| Titel: | Zur Gewinnung von Phosphaten. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 35 | 
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                        Zur Gewinnung von Phosphaten.
                        Zur Gewinnung von Phosphaten.
                        
                     
                        
                           Nach Dreyfus (Annales
                                       										industrielles, 1884 Bd. 2 S. 506) wird Phosphorsäure durch Behandlung
                              									natürlicher Calciumphosphate mittels Schwefelsäure gewonnen. Ein reichlicher Gehalt
                              									an Eisen und Aluminiumoxyd ist bekanntlich ungünstig, da die Preſsrückstände
                              									schleimig werden und das Auspressen erschweren. Das verarbeitete Phosphat von Apt,
                              									Vaucluse, hat folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Feuchtigkeit
                                 0,75
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 47,00
                                 
                              
                                 Magnesiumcarbonat
                                 1,82
                                 
                              
                                 Calciumcarbonat
                                 0,68
                                 
                              
                                 Calciumphosphat
                                 42,00
                                 
                              
                                 Calciumoxyd
                                 4,15
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 3,60
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           In einem 400l fassenden, mit Bleiblech
                              									ausgekleideten Holzbottich., welcher so aufgestellt ist, daſs sein Inhalt leicht in
                              									einen etwas niedriger stehenden Holzbottich entleert werden kann, geschieht die
                              									Zersetzung des Phosphates mittels Schwefelsäure, welche zuvor auf einen Gehalt von
                              									14° B. gebracht worden ist. Von dem ersten Bottiche läſst man die breiige
                              									Flüssigkeit in den zweiten, ebenfalls mit Blei ausgefütterten Bottich flieſsen und
                              									wird hier die Masse mittels eines mit Blei überzogenen Rührwerkes durchgearbeitet.
                              									Eine Pumpe mit Kautschukventil hebt die Flüssigkeit aus dem zweiten Bottiche und
                              									führt sie Filterpressen zu, um die Phosphorsäure vom Gypse zu trennen. Die
                              									Concentration der Phosphorsäure erfolgt in einer Bleipfanne über freiem Feuer,
                              									jedoch so, daſs die Flamme die Pfanne nicht selbst berühren kann, sondern über die
                              									Oberfläche der Flüssigkeit streicht. Die Pfanne ruht auf einem gut gearbeiteten
                              									Lager, welches mit einer dünnen Schicht Sand bedeckt ist und von einem durch zwei
                              									Reihen Pfeiler gestützten Gemäuer getragen wird. Die Wände des Kessels sind durch
                              									eine steinerne Einfassung geschützt, welche sich bis zu dem Feuerungskanale erhebt.
                              									Die Entfernung der Steinfassung von den Kesselwänden beträgt 25mm. Die Säure tritt mit einem Gehalte von 15° aus
                              									einem Rohre, welches durch das Gewölbe gelegt ist, ein und verläſst die Pfanne mit
                              									einem Gehalte von 45 bis 50° mittels eines S-förmigen Rohres. Der 5 bis 6m lange und 1m,5
                              									breite Flammofen vermag 8000k Phosphorsäure in 24
                              									Stunden zu concentriren.
                           Weniger vortheilhaft ist die Concentration mittels Dampf. In einem mit Blei
                              									ausgefütterten Bottiche aus Holz von 0m,5 Tiefe in
                              									der Mitte und 0m,3 an den Seiten und einer
                              									Oberfläche von 3qm ist ein Schlangenrohr
                              									angebracht, welches Dampf von 3 bis 4at
                              									durchströmt. Der innere Durchmesser des Schlangenrohres beträgt 3cm, die Dicke seiner Wandung 7mm und seine Länge 40m. Diese Vorrichtung vermag in 24 Stunden 2000k Phosphorsäure von 50° zu liefern.
                           Die Preſsrückstände bestehen gröſstentheils aus Gyps, nebst der Gangart des
                              									Phosphates, unangegriffenem Eisenoxyd und Thonerde mit 40 Proc. Wasser. Getrocknet
                              									und gepulvert werden diese unter dem Namen Phosphatgyps, je nach ihrem Gehalte an
                              									Phosphorsäure, welche zwischen 2 bis 3 Proc. schwankt, zum Preise von 0,80 bis 1,60
                              									M. für 100k als Düngemittel verkauft.
                           Die Phosphorsäure, mit pulverisirten Phosphaten gemischt, kommt als Superphosphat in
                              									den Handel, welches 43 bis 44 Proc. lösliche Phosphorsäure enthält. Seltener dient die so gewonnene
                              									Phosphorsäure zur Darstellung von gefälltem Phosphat, welches meist durch Behandeln
                              									natürlicher Phosphate mit Salzsäure und Versetzen mit Kalkmilch bis zur
                              									vollständigen Fällung der Phosphorsäure gewonnen wird.
                           Nach A. Adair und W.
                                    										Thomlinson in Seaton Carew, England (D. R. P. Kl. 16 Nr. 28739 vom 12.
                                 									August 1883) werden Phosphorsäure haltige Schlacken und
                              									Mineralien zu einem feinen Pulver zerkleinert. Enthalten dieselben viel Kohlensäure,
                              									oder ist der Phosphor darin an Kalk gebunden, so werden dieselben vor dem
                              									Zerkleinern noch geröstet.
                           Bestehen die zu behandelnden Materialien aus Puddel- oder ähnlichen Schlacken oder
                              									Eisenphosphorverbindungen enthaltenden Mineralien, so werden dieselben nach dem
                              									Pulverisiren mit einer starken Aetznatronlösung im Verhältnisse von 3 Aeq. Natron
                              									auf 1 Aeq. vorhandener Phosphorsäure gemischt und das Gemisch wird in eisernen
                              									Pfannen o. dgl. rasch erhitzt, bis der gröſste Theil der Phosphorsäure an das Natron
                              									übergegangen ist. Hierauf wird das verdampfte Wasser durch Nachgieſsen ersetzt und
                              									die Lösung vom Rückstande abgegossen oder filtrirt. Letzterer wird wiederholt durch
                              									Waschen mit Wasser von anhängendem Natron befreit und, wenn reich an Eisen, als
                              									Zuschlag bei der Eisenerzeugung verwendet. Das Filtrat und die Waschwasser werden
                              									zusammengegossen; bei stärkerem Gehalte derselben an Kieselsäure, Thonerde, Eisen
                              									oder Mangan fällt man zunächst diese Stoffe mittels eines durchgetriebenen Stromes
                              									Luft und Kohlensäure, trennt vom Niederschlage, fällt aus dem Filtrate die
                              									Phosphorsäure mit Kalkmilch aus und wäscht den Niederschlag wiederholt mit Wasser.
                              									Enthält das Filtrat viel Natriumcarbonat, so ist es vortheilhaft, den gröſsten Theil
                              									davon vor der Phosphorsäurefällung mittels Kalk durch Auskrystallisirenlassen zu
                              									entfernen.
                           Bestehen die zu behandelnden Materialien aus Schlacken vom basischen
                              									Entphosphorungsverfahren oder aus Phosphor haltigen Eisenerzen, in denen der
                              									Phosphor an Kalk gebunden ist, so verwendet man statt ätzender Alkalien deren
                              									Carbonate. Das Verfahren bleibt dasselbe- nur müssen mindestens 2 Aeq. des
                              									angewendeten neutralen Carbonates auf je 1 Aeq. vorhandener Phosphorsäure und
                              									mindestens 1 Aeq. des neutralen Carbonates auf 1 Aeq. frei in den behandelten
                              									Materialien vorhandener Basis kommen und ist es in den meisten Fällen unnöthig, die
                              									Reaction durch Wärme zu unterstützen. Das Gemisch von Natriumcarbonat- bezieh.
                              									Kaliumcarbonatlösung mit dem gepulverten Materiale bleibt eine Woche oder länger in
                              									eisernen Pfannen o. dgl. kalt liegen; doch ist eine leichte Anwärmung für die
                              									Reaction vortheilhaft. Nach genügender Einwirkungsdauer wird der durch Verdampfung
                              									entstandene Wasserverlust wieder ersetzt und die weitere Behandlung wie oben
                              									ausgeführt.
                           Bei der Anwendung von kaustischem oder kohlensaurem Ammoniak gibt man das fein
                              									gepulverte Material in geschlossene Kessel, mischt es darin mit starker Lauge von
                              									Aetzammoniak oder Ammoniumcarbonat und erwärmt dann so lange, bis der gröſste Theil
                              									der Phosphorsäure an Ammoniak übergegangen ist. Bei Anwendung von Aetzammoniak kann
                              									man nur kurze Zeit, aber um so stärker erhitzen. Nach beendeter Reaction drückt man
                              									den Kesselinhalt unter Benutzung des Innendruckes durch Filterpressen. Zum Ausspülen
                              									der Kessel und Austreiben des in denselben noch enthaltenen Ammoniaks schickt man
                              									noch einen Dampfstrom hindurch, welchen man auch durch die Filterpresse gehen läſst.
                              									Aus dem Filtrate wird das freie Ammoniak bezieh. Ammoniumcarbonat durch Destillation
                              									abgetrieben und sodann das Ammoniumphosphat durch Auskrystallisirenlassen gewonnen,
                              									oder aber man destillirt das Filtrat mit so viel Kalk, als zur Entbindung des
                              									Ammoniaks und Bindung der Phosphorsäure nöthig ist.
                           Enthalten die Materialien neben viel Eisen auch einen beträchtlichen Gehalt an
                              									Kieselsäure, so mischt man denselben vor dem Zusammenbringen mit den alkalischen
                              									Laugen noch Aetzkalk bei und macht die dann beim Zusammenbringen mit den alkalischen
                              									Laugen entwickelte Wärme in den meisten Fällen die künstliche Erwärmung
                              									überflüssig.
                           Sind die bei der Behandlung mit Alkalilaugen verbleibenden Rückstände reich an Eisen,
                              									so bildet man daraus unter Zuschlag von Kalk und Thon durch Formen und Backen
                              									Klumpen, welche man als Zuschlag bei der Eisenerzeugung verwendet.