| Titel: | Zur Untersuchung von Honig. | 
| Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 441 | 
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                        Zur Untersuchung von Honig.
                        Zur Untersuchung von Honig.
                        
                     
                        
                           Zur Untersuchung von echtem Bienenhonig hat E. Sieben (Zeitschrift des
                                       										deutschen Vereins für Rübenzucker-Industrie, 1884 S. 865) 14g Honig mit etwa 200cc heiſsem Wasser gelöst, mit 2cc
                              									Eisenacetatlösung versetzt, aufgekocht, nach dem Erkalten auf 1l gebracht und das Filtrat zum Titriren verwendet.
                              									Der Rohrzuckergehalt des Honigs wurde bestimmt aus dem Unterschiede der Zuckermenge,
                              									ermittelt nach der Meiſsl'schen Methode als
                              									Invertzucker vor und nach der Inversion der Honiglösung mit verdünnter Salzsäure. Zu
                              									diesem Behufe wurden 15g Honig zu 500cc gelöst, davon 200cc oder 6g Honig zu 500cc verdünnt und diese 1g,2 Honig in 100cc enthaltende Lösung zur Invertzuckerbestimmung benutzt; andererseits
                              									wurden 200cc der ersten Lösung = 6g Honig, entsprechend der ftir die Inversion von
                              									Rohrzucker aufgestellten Vorschrift Soxhlet's, mit
                              										150cc Wasser und 50cc ⅕-Normalsalzsäure versetzt, 30 Minuten im
                              									kochenden Wasserbade erhitzt, mit 19cc
                              									½-Normalnatron neutralisirt und zu 500cc
                              									aufgefüllt. Von der letzteren sowie von der nicht invertirten Lösung – jede 1g,2 Honig in 100cc Flüssigkeit enthaltend – dienten 25cc
                              									zur Bestimmung des Invertzuckers nach Meiſsl, indem die
                              									Probe mit 50cc
                              									Fehling'scher Lösung und 25cc Wasser 2 Minuten im Kochen erhalten und das in bekannter Weise gewogene
                              									Kupfer nach folgender Ziffernreihe:
                           
                           
                              
                                 Invertzucker
                                 mg
                                 245
                                 225
                                 200
                                 175
                                 125
                                 100
                                   75
                                 50
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 mg
                                 428,2
                                 400,8
                                 360,3
                                 270,8
                                 233,2
                                 188,9
                                 124,9
                                 96,0
                                 
                              
                           auf Invertzucker berechnet wurde. Der Mehrgehalt an
                              									Invertzucker in der mit Salzsäure behandelten Lösung, bezogen auf 100g Honig, mit 0,95 multiplicirt, ergab den Gehalt
                              									des Honigs an Rohrzucker in Procent.
                           Zur Bestimmung des Wassergehaltes des Honigs wurden etwa 2g,5 mit 10 bis 12g ausgeglühtem Seesand in einer Glasschale mittels eines mitgewogenen
                              									Glasstäbchens verrührt, 6 Stunden lang bei 50 bis 60° und weitere 12 Stunden bei 96
                              									bis 97° im Vacuum getrocknet.
                           Bei der Ausführung von Versuchen, welche angestellt wurden, etwa vorhandene
                              									dextrinartige Stoffe des Honigs in Traubenzucker nach der Sachsse'schen Verzuckerungsmethode mittels Salzsäure überzuführen, zeigte
                              									sich, daſs der Gesammtzucker des reinen Honigs in einem Falle von 73,26 auf 61,68
                              									Proc. fiel, während bei einem mit Rohrzucker versetzten Honig, mit 19,45 Proc.
                              									Rohrzuckergehalt, der Gehalt an reducirenden Zuckerarten von 56,39 Proc. nur auf
                              									57,65 Proc. stieg. Es ist also durchaus unzulässig aus dem Unterschiede im
                              									Reductionsvermögen des Honigs vor und nach der Behandlung mit so viel Salzsäure als
                              									zur Ueberführung des Dextrins in Traubenzucker nöthig ist, auf An- oder Abwesenheit
                              									von Dextrin im Honig zu schlieſsen. Bei dieser Behandlung färbten sich die
                              									anfänglich farblosen Honiglösungen braun.
                           Zur Zerstörung der Lävulose werden 100cc einer
                              									Lösung, welche 2g,5 eines Gemisches von
                              									Traubenzucker und Lävulose enthält, mit 60cc
                              									Sechsfach-Normalsalzsäure 3 Stunden lang in einem Kolben erhitzt, welcher sich in
                              									einem kochenden Wasserbade befindet und durch einen eingehängten Trichter lose
                              									verschlossen ist. Die nach Verlauf dieser Zeit sofort abgekühlte Flüssigkeit wird
                              									mit 56 bis 58cc Sechsfach-Normalnatronlauge
                              									neutralisirt auf 250cc aufgefüllt und 25cc der filtrirten Lösung zur
                              									Traubenzuckerbestimmung nach Allihn verwendet. Bei der
                              									Untersuchung von Honigproben fanden sich Unterschiede zwischen der nach dem Sachsse-Fehling'schen Verfahren ermittelten und der
                              									nach Lävulosezerstörung gefundenen Traubenzuckermenge von – 2,44 bis + 2,29. Diese
                              									Abweichungen sind zum Theile auf die theilweise Zerstörung von Traubenzucker und
                              									nicht völlige Zersetzung der Lävulose, zum Theile wahrscheinlich auch darauf
                              									zurückzuführen, daſs immer gleiche Honigmengen, anstatt gleiche Zuckermengen, zu den
                              									Verfahren benutzt wurden.
                           Bei der Untersuchung von 60 Honigproben fanden sich in 11 Proben Traubenzucker und
                              									Lävulose nahezu in dem Verhältnisse wie im Invertzucker, d.h. zu gleichen Theilen.
                              									In 12 Fällen überwog der Traubenzucker und zwar fanden sich bis 44,71 Proc.
                              									Traubenzucker auf 33,92 Proc. Lävulose. Meist war mehr Lävulose vorhanden; es trafen
                              									höchstens auf 22,23 Traubenzucker 46,89 Lävulose. Zuckerlösungen, welche
                              									Traubenzucker und Lävulose in anderem Verhältnisse enthalten als zu gleichen Theilen, besitzen ein
                              									anderes Reductionsvermögen als Invertzuckerlösungen; der Unterschied ist um so
                              									gröſser, je mehr das Verhältniſs beider Zuckerarten sich von dem des Invertzuckers
                              									entfernt. Man findet wegen des geringeren Reductionsvermögens der Lävulose, im Falle
                              									mehr Traubenzucker vorhanden ist als Lävulose, mehr,
                              									und falls mehr Lävulose als Traubenzucker vorhanden ist, weniger reducirenden Zucker als in Wirklichkeit zugegen ist, wenn man die
                              									Honiglösung mit Fehling'scher Lösung titrirt und die
                              									Menge des Zuckers nach dem Reductions vermögen des Invertzuckers berechnet. Für die
                              									meisten praktischen Zwecke wird, da der Unterschied nur in wenigen Fällen 0,5 Proc.
                              									und darüber beträgt, die Bestimmung des reducirenden Zuckers im Honig als
                              									Invertzucker genügen.
                           27 Proben enthielten keinen Rohrzucker, 21 Proben enthielten unter 2, 12 Proben über
                              									2 Proc. Rohrzucker, der gröſste Gehalt an Rohrzucker betrug 8,22 Proc. Die Menge des
                              									im Honig enthaltenen Rohrzuckers dürfte wohl mit dem Alter des Honigs, mit der
                              									Temperatur des Aufbewahrungsortes u. dgl. im Zusammenhange stehen, da die immer
                              									vorhandenen freien Säuren, sowie ein Gehalt des Honigs an invertirendem Ferment, den
                              									Rohrzucker nachträglich in Invertzucker verwandeln können.
                           Der Wassergehalt schwankte zwischen 16,28 und 24,95 Proc. und der Nichtzuckergehalt
                              									zwischen 1,29 und 8,82 Proc. Den Winter über in einem ungeheizten Räume aufbewahrt,
                              									waren alle Proben mehr oder weniger krystalliniseh erstarrt. Die Schnelligkeit des
                              									Krystallisirens hängt von dem Verhältnisse, in welchem Traubenzucker und Lävulose im
                              									Honig enthalten sind, von dem Wassergehalte sowie von dem Gehalte und der Natur des
                              									Nichtzuckers ab. Wahrscheinlich wird in hehreren Fällen ein höherer
                              									Nichtzuckergehalt des Honigs zum Theile auf Wachs zurückzuführen sein.
                           Je 25g Honig gelöst in 150cc Wasser mit 12g von Stärke freier Preſshefe versetzt, sind nach 2tägiger Gährung bei
                              									Zimmertemperatur vollständig vergohren. Die mit Thonerdehydrat geklärte und
                              									filtrirte rückständige Lösung ist vollständig wirkungslos gegen polarisirtes Licht,
                              									reducirt Fehling'sche Lösung nicht, auch nachdem sie
                              									nach Art der Stärke- oder Dextrinverzuckerung mit Salzsäure erhitzt ist. Verdünnte
                              									Honiglösung, in welcher der vorhandene Rohrzucker vorher in Invertzucker übergeführt
                              									war, mit Fehling'scher Lösung in geringem Ueberschusse
                              									gekocht, enthält dann nichts mehr, was mit gröſseren Mengen Salzsäure erhitzt, Fehling'sche Lösung reducirende Stoffe liefern.
                           Von den bisher für den Nachweis eines Stärkezuckersyrup-Gehaltes im Hönig vorgeschlagenen Methoden kann keine
                              									Anspruch auf Zuverlässigkeit machen. Es wurde vorgeschlagen, den nie fehlenden
                              									Gypsgehalt es Stärkezuckersyrups als Anhaltspunkt für den Nachweis eines solchen
                              									Zusatzes zu benutzen; reiner Honig soll keine Schwefelsäurereaction geben. Von 12
                              									untersuchten unzweifelhaft echten Honigproben gaben 5, nachdem sie mit etwas Wasser
                              									verdünnt und mit wenig Salzsäure angesäuert waren, auf Zusatz von Chlorbaryum eine
                              									schwache, 2 dagegen eine starke Trübung. Es kann also der Schwefelsäuregehalt eines
                              									Honigs durchaus nicht auf eine stattgefundene Verfälschung desselben bezogen werden.
                              									Oder es soll der Honig in seinem 2 fachen Volumen Wasser gelöst und dann mit Alkohol
                              									versetzt werden, welcher anwesendem Dextrin fällen soll. Aber auch in reinem Honig
                              									entsteht durch Alkohol eine Fällung von Eiweiſsstoffen u. dgl., welche manchmal
                              									ziemlich bedeutend ist. Ein einigermaſsen sicherer Nachweis von Stärkezuckersyrup
                              									ist auch hiernach nicht möglich. Maltoselösung erlangt nach der Behandlung mit Fehling'scher Lösung und darauf folgendem Erhitzen mit
                              									Salzsäure wieder ein Reductionsvermögen, welches der Differenz zwischen dem
                              									Reductionsvermögen der Maltose und jenem des Traubenzuckers gleichkommt (38 Procent
                              									vom Reductionsvermögen des Traubenzuckers). In ähnlicher Weise verhalten sich die
                              									schwer vergährbaren Substanzen des Stärkezuckersyrups; 100g Gährrückstand mit einem Reductionsvermögen von
                              									20 reduciren nach dem Erhitzen mit etwas überschüssiger Fehling'scher Lösung und darauf folgender Behandlung mit Salzsäure ebenso
                              									stark, als 76g,5 Traubenzucker; 100g Stärkezuckersyrup in der gleichen Weise
                              									behandelt, reducirten ebenso viel Fehling'sche Lösung
                              									als 38g,5 Traubenzucker.
                           Hiernach werden sich folgende Verfahrungsweisen aufstellen lassen, welche geeignet
                              									sind, für den Nachweis einer Verfälschung des Honigs mit
                                 										Stärkezuckersyrup zu dienen:
                           1) Reiner Honig hinterläſst nach Vergährung der Zuckerarten keine
                              									Substanzen, welche optisch activ sind. Stärkezuckersyrup hinterläſst schwer
                              									vergährbare dextrinartige Stoffe, welche den polarisirten Lichtstrahl stark nach
                              									rechts ablenken.
                           25g Honig werden in etwa 160cc Wasser gelöst und mit 12g von Stärke freier Preſshefe versetzt. Nach
                              									48stündigem Vergähren bei mittlerer Zimmertemperatur wird nach Zusatz von
                              									Thonerdehydrat zu 250cc aufgefüllt, 200cc des klaren Filtrates werden auf 50cc abgedampft und im 200mm-Rohre polarisirt.
                           Dieses Verfahren erweist sich als sehr gut geeignet, um mehr als 5
                              									Proc. betragende Verfälschungen des Honigs mit Stärkezuckersyrup nachzuweisen. Zur
                              										quantitativen Bestimmung der zugesetzten Menge
                              									erscheint die Methode wegen der Vergährbarkeit des Dextrins wenig geeignet, oder nur
                              									dann anwendbar, wenn gleichzeitig Vergleichsproben von bekanntem
                              									Stärkezuckersyrupgehalte nach der gleichen Weise untersucht werden.
                           2) Der Gährrückstand von reinem Honig, mit Salzsäure nach Art der
                              									Dextrinverzuckerung erhitzt, gibt keinen reducirenden Zucker; der Gährrückstand von
                              									Stärkezuckersyrup liefert, auf gleiche Weise behandelt, Zucker.
                           Von der obigen zum Polarisiren dienenden Flüssigkeit werden 25cc mit 25cc
                              									Wasser und 5cc concentrirter Salzsäure 1 Stunde
                              									lang im kochenden Wasserbade erhitzt, neutralisirt, zu 100cc aufgefüllt und in 25cc der Lösung der Zuckergehalt als Traubenzucker
                              									nach Allihn bestimmt. Der so gefundene Zuckergehalt,
                              									mit 40 multiplicirt, ergibt die auf den Gährrückstand von 100g Honig entfallende Menge Traubenzucker.
                           Auch dieses Verfahren läſst einen Stärkezuckersyrupzusatz von über
                              									5 Proc. zum Honig mit Sicherheit erkennen. Waren jedoch die Bedingungen bei der
                              									Vergährung ungünstige, so kann ein kleiner Rest unvergohrener Zucker hier zu einer
                              									Täuschung Veranlassung geben, indem der genannte Zuckerrest für Zucker, entstanden aus
                              									dextrinartigen Verbindungen, gehalten werden könnte. Man vermag sich nun in der
                              									Weise zu helfen, daſs das Reductionsvermögen des Honigrückstandes vor der Behandlung
                              									mit Salzsäure bestimmt wird; ist dasselbe gröſser oder ebenso groſs vor der
                              									Behandlung mit Salzsäure als nach dieser, so hat man es mit einem unvergohrenen
                              									Zuckerrest zu thun; denn durch das Erhitzen mit Salzsäure wird die schwerer
                              									vergährbare Lävulose mehr oder weniger zerstört; es sinkt also das
                              									Reductionsvermögen des Gährrückstandes. Findet man das Reductionsvermögen erheblich
                              									vergröſsert, so muſs Zucker aus dextrinartigen Stoffen gebildet worden sein.
                           Bei dem ersten Verfahren wird ein kleiner Rest unvergohrenen
                              									Honigzuckers keinen Nachtheil für die Beurtheilung der Echtheit mit sich bringen,
                              									weil der unvergohrene Zucker linksdrehend ist, deshalb also den Grad der
                              									Rechtsdrehung wohl um ein geringes abschwächen, nicht aber, allein vorhanden, die
                              									Anwesenheit von rechtsdrehendem Dextrin vortäuschen kann. Auf keinen Fall wird man
                              									auch bei der Untersuchung des Gährrückstandes auf sein Zuckerbildungsvermögen einem
                              									Irrthume ausgesetzt sein, wenn man anstatt einer 2-eine 3tägige Gährdauer
                              									anwendet.
                           3) Der Traubenzuckergehalt des reinen Honigs, welcher durch
                              									Vereinigung der Fehling'schen mit der Sachsse'schen Zuckerbestimmungsmethode gefunden wird,
                              									weicht nicht mehr als ±2,5 von dem Betrage ab, welcher sich nach dem mitgetheilten
                              									Verfahren der Lävulosezerstörung durch Salzsäure ergibt. Die Dextrine des
                              									Stärkezuckersyrups werden durch gleiche Behandlung mit concentrirter Salzsäure fast
                              									vollständig in Traubenzucker verwandelt. In einem mit Stärkezuckersyrup versetzten
                              									Honig wird also nach der Zerstörung der Lävulose in Folge der gleichzeitigen Bildung
                              									von Traubenzucker, mehr Traubenzucker gefunden werden, als ursprüglich vorhanden war
                              									und nach Sachsse-Fehling ermittelt wurde. Das Verfahren
                              									ist nicht geeignet für eine genauere Schätzung des Stärkezuckersyrupgehaltes im
                              									Honig und nur dann zur Feststellung der Fälschung anwendbar, wenn der
                              									Stärkezuckersyrupgehalt im Honig mindestens 10 Proc. beträgt.
                           4) Honiglösungen, deren Rohrzucker vorher in Invertzucker
                              									verwandelt ist, mit so viel Fehling'scher Lösung
                              									erhitzt, daſs diese im Verhältnisse zum Gesammtzucker in geringem Ueberschusse sich
                              									befindet, enthält nach dieser Behandlung keine Substanzen mehr, welche nach Art der
                              									Dextrinverzuckerung mit Salzsäure erhitzt, Zucker liefern.
                              									Stärkezuckersyruplösungen, der gleichen Behandlung unterzogen, geben für je 100g Syrup nahezu 40g Traubenzucker.
                           14g Honig werden in etwa 450cc Wasser gelöst, mit 20cc halber Normal-Säure zur Ueberführung des
                              									allenfalls vorhandenen Rohrzuckers in Invertzucker ½ Stunde im Wasserbade erhitzt,
                              									neutralisirt, zu 500cc aufgefüllt, so daſs eine
                              									etwa 2procentige Invertzuckerlösung erhalten wird. 100cc
                              									Fehling'scher Lösung werden mit dieser Zuckerlösung
                              									titrirt (von der Lösung reinen Honigs werden 23 bis 26cc verbraucht). Nach diesem Titrirungsergebnisse werden 100cc
                              									Fehling'scher Lösung mit 0cc,5 Honiglösung weniger gekocht, als zur Reduction allen Kupfers
                              									erforderlich wäre. Man filtrirt durch ein Asbestfilterrohr, wäscht mit etwas heiſsem
                              									Wasser nach, neutralisirt das Filtrat mit concentrirter Salzsäure, fügt hierauf ein
                              									0,1 Volumen concentrirter Salzsäure hinzu, erhitzt 1 Stunde im kochenden Wasserbade,
                              									neutralisirt mit concentrirter Natronlauge, deren Neutralisationswerth gegenüber der
                              									concentrirten Salzsäure bekannt ist, bis auf einen geringen Säureüberschuſs und
                              									füllt zu 200cc auf. Die erkaltete Lösung scheidet
                              									bei kräftigem Schütteln Salze aus (hauptsächlich Weinstein in Folge des geringen
                              									Säureüberschusses). 150cc der filtrirten Lösung
                              									werden mit 120cc
                              									Fehling'scher Lösung und 20cc Wasser erhitzt und aus dem gewogenen Kupfer der Traubenzucker nach Allihn berechnet.
                           Bei der Untersuchung reinen Honigs finden sich höchstens 2mg Kupfer im Asbestrohre. Bei Verfälschung des
                              									Honigs mit Stärkezuckersyrup, von der Beschaffenheit des hier verwendeten, welcher
                              									38,5 bis 39,0 Proc. Traubenzucker nach der angeführten Behandlung liefert, wird dann
                              									Kupfer gewogen, wenn reiner Honig 75 Proc. Gesammtinvertzucker enthält und derselbe
                              									verfälscht ist mit:
                           
                           
                              
                                 Stärkezuckersyrup
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 10
                                 Proc.
                                      40mg
                                 
                              
                                 20
                                 
                                   90
                                 
                              
                                 30
                                 
                                 140
                                 
                              
                                 40
                                 
                                 195
                                 
                              
                                 50
                                 
                                 250
                                 
                              
                                 60
                                 
                                 330
                                 
                              
                                 70
                                 
                                 410
                                 
                              
                                 80
                                 
                                 500
                                 
                              
                           Nach dieser Methode kann der geringste Zusatz von
                              									Stärkezuckersyrup im Honig mit gröſster Sicherheit erkannt werden und diese Methode
                              									ist am ehesten geeignet, einen zuverlässigen Anhaltspunkt für eine genauere
                              									Schätzung des stattgehabten Zusatzes zu bieten, da die Stärkezuckersyrupsorten des
                              									Handels, wenn man von der äuſseren Beschaffenheit absieht, von sehr gleicher
                              									Zusammensetzung sind.
                           C. Amthor (Repertorium,
                              									1884 S. 361) fand, daſs Waldhonige aus den Vogesen in
                              									5procentiger Lösung bis 1°36' nach rechts drehten und zwar um so stärker, je mehr
                              									dieselben den von Coniferen gesammelten dunkeln Honig enthielten. Die Proben
                              									enthielten Spuren von Chlor und Schwefelsäure und gaben mit Alkohol einen milchigen
                              									Niederschlag.
                           W. Lenz (Chemikerzeitung,
                              									1884 S. 613) löst 30g Honig in 60g Wasser; mit der Westphal'schen Wage bestimmt, soll das Eigengewicht der Lösung nicht unter
                              									1,111 betragen. Zur Bestimmung des Trockensubstanzgehaltes werden 5g der Lösung verdunstet und bei 100 bis 105°
                              									getrocknet. Nach dem Verbrennen des Trockenrückstandes erhält man das Gewicht der
                              									Asche. Sollte der Honig Sand oder Mineralpulver oder ungewöhnlich viel Unlösliches
                              									enthalten, so müssen Trockensubstanz und Asche mit 1 bis 2g einer möglichst gut durchgemischten
                              									Durchschnittsprobe des Honigs bestimmt werden. Zur Bestimmung des optischen
                              									Drehungsvermögens werden 50cc der Honiglösung mit
                              										3cc Bleiessig und 2cc concentrirter Natriumcarbonatlösung versetzt
                              									und die Filtrate darauf im 220mm langen Rohre des
                              									groſsen Wild'schen Polaristrobometers bei Natriumlicht
                              									polarisirt. Bei reinen Bienenhonigen ist eine geringere Drehung als – 6°30' noch
                              									nicht vorgekommen.
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                    											derHonigsprobe
                                 ReducirenderZucker
                                 Unterschied(Rohrzucker)
                                 Trocken-substanz
                                 Feuchtigkeit
                                 Asche
                                 Schwefelsäure-gehaltder
                                    											Asche
                                 
                              
                                 vor
                                 nach
                                 derTrocken-substanz
                                 desnatürlich.Honigs
                                 
                              
                                 der Inversion
                                 
                              
                                 1) Egyptische
                                 61,11
                                 66,11
                                 5,00
                                 69,56
                                 30,44
                                 0,48
                                 0,33
                                 Reichlich
                                 
                              
                                 2) Italienische
                                 43,70
                                 52,00
                                 9,70
                                 65,39
                                 34,61
                                 0,43
                                 0,28
                                 Reichlich
                                 
                              
                                 3) Lissaboner
                                 68,70
                                 73,01
                                 4,31
                                 79,68
                                 20,32
                                 0,88
                                 0,68
                                 Gering
                                 
                              
                                 4) Domingo
                                 66,95
                                 74,74
                                 7,79
                                 79,38
                                 20,62
                                 0,34
                                 0,27
                                 Gering
                                 
                              
                                 5) Mexicaner
                                 70,83
                                 76,35
                                 5,52
                                 78,65
                                 21,35
                                 0,19
                                 0,15
                                 Zieml. reichlich
                                 
                              
                                 6) Valparaiso
                                 69,53
                                 75,80
                                 6,27
                                 76,94
                                 23,06
                                 0,32
                                 0,24
                                 Zieml. reichlich
                                 
                              
                                 7) Havanna
                                 65,28
                                 66,89
                                 1,61
                                 75,42
                                 24,58
                                 0,77
                                 0,58
                                 Zieml. reichlich
                                 
                              
                                 8) Brasilianer
                                 69,32
                                 71,45
                                 2,13
                                 82,46
                                 17,54
                                 0,35
                                 0,29
                                 Zieml. reichlich
                                 
                              
                           Probe 1, 2 und 5 reagirten neutral, 3 und 4 schwach, 6 und 7
                              									deutlich, 8 stark alkalisch. Chlorgehalt nur geringe Spuren.
                           
                           Der Titrirung vor und nach der Inversion nach Fehling
                              									legt Lenz nicht so hohen Werth bei wie der
                              									Polarisation; denn eine Verfälschung des Honigs mit möglichst von Dextrin freier
                              									Glucose würde sich zwar im Polariskope, nicht aber durch Bestimmung des reducirenden
                              									Zuckers vor und nach der Inversion entdecken lassen. Bei keiner der in vorstehender
                              									Tabelle eingetragenen Proben würde die Abweichung zwischen den Mengen des
                              									reducirenden Honigs vor und nach der Inversion den Beweis einer Verfälschung
                              									erbracht haben; auch sonst zeigten sich sämmtliche Honige bei der qualitativen
                              									Prüfung durchaus unverdächtig. Die Polarisation der Honigproben 2 und 5 betrug aber
                              									– 0,37° und + 0,38°, so daſs dieselben nicht rein sind.
                           Werthvolle Aufschlüsse über die Beschaffenheit des Honigs gibt die qualitative
                              									Untersuchung. Die Lösung von 1 Th. echtem Bienenhonig in 2 Th. Wasser soll beim
                              									Vermischen mit 4 Th. 90procentigem Spiritus eine trübe, aber noch durchscheinende
                              									Lösung geben, welche nach längerem Stehen einen sehr geringen Bodensatz macht. Ein
                              									Theil des Bodensatzes wird mikroskopisch untersucht, ein anderer mit verdünnter
                              									Salpetersäure und Wasser erwärmt, filtrirt und mit Chlorbarium auf Sulfate geprüft.
                              									Eine Beimischung von Melasse oder „holländischem Syrup“ kann bisweilen beim
                              									Erwärmen an dem eigentümlich brenzlichen Gerüche erkannt werden. Nach Gotllieb ist das sicherste Kennzeichen der Melasse ihr
                              									gröſserer Aschengehalt und in der letzteren zumal der beträchtliche Gehalt an
                              									Chlornatrium.