| Titel: | Ueber das Auramin. | 
| Autor: | S. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 86 | 
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                        Ueber das Auramin.
                        Ueber das Auramin.
                        
                     
                        
                           Dieser von der Badischen Anilin- und Sodafabrik in
                              									Ludwigshafen einerseits, von Bindschedler und Busch in
                              									Basel andererseits in den Handel gebrachte gelbe
                              									Farbstoff ist eine interessante Neuheit, welche sich schnell die Gunst des Druckers
                              									zu erobern gewuſst hat. Es ist der erste künstliche gelbe Farbstoff, welcher sich
                              									auf der Pflanzenfaser in der Art der basischen Anilinfarbstoffe durch Gerbsäure
                              									fixiren läſst. Nach C. Köchlin (Sitzungsbericht des Comité de Chémie de Mulhouse, April 1884) wird eine
                              									Dampffarbe aus Auramin, dem gleichen Gewichte Weinsäure und dem 6 fachen Gewichte
                              									Tannin zusammengesetzt. Wird diese Farbe auf gewöhnliches, statt mit Zinn
                              									präparirtes Gewebe gedruckt, so wird nach dem Dämpfen die Befestigung durch die
                              									übliche Brechweinsteinbehandlung vervollständigt. Es widersteht alsdann das Gelb dem
                              									Seifen. Der Ton des ersteren wechselt vom Goldgelb bis zum reinen Schwefel- oder
                              									Citronengelb, je nach der Menge des Farbstoffes. Das Auramin fixirt sich ebenfalls auf Wolle und gibt auf derselben Töne von
                              									unerreichter Reinheit. Das Oelbeizen des Baumwollstoffes ist der Fixirung des
                              									Auramins eher schädlich als nützlich.
                           Die Lichtechtheit dieses Farbstoffes scheint eine beträchtliche zu sein; hingegen
                              									leidet er an bedeutender Empfindlichkeit gegenüber Chlor. Seine Eigenschaft, sich
                              									mit Tannin befestigen zu lassen, gestattet seine Mengung mit anderen Tanninfarben,
                              									z.B. behufs Erzeugung von sehr gelben Tönen von Malachitgrün u. dgl. Auf der anderen
                              									Seite läſst sich das Auramin hingegen auch mit metallischen Beizen, z.B. mit
                              									Thonerde, unter gewissen Bedingungen fixiren. Das neue Gelb wird gewiſs den Kreuzbeeren eine Concurrenz bereiten, zwar weniger in
                              									Bezug auf Solidität, indem ja ein Kreuz beerengelb, mit Zinnoxydul oder Zinnoxyd
                              									unter gleichzeitiger Anwendung von Chrommordant fixirt, die Echtheit der
                              									Alizarinfarben besitzt und dabei von der Präparation des Gewebes (Zinn oder Oel)
                              									unabhängig ist, – als vielmehr in Hinsicht auf den Preis. Ein auſserordentlicher
                              									Aufschlag ist seit geraumer Zeit im Preise der Kreuzbeeren eingetreten und suchen
                              									die Anilinfarbenfabrikanten, angefeuert von den Verbrauchern, seit lange nach einem
                              									künstlichen Ersätze derselben.
                           A. Poirrier in Paris hat den ersten Schritt in dieser
                              									Richtung gethan und zeichnet sich sein Jaune solide,
                              									ein mit Chromacetat fixirbarer Azofarbstoff, durch Echtheit aus. Es läſst sich in
                              									Art des Kreuzbeerenextractes mit Cöruleïn, Blauholz, Coupier's Grau u.s.w. behufs
                              									Hervorbringung von Olive- und Modefarben mischen, zieht aber auch ebenso wie der Gelbbeerenfarbstoff die
                              									basischen Anilinfarbstoffe (Methylenblau) beim Dämpfen an und gestattet so die
                              									Erzeugung einer ähnlichen Farbenskala wie der Farbstoff aus dem Pflanzenreiche, über
                              									welchen es die gröſsere Billigkeit voraus hat. Für sich allein fixirt, gibt das Jaune solide orangegelbe Farben töne, von bedeutender
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Seife und Licht.
                           Heute vervollständigt das Auramin diesen Wettkampf,
                              									indem es jene reinen und lebhaften Farben liefert, welche das Jaune solide nicht hervorzubringen vermag.
                           Ein dritter neuer gelber Farbstoff, welcher in Bezug auf Reinheit der damit erzeugten
                              									Töne sich dem Auramin ebenbürtig an die Seite stellt, der hingegen nur auf Seide und
                              									Wolle angewendet wird, ist das Flavanilin der Farbwerke, vormals Meister, Lucius und Brünning in
                              									Höchst a. M. Nach C. Köchlin wird das Flavanilin im
                              									Drucke am besten mit seinem Gewichte Weinsäure und essigsaurer Magnesia fixirt.
                              									Färbt man auf Baumwolle fixirten Manganbister in Flavanilin, so erhält man ein
                              									lebhafteres Braun wie das auf gleiche Weise mit Naphtylamin erzeugte; nur werden
                              									hierbei die mit Zinnsalz geätzten weiſsen Stellen gelb. Bei der Oxydation des
                              									Flavanilins auf dem Gewebe, in gleicher Weise ausgeführt wie diejenige des Anilins
                              									behufs Schwarzerzeugung, erhält man nach C. Köchlin
                              									viel blassere Nankintöne wie diejenigen, welche das Toluidin (1,4) unter denselben
                              									Umständen gibt.
                           
                              
                                 S.