| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 98 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 8.
                        (Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								253 S. 144.)
                        Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Unter dem Titel: Cotton-Wirkstuhl ist den Fabrikanten
                              										S. Löwe und J. W. Lamb
                              									in Nottingham (* D. R. P. Nr. 27686 vom 9. Oktober 1883) eine Einrichtung des
                              									genannten Wirkstuhles patentirt worden, durch welche die Zeit zur Bildung einer
                              									Maschenreihe auf die Hälfte der bisherigen Dauer herabgesetzt, die Liefermenge des
                              									Stuhles also verdoppelt wird. Im Allgemeinen ist dies allerdings durch das nicht
                              									eben neue Verfahren erreicht worden, jede Bewegung zur Maschenbildung schneller
                              									vorzunehmen, also die Ausdehnung der einzelnen Excenter derart zu verringern, daſs
                              									während einer Umdrehung der Hauptwelle zwei Maschenreihen – anstatt einer, wie
                              									bisher – gearbeitet werden; eine wesentlich neue
                              									Einrichtung ist indeſs für die Bildung der festen
                                 										Randmaschen vorhanden und auch diese vermindert die Arbeitsdauer, weil sie
                              									eine Bewegung der Platinen überflüssig macht. Nach der bisher bekannten Anordnung stehen die Nadeln a (Fig. 1 Taf. 8) vor dem
                              									Einschlieſsen und während des Abschlagens in ziemlich weiter Entfernung von den
                              									Platinen und vom Fadenführer e, so daſs die Richtung
                              									des Fadenendes d nahe an der Randnadel a liegt und diese bei ihrem Aufsteigen nach dem
                              									Abschlagen und während des Einschlieſsens leicht in den Faden hineinfährt, oder
                              									diesen auf die falsche, die linke Seite drängt. Man muſs deshalb die Platine c so weit nach vorn schieben, daſs dieselbe den Faden
                              									in einem stumpferen Winkel von der Nadel abbiegt und in die Lage d1 bringt. Dann läſst
                              									die aufsteigende Nadel den Faden rechtsseitig liegen und, nachdem die Platinen c wieder zurückgegangen sind, wird der Faden nach links
                              									über die Nadelreihe gelegt, kommt also auch sicher mit auf die Randnadel a. Nach der neueren Einrichtung wird nun diese für die
                              									Reihenbildung eigentlich nutzlose Bewegung der Platinen erspart, indem man die
                              									Nadelreihe während des Abschlagens und Einschlieſsens dicht an die Platinen und an
                              									den Fadenführer rückt, wie in Fig. 2 Taf. 8; dann weicht
                              									der von der letzten Masche auf a nach dem Führer e hin gehende Faden d2 weiter nach rechts hin von der Nadel ab, als
                              									vorher in der Lage d; derselbe braucht also nicht mehr
                              									besonders abgelenkt zu werden und die betreffenden Bewegungen der Platinen werden
                              									erspart.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 255, S. 99
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 255, S. 99
                              
                           Einrichtung an Kulirwirkstühlen zur Herstellung der
                                 										Schleifen von der Société Coulurat und Comp.
                              									in Troyes (* D. R. P. Nr. 27849 vom 20. März 1883). Die Zeit zur Herstellung einer
                              									Maschenreihe wird ungefähr je zur Hälfte auf das Kuliren und das Ausarbeiten der
                              									kulirten Schleifen verwendet, da der eine Vorgang auf den anderen warten muſs. Zur
                              									Erhöhung der Geschwindigkeit ist es nun zweifellos förderlich, wenn das Kuliren
                              									einer nächsten Schleifenreihe schon während des Ausarbeitens der vorhergehenden
                              									Reihe geschehen kann und wie zu diesem Zwecke am Cottonstuhle eine Reihe Hilfsnadeln
                              									angewendet worden sind (vgl. 1881 242 *196), so hat man
                              									nach der oben genannten Einrichtung Hilfsplatinen angeordnet, d.h. Blechstreifen b (Fig. 4 Taf. 8) mit Haken,
                              									in welch letztere hinein die Schleifen von den eigentlichen Kulirplatinen a kulirt werden, während der Stuhl die vorhergehende
                              									Schleifenreihe q zu Maschen ausarbeitet. Die
                              									Kulirplatinen a sind, wie in einem zweinädligen Stuhle,
                              									nur in jeder zweiten Nadellücke vorhanden (vgl. Textfigur
                                 										1) und zwischen denselben hängen die Hilfsplatinen b, beide Reihen so hoch gehalten, daſs das Kuliren über der Nadelreihe
                              									erfolgen kann; nach demselben senken sich beide Reihen mit den Schleifen herab auf
                              									die Nadeln und nun werden die Schleifen auf alle Nadeln gleichmäſsig dadurch
                              									vertheilt, daſs die Platinen a sich heben und die
                              									Platinen b sich senken, um mit ihren oberen Nasen b1 diejenige Fadenlänge
                              									zwischen die Nadeln zu
                              									drücken, welche die Platinen a frei geben, so daſs die
                              									in der Textfigur 2 ersichtliche Schleifenreihe
                              									entsteht. Der Kamm c dient hierbei den Platinen b als Mühleisen.
                           Vorrichtung zum Erweitern der Waare an Wirkstühlen von
                              										Müller und Gündel in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 28108
                                 									vom 27. Oktober 1883). Reguläre Wirkwaaren sind an mechanischen Stühlen bislang nur
                              									in der Weise gearbeitet worden, daſs man die Breite der flachen Waarenstücke nach
                              									und nach vermindert hat, indem man die Randmaschen in bekannter Weise nach einwärts
                              									hing. Dazu dienen Decker p (Fig. 3 Taf. 8), welche mit
                              									dem Bufferkasten a für den Fadenführer verbunden sind.
                              									Neuerdings hat man auch versucht, auf mechanischen Stühlen die Waarenbreite
                              									selbstthätig zu vergröſsern oder zu erweitern und hat deshalb die Bufferkästen mit
                              									den Deckern nach auswärts verschiebbar angeordnet. Zu dem Zwecke ist auſser der
                              									Klinke b und Zahnstange c,
                              									welche in bekannter Weise zum Einwärtsschieben des Kastens a dienen, auf der entgegengesetzten Seite des letzteren die Klinke d und Zahnstange f
                              									vorhanden. Ein mit der Hand zu bewegender Schieber h
                              									überdeckt entweder die Zahnstange c unter der Klinke
                              										b, oder f unter d, so daſs immer nur auf einer Seite Eingriff
                              									stattfindet. Die Klinken b und d sind in bekannter Weise mit dem Bufferkasten a und der Nuthenschiene i verbunden- ist also
                              									z.B. c überdeckt und hi
                              									wird gehoben, so greift nur d um einen Zahn weiter
                              									auſsen in f ein und drängt beim Sinken von i den Buffer a nach
                              									auſsen. Da gleichzeitig b und k gehoben wird, so drängt der schiefe Arm k
                              									die Gegenklinke g aus den seitlichen Zähnen c1 heraus und gestattet
                              									das Auswärtsrücken vom Kasten a, welcher durch m auch den Decker p mit
                              									fortnimmt. An dem Zapfen d1 hängen zwei Klinken d und e, um eine halbe Zahntheilung gegen einander versetzt;
                              									man hebt beim Ausdecken die Nuthenschiene i nur so
                              									hoch, daſs abwechselnd eine Klinke um die andere in einen Zahn einfällt und der Fig. 3. Buffer
                              										a nur um eine halbe Zahntheilung, d. i. eine
                              									Nadeltheilung, nach auſsen gerückt wird. Wenn hierdurch die Randmaschen, wie in Textfigur 3, um eine Nadel nach auswärts fortgehängt
                              									worden sind, so muſs der Arbeiter die leer gewordene Nadel s durch Aufhängen der Masche t aus der
                              									vorigen Reihe wieder füllen. Dies gibt freilich einen Aufenthalt, welcher den Werth
                              									der ganzen Neuerung sehr in Frage stellt.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 255, S. 100
                              
                           Vorrichtung zum Ausrücken der Decknadeln in den
                                 										Mindermaschinen von F. Reinh. Brauer in
                              									Chemnitz (* D. R. P. Nr. 28515 vom 30. Oktober 1883). Bei der Herstellung regulärer
                              									Kulirhandschuhe auf mechanischen Wirkstühlen werden die Finger der Handschuhe nach
                              									Art französischer Fuſsspitzen in der Weise abgedeckt, wie Fig. 5 Taf. 8 es zeigt. An
                              									einem Finger vom Umfange AB wirken zwei Decker ae und bf (Fig. 6) derart, daſs
                              									dieselben nach je zwei Reihen 2mal decken; zuerst hängen die Decker mit ihren sämmtlichen Nadeln ae das Reihenstück AE nach
                              									innen und darauf mit einem Theile ac ihrer Nadeln
                              									nochmals das Stück AC wieder um eine Nadel nach innen.
                              									Für diese zweite Arbeit müssen die Decknadeln ce
                              									ausgerückt werden und dies geschieht durch gezahnte Schienen m bezieh. n, welche unter den Nadeln liegen
                              									(vgl. Fig. 7)
                              									und von Hebeln o rechtzeitig empor gedrückt werden.,
                              									wobei die Schienen die elastischen Nadeln ein wenig aus ihrer Arbeitslage nach oben
                              									abbiegen und diese somit verhindern, die Stuhlnadeln zu treffen. Da die Minderkanten
                              										C und D nach und nach
                              									weiter nach einwärts rücken, so müssen auch die Schienen m und n mit ihren die Nadeln hebenden Zähnen
                              									nach und nach verschoben werden, was dem Mindern entsprechend durch Zahnstangen und
                              									Klinken geschieht.
                           Arbeitsverfahren zur Herstellung lang gestreifter Farbmuster
                                 										auf Kulirstühlen von Herm. Müller in
                              									Klein-Olbersdorf bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 28625 vom 22. Februar 1884). Plattirte
                              									Farbmuster werden in der Weise gewirkt, daſs man auf einige Stuhlnadeln d (Fig. 8 und 9 Taf. 8) einen besonderen
                              									Musterfaden n hinten an die Platinen c legt und darauf erst den gewöhnlichen Arbeitsfaden
                              										o auf allen Nadeln kulirt. Kommt dieser Musterfaden
                              									nur lose auf die Nadeln, so wird derselbe leicht verschoben und liegt dann in den
                              									Maschen nicht auf der Vorderseite, plattirt also nicht vollständig. Zur Erzielung
                              										reiner Plattirungen soll nun der Fadenführerapparat
                              										a, welcher in Röhrchen b die einzelnen Musterfäden leitet, vor dem Kuliren solche Bewegungen
                              									ausführen, daſs er jeden Faden n, wie Fig. 8 zeigt, in gekreuzte
                              									Lagen unter und über zwei Stuhlnadeln bringt. Es sollen ferner an dieser Stelle die
                              									benachbarten Platinen c1, c2, c3 schmale Schnäbel
                              									erhalten, damit der Faden n weit nach hinten gelegt
                              									werden kann, und es ist endlich die Platine c1 kurz, um den etwa mit eingeschlossenen Musterfaden
                              									wieder frei zu geben, c2 aber besonders lang, um zu verhindern, daſs dieser Faden unter und
                              									hinter c2 gelange. Beim
                              									Kuliren soll allerdings auch der Musterfaden n hinter
                              									dem gewöhnlichen Faden o mit kulirt werden; es soll
                              									also seine gekreuzte Fadenlage durch c hinabgedrückt
                              									und das freie Fadenende von der Spule abgezogen werden.
                           Kulirwirkstuhl mit einzeln ausrückbaren Platinen von Theod. Lieberknecht in Hohenstein-Ernstthal, Sachsen (*
                              									D. R. P. Nr. 29016 vom 15. December 1883). Die Schwingen t (Fig.
                                 										10 Taf. 8) sind mit den Platinen c nicht
                              									verbunden, sondern drücken stumpf auf dieselben; sie können ferner auf ihrer
                              									Drehachse u drei verschiedene Lagen einnehmen, je
                              									nachdem die Schwingen auf derselben mit dem Einschnitte 1 oder 2 bezieh. 3 liegen. Ueber den Schwingen wirkt das Röſschen v, welches entlang der ganzen Reihe gezogen wird und die Schwingen t und Platinen c zum
                              									Kuliren einzeln hinabdrückt. Ferner liegt über den Schwingen die Einschlieſsschiene
                              										w, welche dieselben und die Platinen beim
                              									Einschlieſsen der Waare senkt. Durch eine hinter den Schwingen verschiebbar
                              									eingelagerte Schiene x mit Einschnitten oder Vorsprüngen (Fig. 11) versehen, können
                              									einzelne Schwingen vorwärts geschoben werden, so daſs sie nun zunächst mit dem
                              									Einschnitte 2 auf u
                              									liegen. Dann ist ihre Kante t1 zwischen Einschlieſsschiene w und Röſschen
                              										v gerückt und wird von w nicht mehr getroffen, ihre Platinen werden also nicht mehr zum
                              									Einschlieſsen der Waare gesenkt; aber dieselben kuliren noch. Verschiebt man jedoch
                              									die Schwingen noch weiter nach vorn, zur Auflage von Einschnitt 3 auf u, so rückt die
                              									Kante t1 auch nach
                              									links unter dem Röſschen v hinweg und auch dieses senkt
                              									dann die betreffenden Schwingen und Platinen nicht mehr beim Kuliren. Ein solches
                              									Ausrücken der Platinen ist vortheilhaft für Verwendung starker Fadenführer, welche
                              									bei Herstellung geminderter Waare zwischen und über den Nadeln, also vor den
                              									Platinen stehen bleiben und von deren Kulirnasen getroffen werden würden. In diesem
                              									Falle werden nach und nach, dem Mindern entsprechend, die Randplatinen alle
                              									ausgerückt. Es ist gleichgültig, ob der Stuhl wagerechte oder lothrechte Nadeln
                              									enthält; der Apparat zum Kuliren bleibt dabei auch derselbe und liegt nur um 90°
                              									verschieden gewendet.
                           Regulirungsvorrichtung für Ränderstühle von Gebrüder Stahlknecht in Stollberg, Sachsen (* D. R. P.
                                 									Nr. 29170 vom 15. März 1884). Zur selbstthätigen Verstellung der Theile eines
                              									Ränderstuhles, welche für das Wirken regulärer Ränder erforderlich sind, ist der in
                              										Fig. 12
                              									Taf. 8 gezeichnete Zählapparat angebracht worden: Die
                              									Hauptwelle g des Stuhles treibt durch ein Excenter den
                              									um f1 drehbaren
                              									Klinkhebel ff2, welcher
                              									mit h das Rad i der
                              									Muster- oder Knaggenkette k und mit ee1 das Klinkrad a dreht. An der Nabe des letzteren sind drei Scheiben
                              										b, c und d befestigt,
                              									auf deren Umfangen die Hebel b1, c1, d1 aufliegen. Der Hebel b1 ist durch b2 mit dem Hängewerke b3
                              									b4 verbunden- wenn
                              									dieser Hebel also durch Erhöhungen und Vertiefungen in dem Rande von b gehoben oder gesenkt wird, so hebt oder senkt
                              									derselbe auch die Platinenreihe gegen die Stuhlnadelreihe z, ändert also die Kulirtiefe und Schleifenlänge, welche für die glatten
                              									Maschen des Doppelrandes am kürzesten, für die Ränderreihen länger und für die
                              									Langreihen am längsten zu machen sind. Der Hebel c1 trägt durch c2 den Winkelhebel c2
                              									c3
                              									c4; wird er von einer
                              									auf der Scheibe c befindlichen Erhöhung gehoben, so
                              									wird der Arm c4
                              									veranlaſst, über den Bolzen c5 zu schwingen, welcher zu dieser Zeit gerade tiefer steht als das Ende
                              									von c4. So lange c1 in gehobener Lage
                              									verbleibt, so lange drückt auch c4 den Bolzen c5 und damit den Tragarm n der Rändermaschine o, sowie diese letztere
                              									selbst nach unten in die tiefste Lage. Hierdurch wird also die Maschine ausgerückt,
                              									wie dies für Herstellung des Doppelrandes erforderlich ist. Der Arm c3
                              									c4 zieht bei dieser
                              									Schwingung durch Hebel c4, Stange v und einen Winkelhebel auch die
                              									Rolle des Abschlagbleches von ihrem Excenter hinweg, so daſs dieses nicht mehr auf
                              									die Maschinennadeln einwirkt. Der dritte Arm d1 endlich trägt den Bolzen d2 des Hebels d2
                              									d4, welcher somit durch eine auf der
                              									Scheibe d befindliche Erhöhung bei d2 mit gehoben und bei
                              										d4 gesenkt wird.
                              									Hierdurch tritt d4 in
                              									den Umdrehungsbereich des mit der Welle g verbundenen,
                              									aber auf ihr verschiebbaren Riegels p und verdrängt
                              									denselben in der Längsrichtung der Welle. Dieser Riegel p hebt wiederum den Schieber q im
                              									Abschlag-excenter r der Stuhlnadelreihe, welcher bei
                              										r1 ein wenig über
                              									den gewöhnlichen Umfang des Excenters r vorsteht und
                              									die Nadelbarre weiter als gewöhnlich beim Abschlagen der alten Maschen zurückzieht,
                              									so wie es für das Abschlagen der Langreihe erforderlich ist. Damit die Scheiben b, c und d nicht zu groſs
                              									werden, ist vorgesehen, daſs sie nicht bei jeder Maschenreihe fortgedreht werden,
                              									sondern so lange still stehen, als die jeweilige Lage der einzelnen Theile gebraucht
                              									wird. Die Klinke e wird zu dem Zwecke aus den Zähnen
                              									von a entfernt, indem ihr anderes Ende e1 von einem der Stifte
                              										m1 einer dritten
                              									Zählscheibe niedergedrückt wird. Eine Erhöhung auf der Musterkette k dreht durch die Klinken l,
                                 										l1 die Scheibe mm1 und veranlaſst somit das Ein- und
                              									Ausrücken des Klinkhebels ee1.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 255, S. 103
                              
                           Fadenspanner für Handstrickerei und Handhäkelei von Karl Teichmann in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P. Nr.
                                 									29176 vom 19. April 1884). Wie Textfigur 4 zeigt,
                              									soll der zu verstrickende Faden x zwischen zwei Fig. 4.
                              									Bremsscheiben e und h
                              									hindurchgeführt werden – genau so, wie dies in den Nähmaschinen mit dem Näh faden
                              									geschieht. Diese Bremsseheiben werden von einem Arme c
                              									getragen, welcher drehbar an einem federnden offenen Ringe b befestigt und durch eine Schiene d mit
                              									einem zweiten solchen Ringe a verbunden ist. Beide
                              									Ringe werden beim Stricken auf den Zeigefinger der linken Hand gesteckt, welcher
                              									auch durch einen am Ringe a befestigten Fadenführer f den Faden leitet. Es soll hiermit das wiederholte
                              									Umwickeln des Zeigefingers mit dem Arbeitsfaden und der daraus entstehende
                              									Zeitverlust vermieden, auch ein gleichmäſsigerer Zufluſs des Fadens ermöglicht
                              									werden. Wegen der lockeren oder drehbaren Verbindung der einzelnen Theile wird die
                              									Beweglichkeit der Fingerglieder nicht gestört.
                           Einrichtung zum Ausrücken einzelner Platinen im
                                 										Kulirstuhle von Theod. Lieberknecht in
                              									Hohenstein-Ernstthal, Sachsen (* D. R. P. Nr. 29235 vom 23. April 1884). Während
                              									weiter oben gezeigt ist, wie man einzelne Platinen in solchen Wirkstühlen ausrücken
                              									kann, welche zur Bewegung dieser Platinen Schwingen verwenden, gibt nun die
                              									vorliegende Einrichtung an, wie dieses Ausrücken der Platinen bei direktem Betriebe ohne Schwingen
                              									erfolgen kann. Der Nutzen einer solchen Einrichtung ist mit Hilfe der Figur 13 Taf.
                              									8 und der Textfiguren 5 und 6 in folgender Weise zu erklären: Wenn reguläre Waare innerhalb der
                              									Nadelreihe gearbeitet wird, so geschieht es leicht, daſs der umkehrende Faden o (Fig. 13 und Textfigur 5) sich um den einschlieſsenden
                              									Platinenschnabel legt. Die hierdurch entstehende Fadenschleife verlängert aber die
                              									Randmasche dermaſsen, daſs dann die Naht der Waare sehr schlecht aussieht. Ist aber
                              									nach dem Einschlieſsen der Waare die Randplatine c
                              									wieder gehoben, also ausgerückt worden (vgl. Textfigur
                                 										6), so liegt der Faden o1 direkt an der Nadel an und es entsteht eine kurze
                              									Randmasche. Zum Heben der Platinen werden nun gezahnte Schienen e, e1 verwendet, welche
                              									vor den Platinen und unter deren vorspringenden Theilen auf einer Tragschiene g verschiebbar liegen und durch den Hebel i gehoben werden können. Ihre Erhöhung ist entweder so
                              									lang, daſs sie nur eine einzelne Platine, oder so lang, daſs sie sämmtliche
                              									Randplatinen zur Seite eines Waarenstückes ausrückt, und ihre Verschiebung erfolgt
                              									durch den Decker nach Maſsgabe des Minderns der Waare. Das Röſschen, welches die
                              									Platinen zum Kuliren hinabdrückt, muſs so hoch und so geformt sein, daſs es auch die
                              									ausgerückten oder gehobenen Platinen richtig erfaſst und senkt.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 255, S. 104
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 255, S. 104
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 255, S. 104
                              
                           Vorrichtung zum selbstthätigen Anschlagen einzelner Nadeln am
                                 										Wirkstuhle von Karl Lieberknecht in Abtei Oberlungwitz in Sachsen (* D. R. P. Nr. 29200 vom 16. März 1884). Diese Vorrichtung
                              									liefert ein Mittel zur selbstthätigen Vermehrung der Waarenbreite an flachen
                              									mechanischen Kulirstühlen. Wenn eine an den Stuhlnadeln hängende Waare die Breite
                              									der untersten Maschenreihe in Textfigur 7 hat, also
                              									auf der linken Seite bei der Masche a begrenzt ist, so
                              									wird die nächstfolgende Reihe nach links hin um eine Masche in der Weise
                              									verbreitert, daſs der Fadenführer b (Fig. 15 Taf. 8), bevor
                              									derselbe den Faden nach rechts hin über die Nadeln legt, in der Richtung 3 nach 4 unter einer Nadel
                              									nach links Fig.
                                 										7. fortgezogen wird, also dann den Faden mit auf die Nadel 1 legt, welche hierdurch die erste Schleife 1 (Textfigur 7) und
                              									später die Maschen 2 erhält. Derselbe Vorgang kann sich
                              									in der nächsten Reihe auf der anderen Waarenseite wiederholen, wenn die Zunahme der
                              									Waarenbreite auf beiden Seiten erfolgen soll. Behufs dieser Verschiebung des
                              									Fadenführers nach auſsen wird das Führerkästchen c
                              										(Fig. 15
                              									Taf. 8) mit dem Bufferstücke d durch einen Haken g fest verbunden und der Buffer d
                              									oder ein mit ihm
                              									verbundenes Schieberkästchen f steht durch einen Arm
                              										h mit einer Schraube i
                              									in Verbindung, deren Achse zwei Klinkräder k und k1 trägt. Die
                              									Klinkzähne dieser Räder sind entgegengesetzt zu einander gerichtet und werden von
                              									einer der beiden Klinken l und l1 gedreht. Je nach der hierdurch
                              									erhaltenen Drehung wird die Schraube i den Fadenführer
                              									entweder einwärts (beim Mindern), oder auswärts (wie oben für das Erweitern
                              									verlangt) verschieben. Der Eingriff der Klinken l, l1 in ihre Räder k, k1 wird durch eine Zähl- und Musterkette regulirt und
                              									die feste Verbindung zwischen Buffer d und
                              									Schieberkästchen c durch den Haken g wird bei Beginn der nächsten Reihe dadurch gelöst,
                              									daſs die Schiene m in der Längsrichtung sich
                              									verschiebt, durch die schiefen Ebenen s sich hebt und
                              									dabei den auf ihr ruhenden Haken g mit über den Bolzen
                              										c1 emporhebt.
                           Kulirvorrichtung an Bundwirkstühlen von R. Stahl und W. Heidelmann
                              									in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 28879 vom 7. Oktober 1883). In der vorliegenden
                              									Einrichtung handelt es sich nicht um das eigentliche Kuliren eines Maschenfadens,
                              									sondern vielmehr um das Einführen des Futterfadens in die Nadelreihe des
                              									Rundstuhles. Die bisher verwendeten Einführrädchen sind zugleich Preſsräder; sie
                              									drücken einzelne Nadeln hinab und legen den Futterfaden auf dieselben, führen den
                              									Faden also zwischen diesen und den stehen bleibenden Nadeln in die Reihe hinein. Die
                              									neue Vorrichtung aber enthält getrennt von einander ein Preſsrad r (Fig. 16 Taf. 8) unter und
                              									ein Einführrad l über der Stuhlnadelreihe N. Das Musterpreſsrad r
                              									hebt mit seinen Zähnen einzelne Nadeln und läſst andere wagerecht liegen, so daſs in
                              									die hierdurch entstehenden Lücken das Einführrad l den
                              									Futterfaden einlegen kann. Das Rad l wird durch die
                              									Räder k, h, f vom Nadelkranze N unmittelbar umgetrieben; es kann deshalb unter einen sehr spitzen Winkel
                              									gegen die Stuhlnadeln eingestellt werden, bringt also den Futterfaden nicht
                              									eigentlich in Richtung der Waarenbreite, sondern nahezu in Richtung der Nadeln
                              									selbst in deren Reihe und bildet folglich aus demselben lange Lagen oder
                              									Futterhenkel, die der Wirkwaare eine gröſsere Elasticitätswirkung gestatten als die
                              									bisher fast rechtwinklig über die Stuhlnadeln gelegten Futterhenkel, welch letztere
                              									als nahezu gerade Fadenstrecken die Elasticität der Waare in deren Breitrichtung
                              									sehr beeinträchtigen.
                           Ein Ausrückapparat für Rundstühle von Emanuel Buxtorf in Troyes, welcher im Bulletin d'Encouragement, 1884 Bd. 11 S. 260
                              									veröffentlicht wird, hat zum Zwecke, den Rundstuhl sofort aufzuhalten, wenn ein
                              									Faden zerreiſst. Der zugeführte Faden t (Textfigur 8 und 10)
                              									trägt einen Hebel h; zerreiſst der Faden, so fällt
                              									dieser Hebel vorn herab und wirkt dabei mit seinem kurzen zweiten Arme so auf den
                              									Hebel gg1, daſs er
                              									letzteren bei g1 nach
                              									links verschiebt. Der Hebel gg1 hat einen Schieber g2 in seiner höchsten Stellung gehalten;
                              									wird daher g1 hinweg
                              									gezogen, so fällt dieser Schieber herab und drängt dabei mit dem schrägen Arme o
                              									den Zapfen n zur Seite, dreht also den Ring m (Textfigur 9) in
                              									Richtung des Pfeiles. Hierbei schiebt das Keilstück d
                              									den Hebel c zur Seite, so daſs derselbe oben das innere
                              									Ende des Hebels q nicht mehr unterstützt (Textfigur 8); dann hält aber dessen äuſserer Arm den
                              									um b1 drehbaren
                              									Ausrücker bb2 nicht
                              									mehr fest; derselbe wird durch eine Blattfeder nach auſsen gedrückt und durch diese
                              									Bewegung sowohl, als auch durch die Wirkung der Spiralfeder x die lose Riemenscheibe a von der festen a1 abgerückt die
                              									erstere dreht sich dann leer auf der Triebwelle, der Stuhl wird also nicht mehr
                              									gedreht. Damit auch der Stillstand eintrete, ist noch eine Bremse p angebracht, welche der Arm b durch i nach auſsen zieht und an den Kranz
                              									der Nadeldecken p1
                              									andrückt, wodurch dessen Bewegung also schnell gehemmt wird.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 255, S. 106
                              
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 255, S. 106
                              
                           
                              
                              Fig. 10, Bd. 255, S. 106
                              
                           Kettenstuhl mit verschiebbaren Nadelbarren von C. Ullmann Nachfolger in Apolda (* D. R. P. Nr. 27434
                                 									vom 28, September 1883). Die Neuheit dieser Einrichtung liegt nicht darin, daſs die
                              									Nadelbarren verschiebbar sind, sondern darin, daſs dieselben in einem Kreisbogen
                              									gegen die Abschlagschiene auf und ab schwingen. Die ganze Anordnung bezieht sich auf
                              									solche Kettenstühle, welche senkrecht stehende Nadeln auf beweglichen Nadelbarren
                              										a (Fig. 14 Taf. 8)
                              									enthalten. Diese Barren a werden gewöhnlich geradlinig
                              									auf und ab geschoben; es sind zwei derselben vorhanden, zwischen denen die
                              									Abschlagbleche e stehen und über denen die
                              									Kettenmaschinen b seitlich hin und her schwingen, um
                              									ihre Kettenfäden auf diejenigen Stuhlnadeln zu legen, welche empor gehoben sind.
                              									Nach der neuen Anordnung sind nun die im Winkel abgebogenen Stuhlnadeln m auf den Nadelbarren c
                              									befestigt, welche um die Achse f schwingen, wenn
                              									dieselben durch die Hebel h, h1 gehoben und gesenkt werden. Der Vortheil dieser
                              									Anordnung liegt wohl nur darin, daſs auf jeder Seite der Abschlagbleche e zwei Nadelbarren angebracht werden können: eine
                              									geradlinig bewegte und eine schwingende. Je zwei solcher Nadelbarren können dann mit
                              									ihren Nadeln eine einzige Reihe bilden, von welcher jede einen Theil der Nadelanzahl
                              									enthält- sie können auch verschiedene Nadeln enthalten, wie Stäbchen oder Haken oder
                              									Schneidnadeln zur Plüschfabrikation, und können sich
                              									gegen einander verschieben, wodurch Muster in der betreffenden Waare entstehen.
                           Ringelapparat für Strickmaschinen von F. Eile in Bautzen (* D. R. P. Zusatz Nr. 27832 vom 27.
                                 									November 1883). An dem Eile'schen Ringelapparate (vgl.
                              									1883 249 115) ist die Anwendung einer Jacquardmaschine an
                              									der Strickmaschine vorgeschlagen worden, welche die Bewegungen des Steuerhebels für
                              									den Fadenwechsel regulirt. Die Maschine enthält einen Fadenführer, welcher in zwei
                              									Oeffnungen zwei Fäden leitet und am Ende eines Hubes selbstthätig so gedreht wird,
                              									daſs immer wieder derselbe Faden vorangeht und nur dieser arbeitet. Soll aber ein
                              									Wechsel der Fäden eintreten, so muſste bisher der Arbeiter mit einem Handhebel ein
                              									Stelleisen so einrücken, daſs der Führer nicht bloſs um 180° wie bisher, sondern um
                              									360° gedreht wird. Die Bewegungen dieses Hebels werden jetzt von einem
                              									Jacquardprisma in der Weise geregelt, daſs die Nadel des Jacquardapparates auf einen
                              									Winkelhebel wirkt, welcher mit dem Steuerhebel verbunden ist und denselben entweder
                              									an einen sich stetig hin und her schiebenden Arm heranrückt, oder von diesem
                              									entfernt, so daſs der Steuerhebel entweder mit bewegt wird, oder in Ruhe bleibt.
                           Lamb'sche Strickmaschine mit beweglichen
                                 										Abschiebeblechen von Seyfert und Donner in
                              									Chemnitz (* D. R. P. Nr. 28276 vom 6. November 1883). Wenn Wirkwaare recht dicht
                              									oder fest gearbeitet wird, so haften die engen Maschen a (Fig.
                                 										19 Taf. 8) fest an den Nadeln b und letztere
                              									ziehen bei ihrem Emporsteigen die Waare leicht mit nach oben. Dieser Uebelstand wird
                              									durch das neue Abschiebeblech e verhütet, welches auf
                              									der der betreffenden Nadelreihe entgegengesetzten Seite der Strickmaschine am Träger
                              										d des gewöhnlichen Zungenöffners g befestigt ist. Ebenso wie e zu b gehört, ebenso wirkt das andere
                              									Abschiebeblech e1 auf
                              									die andere Nadelreihe b1 und es lehrt nun schon der Augenschein, daſs das Blech der nicht
                              									arbeitenden Nadelreihe empor gezogen werden muſs (wie e1), weil es sonst die Bewegung der
                              									arbeitenden Nadel b verhindern würde. Zur
                              									Hervorbringung dieser Bewegungen auf- und abwärts ist unter d eine Schieberplatte f (Fig. 18 und 19 Taf. 8)
                              									angebracht und so mit d verbunden, daſs sie bei ihrer
                              									Verschiebung innerhalb der Schlitze über f mit der
                              									schief liegenden Führung n den vom Abschiebebleche e durch d hindurch
                              									reichenden Bolzen o erfaſst und im senkrechten Schlitze
                              										m emportreibt oder herabzieht. Die
                              									Längsverschiebung dieser Platten f, f1 erfolgt selbstthätig am Ende eines jeden Hubes
                              									durch Anstoſsen an Riegel i, i1 wenn
                              									glatte Rundwaare gearbeitet wird. Wenn man aber glatte einseitig offene Waare
                              									arbeitet, so entfernt man die Riegel i, i1 und verschiebt die Platten f, f1 mit der Hand; sie sind zu dem Zwecke
                              									durch Stangen k, k1 mit
                              									einem am linksseitigen Schlittenende angehängten Handhebel verbunden, welchen der
                              									Arbeiter leicht mit der Hand bewegen kann. Beim Stricken der doppelflächigen Waaren
                              									sind beide Nadelreihen gleichzeitig thätig; es wirkt da also die eine als
                              									Abschlagkamm auf die andere und die neuen Abschiebebleche sind für diesen Fall
                              									überflüssig.
                           
                              
                              Fig. 11., Bd. 255, S. 108
                              
                           
                              
                              Fig. 12, Bd. 255, S. 108
                              
                           Verfahren zur Herstellung von Musterwaare auf der Lamb'schen
                                 										Strickmaschine von G. F. Groſser in
                              									Markersdorf bei Burgstädt (* D. R. P. Nr. 28415 vom 10. Februar 1884). Auf einer
                              									gewöhnlichen Strickmaschine arbeitet man nur mit einer, vielleicht der hinteren
                              									Nadelreihe (Textfigur 11), hält dagegen auf der
                              									vorderen Seite das Schloſs h1 geschlossen. Unter der hinteren Nadelreihe liegen Federn mit Haken g (Fig. 17 Taf. 8), welche
                              									man durch Wenden einer Stiftenwalze w emporschieben
                              									kann, so daſs die Haken ihre Nadeln bis in die sogen. Fangstellung emportreiben, in
                              									welcher die alten Maschen o nicht hinter die Zungen der
                              									Nadeln gekommen sind. In dieser Lage bleiben die vorderen Nadeln erhalten, während
                              									die hinteren etliche Reihen Maschen arbeiten; dabei legt sich der Faden einer jeden
                              									Reihe auch auf die vorderen Nadeln und bildet auf denselben Henkel, wie x in Textfigur 12.
                              									Oeffnet man nach einigen Reihen das vordere Schloſs, so bewegt dasselbe seine Nadeln
                              									gleichzeitig mit den hinteren; es werden ein Paar Ränderreihen y gearbeitet und dabei die alten vielfachen
                              									Doppelmaschen x mit abgeschlagen. An den Stellen
                              									derjenigen vorderen Nadeln, welche man nicht emporschiebt, bildet der Kulirfaden nur
                              									die breiten Platinenmaschen z; man kann aber die
                              									Stiftenwalze in ihrer Längsrichtung verschieben, oder auch eine solche anwenden,
                              									welche mehrere Reihen Stifte enthält, so daſs verschiedene Nadeln zur Musterung
                              									verwendet werden.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
