| Titel: | Ueber Aetzen von Indigblau und Türkischroth auf elektrochemischem Wege; von Prof. Friedr. Goppelsroeder. | 
| Autor: | Friedrich Goppelsroeder [GND] | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 430 | 
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                        Ueber Aetzen von Indigblau und Türkischroth auf
                           								elektrochemischem Wege; von Prof. Friedr. Goppelsroeder.
                        Mit Abbildung.
                        Goppelsroeder, über Aetzen von Indigblau und
                           								Türkischroth.
                        
                     
                        
                           In der Sitzung vom 14. Mai d. J. hat Albert Scheurer dem
                              										Comité de Chimie der Société industrielle de Mulhouse eine höchst interessante Arbeit über das
                              									Aetzen von Indigblau und Türkischroth mit Hilfe des Chlorgases vorgelegt. Scheurer erinnerte daran, daſs selbst feuchtes Chlorgas
                              									den Indigo viel zu langsam zerstört, um das im berühmten Persoz'schen Werke über Druckerei angegebene Aetzverfahren anwenden zu
                              									können. Er theilte nun aber mit, daſs, wenn man auf indigblau oder türkischroth
                              									gefärbtes Zeug an gewissen Stellen verdickte Aetzalkalilösung aufdruckt, die Aetzung
                              									mit Chlorgas an allen diesen auf solche Weise behandelten Stellen unverzüglich
                              									stattfindet. Deshalb versäumte ich nicht, sofort Versuche anzustellen, um zu prüfen,
                              									ob es nicht möglich wäre, diese Scheurer'sche, Entdeckung auch für meine elektrochemischen Aetzungen
                              									der Farben, in erster Linie des Türkischroth und des Indigblau, zu benutzen, was
                              									sich vollständig bewährte. (Vgl. S. 245 und 381 d. Bd.)
                           
                           Bei meinen bisherigen Versuchen hatte ich zum Aetzen der beiden Farben als
                              									Elektrolyten die Lösungen von Nitraten oder Chlorüren angewendet, welche durch die
                              									Wirkung des Stromes das Blau und Roth am positiven Pole ätzen. Ich verstärkte die
                              									Wirkung, indem ich die Lösungen mit Schwefelsäure ansäuerte. Ich hatte auch sehr
                              									schöne Aetzungen mit dem angesäuerten Gemische von Kochsalz und Salpeter
                              									ausgeführt.
                           Bei diesen mit Hilfe der Elektrolyse von Lösungen der Nitrate oder Chlorüre bewirkten
                              									Aetzungen werden an der positiven Elektrode Salpetersäure oder Chlor frei, welche
                              									den rothen oder blauen Farbstoff angreifen und denselben in weiſse Producte
                              									verwandeln, so daſs die rothe oder blaue Färbung des Zeuges verschwindet.
                           Wendet man zum Tränken des rothen oder blauen Zeuges nicht angesäuerte Lösungen von
                              									Salpeter oder Kochsalz an, so werden am negativen Pole Aetzkali oder Aetznatron
                              									gebildet. Fügt man aber zu der Lösung des Kochsalzes noch Aetzkali oder Aetznatron,
                              									so ist die Wirkung des am positiven Pole sich entwickelnden Chlores stärker,
                              									dasselbe beobachtet man, wenn man die Lösung des Salpeters alkalisch macht. Tränkt
                              									man türkischrothes oder indigblaues Zeug mit einer Lösung von Salpeter oder
                              									Kochsalz, welche mit Aetzalkali versetzt war, legt es auf ein die negative Elektrode
                              									bildendes Platinblech und berührt es auf seiner oberen Fläche mit einem Platinstifte
                              									oder mit einem Platinbleche, welche die positive Elektrode bilden, so werden beide
                              									Farben geätzt.
                           Was die Erzeugung neuer Färbungen an den geätzten Stellen betrifft, worauf ich schon
                              									früher aufmerksam gemacht habe, so wird sie den Gegenstand einer folgenden
                              									Mittheilung bilden. Auch da werde ich beweisen, daſs das neue Verfahren von Albert Scheurer nicht nur zum Aetzen, sondern auch zum
                              									Hervorbringen neuer Färbungen auf elektrochemischem Wege dienen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 253, S. 431
                              
                           Nebenstehend ist eine der sehr einfachen Einrichtungen abgebildet, welche zu obigen
                              									Versuchen gedient haben. Auf einer Kautschukplatte A
                              									liegt ein die negative Elektrode bildendes Platinblech B und auf diesem befindet sich das rothe oder blaue Zeug C, auf dem man die Aetzung bewirken will und welches in
                              									die Lösung des Elektrolyten eingetaucht worden ist. Zwischen das Zeugmuster und die
                              									negative Elektrode kann man eine 8 bis 16 fache ebenfalls getränkte Unterlage
                              									weiſsen Zeuges einschalten. Auf dem rothen oder blauen Zeugmuster liegt das die
                              									positive Elektrode bildende Platin blech D. Um die
                              									nicht vom Platinbleche D bedeckten Theile des
                              									Zeugmusters vor der Wirkung der an der positiven Elektrode entwickelten Gase zu
                              									schützen, kann man die zwei Glasplättchen E
                              									auflegen.