rollen a mit Leder überzogen sind, um möglichst
                              									geräuschlos zu arbeiten. Die Wirkung der Kolben geht aus der Skizze hervor.
                           Bei dem zweiten Kirchhoff'schen Gebläse Fig. 20
                              									Taf. 1, welches nur einen Kolben besitzt, liegt die Einströmöffnung oben, die
                              									Ausströmöffnung seitlich, und zwar sind beide so angeordnet, daſs die Punkte a, r und d in einer
                              									geraden Linie liegen, während b und c so zu einander angeordnet sind, daſs, wenn der Punkt
                              										s den Punkt b berührt,
                              									die Kante n des Kolbens den Punkt c ein wenig überschritten hat. Hierdurch schlieſst der Kolben mit der Kante
                              										m die Einströmung, sobald die Kante n die Ausströmung öffnet, während die Kante b die Kolbenfläche ms so lange berührt, bis die Kante n die
                              									Dichtung bei c bewirkt. Der Kolben ist aus
                              									-förmig gebogenem Bleche hergestellt, welches an den Kopfseiten die
                              									linsenförmig gestalteten Endplatten trägt.
                           Eine eigenartige Abänderung dieser Einrichtung, welche sich dem in Fig. 22
                              									Taf. 1 dargestellten Systeme nähert, hat J. Westermann
                              									in Witten a. d. Ruhr (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 25 238 vom 7. Juli 1883) vorgeschlagen.
                              									In einem cylindrischen Gehäuse ist, wie aus Fig.
                                 										21 Taf. 1 zu entnehmen, excentrisch eine mit 2 Flügeln versehene Welle
                              									gelagert. Die Flügel sind so lang, daſs die Welle sich unbehindert im Gehäuse drehen
                              									kann. Um nun einen Schluſs dieser Flügel mit der Gehäuseinnenwand zu erzielen, sind
                              									an den Endkanten derselben Klappen mittels Gelenke oder biegsamer Bleche befestigt,
                              									so daſs diese bei der Drehung der Welle durch die Centrifugalkraft gegen die
                              									Gehäuseinnenwand gepreſst werden. Die Maschine kann in Folge dessen nur zum Ansaugen
                              									und Fortdrücken von Flüssigkeiten oder Gasen dienen. Dieselben treten bei b ein, bei a aus. Unter
                              									allen Umständen muſs aber die Centrifugalkraft der Klappen im Stande sein, dem bei
                              										a wirkenden Drucke zu widerstehen. Zur besseren
                              									Dichtung sind die Klappen an den Endkanten mit Holzleisten versehen. Zu bemerken
                              									ist, daſs bei dieser Maschine der schädliche Raum sehr groſs ist. Die Menge der bei
                              									einer Umdrehung geförderten Betriebsflüssigkeit ist gleich dem doppelten
                              									Unterschiede des kleinsten und gröſsten Raumes.
                           Das in Fig. 1 Taf. 1 skizzirte System kann auch dahin abgeändert werden, daſs
                              									man, anstatt den Kolben in Form eines Schiebers mit der Walze zu verbinden, den
                              									Kolben in Gestalt einer mit der Walze gelenkig verbundenen Klappe ausbildet. Eine
                              									solche rotirende Maschine mit 3 Klappen (vgl. Fig. 22)
                              									ist auch schon von Ramelli gebaut worden; dieselbe hat
                              									weniger Reibungsverluste, da die Klappen ihrer Drehung weniger Reibungswiderstände
                              									entgegensetzen, als die Schieber Fig. 1 ihrer
                              									geradlinigen Bewegung. Dafür ist die gelenkige Verbindung der Klappen mit der Walze
                              									um so schwieriger. Jedenfalls darf das eigentliche Gelenk keinen Druck von den
                              									Klappen auf die Walze übertragen. Dies müssen cylindrische Aussparungen in dem
                              									Walzenumfange thun, in welche die Klappen mit entsprechend geformten Wülsten
                              									hineinpassen. Das eigentliche Gelenk soll die Klappe lediglich in ihrer Lage
                              									festhalten. Die Andrückung der Klappe gegen die Gehäusewand erfolgt entweder durch
                              									die Betriebsflüssigkeit, welche unter dieselbe tritt, oder durch Federn, oder
                              									zwangläufig. Liegt die Walze Fig. 22
                              									excentrisch wie in Fig. 1, so
                              									steigt die Kraftäuſserung während einer Umdrehung von Null auf ein Maximum und fällt
                              									dann wieder bis auf Null.
                           Eine neuere Dampfmaschine dieser Gattung ist die von P. B.
                                 										Martin (1879 233 * 114) mit 2 Kolben. Eine als
                              									Gebläse dienende Abänderung dieser Maschine rührt von Ellis (vgl. 1877 226 * 133) her; das System ist
                              									übrigens früher schon von Cochrane als Dampfmaschine
                              									ausgebildet worden (vgl. Reuleaux: Theoretische
                                 										Kinematik, 1875 S. 375). Die früher bei der Maschine Fig. 6
                              									aufgestellten Gesichtspunkte führten auch bei dieser Maschinengruppe zu einer
                              									Umgestaltung; sie findet sich schon bei den Maschinen von W.
                                 										Foreman 1826 20 * 334, L. W. Wright 1826 22 * 193, Rob. Winch 1827 23 * 204,
                              										L. Costigin 1828 27 *
                              									401. Dasselbe Prinzip kommt bei der Dampfmaschine von Heinrich Prokesch in Jägerndorf (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 8271 vom 19. Juli
                                 									1879) zum Ausdrucke. Bei derselben sind die Kopfflächen der Walze und die Kanten der
                              									Klappe gegen das Gehäuse durch federnde Leisten gedichtet. Am Punkte a (Fig. 22)
                              									sind seitlich der Dichtungsleiste Rollen zur Verminderung der Reibung
                              									angeordnet.
                           Dem alten Lemielle'schen Gebläse ist der Ventilator von
                              										V. F. Brohée in Pâturage, Belgien (* D. R. P. Kl.
                                 									27 Nr. 6122 vom 19. Januar 1879) nachgebildet. Die excentrisch im cylindrischen
                              									Gehäuse gelagerte, letzteres aber nicht berührende Walze besitzt 3 Klappen, deren
                              									äuſsere Kanten dadurch zwangläufig mit dem Gehäuse in Verbindung stehen, daſs sie
                              									mittels Rollen in centrisch in den Gehäusedeckeln angeordneten Nuthen laufen. Auf
                              									die Führung der Rollen in den Nuthen bezieht sich der Vorschlag von Heinr. Krähwinkel in Barmen (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 17
                                 									613 vom 5. August 1881).
                           Im Anschlüsse hieran möge noch die rotirende Maschine von Ritz und Schweizer (vgl. 1882 246 * 310) und
                              									eine in Deutschland weniger bekannte amerikanische Maschine von A. C. Speer in Hart, Mich. (Nordamerikanisches Patent
                              									Nr. 181112) erwähnt werden. Die centrisch gelagerte Walze der letzteren besitzt am
                              									Umfange mit Sprengringen versehene Flanschen b (Fig.
                                 										23 Taf. 1), welche, wie schon früher erwähnt, die feste Wand a umfassen (das Gehäuse besitzt in Folge dessen gar
                              									keine Deckel). Zwischen diesen Flanschen b ist drehbar
                              									ein Rad c mit vier Schaufeln in der dargestellten Art
                              									und Weise gelagert. Es ist nun klar, daſs der bei e
                              									eintretende Dampf auf die Schaufeln des Rades c drückt
                              									und dasselbe, da eine Drehung um seine Achse nicht eintreten kann, weil es durch
                              									eine schwache Schnappfeder in der gezeichneten Stellung gehalten wird, im Uebrigen
                              									aber der Dampfdruck auf die beiden in Betracht kommenden Schaufeln gleich groſs ist,
                              									mit der Walze in der Pfeilrichtung bewegt. Gelangt das Schaufelrad an die Wand a, so muſs der Dampf durch eine Steuerung abgesperrt
                              									werden, während ein Schwungrad, oder eine zweite derartige Maschine die Walze über
                              									den todten Punkt hinwegdreht.
                           Eine Umkehrung des in Fig. 1 Taf.
                              									1 dargestellten Systemes ist in Fig. 24
                              									Taf. 1 veranschaulicht. Walze und Kolben haben hier ihre Rollen vertauscht. Die
                              									feste Druckfläche wird durch den im Gehäuse radial verschiebbaren Schieber a gebildet, während der Kolben von einem auf der centrisch zum Gehäuse
                              									gelagerten Welle befestigten Körper b gebildet wird.
                              									Hat letzterer eine cylindrische Gestalt, wie in Fig. 24
                              									schraffirt angegeben ist, so wird die Kraftäuſserung auf den Kolben während einer
                              									Umdrehung eine bis zu einem Maximum stetig wachsende und dann wieder stetig
                              									abnehmende; hat derselbe dagegen den punktirten Querschnitt, so ist die
                              									Kraftäuſserung während des gröſsten Theiles des Kolbenweges eine gleichmäſsige. In
                              									Bezug auf die Dichtung der reibenden Flächen gilt hier dasselbe, was früher schon
                              									bemerkt worden ist. Der Schieber a schiebt sich in
                              									Deckelnuthen auf und ab; er schleift auf dem Kolben mittels der schon erwähnten
                              									Schuhe. Die Länge des Kolbens b muſs genau der
                              									Gehäuselänge entsprechen; eine dampfdichte Verbindung beider wird durch Nachstellen
                              									der Deckel oder durch in die Kolbenkopfflächen gelegte Sprengringe bewirkt. Die
                              									Dichtungsleiste c (Fig. 1 Taf.
                              									1) muſs in den Kolben statt in das Gehäuse gelegt werden. Die Zufluſs- und
                              									Abfluſsöffnungen für die Betriebsflüssigkeit liegen entweder in dem Gehäusemantel,
                              									oder im Schieber; durch letztere Einrichtung kann bei Dampf-, Luft- und Gasmotoren
                              									eine Expansionswirkung erzielt werden.
                           Das System ist als Rotationspumpe schon vor dem 16. Jahrhundert bekannt gewesen (vgl.
                              									das oben S. 52 d. Bd. bereits erwähnte Werk von Ewbank
                              									S. 288.) Es hat zahlreiche Wiedergeburten und Abänderungen erlebt. In D. p. J. ist es als Pumpe und Dampfmaschine unter
                              									folgenden Namen schon veröffentlicht: Rotirende Maschine von T. Hackworth 1837 66 * 247, J. Yule 1837 66 * 328, J. Dickson 1840 76 * 81, L. Heyworth 1840 78 * 409,
                              										Clunes 1851 120 * 180,
                              										W. Hall 1867 183 * 3 und
                              									1871 199 * 4, A. Lemoine
                              									1870 198 * 13, C. Meiſsner
                              									1879 233 * 81.
                           Unter den neueren Constructionen sind folgende hervorzuheben: Die rotirende
                              									Dampfmaschine von Edg. Cassot in Marseille (* D. R. P.
                                 									Kl. 14 Nr. 8145 vom 2. Mai 1879); bei derselben liegt die Einströmung des Dampfes im
                              									Schieber a, welcher durch den Dampfdruck gegen den
                              									Kolben b gedrückt wird. Auf der entgegengesetzten
                              									Fläche des Schiebers sowie auf den Kopfflächen des Kolbens sind Nuthen zur
                              									Herstellung einer Labyrinthdichtung angeordnet. Der Auspuff' liegt neben dem
                              									Schieber im Gehäusemantel. Die Bewegungsumkehrung der Maschine kann durch besondere
                              									Steuerschieber bewirkt werden.
                           Bei der Dampfmaschine von Ludw. Loewe und Comp. in
                              									Berlin und L. d'Andrée in Riga (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
                                 									26243 vom 5. Juli 1883) liegt die Dampfeinströmung in einem Gehäusedeckel; derselben
                              									gegenüber besitzt der Kolben einen Kanal, welcher am Umfange des Kolbens ausmündet.
                              									Die Bogenlänge des Kanales bestimmt die Expansion des Dampfes. Der mit einem Schuhe
                              									versehene Schieber wird durch Schraubenfedern gegen den Kolben gedrückt. Der Auspuff
                              									liegt im Gehäusemantel. Die Welle wird durch Stopfbüchsen in den Gehäusedeckeln
                              									geführt, die Last des Kolbens jedoch durch zwei auſserhalb der Maschine liegende
                              									unverhältniſsmäſsig lange Wellenlager aufgenommen.
                           
                           H. Borgsmüller in Hofstede bei Bochum (* D. R. P. Kl. 14
                                 									Nr. 3353 vom 27. April 1878) verbindet Schieber und Kolben zwangläufig, durch auf
                              									die Welle gekeilte, dem Kolben entsprechend geformte Excenter, Excenterstangen und
                              									doppelarmige Hebel, welche letztere sich unter Einschaltung einer Wagenfeder auf den
                              									Schieber legen. Die Umsteuerung der Maschine erfolgt durch Ventile. Zur Ueberwindung
                              									der Todtpunktstellung, welche eintritt, wenn der Schieber ganz in das Gehäuse
                              									hineingeschoben ist und der Kolben zwischen Ein- und Ausströmung steht, ist ein
                              									Schwungrad oder die Kuppelung zweier mit um 180° gegen einander versetzten Kolben
                              									versehenen Maschinen nothwendig. Liegen die Einström- und Ausströmöffnungen im
                              									Gehäusemantel, so ist auſserdem noch eine Vorrichtung zur vorübergehenden
                              									Dampfabstellung nothwendig; dieselbe kann fortfallen, wenn, wie Fig. 24
                              									Taf. 1 zeigt, die Dampfkanäle im Schieber liegen.
                           Beim Kuppeln zweier mit um 180° gegen einander versetzten Kolben versehenen Maschinen
                              									könnte man die beiden Schieber direkt durch einen
                              									doppelarmigen Hebel mit einander verbinden, wenn die von den Schiebern
                              									zurückgelegten Wege immer den von den Kolben beschriebenen Bogenlängen entsprächen.
                              									Da dies aber nicht der Fall ist, so muſs man entweder Kolben von besonderem
                              									Querschnitte, oder andere Mittel anwenden. Die Zwillingsmaschine von Jos. Zinnecker in Hirschberg in Schlesien (* D. R. P.
                                 									Kl. 14 Nr. 1951 vom 7. August 1877) besitzt z.B. zu diesem Zwecke im Querschnitte
                              									elliptische Kolben; auſserdem sind aber zwischen den Schiebern und dem doppelarmigen
                              									Hebel noch starke Schraubenfedern eingeschaltet. Die Schieber besitzen oben und
                              									unten Schuhe. Bemerkenswerth ist die Dichtung der Kolbenkopfflächen mit den
                              									Gehäusedeckeln. Die Kolben sind nämlich auf der Welle lediglich durch Nuth und Feder
                              									befestigt, können sich also nicht gegen dieselben verdrehen, wohl aber der Länge
                              									nach verschieben. Zwischen der einen Kolbenkopffläche und dem Gehäusedeckel ist nun
                              									ein Zwischendeckel angebracht, welcher durch Federn gegen den Kolben gedrückt wird.
                              									Es werden also durch diesen einen Deckel beide
                              									Kolbenkopfflächen gedichtet, vorausgesetzt, daſs die Federn dem Dampfdrucke
                              									widerstehen können. Die Expansion des Dampfes wird durch Muschelschieber bewirkt;
                              									die Umsteuerung geschieht ebenfalls durch Schieber. Die Maschine soll besonders als
                              										Schiffsmaschine Verwendung finden.
                           Anstatt die Kolben auf eine Welle hinter einander
                              									aufzukeilen, kann man 2 Maschinen auch parallel neben
                              									einander anordnen, so daſs die beiden Wellen derselben parallel zu einander liegen
                              									und auſserhalb der Gehäuse durch Zahnräder mit einander verbunden werden können
                              									(vgl. Fig. 25 Taf. 1). In diesem Falle können die Schieber in die beide Gehäuse
                              									trennende Zwischenwand gelegt werden. Aus einem Stücke dürfen dieselben aus den
                              									früher schon erwähnten Gründen nicht hergestellt werden. Die Andrückung der beiden
                              									Schieber gegen die Kolben besorgen zwischen beide gelegte Federn. Die Dampfeinströmung liegt
                              									in den Schiebern. Eine hiernach eingerichtete Maschine hat G. Voigt in Berlin (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 1877 vom 23. November 1877)
                              									angegeben und erachtet dieselbe sowohl als Motor., Pumpe und Gebläse verwendbar.
                           Eine interessante neue Ausführung dieses Maschinensystemes ist im Iron, 1883 Bd. 22 S. 504 beschrieben. Die Maschine ist
                              									von J. Pinshbeck in London construirt und wird von Waygood und Comp. in London gebaut. Wie Fig. 1 und
                              										2 Taf. 5 zeigt, wird die Expansion des Dampfes durch den Schieber selbst
                              									bewirkt und zwar durch Oeffnungen, welche sich in dem Walzengelenke des Schuhes und
                              									seines Lagers im Schieber befinden. Der Schieber gleitet in seinem Kasten auf und ab
                              									und erhält den Betriebsdampf durch eine seitliche Oeffnung N, welcher dann je nach der Stellung des Kolbens durch die Schlitze im
                              									Walzengelenke in das Arbeitsgehäuse tritt. Die Dichtung des Schiebers im
                              									Schieberkasten wird durch die Platte y bewirkt, welche
                              									mittels Schrauben je nach Bedarf gegen die eine Schieberfläche gedrückt wird. Die
                              									Schieber werden, wie aus Fig. 2
                              									ersichtlich, zwangläufig auf die Kolben gedrückt; da 2 Maschinen mit um 180° gegen
                              									einander versetzten Kolben vorhanden sind, werden hierzu folgende Mittel
                              									vorgeschlagen: Die Schieber der beiden Maschinen werden nicht direkt durch einen
                              									doppelarmigen Hebel mit einander verbunden, sondern es sind, wie Fig. 2 Taf.
                              									5 zeigt, zwischen Schieber und Hebel Gelenkstangen L
                              									eingeschaltet. Diese stehen am meisten nach rechts, wenn die Schieber die höchste
                              									bezieh. tiefste Stellung einnehmen; zwischen Hebel und Schieber bestehen dann die
                              									kürzesten Entfernungen. Haben sich die Kolben um ungefähr 90° gedreht, so sind die
                              									Schieber, da die Stangen L nun lothrecht stehen, am
                              									weitesten von dem Hebel K entfernt, worauf bei
                              									fortgesetzter Drehung die umgekehrte Wirkung eintritt. Hierdurch soll es ermöglicht
                              									werden, trotz der ungleichen Wege, welche die beiden Schieber und Kolben
                              									zurücklegen, doch erstere zwangläufig mit einander zu verbinden. Eine Maschine von
                              										222mm Gehäusedurchmesser und 379mm Länge soll nach Messung mit einem Dynamometer
                              										8e ergeben haben.
                           Einen anderen (früher schon von Johnson und Gill 1870 196 * 106
                              									angedeuteten) Weg, Kolben und Schieber direkt zwangläufig mit einander zu verbinden,
                              									zeigen J. Simmons und J.
                                    										Whitley in New-Cross bezieh. in Leeds (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 1241 vom 19.
                                 									December 1877). An den im Schieber Fig. 3 Taf.
                              									5 gelagerten Schuh ist ein cylindrischer Mantel befestigt, welcher den gleichfalls
                              									cylindrischen Kolben genau umschliefst, im Uebrigen aber die gleiche Länge wie jener
                              									hat. Die Excentricität des Kolbens ist nun so gewählt, daſs bei der Drehung
                              									desselben sich der Kolbenmantel und das Gehäuse immer in einer Linie berühren. In
                              									dieser Form kann die Maschine sehr wohl als Pumpe Verwendung finden. Um diese auch
                              									zu chemischen Zwecken benutzen zu können, soll dieselbe
                              									aus Vulkanit, Porzellan, Glas o. dgl. hergestellt werden. An dieser Maschine kann
                              									man natürlich auch die vorher erwähnte Expansionsvorrichtung anbringen. Eine
                              									derartig construirte einfache und Zwillings-Maschine ist in der Patentschrift
                              									beschrieben.
                           Bei Maschinen mit nahezu gleichmäſsiger Kraftäuſserung braucht man keine zwangläufige
                              									Führung der Schieber, wenn der Kolben nicht plötzlich in seine Nabe übergeht (vgl.
                              									den punktirten Kolbenquerschnitt in Fig. 24
                              									Taf. 1). Der Schieber wird dann durch den Kolben selbst zurückgedrückt und durch den
                              									Dampfdruck oder andere Mittel wieder vorgeschoben. (Vgl. auch die Maschinen von White 1837 64 * 161, Beale 1841 81 * 262, Rüssel 1838 67 * 332 und Davies 1849 112 * 401.) Zu
                              									dieser Gruppe gehört auch die Maschine von C. Blank in
                              									Köln (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 256 vom 12. August 1877), welche zwei sich diametral
                              									gegenüber stehende Kolben und zwei durch Dampf angedrückte Schieber besitzt. Der
                              									Dampfeinlaſs erfolgt durch diese hindurch, während der Dampfauslaſs im Gehäusemantel
                              									liegt. Auſserdem sind noch Expansionsventile vorgesehen, welche von der
                              									Maschinenwelle aus bethätigt werden. Die Kolben werden durch mittels Federn
                              									angedrückte Zwischendeckel gedichtet. Bezüglich der Stellung der Kolben zu einander
                              									mag darauf hingewiesen werden, daſs es unzweckmäſsig ist, dieselben einander gerade
                              									gegenüber anzuordnen, da dann beide gleichzeitig den
                              									todten Punkt durchlaufen. Läſst man die beiden Kolben einen kleineren Winkel als
                              									180° einschlieſsen, so dreht der eine den anderen über den Todtpunkt hinweg.
                           Besitzen die Kolben eine plattenförmige Gestalt, wie z.B. bei der Dampfmaschine von
                              										Gallahue (1875 216 *
                              									389) und dem rotirenden Gebläse von Newton (1860 155 * 174), so müssen die Schieber zwangläufig bewegt
                              									werden. E. Genty und J.
                                    										Deschamps in Rouen (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 3713 vom 5. Juli 1878) bewirken
                              									dies z.B. durch auf die Maschinenwelle gekeilte Curvenscheiben, welche durch
                              									Zugstangen direkt an die in den Schieberkasten geführten Schieber angreifen; an den
                              									Curvenscheiben sind Federn angeordnet, um einen sanften Schluſs der Schieber gegen
                              									die Kolben zu bewirken. Diese Maschine besitzt einen Kolben und zwei Schieber; dem
                              									entsprechend findet der Dampfeinlaſs durch die Hohlwelle und den Kolben statt;
                              									auſserdem sind zwei von der Maschinenwelle beeinfluſste Auslässe vorhanden.
                              									Bemerkenswerth ist die Dichtung des Kolbens und der Schieber; dieselbe wird durch
                              									kupferne Stulpen von winkelförmigem Querschnitte (⌟) bewirkt, deren einer Schenkel
                              									auf dem Kolben oder dem Schieber befestigt ist, während der andere gegen die
                              									Gehäusewand durch Federn (auch durch den Dampfdruck allein) angedrückt wird. – Bei
                              									der durch Zusatzpatent * Nr. 9272 vom 19. September 1879 geschützten Anordnung
                              									gelangt der Dampf durch die Schieber in die Maschine und tritt durch die Hohlwelle
                              									aus. Behufs Erzielung einer Expansion des Dampfes sind noch besondere Einlaſs- und
                              									Auslaſshähne angeordnet, deren Oeffnung und Schlieſsung durch einen
                              									Centrifugalregulator geregelt wird.
                           
                           Bei dem rotirenden Motor von Fr. W. Zimmermann in Köln
                              									(* D. R. P. Kl. 59 Nr. 13 534 vom 22. August 1880) erfolgt die Bewegung des einen Schiebers durch Wellenexcenter, welche auf
                              									federnde Schubstangen einwirken, die in das äuſsere Schieberende eingreifende
                              									Zahnbogen drehen. Zur Ueberwindung des Todtpunktes sind drei mit um 120° gegen
                              									einander versetzten Kolben versehene Maschinen mittels einer gemeinschaftlichen
                              									Welle gekuppelt.
                           W. D. Rondi in Duisburg (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 7486 vom
                                 									19. April 1879) läſst die Schieber den Kolben mittels zweier Arme umfassen, die an
                              									ihren Enden mit Laufrollen versehen sind, welche inin in die Kolbenkopfflächen eingearbeitete Führungsnuthen eingreifen. Die
                              									Maschine nimmt in diesem Falle nur sehr wenig Raum ein. Bei der in der Patentschrift
                              									erläuterten Maschine geschieht der Dampfeinlaſs durch eine der Wellenstopfbüchsen
                              									und durch Kolbenkanäle hindurch. Je nachdem ein auf der Welle sitzender
                              									Kreisschieber gedreht wird, erfolgt dieser Einlaſs auf der rechten oder linken Seite
                              									des Kolbens und ändert sich demgemäſs auch die Drehungsrichtung der Maschine. Der
                              									Auslaſs des Dampfes liegt in der anderen Wellenstopfbüchse; er wird durch einen
                              									besonderen, im Kolben angeordneten Kolbenschieber geregelt, welcher mittels eines
                              									Zapfens durch eine in einen Gehäusedeckel eingearbeitete Curvennuth geführt wird;
                              									die Dichtung des Kolbens gegen die Gehäusedeckel erfolgt durch in erstere eingelegte
                              									Sprengringe von -förmigem Querschnitte, welche durch Schraubenfedern nach
                              									auſsen gegen die Gehäusedeckel gepreſst werden.
                           An der Maschine von C. F. Döring und J. Udelhoven in Witten a. d. R. (* D. R. P. Kl. 14 Nr.
                                 									2126 vom 12. December 1877) ist nur die Bewegungsumkehr und Expansionsvorrichtung
                              									erwähnenswerth. Dieselbe besteht aus durch Excenter bewegten Schiebern. Nebenbei sei
                              									auch bemerkt, daſs die Kolben seitliche Flanschen vom Durchmesser des Gehäuses
                              									besitzen, zwischen welchen der eigentliche Kolbenkörper liegt und sich die Schieber
                              									auf- und abbewegen. Man kann auf diese Weise 2 Maschinen neben einander aufstellen,
                              									so daſs 2 Kolben auf einer gemeinschaftlichen Welle sitzen, ohne daſs eine
                              									Trennungswand zwischen beiden liegt; nur muſs in diesem Falle eine gute Dichtung
                              									zwischen Flanschenumfang und Gehäusemantel vorgesehen sein, welche durch in ersteren
                              									eingelegte Sprengringe bewirkt wird.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
