| Titel: | Ueber Neuerungen in der Giesserei. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 363 | 
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                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 26.
                        (Patentklasse 31. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								250 S. 149 u. Bd. 252 S. 454.)
                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        
                     
                        
                           Um die Leistungsfähigkeit einer Gieſserei zu erhöhen, schlägt Gust. Hertzog in Paris (* D. R. P. Nr. 26417 vom 21. Januar 1883) die in
                              										Fig. 1 und 2 Taf. 26
                              									skizzirte Anordnung des Gieſshauses vor. Auf einer
                              									Langseite des Gieſshauses steht die Formmaschine B,
                              									deren Preſskolben durch Wasserdruck bewegt wird. Ueber dem Preſskolben befinden sich
                              									2 Schienengeleise A, A1, welche in einer gewissen Entfernung über einander an allen Wänden des
                              									Gieſshauses entlang laufen und die zur Beförderung der Ober- und Unterkasten
                              									bestimmten Wagen S tragen. Unter den Geleisen A, A1 liegt auf der
                              									gegenüber liegenden Langseite des Gieſshauses ein Geleise H, auf welchem die Formkasten auf einander gestellt und vollgegossen
                              									werden. Die Schienengeleise A, A1 haben eine so groſse Spurweite, daſs die Formkasten durch sie
                              									hindurch auf im Geleise H stehende Wagen gesenkt werden
                              									können. Ueber dem Geleise H ist ein Laufkrahn F angeordnet, welcher das Aufeinandersetzen der
                              									Formkasten und das Herunterlassen derselben auf das Geleise H vermittelt. Unter letzterem liegt in der linken Ecke des Raumes der
                              									Schacht G, welcher den in denselben gestürzten
                              									gebrauchten Formsand aufnimmt. Von hier aus befördert die Schnecke G1 den Sand zur
                              									Kollermühle K, in welcher derselbe gemahlen wird, um
                              									dann von Neuem angefeuchtet und gesiebt in die Aufbewahrungskasten L gebracht zu werden. Letzteren gegenüber auf der
                              									anderen Schmalseite des Gieſshauses liegt der Trockenofen E, durch welchen die Formkasten auf ihren Wagen einzeln hindurchgefahren
                              									und 15 bis 20 Minuten lang einem erhitzten Luftstrome ausgesetzt werden.
                           Der Betrieb einer derartig eingerichteten Gieſserei ist folgender: Die Formkasten
                              									werden auf den Geleisen A, A1 auf ihren Wagen in der Pfeilrichtung nach einander unter die
                              									Presse B geführt, hier über der Modellplatte mit dem
                              									Preſsrahmen versehen, mit Sand gefüllt, gepreſst, abgestrichen und dann in
                              									fortlaufender Reihe in den Trockenofen E gefahren. Von
                              									hier gelangen dieselben über das Geleise H, wo mittels
                              									des Krahnens F der Oberkasten auf den Unterkasten
                              									gesetzt und dann beide
                              									mit einander verbunden auf Wagen, welche auf dem Geleise H stehen, gesetzt werden. Diese werden nun weiter gefahren zum Orte, wo
                              									das Eingieſsen in die Formen erfolgt. Das Auseinandernehmen der Kasten findet über
                              									dem Schachte G statt, so daſs der beim Herausnehmen der
                              									Guſsstücke abfallende Sand sofort durch G zu der
                              									Kollermühle K gelangt.
                           Die Wagen S, auf welchen die runden Formkasten ruhen,
                              									bestehen aus je zwei mit losen Rädern versehenen Achsen, von denen die eine an zwei
                              									festen Trägern befestigt ist, welche an den vorderen Enden unten eingekerbt sind, um
                              									sich mit diesen Ausschnitten über die anderen Achsen zu legen. Die Formkasten,
                              									welche in Fig. 2
                              									punktirt in den Wagen S eingezeichnet sind, ruhen
                              									mittels zweier Drehzapfen auf den Achsen und können nach Belieben um erstere gekippt
                              									werden.
                           G. Hertzog hat auch eine Maschine zur Herstellung von Sandkernen (* D. R. P. Nr. 27396 vom
                              									20. November 1883) angegeben, deren Einrichtung aus Fig. 3 und
                              										4 Taf. 26 zu ersehen ist. Auf einem Gestelle A dreht sich um einen Zapfen C ein Tisch B, welcher an seinem Umfange in genau gleichen
                              									Abständen vom Zapfen C die Formhülsen v zur Herstellung der Kerne trägt. Die Formhülsen, z.B.
                              									26 Stück, haben verschiedene Durchmesser, welche den in der Gieſserei am meisten
                              									gebrauchten Kernen entsprechen. An ihren oberen Enden tragen die Hülsen eine Platte
                              										b2, welche an einer
                              									Stelle eine mit Rand versehene Erweiterung zur Aufnahme des Sandes besitzt. Auf der
                              									Platte b2 steht ein
                              									Kasten b1, welcher über
                              									das obere Ende der Hülsen gesetzt wird, um den Stampfsand aufzunehmen. Genau unter
                              									dem die Mittellinien der Hülsen durchschneidenden Kreise befindet sich eine
                              									Schraubenspindel K, welche mittels der Schraubenmutter
                              										E gehoben und gesenkt werden kann, indem letztere
                              									mittels der Kegelgetriebe J1 bezieh. J2
                              									von der Handkurbel P aus gedreht wird; letztere kann
                              									man behufs langsamerer Drehung der Mutter E auch auf
                              									das Vorgelege O stecken. Um die Handhabung der Kurbel
                              										P zu erleichtern, kann sich das Lager W, in welchem die Kurbelwelle P1 liegt, um die Zwischenwelle J drehen, so daſs der Arbeiter der Welle P1 jede Neigung zur
                              									Wagerechten geben kann. Auf der Schraubenspindel K ist
                              									eine Stange L befestigt, auf welche oben ein der
                              									lichten Weite der betreffenden Hülse entsprechender Kolben M gesteckt wird.
                           Die Handhabung der Maschine ist hiernach leicht verständlich: Die Formhülse v, welche dem zu formenden Kern entspricht, wird über
                              									den Kolben M gedreht und dann die Scheibe B mittels des Vorsteckers N auf A befestigt. Sodann hebt man M durch Drehen von P so
                              									hoch in die betreffende Hülse hinein, als es der Länge des zu formenden Kernes
                              									entspricht und stampft die Hülse voll Sand. Hierauf wird die Kurbel P so lange gedreht, bis der Kolben M den Kern ganz aus der Hülse herausgeschoben hat und
                              									dieser weggenommen werden kann.
                           
                           Die Formhülsen können auch für die Herstellung abgesetzter Kerne eingerichtet werden.
                              									Um Luftkanäle in die Kerne zu stoſsen, verlängert man den Zapfen C nach oben und befestigt an diese Verlängerung einen
                              									Hebel, welcher eine in Führungen gleitende Nadel trägt. Behufs schnellerer Auf- und
                              									Abbewegung der Spindel L kann an diese direkt eine
                              									Zahnstange mit Trieb- und Handrad angebracht werden. Diesbezügliche Abänderungen
                              									sind in der Patentschrift vorgeführt.
                           Zur Herstellung von Röhrenformen, deren Mäntel aus
                              									verschiedenen auf einander gestellten Sandcylindern bestehen, benutzt Jos. Kudlicz in Sedlec, Böhmen (* D. R. P. Nr. 26772
                              									vom 17. Juni 1883, vgl. 1881 242 * 405) eine Maschine,
                              									welche, wie Fig. 7 Taf.
                              									26 zeigt, im Wesentlichen aus dem cylindrischen Kasten M und dem mittels eines Zahnstangengetriebes in lothrechter Richtung
                              									verschiebbarem Kerne K von einer dem äuſseren
                              									Durchmesser des zu gieſsenden Rohres gleichen Stärke besteht. Um nun ein leichtes
                              									Herausnehmen der gestampften Mäntel aus dem Formkasten M zu ermöglichen, legt man auf dem Boden desselben um den Kern K herum den Ring R (Fig.
                                 										8 und 9 Taf. 26).
                              									Derselbe besitzt an seinem Umfange verschiedene Aussparungen o, um mit den Händen unter den leicht abnehmbaren Ring r fassen zu können, und an seinem inneren Umfange
                              									bewegliche Knaggen t, welche durch Federn radial
                              									einwärts geschoben werden. Diese Knaggen werden bei hochstehendem Kerne K von letzterem in den Ring R zurückgedrängt. In dieser Lage findet das Vollstampfen der Form statt.
                              									Ist letzteres vollendet, so senkt man den Kern K, bis
                              									die Knaggen t über seine obere Endfläche aus dem Ringe
                              										R heraus treten. Nun hebt man den Kern K wieder, wodurch der Sandmantel, auf dem Ringe R bezieh. r stehend, bis
                              									über den Formkasten gehoben wird und nun mittels des Ringes r bequem erfaſst und ohne Beschädigung zum Trockenraume gebracht werden
                              									kann. Aehnliche Einrichtungen sind zur Herstellung der Muffenenden, der Eingüsse
                              									u.s.w. getroffen.
                           Im Génie civil, 1883/4 Bd. 4 S. 141 wird eine von Fr. Sagnes construirte Formmaschine besprochen, welche
                              									sich (in der Gieſserei von Bergès in Paris) bei Herstellung kleinerer Guſsgegenstände aus Bronze, z.B.
                              									Schiffsbeschlagnägel, Nieten, Geschoſszünder, Quetschkugeln für die
                              									Pulverfabrikation u. dgl. schon bewährt haben soll. Um Schiffsnägel herzustellen,
                              									erhält die Maschine die in Fig. 6 Taf.
                              									26 ersichtliche Einrichtung. Die Formplatte P, auf
                              									welcher die Modelle der Nagelköpfe angebracht sind, ruht auf dem Gestelle O. Unter derselben liegt die mittels des Hebels L, des Triebes E und der
                              									Zahnstange M lothrecht verstellbare Stange T, welche an ihrem oberen Ende den Tisch P1 trägt. Auf letzterem
                              									sind die nach oben gerichteten Modelle für die Schäfte der Nägel befestigt, so daſs
                              									dieselben durch Oeffnungen der Nagelkopfmodelle hindurch über die Platte P hervortreten können. In dieser Lage wird auf die
                              									Platte P ein Formkasten mit Preſsrahmen gesetzt und
                              									werden dann beide mit
                              									Sand gefüllt. Der Preſskopf B wird behufs möglichster
                              									Beschleunigung der Preſsarbeit durch ein Kurbelgetriebe (ähnlich wie bei
                              									Stoſsmaschinen) bewegt. Die auf der Kurbelscheibe H
                              									befestigte Pleuelstange b greift direkt an die in
                              									Führungen gleitende Stange C des Preſskopfes B an. Die Bewegung der Kurbelscheibe H erfolgt mittels der Riemenscheibe F mit Schwungrad V und der
                              									Zahnräder J, K. Das Schwungrad kann mittels der
                              									Kuppelung D und der Hebel L1 und D1 vom Preſstische aus leicht mit der Welle A1 gekuppelt werden.
                              									Das Sperrrad R mit Sperrklinke R1 verhindert einen Rückgang der
                              									Kurbelscheibe H und damit die unbeabsichtigte Senkung
                              									des Preſskopfes B.
                           Ein ähnliches Verfahren zum Formen von Guſsnägeln, bei welchem eine getrennte
                              									Abformung der Köpfe und eine darauf folgende Herstellung der Nagelschäfte mittels
                              									Durchstecken eines besonderen Modellstiftes durch die den Nagelköpfen entsprechenden
                              									Modelle stattfindet, wurde von O. H. Stamm in Cassel (*
                              									D. R. P. Nr. 24440 vom 14. Januar 1883 und Zusatz * Nr. 26431 vom 11. August 1883)
                              									vorgeschlagen.
                           Gallas und Aufderheide in Kaiserslautern wurde zu ihrem
                              									Patente * Nr. 19572 (vgl. 1883 250 * 8) ein Zusatzpatent
                              									* Nr. 23343 vom 9. August 1881 ertheilt, welches Einrichtungen zur leichteren Handhabung der Formmaschine betrifft. Eine
                              									derselben strebt die Fortlassung des das Gewicht des Preſstisches theilweise
                              									ausgleichenden Gegengewichtes an. Es soll dies durch Anordnung eines
                              									Differentialkettenzuges bewirkt werden. Auf den Wellen a (Fig. 5 Taf.
                              									26) der in die Zahnstangen des Preſstisches eingreifenden Triebe D sind je zwei Kettenrollen, eine von kleinem, die
                              									andere von doppelt so groſsem Radius aufgekeilt. Auf diesen Rollen sind nun Ketten
                              									befestigt, welche in ihrer unteren Schleife Tragerollen K aufnehmen, deren Wellen mit dem Preſstische fest verbunden sind. Beim
                              									Drehen der Wellen a wickeln sich also gröſsere
                              									Kettenlängen ab, als sich aufwickeln oder umgekehrt und findet hierdurch die Hebung
                              									und Senkung des Preſstisches statt. Nebenbei stehen aber die Triebe mit den
                              									Zahnstangen noch in Eingriff. Ein besonderer Zweck dieser umständlicheren Anordnung
                              									ist durchaus nicht einzusehen. Allerdings wird in der Patentschrift die ganz
                              									unverständliche Behauptung aufgestellt, daſs durch diese Anordnung (der 4
                              									Kettenzüge) der Preſstisch mit beliebiger Belastung annähernd durch die halbe Kraft
                              									gehoben werden könne, als wenn die Kettenzüge nicht vorhanden wären. Dies ist aber
                              									offenbar falsch; denn der auf die Windekurbel auszuübende Druck hängt
                              									ausschlieſslich ab von dem Verhältnisse des Hebelarmes derselben zum Radius des
                              									Triebes und die 4 Kettenzüge bringen im besten Falle nur passive
                              									Bewegungshindernisse hervor. – Auſserdem ist noch eine zweite Ausführung angegeben,
                              									nach welcher Preſstisch und Maschinengestell nur durch einen Differentialflaschenzug
                              									mit einander verbunden sind und beide durch Handhabung des letzteren einander
                              									genähert oder von einander entfernt werden können. Die zweite Neuerung betrifft eine
                              									unwesentliche Abänderung
                              									des Kastenrichtapparates, behufs Einstellung von Kasten
                              									verschiedener Höhe, und eine Einrichtung der Formplatten, um Unter- und Oberkasten neben einander zugleich auf einer Formplatte formen zu können, indem bei ungleich
                              									hohen Kasten die eine Hälfte der Formplatte so viel erhöht wird, daſs die Oberkanten
                              									beider Kasten in gleicher Höhe liegen.
                           J. Allen Parks in New-York (* D. R. P. Nr. 25236 vom 29.
                                 									Mai 1883) wendet zur Herstellung von Eisenbahn-Scheibenrädern mit Hartguſskranz für letzteren eiserne
                              									Hohlformen an, durch welche während des Gusses ein Strom kalten Wassers getrieben
                              									wird. Zu diesem Zwecke besitzen die Formen in dem ringförmigen Hohlräume eine
                              									Scheidewand, um Zufluſs und Abfluſs des Wassers von einander zu trennen. Bei sehr
                              									groſsen Rädern können in dem Hohlräume auch mehrere Unterabtheilungen mit
                              									entsprechenden Einlauf- und Auslaufstutzen behufs gleichmäſsigerer Abkühlung
                              									angeordnet werden. (Vgl. Turk 1875 217 154. 218 * 491.)
                           Einen eigentümlichen Weichglüh- oder Temperofen
                              									verwendet Georg Fischer in Hainfeld, Oesterreich (* D.
                                 									R. P. Nr. 27 099 vom 8. Juli 1883). Der in Fig. 10
                              									Taf. 26 ersichtliche Ofen besteht aus drei schrägen über einander angeordneten
                              									Ofenschächten A, A1, A2, von denen die beiden unteren mit
                              									Feuerungen B bezieh. l
                              									versehen sind. Die Decken der Schächte werden von feuerfesten Röhren b gebildet. Auf den Sohlen liegen Schienen a, auf welchen die mit den zu glühenden Guſsstahlwaaren
                              									gefüllten cylindrischen Gefäſse E bezieh. geeignet
                              									construirte Wagen nach unten zu den Entleerungsöffnungen p und h rollen.
                           Die Guſsstücke werden durch die mittels des Schiebers f
                              									zu schlieſsende Oeffnung e im Kanäle C und den Schacht D in die
                              									Schächte A, A1, A2 gebracht. In C ist zu diesem Zwecke eine Windevorrichtung d angeordnet. Während die Beschickung durch die Oeffnung e erfolgt, gelangen die Verbrennungsgase aus A direkt nach c, anstatt
                              									wie sonst von e nach g.
                              									Die Feuergase der kleinen Feuerung l treten durch die
                              									Oeffnungen m in der Decke von A1 nach A2 und gelangen von hier zur Esse n. In A ist bei i eine Vorrichtung angebracht, um immer eines der
                              									Gefäſse E herausnehmen zu können, während das
                              									nächstfolgende festgehalten wird. Die Gefäſse E sind
                              									entweder Hohlcylinder, in welche die zu glühenden Stücke gesteckt und die von
                              									Deckeln geschlossen werden, deren Ränder die Schienen a
                              									umschlieſsen, oder es werden dazu feuerfeste Wagen benutzt, welche 2 Achsen mit je 2
                              									Rädern und Verschluſsdeckel besitzen. Der Schacht A
                              									soll zur eigentlichen Temperung der Guſsstahlwaaren dienen, die Schächte A1 und A2 dagegen nur zur
                              									Vorwärmung derselben. Weiteres über diesen eigenthümlichen Ofen läſst sich aus der
                              									Patentschrift nicht entnehmen.
                           
                        
                     
                  
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