| Titel: | Herstellung von Kokes mit Nebenproducten. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 372 | 
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                        Herstellung von Kokes mit
                           								Nebenproducten.
                        (Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								252 S. 283.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 27.
                        Herstellung von Kokes mit Nebenprodukten.
                        
                     
                        
                           Nach H. Stier in Zwickau (* D. R. P. Nr. 26897 vom 30.
                              									September 1883, Zusatz zu Nr. 24717) werden in oder auf der Decke des Kokesofens zwei Röhrensysteme
                              									angebracht, um die ausstrahlende Wärme zum Vorwärmen der Verbrennungsluft und
                              									Ueberhitzen von Wasserdampf zu verwerthen. Die aus den Generatoren kommenden
                              									Heizgase werden mit der durch Röhren e (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 27) eingetriebenen Luft gemischt, gelangen in die Feuerzüge s, umstreichen die Kokesschächte und treten
                              									schlieſslich in den Abzugskanal für die Feuergase. S.
                              									Die im Inneren der Kokeskammern sich entwickelnden Destillationsproducte entweichen
                              									bei a durch die oben an eine Rohrleitung r sich anschlieſsende Oeffnung in die zur Gewinnung
                              									derselben erforderlichen Vorlagen. Der in Röhren Q
                              									überhitzte Wasserdampf sammelt sich in dem Kasten k (Fig. 5).
                           Zur Erzielung einer gröſseren Theerausbeute soll Erdöl u. dgl. auf die glühenden
                              									Kokes gelassen werden. Unverkokbare Stein- und Braunkohle, Torf, bituminöser
                              									Schiefer und sonstige Kohlenstoff haltige Körper werden in der Weise nutzbar
                              									gemacht, daſs dieselben, in die glühenden Kokeskammern gebracht, zunächst ihre
                              									flüchtigen Stoffe (Theerdämpfe, Ammoniak und Leuchtgase), dann nicht leuchtende,
                              									aber brennende Gase, welche zur Beheizung der eigenen oder anderer Kammern oder noch
                              									anderweit benutzt werden, abgeben. Ist die Temperatur hinreichend hoch, so wird
                              									Wasserdampf eingeführt, um Wassergas zu erzeugen, dann
                              									wieder Luft u.s.f.
                           F. Wittenberg in Duisburg (* D. R. P. Nr. 26132 vom 4.
                                 									März 1883) legt innerhalb der die Ofendecke seitlich begrenzenden, zum Tragen der
                              									fahrbaren Kabelwinden dienenden Rampe einen Luftkanal a
                              										(Fig. 1 bis 3 Taf. 27)
                              									an, welcher über jeder Ofenwand eine durch Schieber b
                              									verschlieſsbare Oeffnung besitzt. Durch eine solche Oeffnung gelangt die Luft in
                              									Zuführungskanäle c, aus welchen dieselbe von den
                              									Kokesgasen abgezogen und zu deren Verbrennung innerhalb der lothrechten Kanäle p benutzt wird.
                           Da bei Verkokung gasreicher Kohlen ein starkes Vorwärmen der Luft nicht immer
                              									erforderlich ist, so bezieht in diesem Falle der Kanal a seine Luft entweder aus den quer über den Gasabzugskanal laufenden
                              									Kanälen v und w, oder aber
                              									durch die an seinen Kopfenden angeordneten verschlieſsbaren Mündungen d. Vorgewärmte Luft tritt in den Kanal a ein, wenn man die Mündungen d verschlieſst und die darunter liegenden Zugänge e öffnet, welchen die Luft aus dem über dem Gasabführungskanale k angeordneten Kanäle g
                              									durch i und e zugeführt
                              									wird.
                           An der anderen Seite des Ofens liegt ein gleicher Luftkanal A, welcher entweder von d kalte Luft erhält,
                              									oder aus dem Kanal Systeme g und i bezieh. aus Heifswindkanälen r mit vorgewärmter Luft versehen wird. Sind noch fernere Luftkanäle z erforderlich, so werden diese zwischen die Kanäle a und A gelegt.
                           Da nach O. Ruppert in Gelsenkirchen (* D. R. P. Nr. 26
                                 									307 vom 17. Januar 1883) in den lothrechten Kanälen der Coppée'schen Oefen in Folge des sehr groſsen Querschnittes derselben und der
                              									ungleichen Entfernungen der Kanalmündungen vom Gasabzugskanale eine ziemlich
                              									ungleichmäſsige Vertheilung der Gase stattfindet, so werden die Kanäle in 2 bis 6
                              									einzelne, für sich regulirbare Zugsysteme zerlegt und demgemäſs auch 2 bis 6
                              									Gasabzugsöffnungen a (Fig. 6 bis
                              										8 Taf. 27) in der Decke der Oefen angeordnet, oder zwei Nachbar Systeme
                              									durch eine Abzugsöffnung gespeist, so daſs man dann mit einer, zwei oder mehreren
                              									Abzugsöffnungen ausreicht und dazu auch die Kohlenfüllöffnungen k der Oefen benutzen kann. Von hier vertheilen sich die
                              									Gase aus den wagerechten, über den Gewölben der Oefen liegenden Kanälen b in die einzelnen lothrechten Windkanäle c und d, nachdem die Gase
                              									durch einen in der Füllöffnung k angebrachten
                              									Luftwärmer oder in der bisher üblichen gewöhnlichen Weise mit Verbrennungsluft
                              									gespeist worden sind. In diese Kanäle wird bei der Verwerthung der Nebenproducte
                              									auch das von diesen gereinigte Gas in beliebiger Weise geleitet. Die Wandkanäle c und d münden abwechselnd
                              									in die neben der Ofenwand liegenden zwei Sohlkanäle e
                              									und f und können dadurch die Gase einen beliebig langen
                              									Weg um verschiedene Oefen machen, indem sie, durch verschiedene Wände auf- und
                              									absteigend, um und unter entferntere Oefen geführt werden. Jedes System ist nun für
                              									sich abgetheilt und hat seinen besonderen, nach dem Hauptgasabzugskanale i führenden Fuchs h, so
                              									daſs es hierdurch und durch den in jedem Fuchse h
                              									liegenden Absperrschieber g möglich ist, den Durchgang
                              									der Gase in jedem Systeme beliebig zu regeln und den Abzug der Gase aus beliebigen
                              									Sohlkanälen zu gestatten.
                           Um bei der Verwerthung der Nebenproducte den an den Thüren befindlichen Theil der
                              									Kohlenfüllung besser zu verkoken, schiebt man in dieselbe von oben eine Scheidewand
                              										s (Fig. 6)
                              									ziemlich tief ein. Dieselbe kann entweder aus feuerfestem Stein, oder besser hohl
                              									aus Eisen sein und durch im Inneren kreisendes Wasser ziemlich abgekühlt werden. Die
                              									Gase aus dem abgeschlossenen Kopftheile des Ofens werden direkt in die Wandkanäle
                              									geleitet und verbrannt, während die in dem anderen Theile des Ofens sich
                              									entwickelnden Gase abgeführt werden; bei weiter vorgeschrittener Garung der
                              									Ofenköpfe kann der Scheider s entfernt werden.
                           Cl. Winkler bespricht im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf das J.
                                 										1884 (gef. eingesendeter Sonderabdruck) die Ammoniakgewinnung aus den Gasen der Kokesöfen. Danach erscheint es
                              									fraglich, ob es gelingen werde, die allgemeine Durchführung der Gewinnung von
                              									Ammoniak aus Kokesofengasen so zu erreichen, wie man es bisher versucht hat, indem
                              									man ohne wesentliche Veränderung des Verkokungsverfahrens die Ammoniakgewinnung ohne
                              									weiteres anzuschlieſsen suchte.
                           Nach Winkler ist gerade hier ein systematisches Vorgehen
                              									auf dem Wege des
                              									Versuches in nicht zu kleinem Maſsstabe mehr denn irgendwo am Platze. Vor Allem
                              									sollte man die Verkokung und die Verarbeitung der flüchtigen Producte einmal als
                              									zwei ganz verschiedene Prozesse behandeln, dieselben getrennt halten und einzeln
                              									gründlichst studiren. Dies würde aber nur möglich sein durch Errichtung einer
                              									Versuchsstation, welche von einem erfahrenen Verkokungstechniker geleitet und der
                              									ein mit der Leuchtgasfabrikation vertrauter, mit allen Hilfsmitteln ausgerüsteter
                              									Chemiker beigegeben werden müſste. Es würde vollkommen genügen, mit einem einzigen
                              									Versuchsofen üblicher Gröſse zu arbeiten; aber die Erhitzung desselben dürfte
                              									zunächst nicht durch die beim Verkokungsprozesse entstehenden Gase, sondern sie
                              									müſste mit Hilfe einer besonderen Generatorfeuerung herbeigeführt werden. Dann würde
                              									es möglich sein, ziffermäſsig festzustellen, welchen Wärmeaufwand die Verkokung
                              									selbst erfordert, unter welchen Umständen man die besten, dichtesten Kokes erhält,
                              									wie das höchste Ausbringen zu erreichen sei. Man könnte fernerhin ermitteln, welche
                              									Beschaffenheit die flüchtigen Destillationsproducte haben, welche Ausbeute von Theer
                              									und Ammoniak sie liefern, welche Einrichtungen für ihre Abkühlung erforderlich sind,
                              									welche Flüssigkeitsmengen man mit der ihnen innewohnenden Wärme zu verdampfen
                              									vermag, welchen Heizwerth sie nach erfolgter Abkühlung besitzen, in wie weit und mit
                              									welchem Erfolge man sie also für die Erhitzung weiterer Kokesöfen verwenden könnte.
                              									Auch über die Erhöhung des Ammoniakausbringens durch alkalische oder chlorirende
                              									Zuschläge zur Kohle lieſsen sich Erfahrungen sammeln.
                           Bekanntlich gelingt es nie, den. gesammten Stickstoff der Steinkohle bei der
                              									trockenen Destillation in Ammoniak überzuführen. So fand W.
                                 										Foster bei der Destillation einer Steinkohle mit 1,73 Proc. Stickstoff
                              									14,51 Proc. des Gesammtstickstoffes als Ammoniak, 1,56 Proc. als Cyan, 35,26 Proc.
                              									im Gase und 48,66 Proc. in den Kokes. Winkler
                              									untersuchte die verarbeiteten Kohlen und die gewonnenen Kokes der Kokesanlage in
                              									Deuben. Die eingesetzte Beschickung von 50hl oder
                              										4061k,5 Steinkohle hatte folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 58,44
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 3,75
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 5,99
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 1,08
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,92
                                 
                              
                                 Asche
                                 10,05
                                 
                              
                                 Wasser
                                 18,77
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           und lieferte:
                           
                              
                                 15,0hl
                                 oder
                                   719,5k
                                 guter Kokes
                                 
                              
                                 33,0
                                 „
                                 1359,5
                                 Cinder
                                 
                              
                                   2,3
                                 „
                                   144,0
                                 Kokesasche
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 50,3hl
                                 oder
                                 2223,0k
                                 
                                 
                              
                           Im Verhältnisse dieser Gewichte wurde die Durchschnittsprobe
                              									zusammengesetzt, welche bestand aus:
                           
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 72,88
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,48
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 2,31
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 0,56
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 2,56
                                 
                              
                                 Asche
                                 18,36
                                 
                              
                                 Wasser
                                 2,85
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Demnach lieferten 100 Th. obiger Steinkohle bei der
                              									Verkokung
                           
                              
                                 53,2 Th. Kokes
                                 46,8 Th. flüchtige Producte
                                 
                              
                                 mit
                                 
                                 entsprechend
                                 mit
                                 
                                 entsprechend
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 39,91 Th.
                                   68,3 Proc.
                                 Kohlenstoff
                                 18,53 Th.
                                   31,7 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   0,26
                                     6,9
                                 Wasserstoff
                                   3,49
                                   93,1
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   1,27
                                   21,2
                                 Sauerstoff
                                   4,72
                                   78,8
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   0,31
                                   28,7
                                 Stickstoff
                                   0,77
                                   71,3
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   1,40
                                   72,9
                                 Schwefel
                                   0,52
                                   27,1
                                 
                              
                                 Asche
                                 10,05
                                 100,0
                                 Asche
                                   –
                                     0,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                   –
                                     0,0
                                 Wasser
                                 18,77 
                                 100,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 53,20 Th.
                                 
                                 
                                 46,80 Th.
                                 
                                 
                              
                           Wie viel von dem bei diesem Versuche in die flüchtigen
                              									Producte übergegangenen Stickstoffe darin in Gestalt von Ammoniak enthalten war,
                              									lieſs sich nicht ermitteln. Winkler nimmt aber an, daſs
                              									jährlich 18000000l Steinkohlen verkokt werden,
                              									woraus man 58600t Ammoniak gewinnen könnte, d.h.
                              									etwa so viel Stickstoff, als der Landwirthschaft in Gestalt von südamerikanischem
                              									Salpeter zugeführt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
