| Titel: | Anwendung von Pressluft im Glashüttenbetriebe. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 448 | 
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                        Anwendung von Preſsluft im
                           								Glashüttenbetriebe.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 32.
                        Anwendung von Preſsluft im Glashüttenbetriebe.
                        
                     
                        
                           Zu den wenigen Industrien, welche zur Ausführung sehr anstrengender Arbeiten bis
                              									heute noch fast ausschlieſslich auf die menschliche Arbeitskraft angewiesen sind,
                              									gehört in erster Linie der Glashüttenbetrieb. Zwar hat es nicht an Versuchen
                              									gefehlt, vor Allem die gesundheitsschädliche Blasearbeit auf maschinellem Wege zur
                              									Ausführung zu bringen; aber alle derartigen Einrichtungen haben bis heute nur wenig
                              									Eingang gefunden. Seit einiger Zeit ist nun eine Betriebsanlage mit Preſsluft in den
                              									Glashütten zu Clichy eingerichtet worden, über welche der Mitbesitzer Appert in den Mémoires de la
                                 										Société des Ingénieurs civils, 1883 S. 416 ausführlich berichtet. In der That scheint hier
                              									eine Lösung der Aufgabe bis zu einem gewissen Grade erreicht zu sein.
                           Was die Hauptarbeit, das Blasen selbst, betrifft, so ist festgestellt worden, daſs
                              									ein geübter, kräftiger Arbeiter beim Blasen höchstens eine Pressung von 150 g/qc und dies nur
                              									ausnahmsweise auf sehr kurze Zeit erzielen kann. Im Mittel beträgt die Spannung 5
                              									bis 30 g/qc; sie
                              									ist aber ebenso wie die Menge der durch die Pfeife zu blasenden Luft abhängig von
                              									den zu erzeugenden Glasgegenständen. So sind beim Herstellen mancher Hohlwaaren
                              									täglich zu fördern: 2500l Luft von 25 g/qc beim Blasen
                              									von Fensterglas 6000 bis 7000l von 20 bis 75 g/qc und beim
                              									Erzeugen von Flaschen 1000l von 25 bis 75 g/qc und mehr. Die
                              									Inanspruchnahme der physischen Leistungsfähigkeit der Arbeiter ist daher, zumal bei
                              									dem Aufenthalte in der heiſsen und trockenen Luft der Hütte, eine ganz
                              									auſserordentliche, so daſs nur wenige besonders kräftige Leute die Arbeit über 40
                              									Jahre hinaus fortsetzen können. Hierzu kommt noch, daſs nur wenige Kunstgriffe
                              									bekannt sind, welche die Arbeit erleichtern. So kann sich beim Blasen ganz groſser
                              									Stücke, wie z.B. von Schwefelsäureflaschen, der Arbeiter dadurch eine bedeutende
                              									Erleichterung verschaffen, daſs er einige Tropfen Wasser bezieh. einer Mischung von
                              									Wasser und Spiritus in die Pfeife laufen läſst; indem sich das Wasser im unteren
                              									heiſsen Theile der Pfeife in Dampf verwandelt, wird eine groſse Glasblase in einem
                              									Augenblicke aufgetrieben. Zur Herstellung kleiner Stücke ist in vielen Werkstätten
                              									das im J. 1825 von einem Arbeiter in Baccarat erfundene Robinet'sche Gebläse in Gebrauch, welches unter besonderen Umständen gute
                              									Dienste leisten kann. In den meisten Fällen dagegen ist der Arbeiter ausschlieſslich
                              									auf die Kraft seiner Lunge angewiesen, da einer allgemeineren Einführung
                              									maschineller Einrichtungen die Schwierigkeit entgegensteht, dieselben in ihrer
                              									Wirkung völlig von dem Willen des Arbeiters abhängig zu machen.
                           Für die in Clichy hergestellte Preſsluftanlage hatte es sich als erforderlich
                              									gezeigt, die Pressung der Betriebsluft in den Leitungen möglichst gleich und nur
                              									wenig über der oben erwähnten höchsten Arbeitsspannung zu erhalten, um eine leichte
                              									Regulirbarkeit der Arbeitspressung durch einfache Drosselung erzielen zu können. Die
                              									Anwendung sehr hoher Pressungen ist auch deshalb schon zu vermeiden, um die
                              									Windverluste durch Undichtigkeiten der Leitungen und Sammelbehälter, sowie durch
                              									nachlässige Benutzung seitens der Arbeiter herabzuziehen. Regulatoren erhalten die
                              									Spannung auf gleicher Höhe, so daſs selbst bei Inbetriebsetzung aller
                              									Arbeitsapparate die Schwankungen höchstens 1/20 betragen. Verschiedene Versuche haben als
                              									günstigste Spannungen für Krystallglas und Fensterglas 180, für weiſses Glas zu
                              									Hohlwaare oder Halbkrystall 200 und für Flaschenglas 250g auf 1qcm ergeben.
                           Die Preſsluft liefert eine zweicylinderige Pumpe, welche mit doppelwandigen
                              									Kühlmänteln versehen ist, damit während der Verdichtung möglichst gleichmäſsige
                              									Temperatur herrsche und diese angenähert nach dem Mariotte'schen Gesetze erfolge. Jeder Cylinder hat 0m,12 Durchmesser, 0m,25 Hub und beträgt die Anzahl der Hübe 60 in der Minute, wobei 3cbm,5 Luft von 3 k/qc Spannung geliefert werden. In der
                              									Nähe der Verdichtungspumpe ist ein Nebenbehälter für die Preſsluft mit Ventil und
                              									Warnungspfeife aufgestellt. Den Antrieb der Verdichtungspumpen besorgt die
                              									Betriebsmaschine und ist eine Belleville'sche
                              									Locomobile zur Aushilfe vorhanden. Die Luft wird in 12 auf 4 k/qc Druck
                              									geprüften Stahlblechkesseln von je 670l Inhalt
                              									angesammelt, welche in der Höhe des Arbeitsraumes aufgestellt und mit Luft von 3 k/qc gefüllt
                              									erhalten werden. Die Füllung genügt für eine 12 stündige Schicht. Die Behälter sind
                              									durch Rohre mit einander in Verbindung gebracht; es kann aber jeder einzelne durch
                              									Zuhilfenahme von Zwischenhähnen ausgeschaltet werden. Die Leitung besteht aus
                              									Bleiröhren von 26mm lichter Weite und ist in
                              									passenden Entfernungen mit Messinghähnen für die Ableitung versehen. Beim Blasen
                              									groſser Werkstücke entnimmt man die Preſsluft unmittelbar aus dieser Leitung,
                              									während für die Arbeit bei kleinerer Hohlwaare besondere Niederdruckkessel vorhanden
                              									sind. Die Einrichtung derselben gleicht jener der Hochdruckbehälter; sie sind mit
                              									Manometern versehen und werden von Hand aus den Hochdruckbehältern mit Luft von 500
                              									bis 1000 g/qc
                              									Pressung gefüllt. In die Leitung der Hochdruckcylinder ist ferner ein Regulator
                              									eingeschaltet. Der früher angewendete Quecksilberregulator mit Taucherglocke ist
                              									durch einen Pintsch'schen Apparat ersetzt worden, bei
                              									welchem bloſs die Zugangsöffnungen vermehrt wurden. Dieser Regulator arbeitet
                              									zufriedenstellend und sollen Schwankungen in der Pressung über 5 g/qc hinaus nicht
                              									vorkommen.
                           Die Niederdruckleitung, welche mit 4 groſsen Sammelbehältern in Verbindung steht, ist
                              									an der Decke des Arbeitsraumes aufgehängt; sie besteht aus Guſseisenröhren, nach dem
                              									Systeme Petit, von 125mm Durchmesser. Manometer an Hochdruck- und Niederdruckcylindern, letztere
                              									mit freier Wassersäule, geben Aufschluſs über die Pressungen und etwa vorkommende
                              									Verluste. Die Aufstellung der Luftsammelbehälter muſs in Räumen von genügend hoher
                              									Temperatur, d. i. 30 bis 50°, geschehen, um ohne besondere Kosten die Luft auf einer
                              									solchen Wärme zu erhalten, wie sie die den Lungen des Arbeiters entströmende Luft
                              									besitzt. Eine Erhöhung der Lufttemperatur über diesen Grad hinaus erwies sich als
                              									unzweckmäſsig.
                           Sowohl behufs weiterer Formgebung der Glasblase, als auch um unliebsame Verzerrungen
                              									derselben zu verhüten, muſs der Arbeiter die verschiedensten Bewegungen mit der
                              									Pfeife ausführen, insbesondere auch dieselbe fortwährend drehen, um ein einseitiges
                              									Herabsinken der noch weichen Glasmasse zu verhindern. Die Apparate zur Einleitung
                              									der Luft in die Pfeife müssen dem entsprechend ziemlich umständlich ausfallen, wenn
                              									letztere während dieser Handgriffe mit der Leitung in Verbindung bleiben soll.
                              									Insbesondere sind Einrichtungen erforderlich, welche eine Drehung der Pfeife in
                              									wagerechter Lage um ihre Achse gestatten, andere, welche ein Schwingen der Pfeife in
                              									einer durch die Achse derselben gehenden Ebene gestatten, und schlieſslich solche,
                              									welche Bewegungen nach jeder Richtung ermöglichen. Alle Apparate besitzen ein
                              									Mundstück, mit welchem die Pfeife bequem und luftdicht vereinigt werden kann und das
                              									andererseits mittels eines Rohres mit dem Zuführungshahne verbunden ist; dieser wird
                              									von Hand oder durch einen Fuſstritt und Hebel geöffnet und geschlossen.
                           Unter die erste Gruppe der Apparate fällt die in ihrer Form wenig veränderte
                              									gewöhnliche Glasbläserbank (Fig. 2 und
                              										3 Taf. 32). An dem 1m,6 langen
                              									Sitzbrette sind zwei wagerechte, seitliche Auflagen a
                              									für die Pfeife angebracht, deren eine einen Rahmen c
                              									mit Gelenk trägt; in der wagerechten Lage wird derselbe von einer Krücke f gehalten. Ein Wagen läuft mit 4 Rollen b auf in dem Rahmen c
                              									befestigten Schienen. Ein Halsring e hält das Mundstück d, dessen Einrichtung in Fig. 4
                              									gezeichnet ist. Der Kautschukkegel g ist von einer
                              									Kupferhülse umgeben und an seinem breiteren Ende durch ein trichterförmiges
                              									Einsatzstück h mit der Hülse i verbunden. Letztere wird auf ein kurzes Eisenrohr geschraubt, welches in
                              									einem zweiten Rohre durch eine Stopfbüchse abgedichtet drehbar ist; dieses ist
                              									wiederum durch einen Kautschukschlauch mit dem durch einen Fuſstritt regulirbaren
                              									Luftzuführungshahne verbunden. Der Gebrauch des Apparates ist sehr einfach: Hat der
                              									Arbeiter die nöthige Glasmenge mit dem erhitzten Ende der Pfeife aus dem Hafen
                              									herausgeholt, so steckt er letztere rasch mit dem anderen Ende in das Mundstück und
                              									rollt dieselbe über die Wangen a hin; kurz er führt
                              									alle Bewegungen wie sonst aus und regelt mit dem unter der Bank befindlichen Hahne
                              									den Luftzutritt. Hierbei kann der Rahmen c den
                              									Bewegungen der Pfeife ohne weiteres folgen.
                           Fig.
                                 										10 Taf. 32 stellt einen Apparat für das Blasen in
                                 										Formen dar. Derselbe besteht aus einem tragbaren Stuhle f mit drei Stufen und einer seitlich angebrachten
                              									Eisenhülse d; in letzterer verschiebt sich ein Rohr c, an dessen oberes U-förmig umgebogenes Ende sich ein
                              									Kautschukschlauch mit Hahn b und Mundstück a zur Aufnahme der Pfeife anschlieſst. Bei der
                              									Fertigung von Flaschen ersetzt eine mehreren Arbeitern
                              									gemeinschaftliche Rampe den Stuhl. Beim Arbeiten selbst wird die Pfeife in
                              									herabhängender Lage gehalten und die Formen drehen sich um das Werkstück herum.
                              									Dieses Drehen geschieht mittels Preſsluft und soll später besprochen werden.
                           In Fig.
                                 										5 und 6 Taf. 32
                              									ist ein Apparat für Herstellung von Hohlwaare ohne
                              									Formen dargestellt. Die Grundform ist ein aus Blech gefertigter Kegelstumpf mit zwei
                              									diametral gegenüber liegenden Stützen; die eine trägt das um eine wagerechte und
                              									lothrechte Achse drehbare Mundstück a; die andere ist
                              									mit einer Gabel versehen, welche der Pfeife nach beendeter Arbeit als Auflage dient. Der
                              									Zuführungshahn ist im Inneren des Kegelstumpfes angebracht.
                           Bei Herstellung von Fensterglas benutzt man die in Fig.
                                 										8 und 9 Taf. 32
                              									abgebildete sogen. Brücke von 0m,5 Breite und 5 bis 6m Länge. Da im Verlaufe der Arbeit der Bläser verschiedene Stellungen
                              									einnehmen muſs, so sind zwei Tritte P angebracht,
                              									welche durch Zugstangen l und t auf den oben angeordneten Hahn r einwirken.
                              									Das Luftzuführungsrohr a endigt in ein Anschluſsstück
                              										b, über welches ein Kautschukrohr mit dem
                              									Mundstücke geschoben wird. Zum Tragen des Rohres a
                              									dient eine fahrbare Rolle, auf deren anderer Seite ein Gegengewicht d hängt, so daſs die Einrichtung den vielseitigsten
                              									Gebrauch gestattet.
                           Im Folgenden sind die Gestellungskosten einer Anlage von 12 Plätzen nach den in
                              									Clichy gemachten Erfahrungen zusammengestellt:
                           
                              
                                 Luftverdichtungspumpe
                                 1440
                                 M.
                                 
                              
                                 14 Preſsluftbehälter zu 115 M.
                                 1610
                                 
                                 
                              
                                 Regulator
                                 240
                                 
                                 
                              
                                 Hochdruckleitung
                                 800
                                 
                                 
                              
                                 Niederdruckleitung
                                 800
                                 
                                 
                              
                                 Luftzuführungshähne
                                 240
                                 
                                 
                              
                                 20 Mundstücke zu 20 M.
                                 400
                                 
                                 
                              
                                 Manometer
                                 160
                                 
                                 
                              
                                 12 Bänke
                                 960
                                 
                                 
                              
                                 Vorrichtungen zum Blasen im Freien oder in Formen
                                 320
                                 
                                 
                              
                                 Verschiedenes (Röhren u. dgl.)
                                 480
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 7450
                                 M.
                                 
                              
                                 Aushilfsmotor von 4e
                                 2000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 9450
                                 M.
                                 
                              
                           Hierbei wird bemerkt, daſs diese Summe in Folge der Mannigfaltigkeit der Fabrikation
                              									im vorliegenden Falle als eine hohe anzusehen sei und daſs dieselbe für eine weniger
                              									vielseitige Fabrikation sich geringer stelle.
                           Die Leistung der Luftverdichtungspumpe ist 3cbm in
                              									der Stunde, oder in einer Schicht von 12 Stunden 36cbm. 1 Pferdestärke liefert 2cbm,87;
                              									daher sind für 3cbm Luft höchstens 1e,25 erforderlich. Die täglichen Kosten für 36cbm Luft vertheilen sich nun folgendermaſsen:
                           
                              
                                 Kohle 33k
                                 0,80
                                 M.
                                 
                              
                                 Schmiermaterial u. dgl.
                                 0,80
                                 
                                 
                              
                                 Heizer
                                 4,80
                                 
                                 
                              
                                 Maschinist, ½ Tag mit Ueberwachung der
                                    											Apparate    beschäftigt, täglich 7,20 M.
                                 3,60
                                 
                                 
                              
                                 Interessen und Amortisation von rund 9600 M. mit    10
                                    											Proc. für 300 Tage, täglich.
                                 3,20
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtkosten des Betriebes für einen Tag
                                 13,20
                                 M.
                                 
                              
                                 Daher Kosten für 1cbm
                                    											Preſsluft
                                 0,37
                                 M.
                                 
                              
                           Da eine Betriebsmaschine in der Hütte ohnehin meistens vorhanden ist, so können die
                              									Posten für Heizer und Maschinisten in diesem Falle aus der Rechnung entfallen,
                              									wodurch sich dann der Preis für 1cbm Preſsluft auf
                              									0,14 M. ermäſsigt. Beim Tunnelbaue hat sich als Preis für 1cbm Preſsluft nach mehrfach angestellten
                              									Ermittelungen 0,06 bis 0,12 M. ergeben, wodurch obiges Ergebniſs der Rechnung in
                              									Anbetracht der hier obwaltenden kleineren Verhältnisse seine Bestätigung findet. Je
                              									ausgedehnter die Ausnutzung gepreſster Luft erfolgt, desto niedriger werden sich die
                              									Auslagen natürlich stellen; es bleiben bei 2 bis 3fächern Aufwände an Luft einige
                              									Ausgabeposten, wie für Heizer, Maschinisten u. dgl., doch nur einfach, so daſs nach
                              									Allem der Schluſs begründet erscheint, daſs billige Glaswaare durch Blasen oder
                              									Pressen mit gespannter Luft vortheilhaft hergestellt werden kann.
                           In Fig.
                                 										7 Taf. 32 ist eine durch Luft getriebene Presse
                                 										für Hohlwaare dargestellt. Im Cylinder a
                              									findet sich ein hoher Kolben mit lothrecht auf- und abgeführter Kolbenstange. Am
                              									oberen Cylinderdeckel und an der unteren Kolbenfläche sind zur Linderung der Stöſse
                              									Kautschukscheiben befestigt. Die Kolbenstange ist auch hohl und nimmt eine Schraube
                              									auf, deren Mutter in der Nabe des drehbaren, bronzenen Sternrades g eingeschnitten ist. Die Schraube hat eine
                              									durchlaufende Längsnuth, ist durch einen Keil gegen Verdrehen gesichert und trägt an
                              									ihrem Ende den Preſsstempel h. Der
                              									Vertheilungsschieber, ein einfacher Muschelschieber, wird von Hand des Arbeiters aus
                              									bethätigt. Der Luftdruck auf die obere Kolbenfläche der Presse beträgt 760k, woraus nach Abzug der zu 100k angenommenen Reibungswiderstände 660k als nutzbarer Druck verbleiben. Die Presse soll
                              									rasch arbeiten und den Glasbläser von jeder Anstrengung befreien, sowie auch einen
                              									Gehilfen überflüssig machen. Dabei belaufen sich die Auslagen auf 1,50 M. täglich,
                              									wenn der Maximalpreis 0,14 M. für Preſsluft der Rechnung zu Grunde gelegt wird; für
                              									einen Hub braucht man 10l Luft von 3 k/qc Spannung;
                              									stündlich können 100 Hübe erfolgen, daher der Verbrauch in 1 Stunde 1000l Luft beträgt.
                           In Folge der bequemen Zuleitungsfähigkeit der Luft sollen diese Maschinen jenen mit
                              									direkt wirkendem Dampfe vorzuziehen sein, als deren Nachtheile angeführt werden:
                              									Bedeutende Abkühlung in den Dampfleitungen, Gefahr des Verbrühens der Arbeiter beim
                              									Platzen von Röhren, Verderben von Formen und Waaren bei eintretenden
                              									Wasserniederschlägen. Es ist aber nicht einzusehen, warum diese Mängel hier mit
                              									besonderem Nachdrucke hervorgehoben werden, da dieselben in den Glashütten sonst
                              									nicht geringer sind.
                           Es wurde schon oben S. 451 angedeutet, daſs man Drehgestelle benutzt, in welche die
                              									Formen gebracht werden, um beim Blasen um die an der Pfeife hängende Glasmasse
                              									gedreht zu werden. Man erzeugt auf diese Weise Flaschen, Lampencylinder und andere
                              									Hohlwaare. Der Apparat selbst besteht aus einem Gehäuse mit drei innen liegenden,
                              									wagerechten Cylindern von 0m,12 Durchmesser. Die
                              									drei Kolbenstangen bewegen eine aus dem Kasten hervorragende Welle, mit welcher die
                              									Form verbunden wird. Die Luft wird der Niederdruckleitung entnommen und der Arbeiter
                              									regelt den Zutritt, indem er mit dem rechten Fuſse einen Tritt bethätigt, während er gleichzeitig von
                              									Hand aus einen zweiten Hahn regulirt, welcher die nöthige Luft für das Blasen
                              									zuführt. Der hinter dem Kolben wirkende Ueberdruck ist 17k und stellt sich der Verbrauch an Luft für ein
                              									herzustellendes Stück auf etwa 23l bei einer
                              									Hubzahl von 40 in der Minute. Der Apparat soll einen Knaben ersetzen, welcher sonst
                              									für das Drehen der Form angestellt ist, und dem Arbeiter nach freiem eigenem
                              									Ermessen ein schnelleres oder langsameres Drehen der Form ermöglichen. Die
                              									Herstellung von 40 Stück Hohlwaare kostet unter Benutzung dieses Apparates 0,04
                              									M.
                           Ein Rückblick auf das Gesagte läſst zweierlei Vortheile erkennen: so wohl, mit
                              									Rücksicht auf die Gesundheit der Arbeiter, als auch in ökonomischer Richtung
                              									erscheint die Anwendung von Preſsluft empfehlenswerth. Was insbesondere den ersteren
                              									wichtigeren Umstand betrifft, so weist Appert am
                              									Schlüsse seines Berichtes mit Recht darauf hin, daſs dieser Beruf bisher viele
                              									Krankheitserscheinungen unter den Arbeitern im Gefolge hatte, von denen nicht der
                              									kleinste Theil auf Kosten der Anstrengung beim Glasblasen zu setzen ist, während
                              									auch durch die unausrottbare Gewohnheit der allgemeinen Benutzung der Mundstücke
                              									seitens mehrerer Arbeiter ansteckende Krankheiten rasche Fortpflanzung finden. Bei
                              									dem beschriebenen Verfahren würde das Blasen durch den Arbeiter selbst nur
                              									ausnahmsweise vorkommen und könnte bei jugendlichen Gehilfen ganz wegfallen. Auch
                              									dürfte die Einführung dieses mechanischen Glasblasens in manchen Fällen die Leistung
                              									der Hütten in hohem Maſse zu steigern geeignet sein. (Vgl. Wright und Mackie's Glaskugel-Blasmaschine
                              									1883 247 * 449. 249 93.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
