| Titel: | Ueber Neuerungen an Woolf'schen Dampfmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 405 | 
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                        Ueber Neuerungen an Woolf'schen
                           								Dampfmaschinen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28.
                        Ueber Neuerungen an Woolf'schen Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Wenn auch die Woolf'sche Dampfmaschine mit zwei in einer
                              									Linie liegenden Cylindern und nur einer Kurbel als Fabrikmaschine zum gröſsten
                              									Theile von der sogen. Receiver-CompoundmaschineIn der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1885 S. 80 schlägt Reuleaux dafür die Bezeichnung „Verbund-Beikammer-Maschine“ vor, S. 99 C. B. kurzweg „Behältermaschine“. verdrängt ist, findet die
                              									erstere doch überall da, wo ihre Vorzüge, namentlich ihre gröſsere Einfachheit,
                              									wesentlich ins Gewicht fallen, noch eine ausgedehnte Anwendung. Dies gilt besonders
                              									von den Dampfschiffen, für welche die Woolf'sche Maschine, stehend angeordnet,
                              									vielfach gebaut wird. Der Uebelstand der groſsen Länge bezieh. Höhe, kommt hier
                              									nicht in Betracht, da der Raum über der Maschine doch frei bleiben muſs, während die
                              									Bodenfläche beschränkt ist. Der Nachtheil, daſs der Gang der Woolf'schen Maschine
                              									unter sonst gleichen Umständen nicht so gleichförmig ist wie bei einer
                              									Compoundmaschine mit zwei um 90° versetzten Kurbeln, wird bei groſsen Dampfschiffen
                              									dadurch aufgehoben, daſs man zwei oder drei Woolf'sche Maschinen mit um 90° bezieh.
                              									120° versetzten Kurbeln neben einander stellt. Ferner wird die Woolf'sche Maschine
                              									bei Kleindampfmaschinen, z.B. bei Locomobilen, nicht
                              									selten benutzt, um eine Expansion in zwei Cylindern mit einer möglichst einfachen
                              									Construction zu erreichen. Aber auch als Betriebsmaschine für Spinnereien,
                              									Papierfabriken u.s.w. wird die Woolf'sche Maschine hier und da noch ausgeführt z.B.
                              									von G. K. Stothert und Comp. in Bristol mit
                              									Kolbenschiebern an beiden Cylindern und mit Corliſsbalken (vgl. Engineer, 1883 Bd. 55 * 8. 441), von Worth, Mackenzie und Comp. in Stockton-on-Tees in
                              									stehender Anordnung (daselbst 1884 Bd. 58 * S. 351) bezieh. von Simpson und Comp. in Pimlico in gedrungener liegender
                              									Form mit Strahl-Kondensator (daselbst * S. 463). Die nachstehend aufgeführten
                              									neueren Constructionen sind fast sämmtlich, wie die oben genannten, englischen
                              									Ursprunges.
                           Als Beispiel einer sehr gebräuchlichen Anordnung sind in Fig. 1 Taf. 28 nach dem
                              										Génie civil, 1883 Bd. 3 S. 358 zwei Cylinder der
                              									Maschine des groſsen Postschiffes „La Normandie“ dargestellt, welches die französische Compagnie générale transatlantique vor Kurzem in
                              									England hat bauen lassen. Die ganze Maschinenanlage besteht aus drei neben einander
                              									aufgestellten Woolf'schen Maschinen, welche bei einem im April 1883 angestellten
                              									Versuche eine indicirte Höchstleistung von 6530e
                              									ergaben. Der kleine Cylinder jeder Maschine hat einen Durchmesser von 0m,9, der groſse einen solchen von 1m,9, entsprechend einem Inhaltsverhältniſs von 1 :
                              									4,5; der gemeinschaftliche Hub beträgt 1m,7.Mit Dampfheizung ist nur
                              									der groſse Cylinder versehen; der kleine ist mit gewöhnlichem Filz- und Holzmantel
                              									umkleidet. Die beide Kolben verbindende Kolbenstange ist durch zwei Stopfbüchsen
                              									geführt, so daſs ein verhältniſsmäſsig groſser Raum zwischen den beiden Cylindern
                              									erforderlich ist. Zur Dampfvertheilung dienen zwei auf gemeinschaftlicher Stange
                              									befestigte Schieber, die in gewöhnlicher Weise ihre Bewegung von einer Coulisse
                              									erhalten und deren Gewicht durch den Dampfdruck, welcher auf einen am Ende der
                              									Schieberstange befestigten kleinen Kolben wirkt, ausgeglichen wird. Der kleine
                              									Cylinder ist noch mit einem in einer Höhlung des Grundschiebers steckenden Meyer'schen Expansionsschieber versehen, welcher mit
                              									Hilfe eines nicht gezeichneten Rädergetriebes verstellt wird. Der Grundschieber ist
                              									durch einen auf den Rücken aufgesetzten Kolben theilweise entlastet. Diese Anordnung
                              									der Cylinder hat den groſsen Uebelstand, daſs man, um den groſsen Kolben
                              									herausnehmen zu können, den kleinen Cylinder sammt dem Zwischenstück, auf dem er
                              									ruht, abnehmen muſs.
                           Bei einer liegenden Maschine, welche von der Reading Iron
                                 										Works Company im J. 1882 in Reading ausgestellt war, ist der groſse
                              									Cylinder an das Ende gelegt und, wie nach Engineering,
                              									1882 Bd. 34 S. 27 aus Fig. 2 Taf. 28
                              									ersichtlich, der innere Deckel desselben aus zwei Theilen zusammengeschraubt. Dies
                              									ermöglicht, den Deckel abzunehmen und den kleinen Kolben sammt dem hinteren Deckel
                              									des kleinen Cylinders durch den groſsen Cylinder hindurchzuziehen. Der Condensator
                              									ist bei dieser Maschine, um Platz zu sparen, vor dem Grundbette der Maschine neben
                              									dem Schwungrade aufgestellt, wodurch allerdings der Weg des Dampfes vom groſsen
                              									Cylinder bis zum Condensator sehr lang wird. Die Luftpumpe ist schräg gestellt und
                              									wird direkt durch eine an die Hauptkurbel angehängte Gegenkurbel getrieben.
                           Die Textfigur 1 zeigt nach dem Engineer, 1884 Bd. 58 S. 351 eine von Worth,
                                 										Mackenzie und Comp. in Stockton-on-Tees getroffene Anordnung für die
                              									stehenden Maschinen kleinerer Dampfer. Die Cylinder haben 317 bezieh. 508mm Durchmesser (Inhaltsverhältniſs = 1 : 2,6); der
                              									Hub beträgt 457mm. Die Verbindungsstange der
                              									Kolben ist durch eine Bronzehülse geführt, welche in das Zwischenstück eingehängt
                              									ist; letzteres bildet zugleich die einander zugekehrten Deckel beider Cylinder. Die
                              									Dichtung ist mittels nur einer Stopfbüchse bewirkt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 255, S. 406
                              
                           H. B. Young in London Wall setzt den groſsen Cylinder
                              									unmittelbar auf den kleinen und legt einen hohlen Zwischenboden zwischen beiden ein.
                              									In diesem Zwischenboden war anfänglich eine gewöhnliche Stopfbüchse eingesetzt,
                              									welche durch ein Mannloch in dem vorspringenden Rande des groſsen Cylinders
                              									zugänglich war. Bei der in Fig. 3 Taf. 28 nach Engineering, 1882 Bd. 34 S. 278 abgebildeten neueren Construction ist die
                              									Kolbenstange zwischen den beiden Kolben von einem Rohre umgeben, welches mittels
                              									Metallringen abgedichtet wird. In das Rohr kann auch behufs innerer Heizung Dampf
                              									eingelassen werden. Dadurch, daſs hierbei die obere Fläche des kleinen Kolbens in
                              									stärkerem Maſse verkleinert ist als die untere Fläche des groſsen Kolbens und in
                              									Folge dessen der Dampfdruck nach oben wesentlich gröſser ausfällt als der nach
                              									unten, soll zugleich die Wirkung des Eigengewichtes der auf- und abgehenden Massen
                              									ausgeglichen werden. Es ist dies um so nothwendiger, als bei diesen Maschinen mit
                              									oben stehenden Cylindern wegen der verhältniſsmäſsig kurzen Schubstangen die obere
                              									Kolbenseite eine bedeutend gröſsere Füllung erhält als die untere, wenn der
                              									Dampfabschluſs bei genau entgegengesetzten Kurbelstellungen erfolgt. Bei Anwendung
                              									von Schiebersteuerungen kann man bekanntlich am einfachsten einen nahezu
                              									gleichmäſsigen Antrieb für Auf- und Niedergang durch ungleiche Deckungen der
                              									Schieber erreichen, welche in der Regel ja auch benutzt werden.
                           Bei der in Fig.
                                 										4 Taf. 28 nach Engineering, 1882 Bd. 34 S. 83
                              									abgebildeten Anordnung nach Kingdon's Patent, welche
                              									von Simpson und Denison in Dartmouth für kleine Dampfschiffe benutzt wird, sind die beiden
                              									Cylinder in einem Stücke gegossen. Die Verbindungsstange der Kolben ist nach Art
                              									eines Kammzapfens auf ihrer ganzen Länge mit Ringnuthen versehen und geht ohne
                              									weitere Dichtung durch eine möglichst gut passende Bohrung des eingesetzten
                              									Zwischenbodens. Der durch die hier vorhandene Undichtigkeit verursachte Verlust kann
                              									nicht bedeutend sein. Gehen nämlich die Kolben abwärts, so ist ein Verlust überhaupt
                              									nicht möglich, die Dampfspannung ist zu beiden Seiten des Zwischenbodens ungefähr
                              									gleich und die getroffene Einrichtung hat nur zur Folge, daſs ein kleiner Theil des
                              									Dampfes statt auf dem gewöhnlichen Wege durch die Ringnuthen aus dem kleinen in den
                              									groſsen Cylinder befördert wird; gehen aber die Kolben aufwärts, so wird der nach
                              									unten dringende, stärker gespannte Dampf von der aufsteigenden Kolbenstange zum
                              									groſsen Theile wieder nach oben gerissen. Nur in der Nähe der Endstellungen der
                              									Kolben wird die unmittelbar nach unten überströmende Dampfmenge etwas bedeutender
                              									sein. Beide Cylinder werden in bekannter Weise durch einen gemeinschaftlichen
                              									Schieber gesteuert. Die Durchmesser derselben betragen 76 bezieh. 184mm, der Hub 165mm (Cylinderverhältniſs = 1 : 5,9).
                           In Fig. 5 Taf.
                              									28 sind nach Engineering, 1883 Bd. 36 S. 540 die
                              									Cylinder einer Maschinenconstruction dargestellt, welche von Scott und Comp. in Greenock u.a. für die Dampfer Teucer, Orestes, Laertes, Cyclops und Bellerophon ausgeführt wurde. Jede dieser Maschinen hat nur ein Cylinderpaar und ist zur Ausgleichung des Ganges
                              									mit einem Schwungrade versehen. Die Cylinder des Teucer
                              									haben 0m,622 bezieh. 1m,422 Durchmesser und 1m,295 Hub (Cylinderverhältniſs
                              									= 1 : 5,2). Beide Cylinder, von denen keiner mit Dampfmantel versehen ist, sind
                              									vollständig gegen einander abgeschlossen. Die Kolbenstange des kleinen Cylinders ist
                              									nach oben geführt und durch ein Querhaupt und zwei dicht neben dem Cylinder
                              									herabgehende Stangen mit dem Kolben des groſsen Cylinders verbunden, während die
                              									Kolbenstange des letzteren wie gewöhnlich nach abwärts geht. An die Stelle der einen
                              									inneren Stopfbüchse treten hier allerdings drei Stopfbüchsen; doch sind diese bequem
                              									zugänglich und nach oben gerichtet. Sämmtliche Stopfbüchsen haben doppelte Einsätze
                              									und Packungen, wie in Textfig. 2 und 3 veranschaulicht ist; dieselben zeigen eine der
                              									oberen und die untere Stopfbüchse des Niederdruckcylinders. Für die Steuerung ist am
                              									kleinen Cylinder ein Kolbenschieber, am groſsen Cylinder ein gewöhnlicher
                              									Flachschieber benutzt. In Fig. 6 Taf. 28 ist noch
                              									die Anordnung der Sicherheitsventile des kleinen Cylinders angegeben, welche
                              									nöthigenfalls das niedergeschlagene Wasser entweichen lassen.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 255, S. 408
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 255, S. 408
                              
                           Die in Fig. 7
                              									bis 9 Taf. 28
                              									abgebildete amerikanische Maschine von J. R. Wells in
                              									Brooklyn (* D. R. P. Nr. 26410 vom 5. Juni 1883) unterscheidet sich von den übrigen
                              									hier besprochenen Maschinen dadurch, daſs der groſse Kolben auf zwei Kurbeln wirkt,
                              									welche der Kurbel des kleinen Kolbens gerade gegenüber stehen. Da bei solchen
                              									Maschinen mit um 180° versetzten Kurbeln auch Hubanfang und Ende in beiden Cylindern
                              									zusammenfallen und der Dampf direkt aus dem kleinen Cylinder in den groſsen
                              									überströmt, werden sie wohl passend auch zu den sogen. Woolf'schen Maschinen
                              									gerechnet.
                           Der leitende Gedanke bei der Construction der Wells'schen Maschine war, die auf- und abschwingenden Massen möglichst
                              									vollständig auszugleichen, um eine hohe Umlaufzahl zu ermöglichen. Der groſse
                              									Cylinder steht über dem kleinen und ist mit diesem und der Zwischenwand in einem
                              									Stücke gegossen; seine Verlängerung nach unten bildet einen Mantel für den kleinen
                              									Cylinder. Die beiden Stangen des groſsen Kolbens gehen möglichst nahe am kleinen
                              									Cylinder vorbei durch eingegossene Röhren, welche die Stangen namentlich oben eng
                              									umschlieſsen müssen, damit diese Höhlungen nicht als schädliche Räume wirken. Die
                              									Stopfbüchsen für die drei Stangen befinden sich im unteren Deckel neben einander.
                              									Das Gewicht des groſsen Kolbens sammt zugehörigen schwingenden Theilen soll
                              									möglichst gleich dem Gewichte der entsprechenden Theile des kleinen Cylinders
                              									gemacht werden. Dadurch, daſs hier die Drucke auf die beiden Kolben und die
                              									Cylinderdeckel immer entgegengesetzt gerichtet und die schwingenden Massen in
                              									genannter Weise
                              									ausgeglichen sind, wird in der That ein erheblicher Vortheil erzielt. Die Welle wird
                              									durch den Kurbeldruck nicht auf Biegung beansprucht, die Reibung in den Lagern
                              									nahezu auf die vom Eigengewichte herrührende beschränkt und die Inanspruchnahme des
                              									Gestelles sehr vermindert, so daſs dasselbe verhältniſsmäſsig schwach gebaut sein
                              									darf, ohne daſs Erschütterungen bei schnellem Gange zu befürchten sind u.s.w.
                           Zur Steuerung sind bei beiden Cylindern Kolbenschieber (vgl. Fig. 9) benutzt, welche
                              									ihre Bewegung von einer Stephenson'schen Coulisse aus
                              									erhalten. Der Gleitklotz steht unmittelbar mit der Schieberstange des kleinen
                              									Cylinders und durch einen Hebel D mit der des groſsen
                              									Cylinders in Verbindung. Durch Umstellung der Coulisse wird also die
                              									Dampfvertheilung gleichzeitig in beiden Cylindern und zwar in gleichen Verhältnissen
                              									geändert.
                           Für kleine, schnell laufende Maschinen erscheint die in Fig. 17 Taf. 28 nach dem
                              										Iron, 1883 Bd. 22 S. 3 abgebildete Construction von
                              										A. Shanks und Sohn in Arbroath wegen der
                              									gedrungenen steifen Form sehr empfehlenswerth. Die beiden Cylinder sind, einander
                              									gegenüber stehend, an ein hohles, die Kurbelwelle umschlieſsendes Gestell angebolzt
                              									und die beiden Kolben mit einer gemeinschaftlichen Kurbelschleife verbunden. An das
                              									obere Ende der letzteren ist zugleich der Plunger der Speisepumpe angeschraubt. Zur
                              									Steuerung dienen gewöhnliche, von Excentern bewegte Schieber. Ein auf dem kleinen
                              									Cylinder befestigter, auf ein Drosselventil wirkender Regulator mit wagerechter
                              									Spindel regelt den Gang der Maschine. Für gewöhnliche Fälle soll keine Condensation
                              									benutzt werden; doch ist das Bett so eingerichtet, daſs in der Höhlung desselben
                              									unter dem groſsen Cylinder ein Condensator mit Luftpumpe u.s.w. angebracht werden
                              									kann. Die ganze Anordnung ist von Shanks namentlich mit
                              									Rücksicht auf bequemen Versandt und auf Verwendbarkeit in der Landwirtschaft und in
                              									Colonien entworfen worden.
                           Den Uebergang zu den einfach wirkenden Woolf'schen
                              									Maschinen bildet die in Fig. 16 Taf. 28 nach Engineering, 1882 Bd. 34 S. 32 abgebildete
                              									Cylinder-Anordnung, welche von Burrell und Söhne in
                              									Thetford bei Straſsenlocomotiven und Locomobilen in
                              									Anwendung gebracht wird. Die Cylinder sind durch einen hohlen Zwischendeckel von
                              									einander getrennt, in welchem die Kolbenstange mittels aus Kupferdrahtgaze
                              									hergestellter Ringe von quadratischem Querschnitt abgedichtet ist. Die Kolben sind
                              									mit Ramsbottom'schen Ringen gelidert. Der groſse Kolben
                              									erhält nur auf einer Seite Dampf; andererseits wird unmittelbar die Schubstange
                              									angehängt, welche in einem Schlitze des vorderen Deckels den nöthigen Spielraum
                              									findet. Beide Cylinder haben Dampfmäntel L. Der
                              									Schieber bildet einen -förmigen Kanal F, so daſs
                              									der Raum A für den im Schieberkasten befindlichen
                              									frischen Dampf offen ist. Gehen die Kolben einwärts (von rechts nach links), so
                              									strömt frischer Dampf aus A durch B auf die
                              									rechte Seite des kleinen Kolbens, während der links von beiden Kolben befindliche
                              									Dampf durch C und D und
                              									den Schieberkanal F in den Ausströmkanal E gelangt. Beim Rückgange (von links nach rechts) ist,
                              									wie gezeichnet, der Kanal B durch F sowohl mit D, wie mit
                              										C in Verbindung, so daſs der rechts vom kleinen
                              									Kolben befindliche Dampf expandirend theils auf die andere Seite des kleinen
                              									Kolbens, theils in den groſsen Cylinder tritt. Der Druck ist also dann auf beiden
                              									Seiten des kleinen Kolbens nahezu gleich, so daſs auch der kleine Cylinder
                              									eigentlich nur einfach wirkend ist.
                           Ob hier noch ein Vortheil durch die Expansion in zwei
                              									Cylindern erzielt wird, erscheint mindestens fraglich, da doch der gröſste Theil der
                              									Wand des kleinen Cylinders dem ganzen Temperaturfalle ausgesetzt ist und die
                              									vergröſserte Kühlfläche wie die unzugängliche Stopfbüchse auch Verluste bedingen.
                              									Wahrscheinlich würde eine gröſsere Leistung erreicht, wenn der groſse Cylinder ganz
                              									fortgelassen und die einseitige Füllung des etwas vergröſserten Hochdruckcylinders
                              									auf beide Seiten vertheilt würde. Wenn Burrell mit den
                              									nach diesem Systeme gebauten Locomobilen mit 7e-Kesseln dieselbe Leistung als mit seinen früheren Locomobilen mit einem Cylinder, welche 10e-Kessel hatten, erzielen und dabei noch 30 Proc. Kohlen sparen will, so
                              									kann dies dadurch erklärt werden, daſs in den früheren Locomobilen der Dampf sehr
                              									schlecht ausgenutzt wurde.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 255, S. 410
                              
                           Zweckmäſsiger als die vorige erscheint die von Garrett und
                                 										Söhne in Leiston für kleine Locomobilen benutzte Anordnung, welche in Fig. 13 bis
                              										15 Taf.
                              									28 nach Engineering, 1881 Bd. 32 S. 60 dargestellt ist.
                              									Beide Cylinder sind in einem Stücke gegossen, mit Dampfmänteln b versehen und erhalten beide nur an den äuſseren Enden
                              									Dampf, wie bei der Maschine von Sims (vgl. 1848 109 * 263). Der Kesseldampf gelangt durch den
                              									Absperrschieber d (Fig. 13) und die vom
                              									Regulator bewegte Drosselklappe a in den Schieberkasten
                              									des kleinen Cylinders A und durch einen einseitigen Trick'schen Kanalschieber D mit Doppeleinströmung in den Cylinder A
                              									selbst, dann durch die Schieberhöhlung und den Kanal c
                              									in den groſsen Cylinder und endlich durch einen besonderen Auslaſsschieber E, welcher die Compression im groſsen Cylinder zu
                              									ändern gestattet, in den Ausströmkanal. Ob der Raum zwischen den beiden Kolben,
                              									welcher beim Gange der Maschine abwechselnd vergröſsert und verkleinert wird, mit
                              									der freien Luft in Verbindung stehen soll, ist nicht angegeben. In Textfigur 4 sind ein paar Diagramme gezeichnet, welche
                              									an einer Maschine mit 203 bezieh. 381mm
                              									Cylinderdurchmesser und 254mm Hub
                              									(Cylinderverhältniſs = 1
                              									: 3,5) bei 187 Umdrehungen und 6at,7
                              									Kesselspannung gewonnen wurden. Aus den Diagrammen wurde eine Leistung von 22e,2 berechnet, während sich an der Bremse 18e,2 ergaben. Ein Uebelstand dieser Anordnung ist,
                              									daſs der schädliche Raum für den Niederdruckcylinder sehr groſs ausfällt.
                           In ähnlicher Weise wie die vorige Maschine wirkt auch die in Fig. 10 und 11 Taf. 28
                              									abgebildete Maschine von E. D. Farcot in Paris (* D. R.
                                 									P. Nr. 20771 vom 5. Mai 1882). Dieselbe ist aufrecht angeordnet, der groſse Cylinder
                              									über dem kleinen stehend. Nur ersterer ist von einem Dampfmantel umgeben, in welchen
                              									der frische Dampf oben einströmt und aus dem derselbe unten in den Schieberkasten
                              									eintritt. Beide Cylinder werden durch einen gemeinsamen Schieber gesteuert. Das Neue
                              									an der Maschine ist, daſs der Raum zwischen den beiden Kolben mit dem
                              									abgeschlossenen Hohlräume des Gestelles E, durch
                              									welchen auch der Abdampf geleitet wird, in freier Verbindung steht, so daſs die
                              									Druckänderung an dieser Stelle verschwindend klein wird. Wenn jener Zwischenraum
                              									abgeschlossen ist und in Folge dessen beim Niedergange der Kolben eine erhebliche
                              									Compression der eingeschlossenen Luft bezieh. des eingeschlossenen Dampfes auftritt,
                              									so kann ein Verlust nur dadurch entstehen, daſs die bei der Compression an die
                              									Wandungen abgegebene Wärme bei der folgenden Expansion nicht vollständig
                              									wiedergewonnen wird.
                           Bei groſsen derartigen Maschinen wendet Farcot seinen
                              									bekannten Schleppschieber an. Bei einer anderen, für Pumpen, Schleudertrommeln,
                              									Flügelgebläse u. dgl. bestimmten Anordnung ist das Gestell einseitig ausgeführt. Für
                              									kleine Leistungen wird die Maschine auch liegend gebaut (vgl. Annales industrielles, 1883 Bd. 2 S. 568).
                           In Fig. 12
                              									Taf. 28 ist schlieſslich noch nach dem Engineer, 1881
                              									Bd. 52 S. 483 eine kleine Maschine von Lane und
                                 										Reynolds in London abgebildet, bei welcher wie bei der Maschine von Vallet (vgl. 1879 232 * 6)
                              									beide Cylinder zu einem verschmolzen sind und zugleich die eine Kolbenseite durch
                              									Erweiterung der Kolbenstange auf eine schmale Ringfläche vermindert ist. Die
                              									Dampfvertheilung wird durch einen Schieber besorgt. Die Anordnung ist sehr einfach;
                              									doch wird auch hier durch Vertheilung der Expansion auf zwei verschiedene Räume kaum ein nennenswerther Vortheil erzielt werden
                              									können. Auch wird eine genügende Abdichtung der erweiterten Kolbenstange
                              									Schwierigkeiten machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
