| Titel: | Ueber die Herstellung von Leuchtgas. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 233 | 
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                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 16, 19 ff.
                        (Patentklasse 26. Fortsetzung des Berichtes S. 202
                           								d. Bd.)
                        Ueber die Herstellung von Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Die Bull's Gas, Light and Coke
                                    										Company in Liverpool (* D. R. P. Nr. 26093 vom 7. August 1883) schlägt zur
                              									Herstellung von Leuchtgas vor, entschwefeltes Kohlenpulver
                                 										in stehenden Retorten zu verwenden. Das in der Mühle N (Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 19) zu feinem Pulver gemahlene Kohlenklein gelangt durch den
                              									Trichter C in das von einem Dampfmantel a umgebene Rohr A, worin
                              									sich die Schnecke B dreht und die pulverförmige Kohle
                              									nach dem oberen Ende des Rohres befördert, welches mit einem Abzugsrohre S für die Schwefeldämpfe, sowie mit einem Abfallrohre
                              										b versehen ist. Durch letzteres gelangt die
                              									entschwefelte Kohle in den Mischapparat D. An dem Ende
                              									des Mischgehäuses ist eine Thür t angebracht, durch
                              									welche das entschwefelte und mit Theer gemischte Kohlenpulver in den von Schienen
                              										c getragenen, hin- und herschiebbaren Füllbehälter
                              										E gelangt, worauf die Einfallöffnung e mit einem dicht schlieſsenden Deckel abgesperrt wird;
                              									durch den unteren Schieber s fällt das Kohlenklein in die Retorten.
                              									Durch eine Hebelverbindung h kann der Füllbehälter E gehoben und gesenkt werden. Die Retorten F stehen in zwei parallelen Reihen neben einander, mit
                              									ihrem weiteren Ende nach unten. Jede Retorte ist oben mit einem Halse versehen, in
                              									welchem sich der dicht schlieſsende Schieber s
                              									befindet. Das obere Ende des Halses schlieſst sich beim Füllen dicht an die untere
                              									Oeffnung des Füllbehälters E an und ist am Boden mit
                              									einer Thür v versehen, welche beim Leeren der Retorte
                              									zu öffnen ist, so daſs der Inhalt in den Karren L
                              									fällt. Diese Thür v ist doppelt, so daſs ihre innere
                              									Wand in die Retorte hineinragt, damit die unterste Lage Kohlenpulver in der Retorte
                              									in eine Höhe mit der Sohle des Feuerkanales zu liegen kommt. In jeder Retorte
                              									befindet sich ein Rohr J, welches nach unten verjüngt
                              									zuläuft und mit Löchern für die Aufnahme des sich entwickelnden Leuchtgases versehen
                              									ist. Dasselbe gelangt aus dem oberen Ende der Rohre J
                              									durch Zweigrohre z nach der Hydraulik K.
                           Die zur Verbrennung des im Generator M erzeugten
                              									Heizgases nöthige Luft strömt durch erhitzte Rohre h,
                              									welche auf beiden Seiten des Ofens durch die nach dem Schornsteine führenden
                              									Feuerkanäle V gelegt sind, so daſs durch die
                              									Verbrennungsgase die einströmende Luft erhitzt wird.
                           Das als Füllmaterial der Retorte zu benutzende Kohlenklein oder die Grieskohle wird
                              									zuerst, um es so viel wie möglich von Schwefel zu befreien, der Luft ausgesetzt und
                              									wie gewöhnlich gewaschen; dann wird in der Mühle N das
                              									entschwefelte und gewaschene Kohlenklein zu feinem Pulver vermählen. Durch das
                              									Waschen und Pulverisiren der Kohle und das darauf folgende Weiterbefördern derselben
                              									mittels der Schnecke durch das mit dem Dampfmantel a
                              									versehene Rohr A wird das Kohlenpulver gleichzeitig
                              									getrocknet und von Schwefel befreit; letzterer entweicht als Schwefligsäure, so daſs
                              									das Kohlenklein vollkommen trocken und beinahe ohne allen Schwefelgehalt in den
                              									Mischapparat D gelangen soll.
                           Die so behandelte Retortenfüllung wird nun mit Kohlentheer oder Naphta gemischt und
                              									in luftdicht schlieſsenden Behältern E nach den
                              									stehenden Retorten F gebracht, füllt diese Retorten
                              									vollständig aus und wird daher viel vortheilhafter in Bezug auf die Ausbeute an
                              									Leuchtgas erhitzt, als es in den gewöhnlichen liegenden Retorten geschieht, welche
                              									in der Regel nur zu ⅔ ihres Inhaltes mit Steinkohle gefüllt sind. Wegen des ganz
                              									unbedeutenden Schwefelgehaltes soll das auf diese Art erzeugte Leuchtgas keiner
                              									nachträglichen Reinigung mehr bedürfen und es soll kein Kohlenstoff durch den
                              									Schwefel gebunden, mithin auch die Leuchtkraft des erzeugten Gases nicht durch den
                              									Verlust von Kohlenstoff vermindert werden.
                           Nach B. Andreae in Wien (* D. R. P. Nr. 26985 vom 5.
                                 									August 1883) nimmt zur Erzeugung von Leucht- und
                                 										Heizgas der Fülltrichter a (Textfigur 
                              									1 bis 3 S. 240 und
                              									241 d. Bd.) die zur Entgasung bestimmten Kohlen auf, welche beim Oeffnen einer
                              									Klappe oder eines Schiebers am unteren Theile desselben in den Vergasungsraum b gelangen, wo dieselben durch die von auſsen
                              									zugeführte Wärme der Destillation unterworfen werden. Die Destillationsproducte
                              									nehmen ihren Weg durch das Knierohr c und die Vorlage
                              										d, wie bei der heutigen Leuchtgasfabrikation, um,
                              									entweder durch entsprechende Kühl- und Reinigungapparate von Theer, Ammoniak,
                              									Kohlensäure u. dgl. befreit, schlieſslich in einen Gasbehälter zu gelangen, oder
                              									auch ohne diese vorherige Reinigung dort aufgesammelt zu werden.
                           Die gebildete Koke bleibt auf der unter dem Destillationsraume befindlichen
                              									feuerfesten Brücke e so lange liegen, bis dieselbe
                              									mittels eines geeigneten Werkzeuges, welches durch entsprechende Oeffnungen in der
                              									Ofenwand eingeführt werden kann, heruntergestoſsen wird. Um eine Ueberfüllung des
                              									Raumes f mit Koke zu verhüten, kann nun entweder der
                              									überflüssige Theil derselben aus dem Räume f als Koke
                              									gewonnen, oder aber die ganze Koke, welche in diesen Raum gelangt, in Wassergas
                              									übergeführt werden. Durch Einführung von Luft unterhalb des Rostes g, welcher den Feuerraum f
                              									unten abschlieſst, wird ein Theil des Kohlenstoffes der Koke direkt über dem Roste
                              									verbrannt, ein anderer Theil Kohlenstoff in Kohlenoxyd und erst durch eine weitere
                              									Zuführung von Luft, welche direkt über der Kokesschicht in den Raum f eintritt, theilweise noch im Feuerraume f, theilweise aber auch erst im Raume i zur Verbrennung gelangen. Die Asche fällt in den Raum
                              										h und kann durch die halbrunde, in dem Gefäſse A drehbare Schaufel entfernt werden.
                           Der auf die erwähnte Weise stets sich erneuernde Wärmevorrath in dem Raume f dient dazu, die Destillation im Raume b zu bewerkstelligen; gleichzeitig werden hierdurch die
                              									Steine im Räume i auf möglichst hoher Temperatur
                              									gehalten. Der Ueberschuſs an Wärme entweicht mit den Rauchgasen aus dem Raume i durch die Oeffnungen k
                              									und l; dabei werden die Schieber m, welche die Eingänge zu den Heizräumen n für die Kessel o
                              									sperren, so gestellt, daſs in erster Reihe für eine genügende Dampferzeugung gesorgt
                              									ist und nur der hierzu nicht benöthigte Theil der Rauchgase seinen Weg durch die
                              									Oeffnung l nach den Kanälen p und von da durch die Kanäle q in die Kammer
                              										r nimmt, wohin auch die zur Dampferzeugung bereits
                              									benutzten Rauchgase schlieſslich durch den Kanal S
                              									gelangen, um hier den gröſsten Theil ihrer noch innehabenden Wärme zurückzulassen,
                              									ehe dieselben durch den Kanal t nach dem Schornsteine
                              									ziehen.
                           Um nun den zur Heizung nicht erforderlichen Theil der nach dem Raume f gelangten Koke in Wassergas und Asche überzuführen,
                              									wird der Betrieb des Ofens mit Luft in regelmäſsigen Zwischenräumen unterbrochen und
                              									die Oeffnungen zum Eintritte derselben in den Ofen, sowie die Oeffnungen zum
                              									Austritte der abziehenden Rauchgase aus dem Raume i durch die Verschlüsse
                              										u und v, sowie C und D gasdicht
                              									verschlossen. Es tritt alsdann Dampf bei w ein,
                              									umstreicht zuerst den Schieber v, gelangt alsdann durch
                              									die Kanäle p bereits vorgewärmt durch die Oeffnung l in den Raum i und von da
                              									stark überhitzt nach der glühenden Kokesschicht in den Raum f. Da nun nur die Oeffnungen x dem Dampfe
                              									einen Ausweg aus dem Ofen gestatten, so muſs derselbe die glühende Kokesschicht in
                              										f durchziehen, wird aber hierbei unter Bildung von
                              									Wassergas zersetzt, welches durch die Oeffnungen x
                              									seinen Ausweg aus dem Ofen findet.
                           Um ökonomisch arbeiten zu können, sind zwei Gaserzeugungsapparate, wie der hier
                              									beschriebene, mit einander gekuppelt und bilden zusammen ein System. Geht der eine
                              									Gaserzeugungsapparat mit Dampf und liefert also Wassergas, so geht der andere
                              									Apparat mit Luft und die aus demselben abziehenden Rauchgase umspülen die Kessel o und, da zwei Kammern r
                              									unterhalb derselben angebracht sind, von denen stets nur die eine den Rauchgasen
                              									Durchgang gestattet, so kann zur gleichen Zeit die zweite Kammer zum Vorwärmen der
                              									Luft benutzt werden. Die Gebläseluft für den jeweiligen neu aufzublasenden Ofen
                              									tritt in Folge dessen bei E in die durch die Klappen
                              										F vor Eintritt von Rauchgasen geschützte Kammer r, erwärmt sich hier, nimmt alsdann ihren Weg durch die
                              									Kanäle q des Ofens, welcher zu derselben Zeit Wassergas
                              									erzeugt, um schlieſslich durch einen der Kanäle y, das
                              									Rohr z und die Absperrvorrichtungen C und D als überhitzte
                              									Luft in den anderen Ofen einzutreten. Der den Kesseln entnommene Dampf treibt dabei
                              									die zum Betriebe des Gebläses nothwendige Dampfmaschine. Der abgehende Dampf der
                              									Maschine besorgt nach seinem Austritte aus letzterer die Erzeugung des Wassergases.
                              									Die in dem Gaserzeugungsapparate erzeugte Wärme wird in demselben möglichst
                              									aufgespeichert zur jeweiligen nachfolgenden Wassergaserzeugung und besorgt
                              									gleichzeitig die vorherige Destillation des Vergasungsmaterials in einem von der
                              									Verbrennungs- und Feuerstätte abgesonderten Räume.
                           Die in den Rauchgasen aus dem Gaserzeugungsraume bezieh. dem Feuer- und
                              									Verbrennungsraume abziehende Wärme wird in erster Linie zur Dampferzeugung benutzt
                              									und nur der hierzu nicht benothigte Theil der Wärme zum Ueberhitzen von Dampf und
                              									Luft, welch letzterem Zwecke auch die der Dampferzeugung bereits gedienten Rauchgase
                              									noch ebenfalls zugeführt werden, so daſs auf diese Weise der gröſste Theil der aus
                              									dem Gaserzeugungsraume gelangenden Wärme demselben wieder zurückgegeben wird.
                           Soll das Wassergas nun auch carburirt werden, so muſs dasselbe als fertiges Wassergas
                              									noch durch einen Ofen gehen, während gleichzeitig über der glühenden Kokesschicht im
                              									Feuerraume die zur Carburirung sich eignenden Stoffe zuflieſsen, so daſs deren
                              									Vergasung im Feuerraume gleichmäſsig erfolgt. Da die Einlassung von Dampf und Luft in einen und
                              									denselben Ofen stets in ganz bestimmten Zwischenräumen zu geschehen hat und dabei
                              									gleichzeitig gewisse Oeffnungen des Ofens geschlossen, andere geöffnet werden
                              									müssen, daher eine Menge Verschlüsse und Vorrichtungen gleichzeitig gehandhabt
                              									werden und dabei noch nebenbei zuverlässig wirken sollen, so ist die Anordnung
                              									getroffen, daſs die Maschine die jeweilige Umsteuerung aller zu einem Wechsel des
                              									Ofens von Luft auf Dampf nothwendigen Vorrichtungen in regelmäſsigen Zwischenräumen
                              									besorgt.
                           F. C. Glaser in Berlin (* D. R. P. Nr. 26887 vom 8.
                                 									August 1883) verwendet zur Destillation von Torf einen
                              									Ofen, welcher aus einem Systeme von lothrechten Schächten A (Textfigur 4 und 5) besteht. Der Raum für
                              									die Verbrennung der unten sich bildenden glühenden Torfkoke ist groſs und besonders
                              									hoch, um der bei dem angewendeten, schwach zu gestaltenden Luftzuge über den Rosten
                              										r sich durch vollständige Verbrennung bildenden
                              									Kohlensäure Zeit zu lassen, im oberen Verbrennungsraume mit der glühenden Torfmasse
                              									sich zu Kohlenoxydgas zu reduciren. Die Zwischenwände der Schächte besitzen ungefähr
                              									in halber Höhe eine Reihe von Schichten, in welchen durch Einfügung von feuerfesten
                              									Hohlsteinen Löcher angebracht sind, die mit einer Absaugevorrichtung a für die dort sich entwickelnden Kohlenoxydgase in
                              									Verbindung gebracht werden können. Die Löcher werden am besten in den Steinen derart
                              									angeordnet, daſs dieselben nach unten gerichtet sind, um das Absaugen der Gase mehr
                              									aus dem unteren als aus dem oberen Theile des Ofens zu ermöglichen und eine
                              									Verstopfung durch den glühenden Torf zu vermeiden.
                           In dem oberen Theile des Ofens befindet sich eine Oeffnung z, welche mit einer Rohrleitung zum Abzüge der sich entwickelnden Gase
                              									nach dem Kühler und Scrubber verbunden ist. Auſserdem sind die oberen Theile der
                              									Zwischenwände dieser Oefen mit gröſseren Löchern versehen, welche mit einer
                              									Rohrleitung l zur Abführung der von auſsen in diese
                              									Löcher einströmenden und durch die erhitzten Wände selbst vorgewärmten Luft dienen.
                              									Durch diese Einrichtung wird der doppelte Vortheil erreicht, daſs einerseits die
                              									Führung des Betriebes bei niedriger Temperatur hauptsächlich in den oberen Theilen
                              									der Oefen, wo am ehesten eine Zersetzung des Ammoniaks stattfinden könnte, gefördert
                              									und andererseits für die spätere Verwendung der Heizgase eine kostenlos vorerwärmte
                              									Luft erhalten wird.
                           Die Beschickung dieser Oefen mit Torf muſs in der Weise geschehen, daſs der letztere
                              									nur mit möglichst abgekühlten Gasen in Berührung kommt, und wird zu diesem Zwecke
                              									bei einem irgendwie bedeutenden Steigen der Temperatur ein Abziehen der sich
                              									bildenden Kohlenoxydgase bereits in der Mittelschicht des Ofens durch die hierzu
                              									vorgesehene und vorhin bereits erwähnte Einrichtung bewirkt werden müssen. Auch
                              									muſs, um die Temperatur auf einer niedrigen Stufe zu erhalten, kein höherer als nur
                              									der absolut nöthige Zug in den Verbrennungsgasen vorhanden sein. Nur dann ist es
                              									möglich, die Zersetzung bezieh. ein Zurückschlagen der sich aus dem Torfe
                              									entwickelnden warmfeuchten Gase, bestehend aus Ammoniak, Essigsäure, Holzgeist,
                              									Wasser, Theer u. dgl., zu verhindern. Die Gase, welche die Destillation des Torfes
                              									bewirken, entstehen im unteren Theile des Ofens aus der Verbrennung der bei der
                              									Destillation zurückbleibenden Kohlenstoffverbindung (glühende Torfkoke). Das etwaige
                              									Absaugen des in der mittleren Schicht gebildeten Kohlenoxydgases geschieht in
                              									möglichst heiſsem Zustande des Gases und wird das letztere durch direkte Zuleitung
                              									zur Verbrennungsstelle des gebildeten Gases dort in möglichst heiſsem Zustande
                              									verwerthet. Dieses Absaugen der Kohlenoxyd gase geschieht nur bei einem höheren
                              									Ansteigen der Temperatur in dieser Region; tritt dieses Höhersteigen der Temperatur
                              									nicht ein, so wird durch das langsame Auftreten des Kohlenoxydgases die Destillation
                              									auch in dem oberen Theile des Ofens in gewünschter Weise erfolgen. Auſserdem wird
                              									dieser obere Theil durch die durchströmende Luft der Löcher, wie bereits erwähnt,
                              									gekühlt.
                           Die Destillationsproducte des Torfes werden aus den obersten Räumen der Schächte der
                              									Destillationsöfen in einen Luftkühler geführt, welcher den Zweck hat, diese Gase so
                              									weit abzukühlen, daſs ein gröſserer Theil des Theeres, des Ammoniakwassers und der
                              									anderen Nebenproducte ausfällt. Dann werden die Gase durch einen Wasserscrubber
                              									geführt, in welchem dieselben mit dem im Luftkühler gewonnenen Ammoniakwasser
                              									behandelt und zum gröſsten Theile von dem Ammoniak befreit werden. Die aus diesen
                              									Wasserscrubbern abströmenden, beinahe vollständig abgekühlten Gase werden direkt mit
                              									einer Leitung an die Verwendungsstelle als Heizgas, sei es, wie in der Zeichnung
                              									angedeutet, zu einem Kessel oder einer anderen, industriellen Zwecken dienenden
                              									Feuerung geführt, wo dieselben in Verbindung mit der in den oberen Theilen der
                              									Destillationsöfen vorgewärmten Luft und den etwa an der Mittelzone dieser Oefen
                              									abgesaugten heiſsen Kohlenoxydgasen verbrannt werden können.
                           Der praktisch technische Vortheil des ganzen Verfahrens soll hauptsächlich darin
                              									bestehen, daſs die Heizgase hierbei zum mindesten ohne Kosten gewonnen werden
                              									können, da die bei demselben gewonnenen Nebenproducte allein schon an Werth den
                              									Kosten des aufgewendeten Rohmaterials einschlieſslich der Fabrikationskosten,
                              									Kapitalzinsen, Amortisationskosten u. dgl. gleichkommen bezieh. bei richtiger
                              									Betriebsführung die letzteren bedeutend übersteigen sollen.
                           H. Hirzel in Plagwitz-Leipzig (* D. R. P. Zusatz Nr.
                              									25909 vom 24. April 1883, vgl. 1880 237 * 228) verwendet
                              									zur Herstellung von Oelgas eine Kugelretorte, welche,
                              									wie Fig. 4 Taf. 19 zeigt, nur einen Hals und eine Oeffnung hat. Der
                              									Oeleinlauf durch den Syphon o geht wie bisher vor sich,
                              									während das Gas, statt durch einen besonderen (den hinteren) Hals abzuströmen,
                              									durch den einen vorderen Hals und Kopf C nach D abgeführt wird.
                           Th. Foucault in Paris (* D. R. P. Nr. 25730 vom 5. Juni
                                 									1883) will zur Herstellung von Leuchtgas aus Schieferölen,
                                 										Erdöl u. dgl. einen Verdampfapparat verwenden, dessen Heizschacht B (Fig. 5 Taf.
                              									19) zur Aufnahme des Brennmaterials dient; an seinem unteren Ende ist derselbe mit
                              									einem Chamotteringe a zum Schütze gegen Verbrennung
                              									versehen und an seinem oberen Ende wird der Schacht durch einen mittels
                              									Sandverschluſs dicht gehaltenen, lose aufliegenden Deckel verschlossen. Die Löcher
                              										z dienen der entwickelten Kohlensäure als Abzug.
                              									Dieser Heizschacht befindet sich im Inneren eines zweiten Schachtes C aus Guſseisen, welcher die Form einer umgekehrten
                              									Flasche hat und mit seinem unteren engen Theile den Rost umschlieſst. Die
                              									Verbrennungsproducte entweichen in den Schornstein S.
                              									Der Schacht C ist auſserdem an seinem unteren Ende mit
                              									Angüssen c versehen, welche in die ringförmige Rinne
                              										e eintauchen, in der sich die zu verdampfende
                              									Flüssigkeit befindet, und trägt an seinem oberen Ende einen vertieften Kranz b, welcher zur Unterstützung und gasdichten
                              									Abschlieſsung der Glocke d dient. Der Raum zwischen dem
                              									Mantel f und dem Schachte C ist mit Holzkohlenstücken ausgefüllt, welche dazu dienen, die Angüsse
                              										c rothglühend zu erhalten; das durch diese Angüsse
                              									in Folge Verdampfung in der Rinne e erzeugte Gas steigt
                              									durch die Holzkohlenfüllung in die Höhe, geht zwischen f und d wieder herunter und gelangt durch die
                              									Oeffnung i in das Rohr g,
                              									durch welches es dem Regulator zugeführt wird. Das Rohr n leitet das zu verdampfende Material in die Rinne e und das Rohr h regelt die in D befindliche Füllung. Die mit einander verbundenen
                              									Abtheilungen E dienen zur Aufnahme des zur Verwendung
                              									gelangenden Oeles, welches durch ein Rohrsystem n dem
                              									Verdampfapparate zugeführt wird. Zu diesem Zwecke ist über E der Behälter F angeordnet, welcher mit
                              									Wasser gefüllt ist; dieses wird durch ein Rohr m in den
                              									Oelbehälter E geleitet, sinkt hier in Folge seiner
                              									specifischen Schwere nach unten und drückt die Oelschicht nach Maſsgabe deren
                              									Verbrauches nach oben, so daſs dieselbe in der Richtung der eingezeichneten Pfeile
                              									durch das Rohrsystem n dem Verdampfapparate zugeführt
                              									wird. In dem Behälter H befindet sich ebenfalls Wasser,
                              									welches durch Rohr o und Hähne k in das Sammelbecken r und von dort in das
                              									Rohr n gelangt, woselbst es sich mit dem
                              									durchflieſsenden Oele vereinigt, um zur Herstellung von gemischtem Gas oder auch von
                              									armem Gas oder von Wasserstoffgas dem Verdampfapparate zugeführt zu werden. Der
                              									untere Theil des Vertheilers enthält den Ersatzbehälter K und das Sammelbecken L für sämmtliche
                              									Condensationsrückstände; aus diesem letzteren werden die öligen Rückstände durch ein
                              									Rohr in den Behälter M und die wässerigen Rückstände
                              									nach N übergeführt.
                           Der Regulator G ist zugleich Reinigungsapparat; die
                              									Regulirung
                           
                           
                              
                              Herstellung von Leuchtgas.
                              
                           
                           betrifft das rechtzeitige Schlieſsen oder Oeffnen der Ventile
                              									der Rohre o und m zu dem
                              									Zwecke, bei Stillstand des Betriebes den Zufluſs der Oele o. dgl. und des Wassers
                              									zum Verdampfapparate abzustellen bezieh. wieder einzuleiten; sie erfolgt unter dem
                              									Einflüsse eines Hebels, der an seinem einen Ende die Ventilstangen v trägt und an seinem anderen Ende das Gewicht t, welches die Ventile von m und o während des Betriebes geöffnet hält
                              									und durch die in die Höhe gehende Gasometerglocke P
                              									gehoben wird, sobald der Gasverbrauch geringer ist als die Erzeugung. Hierdurch
                              									werden sodann die beiden Ventile geschlossen und die Gaserzeugung unterbrochen. Das
                              									im Verdampfapparate entwickelte Gas gelangt durch Rohr g in den Regulator G in der Richtung der
                              									Pfeile unter die Haube w des durchbrochenen Bodens x, von dort abwärts unter diesen Boden und durch dessen
                              									Durchbrechungen wieder nach oben. Wenn nun das Gas aus g durch den Boden x nach oben tritt, so nimmt
                              									es wie das Wasser in Folge der schraubenförmigen Durchgangsöffnungen in x eine drehende Bewegung an und es werden hierdurch die
                              									Berührungspunkte zwischen Gas und Wasser beständig gewechselt und vervielfältigt,
                              									wodurch eine erhöhte Reinigung erzielt wird. Aus der Glocke gelangt nunmehr das
                              									fertige Gas durch Rohr y an den Ort seiner
                              									Verwendung.
                           A. Binnie in Maori Hill bei Dunedin, Neu-Seeland (* D.
                                 									R. P. Nr. 23854 vom 14. Juli 1882) will ein Gemisch von Fett
                                 										und Wasser in eine rothglühende Retorte tropfen lassen, das erzeugte Gas
                              									mit Luft mischen und das Gemenge durch Erhitzen in Leuchtgas überführen. – Der
                              									Apparat macht nicht den Eindruck, als ob er praktisch brauchbar sei.
                           M. Groſs in New-York (* D. R. P. Nr. 25471 vom 12. Juni
                                 									1883) verwendet zur Herstellung von Leuchtgas aus Erdöl und
                                 										überhitztem Wasserdampf mit Ausschluſs von atmosphärischer Luft an beiden
                              									Seiten offene Retorten A (Textfig. 6 bis 8), deren
                              									mittlerer Theil der vollen Hitze des Ofens ausgesetzt ist. Derselbe ist mit irgend
                              									einem porösen Stoffe angefüllt und wird stets in Weiſsglut gehalten. In der Mitte
                              									des vorderen Theiles der Retorte ist ein Chamottestück p angebracht, welches mehrere Centimeter nach abwärts reicht und als
                              									Brücke dient, um alle wider dasselbe strömenden Gase nach unten zu leiten. In die
                              									vordere Seite der Retorte ist eine schwere Platte D aus
                              									Guſseisen dicht eingesetzt. Diese Platte hat eine runde Oeffnung o, durch welche alle Gase auf ihrem Wege nach den
                              									Abzugskanälen F, E hindurch müssen. An derselben Platte
                              									ist ein aus starken Eisenstäben hergestellter Korb G
                              									befestigt, welcher zur Aufnahme der porösen Masse dient, durch Rahmen d gehalten wird, falls als solche ein verbrennlicher
                              									Stoff, wie z.B. Koke verwendet wird, welcher alsdann alle 2 oder 3 Monate ersetzt
                              									werden muſs. Wird ein unverbrennlicher poröser Körper verwendet, so ist der Korb G unnöthig.
                           Wenn Heizgas in einer der Retorten erzeugt werden soll, welches alsdann zum Heizen der Retorten
                              									und des Dampfgenerators dienen kann, wird die Verbindung dieser Retorten mit dem
                              									Abzugsrohre E unterbrochen, indem man das in diesem
                              									Rohre befindliche Ventil H schlieſst und das Gas durch
                              									die am Boden und der Seite des Kanales oder Mundstückes F angebrachten Rohre J bezieh. K nach seinem Bestimmungsorte leitet. Soll das Gas nach
                              									einem Gasometer geleitet werden, so läſst man es durch das Rohr L ziehen.
                           Durch eine Oeffnung in der Mitte des oberen Theiles der Platte Q geht das Oelrohr r,
                              									während das zur Einführung des Dampfes bestimmte Rohr t
                              									durch eine ähnliche Oeffnung im unteren Theile der Platte Q geht. Das Dampfrohr mündet unter den durchlöcherten Platten n, auf welche das Oel tröpfelt, und das innere Ende
                              									desselben ist nach einer Seite gebogen, so daſs der eintretende Dampf gegen die
                              									Seite der Platte Q anstöſst und sich dann mit den durch
                              									die Berührung des Oeles mit den heiſsen Platten n
                              									gebildeten Kohlenwasserstoffdämpfen mischt. Das innige Gemenge von überhitztem Dampf
                              									und den Kohlenwasserstoffdämpfen wird von einem zwischen dem Condensator und dem
                              									Gasometer befindlichen Sauggebläse durch die Retorte A
                              									und die in dieser befindliche hoch erhitzte, poröse Masse hindurchgezogen, welche
                              									nach ihrer Mitte hin immer heiſser wird. Dadurch soll sich ein beständiges
                              									brennbares Gas bilden, welches hauptsächlich aus schweren Kohlenwasserstoffen der
                              									Aethylenreihe und der Methylenreihe, reinem Wasserstoff, Kohlenoxydgas und einem
                              									gewissen Procentsatze von Theerdämpfen bestehen, dagegen weder Stickstoff, noch
                              									Kohlensäure, noch Ammoniak- oder Schwefelverbindungen enthalten soll.
                           E. J. Jerzmanowski in New-York (* D. R. P. Nr. 27145 vom
                                 									23. Mai 1883) will zur Herstellung von Leuchtgas ein mittels
                                 										Kalk erzieltes unreines Wasserstoffgas carburiren. Das in einem Generator
                              										A (Fig. 7 und
                              										8 Taf. 19) erzeugte Heizgas tritt durch Rohre G und K in den mit Kalk gefüllten Ofen B. Durch das Rohr J läſst
                              									man Luft in den Kalkofen B einströmen, um die
                              									Verbrennung des Heizgases darin zu unterhalten. Die Verbrennungsproducte treten
                              									durch das Reinigungsventil t aus. Ist der Kalk glühend,
                              									so wird das Reinigungsventil geschlossen und ein anderes Ventil geöffnet, welches
                              									die Verbindung mit dem Kühler C herstellt. Dann werden
                              									Wasserdampf und Erdöl oder ein anderer flüchtiger Kohlenwasserstoff mit einander
                              									durch den Strahlapparat H eingespritzt. In Folge der
                              									Reaction des heiſsen Kalkes auf den überhitzten Wasserdampf und das Erdöl sollen
                              									sich Wasserstoffgas und Kohlensäure nebst einer sehr geringen Menge von
                              									Kohlenoxydgas, Sumpfgas und anderen Verunreinigungen bilden. Das Gas geht durch das
                              									Rohr d zum Kühler C, wobei
                              									es aber nicht in Berührung mit dem Kühlwasser kommt, sondern durch Röhren
                              									hindurchgeht, welche mittels Wasser gekühlt werden. Von da geht das Gas durch das
                              									Rohr M zum Gasometer D,
                              									dann durch das Rohr N zur ersten Kalkkammer E, von hier durch ein Rohr zur zweiten mit Kalk gefüllten
                              									Kammer und von da aus zum Reiniger P, um das Gas von
                              									der Kohlensäure gründlich zu reinigen.
                           Um den Kalk wieder ätzend zu machen, wird das Gas zeitweilig durch entsprechende
                              									Ventile durch die anderen Kammern E flieſsen gelassen
                              									und in die Kalk enthaltenden Absorptionskammern durch die Röhren G und R Gas eingeleitet,
                              									sowie Luft durch das Rohr S. Durch das Rohr c soll Dampf eintreten und der Apparat a dazu dienen, das Gas zu entzünden. Ob Dampf
                              									hinzugefügt werden soll oder nicht, hängt von der im Heizgase enthaltenen
                              									Wasserstoffmenge ab. Die Producte dieser Verbrennung entweichen durch die Ventile
                              										v. Dadurch wird das Kalkcarbonat wieder in
                              									ungelöschten Kalk umgewandelt und die Operation kann in den anderen Kalkkammern
                              									wiederholt werden.
                           Aus dem Waschapparate P geht das Gas zum Carburir- und
                              									Fixirapparate F. Das feuerbeständige Material in
                              									demselben sollte in eben derselben Weise durch Verbrennung des Heizgases mit Luft
                              									erhitzt werden, wie dies bei den Kalkkammern E der Fall
                              									ist; es braucht aber kein Dampf eingelassen zu werden. Wenn eine der Kammern
                              									hinreichend erhitzt worden ist, so läſst man den Wasserstoff durch dieselbe
                              									hindurchflieſsen und gleichzeitig mit diesem ein carburisirendes Mittel, wie etwa
                              									Erdöl o. dgl., durch das Rohr b einflieſsen gelassen.
                              									Dieses wird so in Gegenwart von Wasserstoff verdampft und nachher durch die heiſsen
                              									Theile des feuerfesten Materials vergast. Von da aus geht das Gas durch die Vorlage
                              										O und das Gasrohr V
                              									zum Vertheilungsgasometer.
                           Will man keinen Generator anwenden, so soll der Kalkofen Fig. 6 Taf.
                              									19 genommen werden. Ist der Kalk in demselben erhitzt, so werden die Ventile in den
                              									Röhren d und e geöffnet,
                              									so daſs Wasserdampf und ein flüssiger Kohlenwasserstoff' eingespritzt werden, welche
                              									durch das Rohr b entweichen. Nachdem der Kalk bis unter
                              									jene Temperatur abgekühlt worden ist, bei welcher noch eine Umwandlung stattfindet,
                              									wird das Ventil im Rohre b geschlossen und im
                              									Schornsteine c ein Ventil geöffnet. Da dann Luft durch
                              									das Rohr f eintreten kann, so wird eine Verbrennung der
                              									Naphta oder anderer Kohlenwasserstoffe stattfinden, wodurch eine hohe Temperatur
                              									entsteht und der Kalk wieder bis zu einem Grade erwärmt wird, bei welchem die
                              									Umwandlung stattfindet. Auf diese Weise kann man somit das beschriebene Verfahren
                              									sehr vereinfachen, vermeidet die Anwendung von Kohle und es wird der zweite
                              									Gasgenerator überflüssig.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
