| Titel: | Ueber Neuerungen in der Giesserei. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 318 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        (Patentklasse 31. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								253 S. 363.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									23.
                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.
                        
                     
                        
                           Ernst Körting in Hannover (* D. R. P. Nr. 29840 vom 25.
                                 									Juni 1884) hat ein Formverfahren angegeben, welches für
                              									die Herstellung von Säulen, Trägern, Röhren, überhaupt von solchen Gegenständen,
                              									welche bei groſser Längenausdehnung eine nahezu gleichbleibende Querschnittsform besitzen, von
                              									Wichtigkeit erscheint. Das Verfahren besteht darin, daſs der Formsand, welcher bis
                              									jetzt meistens durch Stampfen gegen das Modell gedrückt wird, durch zwei nach
                              									einander zu benutzende Walzen gegen das Modell gepreſst wird. Die zuerst arbeitende
                              									Walze hat die Form eines Rotationskörpers, dessen Erzeugende sich dem abzuformenden
                              									Gegenstande möglichst anschlieſst, jedoch unter Beibehaltung eines stets
                              									gleichbleibenden Zwischenraumes zwischen Modell und Walze, der beim Formen durch den
                              									gesiebten Formsand ausgefüllt wird. Die zweite Walze ist eine gewöhnliche
                              									Flachwalze. Beim Formen wird das Modell wie gewöhnlich mit gesiebtem Sande bedeckt,
                              									dann der Kasten bis zu einer gewissen, für das gleiche Modell immer gleichen Höhe
                              									mit Sand voll geschaufelt und nun die erste Walze eingelegt und einige Mal hin und
                              									her gerollt. Vermöge ihres Profiles drückt die Walze den Sand allmählich in einer
                              									gleichdicken Schicht um das Modell herum an und zwar bei wiederholtem Abformen des
                              									gleichen Modelles auch immer mit der gleichen Kraft, was bei Massenfabrikation, um
                              									Ausschuſs zu vermeiden, besonders zu beachten ist. Ein weiterer Vortheil, welchen
                              									die Anwendung der Profilwalze gegenüber dem Stampfen noch hat, ist der, daſs es dem
                              									Former unmöglich gemacht wird, auch beim nachläſsigsten Arbeiten das Modell zu
                              									beschädigen, da die Walze dasselbe nicht berühren kann. Nachdem durch die Profil
                              									walze der Sand in gleichmäſsiger Stärke um das Modell herumgepreſst ist, wird Sand
                              									in den Kasten nachgefüllt und nun gewöhnlich gleich so hoch im Kasten angehäuft,
                              									daſs der Sand im festgewalzten Zustande denselben mehr als ausfüllt. Die Profilwalze
                              									wird dann mit einer genügend schweren Flachwalze vertauscht, der Sand flach
                              									abgewalzt und die über den Kasten noch vorspringende Sandmasse abgestrichen, so daſs
                              									der Kasten fertig ist.
                           
                           Erfahrungsmäſsig walzen bei günstigen Modellen 2 Mann so viele Kasten ohne
                              									Anstrengung fertig, wie 6 geübte Former mit Aufbietung aller Kräfte aufstampfen
                              									können, und während das Stampfen geübte zuverlässige Handwerker erfordert, kann die
                              									Walze von gewöhnlichen Tagelöhnern bedient werden. Die Firma Gebrüder Körting benutzt dieses Verfahren seit Mitte vorigen Jahres zum
                              									Formen ihrer Rippenheizkörper. Dieselben lassen an
                              									Sauberkeit und Genauigkeit der Ausführung nichts zu wünschen übrig. Die Arbeit zum
                              									Kerneinlegen und Fertigstellen der Kasten zum Gusse liefert jeder Arbeiter an
                              									Rippenheizkörpern (Röhren und Heizelementen) – nach gef. Mittheilung der Fabrik –
                              									etwa 500k im Tage von 10 Arbeitsstunden mit
                              									ungefähr 10 Proc. Ausschuſs, trotzdem sämmtliche Formen naſs gegossen werden.
                           Nach der Patentschrift hat der zur Ausführung des Verfahrens construirte Apparat die
                              									in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 23
                              									dargestellte Einrichtung: Auf dem Tische T ruht das
                              									halbe Modell A des Muffenrohres, umgeben vom Formkasten
                              										B. Parallel mit den Seitenwänden des Kastens liegen
                              									die Schienen s, welche an dem einen Ende um einen
                              									festen Zapfen drehbar und auf ihrer Oberfläche mit Zähnen versehen sind. Zwischen
                              									diesen Schienen ruht auf einer Achse a die Profilwalze
                              										C, welche also durch die Kurbel k mittels der in die Zahnstangen eingreifenden
                              									Zahnräder r gleichmäſsig über das Modell hinweg gerollt
                              									werden kann. Da nun die Schienen s an ihren freien
                              									Enden nicht unterstützt sind, so ist klar, daſs die Walze C mit ihrem ganzen Gewichte auf den über dem Modelle im Formkasten
                              									befindlichen Sand preſst und denselben gleichmäſsig zusammendrückt. Da aber die
                              									Walze immer nur auf einen kleinen Theil der Sandoberfläche wirkt, so wird die
                              									Pressung groſs genug sein, um feste Formen zu erhalten.
                           M. R. Moore in Indianapolis, Nordamerika (Englisches
                              									Patent, 1884 Nr. 10436) bringt eine Formmaschine in
                              									Vorschlag, bei welcher, wie in Fig. 3 Taf. 23 angedeutet
                              									ist, der Druckkopf J zum Feststampfen des Formsandes
                              									aus einer gröſseren Zahl von verschiebbaren Stempeln besteht, die auf eigentümliche
                              									Weise der verschiedenen Begrenzung der Modelle entsprechend der Höhe nach so
                              									eingestellt werden, daſs die Druckplatte unter sich überall gleich hohe
                              									Sandschichtdicke vorfindet. Die Druckstempel J werden
                              									von einem Ringe r zusammen gehalten; an r ist ein Rahmen r1 befestigt, welcher unten durch eine elastische
                              									Haut G o. dgl. und oben durch den Kolben K luftdicht abgeschlossen ist. Zwischen Kolben K und Haut G wird durch
                              									den Hahn g Preſsluft o. dgl. eingelassen und dann der
                              									Kolben K durch einen Kurbelmechanismus H in Gang gesetzt, so daſs der ganze Druckkopf J auf und ab bewegt wird und dabei auf den Formsand
                              									einwirkt, welcher auf die Modelle C in möglichst
                              									gleichförmiger Schicht aufgetragen ist und somit gleichmäſsig zusammengedrückt
                              									wird.
                           Zum Formen von Maschinentheilen verschiedener Höhe, besonders 
                              									Riemenscheiben u. dgl. (vgl. auch Hertzog 1884 252 * 454),
                              									schlägt Jul. Wurmbach in Bockenheim-Frankfurt a. M. (*
                              									D. R. P. Nr. 29457 vom 2. Mai 1884) die in Fig. 4 bis 6 Taf. 23 veranschaulichte
                              									Einrichtung vor. In dem Formtische a ruht ein Einsatz,
                              									welcher aus auf dem vierarmigen Kreuze k befestigten
                              									concentrischen Ringen b besteht. Zwischen den Armen
                              									dieses Kreuzes k kann ein gegen ersteres versetztes
                              									vierarmiges Kreuz d mittels der Schraube f auf und ab bewegt werden. In die Zwischenräume r der concentrischen Ringe b wird das Modell des Riemenscheibenkranzes eingesetzt und dasselbe durch
                              									Heben oder Senken des Armkreuzes d mehr oder weniger
                              									hoch über die Oberfläche des Einsatzes b eingestellt.
                              									Hiernach richtet sich auch die Breite des fertigen Riemenscheibenkranzes. Hat man
                              									von diesen Einsätzen 2 Stück, bei denen die Zwischenräume des einen den
                              									concentrischen Ringen des anderen entsprechen, so genügen diese zur Herstellung von
                              									in sehr weiten Grenzen verschiedenen groſsen Riemenscheiben. Die Befestigung der
                              									Kranzmodelle auf dem Armkreuze d geschieht mittels
                              									Hilfe eines Bajonnetverschlusses, indem die wagerechten Rippen e der Arme d in am Modelle
                              									angebrachte Unterschneidungen eingreifen.
                           Hat man nun das Kranzmodell in der richtigen Höhe eingestellt, so legt man auf den
                              									Einsatz b um und in das Modell Blechplatten m und n und befestigt
                              									diese auf b mittels Stifte. Diese Theile bilden also
                              									auf diese Weise die Modellplatte, auf welcher der Sand festgestampft wird. Auf m wird dann das Modell der Nabe und der Speichen
                              									befestigt und nun der Kasten aufgesetzt und festgestellt. Hat man denselben voll
                              									Sand gestampft, so zieht man das Kranzmodell durch Drehen der Schraube f langsam nach unten hinaus und hebt den Kasten von dem
                              									Einsatze ab.
                           Zum Zusammenhalten der Kastenhälften verwendet Wurmbach
                              									statt der sonst üblichen festen Führungsstifte auf- und abschiebbare Riegel, welche
                              									beim Aufsetzen der Kasten an Knaggen aufgehängt, nach dem Zusammensetzen der
                              									Kastenhälften aber herabgezogen und mit ihrem oberen Hakenende unter die Knaggen
                              									eingerückt und gegen Rückverschiebung gesichert werden.
                           Bei der Herstellung der Form für Riemenscheiben mit zwei Armreihen wird, wie Fig. 6 zeigt,
                              									die innere Blechplatte m und ihre halbe Armreihe so
                              									viel gehoben, als der halbe Abstand der beiden Armreihen betragen soll, und durch
                              									den Untersatz t, welcher nebst der aufliegenden
                              									Blechplatte m genau eingestellt ist, in dieser Lage
                              									gehalten. Auf die äuſsere, auf dem Formtische liegen bleibende Platte n wird dann eine Formkastenhälfte aufgesetzt,
                              									aufgestampft und dann abgehoben. Die zweite Formkastenhälfte wird in gleicher Weise
                              									aufgestampft. In jeder Kastenhälfte verbleibt also eine der Höhe des Untersatzes i entsprechende Aussparung. Der Untersatz wird nun
                              									entfernt, die Platte m unmittelbar auf den Tisch
                              									gelegt, der Modellring c genau so hoch eingestellt, als
                              									die Höhe des Untersatzes i beträgt, im Inneren auf
                              									ganze Höhe voll
                              									gestampft und dann der Sand genau auf Oberkante des Ringes abgestrichen. Durch
                              									Hinunterziehen des Modellringes c erhält man dann einen
                              									Sandcylinder, welcher genau in die Aussparung einer Formkastenhälfte paſst und so in
                              									dieselbe eingesetzt wird, daſs die in der Kastenhälfte und dem Mittelstücke
                              									geformten halben Armreihen sich genau decken. Ein solches Mittelstück muſs demnach
                              									für jede Formkastenhälfte hergestellt werden.
                           Um diese Mittelstücke bequem handhaben zu können, wird ein zerlegbarer Sandträger in
                              									dieselben eingestampft, welcher nach dem Gusse leicht aus einander genommen und
                              									zwischen den Armreihen in Theilen hervorgeholt werden kann. Zu diesem Zwecke besteht
                              									der Sand träger aus zwei mittels Keilbolzen zu verbindenden Ringhälften und einer
                              									Anzahl einzelner Arme, welche in die schwalbenschwanzförmigen Nuthen an der
                              									Auſsenseite des Ringes eingesetzt und durch Holzkeile festgehalten werden.
                           Die gebräuchlichsten Zahnräderformmaschinen zerfallen in zwei Hauptgruppen, in
                              									freistehende versetzbare Maschinen und in Bockmaschinen.
                           Bei den freistehenden versetzbaren Maschinen liegt die Form unbeweglich im Fuſsboden,
                              									am Formkasten kommt nur ein Obertheil zur Anwendung und die auf einem Dorne ruhende
                              									Maschine wird nach dem Formen der Zähne fortgenommen. Diese Maschine ist für
                              									kleinere Zahnräder sehr gut brauchbar; für groſse Raddurchmesser angewendet, ist sie
                              									aber nicht fest genug, so daſs infolge dessen die Formen nicht mehr genau werden.
                              									Dieses Maschinensystem hat ferner den Nachtheil, daſs beim Formen der Räder ein
                              									Zeitverlust entsteht, weil man zur Herstellung des Obertheiles der Form erst ein
                              									Lager bereiten muſs, welches dann wieder beseitigt wird.
                           Die Bockmaschinen stehen fest und erfordern vollständige Formkasten, welche bei Seite
                              									gesetzt werden, sobald die Zähne geformt sind, um anderen Formen Platz zu machen.
                              									Groſse und schwere Formen erfordern hier aber kostspielige Formmaschinen und die
                              									Fortschaffung der ersteren bietet bedeutende Schwierigkeiten.
                           Diese Nachtheile beseitigen Briegleb, Hansen und Comp.
                              									in Gotha (* D. R. P. Nr. 28591 vom 26. Februar 1884) dadurch, daſs sie die
                              									Formkasten auf einer Grundmauer festlagern und die fortnehmbare Maschine mit ihrem
                              									breiten Fuſse im Inneren des Formkastens stehend auf der Bodenplatte befestigen, so
                              									daſs ein genaues Formen der Zähne selbst bei groſsen Rädern ermöglicht ist.
                           Die starke sternförmige Bodenplatte A (Fig. 7 und 8 Taf. 23) ist auf der
                              									Grundmauer B fest verankert und trägt die
                              									Formkastenuntertheile a, b und c, welch letztere die Mittelkasten d, e und
                              										f aufnehmen. Die Räderformmaschine F ist in die Mitte des Formkastens hineingestellt und
                              									mit dem breiten Fuſse C auf dem Kastentheile a durch übergreifende Flanschen unverrückbar befestigt.
                              									Die Formkastenuntertheile a, b und c
                              									werden fast immer liegen
                              									bleiben können, während der Mittelkasten d nur
                              									herausgenommen wird, wenn gröſsere Räder Von mehr als einer gewissen Zahnbreite
                              									geformt werden. Ist mit Hilfe des Zahnmodelles das Rad vollständig geformt, so wird
                              									die Maschine herausgehoben.
                           Herm. Leopold in Berlin (* D. R. P. Nr. 28032 vom 22.
                                 									Januar 1884) stellt die Theilfuge von Riemenscheiben,
                              									welche in den Armen getheilt sind, auf die Weise her, daſs das Sprengen derselben
                              									wesentlich erleichtert wird. Zu diesem Behufe ordnet man die Theilfuge a (Fig. 9 Taf. 23) concav an,
                              									so daſs die beiden Hälften gewissermaſsen nur an Berührungslinien zusammenfallen.
                              									Das Formen des Hohlraumes A wird durch Einlegen eines
                              									Kernes ermöglicht; dieser Kern würde jedoch wegschwimmen, wenn er nicht eine
                              									entsprechende Auflage erhielte. Diese Auflage wird nun durch Verbindung des Kernes
                              										A mit den Nebenkernen h erzielt, welche letzteren gleichzeitig dazu dienen, die Schraubenlöcher
                              									herzustellen, die zum Zusammenschrauben der beiden Guſshälften nach dem Sprengen
                              									dienen. Ferner legt sich der Kern A noch an den
                              									mittleren Kern B der Nabe bei c an. Hierdurch wird auſser einem genauen Auflager noch erreicht, daſs
                              									auch das Material, mit welchem beide Scheibenhälften in der Nabe zusammenfallen,
                              									geringeren Querschnitt erhält und in Folge dessen das Sprengen erleichtert.
                           Um möglichst wenig Modelle für guſseiserne Fensterrahmen
                              									zu gebrauchen, stellen Potthoff und Flume in Louisenhütte bei Lünen a. d. Lippe (* D. R. P.
                                 									Nr. 28795 vom 10. April 1884) Modelle her, bei welchen der äuſsere Rahmen, der Bogen
                              									und die Längssprossen fest mit einander verbunden sind, während die Quersprossen,
                              									deren unterste den Wasserschenkel bildet, in der Richtung der Längssprossen
                              									verschiebbar sind. Nach der bestimmten Höhe und Theilung des Rahmens werden die
                              									Quersprossen durch Schrauben befestigt. Die überstehenden Enden werden in der
                              									Sandform, nachdem das Modell daraus entfernt ist, mit Sand gefüllt.
                           Das Patent * Nr. 28454 vom 15. Januar 1884 von J. P.
                                 										Goulson und Adolf Spiel in Berlin betrifft
                              									einen zerlegbaren Metallkern und eine zerlegbare Form zum Gieſsen von Geruchverschlüssen aus Blei. In Bezug auf die Form der einzelnen Theile
                              									muſs auf die Patentschrift verwiesen werden.
                           Fr. Bankloh in Witten (D. R. P. Nr. 28267 und 28314 vom
                                 									30. December 1883) bestreicht die Guſsstahl-Formen,
                              									nachdem das Modell herausgenommen ist, mit einer Masse aus 25 Proc.
                              									Tiegelschalenmehl, 46,5 Proc. Chamottesteinmehl, 12,5 Proc. grünem Formsand, 12,5
                              									Proc. gemahlenem weiſsem Thon und 3,5 Proc. Pottloh. Alsdann werden die Formen 5
                              									Minuten lang getrocknet und dann mit einem Spatel polirt; hierauf erwärmt man die
                              									Formen 12 Stunden lang in einem Wärmofen, reinigt dieselben von Staub und trägt eine
                              									dünnere Streichmasse auf, welche besteht aus:
                           
                           
                              
                                 Chamotte
                                 12,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Chamottesteinmehl
                                 50
                                 
                                 
                              
                                 Kokesmehl
                                 12,5
                                 
                                 
                              
                                 Gemahlener weiſser Thon
                                 12,5
                                 
                                 
                              
                                 Gyps
                                   6,25
                                 
                                 
                              
                                 Pottloh
                                   6,25
                                 
                                 
                              
                           C. M. Pielsticker in London und Friedr. C. G. Müller in Brandenburg (* D. R. P. Nr. 29548 vom 8. Februar
                                 									1884) lieſsen sich ein Verfahren und einen Apparat patentiren, um Draht, Stangen, Platten, Schienen u. dgl. unmittelbar
                              									aus geschmolzenem Eisen beliebigen Kohlenstoffgehaltes
                              									herzustellen.
                           A (Fig. 10 Taf. 23) ist ein
                              									aus Stahlblech hergestellter, mit dem Deckel F
                              									verschlieſsbarer Cylinder. Cylinder wie Deckel sind inwendig mit einem 200mm dicken Futter feuerfesten Materials D ausgekleidet. Der Deckel enthält ein Mannloch H; ebenso befindet sich nahe dem Boden des Cylinders
                              									ein Mannloch K. Gegenüber K befindet sich in der Wand des Cylinders A,
                              									sowie in seiner Auskleidung D eine runde Oeffnung,
                              									welche in den guſseisernen Hohlcylinder B führt. In B paſst der cylindrische Hohlkörper c aus Guſseisen, welcher in seiner Achse die Röhre d enthält; letztere ist aus Stahl oder Bronze
                              									hergestellt, inwendig polirt oder auch mit einem harten, nicht metallischen Stoff
                              									ausgekleidet; ihr Profil ist gleich oder annähernd gleich demjenigen des zu
                              									erzeugenden Gegenstandes.
                           Der die Röhre d umschlieſsende Hohlkörper c ist an seiner abgerundeten Stirnfläche cylindrisch
                              									ausgedreht, um das Mundstück m aufzunehmen, welches aus
                              									einem möglichst dichten und chemisch widerstandsfähigen feuerfesten Materiale
                              									gebrannt ist und eine Durchbohrung besitzt. In den um die Röhre d innerhalb c
                              									verbleibenden Hohlraum kann eine Kühlflüssigkeit eingeleitet werden. Bevor das
                              									Kühlrohr c eingesetzt wird, wird es vorn mit breiiger
                              									feuerfester Masse umgeben, wodurch nachher ein dichtes Zusammenschlieſsen mit der
                              									Fütterung des Raumes A gesichert ist.
                           Der Betrieb des Apparates gestaltet sich, wie folgt: Zuerst steckt man durch die Form
                              										d einen ihrem Querschnitte genau entsprechenden
                              									Eisenstab, dessen Enden sowohl in den Raum A, als auch
                              									nach auſsen hervorragen. Darauf wird der Raum A bei
                              									geöffneten Mannlöchern durch Gas oder Kohle gehörig vorgewärmt. Nachdem dann das
                              									Mannloch K geschlossen und Kühlflüssigkeit durch c geleitet ist, wird A mit
                              									möglichst hitzigem Eisen oder Stahl durch die Oeffnung H vollgegossen. Kurze Zeit darauf wird der in der Form d steckende Eisenstab vorwärts gezogen, das in A enthaltene flüssige Metall folgt dem Stabe, erstarrt
                              									innerhalb der Form d, bildet mit dem zuvor
                              									abgeschmolzenen Stabe einen zusammenhängenden prismatischen Körper, welchen man
                              									ununterbrochen aus der Form zieht, bis der Inhalt von A
                              									erschöpft ist. Die Kraft, welche den eingeführten Stab und darauf den neu entstandenen
                              									prismatischen Eisenkörper aus der Form zieht, geht von einem oder mehreren unter
                              									passenden Winkeln aufgestellten Walzenpaaren aus, deren Kaliberöffnung in der
                              									verlängerten Achse von d liegt. Die Geschwindigkeit der
                              									Walzen wird so geregelt, daſs der Metallfaden hellroth glühend aus der Röhre d tritt. Scharfe Kanten darf letztere nicht haben;
                              									diese müssen in dem Walzwerke hergestellt werden. Die Zugkraft braucht dagegen nicht
                              									von den Walzen auszugehen. Man kann den Draht auch durch 2 Walzen in einem
                              									entsprechenden Kaliber, welches den Drahtquerschnitt noch vermindert, hindurch ziehen.
                           Um Gasausscheidungen aus dem Metalle im Behälter A zu
                              									verhindern, läſst man in den oberen Theil desselben flüssige Kohlensäure
                              									eintreten.
                           Die Herstellung schwerer prismatischer Eisenkörper soll nach diesem Verfahren, so
                              									lange es sich um einfache und volle Profile handelt, wegen des verhältniſsmäſsig
                              									kleineren Reibungswiderstandes weniger Schwierigkeiten bieten als leichtere Stäbe.
                              									Der Apparat bleibt dem zuvor beschriebenen, abgesehen von den Abmessungen,
                              									gleich.
                           Der Sammelraum A kann, namentlich bei dichtem Stahl, zu
                              									einem bloſsen Einguſstrichter zusammenschrumpfen, welcher durch eine gewöhnliche
                              									Gieſspfanne stets voll gehalten wird. Die Form erhält zweckmäſsig eine Neigung,
                              									damit etwaige Gasblasen aus dem noch flüssigen Metalle aufsteigen können.
                           Handelt es sich um die Herstellung prismatischer Körper verwickelten Profils, z.B.
                              									Schienen, oder um hohle Körper, wie Röhren, so ist die Anwendung des Walzwerkes sehr
                              									erschwert oder gänzlich ausgeschlossen. Das Fabrikat muſs also mit seinem
                              									endgültigen Profile aus der Form kommen. Die bewegende Kraft kann in diesem Falle
                              									durch Hebel, hydraulische Vorrichtungen oder irgend welche anderen Mechanismen
                              									geliefert werden. Es ist hier eine absetzende Bewegung angezeigt, in der Art, daſs
                              									man während einer Ruhepause den ganzen Inhalt der Form erstarren läſst, dann den
                              									gebildeten prismatischen Körper nahezu um die Länge der Form schnell vorzieht,
                              									wodurch sich in letztere wieder flüssiges Metall ergieſst, um nach der nächsten
                              									Pause als starrer Körper hervorgezogen zu werden.
                           Um Hohlkörper zu erzielen, muſs die Form d einen
                              									gekühlten Kern erhalten. Derselbe besteht aus einer vorn geschlossenen Stahlröhre,
                              									welche im Bodengemäuer des Sammelraumes A so
                              									eingebettet ist, daſs ihr vorderes Ende conachsial in der Form d steht. Das hintere offene Ende geht durch die
                              									gegenüber liegende Wand von A. Durch ein dünnes, bis
                              									vorn hinein zu führendes Rohr kann der Kern mit Kühlflüssigkeit versehen werden. Die
                              									Einfluſsmündung des Mundstückes liegt dann schräg nach oben. Da in den zuletzt
                              									berührten Fällen der Körper lediglich durch einen Gieſsprozeſs fertig gestellt wird,
                              									so muſs das verwendete Metall dichte Güsse liefern, andererseits aber im gegossenen
                              									Zustande die Festigkeit und Zähigkeit besitzen, welche man zu Bauzwecken verlangt. Ein solches
                              									Metall wollen Pielsticker und Müller in dem mit Silicium-Spiegeleisen hergestellten Fluſsstahl mit 0,3
                              									bis 0,4 Proc. Kohlenstoff gefunden und durch zahlreiche Versuche dargethan haben,
                              									daſs dieser Stahl in gegossenem Zustande fast die nämlichen Gütezahlen gibt, wie
                              									nach dem Schmieden oder Walzen, namentlich auch hinsichtlich der Contraction.
                           Statt des zusammengesetzten Kühlrohres c kann bei der
                              									Erzeugung von Draht u. dgl. einfach ein voller Stahlblock mit achsialer Durchbohrung
                              									oder eine mit Guſseisen umgossene Stahlröhre in Anwendung kommen, wobei dann die
                              									Wärme des einflieſsenden Eisens von der schweren Metallmasse aufgenommen wird.
                              									Innerhalb der Metallmasse können sich auſserdem noch Kanäle befinden, durch welche
                              									Kühlwasser flieſst.
                           Statt des Sammelgefäſses A, in welches das flüssige
                              									Metall übergeführt wird, kann auch irgend ein geeigneter Ofen (z.B. ein Siemens'scher Ofen) benutzt werden, worin das Metall
                              									durch die Wärme einer Feuerung beliebig lange in geschmolzenem Zustande erhalten
                              									werden kann. Der Ofen kann auch zur Bereitung des Metalles gedient haben. An Stelle
                              									der gewöhnlichen Abstichöffnung wird das Kühlrohr c
                              									eingesetzt und im Uebrigen verfahren, wie oben beschrieben.
                           Zur Herstellung von schmiedbarem Guſs schlägt Friedr. E. Paul in Radebeul (* D. R. P. Nr. 27981 vom
                                 									30. December 1883) einen sich drehenden Cylinder vor, welcher in dem Flammraume
                              									eines Ofens mit 2 Feuerungen gelagert ist und dem durch die beiden hohlen
                              									Lagerzapfen Luft zu- bezieh. abgeführt wird. Zur gleichmäſsigen Vertheilung der Luft
                              									im Cylinder sind innerhalb desselben an beiden Enden Siebe angeordnet; zwischen
                              									diese werden die zu entkohlenden Gegenstände eingepackt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
