| Titel: | Beitrag zur Prüfung der Mineralöle; von E. Valenta. | 
| Autor: | E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 418 | 
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                        Beitrag zur Prüfung der Mineralöle; von E.
                              								Valenta.
                        Valenta, Beitrag zur Prüfung der Mineralöle.
                        
                     
                        
                           Die Frage, ob gut raffinirte Harzöle vollkommen geeignet seien, die Mineralöle als
                              									Schmiermittel für Maschinenbestandtheile u. dgl. zu ersetzen, wird von manchen
                              									Technikern im bejahenden Sinne beantwortet. Dagegen behauptet die Mehrzahl von
                              									Praktikern, diese Oele seien schon aus dem Grunde zu obigem Zwecke nicht geeignet,
                              									weil sie ein nicht unbedeutendes Verharzungsvermögen besitzen und ihre Anwendung als
                              									Schmiermittel häufig ein Heiſslaufen der Achsen zur Folge hat.
                           Daſs rohe Harzöle im hohen Grade verharzende Eigenschaften besitzen, ist eine
                              									bekannte Thatsache; daſs übrigens auch die raffinirten derartigen Oele unter
                              									Umständen ein nicht unbedeutendes Verharzungsvermögen aufweisen, davon hatte ich
                              									Gelegenheit, mich zu überzeugen, als ich einige dieser Oele auf Glasplatten durch
                              									längere Zeit der Einwirkung der Luft aussetzte, wobei sie alle zähe und kleberig
                              									wurden.
                           Durch länger andauerndes Behandeln der Harzöle bei höherer Temperatur mit gewissen
                              									Reagentien, unter denen besonders die alkalischen Erden eine bedeutende Rolle
                              									spielen, können diese Oele sogar in eine Art Firniſs umgewandelt werden, dem ein
                              									ziemlich bedeutendes Trocknungsvermögen zukommt. Geringe Zusätze der so behandelten
                              									Oele zu Mineralölen bewirken ein Zähflüssigwerden der letzteren, was dem Praktiker
                              									unter Umständen erwünscht ist und auch mit als Grund für den häufig vorkommenden
                              									Harzölgehalt der Mineralöle gelten mag.
                           
                           Die Hauptursache der Verfälschung von Mineralölen mit Harzölen ist jedoch im billigen
                              									Preise der letzteren zu suchen. Der Nachweis solcher Verfälschungen gelang bisher,
                              									wenn die Menge des Zusatzes nicht eine sehr bedeutende war, in den seltensten
                              									Fällen, da die bis jetzt in der Praxis angewendeten Methoden nur in wenigen Fällen
                              									brauchbare Ergebnisse lieferten.
                           Ich habe bereits in einer kurzen Notiz (vgl. 1884 252 296)
                              									darauf hingewiesen, daſs Eisessig von bestimmter Temperatur ein nicht zu
                              									unterschätzendes Reagens für diese Art von Verfälschung abgibt und lasse hier die
                              									Ergebnisse der betreffenden, von mir gemeinsam mit Hrn. Carl
                                 										Feigerle durchgeführten Untersuchungen folgen:
                           Löslichkeitsverhältnisse der Mineralöle. Dichte des Eisessigs bei
                              									15° = 1,0562.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Namedes Mineraöles
                                 Dichtebei 15°
                                 100g Eis-essig
                                    											lösenbei 50° Oel
                                 100cc Eis-essig
                                    											lösenbei 50° Oel
                                 Anmerkungen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 g
                                 g
                                 
                                 
                              
                                   1
                                 Lubricatingoil
                                 0,9090
                                 5,7648
                                 0,6089
                                 Hellgelbes klares, stark fluores-    cirendes Oel. Fast
                                    											geruchlos.
                                 
                              
                                   2
                                 Desgleichen
                                 0,9090
                                 5,7789
                                 0,6104
                                 
                                 
                              
                                   3
                                 Maschinenöl (gelb)
                                 0,9139
                                 5,7333
                                 0,6056
                                 Dunkelorange, geruchlos, stark    fluorescirend, klar.
                                 
                              
                                   4
                                 Spindelöl (gelb)
                                 0,9109
                                 4,7778
                                 0,5046
                                 Lichtgelb gefärbt, stark fluores-    cirend, geruchlos.
                                 
                              
                                   5  6  7
                                 Schweres Mineralöl,    dünnflüssigLeichtes
                                    											Mineralöl,    dünnflüssigFettes
                                    											Mineralöl,    dickflüssig
                                 0,90900,88800,9070
                                 4,28104,70092,6729
                                 0,45220,49650,2823
                                 Oele hellgelb bis orangegelb    gefärbt, fluorescirend,
                                    											voll-    kommen neutral u. geruchlos.
                                 
                              
                                   8
                                 Grünöl
                                 0,9105
                                 6,4988
                                 0,6849
                                 Schwarzbraun, undurchsichtig,    etwas theerartig riechend.
                                 
                              
                                   9
                                 Blauöl
                                 0,9016
                                 6,0170
                                 0,6342
                                 Dunkel braunroth, undurchsich-    tig, stark fluorescirend,
                                    											riecht    theerartig.
                                 
                              
                                 10
                                 Vulkanöl
                                 0,9259
                                 3,3451
                                 0,3525
                                 Fastschwarzbraun, undurchsich-    tig, leicht flüssig,
                                    											theerartig    riechend, stark fluorescirend.
                                 
                              
                           Die Proben 1 bis 7 wurden von der Firma Wagenmann und Comp. in Wien bezogen. Die Proben 8 bis
                              									10 stammen aus der Präparatensammlung der k. k. Staatsgewerbeschule in der inneren
                              									Stadt.
                           Die quantitative Bestimmung des in Eisessig gelösten Oeles durch Fällung mit Wasser
                              									und darauffolgende Filtration gelingt nicht, da beim Verdünnen der Lösung die
                              									Bildung einer Art Emulsion erfolgt, welche durch das Filter geht. Besser würde ein
                              									Ausschüttelverfahren zum Ziele führen. Ich bediente mich der folgenden Methode,
                              									welche ich als die zweckmäſsigste erachte. 2cc des
                              									zu prüfenden Oeles werden mit 10cc Eisessig
                              									versetzt und nun in einem mit einem Korke schwach verschlossenen Proberöhrchen 5
                              									Minuten im Wasserbade unter Umschütteln erwärmt. Hierauf wird durch ein leicht
                              									angefeuchtetes Filter bei derselben Temperatur abfiltrirt und der mittlere Theil des
                              									Filtrates aufgefangen. Eine gewogene Menge dieser Lösung wird hierauf mit einer auf
                              									den angewendeten Eisessig gestellten Natronlauge titrirt und das Gewicht des in der Lösung
                              									enthaltenen Eisessigs berechnet. Der Gewichtsunterschied zwischen Lösung und
                              									Eisessig ergibt den Oelgehalt der ersteren.
                           Die untersuchten Harzöle zeigten gegenüber den Mineralölen ein bedeutend gröſseres
                              									Löslichkeitsvermögen. Unter den angegebenen Umständen lösten 10cc Eisessig 1,78 bis 2g,0 Oel.
                           Versuche haben jedoch ergeben, daſs die Löslichkeit mit der Zunahme des Gehaltes an
                              									Harzöl im betreffenden Mineralöle durchaus nicht gleichförmig wächst, weshalb sich
                              									die Methode zur quantitativen Bestimmung des Harzölgehaltes solcher Mischungen nicht
                              									gut verwenden läſst. Von den zahlreichen Versuchen, welche Feigerle mit Mischungen von bekanntem Gehalte an Harzöl hierorts
                              									angestellt hat, sollen deshalb nur die in der folgenden Tabelle enthaltenen Ziffern
                              									angeführt werden, aus denen das oben Gesagte deutlich zu ersehen ist:
                           Löslichkeit verschiedener Mischungen von gelbem Maschinenöle und
                              									rohem Harzöle bei 50°. Dichte bei 150: „Eisessig = 1,0562, Mineralöl = 0,9139
                                 										bezieh. Harzöl = 1,0023“.
                           
                              
                                 Gehalt derMischung anHarzöl
                                 100g
                                    											Eissessiglösen Oel
                                 100cc
                                    											Eissessiglösen Oel
                                 Anmerkung
                                 
                              
                                 Vol.-Proc.
                                 g
                                 g
                                 
                                 
                              
                                     0  25  50  75100
                                   5,7333  7,3973  8,365312,560116,8782
                                 0,60560,77960,88161,32371,7788
                                 Das rohe Harzöl wurde von der FirmaWagenmann in Wien bezogen. Eserscheint
                                    											dunkelbraun gefärbt, vontheerartigem Gerüche, ziemlich zäh-flüssig
                                    											und verharzt an der Luft.
                                 
                              
                           Die Prüfung auf optischem Wege gibt, da die Harzöle sämmtlich die Polarisationsebene
                              									drehen, während die Mineralöle optisch inactiv sind, ein vorzügliches Kennzeichen
                              									für die Reinheit eines Mineralöles ab:, sie kann leicht mit Hilfe eines einfachen
                              									Polarisationsapparates durchgeführt werden, zu welchem Zwecke ich das Instrument von
                              										Mitscherlich empfehlen würde. Bei Prüfung von stark
                              									gefärbten Oelen empfiehlt es sich, die betreffenden Oele vorher mit
                              										BlutlaugensatzRuckstände von der Blutlaugensalzfabrikation (Blausatz). zu
                              									behandeln und nach dem Filtriren mit optisch inactiven Lösungsmitteln entsprechend
                              									zu verdünnen. Die meisten Harzöle drehen die Polarisationsebene sehr stark (30 bis
                              									40° bei 100mm Rohrlänge). Es liegt daher im
                              									Bereiche der Möglichkeit, selbst bei stark gefärbten Oelen, welche eine bedeutende
                              									Verdünnung erfordern, noch günstige Ergebnisse zu erzielen.
                           Ein weiterer Unterschied zwischen Harz- und Mineralölen liegt in dem Verhalten dieser
                              									Oele gegen Jod. Es wurden in dieser Richtung von mir Versuche angestellt, bei denen
                              									ich mich behufs Addirung von Jod der von Hübl (vgl. S.
                              									284 d. Bd.) zum Zwecke der Prüfung von Fetten in Anwendung gebrachten Titrirmethode
                              									bediente. Die Mineralöle absorbirten hierbei in den seltensten Fällen mehr als
                              										140mg Jod auf je 1g Oel, während die von mir untersuchten Harzöle zwischen 430 und 480mg Jod aufnahmen. Die mir vorliegenden Harzöle
                              									sind gröſstentheils unraffinirte Oele und ich habe auch nur jene Ziffern hier
                              									aufgenommen, welche sich auf solche Oele beziehen.
                           Von raffinirten Oelen standen mir nur zwei Proben zur Verfügung, welche ich leider
                              									nicht als vertrauenswürdig bezüglich ihrer Reinheit bezeichnen kann, weshalb die
                              									Ergebnisse der mit diesen Oelen angestellten Untersuchungen hier keinen Platz finden
                              									können. Es ist klar, daſs man bei combinirter Verwendung der beschriebenen Verfahren
                              									im Stande sein wird, die Frage, ob ein Mineralöl mit einem Harzöle verfälscht sei
                              									oder nicht, sicher zu beantworten. Natürlich wird hierbei von Verfälschungen mit
                              									Harzen und Theerölen abgesehen, da diese Zusätze mit den bis jetzt bekannten
                              									Methoden leicht nachgewiesen werden können, und gilt das hier Gesagte nur von Mischungen aus Harz- und Mineralölen.
                           Wenngleich die Frage der scharfen quantitativen Bestimmung eines etwaigen
                              									Harzölgehaltes der Mineralöle auch durch diese Arbeit nicht gelöst erscheint und ich
                              									das mir vorgesteckte Ziel nicht erreicht habe, glaube ich doch durch
                              									Veröffentlichung dieser Arbeit den Weg zur Lösung obiger Frage angebahnt und dem
                              									Praktiker einen kleinen Dienst erwiesen zu haben, indem ich ihm die Mittel an die
                              									Hand gab, wenigstens qualitativ solche Zusätze sicher zu ermitteln.
                           Laboratorium für chemische Technologie organischer Stoffe an der
                                 									k. k. technischen Hochschule. Wien, Juli 1884.