| Titel: | Apparate zur ununterbrochenen Herstellung von Chlor. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 120 | 
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                        Apparate zur ununterbrochenen Herstellung von
                           								Chlor.
                        Mit Abbildungen.
                        Townsend's Apparate zur ununterbrochenen Herstellung von
                           								Chlor.
                        
                     
                        
                           Zur ununterbrochenen Gewinnung von Sulfat und Chlor wird nach J. Townsend in Glasgow (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 29307 vom 16. März 1884)
                              									Chlornatrium oder Chlorkalium mit schwefelsaurem Magnesium und Thon oder Kieselerde
                              									gemischt, getrocknet und erhitzt, so daſs sich eine poröse Masse bildet. Diese wird
                              									auf Wagen a zum Ofen A
                              									geführt und oben in die aus feuerfestem Material hergestellten flachen Retorten C geschüttet, welche durch die von dem Roste b nach D ziehenden
                              									Feuergase erhitzt werden. Durch Oeffnen des Retortenverschlusses c läſst man das fertige Material unten unmittelbar in
                              									Wagen d fallen, worauf die in den Retorten befindlichen
                              									oberen vorgewärmten Schichten nachrutschen und frisches Gemenge wieder darauf
                              									eingeschüttet werden kann. In den unteren Raum der Retorten münden Röhren e ein, welche in Form von Düsen endigen und zur
                              									Zuführung von Dampf dienen.
                           Durch die gemeinschaftliche Wirkung der Hitze und des Dampfes auf das in den Retorten
                              									befindliche Material werden die Chlorverbindungen in Sulfate verwandelt, welche
                              									unten abgezogen werden, während die Salzsäure durch irdene Röhren f entweicht.
                           Die feuerfesten Schlangenretorten E werden mit einem
                              									Gemische aus gleichen Theilen Braunstein, Magnesia und Thon gefüllt, welches ähnlich
                              									wie die Kalisalze vorher in einem Kollergange sehr innig gemengt und nachher in
                              									einem Muffelofen einer Temperatur von ungefähr 315° ausgesetzt und zu porösen
                              									Stücken geröstet wurde. Durch die auf dem Roste h
                              									erzeugten Feuergase werden diese Retorten auf einer Temperatur von 205 bis 315 °
                              									erhalten. Die durch Rohr f zugeführte Salzsäure wird
                              									mit erwärmter Luft gemengt, welche durch das Rohr i
                              									zugeführt und deren Zufluſs durch die Klappe k geregelt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 255, S. 121
                              
                           Das Gemenge von Salzsäure und erwärmter Luft wird beim Durchgänge durch die in den
                              									Retorten E befindliche poröse Masse in Chlor und
                              									Wasserdampf zerlegt, welche zusammen durch Röhren l in
                              									das Kühlschlangenrohr F strömen. Dabei verflüssigt sich
                              									der Wasserdampf und das Wasser flieſst an dem Ausgusse des Hebers m ab. Das gekühlte Chlor dagegen strömt weiter in die
                              									Chlorkammern G, worin dasselbe über dünn ausgebreiteten
                              									und frisch gelöschten Kalk streicht und dabei nach Sättigung der ersten Abtheilung
                              									allmählich zu der zweiten, dritten u.s.w. aufsteigt, bis es absorbirt wird. Das Rohr
                              										n wird mit einem Luftsauger verbunden.
                           Die Füllung der Retorten E soll keiner Erneuerung
                              									bedürfen, da die Zersetzung nach folgenden Formeln erfolgt:
                           MnO2 + 4HCl = MnCl2 + 2H2O + 2Cl
                              									           und
                           MnCl2 + MgO + 2H2O + O2 = MnO2 + MgO + 2Cl + 2H2O.