| Titel: | Ueber die Vertheilung und Condensation der Gase in den Bleikammern. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 296 | 
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                        Ueber die Vertheilung und Condensation der Gase
                           								in den Bleikammern.
                        Mactear, über Schwefelsäurebildung in Bleikammern.
                        
                     
                        
                           Um den Verlauf der Schwefelsäurebildung in Systemen mit mehreren Kammern zu studiren,
                              									hat Mactear ausgedehnte Versuche angestellt und über
                              									dieselben im Journal of the Society of Chemical
                                       										Industry, 1884 * S. 224 berichtet.
                           Zunächst zeigt die Tabelle 1 die Procent-Zusammensetzung der
                                 										Gase beim Durchgange durch ein System von 6 Kammern, welches mit Glover'schem und Gay-Lussac'schem Thurm arbeitet. Dabei ist angenommen, daſs die Menge der
                              									vorhandenen Salpeterverbindungen 10 Proc. NaNO3
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Glover-Thurm
                                 Gay-Lussac-Thurm
                                 
                              
                                 Eintritts-gas
                                 Eintritt1. Kammer
                                 Eintritt2. Kammer
                                 Eintritt3. Kammer
                                 Eintritt4. Kammer
                                 Eintritt5. Kammer
                                 Eintritt6. Kammer
                                 Eintritt-gas
                                 Austritt inKamin
                                 
                              
                                 Schwefligsäure
                                   6,325
                                   6,318
                                   4,461
                                   2,630
                                   1,402
                                   0,704
                                   0,261
                                   0,035
                                   0,035
                                 
                              
                                 Zur Verwandlg. von SO2    zu SO3 nöth.
                                    											Sauerstoff
                                   3,155
                                   3,151
                                   2,220
                                   1,302
                                   0,686
                                   0,336
                                   0,113
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Dem für Fe2O3 und SO3    verbrauchten Sauerst.    entsprechender
                                    											Stick-    stoff
                                 45,620
                                 45,206
                                 46,598
                                 47,971
                                 48,892
                                 49,415
                                 49,748
                                 49,917
                                 49,978
                                 
                              
                                 Ueberschüssiger Sauer-    stoff (am Austritte)
                                   9,414
                                   9,403
                                   9,693
                                   9,978
                                 10,169
                                 10,278
                                 10,347
                                 10,382
                                 10,395
                                 
                              
                                 Entsprechender Stick-    stoff
                                 35,486
                                 35,803
                                 36,905
                                 37,993
                                 38,722
                                 39,137
                                 39,400
                                 39,534
                                 39,582
                                 
                              
                                 N2O4
                                 –
                                   0,119
                                   0,123
                                   0,126
                                   0,129
                                   0,130
                                   0,131
                                   0,132
                                   0,010
                                 
                              
                           
                           auf den verbrannten Schwefel beträgt und daſs das Austrittsgas
                              									10,4 Proc. Sauerstoff enthält.
                           Tabelle 2 gibt das Verhältniſs der in den verschiedenen
                              									Kammern während einer Woche gebildeten Schwefelsäuremengen (in Tonnen engl.), wenn
                              									der Verlust 1,149 Proc. H2SO4 auf den verbrannten Schwefel beträgt:
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Nr.der Kammer
                                 Erzeugte Säure
                                 EntsprechendeMenge H2SO4(100 Proc.)
                                 Ueberschuſs anWasser
                                 In den einzelnenKammern er-zeugte H2SO4Proc.
                                 
                              
                                 123456
                                 23,5222,5920,3510,23  5,84  2,19
                                 19,8918,6814,89  4,35  3,09  0,86
                                   3,63  3,91  5,46  5,88  2,75  1,33
                                   32,20  30,26  24,11    7,04    5,00    1,39
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 84,72
                                 61,76
                                 22,96
                                 100,00
                                 
                              
                           In Tabelle 3 vergleicht Mactear die Schwefelsäurebildung
                              									in Systemen mit Kammern verschiedener Gröſse und
                                 										Construction:
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Nr. derKammer
                                 System A
                                 System B
                                 System C
                                 System D
                                 System E
                                 System H
                                 System K
                                 System N †
                                 01 in 2       in3 in 4 5 u. 6
                                 System P
                                 System Q
                                 
                              
                                 1234567
                                   31,50  29,27  18,71  10,32    6,45    3,75    –
                                   32,20  30,26  24,11    7,04    5,00    1,39    –
                                   32,5  24,8  19,3  15,5    5,8    2,1    –
                                   38,4  35,2  15,6    6,2    3,2    1,4    –
                                   34,1  20,03  19,66  18,15    7,25    0,54    0,27
                                   63,85  36,15    –    –    –    –    –
                                   78,57  21,43    –    –    –    –    –
                                   89,68  † 5,15  †
                                    											5,17    –    –    –    –
                                 27,215,924,820,2  7,8  4,1–
                                 26,131,320,411,8  7,9  2,4  –
                                   32,0  29,0  17,5  13,7    5,4    2,4    –
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 99,9
                                 100
                                 
                              
                           † Bei N waren die Kammern von verschiedener Gröſse. Die 2. und 3.
                              									Kammer zusammen waren nur etwa ⅓ so groſs wie die erste. Bei O waren alle Kammern
                              									von der gleichen Gröſse. Sie waren mit zwei
                              									Pyritöfenbatterien verbunden; das Gas der einen ging durch die 1. und 2. Kammer, das
                              									Gas der anderen durch die 3. und 4., das aus der 2. und 4. Kammer austretende Gas
                              									ging gemeinsam durch Kammer 5 und 6.
                           Ueber die Bildung der Schwefelsäure in den verschiedenen Höhen der Kammern hat der Verfasser eine längere Versuchsreihe an einem
                              									Systeme ausgeführt, welches durch senkrechte Zwischenwände in 6 Abtheilungen
                              									geschieden war. Das Gas trat in jede dieser Abtheilungen unten ein und oben aus. Zur
                              									Messung der gebildeten Schwefelsäure wurden in den Höhen von 1m,13 und 2m,23
                              									bezieh. 3m,42 Tische von 0qm,093 (genau 1 Quadratfuſs engl.) Oberfläche
                              									aufgestellt und die gesammelte Säure während längerer Zeit gemessen. Zuerst zeigten
                              									sich je nach Witterung und Lufttemperatur sehr unregelmäſsige Ergebnisse, weil die
                              										an der Kammerdecke
                              									verflüssigte Säure in die Tische hineintropfte. Es wurden daher über den Tischen
                              									Deckel aufgehängt, deren Entfernung von den Tischen verändert werden konnte. In
                              									einer Anzahl Tabellen der angegebenen Quelle sind die unter verschiedenen
                              									Versuchsbedingungen erhaltenen Endzahlen zusammengestellt. Bei der Vergleichung
                              									dieser Zahlen zeigt sich, daſs die in den verschiedenen Höhen verdichteten
                              									Schwefelsäuremengen fast gleich sind und daſs der gröſste Theil der Schwefelsäure in der obersten Zone
                                 										gebildet wird.
                           Auch bei den Gasanalysen in verschiedener Höhe zeigt sich eine groſse
                              									Uebereinstimmung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 ObereZone
                                 MittlereZone
                                 UntereZone
                                 
                              
                                 SO2 in 1l als SO3
                                 g
                                 0,126
                                 0,112
                                 0,108
                                 
                              
                                 SO3 in 1l gesammt als SO3
                                 g
                                 0,159
                                 0,159
                                 0,161
                                 
                              
                                 Gesammt vorhanden als SO3
                                 Proc.
                                 21
                                 26
                                 33
                                 
                              
                                 Sauerstoff nach Absorption der Säure
                                 Proc.
                                    10,7
                                    10,9
                                    10,9
                                 
                              
                                 Sauerstoff nach Oxydation von SO2
                                 Proc.
                                      9,0
                                      9,3
                                      9,3
                                 
                              
                           Wenn man diese Analysen wie die obigen Tabellen berechnet, so erhält man:
                           
                              
                                 
                                 Gesammtmenals SO3
                                 Als SO2
                                 Als SO3
                                 Proc. SO3
                                 
                              
                                 Oben
                                 100
                                 100
                                 100
                                 63
                                 
                              
                                 Mitte
                                   96
                                   89
                                 124
                                 15
                                 
                              
                                 Unten
                                 101
                                   86
                                 157
                                 22
                                 
                              
                           Nach den Erfahrungen des Verfassers ist die Oberflächencondensation bei der Schwefelsäurebildung von der gröſsten
                              									Wichtigkeit. Ein Säuretisch von 0qm,093 Oberfläche
                              									gab in 24 Stunden 708g,75 Schwefelsäure. Als aber
                              									12 Glasplatten von 0m,3 Länge und 0m,15 Breite in senkrechter Stellung, jede 14mm von der anderen entfernt, in dem Tische
                              									angebracht wurden, betrug die gesammelte Schwefelsäure 1644g. Wenn die Platten wagerecht gelegt wurden, so
                              									erhielt man in 24 Stunden 3226g Schwefelsäure. Im
                              									ersten Falle betrug die Condensation auf dem Glase 79g, im zweiten 209g auf 0qm,093 Oberfläche. Wenn man die ohne Anwendung der
                              									Glasplatten gesammelte Schwefelsäuremenge als 100 annimmt, so erhält man folgende
                              									Zusammenstellung:
                           
                              
                                 Säuretisch allein
                                 100
                                 
                              
                                 Säuretisch mit senkrechten Glasplatten
                                 231
                                 
                              
                                 Säuretisch mit wagerechten Glasplatten
                                 455.
                                 
                              
                           Weitere Versuche wurden mit Oberflächencondensatoren
                              									angestellt, welche in drei verschiedenen Höhen paarweise angebracht waren. Um ein
                              									Auftropfen von Säure aus dem oberen Theil der Kammer zu verhindern, wurde je einer
                              									der Condensatoren bedeckt. Die Säure wurde während mehreren Monaten täglich
                              									gemessen:
                           
                              
                                 Unbedeckter Säuretisch
                                 Procent der Gesammtmenge
                                 
                              
                                 Oben
                                 100
                                 H2SO4 (100 proc.)
                                 61
                                 
                              
                                 Mitte
                                 114
                                 „
                                   8
                                 
                              
                                 Unten
                                 165
                                 „
                                 31
                                 
                              
                                 Bedeckter Säuretisch
                                 
                                 
                              
                                 Oben
                                 100
                                 H2SO4 (100 proc.)
                                 68
                                 
                              
                                 Mitte
                                 111
                                 „
                                   7
                                 
                              
                                 Unten
                                 146
                                 „
                                 25
                                 
                              
                           
                           Diese Zahlen bestätigen die aus den obigen Gasanalysen berechneten Endzahlen. Um über
                              									das Verhältniſs zwischen Oberfläche und Condensation eine Idee zu erhalten, wurden
                              									Versuche mit flachen Säuretischen von 1 bezieh. 2 und 4 Quadratfuſs Oberfläche
                              									angestellt und es betrug die Condensation 100 bezieh. 199,2 und 403.
                           Alle diese Versuche bestätigen die groſse Wichtigkeit der
                              									Oberflächencondensation.