| Titel: | Ueber die elektrische Beleuchtung von Theatern mit Glühlicht. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 330 | 
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                        Ueber die elektrische Beleuchtung von Theatern
                           								mit Glühlicht.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 24.
                        Ueber die elektrische Beleuchtung von Theatern mit
                           								Glühlicht.
                        
                     
                        
                           Einem im Elektrotechnischen Vereine gehaltenen Vortrage (vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, 1884 S. 56 und 108) schickte der Ingenieur
                              										Paul Jordan der Deutschen
                                 										Edison-Gesellschaft die Bemerkung voraus, daſs das erste groſse Theater,
                              									welches in allen seinen Räumen elektrische Glühlichtbeleuchtung (mit mehr als 1200
                              									Glühlampen) erhielt, das Savoy-Theater in London (vgl.
                              									1882 244 204. 1883 248 * 241)
                              									gewesen ist. Dann folgte das Brünner Stadttheater (vgl.
                              									1883 248 * 241), welches, neu erbaut, in allen seinen
                              									Räumen ausschlieſslich mit Glühlichtbeleuchtung nach Edison's System versehen wurde; nicht eine einzige Gasflamme ist
                              									vorhanden; von auſsen ventilirte Oellampen dienen als Nothbeleuchtung. Bis jetzt hat
                              									diese Anlage noch zu keiner Klage Anlaſs gegeben.
                           Als eine unmittelbare Folge der dortigen Elektricitäts-Ausstellung ist die im
                              									Frühjahre 1883 beendigte, von der oben genannten Gesellschaft als deren erstes,
                              									erfolgreiches Werk erstellte Anlage im Münchener
                                 										Residenztheater anzusehen. Kurz nach Vollendung der letzteren Anlage wurde
                              									die Einrichtung einer ausschlieſslich elektrischen Beleuchtung im Hoftheater in Stuttgart, welches einem theilweisen
                              									Umbaue unterzogen werden sollte, ausgeführt und am 16. November v. J. in Betrieb
                              									gesetzt; hier ist selbst die Nothbeleuchtung eine elektrische.
                           Lichtmenge. Während bei Anwendung von Gasbeleuchtung in
                              									Folge der bedeutenden Entwickelung von Wärme und ungesunden Gasen (vgl. 1883 249 391) und der groſsen Feuergefährlichkeit die
                              									Lichtmenge und ihre Vertheilung eine begrenzte ist, kann dieselbe bei der
                              									Glühlichtbeleuchtung, welche weder hitzt, noch Gase entwickelt, bis zu jeder
                              									beliebigen Höhe gesteigert werden; somit können leicht und ohne die geringsten
                              									Gefahren und Nachtheile die glänzendsten Lichtwirkungen erzielt werden. Das kleine,
                              									aber schöne Münchener Residenz-Theater, welches sich wegen seiner im reichsten
                              									Barockstile gehaltenen Ausstattung besonders für die elektrische
                              									Glühlichtbeleuchtung eignet, hat etwa 800 Edison-Lampen, und zwar 700 Stück
                              									16-kerzige und 100 Stück 8-kerzige. Die Stuttgarter Anlage besteht aus 210
                              									10-kerzigen, 711 16-kerzigen und 156 32-kerzigen Glühlampen.
                           Maschinenanlage. Das Brünner Stadttheater, das Münchener
                              									Residenztheater und das Stuttgarter Hoftheater haben ausschlieſslich zu dem Zwecke
                              									der Lichterzeugung gebaute Maschinenanlagen. Bei allen dreien werden Edison'sche Dynamomaschinen des bewährten Modelles K
                              									für 250 Stück 16-kerzige Glühlampen angewendet. Es kommen in München deren 3 und in
                              									Brünn und Stuttgart je 4 in Anwendung. Die Maschinen sind parallel geschaltet und
                              									arbeiten in einem Stromkreise. Besondere Ersatzmaschinen sind nicht vorhanden;
                              									dagegen werden die Dynamomaschinen bei normalem Betriebe nicht auf ihre volle
                              									Leistung in Anspruch genommen, so daſs, falls während des Betriebes eine derselben
                              									auſser Thätigkeit gesetzt werden muſs, die übrigen entsprechend mehr angespannt
                              									werden und den ganzen Strom liefern können.
                           Als Motoren wurden bisher bei gröſseren elektrischen Anlagen für Theater nur
                              									Dampfmaschinen angewendet und zwar werden zweckmäſsig statt eines einzigen groſsen
                              									Motors mehrere kleinere aufgestellt, damit man beim etwaigen Versagen einer der
                              									Betriebsmaschinen die von ihr zu verrichtende Leistung auf die anderen unter
                              									Erhöhung der Cylinderfüllung übertragen kann.
                           Der Hanfseilbetrieb (vgl. 1883 248 241 u. 250 157) empfiehlt sich ganz besonders für elektrische
                              									Lichtanlagen, da es bei diesen auf gröſste Betriebssicherheit ankommt.
                           Im Münchener Residenztheater übertragen 3 halbtransportable Compound-Dampfmaschinen
                              									von Ruston, Proctor und Comp. in Lincoln von je 40e die Kraft auf eine gemeinsame Vorgelegewelle,
                              									von welcher aus die 3 Dynamomaschinen angetrieben werden. Die Dampfmaschinen stehen
                              									im Hofe zwischen dem National- und dem Residenztheater, die Dynamomaschinen im
                              									Erdgeschosse des letzteren.
                           Im Stuttgarter Hoftheater werden die vier vorhandenen Edison'schen Dynamomaschinen, Modell K, für je 250 Edison-Glühlichter zu
                              									16 Normalkerzen durch 2 Compound-Dampfmaschinen mit Condensation betrieben. Jede
                              									derselben macht 130 Umdrehungen in der Minute bei 1/12 Füllung und 8at Ueberdruck; die Leistung beträgt 60 bis 100e. Zur Dampferzeugung dienen 4
                              									Hochdruck-Dampfkessel mit rauchverzehrender Feuerung (System Tenbrink von G. Kuhn * D. R. P. Nr. 9563) mit
                              									je 33qm Heizfläche und für 8at Ueberdruck gebaut, von welchen auch
                              									gleichzeitig die Centraldampfheizung gespeist wird. Der vierte Kessel dient zur
                              									Aushilfe. Die Maschinenanlage ist von der Maschinenfabrik G.
                                 										Kuhn in Stuttgart-Berg ausgeführt worden. Kesselhaus und Maschinenhaus sind
                              									zwei einstöckige massive Gebäude von je 260qm
                              									Grundfläche, mit schmiedeisernem Dachstuhle. Jeder Kessel besteht aus einem
                              									Oberkessel von 1m,1 Durchmesser und 6m,02 Länge, ferner zwei darunter liegenden
                              									Vorwärmern von je 0m,63 Durchmesser und 5m,39 Länge, einem gröſseren und einem kleineren
                              									Quersieder. Gespeist werden die Kessel aus der Neckarwasserleitung durch eine
                              									Dampfpumpe sowie durch eine zweite, in einem Injector bestehende Speisevorrichtung.
                              									Die Dampfmaschinen mit Meyer'scher Expansionssteuerung
                              									und Knüttel'schen Regulatoren (vgl. 1880 235 * 8) zeichnen sich durch ruhigen Gang aus. Die
                              									Schwungräder als Riemenscheiben übertragen die Bewegung mittels Lederriemen und
                              									Reibungskuppelungen (Patent Dohmen-Leblanc, vgl. 1882
                              										243 * 273) auf die am Boden gelagerte Vorgelege welle
                              									(300 Umdrehungen in der Minute), von welcher aus die Dynamomaschinen mit mehr als
                              									900 Umdrehungen ebenfalls durch Lederriemen umgetrieben werden. Jede einzelne
                              									Dynamomaschine läſst sich durch Ausrücken einer Klauenkuppelung auf der
                              									Zwischenwelle auch während des Betriebes ausschalten. Die Anlage kann ohne weiteres
                              									durch Aufstellung einer dritten Dampfmaschine und zweier Dynamomaschinen vergröſsert
                              									werden, welche für die in Aussicht genommene elektrische Beleuchtung des
                              									Residenzschlosses dienen sollen. Damit im Falle Schadhaftwerdens einer der
                              									Dampfmaschinen eine Betriebsstörung vermieden wird, kann mittels der ausrückbaren
                              									Reibungskuppelung jede Dampfmaschine während des Betriebes ausgeschaltet werden.
                              									Eine besondere kleine Dampfmaschine dient zum Betriebe einer kleinen Dynamomaschine,
                              									Modell E, welche die des Tages für die Proben
                              									erforderlichen Glühlampen speist und zugleich den Strom für die in einem besonderen
                              									Stromkreise im ganzen Hause vertheilt liegenden 30 Glühlampen der Nothbeleuchtung
                              									liefert.
                           Leitung. Der von den Dynamomaschinen erzeugte
                              									elektrische Strom wird bei allen 3 Anlagen in einem
                              									Hauptstromkreise zu dem Theater geleitet und erst in diesem in zwei Stromkreise
                              									getheilt, von denen der eine – die sogen. Hausleitung – alle diejenigen Lampen
                              									speist, deren Lichtstärke während des ganzen Abends nicht geändert wird, also die
                              									Lampen zur Erleuchtung der Vorhalle, der Treppenräume, Flure u.s.w., während in den
                              									zweiten Stromkreis alle diejenigen Lampen eingeschaltet sind, welche im Laufe des
                              									Abends einer Regulirung bedürfen, also die im Bühnen- und Zuschauerräume
                              									angebrachten Lampen. Die sogen. Hausleitung steigt senkrecht vom Keller oder
                              									Erdgeschosse bis zum Amphitheater empor und in jedem Range führen Abzweigungen den
                              									vertheilten Lampen den Strom zu. Die Leitung für den Bühnen- und Zuschauerraum geht
                              									direkt zu dem weiter unten beschriebenen Lichtstärken-Regulirungsapparate.
                           Die Leitungen bestehen aus mit unverbrennlich gemachter Baumwolle umsponnenem
                              									Kupferdrahte; überall wird einer zu groſsen Erhitzung derselben durch Edison's Sicherheitseinschaltungen (vgl. 1883 248 243) vorgebeugt.
                           Die Vertheilung der Glühlampen in den einzelnen Theatern
                              									ist eine sehr verschiedene; überall macht sich jedoch das Streben bemerkbar, die
                              									Vorhalle, das Treppenhaus und das Foyer glänzend, die Flure und den Zuschauerraum
                              									mäſsig und die Bühne ausreichend zu beleuchten. Wo der Kostenpunkt nicht gerade die
                              									Hauptrolle spielt, sollte man auch den Zuschauerraum besser, als gewöhnlich,
                              									beleuchten, weil dies einen ganz bezaubernden Eindruck macht. Man sollte, da die
                              									geringe Wärmeentwickelung es zuläſst, die Glühlampen, möglichst vertheilt, an den
                              									Brüstungen der verschiedenen Ränge anbringen und nur verhältniſsmäſsig wenige am
                              									Deckenkronleuchter. Bei der oft empfohlenen Beleuchtung mit Centrallichtern, sogen.
                              									Sonnen, erhält man im Theater durch die überhängenden Ränge und die Logenwandungen
                              									ganz tiefe Schatten, welche zu den gut beleuchteten Theilen des Saales einen
                              									unangenehmen Gegensatz bilden. Schon aus diesem Grunde dürfte auch eine
                              									Bogenlichtbeleuchtung für den Zuschauerraum nicht empfehlenswerth sein. Auſserdem
                              									aber gibt eine gemeinsame Anwendung von Bogenlicht und Glühlampen (und letztere ist
                              									auf der Bühne allein anwendbar, da das Bogenlicht weder die nothwendige Vertheilung,
                              									noch Regulirung zuläſst), wie solche z.B. im Münchener Ausstellungstheater
                              									stattgefunden hat und aus ökonomischen Gründen empfohlen wird, eine schlechte
                              									Wirkung; denn selbst, wenn das Bogenlicht, wie in München, durch matte Scheiben
                              									gemildert wird, ruft es doch immer kalte Farbentöne hervor, was gerade bei einer
                              									Verbindung beider Beleuchtungsarten besonders unangenehm hervortreten muſs.
                           
                           Bei den Theatern bietet die meiste Schwierigkeit die Beleuchtung der Bühne, auf welcher etwa zwei Drittel der sämmtlichen im
                              									Theater vorhandenen Glühlampen angebracht sind. Die Bühnentechnik, welche heutzutage
                              									die allergröſsten Anforderungen an die Beleuchtung stellt, verlangt einmal, daſs
                              									sämmtliche Flammen gleichzeitig und plötzlich hell oder dunkel gestellt werden
                              									können, aber auch ein allmählicher Uebergang in den Lichtstärken möglich ist; ferner
                              									muſs man auch die einzelnen Lampengruppen, wie die Lampen der verschiedenen
                              									Soffitten, Coulissen, Versatz stücke und der Rampe, unabhängig von einander
                              									reguliren hönnen. Der hierzu erforderliche umständliche Regulirungsapparat wird
                              									zweckmäſsigerweise auf der Bühne und zwar so angebracht, daſs der denselben
                              									bedienende Mann die ganze Bühne übersehen kann.
                           Der Bühnenregulirungsapparat dient dazu, den Hauptstrom in so viel Stromkreise zu
                              									theilen, als aus bühnentechnischen Rücksichten erforderlich sind, und in letztere je
                              									nach der gewünschten Lichtstärke der Lampen Widerstände einzuschalten. Es liegen
                              									bisher zwei prinzipiell verschiedene Constructionen von Bühnenregulatoren vor, von
                              									denen die eine im Brünner, die andere im Münchener und Stuttgarter Theater in
                              									Anwendung gekommen ist.
                           Der Brünner Apparat, dessen Prinzip schon früher (1883 248 243) kurz mitgetheilt
                              									wurde, besteht im Wesentlichen, wie aus Fig. 1 und
                              										2 Taf. 24 hervorgeht, aus einer den Lampengruppen entsprechenden Anzahl
                              									Kurbeleinschaltern a (die oberen b dienen einem besonderen später zu erwähnenden
                              									Zwecke), mittels deren die oberhalb des Apparates angebrachten Neusilberdrähte e bezieh. f, welche als
                              									Widerstand dienen, in 29 Graden eingeschaltet werden können. Mit Bs bezieh. Bs1 sind Bleisicherungen bezeichnet, welche
                              									der Strom zu durchflieſsen hat, bevor derselbe in den Apparat eintritt.
                           Mittels dieses Apparates können, wenn denselben ein Mann bedient, durch die
                              									Umschalter c bezieh. d
                              									immer nur eine, höchstens zwei Lampengruppen gleichzeitig regulirt werden, während
                              									doch die Bühnentechnik verlangt, daſs jede beliebige Anzahl Lampengruppen
                              									gleichzeitig geregelt werden kann. Letzteres ist mit dem neuen Regulator in
                              									Stuttgart möglich, dessen Einrichtung in Fig. 3 Taf.
                              									24 schematisch dargestellt ist.
                           Der Apparat besteht im Wesentlichen aus einer oder mehreren Achsen w und einer Anzahl (32) auf diesen drehbarer,
                              									doppelarmiger Hebel H, deren unterer Arm über
                              									Contactklötze schleift, welche mit einem unterhalb liegenden Rheostaten verbunden
                              									sind. Bei der gezeichneten Stellung von H sind die
                              									zwischen den Drähten D und V liegenden Theile des Rheostaten in den Stromkreis eingeschaltet; den
                              									Stromlauf deuten die ungefiederten Pfeile an. Um nun mehrere Hebel gleichzeitig
                              									drehen und so mehrere Lampengruppen auf einmal regeln zu können, sind die oberen
                              									Arme der ersteren mit verschiebbaren Handgriffen versehen. Schiebt man den
                              									Handgriff, welcher durch eine Schleppfeder am Herunterfallen gehindert wird, nach
                              									oben, so tritt derselbe zwischen einen Rahmen, welcher durch Handrad und
                              									Schneckengetriebe hin- und herbewegt werden kann. Endlich ist an dem Apparate noch
                              									eine kleine Vorrichtung vorhanden, mit deren Hilfe man die Lampen jeder Lampengruppe
                              									kurz aufblitzen lassen kann, um auf diese einfache Weise scenisch den Blitz
                              									nachzuahmen. Es geschieht dies dadurch, daſs man mit einem Hebel h (Fig. 3) die
                              									eben eingeschalteten Widerstände auf einen Augenblick kurz schlieſst.
                           Die 4 Edison-Maschinen sind in Parallelschaltung mit dem Hauptkabel verbunden; von
                              									diesen sind unter der Bühne 2 Hauptzweige nach dem Bühnenregulator und 2 für die
                              									Hausbeleuchtung in je einer Leitung durch den Mittelbau bezieh. links und rechts
                              									abgezweigt. Auch die Elektromagnete der 4 Dynamomaschinen sind unter sich parallel
                              									geschaltet und ihr Strom wird durch einen Hauptregulator im Maschinenhause zur
                              									Regulirung der Gesammtlichtstärke im ganzen Gebäude verstärkt oder geschwächt. Ein
                              										Uppenborn'sches Voltmeter gestattet die Beobachtung
                              									der Spannung. Ein Signalapparat von Seubel entzündet
                              									eine rothe bezieh. grüne Lampe, wenn die Spannung über bezieh. unter der normalen
                              									ist, während bei normaler Spannung keine der beiden Lampen brennt. Der nach Seubel's Angaben von Dr. Edelmann in München ausgeführte Bühnenregulator befindet sich auf der
                              									rechten Prosceniumsseite, über demselben der Rheostat aus 32 Widerstandsrahmen mit
                              										4km Kupferdraht und 11km,5 Neusilberdraht. Auf der Bühne befinden sich
                              									30 Stromkreise: rechte und linke Rampen-, 8 Soffitten-, 16 Coulissen-, rechte und
                              									linke Versatz-, rechte und linke Transparent-Beleuchtungen; die vier letzteren
                              									besitzen auf 36 Stellen im Bühnenpodium Einschaltestellen für versetzbare
                              									Beleuchtungskörper. Den Zuschauerraum erhellen 2 Stromkreise: Kronleuchter und
                              									Balkonbeleuchtung. In der Regel ist der Zuschauerraum durch den Kronleuchter mit 170
                              									Lampen zu 16 Kerzen erleuchtet; bei festlicher Beleuchtung treten die 3 Balkonreihen
                              									mit zusammen 159 Lampen zu je 10 Kerzen hinzu. In den Ankleidezimmern des
                              									Theaterpersonals sind die Glühlampen auf Gelenkarme aufgesetzt. Gänge, Treppen,
                              									Garderoben u.s.w. sind mit Wand- und Deckenleuchtern erhellt, welche von den 3
                              									Hauptstromzuführungen im Mittelbaue und den beiden Seiten gespeist werden. Jede
                              									Abzweigung von den Hauptleitungen erfolgt durch Bleisicherungen. Von den Lampen
                              									kommen 120 auf die Soffitten, 10 auf die Portalcoulissen, 24 32-kerzige und 50
                              									16-kerzige auf die Versatz- und Transparentbeleuchtung, 40 auf die Rampen, 90 auf
                              									die Ankleidezimmer, 35 auf den Ballet- und Statistensaal, 170 auf den Kronleuchter,
                              									210 auf Treppen, Gänge, Haupteingang, Garderoben, 159 10-kerzige auf die 3
                              									Balkonreihen, 39 auf das Orchester, 5 und 11 16-kerzige auf Kessel- und
                              									Maschinenhaus. Beim Haupteingange, bei der Kasse und auf den Haupttreppen wird die
                              									Beleuchtung abwechselnd immer aus einem anderen der 3 Hauptstromkreise für die
                              									Hausbeleuchtung entnommen, damit bei etwaigem Versagen des einen diese Stellen nicht
                              									vollständig ins Dunkel gerathen können.
                           Farbenwirkungen. Die Bühnentechnik erfordert aber nicht
                              									nur weitgehendste Vertheilung und Regulirung des Lichtes, sondern auch leicht zu
                              									erzielende Farben Wirkungen, welche sich bei Glühlicht viel vollkommener und
                              									wirkungsvoller als bei Gasbeleuchtung erreichen lassen. Darüber, wie diese
                              									Farbenwirkungen am besten zu erzielen sind, gehen die Ansichten der Bühnentechniker
                              									noch aus einander. Der Obermaschinenmeister Brandt am
                              									Berliner Opernhause, welcher übrigens zuerst in Deutschland Versuche mit Glühlampen
                              									auf der Bühne (im Berliner Opernhause Mai 1882) gemacht hat, will die Lampen einer
                              									jeden Soffitte, Rampe und Coulisse in 3 Stromkreisen brennen lassen, von denen der
                              									eine weiſse, der zweite rothe und der dritte grüne Lampen enthält. Bei dieser
                              									Einrichtung ist es möglich, von einer Centralstelle aus die Regulirung der
                              									Lichtstärke und die Farbenwirkungen zu besorgen. So ist, wie Fig. 1
                              									zeigt, die Einrichtung im Brünner Theater getroffen worden. Auſser den 13
                              									Kurbeleinschaltern a, welche zur Regulirung der
                              									Lichtstärken der weiſsen Lampen dienen, sind nochmals dieselbe Anzahl (b) vorhanden, welche bei geeigneter Stellung der
                              									Umschalter c und d zur
                              									Regelung der rothen oder grünen Lampen dienen können. Der Obermaschinenmeister Lautenschläger der kgl. Oper in München benutzt dagegen
                              									nur weiſse, in einem einzigem Stromkreise brennende Glühlampen und bringt dieselben,
                              									sollen Farbenwirkungen auf der Bühne hervorgebracht werden, in einem besonderen, von
                              									ihm angegebenen „Universal-Bühnenapparate für farbige Glühlichtbeleuchtung“
                              									an. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einem als Achse dienenden und die
                              									elektrischen Leitungen aufnehmenden Gasrohre r (Fig.
                                 										4 bis 9 Taf. 24),
                              									an welchem durch Klammern der unten in einem rechten Winkel gebogene Reflector p befestigt ist, an dessen umgebogenem Theile die
                              									Glühlichter q angebracht sind. Um die Achse r dreht sich ein Cylinder n, welcher zum Theile offen ist, zum Theile aus farbiger Gelatine besteht,
                              									so daſs die verschiedensten Lichtwirkungen nach Belieben hervorgerufen werden
                              									können, wenn derselbe durch ein über die Rolle g
                              									gelegtes Drahtseil von einer Centralstelle aus in Umdrehung versetzt wird. Die
                              									doppelarmigen, an den Enden des Gasrohres r
                              									aufgeschraubten Hebel t (Fig. 6)
                              									dienen als Aufhängevorrichtung. Der Gelatinecylinder n
                              									wird von einem Schutzkasten k aus Metallblech (Fig.
                                 										8) oder aus Holz (Fig. 5, 6
                              									und 9) umgeben, welcher aufklappbar ist. Den Glühlichtern kann durch Umdrehen
                              									der Achse r jede beliebige Stellung gegeben werden, wie
                              									die Fig. 7 bis 9 zeigen.
                              									Durch Einstecken eines Stiftes in das betreffende Loch des auf die Achse r aufgeschraubten doppelarmigen Hebels t und des Stellringes i
                              										(Fig. 6) wird die Achse an dem Gehäuse k
                              									festgestellt. Da man also die Stellung der Glühlichter beliebig zu ändern vermag, so
                              									kann derselbe Apparat ohne jegliche Aenderung sowohl für Rampen, Coulissen,
                              									Soffitten, als auch Versatzstücke angewendet werden; man kann denselben aufhängen,
                              									aufrecht stellen, hinlegen und mit demselben nach vor- und rückwärts leuchten, ohne
                              									ihn herumdrehen zu müssen. Der beschriebene Apparat bewährt sich in München sehr
                              									gut.
                           Bei der Brandt'schen Einrichtung lassen sich Regulirung
                              									und Farbenwirkung von einer gemeinsamen Centralstelle aus leicht und bequem
                              									erzielen, während der Handhabung der Lautenschläger'schen Apparate mittels Drahtseile – namentlich wenn die ganze
                              									Bühne damit versehen sein sollte – wohl gewisse Schwierigkeiten im Wege stehen
                              									dürften. Die Einrichtung von Brandt gestattet ferner,
                              									die Farben zu mischen, indem man die rothen und grünen Lampen gleichzeitig erglühen
                              									läſst. Mit dem Lautenschläger'schen Apparate kann man
                              									dagegen immer nur eine Farbe nach der anderen zur Wirkung bringen. Die Brandt'sche Anordnung vertheuert aber die Anlage
                              									erheblich, weil auf der Bühne 3mal so viel Lampen angebracht werden müssen, als zu
                              									deren Beleuchtung eigentlich erforderlich sind; auch begibt sie sich des Vorzuges
                              									der Glühlichtbeleuchtung, im Gegensatze zur Gasbeleuchtung sehr leichte
                              									Soffittenkasten zu haben. Ersteres fällt um so mehr ins Gewicht, als man bereits
                              									beginnt, um an Anlage- und Unterhaltungskosten zu sparen, die bisher übliche Zahl
                              									16-kerziger Glühlampen durch eine geringere Anzahl Lampen von bedeutend gröſserer
                              									Leuchtkraft zu ersetzen. In München angestellte Versuche ergaben, daſs man ohne
                              									jeden Nachtheil für die Beleuchtungswirkung auf der Bühne in den Soffitten und in
                              									den Coulissen je zwei 16-kerzige Glühlampen durch eine 32-kerzige ersetzen kann, und
                              									letzteres ist auch bereits im Stuttgarter Theater geschehen.
                           Als vor etwa 50 Jahren die Gasbeleuchtung die ehrwürdigen Oellampen ersetzte, hatte
                              									man einen groſsen Fortschritt gethan. Das bei der alten Oelbeleuchtung so unbequeme
                              									Instandhalten der Lampen fiel fort und die Reinlichkeit war eine gröſsere. Ferner
                              									konnte die Lichtstärke der Lampen leicht und von einer Centralstelle aus geregelt
                              									werden. Die Säle und ihre innere Ausstattung erschienen glänzender und prunkvoller
                              									und es konnten mit der neuen Beleuchtung Wirkungen erzielt werden, welche die milde
                              									Flamme der Oellampe nicht zulieſs. Die Nachtheile der Gasbeleuchtung, übermäſsige
                              									Lufterhitzung und Luftverderbniſs (vgl. v. Pettenkofer
                              									1883 249 391), erkannte man anfangs nicht und später
                              									muſste man sich nothgedrungen in dieselben fügen, denn eine Rückkehr zur alten
                              									Oelbeleuchtung war nicht möglich. Noch mehr als das Publikum von der allgemeinen
                              									Erhitzung haben die darstellenden Künstler von der strahlenden Wärme der Gaslampen
                              									zu leiden, welche zu allen Seiten – hinter den Coulissen, zwischen den Soffitten und
                              									zu ihren Füſsen an der Rampe – angebracht sind. Auch werden die den Gaslampen der
                              									Rampe entströmenden warmen Verbrennungsproducte von dem Schauspieler eingeathmet.
                              									Diese trockene und erwärmte Luft erschwert das Sprechen und Singen, weil sie
                              									ausdörrend auf die Schleimhäute des Mundes und der Kehle einwirkt. Trotz
                              									kostspieliger Lüftungseinrichtungen, welche hierfür Abhilfe schaffen könnten, würde
                              									dennoch, wie die im Philosophical Magazine
                              									veröffentlichten Untersuchungen von W. W. Jaques in
                              									Baltimore darthun, die aufsteigende erwärmte Luftströmung eine Wand bilden, welche
                              									den Schall nur zum Theile durchläſst. Es gelang Jaques,
                              									durch mehrere Schichten aufströmender erwärmter Luft so viele Luftwände
                              									herzustellen, daſs die Reflexion derselben im Stande war, die menschliche Stimme bis
                              									fast zur Unhörbarkeit abzudämpfen. Das Glühlicht dagegen kann Abhilfe schaffen; denn
                              									es besitzt die anerkannten Vorzüge des Gaslichtes – leichte Regulirbarkeit und
                              									groſse Lichtfülle – in erhöhtem Maſse, ist aber frei von allen demselben anhaftenden
                              									Mängeln; es entwickelt nur verschwindend wenig Wärme und gar keine
                              									Verbrennungsproducte. Das Glühlicht gibt den Theatern die Annehmlichkeiten wieder,
                              									welche das Gaslicht ihnen genommen hat; es erhöht die festliche Stimmung durch
                              									seinen reinen, sonnigen Glanz, welchen es ausstrahlt, ohne die Luft zu erhitzen oder
                              									zu verderben. Es verändert ferner die Farben der Dekorationen weit weniger als das
                              									Gaslicht und verdirbt dieselben vor allen Dingen nicht durch Ruſsabsatz.
                           Wegen dieser Vorzüge in Verbindung mit der groſsen Feuersicherheit (vgl. 1882 245 255. 1884 251 551) dürfte
                              									fortan kein neues Theater anders als mit Glühlicht beleuchtet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
