| Titel: | Holzverkohlungsanlage von Hugo Blank in Trzynietz. | 
| Autor: | O. G. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 435 | 
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                        Holzverkohlungsanlage von Hugo Blank in
                           								Trzynietz.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									31.
                        H. Blank's Holzverkohlungsanlage.
                        
                     
                        
                           Prof. Wilh. Sóltz in Schemnitz veröffentlicht in den Bányászati és Kohászati lapok (Berg- und
                                    									Hüttenmännische Blätter), 1884 S. 171 im Verlaufe eines längeren Reiseberichtes auch
                              									seine Wahrnehmungen bei einem Besuche der Holzverkohlungsanlage in Trzynietz
                              									(Oesterr.-Schlesien), welche deshalb von allgemeinerem Interesse sind, weil die
                              									Anlage gegenüber den englischen manche Verschiedenheiten zeigt und eine Verwerthung
                              									aller Nebenerzeugnisse anstrebt.
                           Die in Fig. 9
                              									bis 14 Taf.
                              									31 dargestellte Anlage ist auf eine jährliche Verarbeitung von 18000cbm Holz eingerichtet, zu welchem Zwecke 22
                              									Cylinder oder Retorten R neben einander eingemauert
                              									sind; dieselben sind aus Schmiedeisen – 2m,5 lang
                              									und 1m im Durchmesser – und besitzen eine
                              									guſseiserne Thür und einen an einer Stange mit Oehr befestigten falschen Boden aus
                              									Schmiedeisen, welcher behufs Entleerung der Beschickung durch den Laufkrahn a herausgezogen wird, wobei die Kohle in auf
                              									Schienenwagen stehende Blechkästen fällt. Der falsche Boden ist mit 2 bis 3cm weiten Löchern versehen, damit die
                              									Destillationsgase leichter abziehen können. Die Retorten sind eingemauert; die
                              									Feuerung streicht um dieselben herum, zieht sodann durch den Kanal b in den gemeinsamen Kanal c und von hier in den Schornstein. Aus Fig. 14 ist ersichtlich,
                              									daſs je zwei Retorten mit einer Kühlvorrichtung K
                              									verbunden sind, in welche die Destillationsgase durch eine am hinteren Deckel der Retorte befestigte
                              									Röhre l gehen. Die Destillationsproducte flieſsen durch
                              									die kleinen Seitenröhren d in die gemeinsame Rinne e, die nicht verflüssigten Gase aber bei f in einen gemeinschaftlichen Behälter g und von dort durch 2 oder 3 Röhren in die Sammelröhre
                              										h, von wo die Gase durch die in das Mauerwerk
                              									eingefügten Kanäle i unter die Feuerung gehen. Die
                              									Retorten haben angeblich nur eine Dauer von 9 bis 18 Monaten (in England halten
                              									schmiedeiserne Cylinder 6 Jahre, solche aus Guſseisen 15 Jahre lang aus). Zur
                              									Verkohlung von 250k Holz werden 100k Steinkohle benöthigt, die Temperatur wird auf
                              									350 bis 400° erhalten und die Kohlungsdauer beträgt 8 bis 12 Stunden.
                           Sobald die glühende Kohle in den vorgestellten Kasten gefallen ist, wird dieser mit
                              									einem eisernen Deckel verschlossen, die Fugen mit Lehm verschmiert und die Kasten
                              									sammt den Wagen 24 Stunden lang in der Kühlkammer stehen gelassen.
                           Die verflüssigten Destillationsproducte gehen aus dem Sammelkanale e in den Bottich m (Fig. 11), von
                              									hier durch den Ueberlaufkanal n in den tiefer stehenden
                              									Bottich p. In diesen beiden Bottichen hat sich der
                              									gröſste Theil des Theeres wohl schon abgesetzt; damit dies jedoch vollkommener
                              									erfolge, wird die oben stehende Flüssigkeit mittels Dampfpumpe in einen höheren
                              									Behälter abgezogen, von wo dieselbe in ähnlicher Weise wie früher in einen zweiten
                              									und schlieſslich in einen dritten Bottich (Fig. 12) abgelassen wird,
                              									welcher aber in seiner Mitte einen eng gelochten, mit klaren Kokes gefüllten
                              									Doppelboden besitzt.
                           Behufs Gewinnung von Essigsäure, Aceton, Allyl und Methylalkohol wird das vom Theere
                              									vollständig befreite Wasser in den 20 bis 30hl
                              									fassenden, kupfernen Destillationskessel A (Fig. 10)
                              									gebracht und darin mit bei a ein- und bei b austretendem Dampfe von 3 bis 4at Druck durch eine Schlange erhitzt. Das kupferne
                              									Ableitungsrohr der Destillirblase führt in einen luftdicht verschlossenen
                              									Kupferkessel B, wo es sich in zwei Theile abzweigt, die
                              									mit feinen Löchern versehen sind. Aus diesem Kessel führt wieder ein bei c sich verzweigendes Kupferrohr; der eine Zweig geht in
                              									den offenen Kupferkessel C, auf dessen Boden er in
                              									U-Form mit feinen Löchern mündet; der zweite Zweig führt in den kupfernen
                              									Röhrenkühler D. Die Kessel B und C sind zur Bindung der Essigsäure mit
                              									Kalkmilch gefüllt. Sobald die Flüssigkeit in A
                              									verdampft, wird die übergehende Essigsäure von der Kalkmilch in B gebunden und bildet essigsauren Kalk; die anderen
                              									Destillationsproducte gehen nach Abschluſs des Hahnes d
                              									und Oeffnung des Hahnes e in den Kühler D, von wo sie vollständig verdichtet bei f abgelassen werden; das Ergebniſs ist Wasser, Aceton,
                              									Allyl und Methylalkohol. Nachdem die letzteren sehr flüchtig sind und nach
                              									Abdampfung der ersten 10 Procent des Inhaltes von A
                              									auch diese vollständig entweichen, so ist es nothwendig, daſs, wenn die gesammte
                              									Kalkmilch in B schon burch Essigsäure gebunden wäre und
                              									sich noch essigsaure Dämpfe zeigten, diese durch Schlieſsen des Hahnes e und Oeffnen von d in den
                              									Kessel C gelangen, um da vollständig gebunden zu
                              									werden.
                           Die in B und C gebildete
                              									Lösung von Calciumacetat wird sodann in eisernen Vorwärmern und Abdampfgefäſsen über
                              									freiem Feuer, oder in treppenförmig über einander gestellten, mit Blei gefütterten
                              									Holzgefäſsen durch Dampfschlangen so lange concentrirt, bis sich auf der Oberfläche
                              									Salzschichten zeigen. Um das so ausgeschiedene Salz von den anhaftenden
                              									Theerbestandtheilen zu befreien, wird es durch die Ueberhitze der
                              									Dampfkesselfeuerung vorsichtig erhitzt bezieh. geglüht. Soll vollkommen reines
                              									Calciumacetat gewonnen werden, so wird das calcinirte Rohsalz durch Lösung und
                              									Krystallisation gereinigt.
                           Will man bloſs Essigsäure darstellen, dann wird das Calciumacetat mit Salzsäure
                              									aufgeschlossen (auf 100 Th. Salz kommen 90 bis 95 Th. HCl von 1,16 sp. Gew.) und in
                              									kupfernen Gefäſsen destillirt; das Kühlgefäſs wird am besten aus Zinn hergestellt.
                              									Zur Darstellung chemisch reiner Essigsäure ist Natriumacetat zu nehmen.
                           Die Abscheidung des Acetons, Allyls und Methylalkohols vom Wasser und von einander
                              									beruht auf der Verschiedenheit ihrer Siedepunkte und erfolgt deshalb durch
                              									fractionirte Destillation, welche in Trzynietz in einer dem Savalle'schen Colonnenapparate ähnlichen, stetigen
                              									Destillationsvorrichtung Fig. 9 stattfindet. Die zu
                              									destillirende Flüssigkeit kommt in den mit Dampf erwärmten, nach oben in einen
                              									thurmartigen Aufsatz endigenden Kessel A, welcher durch
                              									eine Anzahl Kupfersiebe in mehrere Colonnen getheilt ist; die aufsteigenden Dämpfe
                              									ziehen durch die Siebe und scheiden die leichter sich niederschlagenden
                              									Wassertheilchen ab, welche sodann auf den einzelnen Sieben eine Wasserschicht von
                              									bestimmter Höhe bilden. Indem die Dämpfe durch diese Wasserschicht hindurchgehen
                              									müssen, werden dieselben noch mehr entwässert, bis die Dämpfe durch das Rohr a in den Röhrenkühler (Dephlegmator) B gelangen. Die in demselben verdichtete, noch Wasser
                              									enthaltende Flüssigkeit wird nach A zurückgebracht,
                              									während die dampfförmigen alkoholischen Bestandtheile sich im Kühler C verdichten und, je nach ihrem Siedepunkte zu
                              									verschiedener Zeit, zuerst Aceton, dann Methylalkohol und zuletzt Allylalkohol bei
                              									der Ausströmung abflieſsen.
                           Diese Trzynietzer Anlage bietet ein Beispiel für die Vortheile der Retortenverkohlung
                              									und ihrer Ertragsfähigkeit unter solchen Verhältnissen, wo die Nebenerzeugnisse
                              									verwerthet werden können. Bei dem stets gröſser werdenden Mangel an billiger
                              									Holzkohle bereitet dieses Verfahren in Gegenden mit groſsen Wäldern und reichen
                              									Eisenerzlagern eine Umwälzung vor, welche von wesentlichem Einflüsse auf die
                              									Concurrenzfähigkeit mancher Werke sein wird. Es werden jedoch noch Erfahrungen
                              									darüber zu sammeln sein, in wie fern die so gewonnene Holzkohle die Meilerkohle
                              									vollständig ersetzen kann; diesbezügliche Versuche mit Trzynietzer Kohle auf dem Erzherzog Albrecht'schen Werke in der Bindt (Zips) haben solche Bedenken nicht unbegründet
                              									erscheinen lassen.
                           
                              
                                 O. G.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
