| Titel: | Ueber die Verarbeitung von Melasse. | 
| Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 519 | 
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                        Ueber die Verarbeitung von Melasse.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 36.
                        (Patentklasse 89. Schluſs des Berichtes von S. 421
                           								d. Bd.)
                        Ueber die Verarbeitung von Melasse.
                        
                     
                        
                           Ueber das Steffen'sche Ausscheidungsverfahren (vgl. 1884 251 415. 252 287) liegen weitere Mittheilungen vor.
                           Wenn man nach Angabe der Braunschweigischen
                                 										Maschinenbauanstalt (D. R. P. Zusatz Nr. 26 923 und 26925 vom 25. März
                              									bezieh. 3. Mai 1883) eine wässerige Zuckerlösung mit einer Zuckerkalkverbindung,
                              									Welche mehr Kalk auf Zucker enthält, als dem einbasischen Verhältnisse entspricht,
                              									in solchen Gewichtsverhältnissen mischt, daſs der in der Mischung vorhandene
                              									Gesammtzucker mehr als 15 Th. Calciumoxyd auf 100 Th. Zucker in der Lösung enthält,
                              									so kann man aus dieser Lösung den Zucker durch Einbringen von Kalk bei Temperaturen
                              									unter 25° als einen in Wasser bei diesen Temperaturen schwer löslichen Zuckerkalk
                              									ausscheiden. Führt man ferner bei Temperaturen unter 35° in eine Zuckerkalklösung
                              									eine über dem einbasischen Kalkverhältnisse stehende Zuckerkalkverbindung, welche
                              									einem früheren Zuckerkalkausfällungsprozesse entstammt, ein, so kann man nahezu den
                              									ganzen Zucker des
                              									Gemisches als einen in Wasser bei Temperaturen unter 35° schwer löslichen Zuckerkalk
                              									abscheiden.
                           In der Praxis können beide Verfahren auf gleiche Weise, wie bei dem
                              									Ausscheidungsverfahren bereits beschrieben, zur Durchführung gelangen, mit der
                              									Abweichung, daſs schon in der Ansatzmasse, wo die Zuckerkalklösung nach erfolgter
                              									Abkühlung derselben auf Temperaturen unter 35° – direkt durch Eintragen im ersten
                              									Falle von Kalkmehl, im zweiten von Zuckerkalk – gebildet wird, zur Ausscheidung des
                              									Zuckerkalkes geschritten werden kann, ohne vorher die Zuckerkalklösung durch
                              									Filtration u. dgl. vom überschüssigen Kalke befreien zu müssen.
                           Der auf die eine oder andere Weise ausgefällte Zuckerkalk wird in Filterpressen o.
                              									dgl. von der Flüssigkeit getrennt. Da man eine entsprechende Menge Zuckerkalk zur
                              									Abscheidung des Zuckers aus seinen wässerigen Lösungen wieder benutzt, so wird diese
                              									Menge in den Filterpressen nicht rein gewaschen, sondern für sich in einer der
                              									bekannten Saccharatmühlen zu einem Breie vermischt. Als Maischflüssigkeit nimmt man
                              									entweder Waschwasser von der Saccharatreinigung, oder die zur Ausfällung des Zuckers
                              									vorhandene Zuckerkalklösung oder Zuckerlösung. Dieser so abgetrennte Zuckerkalk wird
                              									zum Zwecke der Zuckerkalkausscheidung benutzt. Der andere Theil des ausgefällten
                              									Zuckerkalkes wird in den Filterpressen mit Wasser bei Temperaturen unter 35° gut
                              									gewaschen und es ist nun der weitere Verlauf der Verarbeitung des Zuckerkalkes auf
                              									Zucker so, wie dieser bei dem Ausscheidungsverfahren früher beschrieben ist.
                           Wird der Zucker aus wässerigen Zuckerlösungen mit Hilfe von Zuckerkalk und Kalkmehl
                              									als ein unlöslicher Zuckerkalk abgeschieden, so bringt man zu der Zuckerlösung in
                              									den Ansatzmaischer eine solche Menge Zuckerkalk ein, daſs nach etwa 20 Minuten der
                              									gelöste Kalkgehalt zum gesammten gelösten Zucker nicht mehr steigt und ein kleiner
                              									Ueberschuſs von ungelöstem Zuckerkalke vorhanden bleibt.
                           Auf 100 Th. Zucker in der Lösung genügen gewöhnlich 30 Th. Kalkmehl und gebraucht man
                              									weniger, wenn sehr feines Kalkmehl und eine gute Misch Vorrichtung vorhanden ist,
                              									mehr, wenn schlechtere Kalksorten, gröberes Mehl und mangelhafte Maisch Vorrichtung
                              									benutzt werden.
                           Wird kein Kalkmehl, sondern zum Ausfällen des Zuckers aus der Zuckerkalklösung nur
                              									Zuckerkalk benutzt, so führt man so lange Zuckerkalk in die Lösung ein, bis nahezu
                              									aller Zucker ausgefällt ist. Die Mengen Zuckerkalk, welche hierzu nothwendig werden,
                              									hängen von der Zusammensetzung desselben, d.h. von den Mengen des an Zucker
                              									gebundenen Calciumoxydes ab.
                           Zuckerkalk fällt aus wässerigen Zuckerlösungen bei Abwesenheit von Alkohol niemals in
                              									der Weise aus, daſs der in die Zuckerlösung unter was immer für Bedingungen und
                              									Umständen eingebrachte Kalk direkt mit dem Zucker eine unlösliche und ausfallende
                              									Zuckerkalkverbindung bei Temperaturen beliebig unter 35° zu bilden vermag, sondern
                              									derart, daſs vorher der Kalk mit dem Zucker eine lösliche, mit Kalk gesättigte
                              									Zuckerkalkverbindung bilden muſs und erst dann bei Temperaturen beliebig unter 35°
                              									bei Gegenwart oder Zuführung genügender Mengen Kalk die Bildung und Ausfällung einer
                              									unlöslichen Zuckerkalkverbindung erfolgen kann.
                           Wenn man nun unter bestimmten Bedingungen für rasche Bildung von gesättigten
                              									Zuckerkalklösungen sorgt und auch die Temperaturbedingungen für
                              									Zuckerkalkabscheidung durch Kalk aus solchen Zuckerkalklösungen eingehalten werden,
                              									so können diese beiden Perioden so rasch auf einander folgen, daſs man die
                              									Kalkeintragung, welche für die Bildung der gesättigten Zuckerkalklösung einerseits,
                              									und jene, welche für die Ausscheidung des Zuckerkalkes aus solchen Lösungen
                              									andererseits nothwendig ist, gemeinschaftlich und auf einmal vornehmen kann. Diese
                              									Bedingungen bestehen darin, daſs man die Anfangstemperaturen der wässerigen
                              									Melasse-, Syrup- oder Pflanzensaft-Zuckerlösung so niedrig hält und den Zuckergehalt
                              									der wässerigen Lösung so beschränkt, daſs jene Kalkmenge, welche zur Bildung der
                              									gesättigten Zuckerkalklösung und der Ausfällung von Zuckerkalk aus solchen Lösungen
                              									hinreicht und in die wässerige Zuckerlösung gemeinschaftlich eingebracht wird, durch
                              									die hierbei frei werdende Wärme die Flüssigkeit noch auf Temperaturen beliebig unter
                              									35° beläſst.
                           Für die Fällung des ganzen Zuckers hat man für 100 Th. Zucker nur 50 Th. Kalk nöthig
                              									und es steigert sich der Kalkbedarf mit den Unvollkommenheiten in der Mischung von
                              									Zuckerlösung und Kalk und mit der mehr oder weniger guten Kalksorte, sowie auch
                              									durch die beschränkte Vollkommenheit der Kühlvorrichtungen, wobei man für 100k Zucker 15000c
                              									für frei gewordene Wärme durch den zur Fällung nöthigen Kalk rechnet.
                           Man kann auch so vorgehen, daſs in ein und derselben wässerigen Zuckerlösung eine
                              									ganze oder theilweise Ausfällung des Zuckers vorgenommen werden kann, daſs man neue
                              									Mengen von Zucker in diese Flüssigkeit einführt und durch Einbringen von Kalk
                              									neuerdings zur Ausfällung von Zuckerkalk schreitet, somit dieselbe Flüssigkeit als
                              									wiederholtes Lösungsmittel für den Zucker in Verwendung kommt und der Zucker durch
                              									den jeweilig eingeführten Kalk immer zur Ausfällung gelangt, gerade so, als wäre der
                              									zur Ausfällung gelangte Zucker von vornherein auf einmal in der Flüssigkeit
                              									aufgelöst worden.
                           Alle nach vorstehenden Methoden erhaltenen Abfallflüssigkeiten, wenn diese noch
                              									Zucker enthalten, sind immer mit Kalk gesättigte Zuckerkalklösungen, welche durch
                              									Einführen weiterer Mengen Kalk zur Zuckerkalkausscheidung herangezogen werden.
                           Bärthlein (Zeitschrift des Vereins für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1884 S. 748) hat mit dem Ausscheidungsverfahren in der Zuckerfabrik Sarstedt Melassen der verschiedensten
                              									Zusammensetzung, probeweise selbst indische Melassen, mit bestem Erfolge
                              									verarbeitet.
                           Der möglichst reine Kalkstein wird hier in Oefen bei möglichst hoher Temperatur
                              									vollständig gebrannt, abgekühlt auf ein Brechwerk gebracht, welches denselben in
                              									nuſsgroſse Stücke zerkleinert, von da auf einen Mahlgang. Ein Vorsichter scheidet
                              									sodann die gröſseren Stücke ab und führt dieselben wieder dem Mahlgange zu, während
                              									das feine Pulver auf eine Hauptsiebmaschine gelangt, welche das fertige Pulver dem
                              									Kalktrichter zuführt. Von letzterem aus gelangt es dann zur weiteren Verwendung.
                           Während 25 wöchentlicher Arbeit hat sich herausgestellt, daſs ein Zuckergehalt der
                              									Melasselösung von 7 Proc. der geeignetste ist.
                           Lösungen von niedrigerem Gehalt zu nehmen, ist nicht räthlich, da alsdann unnöthiger
                              									Weise der Wasserverbrauch gesteigert wird; stärkere Lösungen anzuwenden, ist nicht
                              									anzurathen, weil man dann gröſsere Mengen Aetzkalkpulvers eintragen muſs; man erhält
                              									eine dicke Flüssigkeit, in welcher, weil dieselbe zu schwer beweglich ist, der
                              									Aetzkalk gar nicht mehr zur Wirkung kommt.
                           Das Auflösen der Melasse geschah seither in einem besonderen
                              									Rührwerke; in neueren Anlagen wird man die Melasse im Hauptapparate, in sogen. Kühlmaischen auflösen. Wenn man aber die
                              									Schwierigkeiten berücksichtigt, welche schlecht zersetzten Rüben entstammende
                              									Melassen beim Auflösen verursachen, so ist es vortheilhafter, einen besonderen
                              									Apparat zu verwenden. Benutzt man die Kühlmaischen dazu, so kann man in die Lage
                              									kommen, bei Melassen schleimiger Natur für den Auflösungsprozeſs viel Zeit zu
                              									verlieren.
                           Sind die 7procentigen Melasselösungen in den cylindrischen
                              									Kühlmaischen auf etwa 15° abgekühlt, so fängt man an, Kalk einzutragen und zwar in
                              									solchen Mengen, daſs sich die Temperatur der Flüssigkeit nicht wesentlich über 15°
                              									erhöht. Beim Eintragen des ersten Postens beobachtet man Temperaturerhöhungen von 6
                              									bis 8°; da aber der Kühler eine sehr groſse Kühlfläche besitzt, so ist es möglich,
                              									innerhalb weniger Minuten die Flüssigkeit um diese wenigen Wärmegrade wieder
                              									abzukühlen. Man kann so fortgesetzt mit dem Eintragen des Kalkes vorgehen. Die
                              									ersten Kalkmengen lösen sich auf; fährt man mit dem Zusätze fort, so beobachtet man,
                              									daſs immer stärkere weiſse Niederschläge entstehen, und es tritt sehr bald der Punkt
                              									ein, wo sämmtlicher Zucker ausgefällt ist. Um im Betriebe diesen Punkt genau inne zu
                              									halten, ist es räthlich, einen kleinen Theil des im Kühlmaischer enthaltenen
                              									Gemisches abzufiltriren und zu polarisiren.
                           Um das gefällte Saccharat von der Lauge zu trennen, pumpte man die
                              									Maische unter möglichst hohem Drucke in Filterpressen hinein, maischte das Saccharat
                              									mit Wasser auf und setzte noch eine kleine Menge Kalkpulver hinzu, weil in Folge des
                              									Aufmaischens geringe Zersetzungen eintreten, schickte dann diese neue Maische durch
                              									Nachpressen und erzielte so schlieſslich ein gleichmäſsiges Saccharat mit einer
                              									Reinheit von 96 Proc. Bequemer sind gut construirte Auslaugepressen. Man machte
                              									dabei zuerst den Fehler, daſs man so wie mit Vorpressen arbeitete, d.h. man erzeugte
                              									feste Kuchen. Da aber die Auslaugefähigkeit sehr gering war, so ist man jetzt
                              									bestrebt, die Pressen unter geringerem Drucke zu füllen, um weiche lose Kuchen zu
                              									erhalten. Der Druck, unter welchem man jetzt die Pressen füllt, soll im Allgemeinen
                              									nicht 1at,5 übersteigen; man erhält hierbei
                              									gleichmäſsige und gute Ausbeute.
                           In Sarstedt konnte man in den Kühlmaischer 250k Melasse in Form von 7 procentiger Lösung
                              									hineinbringen und setzte dieser das Kalkpulver in 10 bis 12 Posten zu, so daſs im
                              									Durchschnitte auf 100k Melasse 85k Aetzkalk verwendet wurden. In letzter Zeit ist es
                              									möglich gewesen, auch mit 70k auszukommen. Die auf
                              									diese Weise erhaltenen Saccharate wurden, nachdem dieselben aus den Pressen entfernt
                              									waren, durch eine Schnecke zum Aufreiben zu einer Mühle gebracht; auf diese Weise
                              									wurde eine Milch erhalten, welche ziemlich regelmäſsig 50 Proc. Brix zeigte. Der
                              									Zuckergehalt dieser Milch war 10 bis 11 Proc. der Kalkgehalt 15 bis 17 Proc. Die
                              									Reinheit war im Durchschnitte zwischen 95 und 96, sehr häufig über 96, ja 98
                              									gewesen; die Menge des im groſsen Betriebe erhaltenen Saccharates beläuft sich für
                              										100k Melasse auf etwa 450k, entsprechend 3,6 bis 3hl,8 Zuckerkalkmilch. Die bei der ersten Arbeit
                              									des wiederholten Aufmaischens des Saccharates und bei der Arbeit in der
                              									Auslaugepresse erhaltenen Laugen läſst man hinausgehen; sie zeigen einen
                              									Zuckergehalt von 0,8 bis 0,6 Proc. so daſs man auf 100 Th. Zucker der Melasse in den
                              									Laugen 7,2 bis 8 Proc. verliert.
                           Nachdem das Saccharat von der Lauge befreit ist, wird der Auslaugeprozeß begonnen. Die ersten unreineren
                              									Waschwässer läſst man noch zu den Laugen gehen, benutzt die späteren reineren
                              									Waschwässer zum Auflösen der Melasse und richtet sich dies so ein, daſs man geradezu
                              									diejenige Menge Wasser erhält, welche man nöthig hat, um die Melasse auf 7 Proc.
                              									Zucker zu verdünnen. Die einzigen Verluste, welche bei der Ausscheidung in Betracht
                              									kommen, sind also die in der Lauge, welche aus der Maische abgeschieden wird,
                              									stattfindenden. Diese Verluste lassen sich auf verschiedene Weise verringern.
                              									Zunächst ist es selbstverständlich Hauptsache, daſs man den Zucker möglichst
                              									vollständig fällt dadurch, daſs man ganz bestimmt berechnete Mengen von
                              									Aetzkalkpulver eintragt; ferner daſs man eine Temperatur einhält, welche 150 nicht
                              									übersteigt, daſs man ferner das Saccharat in der Presse mit möglichst kaltem Wasser
                              									auswäscht und womöglich dazu Kalkhydrat haltiges Wasser verwendet; der
                              									allerwesentlichste Punkt aber ist der, auf eine möglichst sorgfältige Arbeit bei den
                              									Schlammpressen zu achten.
                           Die Verluste sind in den Laugen somit bei diesem Verfahren nicht
                              									sehr hoch. Wenn man aber die Abfalllaugen auf 90° erwärmt, so entsteht ein dicker
                              									Niederschlag von Saccharat; filtrirt man diesen ab und polarisirt die Flüssigkeit,
                              									so findet man in den meisten Fällen, daſs dieselbe durchaus keine Rechtsdrehung mehr
                              									zeigt. Bärthlein hat in Sarstedt versucht, dieses
                              									Laugensaccharat im Groſsen zu gewinnen, und darauf hinzielende Berechnungen
                              									angestellt, woraus es sich ergeben hat, daſs es sehr leicht möglich ist, im
                              									Groſsbetriebe sämmtlichen in den Abfalllaugen enthaltenen Zucker auf direkte und
                              									einfache Weise zu gewinnen. Die Wärme, welche der Maschinendampf, der Dampf von der
                              									Betriebsmaschine und der Dampf von der Maischpumpe liefert, reicht gerade hin, um in
                              									Sarstedt die ganze Laugenmenge auf eine Temperatur zu erhitzen, bei welcher sich
                              									sämmtlicher Zucker abscheidet. Man treibt die so gefällte Lauge durch
                              									Schlammpressen, wäscht sie mit heiſsem Wasser aus und erhält ein Product von einer
                              									Reinheit von 85 bis 88 Proc.
                           Wenn man dasselbe in die ursprüngliche Melasselösung einträgt, so
                              									löst es sich glatt auf; man erzielt dadurch zu gleicher Zeit schon eine etwas mit
                              									Kalk versetzte Zuckerlösung und braucht in Folge dessen im Kühlmaischer einen
                              									geringeren Kalkzusatz zu machen. Die Menge dieses Saccharates ist gar nicht so
                              									unbedeutend; dieselbe betrug beispielsweise bei gröſseren Versuchen in Sarstedt für
                              										100k Melasse 23 bis 25k mit einem Gehalte von 3k,6 reinen Zuckers. Man wird diesen Weg ohnehin
                              									einschlagen müssen, wenn man bestrebt ist, die Lauge weiter zu verwerthen. Die bei
                              									diesem Verfahren entstehenden Laugen sind sehr wässerig, zeigen in der Regel 5 bis
                              									6° Brix und es ist so ohne weiteres mit denselben nichts anzufangen; sie können
                              									höchstens eine Belästigung für die Fabrik sein. Die günstig gelegenen Fabriken,
                              									welche diese Laugen in die Fluſslaufe bringen können, haben nichts zu leiden; aber
                              									andere Fabriken, welche die massenhaften Laugenmengen reinigen müssen, sind darauf
                              									angewiesen, ein Verfahren zu suchen, um gleichzeitig die anwachsenden Unkosten durch
                              									den daraus zu gewinnenden Zucker zu decken. Diese entzuckerten Laugen enthalten
                              									selbstverständlich nur noch eine geringe Menge Kalk, welche man mit Leichtigkeit
                              									durch Aussaturiren entfernen kann; man ist dann in der Lage, dieselben im
                              									Verdampfapparate durch sehr geringe Wärmemengen bis auf einen solchen Grad
                              									einzuengen, daſs sie für die Landwirthschaft nutzbringend verwerthet werden
                              									können.
                           Der Tücherverbrauch belief sich während 25 wöchentlicher Arbeit
                              									für 100k Melasse auf 16 Pf.; an Löhnen wurden
                              									ausgegeben 46 Pf., an Kohlen 62 Pf., an Kalk 1,10 M., für Beleuchtung und sonstige
                              									Unkosten 10 Pf., so daſs im Ganzen 2,44 M. als Arbeitsunkosten für 100k Melasse herauskommen.
                           Trägt man die Saccharate in Zuckerlösungen ein, so lösen sie sich
                              									glatt auf unter Abscheidung einer bestimmten Kalkmenge, welche im Saccharate
                              									enthalten ist, in Form von Kalkhydrat. Die Löslichkeit des Saccharates, wie dieselbe
                              									bei gröſseren Versuchen sich herausstellt, ist folgende: Man kann in 1 Vol. einer
                              									7procentigen Zuckerlösung 1 Vol. Zuckerkalkmilch eintragen von 16 Proc. Kalk- und
                              									10,5 Proc. Zuckergehalt. Somit ist es leicht, groſse Kalkmengen aus den Saccharaten
                              									zu entfernen, und man hat nur nöthig, die geringe Menge Kalk, welche in Lösung
                              									gegangen ist, durch Kohlensäure zu beseitigen.
                           In Sarstedt wurde zunächst diejenige Menge Aetzkalk, welche
                              									saturirt werden konnte, in Form von Zuckerkalkmilch in den Saft eingetragen und
                              									saturirt; der Rest der Zuckerkalkmilch, welchen man mit Kohlensäure nicht mehr
                              									entfernen konnte, wurde in den saturirten Saft eingetragen bei einer Temperatur von
                              									70°. Es scheidet sich fast augenblicklich der überschüssige Aetzkalk in Form von
                              									Kalkhydrat ab. Schickt man diese Flüssigkeit durch Filterpressen, so verbleiben in
                              									den Rahmen Kalkhydratkuchen, welche leicht auslaugbar sind, und Saft von einer
                              									Alkalität von 0,25, welcher in zweiter Saturation mit Kohlensäure behandelt wird,
                              									dort starke Niederschläge erzeugt und dadurch noch wesentlich gereinigt wird. Diese
                              									sogen. Auflösung ist das denkbar Einfachste, was es wohl gibt; man hat nichts weiter
                              									zu thun, als den Zuckerkalk in den Saft einzurühren und durch Pressen zu schicken;
                              									man erhält innerhalb weniger Minuten eine Zuckerlösung, welche von der gröſsten
                              									Menge des Kalkes befreit worden ist. Die Unkosten dieses Verfahrens sind auch keine
                              									sehr bedeutenden; jedoch kommen die Tücher mit dem heiſsen Kalkhydrate in Berührung
                              									und werden dadurch bald zerstört. In Sarstedt wurden für 100k Melasse 24 Pf. für Tücher aufgewendet und 1,5
                              									Proc. Aetzkalk durch den Auflösungsprozeſs entfernt. Wenn man aber erwägt, daſs man,
                              									um diese 1,5 Proc. durch Kohlensäure zu entfernen, einer Kalkofenanlage bedürfte,
                              									daſs man groſse Mengen Kokes aufwenden und sehr groſse Mengen Kohlensäure erzeugen
                              									müſste, welche sich nicht so billig stellt, so kommt man zu dem Schlüsse, daſs in
                              									dem Kostenpunkte zwischen der Entfernung des Kalkes durch den Auflösungsprozeſs und
                              									der Entfernung durch Saturation kein wesentlicher Unterschied vorhanden ist.
                           Es wurden in 27 Wochen 42974t,5
                              									Rüben verarbeitet. In 25 Wochen wurden mit dem Ausscheidungsverfahren 1695t,3 Melasse von 53,6 Proc. Zuckergehalt
                              									entzuckert, entsprechend 4,2 Procent der Rüben. Aus dieser Melasse wurden erhalten
                              									52 Proc. Füllmasse mit einer Polarisation von 86,6 und 35,3 Proc. Zucker mit einer
                              									Polarisation von 94,4, so daſs man von 100 Th. reinen Zuckers der Melasse
                              									schlieſslich in der Füllmasse 84,1 Th. und im ersten Producte 62,2 Th. gehabt
                              									hat.
                           Die ersten 14 Tage wurde nur mit Rüben gearbeitet; erst in der
                              									dritten Woche wurde mit dem Verfahren begonnen. Es hat sich eine wesentliche
                              									Aufbesserung sämmtlicher Fabrikproducte gezeigt von dem Augenblicke an, wo man
                              									Saccharate von einer Reinheit von 96 einführte. Es wurden durch die ganze
                              									Betriebszeit Füllmassen erzeugt, welche in ihrem Reinheitsquotienten nicht
                              									wesentlich unter 92 Proc. heruntergegangen sind, und die Füllmassen haben im
                              									Durchschnitte 68 Procent eines 94,5 procentigen Zuckers geschleudert. Der Zucker war
                              									hell, in seiner Krystallform völlig normal. Der Vorwurf, welcher von verschiedenen
                              									Seiten den Melassezuckern bezieh. den nach combinirten Verfahren bearbeiteten
                              									Zuckern gemacht worden ist, daſs ungewöhnliche Krystallisationsverhältnisse
                              									aufträten, ist nicht stichhaltig. Die Nachproducte zeigten ein hohes
                              									Krystallisationsvermögen, welches dasjenige der aus reiner Rübenarbeit
                              									hervorgegangenen noch wesentlich übertroffen hat.
                           Es wurden ferner während 7 Tagen 78t,3 Melasse entzuckert und direkt auf Zucker verarbeitet; zunächst
                              									wurde aus dem Saccharate eine dünne Zuckerlösung hergestellt und diese durch
                              									Eintragen von Saccharat und Ausscheiden des Hydrates aussaturirt; auf diese Art
                              									wurde die Zuckerlösung angereichert, bis dieselbe dem Verdampfapparate bezieh. den
                              									weiteren Saturationen zugeführt werden konnte.
                           Es zeigte sich, daſs man mit Leichtigkeit nicht allein dieselbe
                              									Menge von Saccharat in bestimmten Zeiträumen verarbeiten konnte, als man mit Rüben
                              									zusammen aufgearbeitet hatte, sondern noch ungleich gröſsere Mengen. Es wurden dabei
                              									an Füllmasse erzielt für 100 Melasse 40,97 Proc. reinen Zuckers. Es beträgt daher,
                              									da die Melasse 53,2 polarisirte, der Gesammtverlust 12,23 Proc. Von diesem Verluste
                              									fallen auf die Ausscheidung selbst, auf Laugenverlust, 7,41 Proc. so daſs für die
                              									Hauptfabrik ein Verlust von 4,82 Proc. bleibt. Die Verluste in den Laugen sind sehr
                              									hohe gewesen und die Erklärung hierfür Hegt darin, daſs man für diesen kurzen
                              									Arbeitszeitraum nicht eine groſse Anzahl von Maschinen, insbesondere gröſsere
                              									Wasserpumpen, in Betrieb setzen wollte und deshalb mit Kühlwasser, welches nicht die
                              									niedrige Temperatur hatte, arbeiten muſste. In Folge dessen sind die Laugenverluste
                              									höher und die gesammte Ausbeute niedriger gewesen. Wenn die Laugenverluste nicht
                              									höher gewesen wären, als sie durchschnittlich während des Betriebes waren, dann
                              									würde sich eine ungleich höhere Zahl der Ausbeute in den Füllmassen ergeben haben.
                              									An erstem Producte wurden auf den ersten Wurf während der Arbeit nur 24,94 Proc. von
                              									96 Proc. Polarisation erhalten. Diese Zahl ist niedrig, weil das erste Sud
                              									verunglückte. Das Sud war in jeder Beziehung gut, die Kornbildung war leicht
                              									gegangen; aber es hatte zu lange kalt gestanden und in Folge dessen beim Schleudern
                              									sehr geringe Ausbeute gegeben. Die ferneren Sude haben etwa 60 Proc. geschleudert;
                              									das erste etwas mehr als die Hälfte. Der Ablauf wurde eingekocht zur Krystallisation
                              									hingestellt und nach 8 Tagen auch geschleudert, weil er zu kalt gestanden hatte, und
                              									wurden 5,83 Zucker von 93 Proc. Polarisation erhalten. Man könnte also sagen, daſs
                              									man auf den ersten Wurf 30,47 Zucker von 96 und 93 Proc. Polarisation erhalten habe.
                              									Das dritte Product krystallisirte ausgezeichnet und es ist mit Sicherheit
                              									anzunehmen, daſs es mindestens 4,06 Proc. höchst wahrscheinlich aber noch bedeutend
                              									mehr ergibt. Demnach würde sich die Zuckerausbeute aus 100 Th. Melasse auf 34,5
                              									Proc. stellen und es würde sich eine Masse ergeben von 11,7 Proc. Die erhaltenen
                              									Safte waren von ausgezeichneter Beschaffenheit und übertrafen in ihren allgemeinen
                              									Eigenschaften die Säfte, wie sie aus guten Rüben erhalten zu werden pflegen. Die
                              									Füllmasse war sehr kurz, zeigte verhältniſsmäſsig auch groſses Korn, hatte eine
                              									Durchschnittspolarisation von 88,2 und einen wirklichen Reinheitsquotienten von 97,5
                              									Proc.
                           Es ist während dieses kurzen Arbeitszeitraumes, welcher unter sehr
                              									ungünstigen Bedingungen stattfand, noch ein Reinverdienst von 3 M. für 100k Melasse übrig geblieben.
                           O. v. Lippmann halt die Schwierigkeiten dieses
                              									Verfahrens für nicht bedenklich. Die niedrige Temperatur ist für die Reaction
                              									unumgänglich nothwendig. Hat man die nöthige Menge Wassers nicht zur Verfügung, oder
                              									hat dieses nicht immer die richtige tiefe Temperatur, dann wird man ohne
                              									Zuhilfenahme von künstlicher Kälteerzeugung nicht im Stande sein, die Reaction so
                              									auszuführen, wie es zur vollständigen Ausscheidung und zur gehörigen Reinigung des
                              									Saccharates nothwendig ist. Ferner ist die Menge der Abfalllauge sehr groſs,
                              									zwischen 600 und 800 Proc.
                           Frost (daselbst S. 287) verarbeitete mit dem Steffen'schen Ausscheidungsverfahren in 4 Wochen 300t
                              									Melasse mit ausgezeichnetem Erfolge, An 1. Product wurden 36 Proc. aus der Melasse
                              									auf den ersten Wurf erzielt, überhaupt an Füllmasse 52 bis 52,5 Proc. Die Arbeit
                              									ging auſserordentlich einfach und glatt von Statten. Die Wirkung des Zuckerkalkes
                              										auf den Rübensaft
                              									war so vorzüglich wie bei keinem anderen Melasse-Entzuckerungsverfahren.
                           Die zum Ausscheidungsverfahren erforderlichen und von
                              									der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt gelieferten
                              										Apparate beschreibt R.
                                 										Schöttler in der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1884 S. 497. Zur Erläuterung des ganzen Verfahrens dient die
                              									schematische Figur 1 Taf.
                              									36.
                           In den zur Bildung und Fällung des Zuckerkalkes dienenden sogen. Kühlmaischer A gelangt die Melasse aus dem Meſsgefäſse B, während aus dem Behälter C Waschlauge der Zuckerkalkpressen zuflieſst. Das durch ein Metallsieb mit
                              									2000 Maschen auf 1qc getriebene Kalkmehl geht
                              									durch das Meſsgefäſs D, welches in gewöhnlicher Weise
                              									als Trommel mit 4 Flügeln ausgeführt wird, so daſs der Raum zwischen den Flügeln
                              										4k Mehl enthält.
                           Der Kühlmaischer, welcher in Fig. 2 und
                              										3 Taf. 36 in 1/50 n. Gr. dargestellt ist, besteht aus einem
                              									cylindrischen Gefäſse mit eingesetzten Röhren r, welche
                              									von a nach b von
                              									Kühlwasser umflossen werden. Die in dem inneren weiteren Rohre befindliche Welle c trägt Flügel d und die
                              									Mischschraube e. Die Melasse wird durch das Rohr f, der Kalk durch das Rohr g, das Wasser bezieh. die Waschlauge durch die Stutzend und i eingeführt; auſserdem kann kaltes Wasser durch den
                              									Stutzen k in die Schlangen l geleitet werden; diese sind mit zahlreichen feinen Löchern versehen, aus
                              									denen es herab regnet. Der gebildete Melassekalk wird durch das Ventil m abgelassen. Ferner ist der Apparat mit einigen
                              									Mannlöchern n, Augengläsern o, mit Thermometer t, Luftrohr q, Stutzen z zum Reinigen
                              									der Augengläser und Probirhahn s ausgerüstet.
                           Die Melasse wird, wie bereits S. 522 erwähnt, mit Waschlauge oder Wasser so weit
                              									verdünnt, daſs 25hl Ansatzlauge von etwa 7 Proc.
                              									Zuckergehalt entstehen; nun kühlt man, indem man das Kühlwasser eintreten läſst und
                              									die Rührschraube e in Bewegung setzt, die Ansatzlauge
                              									so weit als möglich ab. Dann führt man durch das Flügelrad allmählich das Kalkmehl
                              									ein. Das Kühlwasser, von welchem man etwa das 6fache des Melassengewichtes
                              									gebraucht, tritt mit etwa 8° ein und mit 12° aus. Der gesammte Inhalt des
                              									Kühlmaischers wird nun mittels einer bei P befindlichen
                              									Pumpe durch die Filterpressen E gedrückt. In diesen
                              									flieſst zunächst Lauge ab, welche fast keinen Zucker enthält (0,5 bis 0,6
                              									polarisirt) und deshalb sofort aus dem Betriebe scheidet. Da das Saccharat körnig
                              									krystallinische Beschaffenheit zeigt, so kann man es mit kaltem Wasser, in welchem
                              									es fast unlöslich ist, in denselben Pressen auswaschen. Die anfangs abflieſsende
                              									Waschlauge läſst man ebenfalls weggehen, die schlieſslich erhaltene aber benutzt man
                              									zum Verdünnen der Melasse und sammelt dieselbe einstweilen in den Behältern F. Das nun aus den Filterpressen kommende Saccharat
                              									bildet eine weiſse sandige Masse und wird in der Zuckerkalkmühle G in Zuckerkalkmilch verwandelt und durch den Druckapparat
                              									(Montejus) H in den Behälter J gepreſst, wo es zu weiterer Verwendung bereit steht.
                           Die Zuckerkalkmühle ist in Fig. 4 bis
                              										6 Taf. 36 in 1/50 n. Gr. besondersbeonders dargestellt. Die Förderschnecke a, welche
                              									unter den Filterpressen liegt, schafft den Zuckerkalk in den Rumpf  b, welcher über der eigentlichen Reibe liegt. Wird
                              									Verdünnungsflüssigkeit gebraucht, so tritt diese bei c
                              									zu. Die Reibe ist nach Art der Kaffeemühlen construirt: eine kegelförmige gezahnte
                              									Scheibe d sitzt auf einer lothrechten Welle e, deren Spur durch den Hebel g gehoben werden kann, so daſs die Zähne der Scheibe d genau gegen diejenigen des Randes h eingestellt werden können. Das zerriebene Product
                              									gelangt in die wagerechte Maischtrommel i, wird hier
                              									tüchtig durchgearbeitet und bei k als fertige Kalkmilch
                              									abgezogen.
                           Wird nur so viel Melasse verarbeitet, daſs der Kalk in der Zuckerkalkmilch völlig zur
                              									Scheidung in der Rübenzuckerfabrik verwendet werden kann, so wird das Saccharat in
                              									der Mühle gleich mit Rübensaft gemischt. Wird aber so viel Melasse verarbeitet, daſs
                              									auf diese Weise zu viel Kalk in die Fabrik kommen würde, so muſs erst ein Theil
                              									desselben abgeschieden werden. Man maischt daher in der Mühle mit einem Dünnsafte
                              									oder dem Safte der ersten Saturation; dann scheidet man den etwa überschüssigen und
                              									⅔ des ursprünglich an den Zucker gebundenen Kalkes in Filterpressen aus und schickt
                              									die Zuckerkalklösung, welche jetzt auf 100 Zucker nur etwa 25 bis 30 Th. Kalk
                              									enthält, nun erst zur Saturation.
                           Gewöhnlich bedient man sich eines gemischten Verfahrens. Man nimmt einen Theil der
                              									Zuckerkalkmilch sofort in die erste Saturation K,
                              									preſst das Product mittels Druckapparate L durch die
                              									Filterpressen M und mischt es dann in dem
                              									Auflösungsrührwerke N mit dem Reste der
                              									Zuckerkalkmilch. Dieses Product schickt man nun mittels der Pumpe p durch Filterpressen O
                              									und führt es erst dann in die zweite Saturation S und
                              									mittels des Druckapparates Z zu den Filterpressen.
                              									Hierbei kann man bis 80 Procent des Kalkes mechanisch abscheiden und braucht also
                              									nur 20 Proc. davon mit Kohlensäure zu fällen.
                           Die Fabrikation ergibt etwa das 5,5 fache der gewonnenen Zuckermenge an Lauge. Wird
                              									diese auf 70° erwärmt, so scheidet sich der in derselben noch enthaltene Zucker als
                              									dreibasischer Zuckerkalk aus; dieser wird in Filterpressen zurückgehalten,
                              									aufgemaischt und im Kühlmaischer zugesetzt. Die von den Filterpressen kommende
                              									Abfalllauge enthält nur noch Spuren von Zucker und ist sehr stark verdünnt, so daſs
                              									man dieselbe zu etwaiger Verwendung eindampfen muſs.
                           L. Harperath schlägt in der Deutschen Zuckerindustrie, 1884 S. 740 und 760 vor, zur Verarbeitung der
                              									Melasse Dolomit zu verwenden. Nach seinen Angaben
                              									bildet sich in einer gesättigten Lösung von zweibasischem Zuckerkalke oder
                              									Zuckerkalkmagnesia ein in Wasser unlöslicher Niederschlag von
                              									Kalkmagnesiasaccharat:
                           
                           [C12H22O11(CaO)3 (H2O)2].y[C12H22O11(MgO)2(H2O)2].
                           Bei der Zerlegung dieses frischen Saccharates mit Zuckerlösung
                              									bildet sich:
                           
                              
                                 x[C12H22O11.CaO.H2O].[C12H22O11.MgO.H2O]
                                 + zCa(OH)2 + z'Mg(OH)2
                                 
                              
                                 
                                    Lösung
                                    
                                 
                                    Rückstand
                                    
                                 
                              
                           Die erwähnte zweibasische Lösung soll durch Behandlung von
                              									verdünnter Melasse mit gebranntem Dolomit hergestellt werden. Die 22 bis 23° Brix
                              									zeigende Flüssigkeit wird filtrirt, wobei als Rückstand in den Filterpressen der
                              									überschüssig zugesetzte Dolomit verbleibt, ferner die nicht zur Wirkung gekommene
                              									Magnesia und dann vor Allem alle unlöslichen Salze und Verbindungen, welche der Kalk
                              									und die Magnesia mit dem in der Melasse vorhandenen Nichtzucker gebildet haben. Gibt
                              									man nun von Neuem Dolomit zu, so wird schon mit sehr geringen Mengen eine
                              									vollständige Ausfällung erzielt, welche Mengen aber stets überschritten werden, um
                              									ganz sicher zu sein, daſs aller Zucker ausgefällt ist. Preſst man zum zweiten Male
                              									ab, so hat man als Rückstand nur ganz allein Kalkmagnesia-Saccharat und Lauge, sowie
                              									Dolomitüberschuſs, weil alle unlöslichen Verbindungen des Kalkes und der Magnesia
                              									mit den Nichtzuckern bereits beim ersten Abpressen entfernt worden sind. Es bedarf
                              									also nur noch der Auslaugung zur Gewinnung von reinem Kalkmagnesia-Saccharate mit
                              									Dolomitüberschuſs, welches nun sämmtlichen Zucker enthält, der in Verarbeitung
                              									genommen wurde. Der gesammte Saccharatrückstand wird bei Rohzuckerfabriken nunmehr
                              									dem Rohsafte vor der Scheidung zugegeben und letztere mit diesem bewirkt. Bei
                              									Raffinerien und bei mangelnder Rüben arbeit jedoch wird sich diese Darstellung in
                              									zwei Abschnitten nicht empfehlen; vielmehr wird dann zweckmäſsig die ganze Masse
                              									ausgefällt und das so gefällte Saccharat mittels heiſser 6 bis 10proc. Zuckerlösung
                              									direkt zerlegt, wobei die unlöslichen Magnesia- und Kalkverbindungen mit dem
                              									Nichtzucker beim Hydratkuchen bleiben, welcher nach der Zerlegung mittels
                              									Zuckerlösung sich bildet. Das hierbei entstehende Filtrat wird saturirt und
                              									filtrirt, eingedickt u.s.f. Würde man in diesem Falle das ganze Saccharat mit
                              									Kohlensäure behandeln wollen, so würde ein groſser Theil der vorhin erwähnten
                              									Magnesia- und Kalkverbindungen durch die Saturation von Neuem löslich werden.
                           Das vorgeschlagene Verfahren unterscheidet sich somit von der Ausscheidung wesentlich dadurch, daſs man concentrirtere Lösungen
                              									verwenden kann und keiner Kühlung bedarf.
                           A. Scholvien in Halle (D. R. P. Nr. 26739 vom 6. Juni
                                 									1883) empfiehlt die Reinigung von Melassekalklösungen durch
                                 										Osmose. Zu diesem Zwecke wird die heiſse Melasselösung mit so viel Kalk
                              									versetzt, daſs auf 1 Mol. Zucker 3 Mol. Kalk kommen. Der ausgeschiedene Zuckerkalk
                              									wird durch Filterpressen getrennt, die abflieſsende Lauge wird bei etwa 60°
                              									osmosirt. Dabei sollen die Melassebildner diffundiren, während die alles
                              									Calciumsaccharat enthaltende Lauge mit dem Zuckerkalke zusammen gemaischt zur
                              									Scheidung der Rübensäfte verwendet werden soll.
                           
                           B. Hüttgen (Deutsche Zuckerindustrie, 1884 S. 216)
                              									stellt Osmoseapparate so auf, daſs der eine 35cm höher steht als der andere und läſst das aus
                              									dem ersten Apparate auslaufende Wasser, nachdem es in einem eingeschalteten
                              									Wärmapparate wieder auf 97° gebracht ist, in den zweiten Osmoseapparat eintreten, um
                              									dasselbe nochmals zum Osmosiren zu benutzen. Hüttgen
                              									erzielte mit dem zweiten Osmoseapparate die gleichen Erfolge wie mit dem ersten,
                              									d.h. eine durchschnittliche Verbesserung des Reinheitsquotienten von 7,6, und dabei
                              									den Vortheil, daſs nur noch halb so viel Abwasser abzudampfen war als früher.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
