| Titel: | Festigkeit und Dehnung von Treibriemenleder; von C. Bach. | 
| Autor: | C. Bach | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 273 | 
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                        Festigkeit und Dehnung von Treibriemenleder; von
                           								C. Bach.
                        Mit Abbildungen.
                        C. Bach, über Festigkeit von Treibriemenleder.
                        
                     
                        
                           Die Hälfte einer deutschen Ochsenhaut (zweijährige Eichenlohgerbung, gefettet) wurde
                              									in 58 Streifen je von rund 300mm Länge und 60mm Breite zerschnitten, wie dies Fig. 1 erkennen läſst.
                           Unter den Nummern der einzelnen Streifen ist das Gewicht derselben
                              									eingetragen. So wiegt beispielsweise Streifen Nr. 7 0k,130. Wie ersichtlich, schwanken die Gewichte zwischen den Grenzen 0k,087 (Nr. 20 bis 50) und 0k,163 (Nr. 37) bei durchschnittlicher Stärke von
                              										4mm,6 (Nr. 20) bezieh. 8mm,3, entsprechend den specifischen Gewichten von
                              									1,06 bezieh. 1,07, berechnet aus dem Volumen und dem Gewichte.
                           Die senkrecht stehenden Zahlen geben das genaue Maſs der
                              									Streifenbreite an. So ist z.B. Nr. 7 60mm,6
                              									breit.
                           Die gebrochenen senkrechten Linien bezeichnen die Bruchstellen.
                              									Die links dicht daneben stehenden Zahlen (bei Nr. 7 6,0 und 6mm,2) entsprechen der Lederstärke an der
                              									Bruchstelle vor dem Versuche.
                           Auſserdem sind eingeschrieben die gesammten Bruchbelastungen P, sowie die Bruchbelastungen auf 1qc, d.h. die Festigkeiten p. So ist z.B.:
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 255, S. 274
                              
                           
                           
                              
                                 für
                                 Nr.
                                   7
                                 P = 1200k
                                 p = 324k
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 12
                                 P = 1435
                                 p = 353
                                 
                              
                           Durch Auftragen von P und
                              										p auf die punktirten Mittellinien der Streifen und
                              									nach Verbindung der so erhaltenen Endpunkte entstehen Linienzüge (für P punktirt, für p
                              									ausgezogen), welche für die Veränderlichkeit der Festigkeit von dem Hucken der Haut
                              									nach dem Bauche hin ein deutliches Bild geben. Die kleinsten bezieh. gröſsten Werthe
                              									für P weisen die Streifen auf:
                           
                              
                                 Nr.
                                 15
                                 mit
                                 1005k
                                 Nr.
                                 29
                                 mit
                                 1600k
                                 
                              
                                 
                                 25
                                 „
                                 1035
                                 
                                 39
                                 „
                                 1545
                                 
                              
                                 
                                 26
                                 „
                                 1045
                                 
                                 34
                                 „
                                 1535
                                 
                              
                                 
                                 31
                                 „
                                 1055
                                 
                                 24 u. 38
                                 „
                                 1510
                                 
                              
                                 
                                 10
                                 „
                                 1065
                                 
                                 44
                                 „
                                 1505
                                 
                              
                           Die geringsten bezieh. gröſsten Festigkeiten zeigen:
                           
                              
                                 Nr.
                                 37
                                 mit
                                 261k
                                 Nr.
                                 50
                                 mit
                                 460k
                                 
                              
                                 
                                 31
                                 „
                                 269
                                 
                                   5
                                 „
                                 433
                                 
                              
                                 
                                 47
                                 „
                                 270
                                 
                                 20
                                 „
                                 426
                                 
                              
                                 
                                 52
                                 „
                                 271
                                 
                                 49
                                 „
                                 421
                                 
                              
                                 
                                 26
                                 „
                                 272
                                 
                                 40
                                 „
                                 416
                                 
                              
                           Bei dem Streifen Nr. 45 schälte sich die Oberfläche ab, in Folge
                              									dessen sich derselbe wiederholt aus dem Gebisse herauszog. Ein Zerreiſsen war nicht
                              									zu erzielen.
                           Die Ergebnisse, wie sie in der Fig. 1 eingetragen
                              									sind, gestatten für die vorliegende halbe Haut folgende
                              									Schlüsse: Die Festigkeit p ist für die in der Mitte
                              									zwischen Rücken und Bauch gelegenen Streifen durchschnittlich kleiner als für die
                              									auſsen (Rücken, Bauch) entnommenen. Dies trifft um so mehr zu, je näher das in
                              									Betracht gezogene Leder dem Hintertheile des Thieres liegt. Die Bruchbelastung P verhält sich bei den Streifenreihen A (Hintertheil) und E
                              									(Hals) ebenso, bei den übrigen Streifenreihen, insbesondere bei den mit D bezeichneten anders: hier ergeben die mittleren
                              									Partien die gröſsten Werthe für P.
                           Der Streifen Nr. 37, welcher das gröſste absolute Gewicht besitzt
                              										(0k,163), ergibt den kleinsten Werth für p, der Streifen Nr. 50, welcher neben dem Streifen Nr.
                              									20 das geringste Gewicht (0k,087) aufweist,
                              									liefert den gröſsten Werth für p. Wenn auch dieses
                              									Zusammentreffen als Zufälligkeit anzusehen ist, so erhellt doch hieraus, daſs für
                              									Riemen aus ein und derselben halben Haut von einer
                              									Proportionalität zwischen zulässiger Gesammtbelastung und Lederstärke nicht die Rede
                              									sein kann. Die Gepflogenheit, Riemen, welche aus besonders kräftigen, ausgewählten
                              									Häuten hergestellt werden, in dem Maſse mehr zu belasten (verglichen mit Riemen aus
                              									schwächeren Häuten), als die Lederstärke gröſser ist, wird hierdurch nicht
                              									berührt.
                           Die Festigkeit p nimmt
                              									durchschnittlich nach dem Kopfe des Thieres hin zu; dieselbe ist für manche Streifen
                              									fast gleich, beispielsweise für Nr. 11 bis 15 bezieh. 343, 353, 349, 368 und 368.
                              									Stark veränderlich ist p für Streifen aus der Mitte der
                              									Haut; so findet sich z.B.:
                           
                              
                                 für Nr.
                                 31
                                 269k
                                 für Nr.
                                 46
                                 315k
                                 
                              
                                 
                                 32
                                 290
                                 
                                 47
                                 270
                                 
                              
                                 
                                 33
                                 351
                                 
                                 48
                                 368
                                 
                              
                                 
                                 34
                                 360
                                 
                                 49
                                 421
                                 
                              
                                 
                                 35
                                 385
                                 
                                 50
                                 460
                                 
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 255, S. 275
                              
                           Hinsichtlich der beobachteten Dehnung
                              									sei hervorgehoben, daſs dieselbe ziemlich verschieden ausfällt und daſs sie
                              									namentlich zu Anfang der Belastung verhältniſsmäſsig groſs ist. So ergaben sich für
                              									den Streifen Nr. 2, auf welchem 3 Strecken a bis c (Fig. 2) von je 50mm Länge abgemessen wurden, folgende mittlere
                              									Stärken des Leders:
                           
                           
                              
                                 Strecke a
                                 Strecke b
                                 Strecke c
                                 
                              
                                 
                                    \frac{6,0+6,5}{2}=6^{mm},25
                                    
                                 
                                    \frac{7,1+6,6}{2}=6^{mm},85
                                    
                                 
                                    \frac{7,1+6,6}{2}=6^{mm},85
                                    
                                 
                              
                           Die Dehnung betrug:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Strecke a
                                 Strecke b
                                 Strecke c
                                 
                              
                                 bei Belastung
                                 mit
                                 100k
                                      3,0mm
                                      2,7mm
                                     2,4mm
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 200
                                 4,0
                                 3,7
                                 3,4
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 300
                                 5,1
                                 4,8
                                 4,5
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 400
                                 6,2
                                 5,8
                                 5,5
                                 
                              
                           Die Belastung wurde in Zwischenräumen von je 5 Minuten
                              									gesteigert.
                           Hiernach kommen für je 100k
                              									Unterschied in der Belastung:
                           
                              
                                 1)
                                     0
                                 bis
                                 100k
                                 3,0mm
                                 2,7mm
                                 2,4mm
                                 
                              
                                 2)
                                 100
                                 „
                                 200
                                 1,0
                                 1,0
                                 1,0
                                 
                              
                                 3)
                                 200
                                 „
                                 300
                                 1,1
                                 1,1
                                 1,1
                                 
                              
                                 4)
                                 300
                                 „
                                 400
                                 1,1
                                 1,0
                                 1,0
                                 
                              
                           Wird der Elasticitätsmodul für die einzelnen Strecken ermittelt,
                              									z.B. für die Strecke a und die Differenz 100 bis 200k nach der Gleichung:
                           E=\frac{200-100}{0,625\,\times\,6,1}\
                                 										\frac{5,00}{0,10}=1312^k,
                           so findet sich für denselben:
                           
                              
                                 
                                 Strecke a
                                 Strecke b
                                 Strecke c
                                 
                              
                                 1)
                                   437
                                   443
                                   500
                                 
                              
                                 2)
                                 1312
                                 1196
                                 1196
                                 
                              
                                 3)
                                 1193
                                 1090
                                 1090
                                 
                              
                                 4)
                                 1193
                                 1196
                                 1196.
                                 
                              
                           Um über die Veränderlichkeit des Elasticitätsmoduls weiteren
                              									Anhalt zu geben, sei derselbe noch für die Streifen Nr. 5, 28 und 58 angefügt:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 5
                                 Nr. 28
                                 Nr. 58
                                 
                              
                                 
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                              
                                 1)
                                   564
                                   663
                                   627
                                   163
                                   164
                                 149
                                   326
                                   322
                                   263
                                 
                              
                                 2)
                                 1315
                                 1150
                                 1567
                                   841
                                   670
                                 728
                                 1002
                                   891
                                 1004
                                 
                              
                                 3)
                                 1213
                                 1232
                                 1567
                                   994
                                 1071
                                 781
                                 1073
                                 1263
                                 1004
                                 
                              
                                 4)
                                 1316
                                 1916
                                 1712
                                 1092
                                 1071
                                 840
                                 1155
                                 1084
                                 1234
                                 
                              
                           In Fig. 1 sind die Dehnungen der
                              									einzelnen Streifen auf 150mm ursprünglicher Länge
                              									bei 400k Belastung eingetragen (rechts von den
                              									Bruchlinen). So hat sich z.B. die ursprünglich 150mm lange Strecke des Streifens Nr. 7 um 18mm,8 ausgedehnt. Der Vergleich dieser Dehnungen ergibt:
                           
                              
                                 den
                                 kleinsten
                                 Werth
                                 für
                                 Nr.
                                   4
                                 zu
                                 14,5mm,
                                 d.
                                 s.
                                   9,7 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 gröſsten
                                 „
                                 „
                                 Nr.
                                 33
                                 „
                                 33,6
                                 „
                                 „
                                 22,4 Proc.
                                 
                              
                           In den Steifenreihen A, B und C ist die Dehnung für die Rückenstreifen am kleinsten;
                              									sie nimmt dann nach der Mitte hin bedeutend zu und wird für die nach der Bauchkante
                              									zu gelegenen Streifen wieder kleiner. In den Reihen D
                              									und E finden sich die gröſsten Dehnungen in den
                              									äuſsersten Bauchstreifen.
                           Die Streifenreihe C weist die
                              									bedeutendste Verschiedenheit bezüglich der Dehnungen auf. Dieselben schwanken
                              									zwischen 14mm,7 (Nr. 3) und 33mm,6 (Nr. 33). Hinsichtlich der Bruchbelastung
                              									dagegen verhält sich die Streifenreihe C am
                              									gleichartigsten. Würde man einen Riemen von 120mm
                              									Breite so aus der Haut herausschneiden, daſs Nr. 3 und Nr. 8 hineinfielen, so würde
                              									sich derselbe auf der einen Seite um
                              										100\,\frac{21,7-14,7}{14,7}=48 Proc. mehr dehnen als auf der
                              									anderen; würden zu einem Riemen von 420mm Breite
                              									die Streifen Nr. 3, 8, 13, 18, 23, 28 und 33 verwendet werden, so würde dieser
                              									Dehnungsunterschied 100\,\frac{33,6-14,7}{14,7}=129 Proc.
                              									betragen.
                           Diese Ziffern weisen deutlich darauf hin, daſs man beim Herausschneiden eines Riemens
                              									mit aller Sorgfalt vorzugehen hat und daſs die einzelnen Theile, aus denen ein
                              									Riemen zusammengesetzt wird, vor ihrer Verbindung stark gestreckt werden sollen, sowie daſs
                              										Fig. 3. seitliche Beläge der Riemen (Fig. 3) nicht immer entbehrt werden können. (Aus der
                              										Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1884
                              									S. 740. Vgl. auch D. p. J. 1878 229 296.)
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 255, S. 277