| Titel: | Fletcher's elektrische Wächtercontrole. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 69 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Fletcher's elektrische
                           								Wächtercontrole.
                        Fletcher's elektrische Wächtercontrole.
                        
                     
                        
                           Der Telegrapheningenieur Fletcher der London and
                                 									North-Western Eisenbahn-Gesellschaft hat eine sehr einfache elektrische Einrichtung
                              									zur Controle des pünktlichen Rundganges eines Wächters in der Nacht angegeben (und
                              									läſst sie von Blakey, Emmot und Comp. in Halifax
                              									herstellen), deren Grundgedanke darin besteht, daſs der Wächter bei seinem Rundgange
                              									nach und nach an verschiedenen Stellen eine Unterbrechung in der Leitung für einen
                              									elektrischen Strom schlieſsen muſs und daſs der bei der Schlieſsung der letzten
                              									Unterbrechung die Leitung durchlaufende Strom die Leitung an sämmtlichen Stellen
                              									wieder unterbricht, zugleich aber auch in dem Controlapparate die stattgehabte
                              									Stromschlieſsung markirt.
                           Nach der Revue industrielle, 1884 * S. 110 steht im
                              									Controlzimmer eine Batterie, mit dem einen Pole an Erde gelegt, mit dem zweiten
                              									durch den Controlapparat hindurch an die Leitung, welche nach allen Controlstellen
                              									läuft und mit ihrem anderen Ende ebenfalls zur Erde abgeleitet ist. An jeder
                              									Controlstelle befindet sich in einem Kästchen von 20cm Höhe und 15cm Breite ein aufrecht
                              									stehender Hufeisenmagnet, auf dessen nach oben gerichtete Pole weiche Eisenkerne
                              									aufgesetzt und mit Drahtrollen umgeben sind; diese Rollen sind in den Stromkreis
                              									eingeschaltet, zugleich aber auch ihr Ankerhebel so, daſs der Stromkreis
                              									unterbrochen ist, während der Anker abgerissen ist; bei dieser Stellung des
                              									Ankerhebels ist eine weiſse Scheibe durch ein Fenster des Kästchens sichtbar. Der
                              									Wächter hat nun einen Schlüssel in ein Loch oben in der Thür des Kästchens zu
                              									stecken und umzudrehen. Dadurch drückt er mittels eines Hebels den Ankerhebel so
                              									weit herab, daſs der Anker die Eisenkerne der Rollen berührt, und diese halten nun
                              									den Anker fest, den Stromkreis aber geschlossen, weil der Ankerhebel jetzt auf einer
                              									Contactfeder aufliegt. Bei dieser Hebelstellung ist eine die weiſse verdeckende
                              									rothe Scheibe durch das Fenster sichtbar, woraus der Wächter erkennt, daſs er seine
                              									Schuldigkeit gethan hat.
                           Hat der Wächter nun seine Runde vollendet und an allen
                              									Controlstellen in der oben geschilderten Weise den Strom geschlossen, so muſs er
                              									dies auch noch in dem Controlapparate thun. Hier hat er ebenfalls in das Kästchen
                              									durch ein Loch im unteren Theile der Thür einen Schlüssel einzustecken und einmal
                              									umzudrehen und dreht damit einen durch Gesperre gegen Rückwärtsdrehung gesicherten
                              									Commutator, welcher, indem er eine ganze Umdrehung machen muſs, bevor der Schlüssel
                              									wieder herausgezogen werden kann, die Batterie erst in dem einen, dann in dem anderen Sinne schlieſst.
                              									Der Wächter erkennt hier zugleich, daſs er an allen Controlstellen den Stromkreis
                              									wirklich geschlossen hat, daraus, daſs der bisher in lothrechter Stellung befindlich
                              									gewesene Zeiger auf der wagerechten Achse einer Galvanoskopnadel erst links, dann
                              									rechts abgelenkt wird und darauf in seine lothrechte Stellung zurückkehrt. Der zu
                              									zweit entsendete Strom ist nämlich in den Elektromagnetrollen der sämmtlichen
                              									Kästchen so gerichtet, daſs er den vom Hufeisen in den Kernen erregten Magnetismus
                              									schwächt, der Anker daher von der Abreiſsfeder abgerissen und der Stromkreis wieder
                              									unterbrochen wird.
                           In dem Controlapparate ist nun auſserdem noch ein Elektromagnet in den Stromkreis
                              									eingeschaltet, welcher mittels eines Stiftes einen Strich auf einem durch ein
                              									Uhrwerk bewegten Papierblatte macht, so daſs man am Morgen durch einen Blick auf das
                              									Blatt sofort erkennen kann, ob der Wächter seine Runden regelmäſsig gemacht hat und
                              									zu welcher Zeit. Natürlich braucht der Controlapparat nicht unbedingt in dem
                              									Kästchen an der letzten Controlstelle untergebracht zu werden, sondern man kann
                              									denselben auch an irgend einer anderen Stelle aufstellen.
                           Zu gröſserer Sicherheit ist noch dafür gesorgt, daſs der Anker der Elektromagnete
                              									nicht durch Zufall auf die Pole herabfallen kann, sondern nur durch den Schlüssel
                              									des Wächters auf sie gelegt wird. Die Contactstellen reinigen sich bei jeder
                              									Benutzung von selbst, so daſs der Stromkreis in ihnen nicht durch Staub unterbrochen
                              									werden kann. Ferner hat das Kästchen des Controlapparates in der einen Seitenwand
                              									noch ein viereckiges Loch, über das ein mit einer Zeichnung bedrucktes Papierblatt
                              									gespannt wird; dieses Blatt nun kann nur bei geöffneter Thür eingesetzt oder wieder
                              									entfernt werden, der Schlüssel aber, womit die Thür aufgeschlossen wird, kann nicht
                              									in das Schloſs eingesteckt werden, ohne daſs das Papierblatt durchlöchert wird;
                              									daher verräth sich jeder Versuch, welchen der Wächter machen würde, um das Blatt mit
                              									den Controlstrichen irgendwie zu fälschen. Damit endlich der Wächter nicht an den
                              									Apparaten der einzelnen Controlstellen die Leitung dauernd kurz schlieſsen kann, was
                              									übrigens auch die Gestalt der Controlstriche verrathen würde, sind alle
                              									Anschluſsklemmen im Inneren der Kästchen angeordnet und es werden die isolirten
                              									Leitungsdrähte ins Innere der Kästchen eingeführt.